Grußwort zur Daimler-Hauptversammlung
Laudatio auf ein erfolgreiches Team
Eine Zyglosse von Rudolf Sponsel, Erlangen
Chart erstellt mit Hilfe des Cortal-Consors
Internet-Portals. Bild-Montage RS.
Ich freue mich, die Laudatio für den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp und sein global so überaus erfolgreiches Team halten zu dürfen. Wie Sie, verehrte AktionärrInnen, ja alle wissen, ist es sehr schwer geworden, in Deutschland ein Unternehmen zu führen. Die vielen Arbeitslosen, Faulen und Pflegefälle fressen unsere Sozialkosten auf. Leistung rentiert sich nicht mehr. SozialhilfeempfängerInnen und SchwarzarbeiterInnen bestimmen die Wirtschaft. So haben wir unter größten Mühen Milliardenverluste erwirtschaftet. Chrysler war ein Flop. Mitsubishi entwickelt sich zum Flop. Und bei der Maut haben wir auch gezeigt, was wir wirklich können und drauf haben. Man mag uns nachsagen, was man will, eins können wir wirklich: Milliarden in den Sand setzen und gleichzeitig gut dastehen. Das ist ein wirklich großes Verdienst in diesen schweren Zeiten. Andere wären längst pleite. Deshalb haben wir auch schweren Herzens darauf verzichtet, an Vorstand, Aufsichtsrat und Management Boni in Höhe von einer Milliarde, wie es eigentlich richtig wäre und geplant war, auszuschütten. Einfühlsam und solidarisch wie wir es nun einmal in der großen Familie der Deutschland AG gewohnt sind, gingen wir mit gutem Beispiel voran und haben uns nur 131% Gagenerhöhung gewährt. Das ist mehr als nobel und viel weniger als uns tatsächlich zusteht: im Grunde ja ein bißchen mehr als alles. Denn schließlich haben unsere Transaktionen, auch wenn sie schief gegangen sind, ein Vielfaches dessen betragen. Sie alle wissen, daß es nicht mehr auf Gewinne ankommt, das ist Kapitalismus aus dem 20. Jahrhundert. Damals hatten die Besitzer noch etwas zu verlieren. Diesen perversen Rest eines unsozialen Kapitalismus hat die postmoderne, globale Wirtschaftsordnung endlich nachhaltig überwunden. Leistung lohnt sich wieder, wo es sein muß: nämlich ganz unten. Deshalb kommt es nur darauf an, oben zu sein. Gewinne, Stabilität, Solidität, Nutzen, Sinn, das alles sind Kategorien aus dem vergangenen Jahrtausend. Der Weg ist doch in Wahrheit immer das Ziel. Und das heißt hier und jetzt und heute: der globale Weg, d.h. die Bewegung von Milliarden, wohin ist nicht so wichtig, Geld muß wandern, fließen, in Bewegung sein. Da geht es mal rauf, und da geht es mal runter. Für den Fall, daß es runter geht, können wir entlassen, Löhne kürzen, Arbeitszeiten verlängern, Betriebsrenten kündigen, Subventionen verlangen, Steuern aussetzen und notfalls auch unsere Bilanzen zum Friseur schicken. Last but not least gibt es auch noch Firmentafelsilber, das man verscherbeln kann, wie unser Freund Josef Ackermann, der große Werteschaffer, mit seinen 14 Milliarden Peanuts jüngst eindrucksvoll unter Beweis stellte. Wem all dieses noch nicht genügt, den darf ich auf eine neue Technik der kognitiven Psychologie und Kommunikationstherapie hinweisen: die hohe Kunst der Umdeutung: Was ist schon Leistung, was ist schon Verantwortung, was ist schon Anstand, was ist schon Ehre? Das sind doch alles inhaltsleere Floskeln, schließlich kommt es nicht einmal mehr auf die Definitionsmacht, sondern nur auf die Macht an. Und wer die Macht hat sagt, wo es, wie es lang geht und auch, was die Dinge bedeuten. Es gibt wohl kein System auf der Welt, das dieses Prinzip so gut, so rein und so nachhaltig demonstriert wie die wirklich Großen der Deutschland AG. Und bedenken Sie: Niemand ist einsamer als eine deutsche Elite-ManagerIn. Niemand hat eine solche geballte Bürde zu tragen: egal, was immer auch passiert, wir müssen immer Geldsäcke nach Hause schleppen. Und kaum sind sie oben, kommen schon neue, fortwährend, ohne Ende, ein hartes, entbehrungsreiches Leben wie einst Sisyphus: immerzu Geld scheffeln, ohne jeden Sinn. Da kennen wir keinen Feierabend, keinen Urlaub, Tag und Nacht schlaraffen wir. Und nichts ist schwerer, als all das viele Geld hin und her zu rollen - ist doch selbst, wie uns die Physik lehrt, schon die gleichförmige kreisförmige Bewegung eine Beschleunigung und kostet unentwegt viel Kraft - gegen allen Neid, gegen alle Mißgunst, die niemandem so sehr im Nacken sitzt wie der Kern-Kompetenz-Crème der deutschen Wirtschaftselite. Und hier geht es nicht, wie Sie alle wissen, um läppische Peanuts von nur 50 Millionen. Hier geht es tatsächlich um echtes Geld, um richtige Beträge. Hier reden wir wenigstens von der Größenordnung eines Staatshaushalts. In diesem Sinne: Frohe Peanuts allen AktionärrInnen!
Was muß sich ändern in der deutschen Wirtschaft ?
korrigiert 05.04.04 irs