Innere Wahrnehmung bei David Theodor August Suabedissen (1773-1835)
von Rudolf Sponsel, Erlangen
_
![]() Bildnis: Hessische Biografie. |
Preisfrage der königlichen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin (1807):
"Giebt es eine unmittelbare innere Wahrnehmung, und worin ist diese von der innern Anschauung und von der blosen Abstraction der Regeln unsers Denkens und Empfindens durch wiederholte Beobachtung verschieden? Worin sind die Anschauungen von der Empfindung und dem innern Gefühle verschieden? In welcher Beziehung stehen diese Handlungen oder Lagen des Gemüths mit den Begriffen und Ideen?" |
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Anmerkungen und Endnoten, Querverweise,
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und Zitierung, Änderungen
Einleitung, worin von der Wichtigkeit
der Auf-
gabe und dem Princip ihrer Auflösung gehandelt,
auch die Reflexion und Anthropologie gegen die
Herabsetzung der Neuern vertheidigt wird; nebst
Anordnung des Stoffes der Abhandlung.
Seite 1 bis 15
I.
Von der innern Wahrnehmung, insbesondere in
Vergleichung mit der innern Anschauung und der
Abstraction der Regeln des Denkens und Empfin-
dens.
A. Von der innern Wahrnehmung.
Einleitung § 1. Unterscheidung
der äussern W. von
der Erfahrung und Erkenntniß
durch ihre Unbestimmt-
heit, 2 und 3. — Sie ist
der Inhalt der Erfahrungser-
kenntniß, 4. — Ob
sie Vorstellung sey, 5. Unmit-
telbare Einheit des Thuns
und Leidens, des Subjecti-
ven und Objectiven in der
W., 6 und 7. — Äussere
und innere W. im Gegensatze,
8. — Unmittelbarkeit
und Unbestimmtheit der innern
W., 9. — Wahrneh-
mung überhaupt, 10.
— Sinn, 11 — Weitere Erör-
terung der innern W.,
12 —Absolut innere W.,
13 bis 15. — Ist der Inhalt
aller reellen Erkenntiß;
16. — Zusammenfassung des
Ganzen, 17.
S.16 bis 42.
B. Von der innern Anschauung.
Äußere A. im
engern Sinne §. 1. — Im weitern, 2.
— Innere oder geistige A.
nämlich a) Abbilder der
sinnlichen Dinge, 3. — b)
Eigne Gestaltungen, 4. —
Mathematische Constructionen,
5. — Merkmale der
A. überhaupt, a) Unmittelbarkeit,
6. — Bestimmt-
heit, 7 — c) Klarheit, 8.
— Erklärung der A. über-
haupt, 9. — Intellectuelle
A., 10. — Wie sie Fichte
nimmt, 11. — Beurtheilung,
12. — Intellectuelle A.
nach Schelling, 13. — Beurtheilung
14. — Intell. A.
als A. des Absoluten ein
Widerspruch, 15. — Als A.
des Universums betrachtet,
16. — A. der Mystiker, 17.
— Übersicht, 18.
S. 42 bis 79
C. Vergleichung der innern Wahrnehmung und innern
Anschauung.
Uebereinstimmung und Verschiedenheit
der W. und
A. überhaupt, §
1. — Unmittelbare Folgen der Ver-
schiedenheit, 2. — Unterschied
insbesondere der ab-
solut innern W. von der
innern A., 3.
S. 79 bis 84
D. Unterschied der innern Wahrnehmung von der Ab-
straction der Regeln unsers Denkens und Empfindens
durch wiederholte Beobachtung.
Wie der menschliche Verstand
die äussere Welt un-
ter Begriffe und Gesetze
faßt, § 1. . — Wie er die Re-
geln des Denkens und Empfindens
durch Reflexion
erkennt, 2. — Wie
sich von dieser Geistesoperation
die innere Wahrnehmung unterscheidet,
3.
S. 85 bis 90
II.
Von der Empfindung und dem Gefühle in Verhält-
niß zu der innern Wahrnehmung und. der in-
nern Anschauung.
A. Von der Natur der Empfindung und des Gefühles.
Empfindung, §. 1. —
Unmittelbarkeit, Äußerlichkeit,
Sinnlichkeit, Körperlichkeit,
Beziehung auf das Be-
wußtseyn, Bestimmtheit
oder Unbestimmtheit der Em-.
pfindung, 2. — Gefühl,
3. — Weitere Erörterung des
Gefühls, als ein Innewerden
eines innern Zustandes,
4. — Absolutes Selbstgefühl,
5. — Unterschied des-
selben von dem Gefühle
der Mystiker, 7. — Wieder
mögliche Mißverständnisse,
8. — Allgemeine Einthei-
lung der Gefühle, 9.
— Gefühl und Empfindung, 10.
S. 91 bis 112
B. Unterschied der Wahrnehmung und der Anschauung
insbesondere der innern Wahrnehmung und der innern
Anschauung von der Empfindung und dem Gefühle.
Nutzen und Schwierigkeit
solcher Vergleichungen, § 1.
— Eine allgemeine Bemerkung
über die jetzt beab-
sichtigte Unterscheidung,
2. — Unterschied der Wahr-
nehmung von der Empfindung,
3. — Der Anschauung
von der Empfindung, 4. —
Der Anschauung von dem
Gefühle, 5. — Der innern
Wahrnehmung von dem
Gefühle, 6.
S. 112 bis 126
III.
Von dem Verhältniß der bisher erörterten Gemüths-
äußerungen, der innern Wahrnehmung, der
in-
nern Anschauung, der Empfindung und dem Ge-
fühle zu den Begriffen und den Ideen.
A. Von der Natur des Begriffes
und der Idee.
Ableitung der Natur des Begriffes aus der Geschichte
seiner Entstehung § 1. — Eintheilung der Begriffe,
2. — Idee in dem höhern Sinn, 3. — Nähere
Be-
stimmung desselben, 4. — Unterscheidung von der
sinnlichen Vorstellung und dem Begriffe, 5. — Erklä-
rung, 6. — Von der Realität und Eintheilung
der Ide-
en, 7. — Wie der Mensch zu den Ideen gelange, 8.
S. 127 bis 145
B. Von der Beziehung, in Welcher die innere Wahrnehmung
und Anschauung,
die Empfindung und das Gefühl zu
den Begriffen und Ideen stehen.
Beziehung dieser Gemüthsäußerung
zu den Begriffen
§ 1 bis 4. — Beziehung derselben zu den Ideen, 5
bis 8. — Von der Anschauung der Idee, welche der
Künstler haben soll, 9.
S. 145 bis 164
Schlußbemerkungen, zur Übersicht und Erläuterung.
S. 165 bis 189
Ende Inhaltsverzeichnis Suabedissen
Wie ist nach exakter wissenschaftstheoretischer Analyse und Definitionstheorie
bei Fragen "Gibt es X? schrittweise vorzugehen?
(Fett-kursiv und Schriftgrad 14 von R. S.)
14: "Zweitens diese
Gemüthsäußerungen in Bezie-
hung auf einender zu betrachten, insbesondere den
Unterschied der unmittelbaren
innern Wahrnehmung
und der innern Anschauung, von den andern er-
wähnten Gernüthsäußerungen
bestimmt anzugeben.
Die Stellung
der Aufgabe selbst giebt uns An-
leitung, in die Mannichfaltigkeit dieses Inhaltes
An-
ordnung und leichtere Uebersicht zu bringen. Hal-
ten wir uns nämlich an die Folge, in welcher
sie
die einzelnen Gemüthsäußerungen
aufführt und ihre
Vergleichung fordert: so scheint alles in drei Haupt-
theile zu zerfallen. — Der Hauptgegenstand des
ersten ist die innere
Wahrnehmung, und
insbesondere ihre Vergleichung mit der innern
Anschauung und der Abstraction
der Re-
geln unsers Denkens und Empfindens.
..."
16: "A. Von der innern Wahrnehmung.
Die Aufgabe in Beziehung auf innere
Wahrneh-
mung ist in den
Fragen ausgedrückt: Giebt es
eine innere Wahrnehmung?
und, was ist
sie? — Die erstere Frage wird
durch die letztere
zugleich mit beantwortet, sofern die Beantwortung
nur wirklich darthut, was innere
Wahrnehmung ist,
nicht etwa, was man sich bei diesem Worte den-
ken könnte. Wir müssen daher auf uns selbst
re-
flectiren, um zu erfahren, welche Aeußerung
des
Gemüthes wir mit diesem Namen belegen, und
was
ihr eigenthümlich ist. — Man redet aber nicht
blos von innern, sondern auch von äußern
Wahr-
nehmungen, ja innere Wahrnehmung
weiset auf
äußere. Es läßt sich erwarten,
daß die Erkenntniß [>17]
der einen die Erkenntniß der andern erleichtern
werde. Darum, umfassen wir beide, indem wir zu
erforschen suchen, sowohl was jeder eigenthümlich,
als auch was beiden gemein ist, und auf diese Weise
zu einer, richtigen Erkenntniß der Wahrnehmung
überhaupt zu gelangen hoffen. — Wir fangen
mit
der äußern an.
2.
Mit dem Namen äussere
Wahrnehmungen
bezeichnen wir die Uranfänge der äussern
[FN1)] Erfah-
rung, die ersten auf Erkenntniß gerichteten
Aeuße-
rungen des Gemüths, in welchen wir etwas nur
auffassen, ohne Bestimmung, ohne Begriff und Ur-
theil. Der Schimmer, des Lichtes fällt in die
Augen
des neugebornen lebenden Kindes; er dringt nicht
durch, er wird auch nicht zurückgeworfen, wie
von
dem todten: sondern er wird aufgenommen ohne
Urtheil, ohne Bestimmung, was dies sey, — es wird
nur genommen. Du hörst einen
Schall, weißt
nicht woher noch wovon, kannst ihn nicht sogleich
mit einem bekannten vergleichen, er bleibt unbe-
stimmt: aber die Wahrnehmung hast du eben so
gut, als wenn du alle diese Urtheile damit verbin-
den könntest. Du hörst den Donner rollen,
du
weißt, es ist der Donner und findest dich
in die-
sem Wissen beruhigt; aber ehe du dies wußtest,
ehe du diese Erfahrung
gemacht haben konn-
test, mußtest du ein an sich gänzlich
unbestimmtes [>18]
Vernehmen eine Wahrnehmung
haben, die du
nun, entweder selbst, bei öfterer Wiederkehr
der-
selben, durch Vergleichung, oder durch die Beleh-
rung Anderer, bestimmen,
das heißt, als dies
oder jenes erkennen, in dem Verstande fixiren, und
als eine Erfahrung niederlegen konntest.
3.
Die äußere Wahrnehmung unterscheidet sich
also von der Erfahrung, als ein Unbestimmtes
von
dem Bestimmten. Es muß ein Urtheil hinzukom-
men, daß ich dies oder jenes wahrnehme, daß
meine
Wahrnehmung diese oder jene Ursache habe, auf
daß sie zur Erfahrung werde. Eben so ist auch
die Wahrnehmung keine Erkenntniß im engern
Sinne. Denn wir erkennen, begreifen, verstehen
in der Wahrnehmung das Wahrgenommene nicht.
Erst, wenn wir die Wahrnehmung festhalten, und
unsere Erkenntnißthätigkeit weiter auf
dieselbe rich-
ten, wird das in ihr Enthaltene in dem hinzukom-
menden Begriffe verstanden und als dies oder je-
nes erkannt. Erkenntniß ist die begriffene,
ver-
standene Wahrnehmung. Folglich kann man die
Wahrnehmung nicht Erkenntniß nennen, wenn
nicht
jede Aeußerung des Gemüthes, die — willkührlich
oder unwillkührlich — auf Erkenntniß
abzweckt,
folglich auch das ursprünglichste Auffassen
oder
Percipiren eines beseelten Wesens als eines solchen,
Erkennen genannt werden soll.
4.
Die äußere Wahrnehmung
ist also nur Anfang
und Ursprung der äußern Erfahrungserkenntniß.
..."
22: "
8.
Unmittelbar mit dieser —
alles was dem Men-
schen bestimmt ins Bewußtseyn tritt beherrschen
den — Entgegensetzung steht auch der äußern
die
innere Wahrnehmung gegen über. Nicht
an
sich — denn in dieser ist, wie in jener, dieselbe
Ursprünglichkeit, dieselbe Nichtunterschiedenheit
des
Thuns, und Leidens, des Objectiven und Subjectiven.
An sich und blos als Gemüthslage betrachtet,
ist
vielmehr die innere Wahrnehmung nicht von der
äußern verschieden. Aber ihre Beziehung
ist ver-
schieden. Denn sowie die Wahrnehmung ins Be-
wußtseyn tritt, wird sie vermöge jenes
ursprüng-
lichen Gegensatzes, nicht durch einen Schluß,
son-
dern unmittelbar, entweder auf ein dem Subjecte,
[>23]
als dem Innern, überhaupt Entgegenstehendes,
ein
Aeußeres, oder auf ein im Subjecte selbst
Befind-
liches, also Inneres — einen Zustand des modificir-
baren, existirenden Subjectes, das als solches von
dem Subjecte, als dem blos Thätigen, unterschieden
ist — bezogen. Durch diese Beziehung also, nicht
an sich, wird die Wahrnehmung
in innere und
äußere unterschieden. Es ist aber gewöhnlich
und
natürlich, in der Wahrnehmung selbst diesen
Unter-
schied zu suchen, weil jede einzelne Wahrnehmung;
deren wir uns als solcher bewußt werden,
durch das oben angedeutete Grundgesetz des Be-,
wußtseyns, mit jener Beziehung unmittelbar
be-
haftet ist.
In den innern
Wahrnehmungen — um sie nun
jenem Gesetze der Reflexion gemäß, im
Gegen-
satze gegen die äußern zu betrachten
— erfassen
wir die Modificationen unserer selbst als in uns
be-
findlich oder seyend, wobei wir unser Daseyn als
ein solches, das in sich selbst Bestand habe, unbe-
wußt annehmen pder voraussetzen: in den äußern
Wahrnehmungen erfassen wir Bestimmungen unse-
rer selbst, wobei wir unser Daseyn, als in unmit-
telbarer Verbindung oder Beziehung mit Andern
annehmen. Mit andern Worten: die innern
Wahr-
nehmungen begleiten
unmittelbar die Reihe der in-
nern Veränderungen eines beseelten Wesens,
d. h.
diejenigen Veränderungen, die in seinem Daseyn,
sofern es als für sich bestehend betrachtet
wird,
vorgehen, die äußern Wahrnehmungen begleiten
unmittelbar die äußern Veränderungen
des Daseyns [>24]
eines beseelten Wesens, d. h. diejenigen Verände-
rungen, die in seinem Daseyn vorgehen, sofern es
als nur in und mit dem Daseyn Anderer bestehend
angenommen wird. Die innern und die äußern
Wahrnehmungen sind selbst diese Veränderungen,
sofern sie Veränderungen eines sich selbst
verneh-
menden Wesens sind. Die äussere Wahrnehmung
ist nur durch ein Bestimmtwerden eines
Selbst-
thätigen oder Beseelten, eines Subjectes, möglich,
und mit diesem Bestimmtwerden unmittelbar vor-
handen; die innere Wahrnehmung ist das unmittel-
bare Erfassen eines Bestimmtseyns. So wie
die
äußern Wahrnehmungen die Elemente der
äußern,
so sind die, innern die Elemente der innern Erfah-
rung, wenn sie in der Reflexion festgehalten, und
aus ihrer Vergleichung Urtheile über den Zustand
des Subjects und sein Verhältniß zur
Außenwelt
gefällt werden,
9.
Sofern das Bestimmtseyn
des Subjects nur durch
ein Bestimmen möglich wird, scheint die innere
Wahrnehmung von der äußern abhängig,
öder durch
dieselbe vermittelt, dies eilt aber nur für
die Re-
flexion, welche den Menschen in Wechselwirkung
mit der Außenwelt erkennt. In sich und als
ein
inneres Geschehen betrachtet, ist die innere Wahr-
nehmung gleich unvermittelt, wie die äußere.
Denn
sie ist absolut einfach, da sie mehrere, von einan-
der abzusondernde, Gemüthsäußerungen
weder in
sich schließt, noch voraussetzt. Sie ist schlechthin
nichts anders, als das unmittelbare Erfassen eines[>25]
unmittelbar im Gemüthe Gegebenen. ..."
28: "Sucht man ein anderes Wort, nicht eine
Erklä-
rung — denn das Ursprüngliche kann
nicht erklärt
werden — aber sucht man ein anderes
Wort für
die Wahrnehmung, welches ihre Beziehung
auf die
Erkenntniß ausdrückt, und
zugleich jene beiden
Charaktere in sich schließt, so
wäre das wohl das
Wort Innewerden
[FN8)].
32: "... Da das Innewerden, also das
Wesen der Wahrnehmung als solcher, schon
oben,
wie wir glauben, hinlänglich erörtert
worden ist,
so bedarf es jetzt nur noch der Erörterung
dessen,
was die innere Wahrnehmung als innere
charakte-
risirt, oder, der Darstellung, was unter
dem »Sei-
ner-Selbst« zu denken sey. — Zu
diesem Zwecke
müssen wir zusehen, was in unsern
innern Wahr-
nehmungen vernommen wird. Wir finden,
daß wir
durch dieselben zum Bewußtseyn
gelangen
1) der Veränderungen
des Gemüths.
Veränderung
ist der Uebergang aus einem Zu-
stande in den andern. Die Uebergänge
von vor-
herrschender Thätigkeit zur Passivität,
von Munter-
keit zur Ermüdung, und umgekehrt,
von der Ruhe
zum Affecte, vom Affect zur Ruhe, von
einem Affect
zum andern, z. B. von der Hoffnung zur
Furcht,
von der Besorgniß zur Zuversicht;
ferner die Ab-
wechselungen der Begierden, des Zustandes
der
Leidenschaft und der Besonnenheit, —
diese und
dergleichen Gemüthsveränderungen
werden unmit-
telbar von der auf Erkenntniß
abzweckenden, der
ideellen, Thätigkeit aufgefaßt,
sind mit einem ur-
sprünglichen Bewußtseyn begleitet,
mit einem Wor-
te, sie werden wahrgenommen. Unmittelbar
im
strengsten Sinne, d. h. ohne dieses
Innewerden oder
Wahrnehmen derselben sind sie gar nicht
für das
Subject, nur dadurch, daß sie
percipirt werden,
sind sie innere Veränderungen.
Nur darf man hier
noch nicht an Klarheit und Bestimmtheit
des Be-
wußtseyns, nicht an innere Erfahrung
denken."
36: " .... Eigenthümlich-
keiten seines Seyns, "worin
es zum bestimmten Da-
seyn wird, kann und muß
jeder Einzelne an sich
wahrnehmen: aber diese —
relativ- innere Wahr-
nehmungen
seiner Art da zu seyn sind eben mir
möglich und wirklich
in dem innigen Gewißseyn
seines Seyns selbst, wovon
allein hier die Rede ist.
15.
Dieses ursprüngliche
Selbstbewußtseyn, [FN11)] die-
ses unmittelbare aber bestimmte,
Gewißseyn des [>37]
Menschen von seinem Seyn
ist eben dieser Ur-
sprünglichkeit, Unmittelbarkeit,
und Unbestimmtheit
wegen, Wahrnehmung:
es ist, die innerste oder
vielmehr die absolut
innere Wahrnehmung, wogegen
jene Wahrnehmungen der innern
Verände-
rungen und Zustände
nur relativ innere sind. In
ihr wird das absolut Innere,
in diesen das relativ
Innere, welches in Beziehung
auf jenes selbst nur
Aeußeres ist, aufgefaßt.
Außerdem unterscheidet
sie sich von den relativ
innern und den äußern
Wahrnehmungen 1) dadurch,
daß sie nur eine,
sich selbst gleiche, das
Leben unverändert beglei-
tende Wahrnehmung ist; 2)
daß sie kein Element
der innern Erfahrung im
engern Sinne ist, indem
sie weder in der Anschauung
gefaßt und, objecti-
virt, noch in der Reflexion
bestimmt und begriffen
werden kann. [FN12)] Das
absolut innere Seyn, oder
das absolute Leben ...
40:
"Der Mensch steht in und mit seinem Daseyn,
als endliches
Wesen, unmittelbar in Beziehung auf
fremdes Daseyn:
er ist der Bestimmung durch alle
andere endliche
Wesen unterworfen, und lebt als
Theil eines
Ganzen, unter dem Gesetze der Wech-
selwirkung Im
Mechanismus. Aber er ist kein, blo-
ßer Inbegriff
von Verhältnissen, kein bloßer Bezie-
hungspunct wirkender
Ursachen: sondern er ist
auch selbst.
Indem er bestimmt wird, hat er
auch ein Seyn
für Sich, ein Seyn, das an sich
betrachtet,
frey, und nur so fern es in das Ganze
eingetreten,
bestimmt ist. Sein wahres Leben, wor-
in er ist,
steht wie eine ruhige Tiefe unter dem
Leben, das gleichsam
eine Welle von jenem, im
Drange , der
Wechselbestimmung hineilt. — Diese
dem Verstande
unbegreifliche, Natur des Menschen
wonach er zugleich
frey und bestimmt, ein Selbst-
ständiges,
wahrhaft Lebendiges, ein Wesen, und ein
Inbegriff von
Verhältnissen ist — sie ist der Grund
des Innern
und Aeußern. Demnach ist das
Aeußere
der Inbegriff der Bestimmungen des eig-
nen Daseyns
durch das fremde Daseyn, oder, durch
das Ganze der
andern (endlichen) Individuen.
Das Innere ist das eigne Seyn und Leben des
Menschen, das
jenen Bestimmungen zum Grunde
liegt, bestimmt
wird.
Die äußere Wahrnehmung ist das Inne-
werden einer Bestimmung.
(Obgleich nämlich
das ganze äußere Leben nur
ein Resultat
von Bestimmungen, und die ganze Au-
ßenwelt
nur der Inbegriff dieser Bestimmungen ist, [>41]
ein Individuum
also sich in jedem Momente seines
Daseyns in einem
allseitigen Bestimmtseyn und Be-"
stimmtwerden
befindet; so muß doch bey dem Ent-
stehen, und
Vergehen der Dinge, bald diese bald
jene Bestimmung
hervortreten,
stärker oder
eigenthümlicher
bestimmen, und diese gelangt dann
in der äußern.Wahrnehmung
unmittelbar zum Be-
wußtseyn.)
Die innere Wahrnehmung ist das Inne-
werden des eignen Seyns;
Entweder
als eines Selbstständigen, von
allem Aeußern Unabhängigen,
absolut in-
nere Wahrnehmung).
(Daher das ursprüngliche Bewußtseyn der Frei-
heit und des
Uebersinnlichen.)
Oder als eines in Beziehungstehenden,
(relativ innere Wahrnehmung);
Entweder im Allgemeinen,
(das Innewerden
des eignen Seyns als beschränkt,
oder der Beschränktheit,
Abhängigkeit, Schwachheit
der menschlichen-Natur,
und des Widerstrebens ge-
gen die Beschränktheit,
des Ringens nach Freiheit.)
Oder im Besondern
(das Innewerden
der mancherley Modificationen im
Bestimmtseyn.
der Zustände des innern Lebens und
der Veränderungen
derselben, in dem Mehr oder
Weniger der
Beschränktheit.)
Es darf kaum gesagt werden, daß nicht die
Meinung ist,
als wenn diese verschiedenen-Wahr-
nehmungen, oder
vielmehr diese verschiedenen Be-
ziehungen der
Wahrnehmung, abgesondert und in [>42]
einer bestimmten
Folge geschähen oder ins Be-
wußtseyn
träten. Denn alle sind nur durch ein-
ander möglich,
und, folglich, nur mit einander
wirklich. Mit
einem Schlage, mit dem Eintreten
in's selbstbewußte
Daseyn, wird der Mensch Sei-
ner Selbst und
des Aeußern unmittelbar und un-
trennbar inne.
[FN15)] Sein wahres Seyn und Leben
ist ihm ursprünglich
in und durch sich selbst ge-
wiß; aber
auch unmittelbar gewiß ist ihm die Be-
ziehung desselben
im Daseyn auf ein Anderes und
die Wechselwirkung
mit demselben. — Die Refle-
xion mag diese
Art und Weise, wie der Mensch
wahrnimmt, trennen,
sich entgegensetzen, und in
der Kritik oder
Transscendentalphilosophie ihre
Möglichkeit
zu erkennen suchen; der Psychologe
begnügt
sich mit der einfachen Darlegung dessen,
was er findet.
"Ja, es gibt mehrere mögliche Gründe, warum David Theodor
August Suabedissens Preisschrift über die innere Wahrnehmung (1808)
in der Psychologie weitgehend in Vergessenheit geraten ist:
Möglicherweise wäre eine gezielte archivalische Untersuchung
nötig, um genauer nachzuvollziehen, ob und in welchem Umfang sein
Werk damals rezipiert wurde."
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