Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=25.05.2024 angelegt Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 07.06.24
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    Aufmerksamkeit bei Eisler
    Definitionregister Psychologie: Aufmerksamkeit

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen



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    Inhalt
    Editorial.
    Erster Teil Augustinus, Descartes bis  Kant.
    Zweiter Teil Hobbes, Condillac bis Ribot.
    Apperzeption.
    Checkliste definieren.
    Literatur, Links, Glossar, Anmerkungen und Endnoten, Querverweise, Copyright und Zitierung, Änderungen



    Editorial
    Die von Eisler umfassend erfassten Ausführungen zur von alters her bekannten Aufmerksamkeit sind geistesgeschichtlich zwar interessant, bieten aber keine wissenschaftlich brauchbaren Definitionen oder eine Theorie an.


    Aufmerksamkeit - Augustinus, Descartes, Kant
    https://www.textlog.de/8098.html

        Die Aufmerksamkeit gilt zunächst als eine besondere Bewußtseinstätigkeit, deren die Klarwerdung, Erfassung eines Inhalts bedarf, oft geradezu als Willenstätigkeit. So schon bei AUGUSTINUS (s. Apperzeption), nachdem schon im Altertum besonders STRATO die bemerkende Funktion der Aufmerksamkeit hervorgehoben hatte (Plut., De soll. an. 3, 6). THOMAS unterscheidet »attentio actualis« und »attentio secundum virtutem« (4. sent. 15, 4, 2, 4c) und betont: »ad actum cuiuslibet cognoscitivae potentiae requiritur intentio« (Verit. 13, 3c); die intentio ist »actus voluntatis« (Verit. 22, 19 c). DESCARTES erklärt die Aufmerksamkeit durch den Einfluß des Willens auf das Seelenorgan. »Cum quis suam attentionem sistere vult in consideratione unius obiecti per aliquod tempus, haec voluntas per illud tempus retinet glandem inclinatam in eandem partem« (Pass. an. I, 43, p. 20). MALEBRANCHE: »Je sens que la lumière se repand dans mon esprit à proportion que je le désire et que je fais un certain effort que j'appelle attention« (Méd. chrét. I, 2). LOCKE betont, daß die Vorstellungen der inneren Erfahrung erst klar und deutlich werden, wenn der Verstand sich nach innen auf sie wendet, auf sie achtet (Ess. II, ch. 1, § 8). LEIBNIZ schreibt der Aufmerksamkeit eine bewußtmachende Wirksamkeit zu, durch sie werden die Perzeptionen zu Apperzeptionen (s. d.) (Nouv. Ess. Préf. u. II, ch. 9); ein Streben der Seele, von einer Perzeption zur andern überzugehen, liegt ihr zugrunde (»Percepturitio«, s. d. bei CHR. WOLF). Nach CHR. WOLF ist die Aufmerksamkeit »facultas efficiendi, ut in perceptione composita partialis una maiorem claritatem ceteris habeat« (Psych. emp. § 237). »Wir finden in der Seele ein Vermögen sowohl bei ihren Empfindungen als Einbildungen und allen übrigen Gedanken..., sich auf eines unter ihnen dergestalt zu richten, daß wir uns dessen mehr als des übrigen bewußt werden, das ist, zu machen, daß ein Gedanke mehr Klarheit bekommet, als die übrigen haben: welches wir die Aufmerksamkeit zu nennen pflegen« (Vern. Ged. I, § 268). BONNET faßt die Aufmerksamkeit als Reaktion der Seele auf die Wahrnehmungseindrücke in ihr auf. »L'âme peut par elle-même rendre très vire une impression très faible. En réagissant sur les fibres représentatives d'un certain objet, elle peut rendre plus fort ou plus durable le mouvement imprimé à ces fibres par l'objet, et cette faculté se nomme l'attention« (Ess. de Psych. C. 7). Im 18. Jahrhundert überhaupt wird unterschieden: äußerliche - innerliche, natürliche, unvorsätzliche - willkürliche, vorsätzliche Aufmerksamkeit. So unterscheidet PLATNER active und passive Aufmerksamkeit und definiert die Aufmerksamkeit als »diejenige Tätigkeit der Seele, durch welche sie den innern Eindruck wahrnimmt« (Phil. Aph. I, 157). REID erblickt in der Aufmerksamkeit eine Willenshandlung (Inqu. 2, sct. 10). TH. BROWN erklärt: »Attention to objekts of sense appears to be nothing more than the coexistence of desire with the perception of the objekt« (Phil. of the Hum. Mind, Lect. 31). Nach KANT ist das Aufmerken ein »Bestreben, sich seiner Vorstellungen bewußt zu werden« (Anthr. I, § 3). Nach CHR. E. SCHMID ist die Aufmerksamkeit »der Zustand, wo die Vorstellungskraft in Bezug auf den Stoff vorhandener Vorstellungen tätig ist« (Emp. Psych. S. 227). - M. DE BIRAN bestimmt die Aufmerksamkeit als Willenshandlung. »J'appelle attention ce degré de l'effort supérieur à celui qui constitue l'état de veille des divers sens externes et les rend simplement aptes à percevoir ou à représenter confusément les objekts qui viennent les frapper. Le degré supérieur dont il s'agit est déterminé par une volonté positive et expresse qui s'applique à rendre plus distincte une perception d'abord confuse, en l'isolant, pour ainsi dire, de toutes les impressions collatérales qui tendent à l'obscurir« (Oeuvr. inéd. II, p. 86, 88). RENOUVIER: » L'attention est une volonté de s'arrêter à la considération d'un objet et de ses rapports au lieu de suivre le cours naturel des associations« (Nouv. Monadol. p. 97).
        Nach FRIES bedeutet Aufmerken »willkürliche innere Wahrnehmung unserer Tätigkeiten«. Aufmerksamkeit ist die »Assoziation unserer Willensbestimmung mit gewissen Vorstellungen, wodurch eben die Vorstellungen, für die ich mich interessiere, die ich haben will, lebhafter werden und leichter wahrgenommen werden« (Syst. d. Log. S. 66). SCHOPENHAUER sieht im Willen das, was »die Aufmerksamkeit zusammenhält« (W. a. W. u. V. Bd. II, C. 30). K. ROSENKRANZ: »Das Aufmerken ist derjenige Akt der Intelligenz, wodurch sie sich die Richtung auf sich selbst in ihrem Gefühl gibt« (Psychol.3, S. 332). JACOB: »Wir bemerken ein Bestreben in uns, sobald Wahrnehmungen da sind, uns diese klar vorzustellen. Dieses Bestreben nennt man Aufmerksamkeit« (Gr. d. Erfahrungsseel. S. 206). Als Tätigkeit bestimmen die Aufmerksamkeit BENEKE (Lehrb. d. Psychol.) und LOTZE (Med. Psychol.), auch BOLZANO (Wiss. III, 86). Nach FECHNER ist die Aufmerksamkeit eine psychische Tätigkeit, die sich auf psychische Phänomene jeder Art beziehen kann, und die durch ein Gefühl der Selbsttätigkeit charakterisiert werden kann (Phil. Stud. IV, S. 207). Fechner gibt eine genaue Schilderung der im Gefolge der Aufmerksamkeit auftretenden Bewußtseinsvorgänge (Psychophys. II, 475 ff.). Die Aufmerksamkeit ist dieselbe Tätigkeit, welche im Willen wirksam ist (l.c. II2, 450). Als Willenstatsache faßt die Aufmerksamkeit HÖFFDING auf (Psychol. S. 160, 431). Nach TÖNNIES ist die Aufmerksamkeit »wesentlich bedingt durch die vorhandenen Antriebe und deren Erregungszustand« (Gem. u. Gesell. S. 140). KREIBIG: »Die Aufmerksamkeit ist ein Wollen, das darauf gerichtet ist, einen äußeren Eindruck oder eine reproduzierte Vorstellung, beziehungsweise bestimmte Einzelheiten darin klar und deutlich bewußt zu machen« (Die Aufm. als Willensersch. S. 2, vgl. S. 68, 76 ff. 83 ff.). Hier ist auch UEBERHORST (Wes. d. Aufm.: Arch. f. syst. Philos. IV) zu erwähnen. R. WAHLE bestimmt die Aufmerksamkeit als » Erreichenwollen eines Wissens« (D. Ganze d. Philos. S. 372 ff.) PREYER: »Jeder Willensakt erfordert Aufmerksamkeit, und jede Konzentration der Aufmerksamkeit ist ein Willensakt« (Seele d. Kind. S. 223). HODGSON bemerkt: »Attention, when guided by a propose, is an exercise of volition« (Phil. of Reflect. I, 291; so auch MANSEL, Letters... p. 48). Als aktives Bewußtsein faßt die Aufmerksamkeit auf STOUT (Anal. Psychol. II, C. 283), auch J. WARD. JAMES erklärt, Aufmerksamkeit sei »the taking possession by the mind, in clear and vivid form, of one out of what seem several simultaneously possible objekts or trains of thought. Focalization, concentration of consciousness are of its essence« (Princ. of Psychol. I, 404; 434, 441, 446). Eine spezifische Aktivität ist die Aufmerksamkeit nicht (vgl. l.c. C. 11, 14). So auch BRADLEY (Mind XI, 1886, p. 322). Als aktive, auswählende, bewußtseinssteigernde Tätigkeit faßt die Aufmerksamkeit SULLY auf (Hum. Mind C. 6, Handb. d. Psychol. S. 101 ff.; vgl. BALDWIN, Handb. of Psych. I). Nach E. v. HARTMANN ist sie mit dem Wollen verwandt, physiologisch »ein zentrifugaler Innervationsstrom, der die Erregbarkeit der getroffenen Endorgane erhöht oder herabsetzt« (Mod. Psych. S. 201). Sie deckt sich mit der Apperzeption (s. d.). - WUNDT bestimmt die Aufmerksamkeit als »die Gesamtheit der mit der Apperzeption von Vorstellungen verbundenen subjektiven Vorgänge« (Vorles.2, S. 267), als »den durch eigentümliche Gefühle charakterisierten Zustand, der die klarere Auffassung eines psychischen Inhalts begleitet« (Gr. d. Psych.5, S. 249). Es eignen sich besonders zusammengesetzte räumliche Vorstellungen dazu, um ein Maß für den Umfang der Aufmerksamkeit zu gewinnen (l.c. S. 251). Diese Versuche ergeben je nach den besonderen Bedingungen einen Spielraum zwischen 6 und 12 Eindrücken (l.c. S. 252). Die »sukzessive Bewegung der Aufmerksamkeit über eine Vielheit psychischer Inhalte« scheint ein »periodischer Vorgang zu sein, der aus einer Mehrzahl aufeinander folgender Apperzeptionsacte besteht« (l.c. S. 254). Die Aufmerksamkeitsvorgänge sind »innere Willensprocesse«, Trieb und Willküracte (l.c. S. 261 f.). Der Tätigkeitscharakter der Aufmerksamkeit liegt nicht in einem besonderen Vermögen, sondern in dem Bewußtseinszusammenhange, der sie konstituiert (Grdz. d. phys. Psych. II4, 266 f.; Phil. Stud. II, 33; Log. II2, 2, 265 f.). Die Aufmerksamkeit wird teils durch äußere Reize, teils durch innere Einflüsse gelenkt. Ihre Adaptation an den Reiz bekundet sich in Spannungsempfindungen (Grdz. d. phys. Psych. II4, 269 ff., Phil. Stud. II, 34). Der Gesamtprozess der Aufmerksamkeit und Apperzeption (s. d.) besteht in: 1) einer Klarheitszunahme, verbunden mit Tätigkeitsgefühl, 2) einer Hemmumg anderer disponibler Eindrücke, 3) in Spannungsempfindungen mit verstärkenden sinnlichen Gefühlen, 4) einer verstärkenden Wirkung der Spannungsempfindungen auf die Vorstellungsinhalte durch »assoziative Miterregung«. Die unter der Mitwirkung der Aufmerksamkeit zustande kommenden Vorstellungsverbindungen heißen Apperzeptionsverbindungen (s. d.). Die Leistungen der Aufmerksamkeit sind in einer Beziehung Hemmungsprocesse. Das nimmt auch KÜLPE an (Gr. d. Psych. S. 460). Die Aufmerksamkeit ist nichts neben den Bewußtseinsinhalten Gegebenes (l.c. S. 439 f.), sondern »ein allgemeiner Zustand des Bewußtseins..., dessen Bedingungen freilich außerhalb der wechselnden Inhalte, die in ihn geraten, gesucht werden müssen« (l.c. S. 440 f.). Die Wirkungen der Aufmerksamkeit bestehen in einer Vergrößerung der Empfindlichkeit und Unterschiedsempfindlichkeit (l.c. S. 444 f.), der Reproduktions-Tendenz und -Treue (l.c. S. 445), in einer Herabsetzung oder Elimination der Gefühle, in einer Verfeinerung der Analyse, einer Verschmelzung (l.c. S. 446), in einer Beeinflussung des zeitlichen Verlaufs der Bewußtseinsinhalte (l.c. S. 447). Die Begleiterscheinungen der Aufmerksamkeit werden von Külpe aufgezählt (l.c. S. 448 ff.) und die Bedingungen der Aufmerksamkeit erörtert (l.c. S. 452 ff.): I. äußere Bedingungen, a. motorische, b. sensorische; II. innere Bedingungen, a. Gefühlswirkung eines Eindrucks = Interesses, b. Beziehung zur psychophys. Disposition. Ähnlich wie WUNDT lehrt G. VILLA (Einl. in d. Psychol. S. 284). Vgl. N. LANGE, Beiträge zur Theor. d. sinnl. Aufmerksamkeit (Philos. Stud. IV). Einen positiven psychophysischen Vorgang, der in der Unterstützung, Verstärkung einer vorhandenen Erregung, in der Steigerung der Disposition für die erwartete Erregung besteht, erblickt in der Aufmerksamkeit G. E. MÜLLER (Zur Theor. d. sinnl. Aufm. 1873); PILZECKER (Lehre von d. sinnl. Aufm. 1889) schließt sich der späteren Ansicht Müllers betreffs der Aufmerksamkeit an. A. HÖFLER definiert: »Aufmerken heißt: bereit sein zu psychischer Arbeit, nämlich speziell zu intellektueller Arbeit« (Psych. Arb. S. 100). EHRENFELS bestimmt die Aufmerksamkeit als »eine innere Willens- oder Strebenshandlung mit dem Zweck, gewisse Vorstellungen in das Gebiet der Lucidität hereinzuziehen, respektive ihnen jenes Merkmal in relativ höherem Maße zuzuwenden« (Syst. d. Werttheor. I, 253 ff.). JODL sieht in der Aufmerksamkeit ein Willensphänomen, einen Akt der Spontaneïtät, der Auswahl, der Bevorzugung. Sie ist »Fixierung des Bewußtseins auf einen bestimmten Inhalt oder Eindruck, welcher eben dadurch vermöge der Enge des Bewußtseins andere Inhalte verdunkelt und aus dem Bewußtsein drängt« (Lehrb. d. Psych. S. 437, 438 ff., 501 ff.). Es gibt sinnliche und repräsentative, aktive und passive Aufmerksamkeit (ib.). Nach G. OPPENHEIMER besteht der Aufmerksamkeitsvorgang »in der Vorbereitung von gewissen Sinneszellen oder einem Komplexe von solchen, die eine Vorstellung bewirken können, zur Aufnahme einer neuen Sinnesempfindung oder Vorstellung« (Phys. d. Gef. S. 103). Es befinden sich hier »gewisse Rindenzellen in einem Zustand erhöhter Erregbarkeit«, in welchem ein kleiner Zuwachs des Reizes große Wirkungen erzeugen kann (l.c. S. 104 ff.). MÜNSTERBERG nimmt den Standpunkt der » Aktionstheorie« (s. d.) ein: »Unbemerkt bleibt das, wofür die Handlung nicht vorbereitet ist, bis die Stärke der Erregung die Handlung erzwingt; von der Aufmerksamkeit erfaßt dagegen ist das, was die Bedingungen der motorischen Entladung bereit findet« (Grdz. d. Psych. I, S. 560). Ähnlich KROELL (Wes. d. Seel. S. 58).

    Aufmerksamkeit - Hobbes, Condillac, Ribot
    https://www.textlog.de/8097.html

        Eine Reihe von Philosophen betrachtet die Aufmerksamkeit bloß als Zustand, Verstärkung eines Bewußtseinsinhalts, Hemmung anderer Inhalte, ohne spezifische innere Tätigkeit. Die Hemmung der übrigen Vorstellungen infolge vorherrschender Erregung des Seelenorgans für eine bestimmte Vorstellung betont schon HOBBES (De corp. 25, 6). Nach CONDILLAC ist die Aufmerksamkeit nur »une sensation plus vive que toutes les autres« (Tr. des sens. p. 37); er unterscheidet eine passive und aktive Aufmerksamkeit (l. ch. c. 2, § 11, p. 14). HERBART bestimmt die Aufmerksamkeit als »die Fähigkeit, einen Zuwachs des Vorstellens zu erzeugen« (Psych. a. Wiss. II, § 128). Die Aufmerksamkeit ist unwillkürlich = passiv, oder willkürlich = aktiv (Lehrb. zur Psych.3, S. 147). Die erstere hat ihren Grund »zum Teil in der augenblicklichen Lage des Geistes während des Merkens; andernteils wird sie bestimmt durch die älteren Vorstellungen, welche das Gemerkte reproduziert« (l.c. S. 148). »Attentus dicitur is, qui mente sic est dispositus, ut eius notiones incrementi quid capere possint« (De attent. mensura 1822). Es wird bei den Herbartianern auch zwischen »sinnlicher« und »intellektueller« Aufmerksamkeit unterschieden; bei der letzteren werden Eindrücke vor andern durch »Vorstellungshülfen«, Apperzeptionsmassen (s. d.) bevorzugt. WAITZ versteht unter Aufmerken »ein scharfes und genaues Perzipieren von Einzelnem« (Lehrb. d. Psych. S. 624 ff.), ein gespanntes Erwarten (l.c. S. 637). Nach VOLKMANN heißt aufmerksam sein, »eine Vorstellung, Vorstellungsreihe oder Vorstellungsmasse dem Drange zum Sinken entgegen unverrückt festhalten« (Lehrb. d. Psych. II4, 204). GEORGE versteht unter Aufmerksamkeit die Konzentration des allgemeinen Wachseins auf ein Einzelnes (Lehrb. d. Psych. S. 84). CZOLBE: »Aufmerksamkeit ist nur Isolation der intensiveren Empfindungen aus der Menge gleichzeitig stattfindender, von denen wir deshalb abstrahieren« (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S. 222). Nach LIPPS ist die Aufmerksamkeit keine besondere Kraft, sondern die sich konzentrierende Reproduktionstätigkeit selbst mit Hilfe begünstigender Vorstellungen (Gr. d. Seel. S. 620, 123). Im Zustande der Aufmerksamkeit finden wir in uns »den Gegenstand, daneben die subjektiven Strebungs- und Spannungsempfindungen samt den so oder so gearteten Lust- und Unlustgefühlen« (l.c. S. 46). Nach H. E. KOHN ist die Aufmerksamkeit in irgend einem Grade mit jedem Bewußtseinsinhalte verbunden (Zur Theor. d. Aufm. 1895, S. 19). Nach REHMKE ist zu unterscheiden zwischen »Deutlichhaben« und »Deutlichhabenwollen« (Allg. Psych. S. 524 f.). Unwillkürliche Aufmerksamkeit ist »dasjenige 'Bemerken', dessen besondere Bedingung allein der in dem Gegebenen zusammen sich bietende Gegensatz der Unterschiedenen ist, willkürliche Aufmerksamkeit dagegen dasjenige Bemerken, dessen besondere Bedingung überdies noch das bemerkenwollende Bewußtsein ist« (l.c. S. 526). Ähnlich TH. KERRL (Lehre von der Aufmerks. S. 71). SCHUPPE bestreitet den Tätigkeitscharakter der Aufmerksamkeit. »Wessen wir uns dabei bewußt werden, das ist nur das Gefühl des Interesses an den gemeinten Vorstellungen oder an der auszuführenden Bewegung, und höchstens noch eine nicht weiter definierbare Regung, die als Wille bezeichnet werden kann... Von einem Tun - ist nichts zu entdecken« (Log. S. 143). Nach EBBINGHAUS besteht die Aufmerksamkeit »in dem lebhaften Hervortreten und Wirksamwerden einzelner seelischer Gebilde auf Kosten anderer« (Gr. d. Psychol. S. 575). Sie ist »das Resultat eines Selektionsprozesses; sie besteht in einer Einschränkung oder Konzentration der Seele auf eine gewisse Anzahl der ihr den obwaltenden Umständen nach überhaupt möglichen Empfindungen und Vorstellungen« (ib.). Nach H. CORNELIUS besteht das Beachten eines Wahrnehmungsinhalts »nur in der Unterscheidung desselben von seiner Umgebung und in seinem Wiedererkennen«, die »intellektuelle« Aufmerksamkeit nur in einem Festhalten eines Gedächtnisbildes, woran sich »eine mehr oder minder bestimmte Erkenntnis der Ähnlichkeit des betreffenden Inhalts mit Gruppen anderweitiger von früher her bekannter Inhalte« anschließt (Einl. in d. Phil. S. 218). Die Leistung der sinnlichen Aufmerksamkeit ist die Zerlegung eines Inhalts (Psych. S. 168 ff.).
        Im Gefühle (Interesse) erblickt besonders TH. ZIEGLER das Agens der Aufmerksamkeit. Das Gefühl ist »der tragende Hintergrund, aus dem die Vorstellung in das helle Licht des Bewußtseins tritt« (D. Gef.2, S. 47). Durch den Gefühlston erzwingt sich die Vorstellung die Aufmerksamkeit (l.c. S. 50). STUMPF identifiziert die Aufmerksamkeit mit dem Interesse, bestimmt sie als »Lust am Bemerken selbst« (Tonpsychol. I, S. 68, 279). Der Wille ist die Aufmerksamkeit (l.c. S. 69, 281).
        RIBOT bestimmt als die ursprüngliche Form der Aufmerksamkeit die »spontane« Aufmerksamkeit (»attention spontanée, naturelle« im Unterschied von der »attention volontaire, artificielle«) (Psych. de l'att. p. 3). Der »Mechanismus« der Aufmerksamkeit ist wesentlich motorischer Art, besteht in einem »arrêt« auf die Muskeln (l.c. p. 3). Die Einheit des Bewußtseins ist die Quelle der Aufmerksamkeit (l.c. p. 4). Diese ist ein auf die motorische Kraft übertragener Affektzustand, der in Gefühlen und Strebungen wurzelt (l.c. p. 12). Sie ist ein »monoïdéisme intellectuel avec adaptation spontanée ou artificielle de l'individu«, d.h. eine Konzentration auf einen Zustand des Bewußtseins (l.c. p. 6). Bei der »attention volontaire« ist das Ziel gewollt, gewählt; sie ist begleitet von einem »sentiment d'effort« (l.c. p. 47 f.).
        Eine biologische Begründung der Aufmerksamkeit findet sich bei K. GROOS. Sie ist nach ihm ursprünglich »ein Mittel in dem körperlichen Kampfe ums Dasein«. Der »Instinkt des Lauerns« ist die Urform der Aufmerksamkeit. Aus dieser »motorischen« hat sich die »theoretische« Aufmerksamkeit entwickelt. Die Grundform der Aufmerksamkeit ist die »Erwartung des Zukünftigen« (Spiele d. Mensch. S. 180 f., Spiele d. Tiere S. 210 f., vgl. damit die Definition der Aufmerksamkeit als »die sich mit einer Vorstellung verknüpfende Frage nach dem, was in Zukunft in Beziehung auf dieses Vorgestellte vorgehen wird«, bei FORTLAGE, Psych. I, § 9, S. 78). Ähnlich JERUSALEM, nach dem die Aufmerksamkeit »in einer Art Konzentration des ganzen Organismus auf einen erwarteten Eindruck« besteht (Lehrb. d. Psych.3, S. 83). »Wir müssen wissen, wessen wir uns von den Dingen unserer Umgebung... zu versehen haben. Zu diesem Zwecke müssen wir alle unsere psychischen Kräfte anstrengen, und eben diese Anspannung nennen wir Aufmerksamkeit« (ib.). Die Aufmerksamkeit hängt sehr eng mit dem Interesse zusammen (l.c. S. 84). Als Wirkungen der Aufmerksamkeit zählt JERUSALEM auf: die auswählende Tätigkeit, Verengerung des inneren Gesichtsfeldes, Zerlegung der Vorstellungen, Abstraktion, Apperzeption (l.c. S. 85 ff.).
        Verschiedene Assoziationspsychologen führen die Aufmerksamkeit auf eine Summe von Spannungsempfindungen zurück, die mit bestimmten Bewußtseinszuständen sich verknüpfen. So z.B. ZIEHEN (Leitfad. d. phys. Psych.2, S. 166). Vgl. Apperzeption."



    Apperzeption
    https://www.textlog.de/1381.html

    Apperzeption (apperceptio von ad-percipere) heißt jetzt die Klarwerdung bezw. Klarmachung eines Vorstellungsinhalts durch aufmerksames Erleben desselben. Die Wirkung des Appercipierens besteht in der größeren Bestimmtheit, Bewußtheit des Vorstellungsinhalts und in der Einreihung desselben in den Zusammenhang des Ichbewußtseins. Die passive Apperzeption ist eine Triebhandlung, geht von einer gefühlsbetonten Vorstellung als Motiv der Aufmerksamkeitseinstellung aus; die aktive Apperzeption ist eine Willkür- oder eine Wahlhandlung, in ihr bekundet sich die Einheit, Totalität und Aktivität des Ich. Die aktive Apperzeption liegt allem Denken, aller produktiven Phantasietätigkeit und allen äußeren Willenshandlungen zugrunde; sie selbst ist schon eine (innere) Willenshandlung, die den Verlauf der Vorstellung hemmt, dirigiert, ordnet.
        Bevor noch der Begriff der Apperzeption gebildet ist, betont man verschiedenerseits die Funktion der Aufmerksamkeit (s. d.) für das Bemerken, bewußte Erfassen, Bevorzugen eines Inhaltes. So schon AUGUSTINUS (De trin. XI, 19, De mus. VI, 8, 21), DUNS SCOTUS (OP. Ox. II, 25, 22, 24 f. Opp. XI, 13, 16, 412 f.). DESCARTES spricht direct von dem Vermögen der Seele, »d'appercevoir ce qu'elle veut« (Pass. de l'âme I, 19).
        Begründet wird die Lehre von der Apperzeption von LEIBNIZ. Unter Apperzeption versteht er zunächst die bewußte im Unterschied von der unbewußten (unterbewußten) Vorstellung (der »petite perception«), die durch Zuwachs oder Addition zu einer bewußten werden kann: »La perception devient apperceptible par une petite addition ou augmentation« (Nouv. Ess. II, ch. 9, § 4). Die Apperzeption ist eine »perceptio melior, cum attentione et memoria coniuncta«. Apperzeptionen haben nur die höheren, geistigen Monaden (s. d.). Zugleich ist die Apperzeption Erfassung des inneren, seelischen Zustandes im Subjekte (»la conscience ou la connaissance réflexive de cet état intérieur, laquelle n'est point donné à toutes les âmes ni toujours à la même âme«, Gerh. VI, 600). Da aber die Reflexion auf das Ichbewußtsein zurückführt (»les actes réflexifs nous font penser à ce qui s'appelle moi,« Monad. 30), so bedeutet Apperzeption die Erhebung einer Vorstellung ins Selbstbewußtsein, ist sie das Bewußtsein eines Inhaltes zugleich mit dem Bewußtsein, daß dieser Inhalt in meinem Bewußtsein ist. Die Apperzeption unterscheidet sich von der »verworrenen« Vorstellung durch ihre Klarheit. Sofern wir apperzipieren, sind wir aktiv (s. d.). CHR. WOLF bringt gleichfalls die Apperzeption zum Selbstbewußtsein in Beziehung. »Dum... attentionem nostram in hoc convertimus, quod rerum perceptarum nobis conscii sumus, nostri enim conscii sumus. Sed tum apperceptionem, actionem quandam animae, percipimus et nos per eam tanquam subiectum percipiens ab obiectis, quae percipiuntur, distinguimus agnoscentes utique percipiens subiectum esse quid diversum a re percepta« (Psych. rat. § 13; Psych. emp. § 25). TETENS stellt das Apperzipieren als aktive Bewußtseinstätigkeit als »neue hinzukommende Aktion der Seele« der Perzeption gegenüber (Phil. Vers. I, 290).
        KANT gebraucht den Ausdruck »empirische Apperzeption« gleichbedeutend mit dem des »inneren Sinnes« (s. d.). Sie ist »das Bewußtsein seiner selbst, nach den Bestimmungen unseres Zustandes bei der inneren Wahrnehmung«. Von diesem »wandelbaren« Ichbewußtsein (Kr. d. r. V. S. 121) unterscheidet er die »transzendentale Apperzeption« (s. d.) als reine, konstante, synthetische, active Ichheit. JACOB versteht unter Apperzeption die Auffassung und Zusammenfassung von Vorstellungsinhalten zu einem Ganzen (Gr. d. Erfahr.3, S. 201 ff.). M. DE BIRAN versteht ebenfalls unter »Apperzeption interne immédiate« das Bewußtsein des Ichs von sich selber (Oeuvr. III, 5). »J'appellerai apperception toute impression où le moi peut se reconnaître comme cause productrice en se distinguant de l'effet sensible que son action détermine« (Oeuvr. inéd. I, 9, III, 346).
        Einen neuen Begriff der Apperzeption führt HERBART ein. Apperzeption ist nach ihm die Aufnahme und Bearbeitung von Vorstellungen durch eine Reihe anderer, neuer durch alte, manchmal auch alter durch neue Vorstellungen. Die stärkeren Vorstellungen sind die apperzipierenden, die schwächeren die apperzipierten; diese verschmelzen mit jenen. Neue Vorstellungen werden apperzipiert, an- oder zugeeignet, indem »ältere gleichartige Vorstellungen erwachen, mit jenen verschmelzen und sie in ihre Verbindungen einführen« (Psych. a. Wiss. II, § 126). »Anstatt daß die apperzipierten Vorstellungen sich nach ihren eigenen Gesetzen zu heben und zu senken im Begriff sind, werden sie in ihren Bewegungen durch die mächtigeren Massen unterbrochen, welche das ihnen Entgegengesetzte zurücktreiben, obschon es steigen mochte, und das ihnen Gleichartige, wenngleich es sinken sollte, anhalten und mit sich verschmelzen« (Lehrb. z. Psych. S. 32 f.). Durch die Aufnahme neuer Vorstellungen seitens eines gefestigten Bestandes alter Vorstellungen, sog. »Vorstellungsmassen«, geschieht die Bereicherung unseres Seelenlebens, die Deutung und Erkennung des Unbekannten. VOLKMANN definiert ebenfalls die Apperzeption als »Verschmelzung einer neuen isolierten Vorstellungsmasse mit einer älteren, ihr an Umfang und innerer Ausgeglichenheit überlegenen« (Lehrb. d. Psych. II4, 190). STEINTHAL nennt die apperzipierenden Vorstellungen apriorische, die apperzipierten aposteriorische; er unterscheidet eine identificierende, subsumierende, harmonisierende, disharmonisierende Apperzeption. (Einl. in d. Psych.) Nach LAZARUS ist die Apperzeption die Reaktion der »vom Inhalt bereits erfüllten, durch die früheren Prozesse seiner Erzeugung ausgebildeten Seele« (Leb. d. Seele II2, 42). Jede wirkliche Perzeption ist schon Apperzeption (ib.). Nach LIPPS wird ein Inhalt apperzipiert, »wenn er solche in der Seele vorhandenen Assoziationen wachruft, die ihn mit einem vorher vorhandenen Inhalte in gesetzmäßige Beziehung setzen« (Gr. d. Seel. S. 407). Wir apperzipieren, indem wir »Inhalte uns aneignen, d.h. sie zu unserem Selbstgefühl in Beziehung bringen oder in das System unseres Selbstbewußtseins einordnen« (l.c. S. 409). Es gibt eine logische, ästhetische, praktische Apperzeption (s. d.). STOUT definiert die Apperzeption als den Prozess, vermittelst dessen ein vorhandener geistiger Vorrat um ein neues Element vermehrt wird (Anal. Psych. II). Ähnlich JODL (Lehrb. d. Psych. S. 443). W. JERUSALEM versteht unter Apperzeption »die Formung und Aneignung einer Vorstellung infolge der durch die Aufmerksamkeit aktuell gewordenen Vorstellungsdispositionen« (Lehrb. d. Psych.3, S. 87). Die Apperzeption gibt dem Vorstellungsverlauf »die Richtung und einen gewissen Abschluß« (ib.). Die am leichtesten erregbaren apperzipierenden Vorstellungsgruppen sind die »herrschende Apperzeptionsmasse« (ib.). »Fundamentale« Apperzeption ist die »Apperzeptionsweise..., durch welche alle Vorgänge der Umgebung als Willensäußerungen selbständiger Objekte gedeutet werden« (l.c. S. 90). Sie liegt der Urteilsfunktion (s. d.) und den Kategorien (s. d.) zugrunde. MÜNSTERBERG: »Wir fassen ein Objekt auf, heißt, daß wir zu einem bestimmten Handlungstypus übergehen.« In den motorischen Zentren bestehen moleculare Dispositionen, vermöge deren der Reiz eine komplexere Wirkung auslösen kann, als seiner isolierten Einwirkung entsprechen würde (Princ. d. Psych. S. 551). Nach HUSSERL ist Apperzeption »der Überschuß, der im Erlebnis selbst, in seinem descriptiven Inhalt gegenüber dem rohen Dasein der Empfindung besteht« (Log. Unt. II, 363).
        Als Willensvorgang wird die Apperzeption von WUNDT bestimmt, zugleich als bewußtseinssteigernder, hemmender, ordnender Act. Apperzeption nennt Wundt »den einzelnen Vorgang, durch den irgend ein psychischer Inhalt zu klarer Auffassung gebracht wird«, im Unterschiede von der bloßen Perzeption (Gr. d. Psych.5, S. 249). »Die Inhalte, denen die Aufmerksamkeit zugewandt ist, bezeichnen wir, nach Analogie des äußeren optischen Blickpunktes, als den Blickpunkt des Bewußtseins oder den inneren Blickpunkt, die Gesamtheit der in einem gegebenen Moment vorhandenen Inhalte dagegen als das Blickfeld des Bewußtseins oder das innere Blickfeld« (ib.). Nur ein sehr kleiner Teil unserer Vorstellungen wird jederzeit, mit verschiedener Klarheit, apperzipiert. In zwei Formen tritt die Apperzeption auf. »Erstens: Der neue Inhalt drängt sieh plötzlich und ohne vorbereitende Gefühlswirkung der Aufmerksamkeit auf; wir bezeichnen diesen Verlaufstypus als den der unvorbereiteten oder der passiven Apperzeption.« Sie ist durch ein Gefühl des Erleidens charakterisiert, das aber rasch in ein Tätigkeitsgefühl übergeht (l.c. S. 259). »Zweitens: Der neue Inhalt wird durch Gefühlswirkungen... vorbereitet, und es ist infolgedessen schon vor seinem Eintritt die Aufmerksamkeit auf ihn gespannt; wir bezeichnen diesen Verlaufstypus als den der vorbereiteten oder der aktiven Apperzeption«. Ein Gefühl der Erwartung geht hier, verbunden mit Spannungsempfindungen, der Auffassung des Inhalts voran, das durch ein Gefühl der Erfüllung und dann durch ein Tätigkeitsgefühl abgelöst wird (l.c. S. 260). Alle Apperzeption ist ein Willensvorgang, bei dem »nicht der Gegenstand selbst, sondern seine Wahrnehmung gewollt wird« (Völkerpsych. I 2, 241). Die passive Apperzeption ist, Subjektiv, eine Triebhandlung, denn hier ist »der unvorbereitet sich aufdrängende psychische Inhalt offenbar das allein vorhandene Motiv der Apperzeption«. Die aktive Apperzeption ist eine Willkürhandlung, die aus einer Mehrheit von Motiven, oft nach einem »Kampf« derselben, hervorgeht (l.c. S. 261). Die Ausdrücke »aktiv« und »passiv« beziehen sich »nicht unmittelbar auf den Vorgang der Apperzeption selbst, der im wesentlichen überall der nämliche ist, sondern auf den gesamten Bewußtseinszustand« (l.c. S. 261). Apperzeption und Aufmerksamkeit (s. d.) sind die objektive und die subjektive Seite eines Vorgangs. Die Apperzeption ist schon eine Bedingung der Assoziation (s. d.); die active Apperzeption liegt aller geistigen Tätigkeit zugrunde. Die Funktionen der Apperzeption sind das Beziehen-Vergleichen, Analyse-Synthese (l.c. S. 303 ff., Vorles.2, S. 267, 263, 274; Grdz. d. ph. Psych. II4, S. 266 ff., 278 f., 437; Phil. Stud. II, 33 f., X, 95; Syst. d. Phil.2, S. 576 f.; Ess. 6, S. 174; Log. I2, 30, II2, 265 f.). Die Apperzeption ist keine Tätigkeit, die außer dem Zusammenhange von Gefühlen und Empfindungen bei der Auffassung eines Inhalts existiert, kein »Seelenvermögen«. Physiologisch ist sie ein Hemmungsprozess, durch den das Klarwerden anderer Eindrücke als der apperzipierten verhindert wird; nach WUNDT gibt es ein (vielleicht im Stirnhirn lokalisiertes) Apperzeptionszentrum, von dem senso-motorische Wirkungen ausgehen. Aber »nur insoweit jeder Apperzeptionsvorgang mit Veränderungen am Empfindungsinhalte verbunden ist, sind für ihn physiologische Parallelvorgänge anzunehmen« (Grdz. d. ph. Psych. II4, 274, 276, 283 f. Phil. Stud. II, 33 f., X, 95). Apperzeption und Assoziation (s. d.) sind nicht voneinander unabhängige Vorgänge oder gar Äußerungen von »Seelenvermögen«, sondern »zusammengehörige Faktoren des psychischen Geschehens« (Völkerpsych. I 2, 575). Unter Einheit der Apperzeption versteht WUNDT »die Tatsache, daß jeder in einem gegebenen Augenblick apperzipierte Inhalt des Bewußtseins ein einheitlicher ist, so daß er als eine einzige mehr oder minder zusammengesetzte Vorstellung aufgefaßt wird« (l.c. I, 2, 466). Anhänger der WUNDTschen oder doch einer ähnlichen Apperzeptionslehre sind O. KÜLPE (Gr. d. Psych. S. 441), E. MEUMANN, HÖFFDING, JAMES, VILLA, KARL LANGE, (Üb. Apperzeption 1899), HELLPACH (Grenzwiss. d. Psych. S. 6) u. a. Eine physiologische Deutung des Apperzeptionsvorganges gibt OPPENHEIMER (Physiol. d. Gef. S. 103 ff., 115 f.), auch KROELL, der aber keine Spontaneität des Bewußtseins anerkennt, sondern eine »Reflextheorie« aufstellt (Die menschliche Seele S. 58 ff.), ferner OSTWALD (Vorles. üb. Naturphilos.2). Gegner sind VOLKMANN (Lehrb. d. Psych. II4, 193 ff.), JODL (Lehrb. d. Psych. S. 443), ZIEHEN (Leitf. d. ph. Psych.2, S. 148) und die Assoziationspsychologen überhaupt. Sie führen, wofern sie die Veränderung des Vorstellungsverlaufs durch die Aufmerksamkeit berücksichtigen, diese auf Assoziation zurück, wie z.B. JODL Zweckvorstellungen als »Assoziationszentrum« die Reproduktion leiten läßt (Lehrb. d. Psych. S. 492, 499, 505, 508, 511 f.). ZIEHEN erklärt die Erscheinungen, die man sonst der Apperzeption zuschreibt, durch die Deutlichkeit, den Gefühlston, die Energie der Assoziation, die konstellation der Vorstellungen (Leitf. d. ph. Psych. S. 174 ff., 198, 200 f.). - ZIEGLER nimmt an, das Gefühl (Interesse) sei das Agens der Apperzeption, diese sei keine Willenstätigkeit (D. Gef.2, S. 47 ff., 307). E. VON HARTMANN bestimmt die Apperzeption als absolut unbewußte psychische Funktion ohne materielle Grundlage (Mod. Psych. S. 140). Vgl. Apperzeptionspsychologie, Aufmerksamkeit.
        Nachtrag: Apperzeption. BONNET erklärt: »Une perception n'étant que l'âme elle-même modifiée, elle ne peut éprouver cette perception qu'elle ne sente que c'est elle qui l'réprouve. Ce sentiment est ce que les métaphysiciens nomment conscience ou apperception« (ESS. anal. XIV, 200. vgl. MEINERS, Verm. philos. Schr. II, 34). - Nach B. ERDMANN wirkt die Apperzeptionsmasse unbewußt als »erregte Disposition« (Zur Theor. d. Appercept., Viertelj. f. w. Ph. X, 307 ff., 310 ff., 391 ff.. vgl. Wiedererkennen). Nach LIPPS ist die Apperzeption »Heraushebung des apperzipierten Gegenstandes aus dem allgemeinen psychischen Lebenszusammenhang« (Leitf. d. Psychol. S. 63 ff. Das Apperzipierte ist das Beachtete (l. c. S. 53 ff.). Nach FR. MAUTHNER heißt Apperzipieren, »unter den möglichen Eindrücken der Wirklichkeitswelt nach seinem Interesse, das heißt nach dem bisherigen Bewußtseinsinhalt einen bestimmten Eindruck für die Richtung seiner Aufmerksamkeit auswählen« (Sprachkrit. I, 512). Apperzeption ist »Bereicherung des Bewußtseinsinhalts um, einen neuen Eindruck« (l. c. S. 519). Nach STOUT ist die Apperzeption »the process by which a mental system appropriates a new element, or otherwise receives a fresh determination« (Anal. Psychol. II, 112). Nach BALDWIN ist die Apperzeption »that activity of synthesis by which mental data of any kind... are constructed into higher forms of relation and the perception of things which are related becomes the perception of relation of things« (Handb. of Psychol. I, ch. 4, p. 05). Durch die Apperzeption wird die Aufmerksamkeit auf ein Bild konzentriert. Nach FOUILLÉE ist die intellektuelle Apperzeption »la reconnaissance et la classification instantanée, avec rapport plus ou moins implicite au moi« (Psychol. d. id.-forc. I, 262 ff.. vgl. II, 215). Vgl. G. SCHILLING, Lehrb. d. Psychol. S. 95 ff.. Lindner, Psychol. d. Gesellsch.. HUSSERL, Log. Unt. II, 363. LAZARUS. Leb. d. Seele II2, 42 (s. Perzeption). DEWEY, Psychol. p. 85 ff."
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    • Definition der Aufmerksamkeit.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Aufmerksamkeit bei Eisler  Definitionsregister Psychologie: Aufmerksamkeit.
    IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/DefRegister/I16-Aufmerken/A-Eisler.htm

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