Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=07.06.2018 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 09.02.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_ Begriffsanalyse denkbar_ Datenschutz_ Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema::

    Begriffsanalyse "denkbar"

    Zusammenfassung - Beispielsammlung:
    Sprachlehre * Wissenschaft * Philosophie * Recht * Kunst, Kultur, Literatur * Mathematik * Medizin * Physik * Psychologie * Soziologie * Qualitäts- und Wahrheitsmedien * Politik * Alltag *
    Denkpsychologie.

    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    _

    "Was wir nicht denken können, können wir nicht denken; wir können also auch nicht sagen, was wir nicht denken können." (Wittgenstein TLP 5.61)

    _
    Abstract - Zusammenfassung - Summary: Denkbar bedeutet alles, was man denken kann.
    Denkbar bedeutet originär und im Kern alles, was man denken kann (so auch der  Sprachbrockhaus, aber nicht der  Duden). Insgesamt ist denkbar ein vielfältiges Homonym, das im Sinne denken können, für möglich oder für wahrscheinlich halten, realistisch sein, oder auch als Steigerungsform, nicht selten zu einem schon formulierten Superlativ, verwendet wird. Bei der Verneinung kann in Verbindung mit "ohne" auch eine notwendige Bedingung gemeint sein; es kann aber auch nicht mehr angemessen / veraltet bedeuten. Psychologisch genau betrachtet scheint es nichts Undenkbares geben zu können, denn sobald von etwas gesagt wird, dass es undenkbar sei, ist es ja schon gedacht worden und hat sich damit selber widerlegt. In diesem strengen Sinne wird denkbar aber selten verwendet. Tatsächlich gibt ein weites Bedeutungsfeld wie sich aus der Sammlung von Haupt- und Nebenbedeutungen ergibt.
        Der Begriff ist weder bei den Philosophen (nicht einmal bei Kant: 1, 2, 3) und Wissenschaftstheoretikern, noch bei den Mathematikern, Logikern, Juristen oder von den empirischen Wissenschaften näher untersucht - so weit es meine Stichproben betrifft. Besonders verblüfft hat mich, dass noch nicht einmal die  DenkpsychologInnen  denkbar einen Eintrag in den Sachregistern ihrer Standardwerke widmen.
    _
    Signierungen denkbar-Bedeutungen und ihr Gegenteil
    Denkbar (> Denken) hat mehrere Haupt- und einige Nebenbedeutungen (1, 2, 3):
    Die Verneinung, Negation oder Gegenteil bzw. Gegensatz kann mit einem angehängten " - " (Minuszeichen) gekennzeichnet werden.
    1. denkbar1 := originäre Bedeutung: alles, was gedacht werden kann. Damit aber letztlich nichtssagende Bedeutung, außer, dass es eben  gedacht werden kann. Jeder Unsinn und Widerspruch ist denkbar. Denn denkbar ist jedes und alles wie auch sein Gegenteil oder beides zugleich. In diesem Sinne hat der Begriff  "denkbar" keinerlei Erkenntniswert der über die simple Feststellung: man kann es denken, hinausgeht.
    2. denkbar2 := im Sinne von möglich, nicht ausgeschlossen, grundsätzlich realisierbar. Kevin Kühnert " „Ohne Kollektivierung ist eine Überwindung des Kapitalismus nicht denkbar.“[in Was heißt Sozialismus für Sie, Kevin Kühnert?, Die Zeit, 1. Mai 2019, abgerufen am 1. Mai 2019 nach Sekundärequelle Wikipedia] "
    3. denkbar3 := im Sinne von (un)wahrscheinlich, wenn auch nicht sehr ausgeprägt.
    4. denkbarr := im Sinne von realistisch, realisierbar, machbar, stärker als nur "möglich".
    5. denkbarg := nur als Konstruktion im Geiste existierend (> Nur denkbar nicht beobachtbar).
    6. denkbars := Steigerungsform  (> denkbar günstigste Bedingungen; denkbar mageres Ergebnis).
    7. denkbarv := rhetorischer alle-Verstärker (> Dirichlet)
    8. denkbarn := nicht denkbar ohne als (empirisch) notwendige Bedingung; manchmal auch logisch zwingend (> nicht denkbar ohne)
    9. denkbarL := logisch möglich, geboten, erforderlich, zwingend, ...; entsprechend undenkbarL widerspruchsvoll, unlogisch, logisch unmöglich (> Soz: ohne ... nicht denkbar)
    10. denkbara := angemessen, nicht (mehr) denkbar unangemessen, rückständig (> Epileptologie)
    11. denkbaru := Fallunterscheidung: denkbare Fallunterscheidungen, womit behauptet wird, es gibt keine weiteren, es sind alle (> Dedekind Bd. 2, S. 371,).
    12. denkbarf  := offensichtlich falsche Verwendung (> Wahlergebnisse Berlin)
    13. denkbar? := unklare Verwendung.


    Die Reihenfolge nach dem Realisierungsgrad ist: denkbar > möglich > wahrscheinlich > realisiert: Nur ein Teil des Wahrscheinlichen ist realisiert, nur ein Teil des Möglichen ist wahrscheinlich und nur ein Teil des Denkbaren ist auch möglich.

    Denkbar ist im Grunde alles: jeder Unsinn (z.B. "Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung", so Russel in Das menschliche Wissen, S. 117)), jeder Widerspruch, jede Absurdität. Beweis: [formuliere: Unsinn oder Absurdität, Widerspruch] So betrachtet hat die Verwendung des Begriffs denkbar im originären Kern keinerlei Erkenntnis- und Aussagewert, ist also im Grunde sinnlos. Oft wird der Ausdruck "denkbar" aber auch im Sinne von möglich oder sogar von eher wahrscheinlich verwendet (> Beispiel Italien ...). Einiges Denkbare ist nicht möglich und deshalb auch nicht mehr oder minder wahrscheinlich oder gar wahr. In welchem Sinne "denkbar" verwendet wird, muss, falls möglich, aus dem Zusammenhang der Verwendung erschlossen werden.

    Unsinnsbeispiele (Absurditäten)
    Ich bin gestern. Die Ameise fährt Motorrad.

    Widerspruchsbeispiele
    1 ist 2. Richtig ist falsch. Alles ist nichts. Nur eckige Kreise sind rund. Allein offene Türen sind geschlossen.

    Umstrittenes
    die unendlichen natürlichen Zahlen können zu einer Menge zusammengefasst werden.
     

      Exkurs Die Bedeutung der Silbe "bar"
      Die Hauptbedeutung ist die Möglichkeit. Eine seltene andere Bedeutung ist ohne, fehlen, nicht vorhanden sein.
      Wendungen:
      • bar jeder Vernunft
      • unrettbar verloren



    Beispielsammlung
    Sprachlehre * Wissenschaft * Philosophie * Recht * Kunst, Kultur, Literatur * Mathematik * Medizin * Physik * Politik * Psychologie * Soziologie * Qualitäts- und Wahrheitsmedien * Politik * Alltag *

    Sprachlehre

    denkbar im Sprachbrockhaus (191)
    "denkbar, 1) was sich denken läßt, möglich. 2) soviel man denken kann, möglichst: die denkbar beften Waren."

    Bedeutungsuebersicht nach duden.de [Abruf 08.06.2018]
        vorstellbar, möglich
        sehr, äußerst
    Kommentar:

    • "vorstellbar, möglich" als denkbar2
    • "sehr, äußerst" als Steigerungsform (denkbars)


    denkbar günstigste Bedingungen
    "Beispiel: die denkbar günstigsten Bedingungen" ..." [Duden.de Abruf 08.06.2018]
        Kommentar: Doppelte Steigerungsform (denkbars und Superlativ).

    Ideal als denkbar bestes
    "denkbar beste Besetzung" ..." [Duden.de Abruf 08.06.2018]
        Kommentar: Doppelte Steigerungsform (denkbars und Superlativ).

    denkbar im Dornseiff (1959)
    4.50 Hoher Grad (denkbars)
    5.2 Möglich (denkbar2).
    5.4f Wahrscheinlich (denkbar3).

    Nicht denkbar ohne ...
    "Wenngleich die Erfinder der "Sprechakttheorie", Austin und Searle2 , nicht als seine direkten Nachfolger betrachtet werden konnten, ist die Entstehung der pragmatischen Linguistik doch nicht denkbar ohne das Werk des Philosophen Ludwig Wittgenstein, vor allem die in seinem Spätwerk, v.a. den "Philosophischen Untersuchungen" entwickelte "Gebrauchstheorie der Bedeutung". ..."[Dietrich Busse (1991): Textinterpretation Kapitel 3 (S. 49-61), S. 56]

      Kommentar: Hier wird denkbar im Sinne einer notwendigen Bedingung (denkbarn) - wahrscheinlich sachlich falsch - verwendet: Ohne Wittgenstein keine pragmatische Linguistik.


    Denkbare Alternativen
    "Solche Situationen werden auch als mögliche Welten bezeichnet. Nach Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) sind mögliche Welten
     rational denkbare Alternativen zur aktualen, d.h. zur gegenwärtig bestehenden Welt."  [Formale Semantik: Grundannahmen und Prinzipien http://home.uni-leipzig.de/doelling/veranstaltungen/formsem1.pdf_Abruf 08.06.2018

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    Schlecht denkbar: Zeichen ohneZeichenbenutzer
    "Dimensionen der Semiotik Bei der bisherigen Behandlung des Zeichenbegriffes ist ein ganz wesentliches Element unberücksichtigt geblieben, nämlich der Zeichenbenutzer. Dabei sind Zeichen ohne Zeichenbenutzer eigentlich schlecht denkbar. ..." [Einführung in die Sprachwissenschaft, Kapitel 3 Semiotik: http://www.fb10.uni-bremen.de/khwagner/grundkurs1/kapitel3.aspx-Abruf 08.06.2018]

      Kommentar: Steigerungsform (denkbars)




    Aus der Wissenschaft ohne nähere Spezifikation..." []
    In der sonst sehr ergiebigen Enzyklopädie der Philosophie und Wissenschaftstheorie (Mittelstraß 2005, 2.A.) gibt es keinen Eintrag zu "denkbar".

    Wittgenstein Was denkbar ist, ist auch möglich."
    Traktatus 3.02 "Der Gedanke enthält die Möglichkeit der Sachlage die er denkt. Was denkbar ist, ist auch möglich."

      Kommentar:  Dass alles was denkbar ist, auch möglich (denkbar2) sein soll, ist sicher falsch. So können z.B. viele Widersprüche gedacht werden, z.B. ich lebe und ich bin tot, aber sie sind nicht möglich.


    Denkbar allgemeinste Veraenderungsoperatoren
    "Wir definieren die allgemeinsten Veraenderungsoperatoren, die denkbar sind. Das sind V+ und V-. V+ heisst, es kommt etwas hinzu. V- heißt, es wird etwas weggenommen. Unsere allgemeinsten Veränderungsoperatoren sind also: Plus und Minus.  Es gibt nun vier Grundmoeglichkeiten: ..."
        Quelle: Rudolf Sponsel (2001/2) Grundbegriffe der Systemtheorie in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie.

      Kommentar: (denkbar1)


    Nomenklaturen und Klassifikationen: Klassifikatorische Elemente denkbar.
    "Nomenklaturen und Klassifikationen Die Abgrenzung von Nomenklaturen und Klassifikationen ist nicht immer leicht, denn es sind durchaus auch Nomenklaturen mit klassifikatorischen Elementen denkbar. ..." [DIMDI  https://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/historie/ilcd-icd10/nomenklaturen-klassifikationen.htm-Abruf 08.06.2018]

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    Voice behavior Mitlieferung von Loesungen denkbar
    "Aufgrund der verwendeten Items ist es denkbar, dass bei verbesserungsorientiertem VB  in vielen Fällen eine Lösung mitgeliefert wurde." S. 91: Christoph Vogel (2017) Ideen und Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitenden Hemmende und fördernde Faktoren bei Vorgesetzten. Wiesbaden: Springer.

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    Moderne ohne Physikerkenntnisse nicht denkbar
    "Kommunikationstechnologien, Intensivlichtquellen wie Laser oder Computer, alles fußt auf den Kenntnissen der Physik. Wir leben im Zeitalter der Physik - im Physikum. Kurzum, die Moderne, die Postmoderne und die Postpostmoderne wären ohne die Erkenntnisse über den Aufbau der Materie, den Zusammenhang von Energie, Licht und Materie nicht denkbar.  ..." [Harald Lesch in Kursbuch 180: Warum bin ich ein Mensch?: Nichtwissen in der Physik]

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    "Die  Adressierung der affektiven sowie der Verhaltenskomponente von Einstellungen ist zudem durch erfahrungsbasierte Ansätze  nach  Dewey  (2002  [1919]) und Kolb (1984)  denkbar  (Euler  &  Hahn,  2014,  S.  169)." Aus, S. 86: Lehner, Marion (2017) Faculty Development Entwicklung akademischer Lehrkompetenz. Dissertation St. Gallen. Wiesbaden: Springer.

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    "Die Anwendung sollte zielgruppenspezifisch ausrichtbar und freiwillig sein. Denkbar wäre es diese Maßnahmen in Form einer „Toolbox“ anzubieten, die es jedem Beteiligten ermöglicht, in Abhängigkeit seiner individuellen Situation sich das passende Werkzeug auszuwählen."
    Aus,  S. 236: Traut, Hannes (2018) Die Bedeutung  prozessbegleitender  Maßnahmen bei Mitarbeiterbefragungen für die Teilnahmemotivation. Eine empirische Studie aus Sicht von Führungskräften und Mitarbeitern. Dissertation, Universität der Bundeswehr München. Wiesbaden: Springer.

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    "Mit Bezug auf die Unterscheidung zwischen ventralen und dorsalen Verarbeitungspfaden wäre nun folgende Zuordnung denkbar:
    Dorsal vermittelte Information könnte zwar pur und sehr präzise, aber nur kurzlebig, ventral verarbeitete Information dagegen kognitiv hochintegriert und  (unter  Umständen  daher) langlebig sein (Milner und Goodale 1995; Rossetti und Pisella 2002). " S. 672:
    Hommel, Bernhard (2017) Kapitel 18 Planung und exekutive Kontrolle von Handlungen. In (663-706) Müsseler, Jochen  & Rieger, Martina  (2017, Hrsg.) Allgemeine Psychologie

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    Alles ist denkbar. ... Die Zukunft ist Denkbar!  ..."[]
    [DenkBar: https://www.youtube.com/channel/UCEH6tBpVCBQ3lH-wv5uPCXA-Abruf 08.06.18]

      Kommentar: Verwendung im genuinen Sinne (denkbar1)




    Mathematik
    In folgenden mathematischen  Wörterbüchern oder Lexika  habe ich keinen Eintrag "denkbar" gefunden:
    • Athen, H. & Bruhn, J. (1994, Hrsg.).
    • Behnke, H.; Remmert, R.; Steiner, H.G. & Tietz, H. (1964, Hrsg.).
    • Behnke, H. & Tietz, H. (1966, Hrsg.).
    • Engesser, Hermann (1986).
    • Engesser, Hermann & Scheid, Harald (1994, 5. A.).
    • Gellert, W.; Kästner, H. & Neuber, S. (1978, Hrsg.).
    • Meschkowski, Herbert (1966).
    • Naas, J. & Schmid, H.L. (1972-74, Hrsg.).
    • Walz, G. (2003, Red.).


    Warnung: da ich  kein Mathematiker  bin, ist den folgenden Kommentaren / Analysen mit kritischer Vorsicht zu begegnen:
    _
    Dirichlet (1871) VORLESUNGEN ÜBER ZAHLENTHEORIE, 2. A.
    S. 32, Von der Congruenz der Zahlen: "... giebt man daher dem s alle denkbaren ganzen Zahlwerthe, ..."

      Kommentar: Schwierig zu beurteilen, was hier genau mit denkbar (denkbar?) gemeint ist, da man ja man alle Zahlenwerte gar nicht kennt. Andererseits scheint man auch gar nicht alle kennen zu müssen, um Aussagen treffen zu können, wie z.B. der Euklidsche  Primzahlbeweis  zeigt. Es fragt sich zudem, ob man "denkbar" nicht einfach weglassen könnte? Deutet man "denkbar" als alle möglichen (denkbar2) Zahlenwerte ändert sich auch nicht viel. .
    S. 141, Quadratische Formen: "... alle denkbaren Auflösungen der Gleichung (2) sind daher in diesen Formeln enthalten, ..."
      Kommentar: Auch hier bleibt "denkbar" unklar (denkbar?) und man kann fragen, ob man "denkbar" einfach weglassen kann, ohne dass sich am Sinn der Aussage viel ändern würde: alle Auflösungen der Gleichung (2).
    S. 236, : "... und allen denkbaren ganzzahligen Werthen v, w entsprechen. ..."
      Kommentar: wie oben S. 32.
    S. 473, : "... die Anzahl der verschiedenen denkbaren Fälle, ... "
      Kommentar: Auch hier kann man "denkbar" weglassen und es bleibt der Sinn Anzahl der verschiedenen Fälle.


    Rhetorische Verstaerkung Betrachtet man die Zahlen 1, 2, 3, dann kann man fragen: was sind alle denkbaren Kombinationen, was sind alle möglichen Kombinationen oder was sind alle Kombinationen (ohne Wiederholung)? In diesem Fall erscheinen: denkbar = möglich = alle  =  8, nämlich 0, 1, 2, 3, 12, 13, 23, 123. Insgesamt kann aus diesen vier Beispielen die Bedeutung rhetorische Verstärkung (denkbarv) ohne wirklich eigene Bedeutung gewinnen. Begründung: es ändern sich weder der Sinn noch die Operationen oder das Ergebnis durch das weglassen von "denkbar". Es sind nicht einfach nur "alle", sondern alle denkbaren. Damit wird eine neue Methode zur Bedeutungsanalyse von "denkbar" gewonnen, nämlich die Prüfung, ob sich am Sinn, den Operationen oder am Ergebnis etwas ändert, wenn man "denkbar" weglässt. Ändert sich durch Weglassen nichts, hat "denkbar" nur rhetorisch-verstärkende Bedeutung (denkbarv).

    Dedekind Gesammelte mathematische Werke, 3 Bde.

    Bd.1, S. 98, X. Über die Bestimmung der Präzision einer Beobachtungsmethode nach der Methode der kleinsten Quadrate: "... da nun alle denkbaren Hypothesen B a priori gleich wahrscheinlich sind, ..."

      Kommentar: > denkbarv.
    Bd., 1S. 224, XV. Über den Zusammenhang zwischen der Theorie der Ideale und der Theorie der höheren Kongruenzen : "Um hierüber zu entscheiden, wollen wir den denkbar einfachsten Versuch anstellen. ..."
      Kommentar: Steigerung des Superlativs "einfachsten" (denkbars).
    Bd. 2, S. 128, Ganze Elemente in G, "Betrachten wir nun die denkbar einfachste unendliche Abelsche Gruppe ... "
      Kommentar: Steigerung des Superlativs "einfachsten" (denkbars).
    Bd. 2, S. 371, XXXVII. Stetiges System aller Abbildungen der natürlichen Zahlenreihe IV in sich selbst: "Nun sind zwei Fälle denkbar: ..."
      Kommentar: Steigerung des Superlativs "einfachsten" (denkbars).
    Bd. 3. S. 32, : "Das System Z aller reellen und komplexen Zahlen ist ebenfalls ein Körper, und zwar der denkbar größte, weil jeder andere Körper in ihm enthalten ist. "
      Kommentar: Steigerung des Superlativs "einfachsten" (denkbars).
    Bd. 3, S. 160, : "so ist mit m die Anzahl aller überhaupt denkbaren Folgen, "
      Kommentar: > denkbarv.
    Bd. 3, S. 340, : "Wenn mir aber jemand sagt, wir könnten uns den Raum gar nicht anders als stetig denken, so möchte ich das bezweifeln und darauf aufmerksam machen, eine wie weit vorgeschrittene, feine wissenschaftliche Bildung erforderlich ist, um nur das Wesen der Stetigkeit deutlich zu erkennen und um zu begreifen, daß außer den rationalen Größenverhältnissen auch irrationale, außer den algebraischen auch transzendente denkbar sind."
      Kommentar: Schwierig zu beurteilen (denkbar?) im Zusammenhang Steigkeit und Zahlenstrahl. Das Wesen der Stetigkeit ist denkpsychologisch einfach und bedeutet fortlaufend ohne Lücke. Ob das Modell der Zahlen des Zahlenstrahls das leisten kann, erscheint mir fraglich.
    Bd. 3, S. 418, : "Hierbei bemerke ich, daß die vom Verfasser (auf S. 262) gegebene Definition der Potenzen der idealen Primzahlen einen kleinen, leicht zu beseitigenden Zweifel übrig läßt, insofern nicht bewiesen wird, daß eine Zahl, welche einen Primfaktor m mal enthält, ihn gewiß auch (m — 1) mal enthalten muß; so lange dies nämlich nicht geschehen ist, bleibt es z. B. denkbar, daß eine Zahl einen Primfaktor genau sechsmal und zugleich auch genau achtmal enthält."
      Kommentar: Das verstehe ich nicht.
    _
    Menge alles Denkbaren - Anmerkung Noether zu Dedekind (3. Bd.)
    S. 391: "... Wie stark die axiomatische Mengenlehre durch  D e d e k i n d  beeinflußt ist, zeigt ein Vergleich mit den Zermelo'schen Axiomen (Math. Ann. 65), die teilweise direkt ans den „Erklärungen" Dedekinds (§ 1 der Schrift) übernommen sind. Daß dabei das „Axiom des Unendlichen" postuliert werden mußte, da der Beweisversuch Dedekinds (66) auf dem widerspruchsvollen Begriff der „Menge alles Denkbaren" beruht, ist bekannt; ebenso, daß in die D e d e k i n d ' s c h e n Überlegungen das Auswahlpostulat hineinspielt (159). "
      Kommentar: Hm, Menge alles Denkbaren: ein Widerspruch?
    _
    Alle denkbaren Konstruktionen
    "Damit kann der Intuitionist nur über höchstens abzählbare Mengen sprechen (denn die anderen Mengen der modernen Mengenlehre lassen sich nicht Schritt für Schritt konstruieren). An dieser Stelle sind aber noch der Finitismus und der Ultrafinitismus zu erwähnen (man kann sie als intuitionistische Nebenrichtungen verstehen). Diese philosophischen Richtungen verneinen alles Unendliche (auch das Potentielle), vgl. [2, S. 102]. In Frage kommen für mathematische Objekte nicht mehr alle prinzipiell denkbaren Konstruktionen des Geistes, sondern nur die tatsächlich ausführbaren, vgl. [5, S. 159]. Es fehlt also der Unendliche 'Zeitvorrat'."
        Quelle: Sebastian Bohne (2011) Auf dem Weg zu einer Definition der Mathematik. Forschungsseminar (551): Was ist Mathematik? Universität Potsdam, den 7. Dezember 2011, hier S. 10.
      Kommentar: Auf den ersten Blick wird denkbar im originären Sinne (denkbar1) verwendet, wobei aber vermutlich gemeint ist, mathematisch sinnvolle und widerspruchsfreie Konstruktionen. Denkbar hieße dann mathematisch denkbar (Denkbarm).
    _
    Lehre ohne Hilfskraefte nicht denkbar
    "Die ersten Lehrpreisträger sind PD Dr. Becker-Kern, Prof. Dr. Christoph  Selter sowie stellvertretend für die vielen
    studentischen Hilfskräfte, ohne die die Lehre an der Fakultät für Mathematik nicht denkbar ist, vier ..."
        Quelle: Jahrbuch 2007/ 2008 TU Dortmund, S. 5.
      Kommentar: Gebrauch im Sinne von möglich (denkbar2) oder einer notwendigen Bedingung (denkbarn): phne Hilfskräfte geht es nicht.
    _
    andere Anwendungen der formalen Begriffsanalyse denkbar
    "Neben der Analyse von Konfigurationsstrukturen sind ohne weiteres andere Anwendungen der Begriffsanalyse im S oft wäre-Reengineering vorstellbar. So sind Software-Architekturen ganz allgemein durch Beziehungen zwischen Komponenten definiert und können mithin Gegenstand von Begriffsanalyse sein; hierbei können auch skalierte Kontexte eingesetzt werden, da es verschiedene Arten von Beziehungen gibt. Überhaupt kommen Relationen zwischen Objekten und Attributen im Software Engineering andauernd vor, so daß neben Reengineering und Reuse noch ganz andere Anwendungen der formalen Begriffsanalyse denkbar  sind."
        Quelle: S. 173: Stumme, Gerd  & Wille, Rudolf  (2000) Begriffliche Wissensverarbeitung. Methoden und Anwendungen. Berlin: Springer. [GB]
      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2) und realisierbar (denkbarr) .
    _
    auf Modulebene aufsetzende Loesung denkbar
    "2. Neben dieser Lösung mit MPZ-geschützter Basissysteminfrastrukur, bei der das digital zertifizierte Modulverwaltungssystem die Anordnung der Organisationseinheiten und Module zu formalen Begriffen wahrnimmt, ist auch eine direkter auf Modulebene aufsetzende Lösung denkbar. ... "
        Quelle: S. 195: Stumme, Gerd  & Wille, Rudolf  (2000) Begriffliche Wissensverarbeitung. Methoden und Anwendungen. Berlin: Springer. [GB]
      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2) und realisierbar (denkbarr) .
    _
    Widersprechendes undenkbar
    ."Zwar ist es richtig, daß Wider[>15]sprechendes nicht gedacht werden kann, aber Fehler beim Denken unterlaufen uns doch häufiger, als cs uns lieb ist.
        Quelle: SW. 14f: Thiele, Rüdiger (1979). Mathematische Beweise. Leipzig: Teubner.
      Kommentar: Gemeint ist logisch korrektes denken. (denkbarL)  Anmerkung: man kann jeden Unsinn denken, auch Widersprüchliches, wie die Geistesgeschichte und das tägliche Leben beweisen.




    Medizin

    "Eine Epileptologie ohne Bildgebung ist heute nicht mehr denkbar"
        Quelle: Jörg Wellmer, Susanne Knake, Friedrich G. Wörmann, Horst Urbach (2018)  Eine Epileptologie ohne Bildgebung ist heute nicht mehr denkbar. Z Epileptol 2018 · 31:85 https://doi.org/10.1007/s10309-018-0178-x

      Kommentar: Verwendung im Sinne nicht mehr angemessen, veraltet, rückständig. (nicht mehr denkbara)




    Physik

    Reiner leerer Raum undenkbar
    "Dieses Buch ist der Frage gewidmet, ob es einen von den Dingen unabhängigen Raum gibt. Einen, der in dem Sinn absolut wäre, daß er wie eine Bühne unbeeinflußt von den in ihm ablaufenden Vorgängen sowieso vorhanden und immer derselbe ist. Einen, der leer sein und für alle Zeiten leer bleiben kann. Solch ein Raum wäre das »Leere« oder das »Nichts«, das nach Auskunft antiker Naturforscher und Philosophen in sich so widersprüchlich ist, daß es nicht einmal gedacht werden kann. ... "
        Quelle: Vorwort, S. 13: Genz, Henning (1997) Die Entdeckung des Nichts. Leere und Fülle im Universum. Augsburg Weltbild.

      Kommentar: nicht einmal gedacht ist sicher nicht denkbar oder undenkbar gleichzusetzen (denkbarn). Dass er gedacht werden kann, zeigt der Text ja gerade.


    Andere Welten denkbar
    "Das Anthropische Prinzip besagt, dass wir in einer Welt leben, die wir so beobachten, wie wir in
    ihr leben können. Andere Welten als unsere sind aber denkbar."
        Quelle: Sonne, Bernd  (2016) Allgemeine Relativitätstheorie für jedermann. Grundlagen, Experimente und
    Anwendungen verständlich formuliert. Wiesbaden: Springer.

      Kommentar: Nicht näher erklärt (denkbar?), sicher (denkbar1) vermutlich aber (denkbar2) gemeint.


    "Wie kann man die Schwerkraft aufheben?
    Dafür bräuchte es eine sogenannte Antigravitation, die auf negativer Masse und negativer Energie beruht. Dass eine solche Gegenkraft existiert oder entstehen kann, ist bisher jedoch nicht denkbar. Daher geht man zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Schwerkraft nicht aufgehoben werden kann."
    https://www.sivakids.de/gravitation-einfach-erklaert/
    [Abruf 09.02.2023]

      Kommentar: Obwohl die AutorInnen im ersten Teil des Satzes sagen "Dass eine solche Gegenkraft existiert oder entstehen kann, ...", es also denken, sagen sie im zweiten Teil, "... ist bisher jedoch nicht denkbar.". Es ist natürlich denkbar, aber sie meinen wohl nicht möglich- eine Teilmenge von denkbar.




    Politik

    Kevin Kühnert " „Ohne Kollektivierung ist eine Überwindung des Kapitalismus nicht denkbar.“[in Was heißt Sozialismus für Sie, Kevin Kühnert?, Die Zeit, 1. Mai 2019, abgerufen am 1. Mai 2019 nach Sekundärequelle Wikipedia] "
        Kommentar: Denkbar ist das natürlich, aber vermutlich nicht möglich. Wie die Sowjetunion zeigte, ist das auch falsch. Richtig ist es, wenn man an eine demokratische durch das breite Volk getragene Überwindung denkt. Das steckt ja auch im Begriff "demokratischer Sozialismus.



    Psychologie

    Denkpsychologie
    Zun meiner Verblüffung habe ich im Band "Denken und Problemlösen" (2006) der Enzyplopädie der Psychologie es keinen Sachregistereintrag mit "denkbar" gefunden, auch nicht im früheren Handbuch der Psychologie (1964), Allgemine Psychologie, 2. Halbband Lernen und Denken. Auch Oerters 6. Auflage (1980) Mongraphie Psychologie des Denkens enthält ebeno wenig einen Eintrag im Sachregister wie die 4. Auflage des von Graumann (1969) herausgegebenen Sammelbandes "Denken". Es hat den Anschein, als gäbe es in der qualitativen Denkforschung noch sehr viel Grundlegendes zu tun.
    _
    Nur denkbar nicht beobachtbar
    "Die  Zeichenformulierung befindet sich in bester Übereinstimmung mit Charles Sanders  Peirce, der ein Zeichen als nur denkbar, nicht aber beobachtbare triadische Relation aus einem verzeichneten Perceptuum, einem Schema oder Repräsentamen und dem interpretierenden Bewußtsein oder Interpretant bestimmt."
        Quelle: Achim Eschbach (2018) Der andere Bühler: Phänomenologie der Wahrnehmung und des Denkens. In (181-190) Friedrich, Janette (2018, Hrsg.)  Karl Bühlers Krise der Psychologie. Positionen, Bezüge und Kontroversen im Wien der 1920er/30er Jahre. Springer.  Hier S. 189:

      Kommentar: Das ist eine interessante Formulierung, die zu einer einer neuen Bedeutungsvariante führt, nämlich zu denkbarg nur als Konstruktion im Geiste existierend.
    _
    Denkbar in Pritzels Akademischer Psychologie. Hintergründe und Entstehungsgeschichte
    alle denkbar moeglichen
    S. 10: "In der physiologisch bzw. neurowissenschaftlich ausgerichteten Psychologie bilden z. B. neurophysiologische und/oder neuroanatomische  Untersuchungsmethoden von allen  denkbaren möglichen körperlichen Korrelaten des  »ganzen  Erlebens« einen  neurowissenschaftlich erfassbaren Teil ab."
      Kommentar: Eine interessante Formulierung weil offensichtlich zwischen denbar und möglich unterschieden wird. Wörtlich gedeutet scheint danach "denkbar möglich" mehr zu sein als bloß möglich. Man kann denkbar hier aber auch Verstärker (denkbarv) sehen. Letztlich bleibt unklar, was genau gemeint ist (denkbar?).
    _
    kein beobachten denkbar
    S. 15: "Nicht zuletzt wird ganz grundlegend darüber nachzudenken sein, wie wir je zu Vorstellungen über die äußere Welt kommen sollten, wenn diese nur durch Erfahrung  möglich wären. Anders gefragt:  Wie sollte sich ein empirisch denkender  Wissenschaftler  je  »aus  seiner  Erfahrung  herausbegeben«  können,  um  zu  erkennen, ob es tatsächlich  jene  Welt  gibt, die er in seinem Geiste abzubilden  vorgibt,  und  zwar  ohne  sich  mittels > analytisch-deduktiven  Denkens  (> Deduktion)  auf  die  konstitutiven  Bestandteile seiner Erkenntnis zu berufen?  Zumindest wäre ohne dieses implizit akzeptierte Fundament kein wissenschaftliches Experimentieren, kein  Beobachten denkbar, wären  keine  objektiven  Aussagen  möglich  (> Objektivierung).  Nur  auf  den  ersten  Blick  scheinen  Erkenntnisse,  die  von Empirikern gewonnen wurden, also auch ausschließlich empirische zu sein. Bereits beim zweiten Hinsehen erkennt man, dass sie immer auch auf anderen, nicht empirisch gewonnenen Elementen aufbauen"
      Kommentar:
    _
    heute nicht mehr denkbar
    S. 59: "Jedoch gilt der Versuch, sich von nicht rationalen Vorstellungen über eine Sache vollkommen zu  befreien, um dann als »werthaltungsfreies Subjekt der Erkenntnis«  entsprechend  »unvoreingenommen« ein Objekt zum Gegenstand seines Erkenntnisinteresses zu machen, heute als nicht mehr denkbar. Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit der »unvoreingenommenen > Introspektion«, aufgrund derer man ein objektives Urteil für sich reklamieren könnte."
      Kommentar:
    _
    Weitere Verwendungen in Pritzel  S. 61 (nichts Existierendes ohne Substanz denkbar), 72 (ohne ...  nicht denkbar), 82 (ohne ...  nicht denkbar;  in den des Denkbaren zu überführen.), 84 (größtmöglich denkbare Umfassende), 87 (keinerlei Wechselwirkung denkbar,), 105 (galt es ihm als undenkbar), 106 (Ohne  diese  Basis  wäre  eine  Einordnung heutigen Wissens undenkbar),  107 (das rational Denkbare im Seelenleben), 116 (vom Wahrnehmbaren zum Denkbaren; ohne Bewegung von etwas undenkbar), 118 (ohne das Wirken jedes einzelnen Elements  undenkbar), 130 (Ebenso undenkbar war es), 144 (ohne sie nicht denkbar), 145 (kaum denkbar), 149 (Denkbar ist diese Form), 170 (Vielfalt von denkbaren Realitäten), 171 (einzig denkbarer Weg), 188 (nur unter biologischen Bedingungen denkbar), 193 (kaum denkbar, schlechterdings undenkbar erscheint ), 221 (ohne Mathematik undenkbar), 230 (innerhalb der Gehirnphysiologie denkbar),  245 (Begriffsapparat des Watson'schen Systems denkbar einfach),  257 (jeder nur denkbare Sachverhalt ),  271 (Denkbar ist auch; ebenso denkbar),  283 (über  allen  denkbaren physiologischen), 336 (Plotin: außerhalb der »kein Seiendes« denkbar).
        Quelle: Pritzel, Monika  (2016) Die akademische Psychologie: Hintergründe und Entstehungsgeschichte. Berlin: Springer. Hier S. 10



    Ergebnisse aus der empirischen Sprachstudie-01

    Der Begriff denkbar wurde bei 10 zu bewertenden Sachverhalten wie folgt gebraucht:
     

      01  Der Tod wird von der Wissenschaft noch besiegt.  8.5 von 37 wählten denkbar.
      02  Menschliche Siedlungen auf dem Mars sind.  2 von 37 wählten denkbar.
      03  Frieden auf Erden wird es noch geben.  9 von 37 wählten denkbar.
      04  Jeder ist seines Glückes Schmied. 9 von 37 wählten denkbar.
      05  Eine wirklich gerechte Welt ist.  6 von 37 wählten denkbar.
      06  Ein bedingungsloses Einkommen ist. 7 von 37 wählten denkbar.
      07  Das Zusammenleben wird immer besser.  5 von 37 wählten denkbar.
      08  Im Wirtschaftsleben geht es fair und gerecht zu.  0 von 37 wählten denkbar.
      09  Der Klimawandel ist noch aufzuhalten. 2 von 37 wählten denkbar.
      10  Man braucht nicht viel zum glücklich sein. 5  von 37 wählten denkbar.
    _
    Der Realisierungsgrad von denkbar wurde von 29 TeilnehmerInnen für die 10 Sachverhalte, die Teil II. bearbeitet haben, in der Skalierung 1-8  mit aufsteigendem Realisierungsgrad wie folgt bewertet:

    Das ist immerhin der vierthöchste Mittelwert von 8 Realisierungsgraden.
    Zum Vergleich seien auch noch die Daten der anderen Realisierungsgrade mitgeteilt:

    Fazit aus dieser Studie: Während aus wissenschaftstheoretischer und denkpsychologischer Sicht alles denkbar ist (> Zusammenfassung), selbst die größte Unsinn und Widerspruch, wird der Begriff im alltäglichen Sprachgebrauch nicht so "fundamentalistisch" verwendet, sondern mit einer gehörigen Portion realistisch. Denkbar heißt für die meisten im Bereich des Realisierbaren.
     



    Soziologie

    Soz: nicht denkbar ohne
    "... könnte auch sagen, zwischen der Wahrnehmung eines Ist-Zustandes (tatsächliche Verfügung über Mittel der Bedürfnisbefriedigung) und eines Soll- Zustandes (angestrebte Verfügung über Mittel der Bedürfnisbefriedigung).  Genaugenommen hat ein Bedürfnis also immer zwei Pole. Die auf bestimmte Gegenstände gerichteten Bestrebungen von Menschen sind nicht denkbar ohne die Wahrnehmung von Mitteln der Befriedigung. Bedürfnisse sind nicht vorstellbar ohne den Vorgang der Befriedigung."
        Quelle: S. 28: Hondrich, Karl Otto (1975) Menschliche Bedürfnosse und soziale Steuerung. Reinbek: Rowohlt (rororo studium).

      Kommentar: Nicht denkbar ohne als notwendige Bedingung (denkbarn)


    Soz: ohne ... nicht denkbar
    "Der Begriff Inklusion beschreibt in der Soziologie den Einschluss bzw. die Einbeziehung von Menschen in die Gesellschaft. Der Begriff ist komplementär zu dem der Exklusion; der eine Begriff ist ohne den anderen nicht denkbar. "
        Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Inklusion_%28Soziologie%29.

      Kommentar: ohne ... nicht denkbar als notwendige Bedingung (denkbarn) oder (denkbarL).


    Soz: ist denkbar
    "Auch eine Tätigkeit im Personalwesen, in der Markt- und Sozialforschung oder in der Erwachsenenbildung ist denkbar."
        Quelle: Politische Soziologie (aus dem Internet)

      Kommentar: Denkbar im Sinne von möglich (denkbar2) und (denkbarr)


    Soz: nicht denkbar ist ohne
    "Menschen sind nicht nur Individuen, die aus sich selbst heraus leben, sondern auch soziale Wesen, deren Handeln und Tun nicht denkbar ist ohne wechselseitige Orientierung, Beeinflussung und Beurteilung."
        Quelle: Universität Bayreuth Soziologie, Master of Arts (M.A.)

      Kommentar:   nicht denkbar ohne als notwendige Bedingung (denkbarn). Anmerkung: Wolfsmenschen?


    Soz: Umstaende denkbar
    " Als Verstoß gegen „normalisierte“ Kindheitsvorstellungen und insofern als Skandal gewertet wird in der öffentlichen Wahrnehmung beispielweise, wenn Kinder nicht zur Schule gehen können, wenn sie ihre familiäre Einbettung verlieren, einer gewalttätigen sozialen Umwelt hilflos ausgeliefert sind oder von neuen Medien „überflutet“ werden. Umgekehrt sind Umstände denkbar, in denen gesellschaftliche Umbrüche als Möglichkeit zur Institutionalisierung einer "guten Kindheit" gesehen werden, in denen Schutz- und Schonraum vor einer sozial und physisch destruktiven Umwelt auftauchen."
        Quelle: Interdisziplinäre Jahrestagung der Sektion Soziologie der Kindheit Call for Paper Kinder und Kindheit in gesellschaftlichen Umbrüchen

      Kommentar: Offensichtliche Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    denkbare Utopien mit Realisierungselementen
    "Die einzig denkbare Aufgabe der Soziologie bestünde dann bloß noch in einer Bestandsaufnahme all jener utopischen – oder eben unrealistischen – Vorstellungen verschiedener Zukunftsszenarien. Was aber wäre der Zweck einer Utopie – oder utopischer Vorstellungen im Allgemeinen –, wenn sie bloße Rhetorik wären, wenn sie bloß noch auf einen (ideologischen) Verblendungszusammenhang ihrer Urheber verwiesen? Analog dazu lässt sich auf den Gegenbegriff der Dystopie verweisen: Welche Überzeugungskraft hätten beispielsweise die großen dystopischen Romane wie George Orwells 1984, Ray Bradburys Fahrenheit 541 oder Aldous Huxleys Brave New World noch auf ihr Lesepublikum gehabt, wenn alles worauf diese Narrationen von Zukunftsszenarien anspielten, nicht wirklich bis zu einem gewissen Grad denkbar, sondern einfach nur unrealistisch gewesen wäre? Die Unsicherheit darüber, was zukünftig sein wird, stellt daher zwar ein notwendiges Element von Utopien und Dystopien dar, sie ist aber kein hinreichendes Charakteristikum.
    Eine überzeugende Wirkung entfalten Utopien wie Dystopien also immer nur dann, wenn sie eine glaubhafte Vorstellung davon herstellen können, was eine denkbare Zukunft auch tatsächlich sein könnte. Sie enthalten daher immer auch Elemente, die diesen Bezug zum Realen, zum Status quo hinreichend herstellen. Aufgabe der Utopie ist es dabei, in überzeugender Weise diese vorhandenen Tatsachen zu transzendieren und einen zukünftigen Idealzustand zu entwerfen."
        Quelle: Soziologieblog: Émile Durkheims Begriff der sozialen Gesundheit als soziologische Dystopie – von Marco Hohmann.

      Kommentar: Denkbare Utopien als solche mit Realisierungschancen (denkbarr)



    Philosophie

    Bayles zu Leibniz ... im leeren Raume undenkbar
    "... Man machte sich über Epikur lustig, als er die abweichende Bewegung der Atome erfand: er nahm dieselbe ohne allen Grund an, um sich dadurch aus dem Labyrinthe der unvermeidlichen Notwendigkeit der Dinge herauszuwinden, vermochte aber keine Begründung für diesen neuen Teil seiner Hypothese vorzubringen. Derselbe verstieß gegen die klarsten Begriffe unseres Geistes, denn jeder sieht ein, daß ein Atom, um, nachdem es zwei Tage lang eine gerade Linie beschrieben hat, zu Anfang des dritten vom Wege abzuweichen, entweder auf ein Hindernis stoßen oder unversehens von einer Lust zu dieser Abweichung angewandelt werden oder endlich irgendeine Triebfeder enthalten muß, die in jenem Augenblicke zu wirken beginnt. Der erste dieser Gründe ist im leeren Raume undenkbar. Der zweite ist unmöglich, da ein Atom nicht die Fähigkeit besitzt, zu denken. Der dritte ist bei einem völlig und unbedingt einheitlichen Körper gleichfalls unmöglich. Machen wir von alledem etwas Gebrauch."
        Quelle: Gottfried Wilhelm Leibniz: Kleinere philosophische Schriften  X. Bayles zweite Kritik des Systems der vorherbestimmten Harmonie. http://gutenberg.spiegel.de/buch/kleinere-philosophische-schriften-6936/11.
        Kommentar: Anscheinend unterscheidet Bayles zwischen undenkbar und unmöglich, wobei unklar bleibt, was der Unterschied wäre. Das das erste dieser Gründe gedacht werden kann, ist ja durch die Formulierung bereits erwiesen. Vielleicht meint Bayles mit undenkbar nicht widerspruchsfrei denkbar oder logisch unmöglich, was die Bedeutungsproblematik aber auch nur verschöbe.

    Kant: Innere Veraenderungen denkbar machen
    "Wie es nun möglich sei, daß aus einem gegebenen Zustande, ein ihm entgegengesetzter desselben Dinges folge, kann nicht allein keine Vernunft sich ohne Beispiel begreiflich, sondern nicht einmal ohne Anschauung verständlich machen, und diese Anschauung ist die der Bewegung eines Punktes im Raume, dessen Dasein in verschiedenen Ortern (als eine Folge entgegengesetzter Bestimmungen) zuerst uns allein Veränderung anschaulich macht; denn, um uns nachher selbst innere Veränderungen denkbar zu machen, müssen wir die Zeit, als die Form des inneren Sinnes, figürlich durch eine Linie, und die innere Veränderung durch das Ziehen dieses Linie (Bewegung), mithin die sukzessive Existenz unser selbst in verschiedenem Zustande durch äußere Anschauung uns faßlich machen, wovon der eigentliche Grund dieser ist, daß alle Veränderung etwas Beharrliches in der Anschauung voraussetzt, um auch selbst nur als Veränderung wahrgenommen zu werden, im inneren Sinne aber gar keine beharrliche Anschauung angetroffen wird."
        Quelle: Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft - 2. Auflage - Kapitel 67  Allgemeine Anmerkung zum System der Grundsätze: http://gutenberg.spiegel.de/buch/kritik-der-reinen-vernunft-2-auflage-3502/67

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)
    Kant: Auch mit menschlicher Kunst nicht denkbar und erklaerlich
    "Aber innere Naturvollkommenheit, wie sie diejenigen Dinge besitzen, welche nur als Naturzwecke möglich sind und darum organisierte Wesen heißen, ist nach keiner Analogie irgendeines uns bekannten physischen, d. i. Naturvermögens, ja da wir selbst zur Natur im weitesten Verstande gehören, selbst nicht einmal durch eine genau angemessene Analogie mit menschlicher Kunst denkbar und erklärlich."
        Quelle: Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft - Kapitel 75 § 65 Dinge, als Naturzwecke, sind organisierte Wesen: http://gutenberg.spiegel.de/buch/kritik-der-urteilskraft-3507/75
      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)
    Kant: wenigstens denkbar
    "Mit diesem Vermögen steht auch die transzendentale Freiheit nunmehro fest, und zwar in derjenigen absoluten Bedeutung genommen, worin die spekulative Vernunft beim Gebrauche des Begriffs der Kausalität sie bedurfte, um sich wider die Antinomie zu retten, darin sie unvermeidlich gerät, wenn sie in der Reihe der Kausalverbindung sich das Unbedingte denken will, welchen Begriff sie aber nur problematisch, als nicht unmöglich zu denken, aufstellen konnte, ohne ihm seine objektive Realität zu sichern, sondern allein, um nicht durch vorgebliche Unmöglichkeit dessen, was sie doch wenigstens als denkbar gelten lassen muß, in ihrem Wesen angefochten und in einen Abgrund des Skeptizismus gestürzt zu werden."
        Quelle: Kant Vorrede Kritik der praktischen Vernunft. http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/Kritik+der+praktischen+Vernunft/Vorrede
        Kommentar:  Bedeutung unklar (denkbar?)

    Engels Dialektik der Natur

    Unzerstoerbarkeit der Bewegung
    "Die Unzerstörbarkeit der Bewegung kann nicht bloß quantitativ, sie muß auch qualitativ gefaßt werden; eine Materie, deren rein mechanische Ortsveränderung zwar die Möglichkeit in sich trägt, unter günstigen Bedingungen in Wärme, Elektrizität, chemische Aktion, Leben umzuschlagen, die aber außerstande ist, diese Bedingungen aus sich selbst zu erzeugen, eine solche Materie hat Bewegung eingebüßt; eine Bewegung, die die Fähigkeit verloren hat, sich in die ihr zukommenden verschiedenen Formen umzusetzen, hat zwar noch Dynamis, aber keine Energeia mehr, und ist damit teilweise zerstört worden. Beides aber ist undenkbar(denkbar2-)."
        Quelle: Engels (1925) Dialektik der Natur, S. 10

      Kommentar:  Alles ist denkbar, selbst der größe Unsinn, also kann es hier nur im Sinne von unmöglich gemeint sein, wobei leider nicht ganz klar wird, was mit "Beides" genau gemeint ist.


    Materie undenkbar ohne Bewegung
    "Es zeigt sich hier schon, daß Materie undenkbar (denkbar2-) ist ohne Bewegung."
        Quelle: Engels (1925) Dialektik der Natur, S. 26

      Kommentar: Alles ist denkbar, selbst der größe Unsinn, also kann Engels es hier nur im Sinne von unmöglich meinen. Warum Materie sich bewegen muss, wäre zu begründen. Natürlich kann man denken, dass es unbewegte Materie gibt, auch wenn alle bisherige Erfahrung darauf hindeutet, dass Bewegung ein grundlegendes kosmisches Prinzip sein könnte.


    Existenz der Protisten im Dunstkreis aller Weltkörper denkbar
    "Die Atmosphären der Weltkörper wie der rotierenden kosmischen Nebelmassen würden demnach als die dauernden Bewahrungskammern der belebten Form, als die ewigen Pflanzstätten organischer Keime zu
    betrachten sein.« - Die kleinsten lebenden Protisten mit ihren unsichtbaren Keimen erfüllen die Atmosphäre unter dem Äquator in den Kordilleren bis zu 16000 Fuß noch massenhaft. Perty sagt, sie seien »fast allgegenwärtig«. Sie fehlen nur da, wo die Glühhitze sie tötet. Für sie (Vibrioniden etc.) »ist daher auch im Dunstkreis aller Weltkörper« ihre Existenz denkbar(denkbar2), »wo immer die entsprechenden Bedingungen sich finden«."
        Quelle: Engels (1925) Dialektik der Natur, S. 141

      Kommentar: Im Sinne von möglich.


    Fichte: Undenkbar, dass aus Nichts etwas wird
    "Was ich dachte, und zu denken genöthigt war, war daher keinesweges dies, daß die verschiedenen auf einander folgenden Bestimmungen der Natur als solche einander bewirken; – daß die gegenwärtige Beschaffenheit sich selbst vernichte, und in dem künftigen Momente, da sie selbst nicht mehr ist, eine andere, die nicht sie selbst ist, und die in ihr nicht liegt, an ihrer Stelle hervorbringe, welches völlig undenkbar ist. Die Beschaffenheit bringt weder sich selbst, noch etwas Anderes außer ihr hervor."
        Quelle: Johann Gottlieb Fichte: Die Bestimmung des Menschen - Kapitel 5 Erstes Buch. Zweifel. http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-bestimmung-des-menschen-413/5.

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    Schopenhauer Allein denkbar in der Identitaet eines Bewusstseins
    "Und dennoch bleibt immer von diesem ersten Auge, das sich öffnete, und, habe es einem Insekt angehört, das Daseyn jener ganzen Welt abhängig, als von dem nothwendig Vermittelnden der Erkenntniß, für die und in der sie allein ist und ohne die sie nicht einmal zu denken ist: denn sie ist schlechthin Vorstellung, und bedarf als solche des erkennenden Subjekts, als Trägers ihres Daseyns: ja, jene lange Zeitreihe selbst, von unzähligen Veränderungen gefüllt, durch welche die Materie sich steigerte von Form zu Form, bis endlich das erste erkennende Thier ward, diese ganze Zeit selbst ist ja allein denkbar in der Identität eines Bewußtseyns, dessen Folge von Vorstellungen, dessen Form des Erkennens sie ist und außer der sie durchaus alle Bedeutung verliert und gar nichts ist."
        Quelle: Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. Band I - § 7.    http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-welt-als-wille-und-vorstellung-band-i-7134/9

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)


    Feuerbach: ist das undenkbare Wunder denkbar?
    "Das Wunder ist für die Vernunft sinnlos, undenkbar, so undenkbar, als ein hölzernes Eisen, ein Kreis ohne Peripherie. Ehe man die Möglichkeit bespricht, ob ein Wunder geschehen kann, zeige man die Möglichkeit, ob das Wunder, d. h. das Undenkbare denkbar ist."
        Quelle: Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums  Vierzehntes Kapitel Das Geheimnis des Glaubens – das Geheimnis des Wunders: http://gutenberg.spiegel.de/buch/das-wesen-des-christentums-3457/16

      Kommentar: Undenkbar im Sinne von absurd, widersprüchlich.


    Stirner: allgemeine Vernunft nur denkbar
    "Die Sonderbarkeit dieser Behauptung verschwindet, wenn man erwägt, daß die Worte »es ist möglich, daß usw.« fast nie einen andern Sinn in sich bergen, als diesen: »Ich kann Mir denken, daß usw.« z. B. Es ist möglich, daß alle Menschen vernünftig leben, d. h. Ich kann Mir denken, daß alle usw. Da nun mein Denken nicht bewirken kann, mithin auch nicht bewirkt, daß alle Menschen vernünftig leben, sondern dies den Menschen selbst überlassen bleiben muß, so ist die allgemeine Vernunft für Mich nur denkbar, eine Denkbarkeit, als solche aber in der Tat eine Wirklichkeit, die nur in Bezug auf das, was Ich nicht machen kann, nämlich die Vernünftigkeit der Andern, eine Möglichkeit genannt wird. So weit es von Dir abhängt, könnten alle Menschen vernünftig sein, denn Du hast nichts dagegen, ja so weit dein Denken reicht, kannst Du vielleicht auch kein Hindernis entdecken, und mithin steht auch in deinem Denken der Sache nichts entgegen: sie ist Dir denkbar."
        Quelle: Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum 3. Mein Selbstgenuß: http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-einzige-und-sein-eigentum-4220/15

      Kommentar: (Denkbar1)


    Nietzsche höchste aller denkbaren Corruptionen
    "Hiermit bin ich am Schluß und spreche mein Urtheil. Ich verurtheile das Christenthum, ich erhebe gegen die christliche Kirche die furchtbarste aller Anklagen, die je ein Ankläger in den Mund genommen hat. Sie ist mir die höchste aller denkbaren Corruptionen, sie hat den Willen zur letzten auch nur möglichen Corruption gehabt. Die christliche Kirche ließ Nichts mit ihrer Verderbniß unberührt, sie hat aus jedem Werth einen Unwerth, aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Rechtschaffenheit eine Seelen-Niedertracht gemacht."
        Quelle:  Friedrich Wilhelm Nietzsche: Der Antichrist - Kapitel 7, 62:  http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-antichrist-6183/7

      Kommentar: (Steigerungsforms)


    Mauthner: Gattungserfahrung ohne Gedächntis undenkbar
    "Spencer sieht an dieser Stelle nicht, daß ja auch die Gattungserfahrung, die dem Instinkte vorausgehen muß, ohne ein Gedächtnis nicht denkbar ist, sieht nicht, daß also irgendein Gedächtnis am Anfang wie am Ende der Entwicklung steht; aber wir wollen es ihm nicht vergessen, daß er denn doch lehrt (Prinzipien der Psychologie, deutsch von Vetter, I 465), daß, während der Instinkt auf der einen Seite als eine Art von organisiertem Gedächtnis betrachtet werden kann, das Gedächtnis anderseits sich als eine Art von beginnendem Instinkt auffassen läßt."
        Quelle: Fritz Mauthner: Wörterbuch der Philosophie. Erster Band. A - Intuition - Kapitel 112 Instinkt: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-8614/112

      Kommentar: nicht denkbar im Sinne einer notwendigen Voraussetzung (denbkbarn).


    Ostwald denkbar allgemeinster Dingbegriff
    "Die Spezialisierung des Objektes war in den Ordnungswissenschaften von dem denkbar allgemeinsten Dingbegriff, der kein anderes Kennzeichen als seine Unterscheidbarkeit von anderen Dingen besitzt, so weit gegangen, daß ein räumlich und zeitlich bestimmter Gegenstand in seinen Bewegungen verfolgt wurde."
        Quelle: Wilhelm Ostwald: Grundriß der Naturphilosophie - Kapitel 6, Dritter Teil Die Arbeitswissenschaften. 42. Allgemeines. http://gutenberg.spiegel.de/buch/-6013/6

      Kommentar: (Steigerungsforms)


    Bergson denkbare atomare Modelle
    "Das Bewußtsein deduzieren zu wollen, wäre ein gewagtes Unternehmen, aber dies ist hier in der Tat auch gar nicht nötig, da die materielle Welt setzen eine Summe von Bildern setzen heißt, und da es zudem überhaupt unmöglich ist, etwas anderes als Bilder zu setzen. Keine Theorie der Materie kommt um diese Notwendigkeit herum. Denn führt man die Materie auf bewegte Atome zurück: selbst wenn man diesen Atomen ihre physikalischen Qualitäten nimmt, so werden sie doch nur durch Beziehung auf eine mögliche Anschauung oder mögliche Berührung denkbar, und damit fällt dann wieder die Materialität des Lichtes und des Stoffes. Verdichtet man das Atom zu Kraftzentren, löst man es in rotierende Wirbel eines kontinuierlichen Fluidums auf: auch dieses Fluidum, diese Bewegungen und Zentren sind denkbar nur durch eine freilich ganz abgeblaßte Fühlbarkeit, Kraftwirkung und Farbigkeit – sie sind also immer noch Bilder."
        Quelle: Henri Bergson: Materie und Gedächtnis - Kapitel 3: I. Von der Auswahl der Bilder bei der Vorstellung. Die Funktion des Leibes. http://gutenberg.spiegel.de/buch/-7631/3

      Kommentar: Beide Nennungen wegen des "... nur durch ..." im Sinne einer notwendigen Bedinung (denkbarn) verstanden.


    Juhos (1950), S. 174 Für einen empirischen Satz muss das Falsche denkbar sein.
    „38. Das „Denkbare“ und das „Wirkliche“.
    Sätze, für die nur ein Wahrheitswert zulässig ist, die in allen Fällen wahr bzw. in allen Fällen falsch sind, deren Wahrheitswert also unbezweifelbar ist, sagen nichts aus. Es sind dies die „analytischen“ Sätze (im weiteren Sinne). Für jeden anderen Satz sind beide Wahrheitswerte zulässig. Durch diese Eigenschaft haben wir die „empirischen“ Sätze gekennzeichnet. Wenn also ein empirischer Satz als wahr behauptet wird, so muß seine Falschheit doch immer denkbar sein.
    Wodurch wird nun die Wahrheit bzw. Falschheit eines empirischen Satzes entschieden? Auf diese Frage gibt der Sprachgebrauch des Alltags wie der Wissenschaft eine eindeutige Antwort. Ob ein Erfahrungssatz wahr ist, entscheidet allein die Erfahrung oder, wie man auch zu sagen pflegt, entscheiden die „wirklichen“ Tatsachen.
    „Wirklichkeit“ ist hier im Unterschied vom bloß „Denkbaren“ gemeint. Zwar beschreiben alle empirischen Sätze denkbare Fälle, andernfalls wären sie ja unsinnig. Allein, wird ein Satz als wahr behauptet und beschreibt er eine bloß denkbare, aber nicht wirkliche Tatsache, dann liegt eine falsche Behauptung vor.
    Es ergibt sich so vom Standpunkt unserer Satzeinteilung folgende Beziehung zwischen „Wahrheit“ und „Wirklichkeit“: Nur die empirischen Sätze sagen etwas aus, und zwar sagen sie immer etwas Denkbares über Tatsachen aus. Erweist sich das von einem empirischen Satz p behauptete Denkbare als „wirklich“, dann ist p wahr, erweist es sich dagegen als bloß denkbar und nicht als „wirklich“ bestehend, dann ist p zwar sinnvoll, aber falsch.
    Nun erheben sich folgende Fragen: Worin liegt der Unterschied zwischen dem „bloß Denkbaren“ und dem „Wirklichen“? Ferner: Welcher Art ist die Beziehung zwischen einem wahren empirischen Satz und der von ihm beschriebenen „wirklichen“ Tatsache? Die Antwort auf diese Fragen gibt uns die Besinnung auf die Eigenschaften der von uns unterschiedenen Formen empirischer Sätze unter Heranziehung der in den Kap. 23 bis 25 aufgestellten Definitionen der empirischen Wahrheit.
    Auf den Unterschied zwischen „Wirklichkeit“ und dem „bloß Denkbaren“ hat bekanntlich Kant nachdrücklich hingewiesen. An dem berühmt gewordenen Beispiel, daß hundert wirkliche Taler um nichts mehr sind als hundert bloß gedachte Taler, weist er nach, daß die „Wirklichkeit“ kein begriffliches Merkmal bedeutet, folglich auch nicht definiert, sondern nur durch die Erfahrung aufgezeigt werden kann. Dem widerstreitet jedoch die kantische Auffassung, nach welcher nicht die empirischen Sätze allein über die Tatsachen etwas aussagen, dies vielmehr auch durch die sogenannten synthetischen Urteile a priori geschieht, zu [>175] denen nach Kant auch die allgemeinen -Naturgesetze gehören. Es ist nicht denkbar, daß synthetische Sätze a priori falsch sind. Sie sagen also unabhängig von der Erfahrung etwas über wirkliche Tatsachen aus, und dementsprechend ist das Kriterium, ob etwas wirklich sei, in solchen Fällen unabhängig von der Erfahrung. K a n t hätte also konsequenterweise die „Wirklichkeit“ folgendermaßen definieren können: „Wirklich“ sind jene denkbaren Fälle, die durch synthetische Sätze a priori beschrieben werden.
    Nun gibt es unserer Meinung nach keine synthetischen Sätze a priori. Über die Wirklichkeit sagen ausschließlich empirische Sätze etwas aus. Wenn nun Kant, obzwar wie gesagt von seinem Standpunkt nicht ganz folgerichtig, meint, ob etwas wirklich und nicht bloß denkbar sei, könne nur durch die Erfahrung aufgezeigt werden, so erklärt er damit für unmöglich, daß die Kennzeichen der Wirklichkeit durch sprachlogische Eigenschaften der die wirklichen Tatsachen beschreibenden empirischen Sätze angegeben werden können. Allein, Kant unterscheidet nicht in unserem Sinne verschiedene Formen empirischer Sätze (d. h. synthetischer Sätze a posteriori). Nach dem von uns entworfenen Satzsystem aber gibt es zwei Hauptgruppen empirischer Sätze: die empirisch-nichthypothetischen Säße oder „Konstatierungen“ und die empirisch-hypothetischen Säße. Beide Satzarten beschreiben die wirklichen Tatsachen. In welcher Beziehung stehen nun diese sprach-logisch zu unterscheidenden Sätze zur „Wirklichkeit“? Gibt es nicht kennzeichnende Sprechweisen über das „Wirkliche“ im Hinblick auf bestimmte logische Eigenschaften der verschiedenen Formen empirischer Sätze? Wir wollen nach unserer bisherigen Methode die Sprechweisen über die „Wirklichkeit“ untersuchen und zusehen, ob unsere Unterscheidung verschiedener Formen empirischer Sätze über den Sinn jener Sprechweisen uns vielleicht Klarheit verschaffen kann.“
     Quelle: Juhos, B. (1950) Das Denkbare und das Wirkliche. In (174-175): Die Erkenntnis und ihre Leistung. Die naturwissenschaftliche Methode. Wien: Springer.
     Kommentar:

    Wittgenstein
    im Tractatus logico-philosophicus (TLP):
     »Ein Sachverhalt ist denkbar«, heißt: Wir können uns ein Bild von ihm machen. TLP 3.001

      Kommentar: Denkbar als vorstellbar.
    "Was denkbar ist, ist auch möglich." TLP 3.002
      Kommentar: Denkbar als möglich (denkbar2)
    Die Philosophie begrenzt das bestreitbare Gebiet der Naturwissenschaft. TLP  4.113
    Sie soll das Denkbar abgrenzen und damit das Denkbare.
    Sie soll das Undenkbar von innen durch das Denkbar begrenzen. TLP 4.114
      Kommentar: Unklare Bedeutung (denkbar?)


    Ist „das Nichts“ denkbar?
    Kontext. aus der Zusammenfassung: "Alle Weltreligionen haben Vorstellungen vom „Danach“. Die meisten verbinden das Sein nach dem Tod mit dem geführten Leben. Anders bei Atheisten, „Ungläubigen“ oder Menschen, die sich zu einer desinteressierten Gottlosigkeit bekennen. Sie haben keine Jenseitsvorstellungen, außer, dass das Nichts sein wird. Es macht Probleme, das „Nichts“ zu denken und die Hoffnung auf eine unsterbliche Seele zu verneinen. Es mag jedem aufgegeben sein, seinen Weg zu finden; denn es gibt keinen allein richtigen Weg! Es mag eine gute Vorstellung sein, zum Ende seines Lebens nichts mehr zu wollen, nichts mehr zu müssen. ..."
        Quelle: Knud Eike Buchmann (2017) Sterben und Tod pp 119-122; Knud Eike Buchmann (2017) Ist „das Nichts“ denkbar? Wiesbaden: Springer.
        Kommentar: Die Beurteilung ist schwierig. Einerseits wird "das Nichts" in der existenzialistischen Philosophie (Kierkegaard, Heidegger, Sarte) verwendet und damit damit offensichtlich denkbar. Aber auch der Autor stellt die Frage ja und beweist damit, dass "das Nichts" im strengen Sinne (denkbar1) denkbar ist. Es könnte aber möglich (denkbar2) oder noch weitergehend real, existent (denkbarr) gemeint sein. Damit liegt eine unklare Verwendung (denkbar?) vor.

    Haupthypothese denkbar einfach
    "Meine Haupthypohese ist denkbar einfach: Um dem Begriff der Möglichkeil gerecht werden zu können, müssen wir unsere gängige Auffassung von Existenz revidieren."
        Quelle: Burri, Alex (2010) Existenz, Möglichkeit, Wirklichkeit. In () Grajner, Martin  & Rami, Adolf (2010, Hrsg.) Wahrheit, Bedeutung, Existenz. Frankfurt: Ontos. Hier S. 235 [GB]

    Widerspruchsfrei denkbar
    "...  Die Metaphysik geht ebenso mit Begriffsanalyse vor. Nur dass die Begriffe, die sie analysiert, andere sind als die mathematischen. Die Metaphysik wird Begriffe analysieren wie zum Beispiel Freiheit, Seele, Substanz oder Möglichkeit. Ich will Ihnen das an einem kleinen Beispiel verdeutlichen. Nämlich an dem Argument des Rene Descartes für die Nichtidentität von Körper und Geist. Oder an einem Argument im Geiste des Descartes. Es steht nicht ganz genauso bei Descartes, aber in ähnlicher Form. Das Argument läuft folgendermaßen: Es ist widerspruchsfrei denkbar, dass ich nur mit der Eigenschaft „ist-denkend" existiere, aber ohne die Eigenschaft „ist-ausgedehnt". Das heißt, spekuliert Descartes: Ich könnte mich darüber täuschen, dass mein Körper existiert. Nehmen wir an wie in dem Film Matrix, dass mir die ganze Außenwelt nur vorgespiegelt wird von einem bösen Geist, von einer bösen Maschine, dann habe ich vielleicht gar keinen Körper. Worüber ich mich aber nicht täuschen kann, ist, dass ich denke."
        Quelle: Brüntrup SJ, Godehard (2010)  Die Wirklichkeit des spekulativen Denkens. Theoretische Philosophie. Einführung in die Metaphysik. Hörbuch. [GB]

      Kommentar: Zur Betonung von "widerspruchsfrei" passt (denkbarL).


    Siebenkäs, Stephan (2013) Denkbar undenkbar. An- und Einsichten am Rande des Verstandes. Books on Demand. [GB]
    Meine Haupiihese isl denkbar einfach: Um dem Begriff der Möglichkeil gerecht werden zu können, müssen wir unsere gängige Auffassung von Existenz revidieren. Wenn wir genauer untersuchen, was es
     



    Recht
    Der wissenschaftstheoretische Zustand der Rechts, insbesondere der Rechtsbegriffe, ist sehr problematisch und ziemlich unbefriedigend. Gelegentlich drängt sich mir der Eindruck aus, dass dies auch so gewollt ist: Unschärfe, Unklarheit, Nebulöses als - faktisch - rechtliches Wissenschaftstheorieprinzip (Beispiele Analyse Wahrscheinlichkeitsbegriff des BVerG, Nicht ausschließbar, ) Eine grüundliche und kritische Erörterung zum Begriff denkbar habe ich in meinen Stichproben von Rechtstexten nicht gefunden.

    Denkbares Modell oeffentlicher Beglaubigung
    "Ausgehend von der Systematik des BGB zu Formvorschriften und den gesetzlich angeordneten Fällen der öffentlichen Beglaubigung sind daher der Charakter und die Wirkungen dieser Formvorschrift zu betrachten. Hieraus erschließt sich vor dem Hintergrund des Beglaubigungsverfahrens ihre praktische Funktion und ihre Bedeutung für den Zivilrechtsverkehr. Abschließend folgt der Ausblick auf ein denkbares Modell zur „digitalen öffentlichen Beglaubigung” in Anwendung der digitalen Signatur im Sinne des Signaturgesetzes."
        Quelle: Malzer: Die öffentliche Beglaubigung - Wesen, Funktion, Bedeutung und Perspektive einer zivilrechtlichen Formvorschrift -
    DNotZ 2000, 169-, hier S. 170.

      Kommentar: Verwendung vermutlich im Sinne von möglich (denkbar2) oder gar realisierbar (denkbarr), letztlich unklare Verwendung (denkbar?).


    Gerichtliches Erkenntnisverfahren denkbar
    "In allen geschilderten Verfahren wird durch die Einschaltung der Form „öffentliche Beglaubigung” das das öffentliche Register bzw. das Grundbuch führende Gericht entscheidend entlastet. Ohne Einhaltung dieser Form [>174] müsste sich der über die Eintragung entscheidende Rechtspfleger oder Richter selbst über die Identität des Bewilligenden vergewissern, was in ausreichender und verlässlicher Form letztendlich nur durch persönliches Erscheinen der Person bzw. durch ein gerichtliches Erkenntnisverfahren unter Heranziehung qualifizierter Beweismittel denkbar wäre."
        Quelle: Malzer: Die öffentliche Beglaubigung - Wesen, Funktion, Bedeutung und Perspektive einer zivilrechtlichen Formvorschrift -
    DNotZ 2000, 169-, hier S. 174.

      Kommentar: "...nur durch ..." (denkbarn)


    Oeffentliche Beglaubigung nicht denkbar ohne ...
    "VI. Weitere Funktionen der öffentlichen Beglaubigung.  Abgesehen von den geschilderten rechtlichen Wirkungen der öffentlichen Beglaubigung, ohne die die Vermutungs-, Gutglaubens- und Rechtsscheinwirkungen des Grundbuches bzw. öffentlicher Register nicht denkbar wären, erfüllt die öffentliche Beglaubigung im täglichen Zivilrechtsleben wesentlich weitergehende Funktionen zugunsten der Rechtssicherheit und der unparteiischen Rechtsbetreuung."
        Quelle: Malzer: Die öffentliche Beglaubigung - Wesen, Funktion, Bedeutung und Perspektive einer zivilrechtlichen Formvorschrift -
    DNotZ 2000, 169-, hier S. 177.

      Kommentar: "... ohne die ..." (denkbarn)


    Denkbar unbestimmten Parameter „Schwere der Tat”
    "... Eine höchstrichterliche Rechtsprechung, die sich mit den „eigentlich” fälligen Konsequenzen aus gesetzlosen Ermittlungsmethoden (z.B. V-Mann-Einsatz, agent provocateur, Hörfalle) nur bereit ist, im Rahmen von obiter dicta zu befassen, um dann jeweils doch anhand der denkbar unbestimmten Parameter „Schwere der Tat”, „Schwere des Verfahrensverstoßes” und „Aufklärungserfolg” im Einzelfall so lange abzuwägen, bis die Unschädlichkeit des Verfahrensfehlers den Tenor trägt, wird sich sicherlich auch nach der Lektüre der Arbeit Dallmeyers nicht ändern. ..."
        Quelle: Rezension Beweisführung im Strengbeweisverfahren. Die Beweisbefugnisse als Voraussetzung der Wahrheitserforschung im Strafprozess. Von Jens Dallmeyer. - Frankfurt a.M., book on demand 2002. 260 S., geb. Euro 29,-. Von  Rechtsanwalt Hamm: Beweisführung im Strengbeweisverfahren, NJW 2003, 194-.
            Kommentar: Intentional Verwendung im Sinne von Steigerung (denkbars): noch unbestimmer geht es nicht, objektiv falsch (denkbarf)

    Denkbar schwerwiegender Verstoß
    "Darüber hinaus ist das Gewicht des jeweiligen Verfahrensverstoßes für den Abwägungsvorgang von besonderer Bedeutung. Vorliegend erschöpft sich die Rechtswidrigkeit der Maßnahme nicht in der Überschreitung oder fehlerhaften Anwendung strafprozessualer Befugnisse. Die Begehung final auf Beweismittelgewinnung ausgerichteter Straftaten durch staatliche Behörden ist ein denkbar schwerwiegender Verstoß, da die Verantwortlichen zum Zwecke der Strafverfolgung gegen repressive Verbote verstoßen haben, die der Gesetzgeber mit einer Kriminalstrafe sanktioniert. Das auf diese Weise verwirklichte Unrecht kann im Rahmen einer Abwägung nur zur Unverwertbarkeit der beschafften Daten führen. Bereits nach den einzelfallbezogenen Grundsätzen der Rechtsprechung des BGH ist daher von der Annahme eines Verwertungsverbotes auszugehen."
        Quelle: Trüg, Habetha: Beweisverwertung trotz rechtswidriger Beweisgewinnung – insbesondere mit Blick auf die „Liechtensteiner Steueraffäre”(NStZ 2008, 481-)

      Kommentar: Steigerungsform (Denkbars)


    Sonstige Belange denkbar
    "Schließlich ist zu überlegen, ob in Fällen gezielter Straftaten durch staatliche Organe überhaupt „sonstige Belange” denkbar sind, welche im Rahmen einer Abwägung die Verwertung der „Früchte der Straftat” rechtfertigen."
        Quelle: Trüg, Habetha: Beweisverwertung trotz rechtswidriger Beweisgewinnung – insbesondere mit Blick auf die „Liechtensteiner Steueraffäre”(NStZ 2008, 481-), hier S. 490.

      Kommentar: Sind "sonstige Belange" realistisch betrachtet denkbarr?


    Glaubhaftigkeitsmethode zu Berichten von Flüchtlingen denkbar
    "In Anhörungsprotokollen finden sich immer noch alte Glaubhaftigkeitsüberlegungen, bei der Bewertung medizinischer Gutachten immer noch Forderungen, zunächst den objektiven Ablauf des [>105] Traumas »nachzuweisen«. Es ist aber zu hoffen, dass sich die Haltung von Behörden und Gerichten allmählich der wissenschaftlichen Realität annähert.
    Dann wäre es durchaus denkbar, an einer Methode zu arbeiten, die die Glaubhaftigkeit der Berichte von Flüchtlingen methodisch besser untersucht. Eine Reihe von Erkenntnissen aus der Aussagepsychologie könnte, vernünftig modifiziert, möglicherweise als Grundlage für eine Untersuchungsmethode dienen, die aber von Heilberuflern anzuwenden wäre."
        Quelle: Hans Wolfgang Gierlichs, Aachen: Die Überprüfung der Glaubhaftigkeit in aufenthaltsrechtlichen Verfahren ZAR 2010, 102, hier S. 104f.

      Kommentar:  Denkbar im Sinne von möglich (denkbar2)


    Ohne äußeres Motiv That nicht denkbar (Glaser, 1883)
    "[41]  So schon einer der großen Prozessualisten des 19. Jh.: „Ohne ein solches äußeres Motiv ist die That nicht denkbar, und je schwerer und ungewöhnlicher sie ist, desto weniger ist man geneigt, an sie zu glauben, solange man nicht ein zulängliches Motiv zu derselben dargethan findet. Insofern kann man das Nichtvorhandensein eines Motivs als eine Gegenanzeige, die freilich nicht blos den Indicienbeweis, sondern jeden Schuldbeweis abschwächt, begreifen.“ (Julius Glaser, Beiträge zur Lehre vom Beweis im Strafprozess, Leipzig 1883, S. 167). In dem in Fn. 41 erwähnten sog. Pistazieneisfall verwies der BGH nach erfolgreicher Revision die Sache an das LG Heilbronn. Dort wurde die Angeklagte erneut zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. In dem zweiten Revisionsverfahren wurde sie – was sehr selten vorkommt – unmittelbar durch das Revisionsgericht freigesprochen. Als ersten Gesichtspunkt, der die Freisprechung rechtfertigte, führte hier der BGH an, „dass kein Motiv für die Tatbegehung festgestellt werden konnte“ (BGH NJW 1999, 1562, 1564)."
        Quelle: 2. Zitat Glaser in Die Tragfähigkeit der Beweisgründe: Prima-Vista-Überprüfung Autor: Strate in Widmaier, Münchener Anwaltshandbuch Strafverteidigung, 1. Auflage 2006, Rn 31 - 39.

      Kommentar: Äußeres Motiv als notwendige Bedingung für die Tat (denkbarn)


    Anforderungen denkbar niedrig anzusetzen
    "Die Durchsicht der weiteren Hypothesen-Rechtsprechung zeigt allerdings, dass heute die Tendenz dahin geht, die Anforderungen denkbar niedrig anzusetzen."
        Quelle: Jahn, Dallmeyer: Zum heutigen Stand der beweisrechtlichen Berücksichtigung hypothetischer Ermittlungsverläufe im deutschen Strafverfahrensrecht NStZ 2005, 297

      Kommentar: Verwendung im Sinne einer Steigerung (denkbars). Der Autor will sagen: niedriger geht es nicht, was objektiv wahrscheinlich falsch (denkbarf) ist, denn gar keine Anforderungen wären in jedem Fall weniger als denkbar niedrige.


    denkbar schlechteste Beweismittel
    "Daß nicht die Qualifikation der Beweismittel bei § ZPO § 595 ZPO § 595 Absatz II ZPO im Vordergrund steht, folgt schon daraus, daß mit der ebenfalls zugelassenen Parteivernehmung das denkbar schlechteste Beweismittel Einzug in den Kreis der Privilegierten gefunden hat."
        Quelle: Becht: Der Beweis der Echtheit einer Urkunde im Urkundenprozeß (NJW 1991, 1993-), hier S. 1994

      Kommentar: Steigerungsform (denkbars)


    private Zuwendungen denkbar
    "... So ist denkbar, dass es sich  bei  den  Vorgängen  zwischen  diesen  Personen  auch  um  private  Zuwendungen handeln  kann;  hierfür  besteht  aber  kein  Erfahrungssatz. FN756"
        Quelle: Teschke, Manuel  (2009) Konzeption einer Besteuerung des laufenden Ertrags von Netzwerken Nahestehender. Wiesbaden: Gabler. Hier: Teil IV Entwicklung möglicher Reformansätze, S. 146.

      Kommentar: Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2), denkbar ist zu weit und so gesehen falsch (denkbarf).




    Kunst, Kultur, Literatur

    Denkbar schwerste Verletzungen
    "... Die Absicht, sich zu schaden, hat er übrigens nicht, wie er denn auch an Selbstmord schon um deswillen nicht mehr denkt, weil er glaubt, daß selbst die denkbar schwersten Verletzungen seines Körpers ihm nichts anhaben können."
        Quelle: Daniel Paul Schreber: Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken - Kapitel 29: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-4989/29.
    Hier wird denkbar in der Steigerungsform (denkbars) verwendet.

      Kommentar: Steigerungsform (denkbars)


    Kaum denkbares Atomgewicht 250
    "»Aber ... aber, mein lieber Wilkin ...« Professor Melton überprüfte noch einmal seine eigenen Berechnungen »... das ist doch kaum denkbar ... Atomgewicht zweihundertfünfzig ... es wäre ja ein großartiger Erfolg für mich ... auch für Sie, Wilkin, wenn es tatsächlich so ist.«"
        Quelle: Hans Dominik: Atomgewicht 500 - Kapitel 1: http://gutenberg.spiegel.de/buch/atomgewicht-500-8700/1

      Kommentar: Hier wird denkbar im Sinne von möglich (denkbar2) verwendet.


    Denkbare andere Moeglichkeiten
    "War es nicht denkbar, daß ein anderes Stück der wunderbaren Substanz bei der Zertrümmerung in den Autoklav gefallen und später Melton und seinem Assistenten in die Hände geraten war?"
        Quelle: Hans Dominik: Atomgewicht 500 - Kapitel 1: http://gutenberg.spiegel.de/buch/atomgewicht-500-8700/1

      Kommentar: Hier wird denkbar im Sinne von möglich (denkbar2) verwendet.


    Ernst undenkbar
    »Ernst ist da ausgeschlossen, undenkbar. Erstens werde ich Ihren Besuch jetzt niemals mehr dulden, und zweitens werde ich wegfahren und sie mitnehmen. Damit Sie es wissen!«
        Quelle: Fjodr Michailowitsch Dostojewski: Die Brüder Karamasow - Kapitel 6: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-2095/6

      Kommentar: Hier wird denkbar im Sinne von unmöglich (denkbar2) verwendet.


    Denkbar duemmste Weise
    »Erstens schon aus russischem Patriotismus. Gespräche über diese Themen werden von Russen immer in der denkbar dümmsten Weise geführt.
        Quelle: Fjodr Michailowitsch Dostojewski: Die Brüder Karamasow - Kapitel 6: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-2095/6

      Kommentar: Hier wird denkbar in der Steigerungsform (denkbars) verwendet.


    "Etwas Dümmeres ist kaum denkbar. "
        Quelle: Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig - Kapitel 13   http://gutenberg.spiegel.de/buch/-4433/13

      Kommentar: Hier wird denkbar in der Steigerungsform (denkbars) verwendet.


    "... Koofmich mit Hellebarde; der Abscheu vor den Explosionen von Siegern, die die denkbar schlechteste kulturelle Verdauung haben und nichts geistig schwerer vertragen als den Gewinn materieller Güter – ließ mich das undenkbar befürchten.
        Quelle: Karl Kraus: In dieser großen Zeit? Aufsätze 1914-1925 - Kapitel 36 Nachruf: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-5673/36

      Kommentar: Hier wird denkbar in der Steigerungsform (denkbars) verwendet.
    Unthinkable - Der Preis der Wahrheit Spielfilm, USA 2010
    Einstieg 3sat 25.06.18: "Ein Albtraum: Der zum Islam konvertierte Nuklearexperte Steven Arthur Younger hat drei atomare Zeitbomben in amerikanischen Städten versteckt. Eine schwere Mission für FBI-Agentin Helen Brody."
        Quelle: Filmtitel.
      Kommentar: Undenkbar (un-denkbars) im Sinne einer Horrorvorstellung (nicht auszudenken, wenn das Realität würde)



    Aus denQualitaets- und Wahrheitsmedien..." []

    zweite denkbare Entwicklung
    "Natürlich kann es, zweite denkbar Entwicklung, auch sein, dass Merkel einknickt - obwohl sie die CDU-Bundestagsabgeordneten nach Momenten heftiger Kritik in der Fraktion wieder auf ihre Linie brachte. ..."
        Quelle: Nürnberger Nachrichten 16.06.2018, S.2 Das Drama der Union Beim Asylstreit wird es nur Verlierer geben VON DIETER SCHWAB.

      Kommentar: Denkbar als möglich (Denkbar2); falsche Verwendung (Denkbarf) weil es natürlich mehr "denkbare" Entwicklungen gibt, nicht nur die suggerierten zwei.


    Ein denkbar mageres Ergebnis
    "Ein denkbar mageres Ergebnis Donald Trump zeigte sich in Taormina nur in wenigen Punkten mit den übrigen Staats- und Regierungschefs der G-7 einig. Es war ein Gipfel, wie es ihn noch nie gab: Beim Klima stellte sich Amerika gegen alle anderen. In der Handelspolitik kommt es zu einem Formelkompromiss. Die Kanzlerin findet klare Worte zum Ergebnis.  ..." [faz 27.05.2017]

      Kommentar: Ich interpretiere in diese interessante (denkbars) Formulierung hinein: noch magerer wäre kaum möglich gewesen. Damit wird hier "denkbar" als Steigerungsform verwendet (ein magerstes Ergebnis).


    Trump als Friedensnobelpreisträger undenkbar
    Noch ist ein solches Ergebnis mindestens so weit entfernt wie der nächste Weltmeistertitel der deutschen Nationalmannschaft. Aber es ist nicht unmöglich. Trump ist zwar unberechenbar, aber er liebt den politischen Erfolg. Und so könnte das undenkbar Wirklichkeit werden. Nicht auszuschließen, dass Donald Trump in dem Fall sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wird.  ..." [Morning Briefing Handelsblatt 08.06.18]

      Kommentar: Undenkbares (denkbar1) gibt es nicht.


    Fahrverbot denkbar
    "Rhein-Main-Region : Fahrverbote für Dieselfahrzeuge denkbar  ..." [faz  01.12.2015]

      Kommentar: Hier wird denkbar (denkbar2) im Sinne von möglich verwendet.


    Zerfall EU denkbar
    "Geheime Bundeswehrstudie Militärplaner halten Zerfall der EU für denkbar Erstmals hat die Bundeswehr nach SPIEGEL-Informationen gesellschaftliche und politische Trends bis 2040 durchgespielt. Die Strategen entwickeln dabei auch ein Worst-Case-Szenario. ..." [Spiegel Online 04.11.2017]

      Kommentar: Zerfall der EU im Sinne von real möglich (denkbar2)


    „Jeder Irrwitz ist denkbar“ ... "Lem: Was aus der Wissenschaft künftig erwachsen wird, war immer schwer vorherzusagen. Lange Zeit glaubte man, das Atom sei unteilbar - inzwischen weiß man es besser. Im Prinzip sind die irrwitzigsten Phänomene denkbar. ..." [Spiegel Online 15.01.1996]

      Kommentar: Korrekte strenge Verwendung (denkbar1)


    Denkbare olympische Spielorte
    Südkorea, Kanada, Kuba und die USA würden mir da noch einfallen. Außer in Kuba sind da auch immer wieder einmal Olympische Spiele denkbar, aber andere Kandidaten haben damit sicherlich ein Problem. ..." [Sportal Spiegel.de 2016]

      Kommentar: Hier wird denkbar (denkbar2) im Sinne von möglich verwendet.


    "Denkbar wäre auch, dass sich G+J und Mitarbeiter KG den Zukauf teilen; dann würde sich der Pro-Kopf-Kaufpreis weiter verringern."  ..." [Horizont 16.04.2015]

      Kommentar: Hier wird denkbar (denkbar2) im Sinne von möglich verwendet.


    Zeitreisen "Geschlossene zeitartige Kurven - die Physiker gruseln sich. Das ändert sich, wenn die Schwerkraft ins Spiel kommt. Dann gilt die allgemeine Relativitätstheorie, welche die Gravitation als Krümmung der Raumzeit in jedem möglichen „Hier und Jetzt“ auffasst, hervorgerufen durch die jeweils aktuellen Materie- oder Energieansammlungen. Das hat Folgen für jene Kegelflächen, die für jeden Raumzeitpunkt angeben, wann und wo sich dessen Vergangenheit abgespielt hat und wann und wo seine Zukunft stattfinden kann. Die Krümmung ist imstande, diese Kegel von einem Raumzeitpunkt zum nächsten gegeneinander zu verkippen. Damit wird denkbar, dass durch eine geeignet verbeulte Raumzeit Pfade laufen, die an ihren Ausgangspunkt zurückkehren. An ihnen entlang würde man also durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reisen; „geschlossene zeitartige Kurven“ nennen die Physiker solche Gebilde - und gruseln sich davor.    "  ..." [faz 09.04.2010]

      Kommentar: Hier wird denkbar (denkbar2) im Sinne von möglich verwendet.


    Wahlergebnisse Berlin 2016
    "Das denkbar schlechteste Ergebnis für die Stadt" .... Es ist alles so gekommen wie vermutet, nur nicht in der auch denkbaren Drastik und Brutalität. Die SPD wurde gedemütigt, aber nicht so, dass sie vor Scham zerknickt. ...  ... [Welt 18.09.16]

      Kommentar: Das Beispiel der Welt zeigt eine falsche Verwendung. Ein schlechteres Wahlergebnis ist nicht nur denkbar (denkbar1), sondern auch möglich (denkbar2).


    Start Sonntagszeitung SZ denkbar
    Start im Frühjahr 2007 denkbar: "Süddeutsche Zeitung" plant Sonntagszeitung

      Kommentar: Hier wird denkbar (denkbar2) im Sinne von möglich verwendet.


    "Fuck off"-Spruch im Standesamt: Braut ist geschockt
    "In der freien Wirtschaft sei so ein Verhalten undenkbar, sagt sie. ..." [Nordbayern.de  02.03.2016]

      Kommentar: Anwendung im Sinne von unwahrscheinlich. (denkbar3:)


    Überhöhte Geschwindigkeit denkbar
    "Als Unfallsursache sei überhöhte Geschwindigkeit denkbar, aber auch ein Fahrfehler könne schuld daran sein, dass der junge Mann mit dem Motorrad von der Straße abgekommen ist - so ein Sprecher der Polizei am Sonntagmittag.  ..." [Nordbayern.de  15.04.2018]

      Kommentar: Anwendung im Sinne von möglich. (denkbar2:)


    "Ist ein muslimischer Feiertag in Deutschland denkbar?"
        Quelle: MDR 17.10.17

      Kommentar: Anwendung im Sinne von möglich. (denkbar2:)




    Politik  ..." []

    "Merkel hält Besuch bei Fußball-WM in Russland für denkbar"  ..." [Deutsche Wirtschaftsnachrichten 11.06.2018]

      Kommentar: Anwendung im Sinne von möglich. (denkbar2:)


    Große Koalition denkbar
    "Thomas Oppermann Große Koalition denkbar – wenn Merkel sich zurückzieht" ..." [Die Zeit 29.09.2017]

      Kommentar: Anwendung im Sinne von möglich. (denkbar2:)


    Denkbare Technik
    "Beim Abend der Thermographie wird zudem veranschaulicht, welche Einsatzmöglichkeiten für eine solche Technik denkbar sind und bei einer Betrachtung freiwillig zur Verfügung gestellter Gebäude darüber diskutiert. ..." [Nachrichten aus dem Rathaus Nürnberg Nr. 218 / 23.02.2018]

      Kommentar: Anwendung im Sinne von möglich. (denkbar2:)


    Berufsverbot für Depressive denkbar
    "Herrmann hält Berufsverbot für Depressive für denkbar Innenminister: "Voraussetzung ist sorgfältige medizinische Begutachtung" ..." Nordbayern.de  10.04.2015]

      Kommentar: Anwendung im Sinne von möglich. (denkbar2:)


    Denkbar staerkste Bergstellungen
    "Denn zu »führen« gab es hier nichts, sondern nur drauflos zu marschieren; die Serben leisteten in denkbar stärksten Bergstellungen elenden Widerstand."
        Quelle: Karl Bleibtreu: Bismarck - Band 4 - Kapitel 2.  http://gutenberg.spiegel.de/buch/bismarck-band-4-848/2

      Kommentar: Hier wird denkbar in der Steigerungsform (denkbars) verwendet.


    "Kein SPD-Wahlkampf wäre ohne Jusos denkbar"
    Quelle SZ 03.1.22017

      Kommentar: Anwendung im Sinne von unmöglich. (denkbar2:)


    Alltag

    "Alltag ohne Bargeld: Für fast jeden Zweiten denkbar"
        Quelle Digitaler Mittelstand: https://digitaler-mittelstand.de/business/news/alltag-ohne-bargeld-fuer-fast-jeden-zweiten-denkbar-25816-Abruf 09.06.18

      Kommentar: Fast jeder Zweite hält Alltag ohne Bargeld für möglich (denkbar2).


    Am 11.06.18 gegen 13.25 Uhr Befragung zweier StudentInnen vor der Universitätsbibliothek zum Begriff denkbar.
    (1) Denkbar als vorstellbar.

      Kommentar: Unklare Verwendung (denkbar?)
    (2) Beispiel: denkbar schlechtester Moment.
      Kommentar: Verwendung im Sinne der Steigerungsform (denkbars)


    Am 12.06.18 gegen 13.Uhr Befragung in den "Sprungbrettern"zweier Gäste und einer Mitarbeiterin zum Begriff denkbar:
    (1) Der erste Gast hat das Wort "denkbar" bislang noch nicht gehört, konnte aber trotzdem eine Beispielanwendung formulieren: Es ist denkbar, dass es dort schön ist, wo ich hinfahre.

      Verwendung im Sinne von möglich (denkbar2)
    (2) Der zweite Gast kannte das Wort und formulierte als Beispiel: (2.1) es ist denkbar, dass etwas funktioniert und (2.2) Es ist denkbar, dass morgen die Sonne scheint.
      Kommentar: Beide Beispiele im Sinne von möglich (denkbar2)


    (3) Die MitarbeiterIn verknüpfte mit dem Begriff denkbar machbar und gab als Beispiel an: denkbar, dass es funktioniert (unabhängig vom 2. Gast).

      Kommentar: Machbar kann im Sinne von realistisch oder realisierbar (denkbarr) gedeutet werden.
      Kommentar: Dass es funktioniert im Sinne von möglich (denkbar2)


    Sterbehilfe-Schweiz-als-Deutscher-denkbar
    Aus einem Internetforum (Abruf 14.06.18)
        Kommentar: Das ist natürlich denkbar, ist also vermutlich im Sinne von möglich (denkbar2) gemeint.


    Anregungen, Ergänzungen, Kritik erwünscht.


    Literatur (Auswahl) > Überblicks Verteilerseite.
    Die meisten Arbeiten zu Begriffsanalysen bewegen sich auf allgemeiner Ebene und sind daher wissenschaftlich wenig erhellend und empirisch nicht ergiebig. Nach einer These Wittgensteins muss man den Gebrauch der Worte, die Kleider der Begriffe, studieren, um die Bedeutung zu erfassen. Das ist hier geschehen.
     



    Links (Auswahl: beachte) > siehe bitte Überblicks- und Verteilerseite.
    • DWDS: https://www.dwds.de/wb/denkbar
    • educalingo: https://educalingo.com/de/dic-de/denkbar.




    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Internetseite
    Um die häufige und lästige Fehlermeldung 404 zu minimieren, geben wir nur noch Links von Quellen an, die in den letzten Jahrzehnten eine hohe Stabilität ihrer URL-Adressen gezeigt haben (z.B. Wikipedia, DER SPIEGEL)
    __
    Voice behavior (VB)
    "Das  Anbringen  von  Verbesserungsvorschlägen  durch  Mitarbeitende  kann  durch  das Konstrukt voice behavior FN4 (VB) operationalisiert werden. In einer der ersten Studien  zu  VB  von  Rusbult  et  al.  (1988)   wird  VB  als  aktiver  und  konstruktiver Versuch  zur  Optimierung  von  Bedingungen  beschrieben.  In  der  Definition  werden  sowohl  Vorgesetzte  als  auch  Arbeitskollegen  und  Arbeitskolleginnen  als  mögliche  Adressaten  beschrieben." S. 7.
    __
    Wolfsmenschen
    In der FAZ schreibt Georg Rüschemeyer am 10.03.2008 in Menschen unter Tieren: Wolfskinder und Affenforscher:  "Den literarischen Darstellungen liegen allerdings zahlreiche Berichte über Wolfskinder mit Anspruch auf Authentizität zugrunde, von den beiden hessischen Wolfsjungen des 14. Jahrhunderts über das Bärenmädchen von Fraumark, das 1767 in Ungarn aus einer Bärenhöhle gezerrt wurde, bis zum Gazellenjungen von Mauretanien, der um 1900 von einer Gazelle aufgezogen worden sein soll. Als Wolfskind im weiteren Sinn gelten jedoch auch Kinder, die ohne Hilfe von Tieren allein in der Natur überlebten. Aufgrund ihres wilden Wesens und der meist fehlenden Sprache wurden sie als halb Mensch, halb Tier eingestuft und erhielten im 18. Jahrhundert von Linné als Homo ferus (wilder Mensch) gar einen eigenen Platz in dessen biologischem System.
    Zweifelhafte Fälle
    An die hundert solcher Fälle listet allein die Website www.feralchildren.com des britischen Journalisten Andrew Ward auf; ähnlich umfangreich ist die bei Piper als Taschenbuch erschienene Fallsammlung "Kaspar Hausers Geschwister" seines Kollegen P. J. Blumenthal. ... "Der absolute Großteil solcher Geschichten ist allerdings leider sehr unglaubwürdig", sagt Blumenthal, der fünf Jahre lang für sein Buch recherchierte. Der gleichen Meinung ist auch Andrew Ward: "Gerade bei den älteren Fällen gibt es verdächtig viele Parallelen bis hin zu Details wie einem überzähligen Finger oder einer Narbe, an der die Eltern ihr verloren geglaubtes Kind erkennen. ..."
    __


    Querverweise
    Standort: Begriffsanalyse denkbar.
    *
    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen. * Denkpsychologie
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Begriffsanalyse denkbar. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/BA_denkb.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das direkte, zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen ist nicht gestattet, Links und Zitate sind natürlich willkommen. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.


    Ende_ Begriffsanalyse denkbar_ Datenschutz__Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_ Mail: sekretariat@sgipt.org_

    irs korrigiert 12.06.2018



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    09.02.23   Schwerkraft aufheben.
    14.10.22   Wittgenstein (falsch).
    18.12.21   Politik, Kevin Kühnert Zitat.
    24.09.21   Juhos in Philosophie aufgenommen.
    24.02.19   Wittgenstein.
    30.11.18   Bei den Signierungen  auch die Kennzeichnung Gegenteil durch ein " - " vorgesehen.
    04.09.18   Ergebnisse der empirischen Sprachstudie.
    18.07.18   Physik.
    28.06.18   Mathe: Widersprechendes undenkbar.
    27.06.18   Zwei neue Beispiele Bereich Mathematik: andere Anwendungen der formalen Begriffsanalyse denkbar * auf Modulebene aufsetzende Loesung .denkbar  * Neu Philosophie: Widerspruchsfrei denkbar *
    18.06.18   denkbar im Sprachbrockhaus  (1951) * denkbar im  Dornseiff  (1959)
    17.06.18   Neu: Soziologie.
    16.06.18   Neue Bedeutungsvariante denkbarg := nur als Konstruktion im Geiste existierend (> Nur denkbar nicht beobachtbar), Weitere Verwendungen in Pritzel. Neue Beispiele im Bereich Psychologie: nur denkbar, nicht beobachtbar * alle denkbar moeglichen *  alle denkbar moeglichen * kein beobachten denkbar * heute nicht mehr denkbar. * NN: zweite denkbare Entwicklung *
    15.06.18   Ergänzungen Kommentare * Neue Bedeutung denkbare Fallunterscheidungen (denkbaru).
    14.06.18   Neu Medizin, Erg. Philosophie: "Ist „das Nichts“ denkbar?", Kommentare zu einigen Verwendungen im Recht. Denkbar1 neu formuliert. Neu: denkbarv := rhetorischer alle Verstärker (> Dirichlet)
    13.06.18   Ergänzungen Philosophie: Bayles, Ostwald, Mauthner, Bergson.
    12.06.18   Korrigiert, Nachträge Alltag.
    11.06.18   Neu eingeführt: denkbarr := im Sinne von realistisch, machbar, stärker als nur möglich. * Bespiele aus dem Recht / Rechtstexten ergänzt * Mathematik ergänzt *
    09.06.18    Ergänzungen.
    08.06.18    Ergänzungen.
    07.06.18    angelegt und erstmals ins Netz gestellt.