Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=01.01.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 27.01.20
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail: sekretariat@sgipt.org

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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien, und hier speziell:

     Grundbegriffe der Systemtheorie1) in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie.

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Systematik einer allgemeinen abstrakten  System- und Veränderungstheorie
    (und damit einer allgemeinen und abstrakten Krankheitslehre)
    Querverweis: Übersicht Heilmittellehre in der GIPT

    Grundbegriffe:  Prädikation,  Negation,  Systeme,  Zustände,  Umwelten,  Eingangs-,  Ausgangsschnittstellen,  Funktionen,  Funktionseinheiten,  Veränderung,  Plus-Operator,  Minus-Operator,  Inverse-Operator,  Null-Operator, Anwendung auf  Quantoren,  Kontexte,  Regeln.

      Nach Kamlah & Lorenzen (1967) unterscheiden wir elementare Zuschreibungen und deren Negationen. Danach benennen wir die positive Zuschreibung mit  Prädikation und die Verneinung mit  Negation mit den zwei Varianten konträr (schwarz - weiss) und kontradiktorisch (schwarz - nicht schwarz).





      Wir betrachten Systeme S1, S2, ..., Si, ..., Sn, die verschiedene Zustände annehmen können, was wir im zweiten Index vermerken  Si1, Si2, ..., Sij, ..., Sim. Zu diesen Systemen gehört jeweils eine Umwelt U1, U2, ..., Ui, ..., Un .

        Wir denken uns auch gleich Eingangs- E1, E2, ..., Ei, ..., En und Ausgangsschnittstellen A1, A2, ..., Ai, ..., An zwischen den Systemen oder / und ihren jeweiligen Umwelten. Ein System sei einstweilen eine Blackbox mit verschiedenen Funktionen Fi1, Fi2, ..., Fij, ..., Fim, z. B. sehen, greifen, sprechen, lächeln, die ihrerseits wieder zu verschiedenen Funktionseinheiten  FEi1,FEi2, ..., FEij, ..., FEim , z. B. Bewegungsapparat, Sprechapparat, Kreislaufsystem, Fähigkeiten, Gedächtnis, Gewissen, Temperament, auch immer höherer Ordnung zusammengefaßt werden können.

        Beispiele: Sie, Ihr Nachbar, Hund, Ofen, Auto oder Ihre Wohnung koennen in diesem Sinne als Systeme aufgefasst werden. Ihr Auto kann z. B. die Zustände "funktioniert" oder "funktioniert nicht" annehmen. Ihr Ofen kann die Zustände "An" oder "Aus" annehmen. Ihr Bewußtsein kann die Zustände"An (wach)" oder "Aus (Schlaf, Bewußtlosigkeit, Hypnose)" annehmen. Sie selbst können z. B. die Zustände "gesund" oder "krank" annehmen.

        Wir definieren die allgemeinsten Veraenderungsoperatoren, die denkbar sind. Das sind V+ und V-. V+ heisst, es kommt etwas hinzu. V- heißt, es wird etwas weggenommen. Unsere allgemeinsten Veränderungsoperatoren sind also: Plus und Minus.  Es gibt nun vier Grundmoeglichkeiten:

    Prädikation                  Negation einer Prädikation
                       (zuschreiben)                  (absprechen)

    Plus-Operator          11                                12

    Minus-Operator         21                                22

        Die Prädikation "Angst" kann hinzukommen oder weggehen, die Negation einer Prädikation "keine Angst" kann ebenfalls hinzukommen oder weggehen. Beispiel: Ausgehend von einem bestehenden Zustand kann ich essen, trinken, ein Buch erwerben, eine Einsicht haben, eine Phantasie erzeugen. Das alles kann ganz allgemein und abstrakt als "Plus" oder "Hinzufügen" interpretiert werden. Ich kann den Nachbarn grüßen, dann bekommt er ein "Plus", nämlich den Gruß, der von mir weggeht, den ich abgebe, also als "Minus" gesehen werden kann. Waehrend meines Lebens ist meine Faehigkeit zu gruessen praktisch "unendlich" gross. Waehrend des Tages verbrauche ich Energie, scheide aus, verliere Schweiss, gebe Geld aus, verliere Gedanken, Gefuehle. Leben ist wie der Bewusseinseinsstrom ein  ununterbrochenes Geschehen von "Plus" und "Minus" Geschehnissen. Alles fließt und verändert sich unaufhörlich: ständig kommt etwas hinzu, ständig geht etwas weg. Habe ich Angst und nehme ich einen Tranquilizer ("Plus") dazu, dann verliert mein Leben für einige Zeit diese Angst, sie ist weg ("Minus"). Das System Mensch "Plus" Angst kann  als phobisches System und ab einem bestimmten Ausmaß auch als krank bezeichnet werden.

        Klinisches Beispiel: Chronisch Schizophrene haben häufig ein Anfangsproblem, sie sind passiv und können sich nur schwer überwinden. Kann ein chronisch Schizophrener z. B. dazu motiviert werden, einen Cafetreff  ("KommRum"2) in Berlin) aufzusuchen, kann unter günstigen Bedingungen eine Heilungslawine in Gang gesetzt werden,  weil Aktivität und Kontakt initiiert, d. h. angefangen wurde:

         Zum Alltagslebensraum des chronisch Schizophrenen kommt also das "Cafe KommRum" hinzu und das kann allerlei anstoßen und im Verlauf bewirken.3)

           Atomistisch und mikroskopisch betrachtet nennen wir die allgemeinsten Veränderungsoperatoren daher  Plus-Operator und Minus-Operator. Dahinter steckt nichts anderes als die allgemeine Idee und Vorstellung eines Hinzukommens (wachsen, vermehren) bzw. eines Wegnehmens (mindern, schrumpfen). Geben und Bekommen sind typische zwischenmenschliche und soziale Plus- und Minus-Operatoren. Intrasystemisch kann ein Geben einer Funktionseinheit ein Bekommen in einer anderen bedeuten. So kann ich mich selbst freizuegig, grosszuegig, anständig fühlen - mein Selbstbild erhält positive Zufuhr -, wenn ich anderen Menschen etwas gebe, z. B. Anteilnahme, Mitgefuehl, Trost. Eine solche Bilanzierung mögen manche guten Menschen aber nicht, weil sie mit einer solchen Deutung  ihr Gutsein entwertet sehen.

    Bewirkt die Anwendung einer Plus- oder einer Minus-Operation die Neutralisierung oder Annullierung  der vorangegangenen Plus- oder Minus-Operation, so heisst dieser Operator Inverse-Operator. Der Inverse-Operator ist so etwas wie das direkte Gegenmittel, es macht eine vorangehende Operation zunichte, stellt einen frueheren Zustand wieder her. Entschuldige ich mich bei meiner Frau, weil ich sie  verletzt habe, und hellt sich ihr Befinden und ihr Verhalten mir gegenueber auf, so hat die Entschuldigung den Charakter eines Inversen-Operators. Strafe hat die Funktion eines Inverse-Operators, indem sie Schuld tilgen soll. Die Bezahlung (Geld, Dankeschön, Gegenleistung) ist die inverse Operation fuer den Erhalt einer Ware oder Leistung. Eine wirkungsvolle Therapie ist der Inverse-Operator zu Krankheit oder Symptom. Die Inverse kann sich bei unheilbaren Krankheiten oder Behinderungen auch auf Lindern oder Bessern beziehen, auch wenn die Kernkrankheit nicht reversibel ist. Existiert eine Inverse, heißt ein Zustand reversibel. In der Krankheitslehre setzt Suchen nach einer Inversen den Glauben an Reversibilitaet voraus, oder, gewoehnlich formuliert: den Glauben an ein Heilmittel oder an eine Therapie. Haelt man eine Inverse des Todes fuer moeglich, glaubt man an ein Weiterleben nach dem Tode. Bewirkt eine Plus oder eine Minus-Operation keine Veraenderung bezueglich eines Kriteriums, so heißt dieser Operator Null-Operator fuer dieses Kriterium. Die Ermahnung in der Erziehung hat oft den Charakter eines Null-Operators, weil sie wirkungslos verpufft. Einsicht in seine Symptomatik stellt sich oft als Null-Operator heraus, weil sie die Symptomatik nicht verändert. Wirkungslose Therapiemethoden entsprechen daher dem Null-Operator. Schädliche Therapien wirken je nach Perspektive als Plus-Operator (wenn sie Leid vermehren) oder als Minus-Operator (wenn sie Gesundheit weiter reduzieren).

         Gibt es zu einem Folgezustand eine Inverse, so bedeutet das Zusammenbringen Folgezustand + Inverse den Ursprungszustand. Das ist gleichbedeutend als haette man mit dem Ursprungszustand eine Null-Operation durchgefuehrt. Essen ist die Inverse zum Hunger bezüglich des Ursprungszustandes Satt. Befriedigen ist die Inverse zum Zustand Beduerfnisdeprivation bezüglich des Ursprungszustandes Zufriedenheit. Veränderung, der Wandel von einem Zustand in einen anderen, braucht Zeit. Der Prozess  vom Anstoss zu einer Erkrankung bis zu ihrem manifesten Ausbruch heisst in derallgemeinen Krankheitslehre  Inkubationszeit. Veraenderungen brauchen nicht nur Zeit, sondern teilweiseauch Energie4) und sie haben eine Richtung, nicht unbedingt ein Ziel, da zahlreiche Veraenderungen gar nicht bewusst oder unbewußt gewollt werden, sondern sich unter den Wirkungen der Umgebung einstellen. So mag sich ein Mensch durchaus veraendern, ohne dass  er es merkt. Und wir verändern uns auch staendig, obwohl unser Identitätsgefühl gleich bleibt. Tut es das nicht, liegt im allgemeinen eine Störung vor. Das ist gleich doppelt paradox. Obwohl ich mich dauernd verändere, verändert sich mein Identitätsgefühl nicht. Und wenn es sich veränderte, gaelte es als Störung! Dies legt nahe, dass Identität eine Metakategorie repräsentiert.

           Betrachten wir nicht den Veraenderungsprozess, sondern die Zustaende von Systemen vor und nach einem Wandel, so ist die allgemeinste Beschreibung fuer den Zustand Z2 nach einer Plus-Operation an  Z1 ein MEHR und nach einer Minus-Operation ein WENIGER. Dies kann nun nicht nur auf beliebige Qualitäten, sondern auch auf Quantitäten angewendet werden. Ist die Quantität eine Intensität oder  Stärke, dann bedeutet eine quantitative Veränderung eine Zunahme der Intensität, etwa die Staerke einer Angst nimmt zu. Umgekehrt durch beruhigende Maßnahmen, Konfrontieren und durchhalten oder abwarten und aushalten sinkt die Angst irgendwann, die Intensität verliert an Quantität. So kann ein Plus oder ein Minus zu jedem Quantor gedacht werden. Wir wollen das nun in der Übersicht betrachten:

    Beispiele Quantoren:
    Eine Begrenzung kann zu- oder abnehmen, z. B.: ein Engegefuehl in der Brust, eine Einengung in der Partnerschaft, das Geld wird knapp, die Therapiestunden werden weniger, der Kreditrahmen steigt, das Körpergewicht nimmt zu usw. ( Begrenzungs_Quantoren: weiter, enger).
    Der Arbeitsmarkt bietet weniger Moeglichkeiten, die Auswahl ist sehr klein geworden, nur wenige Wohnungen stehen zur Auswahl, unter den TherapeutInnen darf man nicht frei auswählen, es sei denn, man zahlt selbst (Auswahlquantoren: mehr oder weniger).
    Ein Problem wird immer unuebersichtlicher und komplizierter. Man verliert den Ueberblick (Komplexitäts_Quantor).

         Ein Impulsdurchbruch (Zwangsimpuls, Angstanfall, Verlust der Beherrschung, Suchtimpuls) ereignet sich so schnell, da  es keine Gelegenheit zum Eingreifen zu geben scheint. Das Heilmittel der ersten Wahl  zur Kontrolle wäre so etwas wie Zeitdehnung, Verlängerung des Intervalls zwischen Spüren, daß der Impuls naht und einer zunaechst rein zeitlichen Möglichkeit, einzugreifen (Geschwindigkeits_Quantor).

           Wir sind nun in der Lage, formal und modellhaft die meisten und relativ beliebige Störungen ziemlich genau beschreiben zu können.

         Konkretisierung der Quantoren-Hilfsbegriffe am klinischen Beispiel maniforme und depressive Prozesse: Als ein wesenliches Charakteristikum maniformer Prozesse euphorischen Typs koennen wir den Geschwindigkeits_Quantor_gesteigert für  Psychische_Grundfunktionen wie z. B. denken ("Ideenflucht"), Bewusstseinsinhalte, Beduerfnisimpulse in der Bedeutung gesteigerte Geschwindigkeit annehmen. Für das Gegenbild der Depression hingegen gilt der Geschwindigkeits_Quantor_verlangsamt. Weiter ist typisch fuer Maniforme der Mengen_Quantor_positive_Gefuehle_erhöht und für die Depressiven der  Mengen_Quantor_positive_Gefühle_gesenkt. Fuer die Maniformen gilt weiter Intensitäts_Quantor_positive_Gefuehle_erhöht und für die Depressiven Intensitäts_Quantor_negative_Gefühle_erhöht. Bei bestimmten depressiven Erscheinungsbildern gilt auch  Intensitäts_Quantor_Gefühle_extrem_niedrig mit der Anmutung "versteinert" als ob der gesamte affektive Apparat "abgeschaltet" wäre. Das koennte eine Vorsichtsmassnahme "der Natur" sein,
    um zu verhindern, da  der Depressive von einem "Staudammbruch negativer Gefuehle überflutet" wird. Negativismus, Zweifel- und Grübelsucht, Interesselosigkeit, Antriebslosigkeit, Schwächegefuehl, Sinnlosigkeits- und Leere-Erleben sind weitere mögliche mehr oder minder stark ausgeprägte
    Symptome, die mit Hilfe der Quantoren beschrieben werden können.

    System-Funktions-Regeln & GIPT-Systemik

    Funktionen, Funktionseinheiten, Systeme stehen zu anderen Funktionen, Funktionseinheiten oder Systemen, ihren oder anderen Umgebungen in Beziehung. Kommen A und B zusammen, so entsteht etwas voellig Neues: Die Beziehung AB. AB ist nicht A und AB ist nicht B, es ist etwas eigenes,
    z. B. eine Partner-, eine Elter-, eine Geschaefts- oder eine PatientIn-PsychotherapeutIn-Beziehung.

         Diese Beziehungen funktionieren teilweise zufällig, chaotisch, aber auch nach identifizierbaren  Regeln5) in Abhängigkeit von  Kontexten (= Situations- und Rahmenbedingungen als auch den jeweiligen  Zwecken und Zielen, die die Interagierenden verfolgen). Menschen und ihre Störungen können unter diesem Aspekt ihrer Beziehungen zu ihrer Umgebung betrachtet werden. Eine Störung eines Individuums kann also als Folge oder als ein Produkt seines Ökosozialsystems verstanden werden. Und es scheint in nicht wenigen solchen Fällen nuetzlich, um eine solche ökosoziale Produkt-Störung zu beseitigen, wenigstens das ganze Ökosozialsystem mental und therapieplanmässig zu beruecksichtigen oder auch mit einigen Subsystemen realiter zu arbeiten (Familientherapie). Um die störungsrelevanten Regeln eines Oekosozialsystems herauszufinden, muss  man es sorgfältig studieren, bestimmte Reaktionen hervorrufen und eine System- und Beziehungsdiagnostik entwickeln, was weit über den Horizont der traditionellen Diagnosesysteme ICD, DSM oder AMDP hinausgeht. In der GIPT sind wir um die Entwicklung einer Beziehungs-, Ökosozialsystem- und Regeldiagnostik bemueht. Hierbei koennen wir auf die traditionellen Interaktionssysteme (z. B. Bales), sozialpsychologische Kategorien und Forschungen,Beziehungsdiagnostik aus der Partnertherapie und die Arbeiten der Kommunikationstherapie (Watzlawick et al.), der Familientherapie und der SystemikerInnen zurueckgreifen.6)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    1)  Geringfügig verändert aus: Sponsel, R. (1995, 158-166). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie. Zur Theorie und Praxis der schulen- und methodenübergreifenden Psychologischen Psychotherapie. Ein Beitrag zur Entmythologisierung der Psychotherapieschulen. Mit 43 Fallbeispielen, einem 74-teiliger Reader mit Quellentexten und fünf Registern. Erlangen: IEC.
    2)  Über die Psychosenarbeit im Cafe "KommRum" hat Hans Luger (21990) ein Buch geschrieben.
    3)  Solche Möglichkeiten der Information, Anregung, der direktiven Aufforderung bzw. gar stützender Erstbegleitung sind aber den  nondirektiven Methoden, z. B. Gesprächspsychotherapie und Psychoanalyse durch Selbstverordnung verboten. Solche unnötigen, rational nicht nachvollziehbaren dogmatischen Selbstbeschränkungen gibt es in der integrativen Psychotherapie nicht. Erwünscht ist, was hilft und  heilt.
    4)  Nämlich immer dann, wenn die Veränderung nicht mit Lust und Wohlbehagen verbunden ist. Viele Aktivitäten, die formal Veränderungen bedeuten, brauchen anscheinend dann subjektiv keine Energie, wenn sie lustvoll und angenehm erlebt werden. Hier scheint  manchmal sogar eher das Gegenteil der Fall zu sein: Hätte ich Lust auf etwas und verbiete ich es mir aus irgendwelchen Gründen, so fordert die Unterdrückung des Bedürfnisses Beherrschungs-Energie.  Psychologisch ergibt sich daher ein Kontinuum ueber einen negativen (unlustvollen) und positiven (lustvollen) Bereich. Lustvolle Veränderungen bringen Energie z. B. in Form von Lebensfreude und die Beherrschung kostet Energie; unlustvolle Veränderungen kosten Energie und das Unterlassen bringt augenblicklich Energie inform von Entspannung und Wohlbehagen, dem Unangenehmen entgangen zu sein. Fast alle Menschen kennen diese Phänomene. Was kurzfristig einen Lustgewinn bedeutet, kann mittel und langfristig in eine schwere Neurose oder Fehlhaltung führen. Kurzfristige Lustmaximierung steht daher oft im Gegensatz zur langfristigen Lustmaximierung, oder, wie es Ortega y Gasset lebensphilosophisch ganz anders in einem berühmten Werk ausdrückt: Glanz der Dauer (versus) Triumpf des Augenblicks. Interpretiert man die Neurose als den besten Kompromiß , den ein Mensch für sich finden konnte, dann bedeutet Heilung konsequenterweise auch Widerstand. Das ist ein grundlegend bedeutsamer Sachverhalt für jeden psychotherapeutischen Prozess.
    5)  Existieren Regeln, kann man die Interaktionen in einem Ökosozialsystem als Spiel, das nach bestimmten Regeln gespielt wird, interpretieren. Eine ganz einfache Interventionsmöglichkeit ist dann, da  man einen typischen Zug zu verändern trachtet. Hier treffen Transaktionsanalyse, Kommunikationstherapie, Kybernetik und Spieltheorie aufeinander. Ein typisches Partnerspiel zu bestimmten Kontextbedingungen mag z. B. sein: (a) Mag A, mag B nicht. (b) Mag B, mag A nicht. Da jeder über sich die meiste Kompetenz hat, wäre die erfolgversprechendeste Veränderung der Regel für A: "Ich mag, wenn B mag." und für B: "Ich mag, wenn A mag."
    6) Sponsel (1995,  Kapitel 4).


    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Grundbegriffe der Systemtheorie in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/systh0.htm
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