Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=13.09.2018 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 04.11.18
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Anfang_ Begriffsanalyse Anthropologie, Soziologie & Politikwissenschaft_ Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Begriff, Begriffsanalyse und Gebrauchsbeispiele in der Anthropologie, Soziologie, Politikwissenschaft und Politik

    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen (Überblick).
    Zur Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalyse Begriff.
    Definition Begriff.
    Signierung Begriffe und Begriffsmerkmale (BM).

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    Inhaltsverzeichnis
    Anthropologie.
       Vorbemerkung.
       Wilhelm von Humboldt: 
           Theorie der Menschenkenntnis.
           Charakter von Gemeinschaften und Zeiten.
               Charakterbegriff.
            Sprachkritische Querverweise: W.v. Humboldt. 
       Levy-Bruhl Denken der Naturvoelker.
           Das Gesetz der Partizipation.
           Zum Partizipationsbegriff Vorbemerkungen des Herausgebers.
           Abneigung gegen Denken.
           Wahnhaftes Denken.
           Kommentar zu Levy-Bruhl. 
      Beispiel Gruppe als autonom handelndes Subjekt nach Ruth Benedict Urformen der Kultur.
    Soziologie: 
        Einträge aus dem Woerterbuch der Soziologie (Hillmann):
            Begriff, Begriffsbildung, Operationalisierung, Operationalismus.
        Schuetz Aufbau der Erfahrungswelt aus Schematen.
    Politikwissenschaft:
        Begriff im kleinen politischen Woerterbuch (DDR). 
        Begriff in der empirischen Politikforschung. 
            Zur Bedeutungsanalyse von Begriffen.
            Zur Definition von Begriffen.
        Gerechtigkeit nach Rawls.
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    Anthropologie

    Vorbemerkung Die Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen. Sie hat durch die Kulturanthropologie auch eine große Nähe zur Soziologie. Für die Beurteilung der Begriffsbildung und des Denkens ist es sehr wichtig, die verschiedenen Entwicklungsstufen in den verschiedenen Völkern und ihrer Geschichte zu beachten. Die herabwürdigende Ausdruckweise primitive Völker  möchte ich hierbei nicht übernehmen und stattdessen von Naturvölkern sprechen. Wenn man das Denken, Begriffe und Begriffsentwicklung richtig verstehen will, muss man nicht nur Tier- und  Entwicklungspsychologie  betreiben, sondern auch Behinderungen (Gehör- und Sprachlose), die Naturvölker und Psychopathologie (z.B. den Wahn) studieren.
     

    Wilhelm von Humboldt

    Theorie der Menschenkenntnis
    Aus S.42f: Humboldt, Wilhelm von (1797) Anthropologie und Theorie der Menschenkenntnis [Das achtzehnte Jahrhundert]. In: Wagner, Hans-Josef von (2002)

    "III. Wesen und Begriff der nothwendigen Charakteristik
    unsrer Zeit.

    Diese Charakteristik ist bestimmt, die wirkliche Gegenwart nach einem Vernunftideal zu beurtheilen. - Begriff dieses Ideals. - Aus jener Bestimmung und diesem Begriff herfliessende Beschaffenheit derselben. - Inwiefern sie historisch oder philosophisch? - speculativ oder praktisch ist?

    IV. Bemerkungen über einige schwer zu erfüllende Erfordernisse
    jeder Charakteristik überhaupt. - Erörterung der frage,
    worin der Charakter eigentlich besteht?

    Die Kenntnis menschlicher Charaktere ist bisher nicht genug bearbeitet worden. - Bedeutung des Worts Charakter. (BMDefiniendum),(BMDefCha) - Gewöhnlicher Fehler die Verschiedenheit der Charaktere () in verschiedenen Graden der absoluten Kraft aufzusuchen. - Der Charakter (BMDefCha) beruht auf dem Verhältniss - und der Bewegung der Kräfte. - Daher muss er nach seiner subjectiven Beschaffenheit, nicht nach seiner objectiven Brauchbarkeit beurtheilt - und jene nach der Art ihrer Entwicklung und ihrer Thätigkeit genetisch gezeichnet werden. - Bei jeder Charakterschilderung (BMmerkm) muss man von den Aeusserungen und Thatsachen, die eine unmittelbare Beobachtung verstatten, zu den innern Eigenschaften, die nur mittelbar wahrgenommen werden können, übergehen. - Inwiefern auch die physische Beschaffenheit und die äussre Gestalt, ästhetisch und physiognomisch betrachtet, als eine Erkenntnisquelle für den innern Charakter (BMdiff) gelten kann? - Einwurf gegen die Tauglichkeit der hier aufgestellten Gattung der Menschenkenntniss (SBLMeKen)  zur Schilderung und Beurtheilung einer ganzen Periode der Menschheit im Grossen, und Beantwortung desselben (BMfragl).
        1. Unter allen Studien sind wenige bisher so sehr vernachlässigt worden (BMKritik), als das Studium menschlicher Charaktere (BMKritik). Da man dasselbe immer nur zum Behufe eines fremden Zwecks, nie aber für sich selbst zu bearbeiten pflegt, so hat es das ungünstige Schicksal erfahren, immer zu einseitig, von den Philosophen auf eine zu allgemeine, von denen, die allein der unmittelbaren Beobachtung vertrauen, auf eine zu particulaire Weise behandelt zu werden (BMKritik). Die Moralisten, Geschichtschreiber und Dichter waren es vorzüglich, in deren Händen sich die Charakterschilderung (BMmerkm) befand. Die ersteren, unter denen Theophrast und seine Französischen Nachfolger mit Recht die erste Stelle einnehmen, haben einzelne Seiten mit treffender Richtigkeit, nirgends aber ganze Charaktere (), am wenigsten eigenthümliche und ungewöhnliche, oder auch nur sehr individuelle ge-[>43]zeichnet.1 Der Geschichtschreiber entfernt sich zu leicht aus seinem Gebiet, wenn er zu tief in die Individualität der Charaktere () eingeht; denn er kann es nicht vermeiden, die Lücken, bei welchen ihn seine Quellen velassen, als Dichter auszufüllen, wenn er einmal eine vollständige Schilderung entwerfen will. Die Muster in dieser Gattung dürften daher unter allen am schwersten zu finden seyn. Plutarch, der so lange dafür galt, besitzt bloss das Verdienst, dass er zuerst deutlicher einsah, dass der Charakter () sich mehr in dem täglichen Privatleben, als in glänzenden und schimmernden Thaten zeigt. Zur ächten Charakterschilderung (BMmerkm) fehlt es ihm eben so sehr an Genie als an philosophischem Geiste.
        Die einzigen, die hier etwas Wichtiges geleistet haben, sind daher die Dichter, vorzüglich die dramatischen und die des neueren Romans. Da sie ihre Charaktere () neu schaffen, und für die Einbildungskraft schaffen mussten, so durften sie, gleich dem bildenden Künstler, keinen Zug unvollendet lassen, und mussten alles bis auf Mine, Ton und Gebehrde berechnen. Indess kommen auch hier, in Absicht auf die vollständige Zeichnung ganzer Charaktere () in ihrer lebendigen Bewegung, nur wenige in Betrachtung. Der griechischen Bühne war diese Kunst, ihrer grossen Vorzüge ungeachtet, fast gänzlich fremd. Die Helden der griechischen Tragödie haben fest gezeichnete und scharf bestimmte Charakterzüge (), aber sie treten, als eben so viele einmal übliche Formen, mit einzelnen Leidenschaften, Gesinnungen und Maximen auf, die unmittelbar aus ihrer Lage und der Geschichte entlehnt sind. So ist Antigone immer nur von den zärtlichen und muthvollen Gefühlen für ihren Bruder beseelt; Elektra immer mit nieerbarmender Rache ihres gemordeten Vaters beschäftigt; in Eteokles und Polynices herrscht bloss eifersüchtiger Ehrgeitz; Ajax fühlt nur die erlittene Schmach; Dejanira (der feinste und originellste Charakter () der griechischen Dichtkunst) nur die treuste, reinste und zarteste Liebe für ihren abwesenden Gatten. Die Griechen, deren ächt ästhetischer Sinn immer die reinen, man kann manchmal sagen, die nackten Formen jeder Gattung aufstellte, sahen ein, dass die Macht des Trauerspiels auf der Katastrophe beruht, dass in ihm das Schicksal den Menschen verdrängt; daher verschwindet Oedipus Charakter () vor dem Gemüthe des Lesers in seinem Unglück. Die ältere Comödie der Griechen hat eine Menge charakteristischer Züge, aber keine ausgezeichneten Charaktere; die neuere, soviel sich aus den Nachbildungen der Römer schliessen lässt, glänzte vorzüglich durch diese, aber sie glichen den vorher berührten moralischen. Es waren einzelne, obgleich durch alle ihre Erscheinungen durchgeführte Leidenschaften, Tugenden, Laster.
     

      HFN1 Eine Ausnahme hievon machen die Aphorismen des H. Prof. Platner, deren zweiter Theil mehrere überaus glückliche Charakterschilderungen enthält, die eben so viel feine Beobachtungsgabe, als philosophischen Scharfsinn verrathen."


    Charakterbegriff
    Aus S.45f: Humboldt, Wilhelm von (1797) Anthropologie und Theorie der Menschenkenntnis [Das achtzehnte Jahrhundert]. In: Wagner, Hans-Josef von (2002). Gesperrt bei Humboldt hier fett, fett-kursiv und 14pt sind Hervorhebungen R. S.

        "2. Der Ausdruck: Charakter  (BMAnalyse) wird, dem gewöhnlichen Sprachgebrauche nach, fast ausschliessend nur auf die Sitten und die Gesinnungen eines Menschen bezogen, und als ein Maassstab zur Beurtheilung seiner Moralität angesehen; dehnt man ihn auf die Beschaffenheit des Geistes und des Geschmacks aus, so bezeichnet man ihn vorzugsweise mit dem Beiworte des intellectuellen oder ästhetischen. In einem andern Verstande deutet man dadurch die ausdauernde Beharrlichkeit in der einmal angenommenen Denkungs- und Handlungsweise an, und alsdann heisst: Charakter haben (BMDefiniendum) soviel als einen consequenten Charakter (BMDefiniens) zeigen. In diesem Sinn spricht man sehr vielen Menschen allen Charakter ganz und gar ab. Keine dieser beiden Bedeutungen ist einer philosophischen Theorie der Menschenkenntnis, deren erste Grundlinien wir hier zeichnen, angemessen (BMKritik). Diese begreift unter dem Charakter (BMDefCha) alle diejenigen Eigenthümlichkeiten zusammen, welche den Menschen, als ein physisches, intellectuelles und moralisches Wesen (BMBdif) betrachtet, sowohl überhaupt, als auch insbesondre einen vor dem andern auszeichnen; und da nun kein Mensch ohne alle, ihm ausschliessend angehörende Züge selbst nur gedacht werden kann, diese aber in der ganzen Natur des Individuums zerstreut liegen, so kann sie weder ein Subject völlig charakterlos erklären, noch auch sich auf irgend einen einzelnen Theil der Beschaffenheit desselben beschränken (BMKritik).
    Je grösser aber die Zahl der Gegenstände ist, die sich dem Geist auf einmal darbietet, desto leichter verliert sich, wenigstens anfangs, die Bestimmtheit des Bildes. Er befindet sich in Verlegenheit, wobei unter so vielem er stehen bleiben soll, und geräth sehr leicht in Gefahr, statt der mehr eigenthümlichen und bestimmter bezeichnenden Züge nur die auffallendsten und hervorstechenden aufzufassen. Hierbei wäre nun zwar an sich nur wenig verloren, wenn es nur möglich wäre, die bei diesem Verfahren nothwendig übrigbleibenden Lücken nach und nach auszufüllen. Aber das Schlimme in der Menschenkenntniss ((SBLMeKen) ist gerade das, dass jede Lücke zugleich eine Unrichtigkeit ist, und dass man einen Charakter () nie von einer einzigen Seite vollkommen richtig kennt, solange man ihn nicht zugleich auch von allen andern durchschaut (BMKritik). Um daher hier die rechte Bahn nicht zu verfehlen, muss man die Kunst besitzen, in dem Mannigfaltigen selbst mit Schnelligkeit gerade dasjenige Gemeinsame aufzufinden, wodurch das Ganze zu einer eignen und abgesonderten Gestalt wird.
        Denn das Eigenthümliche macht den Charakter des Individuums (BMDefCha) aus, und das ganze Geschäft der Menschenbeobachtung besteht daher in der zwiefachen Bemühung, die unterscheidenden Merkmale eines Subjects vor dem andern aufzusuchen, und aus ihnen die Natur eines jeden herzuleiten. Worin aber liegt diese Eigenthümlichkeit? welches ist eigentlich der Sitz des Charakters, durch den sich ein Mensch vor dem andern unterscheidet? (BMFrage) welches ist der Punkt, auf den sich der Blick, wenn ihn die Man-[>46] nigfaltigkeit der Erscheinungen zerstreut, mit sichrer Hoffnung des Erfolges zu sammeln vermag?
        Die gewöhnliche Antwort auf diese wichtige Frage, deren Auflösung die unverkennbare Gleichheit des Menschengeschlechts eben so grosse Schwierigkeiten entgegensetzt, als die mannigfaltige Verschiedenheit desselben, ist die, dass der Grad der innern Kraft vorzüglich ein Subject vor dem andern auszeichnet. Fast alle Urtheile über Menschen im gewöhnlichen Leben beziehen sich auf diese Verschiedenheit, und nicht genug, dass man bei einer und eben derselben Kraftäusserung verschiedene Abstufungen bestimmt, so setzt man auch eine Thätigkeit, eine Kraft selbst der andern vor, bald nach ihrer Tauglichkeit zu äussern Zwecken, bald richtiger nach der innern Anstrengung, die sie kosten. Der Mensch ist einmal von selbst zu geneigt, vergleichend zu schätzen und auch das Verschiedne nach Einem Maassstab zu messen, und die Bedürfnisse des Lebens führen ihn zu oft zu dieser Beschäftigung zurück, als dass er sich nicht sehr schwer an eine freie und unabhängige Würdigung gewöhnte. Denn sonst ist es sehr offenbar, dass der Grad ein höchst untauglicher Bestimmungsgrund menschlicher Charaktere (BMGdUdM) ist. Nur das vollkommen Gleiche kann eigentlich mit einander verglichen werden; und der Grad geäusserter Kraft dient daher wohl zur Vergleichung verschiedner Zustände desselben Charakter (), nicht aber zur Vergleichung verschiedner Charaktere () unter einander. Auch liegt immer etwas Anmaassliches darin, über die Gränze absprechen zu wollen, die ein Charakter () in seiner Entwicklung erreichen kann, und was hier das wichtigste ist, niemals kann man durch diese Bestimmung die eigentliche und ursprüngliche Natur einer Individualität entdecken. Denn seiner wesentlichen Beschaffenheit nach ist jeder Charakter () nothwendig unendlich; keine Kraft schreibt sich selbst einen Stillstand in ihrer Entwicklung vor; alle Gränzen, die sie sich setzt, hindern sie nur, in eine fremde Bahn überzugehen, oder sind vielmehr nur Anlagen, ausschliessend und mit Festigkeit in der eigenen zu beharren; in dieser können nur äussere Umstände sie zurückhalten, und selbst diese letzteren wird sie noch, wenn ihr nur hinlängliche Zeit zu wirken verstattet ist, unfehlbar besiegen.
        Es zeigt sich hier wieder der im vorigen Abschnitt bemerkte Unterschied zwischen der speculativen und empirischen Menschenkenntniss (SBLMeKen),(BMdiff). Diese muss, ihrer Absicht gemäss, ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den Grad der Kraft richten, mit welcher ein Individuum thätig ist. Sie hat bestimmte Zwecke in bestimmten Zeiten zu erfüllen, und muss daher das Verhältniss der Kraft zur Wirkung berechnen. Jene sieht ausschliessend auf das ursprüngliche Wesen des Charakters() in der ganzen Dauer seiner Wirksamkeit, und da sie sich an keinen einzelnen Zustand heftet, so findet sie nirgends Veranlassung, verschiedene Grade zu bestimmen. Die wahr-[>47]haft praktische steht wieder zwischen beiden in der Mitte. Sie ist weit entfernt, in dem absoluten Grade der Kraft eines Charakters () sein Wesen aufzusuchen, und noch mehr, ihm irgendwo eigenmächtig einen Stillstand gebieten zu wollen; sie betrachtet jeden als eine unendliche Grösse, und legt immer die Ueberzeugung zum Grunde, dass auch der unscheinbarste und mangelhafteste, sobald er nur Zeit und Gelegenheit zu seiner Entwicklung erhält, sich zu seiner ersten und ursprünglichen Reinheit herzustellen vermag. Da sie aber immer von einem bestimmten Zustand ausgeht und zu einem bestimmten zurückkehrt, so übersieht sie darum den wirklichen, wenn auch zufälligen Grad der Kräfte nicht, welchen sie in diesem einzelnen Zeitpunkt erreicht haben.
        Die Verschiedenheit jener beiden Ansichten hat sich in unsrer Zeit bei der Behandlung der öffentlichen Geschäfte der Nationen auf eine merkwürdige Art gezeigt. Kühne, ausschliessend an speculative Betrachtungen gewöhnte, vielleicht auch schwärmerische Köpfe haben Plane erfunden, und vermöge der Eigenheit der letztverflossenen Jahre, wo wir die Rollen so sonderbar vertauscht, und Männern, die zu ganz andern Geschäften berufen schienen, die Führung von Nationen anvertraut sahen, zum Theil wirklich ausgeführt, die wohl auf die menschliche Natur überhaupt, nicht aber auf ihren individuellen Zustand in dem gegenwärtigen Augenblick berechnet waren. Dagegen haben andre, vermöge der Eingeschränktheit ihres Gesichtskreises, oder der ängstlichen Besorglichkeit ihres Charakters (), und indem sie die vorübergehenden Schranken des Zufalls mit den ewigen der Natur verwechselten, die Menschheit an eine Stufe der Ausbildung binden wollen, auf der sie nicht einmal jetzt noch durchgehends steht, und die sie wenigstens eben zu verlassen im Begriff ist. Es ist schwer zu bestimmen, welche von beiden ihrem Zeitalter mehr geschadet haben. Statt uns hierüber ein Urteil zu erlauben, sey es uns genug, zu bemerken, dass das Unheil, welches die ersteren stifteten, dadurch vermindert wurde, dass die Ausführung selbst sie zwang, sich den Umständen der Zeit biegsamer anzuschmiegen, der Nachtheil aber, den die letzteren anrichteten, das Widerstreben der Natur selbst mässigte, die sich immer nur bis auf einen gewissen Grad und eine gewisse Zeit hindurch beschränken und einengen lässt.
        3. Dem so eben gerügten Fehler, alles, auch das Unähnliche unter einander zu vergleichen, überall nach Graden abgemessene Abstufungen zu bestimmen, und schlechterdings nur Eine Klasse zu kennen, ist der andre, in unsern Tagen vielleicht gleich häufige entgegengesetzt, jedes einzelne Individuum zu einer besondern Klasse zu erheben, jede Varietät, sollte ihre Eigenthümlichkeit auch bloss auf ihrer Unvollkommenheit beruhen, eigen, und jede Eigenheit interessant zu finden. Jenen treffen wir gewöhnlich bei gemeinen und eingeschränkten Köpfen an, diesen bei reizbaren [>48] und geistvollen Personen, die aber nicht gehörig an richtige Beurtheilung und strenges Nachdenken gewöhnt sind. Um nun mit Vermeidung dieses doppelten Fehlers den richtigen Maassstab zur Schätzung verschiedener Charaktere () zu finden, muss man zuvörderst festbestimmte Gattungen derselben absondern. Diese dürfen nicht bloss durch Lücken, die ausgefüllt, oder Mängel, die verbessert werden können, von einander verschieden seyn, sondern müssen vermöge dauernder und wesentlicher Merkmale auch in ihrer höchsten Ausbildung noch immer, nur feiner unterschieden bleiben. Ist diess der Fall, so lassen sie sich nicht mit einander vergleichen, sondern nur jede nach den idealischen, und durchaus formellen Foderungen beurtheilen, welche an jede Individualität ergehen, und die wir im vorigen Abschnitt (III, 2.) berührt haben; nur insofern ein Subject diese in seiner Art mehr oder weniger als ein andres erfüllt, kann es demselben vorgezogen oder nachgestellt werden. Der Unterschied dieser Gattungen, und mithin aller gesetzmässigen Charakterverschiedenheit () beruht nicht auf einer Verschiedenheit der Kräfte an sich, da hierin die ganze Menschheit sich durchaus gleich ist; ebensowenig auf dem absoluten Grade derselben, da sie hier nur in ihrer ganzen Dauer betrachtet werden, für die sich der Grad nicht berechnen lässt; er kann demnach nur in zwei noch übrigen Stücken liegen, in denen wir also auch einzig dasjenige zu suchen haben, was wir im genauesten Verstände dieses Worts den Charakter () nennen. Diese sind das Verhältniss und die Bewegung der Kräfte. Beide fodern, da nicht allen sogleich klar seyn dürfte, was hier unter denselben verstanden wird, noch eine kurze Erläuterung.
        Erstlich: So gewöhnlich es ist, das Uebergewicht einer Kraft oder die Herrschaft einer Neigung als ein fehlerhaftes und schädliches Extrem zu erblicken, so selten treffen wir das eine oder das andre in vollkommen glücklich organisirten Charakteren () als einen Vorzug an. Das Bemühen, durch Erhaltung eines richtigen Gleichgewichts Einheit zu bewirken, drängt das zu freie Streben einer einzelnen Neigung zurück, und der grössere Spielraum, den man Einer Kraft verstattet, artet zu leicht in eine Unterdrückung der übrigen aus. Wird indess dieser Nachtheil auch nur so weit vermieden, dass die Reinheit der Moralität unverletzt bleibt, und die Bestimmtheit der Grundsätze und die Richtigkeit des Geschmacks nicht zu beträchtlich leiden, so entstehen auf diesem Wege gerade die interessantesten Charaktere (), die eigenthümlichsten und mannigfaltigsten Gestalten. Indem die Natur immer eine überwiegende Kraft begünstigt, und die bildende Vernunft zugleich den übrigen ihre freie Wirksamkeit sichert, verbinden sich alle fester und inniger mit einander, lernen gleichsam eine die Bahn der andern gehen, und bringen neue Verbindungen und Formen hervor. Freilich giebt es auf diesem Wege auch verderbliche Verirrungen, und im Gebiete der Wissenschaften z.B. haben dichterische Philosophen,  [>49] und philosophirende Dichter zur Genüge gezeigt, dass das ächte Genie lieber Einen Pfad entschieden und ausschliessend wählt, als auf eine widernatürliche Weise zwei streitende Stoffe mit einander vermischen zu wollen. Leidet indess bei Verbindungen dieser Art keine der einzelnen thätigen Kräfte in ihrer Freiheit, wird in dem soeben gebrauchten Beispiel die Strenge, Reinheit und Bestimmtheit der philosophischen Begriffe (BMphilosB) unverletzt erhalten, so kann nur eine einseitige Beschränktheit des Geistes es misbilligen, wenn der Arbeit des Verstandes und der Vernunft auch das Werk der dichterischen Einbildungskraft beigesellt wird. In je mehr Formen vielmehr derselbe Stoff gegossen, je mehr er auf neue und vorher unversuchte Weise bearbeitet wird, desto mehr gewinnt er, nicht zwar an objectivem, aber an subjectivem Werthe für den Bearbeiter, desto fruchtbarer wird er für den menschlichen Geist.
        Wo durch das Uebergewicht eines einzelnen Seelenvermögens eine eigenthümliche Charakterform () auf eine, allen Foderungen des Ideals entsprechende Weise entsteht, da wird sie dem Gehalte nach keine andern Handlungen, keine andern Maassregeln hervorbringen, als welche, ohne alle Rücksicht auf individuelle Ansicht, die Natur der Sachen selbst anrathen muss; in der Beschaffenheit der Handlungsweise allein, in dem Geist und der Gesinnung, die aus ihr spricht, wird der ganze, aber wichtige Unterschied liegen. Diess ist es, wodurch vorzügliche Menschen sich von gewöhnlichen unterscheiden, diess Gepräge der Eigenthümlichkeit, womit wir ihre Handlungen, ihre Worte, ihre Gebehrden bezeichnet finden. Diess entspringt allemal aus dem Uebergewicht einer Kraft, einer Neigung, oder einer Ansicht der Dinge, und je weniger dasselbe den Gehalt der Gedanken, Empfindungen und Grundsätze verändert, je mehr es bloss ihre Form und ihre Manier bestimmt, desto reiner und schöner ist die Stärke und das Feuer, die es hervorbringt.
        An nichts heftet sich daher das Studium des Charakters mit so günstigem Erfolge, als an die Aufsuchung dieser herrschenden Seite. Welche andre es auffassen könnte, so läuft es beständig Gefahr, etwas zu finden, wodurch das bestimmte Individuum entweder nicht ganz, oder nicht ausschliessend bezeichnet wird. An edlem, emporstrebendem Ehrgeitz, an feiner und tiefer Staatsklugheit, in der Kunst, die Menschen ohne Mühe nach dem Winke ihres Willens zu beherrschen, in dem genievollen Talent, auf dem Thron und in der Schlacht den entscheidenden Augenblick zu benutzen, mögen Alexander, Cäsar und Friedrich einander im Ganzen und bis auf schwer zu bestimmende Grade vielleicht ähnlich genug seyn. Aber wie scharf sind sie durch die herrschenden Züge unterschieden, welche aus dem individuellen Charakter () eines jeden hervorleuchten? Alexander, phantasiereich und dichterisch, wähnte nach Art der alten Heroen seiner Nation, in die Fussstapfen fabelhafter Gottheiten zu treten, und suchte, [>50] ...
    ... [>57]

        5. Die erste Regel jeder Charakterschilderung (BMmerkm), die sich nach den bisherigen Betrachtungen beinah von selbst darbietet, ist die, dass der Charakter (BMDefCha) vorzüglich nach seinem subjectiven Werthe, und seinem innern Zusammenhänge, nicht aber nach seiner äussern Tauglichkeit zu diesem oder jenem Zwecke, ja nicht einmal, wenigstens nicht ausschliessungsweise, nach der objectiven Güte seiner Producte beurtheilt, der Mensch nicht mit seinen Werken verwechselt werde.
        Nur was wir sind, ist vollkommen unser Eigenthum, was wir thun, hängt von dem Zufall und den Umständen ab. Jeder Mensch, pflegt man mit Recht zu sagen, ist mehr als sein Werk, weil es ihm nie gelingt, das Ideal, das er im Kopf trägt, zu erreichen; obgleich in einem andern Sinn auch wiederum das Werk mehr ist als er, da es eine Frucht seiner gesammelten und exaltirten Kräfte ist, die sonst nur zerstreut und minder thätig wirken. Die gewöhnliche Beurtheilungsart, welche, unbekümmert um die Ursachen und Absichten der Handlungen, nur ihren objectiven Werth prüft, ist praktisch sehr nützlich, weil sie Gesetzmässigkeit befördert, mit Strenge leere Entschuldigungen zurückweist, und doch nicht mit Argwohn bei guten Handlungen nach unedlen Absichten spürt; aber sie ist moralisch verwerflich, weil sie Schuld und Verdienst nicht abwägt, und philosophisch völlig unbrauchbar, weil sie nur das Betragen, nicht den Charakter (BMdiff) untersucht. Die Menschenkenntniss kann als ein Zweig der Naturkunde angesehen werden, ihr einziger Zweck ist, den Menschen zu kennen, und zwar das Individuum, nicht bloss die Gattung; Aeusserungen, Geistesproducte, moralische Handlungen selbst dienen ihr daher nur als Data, nicht als Richtschnuren ihrer Beurtheilung. In unsern Tagen indess, wo man häufiger als sonst Passivität und Schlaffheit mit Bildung und Geistesfähigkeit vereint antrift, ist der Werth einer ausser sich productiven Kraft schon zu sehr herabgesunken, und durch übertriebene Vorstellungen von demjenigen, was der Mensch, unabhängig von aller äussrer Thätigkeit, seyn könne, [>58] verdrängt worden. Man vergisst, dass die menschlichen Kräfte wirklicher Lagen bedürfen, um sich zu ihrer wahren Stärke zu sammeln, dass eine unbestimmte Ausbildung so gut als gar keine ist, und dass wir tiefer in menschliche Verhältnisse eingehen (das einzige Mittel wahrer Cultur), wenn wir uns durch selbstthätigen Antheil an einen kleinen Kreis fesseln, als wenn wir uns durch kaltes Zurückziehn die Freiheit bewahren, uns jedem zu nahen. Selbst unsre Einbildungskraft schlummert, und wir bedenken nicht, dass ein Leben, das keine grosse That, kein wichtiges Werk, nicht einmal das Andenken an eine nützliche Geschäftigkeit unter einer grossem Anzahl unsrer Mitbürger hinterlässt, ein verlornes und vergebens verschwendetes Leben ist. Es war nothwendig, dieses Abweges hier warnend zu erwähnen, da gerade das Studium der Menschenkenntniss () leicht verführen kann, ein bloss beschauendes Leben zu allzugrossem Nachtheil eines thätigen zu begünstigen, und über der Schätzung der blossen innern Anlagen und Gesinnungen der Menschen den Werth äusserer Brauchbarkeit und Nützlichkeit unrichtigerweise herabzusetzen.
        Gewöhnlich wird man auf die subjective Beurtheilung von Menschen durch die objective ihrer Producte geleitet. Die Tragödiendichter verschiedner Nationen z.B. vergleicht man gewöhnlich bei Gelegenheit allgemeiner Untersuchungen über das Trauerspiel, und alsdann beschäftigt man sich freilich natürlicher mit den objectiven Foderungen, die sie erfüllt oder nicht erfüllt haben, als mit den interessanten Geistesanlagen, die sie ihrem nationellen oder individuellen Charakter () nach einer vor dem andern verrathen. Auf den ersten Anblick sollte man sogar denken, dass die letztere Rücksicht der allgemeinen Untersuchung nachtheilig seyn könnte. Dennoch bemerken wir gerade das Gegentheil. Die Urtheilskraft ist, im Ganzen genommen, geschäftiger in uns als der Erfindungsgeist, und wir sind mehr gemacht, ein uns gegebnes Gebiet zu reinigen, als zu erweitern. Wir laufen daher nie so grosse Gefahr, durch die begierige Aufsuchung neuer, selbst fehlerhafter Varietäten einen verderbten, als durch die strenge Beurtheilung jeder Eigenthümlichkeit nach einer Regel einen dürftigen und einseitigen Geschmack zu bekommen. Richtigkeit ist das Werk der Vernunft, Reichthum ein Seegen der Natur. Die Thätigkeit der Vernunft steht in unsrer Gewalt, die Gaben der Natur müssen wir erwarten. Dem Wege, von dem wir hier reden, entgegengesetzt ist der, wo man von der Beurtheilung der Menschen aus zu der ihrer Producte übergeht. Dieser ist es, den man in diesem Werke durchgängig gewählt finden wird. Richtig verfolgt müssen beide an dasselbe Ziel führen: zu vollkommener objectiver Richtigkeit in entschiedener subjectiver Eigenthümlichkeit. Natürlicherweise wird indess auf dem einen die nothwendige Uebereinstimmung, auf dem andern die erlaubte Verschiedenheit mehr ins Licht gestellt werden, und darum muss man jeden besonders, mithin beide nach [>59] einander einschlagen. Auch wird  jeder Kopf von Natur nur für den einen gebohren seyn, und sich nur durch Studium auch an den andern gewöhnen.
        Wir können diese Betrachtung nicht zweckmässiger beschliessen, als mit der Erinnerung an einen wichtigen Charakterzug, durch den sich die Deutsche Nation (BMautonS) von allen früheren und gleichzeitigen und das Ende dieses Jahrhunderts von dem Anfange desselben unterscheidet. Es mag dahingestellt bleiben, ob man den Deutschen eben so jetzt die entscheidende Stimme in der Kritik, insbesondre der ästhetischen (bei der wir hier zur Erläuterung unsers Satzes stehen bleiben können) beimessen dürfe, als man sie den Franzosen (BMautonS) unter Ludwig XIV. und noch späterhin einstimmig zugestand. Wenn es erlaubt ist, diess einen Augenblick anzunehmen, so könnte das Urtheil beider unmöglich mehr und auffallender entgegengesetzt seyn. Die Franzosen jener Periode () kannten schlechterdings nur Eine, zugleich nach den Mustern der Alten und den Gränzen ihrer Individualität gemodelte Form, dieser Einen Regel unterwarfen sie alles, ohne Schonung irgend einer Eigenthümlichkeit, in die sie nicht einmal einzugehen werth achteten. Es ist nicht möglich, um den mildesten Ausdruck zu brauchen, befremdendere Urtheile über die Griechen und über Shakespeare zu lesen, als Voltaire, der nicht mit Unrecht für den Repräsentanten jener Kritiker gilt, so oft ausspricht, und selbst diejenigen, welchen die Alten ein Gegenstand des täglichen Studiums und der Verehrung waren, vermögen es nicht, nur auf einen Augenblick aus dem Standpunkte ihrer Zeit und ihrer Nation (denn der Einfluss von beiden kommt hier zusammen) herauszutreten. Barthelemy’s Anarcharsis2 liefert hierzu fast auf jeder Seite die neuesten Beispiele. Wir hingegen gewöhnen uns jetzt die Eigenthümlichkeiten jeder Zeit und jeder Nation zu studiren, so viel wie möglich in dieselben einzugehen, und diese Kenntniss zum Mittelpunkt unsrer Beurtheilung zu machen. Wenn jenes erstere Verfahren zugleich, wie die Uebermacht des Französischen Geistes so lange that, die andern Nationen in knechtischer Unterdrückung zurückhielt, und die Gemeinschaft mit ihnen erschwerte, wenn es ausserdem noch den freien Blick auf die Menschheit hinderte und verfälschte, so muss dieses letztere nothwendig zugleich alle Kräfte wecken, die erwachten in Berührung bringen, und die vollständigste Uebersicht über alle Theile des Menschengeschlechts zur Hervorbringung der reinsten und höchsten Humanität verstatten. In der That giebt es keinen ehrwürdigem Charakterzug, der unserer Zeit, und man darf es mit Stolz hinzusetzen, unsrer Nation so ausschliessend angehörte, und so beruhigende und erhebende Hofnungen für die Zukunft
     

      HFN2  Barthélémys berühmter Roman „Voyage du jeune Anarcharsis en Grèce vers le milieu du quatrième siècle avant l’ère vulgaire,, erschien zuerst Paris 1788"
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    Sprachkritische Querverweise: W.v. Humboldt:
           W.v. Humboldt (Vergleichende Anthropologie).
           W.v. Humboldt (Die Welt als Triebprodukt).



    Levy-Bruhl Denken der Naturvoelker

    Aus S. Xf, 52ff: Lévy-Bruhl, Lucien (dt. 1926, 2. A.) Das Denken der Naturvölker. Wien u. Leipzig: W. Braumüller.

    Die zentralen Begriffe in diesem Kapitel sind Vorstellungen, Kollektivvorstellung,  Vorstellungsverknüpfungen, Vorstellungsverbindungern und das sog. Gesetz das Partizipation. Diese Worte wurden deshalb 14pt-fett-kursiv markiert. Vorstellung kann Begriff gleichgesetzt werden.

    "II. Kapitel.

    Das Gesetz der Partizipation.

    I.

    Wenn sich die Kollektivorstellungen (BMLBkolV) der Primitiven von den unseren durch ihren wesentlich mystischen Charakter unterscheiden, wenn ihre Geistesart (mentalite), wie ich zu zeigen versucht habe, anders orientiert ist als die unsere, so müssen wir annehmen, daß die Vorstellungen () in ihrem Denken auch nicht so verknüpft sind, wie sie es in dem unseren sind. Muß man daraus schließen, daß diese Vorstellungen () einer anderen Logik gehorchen als der, welche unsere Vernunft leitet? Aber das hieße zuviel behaupten; denn die .Hypothese würde über das hinausgehen, was die Tatsachen zu behaupten erlauben. Nichts beweist, daß die Verknüpfung der Kollektivvorstellungen (BMLBkolV) nur von Gesetzen, die einen logischen Charakter haben, abhängen dürfen, Übrigens könnte die Idee einer Logik, die anders geartet wäre als die unserer Vernunft, nur ein negativer und leerer Begriff sein. Nun, wir können wenigstens jedenfalls versuchen, die Art und Weise der Vorstellungsverknüpfungen () im Denken der Primitiven zu erfassen. Wir verstehen ihre Sprachen; wir schließen mit ihnen Geschäfte ab; es gelingt uns, ihre Einrichtungen und Glaubensmeinungen zu interpretieren; es gibt also wohl einen möglichen Übergang, eine wegsame Verbindung zwischen ihrer und unserer geistigen Beschaffenheit.
        Dennoch sind, unter diesem Vorbehalt, die geistigen Beschaffenheiten verschieden. Die Verschiedenartigkeit wird um so fühlbarer, je länger die vergleichende Forschung betrieben wird und je mehr Dokumente es gestatten, sie weiterzuführen. Der Forscher, der eine Gesellschaft von niedrigem Typus rasch durchreist, hat nicht die Zeit, dieses Problem zu prüfen. Fast niemals denkt er daran, es zu stellen. Das eine Mal konstatiert er eine bemerkenswerte Permanenz gewisser Züge der menschlichen Natur, die sich unter den verschiedensten Bedingungen enthüllen, und das andere Mal drückt er sein Erstaunen aus, wenn er Zeuge von Denk- und Handlungsweisen ist, deren Ursprung und Grund ihm entgehen. Er überläßt es dem Leser, zu erforschen, wie diese Eindrücke, die aufeinander folgen, untereinander in Einklang zu bringen sind, oder er hält sich an allgemeine »Erklärungen«, die die traditionelle Psychologie und Logik liefern, wenn er zufällig von ihnen eine Ahnung hat.
        Aber wenn wir die Beobachter anhören, die länger mit den Primitiven, gelebt haben, und vor allem die, die sieh angestrengt haben, in ihrer Art zu denken und zu fühlen, sich einzudenken und einzufühlen, so hören wir eine ganz andere Sprache. Mag es sieh nun uni die Nordamerikaner (Zd H. Cushing, Major Powell), um die Neger des Französischen Congo (Miß Kingsley) oder die Maoris Neuseelands (Elsdon Best) oder um welche »primitive« Gesellschaft immer handeln, niemals, so sagt man uns, kann ein Zivilisierter sich schmeicheln, es erreicht zu haben, daß sein Denken genau denselben Verlauf nimmt wie das des Primitiven, noch auch, daß es den Weg wiederfindet, den jenes gegangen ist. »Die Geistesart des Maori«, sagt zum Beispiel Elsdon Best, »ist von Natur aus intensiv mystisch . . . Wir hören von mancherlei sonderbaren Theorien sprechen, die den Glauben und das Denken des Maori betreffen. Aber die Wahrheit ist die, daß wir weder das eine noch das andere verstehen und, was ärger ist, auch nie verstehen werden. Wii' werden nie mit dem innersten Denken des Eingeborenen vertraut sein. Denn dazu müßten wir den Lauf von vielen Jahrhunderten wieder zurück vor folgen können .. bis zu der Zeit, da auch wir eines primitiven Geistes teilhaftig waren. Und es ist lange her, daß sich die Pforten zu diesem mysteriösen Weg geschlossen haben.«FNS52-1)
        Cushing hatte bei den Zunis eine Art geistigen Bürgerrechts erworben. Nicht zufrieden damit, jahrelang mit ihnen und so wie sie gelebt zu haben, hatte er sieh durch ihre Oberpriester einweihen und adoptieren und in ihre geheimen Gesellschaften an in eh men lassen; bei den heiligen Zeremonien hatte er, wie die Priester, seine eigene Rolle, deren Ausführung ihm oblag. Aber gerade die — viel zu wenigen — Arbeiten, die von ihm publiziert worden sind, erwecken das Gefühl einer geistigen Betätigungsform, in die sich unser Denken niemals ganz hineinfinden wird. Unsere intellektuellen Gewohnheiten sind von denen der Zunis allzuweit entfernt. Unserer Sprache (ohne die wir nichts vorstellen und bedenken können) liegen Kategorien zugrunde, die mit den ihren nicht zusammen fallen. Schließlich und vor allem ist die soziale Wirklichkeit, die sie umgibt und deren Funktionen die Kollektivorstellungen (BMLBkolV) und bis zu einem gewissen Punkt selbst die Sprache sind, bei ihnen eine ganz andere als bei uns.
        So ist die Geistesbeschaffenheit der niedrigen Gesellschaften zweifellos nicht so unzugänglich, als wenn sie einer anderen Logik folgen würde als der unseren, aber sie ist uns doch nicht durchaus verständlich. Wir werden dahin geführt, zu denken, daß sie nicht ausschließlich den Gesetzen unserer Logik und vielleicht überhaupt [>53] nicht Gesetzen gehorcht, die alle logischer Natur wären. Die Analyse der Tatsachen wird vielleicht einiges Licht auf diesen Punkt werfen.
        Oft haben die Beobachter Gedankengänge oder, besser gesagt, Vorstellungsverbindungen () bemerkt, die ihnen seltsam und unverständlich erschienen sind. Ich will ihrer nur einige wenige anführen. »Eine Trockenheit in Landana wurde besonders der Tatsache zugeschrieben, daß die Missionäre während des heiligen Dienstes gewisse Barette trugen. Die Eingeborenen sagten, daß das den Regenfall verhindere; sie begannen laute Schreie auszustoßen und zu fordern, daß die Missionäre das Land verlassen ... Diese zeigten den eingeborenen Häuptlingen ihren Garten und ließen sie sehen, daß auch ihre Kulturen aus Wassermangel zugrunde gingen: war es wahrscheinlich, daß sie ihre eigene Ernte vernichten wollten? Aber nichts konnte die Eingeborenen überzeugen, und die Aufregung legte sich erst, als der Regen in Strömen zu fallen begann.FNS53-1) Dr.Peschuel-LoescheFNS53-2) erzählt einen ganz ähnlichen Fall, dem er andere, ziemlich analoge Fälle hinzu fügt, so daß man infolgedessen füglich verallgemeinern darf. »Als katholische Missionäre gelandet waren, die Kegen ausblieben und die Pflanzen kümmerten, setzte sich die Bevölkerung in den Kopf, daß daran die geistlichen Herren, namentlich ihre langen Gewänder, die Schuld trügen. Solche Kleidung war noch nicht dagewesen. Anderswo sollte ein ausgeschiffter braver Schimmel den Handel verdorben haben und wurde Gegenstand schwieriger Unterhandlungen. Ein Faktorist hatte argen Verdruß, weil er eine krumme' Flaggenstange von einheimischem Holze ohne weiteres durch einen eingeführten schlanken Mast ersetzt hatte. Ein blanker Gummimantel, ein absonderlicher Hut. ein Schaukelstuhl, irgendeine Maschinerie kann höchst verdächtig werden. Die ganze Küstenbevölkerung kann sich über einen Segler mit neuer Takelung, über einen Dampfer aufregen, der einen Schornstein mehr hat als die anderen. .Alles das ist bedeutsam. Und wenn irgendwo Schlimmes geschieht, wird es gleich mit dem Auffälligen in Beziehung gebracht.«
        »In Neu-Guinea herrschte im Augenblick, da ich mich mit meiner Frau in Motumotu niederließ«, so erzählt der Rev. Edelvelt, »eine Art von Brustfellentzündungsepidcmie ... Natürlich klagte man meine Frau und mich an, den Boten des Todes mitgebracht zu haben, und man forderte unter großem Geschrei, daß wir — und die poly- nesischen Schullehrer mit uns — dafür die Todesstrafe erleiden mögen  ...  Jedenfalls war es nötig, eine Ursache zu ßnden, und die Eingeborenen klagten ein armes unglückliches Lamm an, das ich besaß; es wurde geschlachtet, um sie zu befriedigen. Da die Epidemie nicht aufhörte zu wüten, schoben sie die Schuld auf meine zwei Ziegen, die trotzdem dem Tod entgangen sind. [>54]
    ... [>55]
    Die geläufige Erklärung dieser Tatsachen geht darauf hinaus, zu sagen, daß die Primitiven das Kausalitätsprinzip ohne Unterschied anwenden, und daß sie das Ereignis, das einem anderen vorhergeht, mit dessen Ursache verwechseln. Das wäre der sehr allgemeine Denkirrtum, den man unter dem Namen des Sophisma  post hoc, ergo propter hoc  kennt. Die Primitiven, sagt man, haben keine Ahnung davon, daß dies ein Irrtum sein könnte. Die Aufeinanderfolge der Vorstellungen () in ihrem Denken genügt, um ihnen zu garantieren, daß die Objekte in Wirklichkeit so verknüpft sind. Die Beobachter selbst legen diese Erklärung meistens sehr nahe. »Für die Eingeborenen«, sagt Pesclmuel-Loesche, giht es keinen Zufall. Was zeitlich aufeinanderfolgt, sei es auch räumlich weit, getrennt, was in gleicher oder ähnlicher Weise geschieht, sei es auch in langen Pausen, das erscheint leicht ursächlich verbunden.«FN55-2)
    ... [>57]

    II.

    Versuchen wir es also nicht mehr, diese Verbindungen, sei es durch die geistige Schwäche der Primitiven zu erklären, sei es durch die Gesetze der Ideenassoziation, sei es durch einen naiven Gebrauch des Kausalitätsprinzips, sei es durch das Sophisma  post hoc, ergo propter hoc; kurzum verzichten wir darauf, ihre Geistestätigkeit auf eine niedrigere Stufe der unseren zurüekführen zu wollen, Dagegen ist es angezeigt, diese Verbindungen für sich zu betrachten und zu untersuchen, ob sie nicht von einem allgemeinen Gesetz abhängen, einem gemeinsamen Fundament dieser mystischen Zusammenhänge, welche für den Geist der Primitiven so oft zwischen den Wesen und den Gegenständen gegeben sind. Nun, es gibt ein Element, das in diesen Zusammenhängen niemals fehlt. Es liegt ihnen allen eine »Partizipation« (Anteilnahme) () zwischen den Wesen und den Gegenständen, die in einer Kollektivvorstellung verknüpft sind, in verschiedenen Formen und Graden zugrunde. Darum werde ich das der primitiven »Geistesbeschaffenheit« (mentalite) eigentümliche Prinzip, das die Verbindungen und Vorverbindungen (préliaisons) dieser Vorstellungen beherrscht, in Ermanglung eines besseren Terminus »Gesetz der Partizipation« (Anteilnahme) () nennen.
        Es wäre schwer, schon jetzt einen abstrakten Ausdruck für dieses Gesetz zu fänden. Die Fortsetzung dieses Kapitels wird es genügend erklären, obwohl das, um dessen Ausdmek es sich handelt, nur mit großer Mühe in die gewöhnlichen Rahmen unseres Denkens hinein-[>58]
     

      FN-S52-1:   Elsdon Best, Maori medical Lore. Journal of the Polynesian Society. XIII, p. 219 (1904).
      FN-S53-1:  Philips, The lower Congo. J. A. I.. XVII, p. 220.
      FN-S53-2:  Die Loango-Expedition. III, 2. p. 83.
      FN-S55-2:  Die Loango-Expedition. III, 2. p. 333."
       
    Zum Partizipationsbegriff Vorbemerkungen des Herausgebers Xf
    "Die Denkweise der Primitiven ist aber nicht bloß mystisch, sondern auch prälogisch, zugleich. Das sind bloß zwei Ansichten derselben fundamentalen Eigentümlichkeit und nicht eigentlich zwei verschiedene Charaktereigentümlichkeiten. Das Denken, oder richtiger gesagt, die Geistesart fühlt sich gleichsam noch nicht verpflichtet, dem Gesetz des Widerspruchs zu gehorchen (S. 59).
        Den Verlauf der Kollektivvorstellungen und ihre so ganz eigenartigen, den Forschungsreisenden oft so ganz unbegreiflichen Ver[>XI]knüpfungen sind eben von ganz anderen Regeln beherrscht, als die sind, welche unsere ordnende Logik und unser wissenschaftliches Denken im Laufe der Jahrtausende herausgearbeitet hat. Diese Operationen des primitiven Geistes sind, wie Levy-Bruhl es glücklich formuliert, beherrscht und durchdrungen von dem »Gesetz der Partizipation« (). Unter Partizipation() versteht der Verfasser das geheimnisvolle Teilhaben der heterogensten Dinge aneinander, das durch mystische Kräfte bewirkt wird, die in ihnen wirksam sind. So hat jedes Individuum in den totemistisch gegliederten Stämmen Anteil an seinem Totem. Das Kind hat Anteil an seinem Vater, und alles, was der Vater tut, die Nahrung, die er zu sich nimmt, alles das wirkt auf das Kind ein. Für die Huischolen in Mexiko wohnen in den Hirschen, im Getreide, im Hikuli und in den Vogelfedern dieselben mystischen Kräfte und deshalb ist der Hirsch für sie mit dem Getreide und mit dem Hikuli identisch. Die Bororos fühlen die Partizipation an ihrem Totem und deshalb behaupten sie mit solcher Entschiedenheit, daß sie rote Papageien sind. Der Erfolg einer Jagd hängt davon ab, oh die daheim gebliebenen Frauen sich während der Abwesenheit der Männer streng an die Vorschriften halten und nicht etwa verbotene Nahrungsmittel zu sich nehmen. Zwischen solchen für unser Denken ganz unzusammenhängenden Vorgängen bestehen eben im Geiste der Primitiven mystische Partizipationen, die von ihnen lebendig gefühlt werden."
       
    Abneigung gegen Denken
    In Die geistige Welt der Primitiven, führt Levy-Bruhl S.5ff aus (wichtigere Begriffe 14pt-fett kursiv markiert):

    "EINLEITUNG

    Den zahlreichen Forschem, die die Mentalität der Naturvölker unter günstigen Bedingungen, d. h. vor ihrer näheren Berührung mit den Weißen beobachten konnten, ist besonders ein Merkmal aufgefallen: Ihre ausgesprochene Abneigung gegen das verstandesmäßige Denken, gegen alles, was die Logiker als diskursive Operationen des Denkens bezeichnen; sie haben gleichzeitig bemerkt, daß diese Abneigung nicht auf einer radikalen Unfähigkeit oder natürlichen Schwäche ihres Begriffsvermögens (BMLBBverm) beruht, sondern auf dem Gesamtkomplex ihrer geistigen Gewohnheiten.
        So können die Jesuiten, die zuerst die Indianer Nordostamerika gesehen haben, folgende Bemerkung nicht unterdrücken: „Man muß annehmen, daß die Irokesen zu vernünftigem Denken unfähig sind, im Gegensatz zu den Chinesen und andern gesitteten Völkern, denen man den Glauben und die Existenz Gottes beweisen kann. Die Irokesen sind Vemunftgründen unzugänglich. Die erste immittelbare Vorstellung, die sie von den Dingen gewinnen, ist die einzige Fackel, die ihnen leuchtet. Die Gründe der Glaubwürdigkeit, deren die Theologie sich gewöhnlich bedient, um selbst die stärksten Köpfe zu überzeugen, hört man hier nicht an, wo man unsere größten Wahrheiten als Lügen bezeichnet. Man glaubt im allgemeinen nur, was man sieht1).
    Derselbe Pater berichtet weiter unten: „Die Wahrheiten des Evangeliums wären ihnen nicht annehmbar erschienen, wenn wir sie einfach auf Vemunftgründe und den gesunden Menschenverstand gestützt hätten. Da ihnen Kenntnisse und Gesittung fehlen, bedurfte es gröberer und handgreiflicherer Mittel, um auf ihren Geist einzuwirken. Zwar gibt es unter ihnen .ebensogut wie unter den Europäern wissenschaftlich befähigte Köpfe. Doch haben ihre Erziehung und die ständige Sorge für ihren Lebensunterhalt sie auf einen [>6] Zustand beschränkt, in dem ihre Überlegungen nicht über ihr gesundheitliches Befinden und ihre Erfolge in Jagd, Fischerei, Handel und Krieg hinausgehen; und aus allen diesen Dingen ziehen sie gleichsam wie aus Grundsätzen ihre Folgerungen, nicht nur für ihre Behausung, Beschäftigung und Handlungsweise, sondern auch für ihren Aberglauben und ihre Gottheiten.
        Aus der Verbindung dieser beiden ausgeführten Stellen gewinnen wir eine ziemlich klare Vorstellung von der Geistigkeit der Irokesen auf der Stufe, die uns hier beschäftigt. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen „Wilden“ und den gesitteteren Ungläubigen besteht nicht in einer ihnen eigentümlichen geistigen Minderwertigkeit; es ist ein tatsächlicher Zustand, der sich, wie die Jesuiten meinen, aus ihrem gesellschaftlichen Zustand und ihren Sitten erklären läßt. So sagt auch der Missionar Crantz über die Grönländer: „Ihr Nachdenken oder ihre Erfindungsgabe beschränken sich auf ihre tägliche Lebensnotdurft. Was damit nicht untrennbar verbunden ist, beschäftigt ihre Gedanken nie. Man kann sie daher als einfältig, aber nicht als dumm bezeichnen; sie besitzen gesunden Menschenverstand, aber nicht die Kunst, logisch zu denken und zu folgern 1) — wohlverstanden, nicht die Kunst, einer Überlegung zu folgen, die auch nur im geringsten abstrakt ist. Denn es ist unzweifelhaft, daß die Grönländer, wenn sie den für ihren Unterhalt notwendigen Beschäftigungen nachgehen, sehr wohl überlegen und sogar komplizierte Mittel zur Erreichung ihrer Zwecke anwenden.
        Aber diese Denkvorgänge lösen sich nicht los von den materiellen, Dingen, durch welche sie hervorgebracht werden, und sie hören ebenso schnell auf, als ihre Ziele erreicht sind. Die geistigen Handlungen werden niemals Um ihrer selbst willen vorgenommen und sie erheben sich deshalb für uns nicht zur Würde dessen, was wir im eigentlichen Sinne „Gedanken“ nennen. Dieses setzt ein moderner
    Forscher in helles Licht, welcher bei den Polar-Eskimos gelebt hat. „Alle ihre Gedanken“, sagt er, „drehen sich um den Walfischfang, die Jagd und um das Essen. Abgesehen davon ist für sie der „Gedanke“ im allgemeinen das Synonym für Langeweile oder Kummer. „Woran denkst du“, fragte ich eines Tages auf der Jagd einen Eskimo, welcher ganz in seine Überlegungen vertieft schien. Meine Frage erregte nur Lachen. „Da erkennt man Euch richtig, Ihr Weißen, die Ihr soviel denkt, wir Eskimos denken nur an unsere Fleischverstecke [>7] für die lange Nacht des Winters, ob wir genug haben werden oder nicht Wenn das Fleisch in genügender Menge vorhanden ist, haben wir es nicht mehr nötig, zu denken. Ich, ich habe mehr Fleisch als ich brauche.“ Ich verstand, daß ich ihn beleidigt hatte, indem ich ihm „Gedanken“ zutraute1).
     

      FNS5-1) Relations des j£suites (6d. Thwailes), Bd. LVII, S. 126 (1672—73).
      FNS6-1) D. Crantz, The history of Grönland I, S. 135 (1767)."
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    Wahnhaftes Denken
    "In Tanna (Neu-Hebriden) »erscheint es fast unmöglich, zu schildern, wie die Ideen des Naturmenschen sich miteinander verknüpfen. Wenn zum Beispiel einer, der auf einem Weg geht, von einem Baum eine Schlange auf sich fallen sieht und er tags darauf oder in der nächsten Woche erfährt, daß sein Sohn in Queensland gestorben ist, wird er diese zwei Fälle aufeinander beziehen. Eines Nachts kroch eine Schildkröte auf die Erde und legte da ihre Eier nieder. Sie wurde in demselben Augenblick gefangen genommen. Niemals, seit Menschengedenken, war etwas dergleichen geschehen. Daher folgerten sie, daß das Christentum die Ursache dessen war, daß die Schildkröte gekommen war, ihre Eier an der Küste zu legen, und daß nichts übrig blieb, als das Tier dem Missionär, der die neue Religion gebracht hatte, anzubieten.«FNS54-2)
        Gleiche Verknüpfungen in Nordamerika. »Eines Abends, da wir über die Tiere des Landes sprachen, wollte ich ihnen verständlich machen, daß wir in Frankreich Kaninchen und Häschen hätten, und deutete ihnen deren Gestalt an, indem ich diese im Lichtschein des Feuers mit meinen Fingern zeichnete, so daß sich das Spiel der Finger an der dunkeln Wand der Hütte als Schattenspiel darstellte. Seltsamerweise und zufällig fing man tags darauf mehr Fische als gewöhnlich; sie glaubten, daß jene Figuren dies verursacht hätten, so groß ist ihre Einfalt, und baten mich, mir ein Herz zu fassen und alle Abende ebenso zu handeln und sie in meiner Kunst zu unterrichten; ich aber wollte nicht darauf eingehen, um nicht die Ursache dieses Aberglaubens zu sein und um ihre Narrheit nicht mitzumachen.«FNS54-3)
        In Neu-Guinea endlich »strengt sich ein Mann, der ohne Beute von seiner Fischerei oder seiner Jagd zurückkehrt, seinen Kopf an, um das Mittel zu finden, das den, der seine Netze verhext hat, entdecken könnte. Er hebt die Augen und bemerkt gerade einen Eingeborenen, einen Freund aus dem benachbarten Dorf, der auf dem Wege ist, ihm einen Besuch zu machen. Augenblicklich kommt ihm der Gedanke (BMwahn), dieser Mann sei der Zauberer, und im ersten günstigen Moment greift er ihn unversehens an und tötet ihn«.FNS55-1)
    Die geläufige Erklärung dieser Tatsachen geht darauf hinaus, zu sagen, daß die Primitiven das Kausalitätsprinzip ohne Unterschied anwenden,, und daß sie das Ereignis, das einem anderen vorhergeht, mit dessen Ursache verwechseln. Das wäre der sehr allgemeine Denkirrtum, den man unter dem Namen des Sophisma post hoc, ergo propter hoe kennt. Die Primitiven, sagt man, haben keine Ahnung davon, daß dies ein Irrtum sein könnte. Die Aufeinanderfolge der Vorstellungen in ihrem Denken genügt, um ihnen zu garantieren, daß die Objekte in Wirklichkeit so verknüpft sind (BMwahn). Die Beobachter selbst legen diese Erklärung meistens sehr nahe. »Für die Eingeborenen«, sagt Peschuel-Loesche, »gibt es keinen Zufall. Was zeitlich aufeinanderfolgt, sei es auch räumlich weit getrennt, was in gleicher oder ähnlicher Weise geschieht, sei es auch in langen Pausen, das erscheint leicht ursächlich verbunden.«FNS55-2)
        Es ist wahr, und wir werden weiter unten die Ursache dessen sehen, daß es für die Primitiven keinen Zufall gibt. Im übrigen aber ist die vor geschlagene Erklärung, wenn nicht ganz und gar ungenau, so jedenfalls unvollständig. Zweifellos sind die Primitiven ebenso und noch mehr als die Zivilisierten imstande, das Sophisma post hoc, ergo propter hoc zu begehen. Aber in den zitierten Fällen, bloßen Proben einer sehr zahlreichen Klasse, findet etwas anderes statt als ein naiver und irrtümlicher Gebrauch des Kausalitätsprinzips. Es ist nicht der Umstand, daß ein Ereignis einem anderen zeitlich unmittelbar vorhergeht, welcher bewirkt, daß ein bestimmtes Phänomen an ein anderes geknüpft wird. Die wahrgenommene oder bemerkte Aufeinanderfolge kann die Verbindung nahelegen; die Verbindung selbst fällt mit dieser Aufeinanderfolge nicht im mindesten zusammen. Sie besteht in einem mystischen Zusammenhang (Rapport), den sich der Primitive vorstellt — und von dem er von dem Momente an, da er sich ihn vorstellt, überzeugt ist —, dem Zusammenhang zwischen Vorhergehendem und Nachfolgendem, indem jenes die Fähigkeit hat, dieses hervorzubringen und erscheinen zu lassen. Das geht aus den Fällen selbst hervor, die Dr. Peschuel-Loesche berichtet, wenn man sie mit dem vergleicht, was weiter oben betreffs der mystischen Eigenschaften der Gestalt von Wesen und Gegenständen festgelegt worden ist.FNS55-3) Welche Wirkungen können nicht durch die mystische Kraft einer Soutane, eines Dampfschifies mit drei Schornsteinen, ejnes Regenmantels aus Kautschuk, einer Flaggenstange, kurzum irgendeines ungewohnten Gegenstandes verursacht werden? Wer weiß, welche Folgen sich aus ihrer Gegenwart ergeben können? Alles, was seltsam ist, ist für den Eingeborenen ein Gegenstand der Angst, sagen Spencer [>56] und Gillen.FNS56-1"
     
      ’) Customs and superstitions of New-Guinea natives. Proceedings of the Queensland branch of the R. geographical Society of Australasia, 1891—1892. VII, I, p. 23-24.
      Gray, Notes on the natives of Tanna. J. A. I. XXVIII, p. 131.
      3) /•'>•. Sagari, Le grand voyage au pays des Hurons (1632), p. 250—257,


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    Kommentar zu Levy-Bruhl  Als Grundbegriff verwendet Levy-Bruhl "Vorstellung", den man Begriff gleichsetzen kann. Es ist allerdings keine gute wissenschaftliche Praxis, seine Grundbegriffe nicht sorgfältig und gründlich zu erklären und zu definieren. Aber wir werden durch sehr konkretes, reiches und vielfältiges Material und seine Analyse und Aufarbeitung durch Levy-Bruhl entschädigt: Natürliche Ursachen für Tod, Krankheit und Unfällen kennen viele Natürvölker so wenig wie Zufälle. Sie zeigen vielfach eine tiefe Abneigung gegen das Denken - das sie durch ein extrem gut entwickeltes Gedächtnis ausgleichen -  insbesondere gegen unsere Art zu denken, obwohl ihnen viel für ihre Interessengebiete Scharfsinn bescheinigt wird. Die Begriffsmängel bei Levy-Bruhl zeigen sich auch darin, dass er den Unterschied zwischen Logik und Empirie, Form und Inhalt, nicht zu kennen scheint. Die Natürvölker haben ihre eigene Geistart: Fast alles ist miteinander mystisch verbunden und nimmt aneinander Anteil, was Levy-Bruhl zu seiner These des Gesetzes der Partizipation bringt. Aber die irrationalen, als mystisch bezeichneten Verbindungen haben nichts mit Logik zu tun, sondern mit empirischen Denkweisen. Die mystische Abstraktion und Teilhabe folgt nicht einer anderen Logik, sondern eine anderen Geisthaltung und Wirklichkeitsaufassung, die oft dem Wahn nahesteht (> Beispiel Neu-Guinea). Auch dass sich die Bedeutungen mit ihren Kontexten und Umgebungen wandeln kommt überall vor, nicht nur bei den Naturvölkern. Ein wichtiger Befund ist auch das extrem gut ausgebildete Gedächtnis bei den vorgestellten Naturvölkern, das, so die anthropologische Deutung, viel Denkarbeit erspart, wobei auch festgestellt wurde, dass die untersuchten Naturvölker ausgesprochen ungern denken, bei des Eskimos, so ein Beispiel, gilt denken als Beleidigung. Die Abneigung  gegen unsere Art abstrakten Denkens beruht auch nicht nur auf ihren gesitigen Gewohnheiten, sondern, viel tiefer, auf ihrer geistigen Intressen und Bedürfnissen, die erst die Gewohnheiten hervorbringen.
     
     



    Literatur Anthropologie
    • Benedict, Ruth (dt. 1955) Urformen der Kultur. Hamburg: Rowohlt (rde).
    • Evans-Pritschard, E.E. (dt.1978, orig. 1976) Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande. Frankfurt aM: Suhrkamp. [Anhang I. 306-311 enthält eine Begriffsliste der Zande]
    • Hallpike, Christopher Robert (dt. 1990, engl. 1979) Die Grundlagen primitiven Denkens. München: dtv.
    • Lévy-Bruhl, Lucien (dt. 1926, 2. A.) Das Denken der Naturvölker. Wien u. Leipzig: W. Braumüller.
    • Lévy-Bruhl, Lucien (dt. 1930) Die Seele der Primitiven. Nachdruck Diederichs 1956. Wien: Braumüller.
    • Lévy-Bruhl, Lucien (dt. 1927) Die geistige Welt der Primitiven. München: F. Bruckmann A.-G.
    • Lévi-Strauss, Claude (dt. 1968, fr. 1962 ) Das wilde Denken. Frankfurt aM: Suhrkamp.
    • Malinowski, Bronislaw (orig. 1944, dt. 1975) Eine wissenschaftliche Theorie der Kultur. Und andere Aufsätze. Frankfurt aM: Suhrkamp.




    Soziologie

    Aus dem Woerterbuch der Soziologie
    Hartfiel, Günter & Hillmann, Karl-Heinz (2007). Wörterbuch der Soziologie. 5., vollst. überarb. u. erw. Aufl. Stuttgart: Kröner.

    "Begriff (BMDefiniendum), Grundelement des menschlichen Denkens, Orientierens, Urteilens; gedankl. Instrument zur Wiedergabe u. Abgrenzung von Phänomenen der Realität oder von Aspekten, Eigenschaften, Teilen solcher Phänomene. Der B. (). hat seine materielle Gestalt im Wort, Ausdruck, Zeichen, Symbol, denen jeweils eine bestimmte Bedeutung (B.inhalt () u. B.umfang ()) zugeteilt wird. Das Problem der wiss. B.e  () besteht in der Spezifizierung u. Präzisierung der Bedeutung von Ausdrücken, d. h. in der Methode, Relationen zwischen bestimmten Zeichen u. Substanzen oder Mengen von Bezeichnetem (Designata) festzulegen (>Semiotik).

      Kommentar: Hier fehlt ein ganz wichtiger Punkt: das Referenzieren (BMRef). Das ist ja mit der Hauptgrund für das sch3-Syndrom.


    "Begriffsbildung (BMDefiniendum), Methoden zur Zuordnung von Zeichen u, Bedeutungsinhalt bzw. -umfang der durch die Zeichen abgebildeten, gemeinten oder beschriebenen Realität; die Definition von Begriffen (). Man unterscheidet: (a) Die Nominaldefinition eines Begriffs (), wobei festgelegt wird, daß ein bestimmter Ausdruck gleichbedeutend mit einem bereits bekannten anderen Ausdruck oder einer Kombination anderer Ausdrücke sein soll, (b) Die analytische Definition, die nicht mehr nur eine bloße Konvention über die Bedeutungsgleichheit von Ausdrücken anstrebt, sondern die für bestimmte, aus der Alltagssprache herangezogene Ausdrücke eine präzise Bedeutung durch Festlegung bestimmter Eigenschaften oder Merkmale vorschreibt u. deren wiss. Relevanz vom tatsächl. Vorhandensein dieser Eigenschaften in der vom Ausdruck definierten Realität abhängt, (c) Die operationale Definition, die den Bedeutungsgehalt von Begriffen durch Festlegung der bei Forschungsoperationen zu beobachtenden Ereignisse oder zu berücksichtigenden Merkmale der Realität bestimmt.
    Ob eine B. () sinnvoll u. fruchtbar ist, kann nicht an den Begriffen () selbst, sondern nur dann beurteilt werden, wenn Versuche gemacht werden, mit Begriffen () wiss. Typen, Aussagen, Modelle od. Theorien zu bilden sowie Hypothesen u. Theorien zu überprüfen. Notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzungen für die theoret. Fruchtbarkeit von Begriffen () ist ihre für alle an der betr. wiss. Fachsprache Beteiligten nachkontrollierbare Präzision u. die allg. Konsistenz ihrer Anwendungsregeln.
    H. M. Kcpplinger, Probleme der B.sbildung in den Soz.wiss.cn, in: KZfSS 29,1977.

    "Operationalisierung (BMDefiniendum), Anwendbarmachen von theoret. Begriffen () für die empir. Sozialforschung dadurch, daß präzise Anweisungen für Ermittlungsverfahren u. Forschungsoperationen angegeben werden, mit denen entschieden werden kann, ob in der untersuchten Realität ein mit dem betr. Begriff () bezeichnetes Merkmal oder Tatbestand vorliegt oder nicht. Solche Entscheidungen über die den Begriff () repräsentierenden Forschungsoperationen heißen »operationale Definitionen« des Begriffs (). In der Soziologie haben sie eine große Bedeutung, weil der empir. Bezug der meisten soziol. Begriffe () nur ein indirekter ist. »Einstellung«, »Werte«, »Herrschaft«, »Prestige«, »Zufriedenheit«, »Ideologie« sind z. T. theoretische Begriffe (), die nicht unmittelbar wahrgenommen werden können. Darum bedarf es der Regel zum empir. Nachweis. Operationale Definitionen werden auch als »Indikatoren« für theoret, gemeinte, nicht unmittelbar wahrnehmbare Tatbestände bezeichnet. >Gültigkeit, >Operationalismus, >Lundberg, G. A.
    H, Albert, Probleme der Wiss.lehre der Sozialforschg. (Hdb, d. empir. Sozialforschg. 1, 1967); E. Topitsch (Hg,), Logik d, Sozial- wiss.en, 1965; R, Mayntz, K. Holm, P. Hübner, Einführung i. d. Methoden d. empir. Soziol,, 1969; R. Nippert, Quantifizierung der soz, Realität, 1972."

    "Operationalismus (BMDefiniendum), wiss.theoret. Auffassung, nach der ein wiss. Begriff () nur insoweit für die wiss. Analyse zugelassen wird, wie Verfahrensregeln (Operationen) angegeben werden, die durchzuführen sind, um das Vorhandensein des vom Begriff () gemeinten Phänomens festzustellen. Nach dem O. decken sich also Begriff () u. operationale Definition (>Operationalisierung). Damit wird der Sinn einer mit wiss, Begriffen () vorgenommenen Aussage auf die Methode zur Verifikation dieser Begriffe () reduziert. Der auf den Physiker Bridgman zurückgehende O. wird in den Sozialwiss. bes. dann zu einermethodolog, leitenden Idee, wenn wiss. Begriffe () sich auf nicht direkt wahrnehmbare, komplexe, abstrakte Sachverhalte beziehen. Es wird in solchen Fällen oft das als Phänomen erklärt, was nach Maßgabe konventioneller oder individuell willkürl. festgelegter Verfahrensregeln ledigl. als solches gemessen wurde. P. W. Bridgman, The present state of operu- tionalism (The validation of scientific theories, hg. v. P. G. Frank, Boston 1956); G. Bergmann, Sinn u, Unsinn des O. (Logik der Sozialwissenschaften, hg, v, E. Topitscb, 1965); J. Klüver, O., 1975."

    Schuetz Aufbau der Erfahrungswelt aus Schematen
    Schütz, Alfred (1960) § 15. Der Aufbau der Erfahrungswelt und ihre Ordnung unter Sehematen.(83-88) In:
    Schütz, Alfred (1960) Der sinnhafte Aufbau der Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie. Wien: Springer.
        Als wichtige Begriffe wurden hier Erlebnis(se), Sinn, Begriff, Schema(ten) 14pt-fett-kursiv markiert.

    "§ 15. Der Aufbau der Erfahrungswelt und ihre Ordnung unter
    Schematen

        Machen wir uns die komplizierten Strukturzusammenhänge der Selbstauslegung am Beispiel der Konstitution eines Gegenstandes unserer äußeren Erfahrung klar. In erfahrenden Akten von den Erlebnissen der mannigfachen Dingerscheinungen konstituiert sich der Gegenstand der äußeren Erfahrung, das Ding der Außenwelt. Die einzelnen Erlebnisse der Erscheinungen stehen untereinander in einem Sinnzusammenhang: Denn sie konstituieren in phasenweisem Vollzug die Erfahrung vom Gegenstand und auf unsere Erfahrung von diesem Gegenstand, ineins damit auf ihn selbst als den Gegenstand unserer Erfahrung, vermögen wir in monothetischem Blickstrahl als ein Einheitliches hinzusehen. Daß [>84] sich Erlebnisse von den einzelnen Erscheinungsweisen eines Gegenstandes zu der Erfahrung vom Gegenstand verknüpfen, ist aber wiederum selbst erfahren84-1  und, als Erfahrung von der Konstitutionsweise von Gegenständen schlechthin, im jeweiligen Jetzt und So der Zuwendung auf die Gegenstandserscheinung vorrätig. Zeigt sich schon hier die ungeheure Komplikation der verschiedenen Sedimentierungen im Aufbau der Erfahrungswelt, deren Geschichte phänomenologisch zu erfragen ist, so deckt ein näheres Eindringen in den Sachverhalt eine noch viel mannigfaltigere Aufschichtung und Durcheinanderschachtelung der Konstitutionsphänomene auf. Jedes erfahrende Erlebnis, welches die Gegenstandserfahrung mitkonstituiert, ist von einem Hof von Retentionen umgeben, die auf vergangene Erlebnisse zurück-, und von Protentionen, die auf kommende Erlebnisse vorweisen: Daß die einzelnen Erlebnisphasen, in welchen sich der polythetische Aufbau vollzieht, auf diese Weise untereinander verknüpft sind, gehört zum Wesen der Synthesis. Denn ein erfahrendes Erlebnis von einem Gegenstand konstituiert sich mit einem ihm vorhergegangenen Erlebnis von diesem Gegenstand nur dadurch zur Synthese der Erfahrung von diesem Gegenstand, daß das „spätere“ Erlebnis in einem Jetzt erlebt wurde, dessen So durch die Retention des vorvergangenen erfahrenden Erlebnisses von diesem Gegenstand mitbestimmt ist. Und unterhalb dieser Schicht liegt noch jener Zusammenhang, den jedes Erlebnis mit seinem Früher und Später hat, und den wir oben als Zusammenhang der Jemeinigkeit aller meiner Erlebnisse gekennzeichnet haben.
        Die Aufschichtungen setzen sich aber auch nach der anderen Seite fort. Ist einmal die Synthese aus dem phasenweisen Aufbau meiner einzelnen erfahrenden Erlebnisse zu dem Gegenstand meiner Erfahrung vollzogen, etwa zu dem Gegenstand: „dieser Tisch da“, so schließen sich neue synthetische Akte, neue Einordnungen in Erfahrungszusammenhänge an, wie dies etwa der Fall ist, wenn ich den konstituierten Gegenstand meiner Erfahrung, nämlich diesen Tisch, als „Tisch“ bezeichne. Lassen wir hier alle jene Probleme beiseite, die das Phänomen der Sprache als solches in sich schließt und die in der Zuordnung des lautlichen oder schriftlichen Zeichens „Tisch“ zu dem Gegenstand meiner Erfahrung, „dieser besondere und einmalige Tisch meiner Erfahrung hier und so“ beschlossen sind: Zweifellos weist das in der Namensgebung implizierte Urteil: „dies da ist ein Tisch“ auf selbst wieder konstituierte vorvollzogene Erfahrungen von anderen Gegenständen der Außenwelt (nämlich Erfahrungen von Tischen überhaupt) zurück, die im Jetzt und So der Vollziehung des Urteils: „dies da ist ein Tisch“ vorrätig sind.84-2  [>85]
        Man bedenke, daß mit diesem Begriff erst die niederste jener „Syntaxen“ gewonnen ist, auf welchen der Aufbau der sprachlichen und logischen Welt beruht. Die transzendentale Logik wird auch alle Prozesse der Formalisierung und Generalisierung, die nunmehr anheben, nach ihrer Sinnesgeschichte zu befragen und alle diese Prozesse der formalen Logik als Konstitutionsphänomene im Bewußtsein des ego cogito, also als erfahrende Akte des ego cogitans zu deuten haben. Denn für das erlebende ego cogitans ist ja auch „erfahren“ (in dem Sinn unserer Ausführungen), daß es Formalisierung und Generalisierung gibt, wie sich diese Prozesse vollziehen und wie sich im Formalisieren das Formalisierte, im Generalisieren das Generalisierte erzeugt.
        Unsere Analyse zog den Aufbau der Erfahrung von einem Gegenstand der Außenwelt selbstverständlich nur als Beispiel für die Implikate heran, die in dem Begriff der vorgegebenen Erfahrung enthalten sind. Sie läßt sich aber prinzipiell für jeden Bereich von Erlebnissen durchführen. Zunächst für Synthesen aller Art des „doxischen Kolligierens“ im rein logischen Sinn, also für die Konstitution des Urteils aus dem Urteilen, aber auch für praktische und axiologische Synthesen jeder Art. Denn schließlich sind auch die praktischen und axiologischen Syntaxen rückführbar auf kolligierende Synthesen, nur daß diesen nicht ein doxologisches Und, sondern ein praktisches und axiologisches Und zugrunde liegt.85-1 Auch sie aber sind gleichermaßen erfahren in jenem Sinn, in dem wir von einem vorgegebenen Vorrat von Erfahrungen als oberstem Sinnzusammenhang in einem jeweiligen Jetzt und So des ego cogitans sprechen.
        Angesichts der hochkomplexen Struktur von fertig konstituierten Sinnzusammenhängen, in welche ein in Zuwendung erfaßtes Erlebnis eingeordnet werden kann, ergibt sich die Notwendigkeit, ein Kriterium für den Begriff der Selbstauslegung des eigenen Erlebens, des spezifischen ' gemeinten Sinnes also, aufzufinden. [>86]
        Wir haben dieses Kriterium bereits aufgezeigt, als wir von der pragmatischen Bedingtheit der Tiefenschichte sprachen, bis zu welcher der reflexive Blick vordringt. Dieses Begriffes können wir uns nunmehr bedienen.
        Wenn wir ein in den Blick gefaßtes Erlebnis nach seiner Sinnesgeschichte befragen, können wir die Analyse der aufbauenden Akte, aus welchen sich dieses Erlebnis konstituierte, prinzipiell immer bis zur Konstitution der erfahrenden Akte in der inneren Zeitform selbst, also in der reinen Dauer, vortreiben. Demgegenüber aber weist unser Vorrat von Erfahrungen keineswegs unmittelbar und originär auf die innere Zeitform zurück. Vielmehr ist der Sinnzusammenhang der Erfahrung Sinnzusammenhang von Sinnzusammenhängen höheren Grades, welche selbst aus Sinnzusammenhängen konstituiert sind, usf. Die Unterschichten des vorfindlich Erfahrenen sind uns aber fraglos gegeben, d. h. sie liegen in einer Tiefenschichte, auf welche die reflexive Blickzuwendung nicht vollzogen wird. Dies gilt alles freilich relativ auf das jeweilige Jetzt und So: Die Abgrenzung der Schichte des fraglos Gegebenen hängt von den attentionalen Modifikationen der Zuwendung auf das in den Blick gefaßte Erlebnis ab, jenen Modifikationen, die ihrerseits wieder von der attention à la vie im jeweiligen Jetzt und So der Zuwendung abhängig sind. Gewiß kann bei passender Zuwendung die Rückführung aller polythetischen Synthesen zur Urkonstitution des Erlebnisses in der reinen Dauer vollzogen werden. Wir selbst haben vorhin an dem Beispiel eines Erfahrungsgegenstandes der Außenwelt diese Möglichkeit dargetan. Aber es bedarf hiezu eines Aktes streng philosophischer Selbstbesinnung, die ihrerseits wieder, einen besonderen Modus der attention à la vie zur Voraussetzung hat.
        Nun werden wir aber Sinnanalyse auch für das Ich in seiner natürlichen Weltanschauung zu betreiben haben.86-1 Auch der natürliche Mensch findet in jedem Jetzt und So seines Erlebens Erfahrungen in seinem Bewußtseinsvorrat vor, er weiß von der Welt, er hat von ihr ein Vorwissen. Diesem Vorrat von Erfahrungen wächst mit jedem Erlebnis, wofern es ein erfahrendes ist, neue Erfahrung hinzu und sei es nur kraft des Umstandes, daß vom neuen Jetzt (das ein So nur ist, weil es ein Anders ist als das Soeben-Gewesen) durch das Soeben-Vergangene „hindurchgeblickt“ werden kann. All dies liegt, wie wir gesehen haben, wesensnotwendig in der Konzeption einer mannigfaltigen, kontinuierlichen und in Unumkehrbarkeit verlaufenden Dauer. Aber auch in der Einstellung des naiv natürlichen Menschen, welcher sein Altern und damit seinen „Zuwachs an Erfahrungen“ erlebt, sind alle diese Momente aufweisbar. Dem natürlichen Menschen sind nun seine Erfahrungen (und zwar in der Weise des [>87] Wissens oder Vorwissens) „geordnet“ vorgegeben, wie ihm die ganze gegenständliche Welt geordnet vorgegeben ist, ohne daß er nach der Konstituierung dieser geordneten Welt in seinem Bewußtsein fragt, solange er nicht hiezu durch eine besondere Problemstellung genötigt wird. Die Ordnungen innerhalb des Erfahrungszusammenhanges bleiben dabei als synthetische Sinnzusammenhänge erfahrener Erlebnisse bewußt.
        Machen wir uns an einigen Beispielen klar, was unter diesen Ordnungen von Synthesen erfahrener Erlebnisse zu verstehen ist. Da sind zunächst87-1 Erfahrungen von der äußeren natürlichen Welt, in welche der naive Mensch hineingestellt ist, und von ihren Dingen, zunächst den unbelebten, dann den belebten. Er „hat“ also Erfahrungen von Dingen und Nebenmenschen, von sozialen Kollektiven, weiter von jenen Gegenständen der materiellen Welt, welche durch Handlungen seiner Nebenmenschen hervorgebracht wurden, also von Artefakten, und zwar von diesen auch in ihrer besonderen Funktion als „Kulturobjekte“. Er findet weiters Synthesen vor, die dem Bereich der im wohlverstandenen Sinne so genannten inneren Erfahrung angehören. Hiezu zählen nicht nur die Urteils-Inhalte aus seinen vorvergangenen urteilenden Akten, also sein jeweiliges Wissen oder Vorwissen (in engerer Bedeutung), sondern auch alle Erzeugnisse aus Aktivitäten des Gemütes oder des sogenannten Willensbereiches, gleichgültig, ob diese Erzeugnisse sich aus tatsächlich positional vollzogenen Akten oder aus Gleichsam-Vollziehungen in einem neutralisierenden Bewußtsein, etwa in der Phantasie, konstituierten. Jede dieser Erfahrungen, mag es sich um äußere oder innere handeln, steht für den natürlichen Menschen selbst in einem Sinnzusammenhang höherer Ordnung und auch von diesem hat er Erfahrung. Zu seinen Erfahrungen im jeweiligen Jetzt und So gehört daher auch alle Erfahrung von der Einordnung der Erfahrungen in Wissenschaften und Techniken, sowie die Erfahrung von dem Sinnzusammenhang dieser Wissenschaften selbst, z. B. der formalen Logik, aber auch die Erfahrungen von den entsprechenden Korrelaten dieser Einordnungen in der praktischen und axiologischen Sphäre, also von den Sinnzusammenhängen der Maximen des Handelns und der Einordnung des Gewerteten in Wertzusammenhänge.
        Wir wollen die Ordnungen, in welche sich der jeweilige Erfahrungszusammenhang gliedert und die wir soeben zu kennzeichnen versucht haben, Schemata unserer Erfahrung871  nennen und diesen Begriff wie folgt definieren: Ein Schema unserer Erfahrung ist ein Sinnzusammenhang unserer erfahrenden Erlebnisse, welcher zwar die in den erfahrenden Erleb-[>88]nissen fertig konstituierten Erfahrungsgegenständlichkeiten erfaßt, nicht aber das Wie des Konstitutionsvorganges, in welchem sich die erfahrenden Erlebnisse zu Erfahrungsgegenständlichkeiten konstituierten. Das Wie des Konstitutionsvorganges und dieser selbst bleibt vielmehr unbeachtet, das Konstituierte ist fraglos gegeben.88-1  Allerdings kann ich jedes fraglos gegebene Schema der Erfahrung jederzeit durch passende attentionale Zuwendung zu einem „fragwürdigen“, zu einem problematischen machen.
        Indem wir die Schemata der Erfahrung als Sinnzusammenhänge definierten, haben wir sie formal und material bestimmt: formal, indem wir ihre Konstitutionsweise als Synthesen höherer Stufe aus polythetischen Akten der erfahrenden Erlebnisse aufzeigten, material insoferne, als wesensmäßig jeder polythetischen Synthesis, auf die monothetisch zurückgesehen wird, ein Gesamtgegenstand entspricht, welcher sich in ihr konstituierte. Von unseren erfahrenden Erlebnissen, welche in einem den aufgezeigten formalen und materialen Bestimmungsgründen entsprechenden Sinnzusammenhang stehen, sagen wir aus, daß sie untereinander in Einstimmigkeit sind. Mit diesem Ausdruck ist einmal die wechselweise Fundierung der erfahrenden Erlebnisse und deren synthetischer Aufbau zu einer Ordnung der Erfahrung gemeint, darüber hinaus aber auch der Sinnzusammenhang zwischen diesen Ordnungen selbst, welcher „Gesamtzusammenhang unserer Erfahrung im jeweiligen Jetzt und So“ oder, wie wir es früher nannten, „oberster Sinnzusammenhang unserer erfahrenden Erlebnisse“ heißt. In jedem Jetzt und So also, steht unsere Erfahrung in Einstimmigkeit und das heißt nichts anderes, als daß der Gesamtzusammenhang unserer Erfahrung selbst eine in phasenweisem Aufbau unserer erfahrenden Erlebnisse vollzogene Synthesis ist, welcher ein Gesamtgegenstand, nämlich der Inbegriff unseres Wissens im jeweiligen Jetzt und So entspricht. Freilich können innerhalb dieses Erfahrungszusammenhanges widerstreitende Erfahrungen auftreten, immer aber bleibt die Einheit der Erfahrung gewahrt. „Vor allem Urteilen liegt ein universaler Boden der Erfahrung, er ist stets als einstimmige Einheit möglicher Erfahrung vorausgesetzt. In dieser Einstimmigkeit hat alles mit allem sachlich ,zu tun‘. Aber Einheit der Erfahrung kann auch unstimmig werden, jedoch wesensmäßig so, daß das Widerstreitende mit demjenigen, dem es widerstreitet, eine Wesensgemeinschaft hat, so daß in der Einheit zusammenhängender und selbst in der Weise von Widerstreiten noch zusammenhängender Erfahrung [>89] alles mit allem in wesensmäßiger Gemeinschaft steht. So hat jedes ursprüngliche Urteilen in seinem Inhalt und so jedes zusammenhängend fortschreitende Urteilen Zusammenhang durch den Zusammenhang der Sachen in der synthetischen Einheit der Erfahrung, auf deren Boden es steht.“89-1
        Die Einheit der Erfahrung, in welche alle Schemata der Erfahrung als konstituierte Gegenständlichkeiten eingehen, darf aber nicht so verstanden werden, als ob deren Vorgegebensein im jeweiligen Jetzt und So strukturell homogen wäre, als ob etwa alle diese vorhandenen Erfahrungsschemata in ein und derselben Klarheitsstufe präsent und als ob alle „bewußtseinsmäßig“ seienden Gegenstände „hinsichtlich der möglichen Affektion des Bewußtseins gleichgestellt“ wären.89-2  Vielmehr haben  auch die Schemata der Erfahrung ihre Horizonte und Perspektiven, ihre Dunkelheiten und Aufhellungen, und diese empfangen sie von dem attentionalen Strahl, in welchem ihnen das Ich kraft der wechselnden attention à la vie im jeweiligen Jetzt und So zugekehrt ist.
     

      Fußnoten § 15
      SFS84-1 Wenngleich als „subjektives a priori“ vor aller „Erfahrung“ im empiristischen Sinn, die es erst begründet.
      SFS84-2 Hier ist es von großer Wichtigkeit klarzustellen, daß für die Konstitution der Erfahrungswelt in der von uns gebrauchten prägnanten Bedeutung des Wortes der eidetische Bereich außer Betracht gelassen werden kann. Denn das durch Vollzug der „Wesensschau“ erfaßte Eidos ist im Sinne obiger Ausführungen ebenfalls „erfahren“. Man muß eben festhalten, daß sich „Erfahrung“ und „Erfahrungszusammenhänge“ in dem hier gebrauchten Sinn keineswegs mit „Empirie“ im gewöhnlichen Sprachgebrauch deckt, daß z. B. Phantasieerlebnisse, welche ja in der phänomenologischen Betrachtungsweise den Vorrang genießen, ebenso den Erfahrungszusammenhang des Ich im Jetzt, Hier, So mitaufbauen, wie Erfahrungen von realen Gegenständen der Außenwelt. Immer ist in obiger Untersuchung von Erfahrungen als Erlebnissen des erfahrenden Ego cogitans in ihrem konstitutionellen Aufbau in der inneren Dauer die Rede, niemals von der Beschaffenheit der empirischen Welt und ihrer Sachen schlechthin. Unsere Ausführungen betreffen also, um ein Wort HUSSERLS zu gebrauchen, intentionale Wesenstatsachen der Empirie, aber nicht empirische Tatsachen. (Logik, S. 279.)
      SFS85-1 HUSSERL: Ideen, S. 250.
      SFS86-1  Vgl. hiezu oben S. 41 f., „Anmerkung“.
      SFS87-1  Wie sich aus unserer Definition ergibt, hat unser Begriff des Schemas mit dem KANTschen Schema, welches (Kritik der reinen Vernunft, B 185) „ein Produkt der Einbildungskraft“ ist, nichts zu tun.
      SFS88-1  Vgl. als Beispiel hiezu HUSSERL über „Wissenschaft“: „Wissenschaft ist nur möglich, wo die Denkresultate aufbewahrbar sind in Form des Wissens und für weiteres Denken verwendbar in Form eines Systems von Aussagesätzen, die dem logischen Sinn nach deutlich sind, aber ohne Klarheit der Vorstellungsunterlagen, also ohne Einsicht verstanden, 'bzw. urteilsmäßig aktualisiert werden können“ (Ideen S. 124).
      SFS89-1  HUSSERL: Logik, S. 194.
      SFS89-2  HUSSERL: Logik, S. 254."
      Kommentar Schuetz




    Politikwissenschaft

    Begriff im kleinen politischen Woerterbuch (DDR)
    "Begriff (): -grundlegende Form der rationalen > Erkenntnis, die auf. logisch-abstrakte Weise bestimmte Gruppen von Gegenständen, Eigenschaften, Beziehungen in ihren charakteristischen Merkmalen widerspiegelt. Dadurch wird von allen besonderen, zufälligen Merkmalen jener Gegenstände, Eigenschaften, Beziehungen usw. abgesehen und' im B. (), das Allgemeine fixiert. Infolge der untrennbaren Einheit von >-Denken und —Sprache kann der B. () als logisches Gebilde nur' in der sprachlichen Form des Wortes existieren. B. () und Wort sind jedoch nicht identisch, vielmehr ist der B. () die Bedeutung des Wortes. .Allerdings ist zu beachten, daß es Synonyme (mehrere Wör[>104]ter mit gleicher Bedeutung) und Homonyme (Wörter mit mehreren Bedeutungen) gibt Die wissenschaftlichen B. () sind das Ergebnis des historisch fortschreitenden Erkenntnisprozesses. In ihnen ist die jeweils erreichte Stufe der Erkenntnis der Wirklichkeit und ihrer Gesetzmäßigkeiten zusammengefaßt. Sie müssen der.sich verändernden Wirklichkeit. und der sich entwickelnden Erkenntnis der Wirklichkeit entsprechend angewandt und in ihrem Inhalt fortgebildet werden. Dabei ist zu beachten, „daß ... die Kunst, mit Begriffen () zu operieren, .nicht eingeboren und' auch.nicht mit dem gewöhnlichen Alltagsbewußtsein gegeben ist, sondern wirkliches Denken erfordert,, welches Denken ebenfalls eine lange erfahrungsmäßige Geschichte hat" (Engels). Die theoretisch-weltanschauliche und methodologische Grundlage für eine wissenschaftliche Bildung, Anwendung und Entwicklung der B. () zur wahrhaften Erkenntnis und praktisch-revolutionären Veränderung der Wirklichkeit ist ,. . . die materialistische > Dialektik, > Abstraktion, > Logik."
        Quelle: Redaktionskollektiv (1973) Kleines politisches Wörterbuch. Berlin: Dietz

      Kommentar: ()
    _
    Begriff in der empirischen Politikforschung

    "Zur Bedeutungsanalyse von Begriffen (BMAnalyse)
    Werden bei Explikationen vage und mehrdeutige Begriffe durch exaktere Begriffe (BMpraez) präzisiert, so wird bei einer Bedeutungsanalyse untersucht, welche Bedeutung mit einem Wort innerhalb einer Sprachgemeinschaft verbunden ist. Eine Bedeutungsanalyse ist folglich auch nicht die Präzisierung eines Begriffs (BMAnalyse) durch einen anderen, und d.h. auch nicht konventioneller Natur und empirisch unentscheidbar, sondern die empirische Untersuchung über die Verwendung eines sprachlichen Zeichens durch einen bestimmten Personenkreis, und somit eine Aussage, die empirisch ’wahr’ oder ’falsch’ sein kann. Unterziehen wir bspw. die Worte ’Regierung’ und ’Staat’ einer Bedeutungsanalyse, so zeigt sich, daß diese Worte in Europa unterschiedlich verwendet werden. In Großbritannien bspw. wurde für lange Zeit ’government’ gegenüber ’state’ präferiert und hat das französische Wort ’état’ und das deutsche Wort ’Staat’ in ’government’ übersetzt. In Kontinentaleuropa dagegen wird ’government’ als Regierung bezeichnet, als Teil des generelleren Begriffs (BMBspGeg) ’Staat’.
        Die Bedeutungsanalyse wird von HEMPEL (1974:19) auch als analytische Definition bezeichnet. Die analytische Definition kann aber nicht als eine Definition im reinen Sinne verstanden werden (s.u.), da sie nicht sprachliche Ausdrücke mit anderen sprachlichen Ausdrücken äquivalent setzt, sondern ein empirisches Resultat über die Verwendungsweise eines Begriffs (BMBGebr) innerhalb einer Sprachgemeinschaft zum Ziel hat.

    Zur Definition von Begriffen ()
    Unter ’Definieren’ ist ein Prozeß zu verstehen, in dem einem sprachlichen Ausdruck eine exakte Bedeutung gegeben wird. Das Resultat dieses Prozesses stellt dann eine ’Definition’ dar. Innerhalb dieses Prozesses bezeichnet man den zu definierenden sprachlichen Ausdruck als Definiendium (A) und den Ausdruck, der das Definiendium definiert, als Definiens (B). Ziel einer Definition ist so auch, daß das Definiendium dem Definiens äquivalent ist. Formal läßt sich dieser Sachverhalt wie folgt angeben: A =df B
        Mit dieser Bestimmung von ’Definition’ dürfte auch klar sein, daß eine Definition, wie die Explikation auch, immer auf sprachlichen Konventionen beruht und für sich selbst weder empirisch ’wahr’ noch ’falsch’ sein kann, sondern nur für den empirischen Forschungsprozeß nützlich oder unnützlich (BMdefNZK).
        Welche Formen von Begriffsdefinitionen (BMDefArt) lassen sich unterscheiden bzw. welche Formen von Begriffsdefinitionen (BMDefArt) sind innerhalb der empirischen Wissenschaften gebräuchlich? Wie die nachfolgende Darstellung zeigen wird, werden manche Präzisierungsvorhaben zwar mit dem Etikett ’Definition’ versehen, ohne jedoch Definitionen im oben erläuterten Sinn darzustellen. Wenn wir diese Präzisierungsvorhaben dennoch als Definitionen bezeichnen, so sollten die mit ihnen verbundenen wissenschaftstheoretischen Bedenken bei ihrer Verwendung im empirischen Forschungsprozeß nicht außer acht gelassen werden.
        Betrachten wir zunächst eine Definitionsform, über die innerhalb der wissenschaftstheoretischen Literatur Konsens besteht: die Nominaldefinition. Sie [>143] kommt unserer eingefuhrten Bestimmung von ’Definition’ am nächsten. Nach  HEMPEL (1974:14) kann eine Nominaldefinition "als Festsetzung des Inhalts charakterisiert werden, daß ein spezifizierter Ausdruck, das Definiendum, mit i;a einem gewissen anderen Ausdruck, dem Definiens, synonym sein soll, dessen Bedeutung bereits bekannt ist". Max WEBER (1976:28) definiert so bspw. ’Macht’ über eine Nominaldefinition als "jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleich“", viel worauf diese Chance beruht". Wie wir sehen, muß das Definiens nicht nur aus einem Wort, sondern kann auch aus einer verbundenen Wortgruppe bestehen. Ebenso können wir bspw. auch die Eigenschaft, für eine Bundestagswahl ’wahlberechtigt zu sein’ definieren mit:
     

      wahlberechtigt =df Person, 18 Jahre oder älter mit deutscher Staatsangehörigkeit und im Vollbesitz der bürgerlichen Rechte ?


        Oberflächlich betrachtet hat es den Anschein, daß wir jeden Begriff (BMDefNom) über eine Nominaldefinition präzisieren können. Es wäre jedoch verfehlt, mit Nominaldefinitionen unbedenklich umzugehen, und das sowohl für die Definition schon bestehender Begriffe (BMDefNom) als auch für die Neueinfuhrung von Begriffen (BMDefNom). Zumindest »sollte jede Nominaldefinition, die wir vornehmen, primär auf zwei Kritierien hin überprüft werden: Auf das Kriterium der Eliminierbarkeit und auf das Kriterium der Nichtkreativität.
        Mit dem Kriterium der Eliminierbarkeit wird je nach Kontext gefordert, daß die Ausdrücke im Definiendum und im Definiens austauschbar sind, d.h. daß der Wahrheitswert der den Ausdruck beinhaltenden Sätze gleich bleibt (extensioneller Kontext) oder daß die Ausdrücke den gleichen Sinn in beiden Sätze| besitzen (intensioneller Kontext) (RADNITZKY 1989:28). Technischer und für die Mathematik ausgedrückt bedeutet das, daß ein definiertes Zeichen in jeder Formel der Theorie eliminierbar sein muß (SUPPES 1980:126).
        Mit dem Kriterium der Nichtkreativität wird gefordert, daß durch die Definltion keine zusätzliche Information in das Definiens aufgenommen wird (RADNITZKY 1989: 28f). Dies bedeutet technischer und für die Mathematik, daß eine neue Definition nicht den Beweis von bisher unbeweisbaren Beziehungen zwischen Grundzeichen und schon früher definierten Zeichen ermöglichen sollen (SUPPES 1980:126).
        Neben diesen beiden fundamentalen Kriterien für eine Nominaldefinition ist des weiteren bei der Definition sicherzustellen (MENNE 1973:271f; 1984:32f), daß die Definition adäquat, klar, möglichst einfach und möglichst aussagekräftig ist. .
        Im Gegensatz zur Nominaldefinition steht die Realdefinition. Sie kann unter zwei Gesichtspunkten verstanden werden. Unter dem ersten Gesichtspunkt ist mit dieser Form der Definition die Intention verbunden, das ’Wesen’ einer Entität zu bestimmen bzw. zu definieren. Gewöhnlich geht eine solche Definition von einer ’Was ist ...?’-Frage aus, bspw. ’Was ist Macht?’ oder ’Was Ist Gemeinwohl?’ bzw. ’Was ist das Wesen von Macht?’ oder ’Was ist das Wesen" [>144] von Gemeinwohl Wie RADNITZKY (1989:30) anmerkt, ist jedoch eine solche Frage unsinnig, da sie auf einer begründungsphilosophischen Einstellung beruht, die meint, die wahre Definition einer Entität geben zu können. Werden Realdefinitionen in diesem Sinne verstanden, so sind sie für den empirischen Forschungsprozeß untauglich bzw. auch gefährlich. Unter dem zweiten Gesichtspunkt ist mit dieser Form der Definition eine Sacherklärung durch Aufzählung ihrer charakteristischen Merkmale gemeint. So kann eine Realdefinition für Wein bspw. lauten: ’Wein’ ist ein aus dem ausgepreßten Saft von Weintrauben durch alkoholische Gärung gewonnenes Getränk.
        Neben der Nominal- und der Realdefinition existieren noch eine Menge weiterer ’Definitionsfonnen’, die an dieser Stelle mit all ihren Pro- und Contraargumenten anzusprechen, über die Intention dieses Kapitels weit hinausgehen würde.16 Erschwert würde eine umfassende Darstellung aller existierenden Definitionsformen auch durch den Umstand, daß eine einheitliche Theorie der Definition bis heute noch aussteht.
    Für den empirischen Politikwissenschaftler selbst dürften aus der Menge der existierenden Definitionsfonnen neben der Nominal- und Realdefinition (nach dem zweiten Gesichtspunkt) noch die folgenden von theoretischer und praktischer Relevanz sein:

      1. Die Definition von Dispositionsprädikaten durch Reduktionssätze;
      2. die operationale Definition; und
      3. die mengentheoretische Definition.
        Die Definition durch Reduktionssätze haben wir bereits in 5.2.5 vorgestellt und diskutiert, so daß sich eine weitere Erläuterung erübrigt.
        Die operationale Definition eines Begriffs (BMDefOp), insbesondere gebräuchlich bei der Definition theoretischer Begriffe (BMBtheo), standardisiert die Bedeutung eines Begriffs () "durch die Angabe von Operationen, die zur Erfassung des durch den Begriff () bezeichneten Sachverhalts notwendig sind, oder durch die Angabe der meßbaren Ereignisse, die das Vorliegen dieses Sachverhaltes anzeigen (Indikatoren)" (BORTZ & DÖRING 1995:63). Wollen wir bspw. den theoretischen Begriff (BMBtheo) ’sozio-ökonomischer Status’ operational definieren, so kann diese Definition über die Angabe von Indikatoren erfolgen, wie etwa ’Einkommen’, ’Beruf, ’Berufsprestige’, ’Schulbildung’ etc..
        Bei der mengentheoretischen Definition, die bspw. primär in der Strukturalistischen Wissenschaftstheorie Anwendung findet, wird ein Begriff (BMDefMth) über die ihn wesentlich enthaltenen Grundbegriffe (BMBGrund) und deren Relationen untereinander mengentheoretisch definiert.17 Eine mengentheoretische Definition des Begriffe (BMDefMth) ’Struktur’ lautet dann bspw. wie folgt (BALZER 1982:273; WESTERMANN 1987: 13):
     
      "X ist eine Struktur" genau dann, wenn es M1,...,Mn und Ri,...,Rk gibt, so daß folgendes gilt:
      (1) X = <M1,...,Mn; Ri,...,Rkk>
      (2) M1,...,Mn sind nicht-leere Mengen
      (3) für alle i {l,...,k} gilt:
      Ri ist eine Relation über d.h. eine Teilmenge des kartesischen Produkts irgendwelcher Mi.


        Wie unsere Ausführungen zeigen, können Begriffe (BMpraez) sehr unterschiedlich präzisiert werden, sei es durch Explikationen, Bedeutungsanalysen oder Definitionen. Erschwert wird die jeweilige Wahl einer dieser Präzisierungsmethoden dadurch, daß sie, wenn auch gut ausgearbeitet, innerhalb der wissenschaftstheoretischen Literatur oftmals kontrovers diskutiert werden.18 Als eine Richtlinie für den empirischen Politikwissenschaftler kann vor diesem Hintergrund die Empfehlung gegeben werden, bei der Präzisierung seiner Begriffe (BMpraez) sowohl die jeweilige Präzisierungsmethode explizit anzugeben als auch die mit der gewählten Methode verbundenen Schwierigkeiten bzw. Unzulänglichkeiten zu reflektieren. Für die Theoriebildung selbst ist zu empfehlen, mit möglichst wenigen undefinierten Grundbegriffen (BMBGrund) zu operieren."
     

      FN16 Vgl. für die bis heute gelungenste Darstellung von Definitionen DUBISLAV (1980).
      FN17 Siehe dazu auch ausführlicher Kapitel 6.


    Sachregistereinträge zu Begriff

      Begriffe 15, 116ff
      - Bedeutung von 120ff
      - Bedeutungsanalyse von 142
      - Definition von 142ff
      - deskriptive 125
      - Dispositionsbegriffe 127ff
      - empirische 126f
      - Explikation von 140ff
      - Extension von 124
      - Intension von 124
      - klassifikatorische 130ff
      - komparative 132f
      - metrische 133f
      - präskriptive 125
      - Präzisierung von 140ff
      - theoretische 36,126f
      - Typologie von 125f
      - wissenschaftliche 130ff
      Begriffe, theoretische
      - Problem der 154ff"

    Gerechtigkeit nach Rawls
    Aus: Rawls, John (orig 1971, dt. 1975) Der Hauptgedanke der Theorie der Gerechtigkeit. Aus: Eine Theorie der Gerechtigkeit.  In (143-153) Münkler, Herfried (1994, Hrs.) Politisches Denken im 20. Jahrhundert. 3.A. 1999. München: Piper. S. 146:

    "Bei der Erarbeitung des Begriffs (BMDefCha) der Gerechtigkeit als Fairneß (BMvergl) besteht eine Hauptaufgabe offenbar in der Bestimmung der Gerechtigkeitsgrundsätze (BMBziel), die im Urzustand (BMunklar), (BMAnf) gewählt würden. Dazu müssen wir diesen Zustand aufführlicher beschreiben und das vorliegende Entscheidungsproblem sorgfältig formulieren. Ich werde mich damit in den unmittelbar folgenden Kapiteln beschäftigen. Übrigens ist es eine offene Frage, ob bei einer Einigung auf die Grundsätze der Gerechtigkeit in einer Situation der Gleichheit (BMmerkm), (BMBKrit) das Nutzenprinzip (BMmerkm), (BMBKrit) (»Principle of utility«. Gemeint ist das Prinzip der Maximierung der Summe oder des Durchschnittswerts des Nutzens. [Anm. d. Übers.]) anerkannt würde (BMFrage). Auf den ersten Blick erscheint es kaum als naheliegend, daß Menschen, die sich als Gleiche sehen und ihre Ansprüche gegeneinander geltend machen können, sich auf einen Grundsatz einigen sollten, der einigen geringere Lebenschancen auferlegt, nur weil die Summe der Vorteile für die anderen größer ist. Da jeder seine Interessen - die Möglichkeit, seiner Vorstellung vom Guten nachzugehen - schützen möchte, gibt es für niemanden einen Grund, sich selbst mit einem dauernden Verlust zufriedenzugeben, um insgesamt mehr Befriedigung hervorzubringen. Ohne starke und beständige altruistische Motive würde kein vernünftiger Mensch eine Grundstruktur akzeptieren, nur weil sie die Summe der Annehmlichkeiten für alle zusammengenommen erhöht - ohne Rücksicht auf ihre dauernden Wirkungen auf seine eigenen Grundrechte und Interessen. Das Nutzenprinzip scheint also unvereinbar zu sein mit der Vorstellung gesellschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Gleichen zum gegenseitigen Vorteil, mit dem Gedanken der Gegenseitigkeit, der im Begriff einer wohlgeordneten Gesellschaft (BMmerkm), (BMBKrit), (BMunklar) enthalten ist. Diese Auffassung werde ich jedenfalls vertreten."
     

      Kommentar Rawls Es hat den Anschein, als ob die Definition oder Charakterisierung der Gerechtigkeit auf den Begriff der Fairneß verschoben, also das Begriffsproblem nur weiter gereicht wird. Das virtuelle Zurückgehen in den Urzustand scheint ein Kunstgriff zu sein, ein Gedankenexperiment, das Rawls in den golgenden Kapiteln ausarbeiten möchte. Die Annahme einer Urvernunft, eines Egoismus im positven Sinne, ist sehr stark und möglicherweise fraglich, denn es gab immer schon (Selbst-)Täuschung und Manipulation, aber auch eigenes, womöglich unvernünftiges Denken. Was sind Gleiche?




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    • Dreier, Volker (1997) Empirische Politikforschung. München: Oldenbourg.
    • Klaus, Georg (1971) Sprache der Politik. Berlin: VEB DVdWiss.
    • Klaus, Georg (1968) Die Macht des Wortes. Berlin: VEB DVdWiss.
    • Münkler, Herfried (1994, Hrs.) Politisches Denken im 20. Jahrhundert. 3.A. 1999. München: Piper.
    • Redaktionskollektiv (1973) Kleines politisches Wörterbuch. Berlin: Dietz
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    Literaturliste verstehen.
    Literaturliste Kommunikation ARBEITSGRUPPE BIELEFELDER SOZIOLOGEN (1981, Hg.). Aristoteles (~335, Dt. 1966). Aschenbach, G. (1984). Bandler, R., Grinder, J. (1981, 1982, 1983). Bodenheimer, A. R. (1984). Cherry, C. (1967). Engelkamp, J. (1974). Fast, J. (1971). Flader Et Al. (1982). Goeppert, S. & H. C. (1973). Hayakawa, S. I. (Dt. 1967). Henne, H., Rehbock, H. (1979). Hörmann, H. (1978). Kamlah, W., Lorenzen, P. (1967). Köhnken, G. (1990). Lang, N. (1983, Hg.). Lay, R. (1980). Lorenzer, A. (1976). Morris, C. W. (1981). Morris, D. (1986ab). Pontalis, Laplanche (1973). Röhrich, L. (1977).  Samuels et al. (1991). Scheflen, A. E. (1976). Scherer, K. R., Wallbott, H. G. (1979, Hg.). Schneider, W. (1979). Schulz Von Thun, F. (1981). Schütz et al. (1979, 1984). Watzlawick, P. (1969, 1976, 1977, 1979, 1980, 1983, 1985, 1986, 1988). Weber, W. (1976). Whorf, B. L. (1963).
     



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    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Endogamie
    Heiratsregel wonach Partner innerhalb der eigenen Gruppe bevorzugt werden. Begriff der Anthropologie / Ethnosoziologie.
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    Exogamie
    Heiratsregel wonach Partner auferhalb der eigenen Gruppe bevorzugt werden. Begriff der Anthropologie / Ethnosoziologie.
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    Partizipation
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    Zande
    Volksstamm in Zentralafrika. Von Evans-Pritschard ethnographisch erforscht. Mehr bei Wikipedia.
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    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Querverweise > Links.
    Standort: Begriffsanalyse in der Soziologie und Politikwissenschaft.
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    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Begriff, Begriffsanalyse und Gebrauchsbeispiele in der Anthropologie, Soziologie,  Politikwissenschaft und Politik. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/BABegriff/BA_Soziol.htm
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    noch nicht end-korrigiert



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    01.11.18    Ergänzungen: W.v.Humboldt korrigiert irs 01.11.2018
    17.10.18    Anthropologie hinzugefügt.
    15.10.18    Kleines pol. Wörterbuch (DDR) * Empirische Politikforschung.
    14.10.18    Politikwissenschaft ergänzt.
    13.10.18    Erstmals ans Netz.