Begriffsanalyse Assoziation bei Wilhelm Wundt (1832-1920)
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Editorial.
Wundt, W. (1892b) Bemerkungen zur Associationslehre.
Wundt, W. (1892b) Bemerkungen zur Associationslehre. Philosophische Studien 7: 329-361
Zusammenfassung-Wundt-1892b (g e s p e r r t bei Wundt , hier fett)
Z-Fazit-W1892b: I. Der Assoziationsbegriff wird von Wundt nicht ausreichend und gründlich geklärt, wie die Nachweise der ersten 41 Fundstellen "associ" auf den ersten 5 Seiten nach der Methode der Textanalyse belegen. II. Aber Wundt bestreitet mehrfach klar und deutlich die Existenz eines Assoziationsgesetzes. III. In einer sehr scharfsinnigen kritischen Analyse zu unseren Vorstellungen und Erinnerungsbildern kommt Wundt zu dem Ergebnis, dass unsere Erinnerungsbilder, streng betrachtet, Phantasiebilder sind (ein wichtiger Befund für die Aussagepsychologie). IV. Seine Gestaltideen zeigen, dass man ihn zu Unrecht als Elementenpsychologen einordnet. V. Wundts Satz am Ende zeigt die große Schwäche der PsychologInnen und auch seine: 1. allgemein-abstrakter Schreibstil, 2. mangelnde klare und operationale Begriffsdefintionen (Grundregeln Begriffe; Zum Geleit; referenzieren), 3. fehlende hinreichende Beispiele, Belege und Beschreibungen von Beobachtungen, Versuchen und Experimenten. 4. unzulängliche Beweismethodik (>Checkliste beweisen; Beweisregister Psychologie).
ZW1892b-1. In
dem knapp 32 Seiten Text wird "associ" 94x gefunden, "associir" 3x , Association
81x, Associationslehre 2x, Associationsgesetz 2x, "gesetz" im Zusammenhang
mit Assoziation 4x (329, 330-2, 342, 358).
ZW1892b-2. Der
Begriff Association/associiren wird bei 41 Erwähnungen (von 1-41 indiziert;
41 infolge eines Scanfehlers S. 311 übersehen und nachindiziert)
in den ersten 5 Seiten nicht definiert oder näher erklärt, auch
nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis,
so dass ich davon ausgehe, dass nach den Regeln
für Grundbegriffe auch auf den weiteren Seiten keine Definition
oder nähere Erklärung mehr folgt. Einzelnen Textstellen (334,
338) kann man "verbunden" als Grundrelation für die Assoziation entnehmen.
Das ist aber alles viel zu vage, ungenau und ein großer Mangel
dieser Arbeit wie vieler anderer.
ZW1892b-3. Wundt
geht von zwei Assoziationsklassen, den simultanen und sukzessiven aus.
Damit reduziert er die urspünglichen vier Faktoren Aehnlichkeit, Contrast,
Coexistenz und Succession (S. 329) auf zwei.
ZW1892b-4. Bei
den suczessiven Association unterscheidet Wundt Complication und Assimilation
(S.334). Zu den Complicationen gehören das Verschwinden einer Vorstellung
und das Auftreten von Vorstellungen anderer Sinneskanäle, wenn etwa
ein Klavier gehört, aber nicht gesehen wird und eine blasse Vorstellung
von einem Klavier erscheint. Assimilation wird bei der Einführung
S. 334f nicht erklärt. Ein wenig nachvollziehbarer Versuch
erfolgt S.336. Die folgende Seite 337 erörtert Kippbilder ohne
zu erklären was genau die Assimilation beim Kippvorgang sein soll.
ZW1892b-5 S.
339 bringt eine sehr scharfsinnige kritische Analyse zu unsereren Vorstellungen
und Erinnerungsbildern, die, streng betrachtet nach Wundt, Phantasiebilder
sind.
ZW1892b-6
S. 342/344 behauptet Wundt ein Assoziationstheorem: "... Will man also
über die elementaren Processe Rechenschaft geben, welche den Assoziationen
zu Grunde liegen, so können als solche Processe nur die Verbindung
des Gleichen und die des zeitlich und räumlich durch Berührung
Verbundenen unterschieden werden. S.344 noch einmal bekräftigt: "344:
"Das Resultat dieser Betrachtungen, dass es nur zwei Grundformen der Verbindung
zwischen den Vorstellungselementen gibt, die Gleichheitsverbindung und
die Berührungsverbindung." Wundt taucht hier tief in die Assoziationsproblematik
des Bewusstseins ein und er behauptet grundlegend Wichtiges (Gleichheit
oder Ähnlichkeit von Bewusstseinsinhalten von Elementen oder Teilen),
aber er bleibt den Beweis schuldig. Solche Beweise sind allerdings erst
dann führbar, wenn eine klare begriffliche Basis für die
wichtigen Faktoren der beteiligten Vorgänge geschaffen wurde. Es fängt
schon damit an, dass der Assoziationsbegriff nie richtig definiert oder
näher bestimmt wurde. Das wurde aber bislang nicht geleistet und auch
Wundt leistet es nicht.
ZW1892b-7. Wundt
bestreitet mehrfach klar und deutlich die Existenz eines Assoziationsgesetzes
(329, 330, 342, 358)
Ende der Zusammenfassung Wundt
1892 Assoziationslehre.
In dem knapp 32 Seiten Text wird "associ" 94x (2x in Titeln) gefunden,
"associir" 3x , Association 81x, Associationslehre 2x, Associationsgesetz
2x, "gesetz" im Zusammenhang mit Assoziation 4x (329, 330-2, 342,
358). Kein "beweis", aber ein "Satz" am Ende.
W1892b-329:
"In der 1Associationslehre
hat bekanntlich bis in die neueste Zeit
das Schema der vier Formen von Erinnerungsvorgängen, welches
dereinst Aristoteles aufgestellt, eine wenig bestrittene Herrschaft
ausgeübt. Die 2Associationen
nach Aehnlichkeit, Contrast, Coexistenz
und Succession fristen noch heute in vielen Darstellungen der
empirischen Psychologie ihr Dasein."
W1892b-330:
"Freilich ist man heute wohl ziemlich darin einig, dass der
Contrast zu beseitigen sei. Indem dann außerdem »Coexistenz«
und zeitliche Folge dem allgemeinen Begriff der »Berührung,
untergeordnet werden können, ist die so gewonnene Zwei-
theilung in 3Aehnlichkeits-
und 4Berührungsassociationen
eine
wesentliche Vereinfachung gegenüber der früheren Viertheilung.
...
Dabei hält man, namentlich in der englischen Psychologie,
meist an der Anschauung fest, dass die so zurückbleibende
einheitliche Form, welche es nun auch sei, so wie sie unmittelbar
in den Erscheinungen sieh darbiete, selbst als das nicht weiter zu
zerlegende fundamentale 5Associationsgesetz
anzusehen sei, während
die andere Form. auf mittelbaren, Wege durch sie zu Stande komme"
W1892b-331:
"... Oder wenn die Nennung Napoleons den Hörer an Alexander den
Großen [>331]
erinnert, er wird dies hinwiederum von dem Anhänger der 6Aehn-
lichkeitsassociation als ein Fall
von unmittelbarer 7Association
gedeutet
während der Vertheidiger der 8Berührungsassociation
hierin
einen Fall von mittelbarer 9Association
erkennt: die Vorstellung
»Napoleon« erwecke die oft mit ihr verbunden gewesene »großer
Feldherr«; diese sei aber nicht minder oft mit der andern Vorstellung
»Alexander der Große« verbunden gewesen und ziehe
so die
letztere mit sich in das Bewusstsein1).
...
Es ist klar, dass man auf diese Weise eventuell jede
Berührung als eine indirecte 10Aehnlichkeitsassociationund
jede
Aehnlichkeit als eine indirekte Berührungausociation deuten kann.
So kommt es, dass die Ausdrücke 11unmittelbare
und 12mittelbare Associa-
tion geradezu in entgegengesetztem
Sinne angewandt worden sind.
Zuerst nannte man die 13Aehnlichkeitsassociation
eine unmittelbare
und die 41Berührungsassociation
eine mittelbare (so z. B. Herbart
und seine Schule); jetzt sind umgekehrt die Anhänger der Berührungstheorie
geneigt, diese eine ummittelbare und dagegen die Aehnlichkeitsverbindung
eine mittelbare zu nennen. Es ist jedoch einleuchtend,
dass rein theoretisch betrachtet bei diesen Interpretationen
die Berührungs- der Aehnlichkeitatheorie überlegen ist, indem
die
erstere zwar vollständig mit Berührungen ausreicht, um eine
gegebene
14Association nach Aehnlichkeit
zu erklären, wogegen die
letztere schließlich doch auf Berührungen zurückgreifen
kann. In
dem einen der obigen Beispiele ist es ja einer der zunächst 15asso-
ciirten ähnlichen Aepfel, welcher
in Folge bloßer Berührung die
Vorstellung des Baumes wachgerufen hat. In Wahrheit steht daher
heute wohl kaum mehr die Streitfrage so, dass es sich darum haudelt,
zwischen bloßer 16Aehnlichkeits-
oder bloßer 17Berührungsassociation
zu entscheiden, sonderst die Anhänger der ersteren sind bereit
zuzugeben, dass es eine 18Association
durch Berührung gibt; sie behaupten
nur, dass es daneben auch eine 19Aehnlichkeitsassociation
gebe, und dass diese überdies bei den 20Berührungsassciationen
mitwirke.
In diesem Sinne wird die Aehnlichkeitstheorie namentlich
von Höffding in seinen neueren Arbeiten vertreten 2). Dagegen
[>W1892b-332]
haben die Anhänger der Berührungstheorie den Vortheil. sich
zu
solchen Zugeständnissen nicht herbeilassen zu müssen, sondern
von
dem einen Gesichtspunkt der Berührung aus alle Erscheinungen
— freilich wohl nicht selten unter Einschaltung hypothetischer
Zwischenglieder — erklären zu können, wie dies in treffender
Waise
Alfr. Lehmann nachgewiesen hat1).
W1892b-333:
"Man begreift dies nur, wenn man bedenkt, dass [>333]
die Untersuchung der 21Associationen
von der Betrachtung der
Erinnerungsvorgänge ausgegangen ist. Bei diesen treten aber in
Folge der bei ihnen obwaltenden besonderen Bedingungen der Eindruck,
welcher die Erinnerung weckt, und die erinnerte Vorstellung
selbst in eine zeitliche Folge aus einander. An sich ist
das natürlich bei der 22Association
nicht nothwendig: eine Vorstellung
A und die durch 23Association
zu ihr hinzutretende B können
gleichzeitig im Bewusstsein anwesend sein, sei es weil A fortdauert,
nachdem B entstanden ist, sei es weil sogar unmittelbar und ohne
merkliche Zwischenzeit sich beide vereinigen. Gerade der Vorgang
dm sinnlichen Wiedererkennens. bildet einen Fall, der zwischen
diesen Erscheinungsformen in der Mitte steht, da bald unmittelbar,
bald erst nach einer deutlich erkennbaren Zwischenzeit die »Be-
kanntheitsqualität des Eindrucks (um einen Ausdruck Höffding's
zu gebrauchen) zum Bewusstsein gelangt, bald auch an den Wieder-
erkennungsact sich weitere 24Associationen,
die ihn in Bezug auf seine
zeitliche und räumliche Localisation vervollständigen, anschließen
können. Nicht minder bieten die eingehenden Beobachtungen von
Scripture über den 25associativen
Verlauf der Vorstellungen zahlreiche
Beispiele dar, in denen eine zeitliche Aufeinanderfolge sichtlich
erst durch die successive Zerlegung eines Vorstellungscomplexes
entstanden ist 1).
...
Mit Rücksicht auf diesen nahen Zusammenhaug der Vorgänge
habe ich vorgeschlagen zwei Grundformen der 26Associationen
zu
unterscheiden: die simultanen und die successiven2). Es
bedarf wohl kaum dm Bemerkung, dass diese Ausdrücke ab-
kürzende Bezeichnungen sind, bei denen die dem 27Associationsproduct
zukommende Eigenschaft auf die 28Association
selbst übertragen wird,
der sie an sich nicht eigen zu sein braucht. Eine simultane
29Association
wird hier jeder 30Associationsprocess
genannt, dessen 31associirte
Bestandsheile ein gleichzeitig dem Bewusstsein gegebenes Ganzes
bilden, eine successive dagegen jeder, dessen Glieder sich in eine
Zeitreihe ordnen. Die genaue Bezeichnung würde also eigentlich
lauten: 32Association
zu einem simultanen Vorstellungsganzen und
33Association zu einer
zeitlichen Aufeinanderfolge von Vorstellungen.
W1892b-334:
"In der That kann es geschehen und geschieht wahrscheinlich sehr
häufig, dass die simultane 34Association
einer gewissen Zeitdauer
und zeitlichen Folge zu ihrer Entstehung bedarf. So kann z. B.
eine räumliche Gesichtsvorstellung dadurch, dass einzelne Empfindungsbestandtheile
anfänglich zurücktreten, erst allmählich zur deutlichen
Ausbildung gelangen. Oder bei einer aus einem Gesichtsbild
und einem Testeindruck zusammengesetzten complexen Vorstellung
kann der letztere erst nachträglich zu der schon zuvor entwickelten
Gesichtsvorstellung hinzutreten u. s. w. Andererseits ist es nicht
ausgeschlossen, dass bei einer succesiven 35Association
die verbun-
denen Vorstellungen an sich gleichzeitig in das Bewusstsein treten,
dass sie aber nur succesiv appercipirt werden. Da wir den Verlauf
der Vorstellungen nur nach der Zeitfolge ihrer Apperception bestimmen
können, so wird in diesem Fall gleichwohl die 36Association
eine succesive in dem oben angegebenen Sinne genannt werden
können.
...
Indem ich von diesem weiteren Begriff der 37Association
ausgehe,
mögen nun aber für den gegenwärtigen Zweck nur diejenigen
simultanen
38Associationen herbeigezogen
werden, welche zu den gewöhnlich
allein mit dem Namen der 39Association
belegten
Vorgängen,
den suceessiven 40Associationen,
in einer unmittelbaren Beziehung
stehen: es sind dies die Formen der Complication und der Assimilation."
Bis hier her wurden die ersten 40 Erwähnungen erfasst und indiziert, wobei sich keine Erklärung des Assoziationsbegriffs fand. Was bis hierher nicht erklärt wurde (Begriffe Grundregeln), wird wohl auch weiterhin nicht geklärt werden. Im folgenden werden werden daher nicht mehr Assoziationserwähnungen sondern nur noch einige Seiten dokumentiert, die in der Zusammenfassung eine Rolle spielen. |
W1892b-336
"Nach allem dem ist der Vorgang der Assimilation nicht wie der-
jenige der Complication eine unmittelbare in der Selbstbeobachtung
nachweisbare Erscheinung, sondern er verräth sich immer erst bei
einer genauen Vergleichung des Eindrucks mit der zu ihm gehörigen
Vorstellung, wobei eben diese Vergleichung die Inkongruenz beider
ergibt, und für die abweichende Beschaffenheit der Vorstellung
der
zureichende Grund nur in früher vorhanden gewesenen Vorstellungen
gefunden werden kann. Ist man aber erst einmal auf diesen Ein-
fluss aufmerksam geworden, so erklären sich nun aus ihm eine
Menge auffallender, wenngleich meist unbeachtet oder unerklärt
bleibender Erscheinungen des gewöhnlichen Lebens wie der experi-
mentellen Erfahrung."
W1892b-337 (Kippbilder):
" ... Die bekannte Schrödersche Treppen-
figur, die man bald als Treppe, bald als überhängendes Mauerstück
auffasst (Physiol. Psych. II, S. 174), die Umrisszeichnung des Kopfes
einer Münze, die man bald in erhabenem, bald in vertieftem Relief
sehen kann, bilden durch den Wechsel der assimilirenden Vorstel-
lungen besonders belehrende Beispiele. Bekannt sind ferner die
Vexirbilder mit der Unterschrift 'wo ist die Katze?', bei denen in
dem Blätterwerk eines Baumschlags die Umrissconturen eines Katzen-
kopfes angebracht sind. Zunächst sieht man den letzteren nicht,
da die Vorstellung der Landschaft im Vordergrund des Bewusstseins
steht. Hat man ihn aber einmal wahrgenommen, so ist es kaum
mehr möglich, ihn willkürlich zu unterdrücken. ..."
W1892b-338:
"... Darum würde es sicherlich falsch sein anzunehmen,
bei der Assimilation stünden zuerst unmittelbare Sinnesvorstellung
und Erinnerungsbild einander unabhängig gegenüber, um sich
dann
erst zu einer einzigen Vorstellung zu verbinden."
W1892b-339 (Tiefe Einblicke in die Relativität unserer Vorstellungen
"... Jedes noch so concrete Erinnerungsbild ist beein-
flusst von mehreren Wahrnehmungen desselben Gegenstandes: er-
innern wir uns z. B. an einen Bekannten, so werden wir uns den-
selben niemals genau so vorstellen, wie wir ihn in einem bestimmten
Augenblick wirklich sahen; vielmehr setzt sich unsere Vorstellung
aus vielen Wahrnehmungen desselben zusammen, deren Bestand-
theile sich theils wechselseitig ergänzen, theils wechselseitig
ver-
drängen, so dass ich eben hieraus die Unbestimmtheit unserer
meisten Erinnerungsbilder erklärte, namentlich derjenigen, die
sich
auf zusammengesetzte Gegenstände beziehen. Streng genommen
wäre also, wenn man an der üblichen Definition festhalten
wollte,
jedes Erinnerungsbild ein Phantasiebild; denn keine »reproducirte«
Vorstellung gleicht ihrem Urbild oder gleicht auch nur einer bei [>340]
einer andern Gelegenheit stattgehabten Reproduction derselben Wahr-
nehmung. Unsern Vorstellungen sind ja nicht unveränderliche Objecte,
sondern sie sind Ereignisse, die sich vermöge der wechselnden
Be-
dingungen unseres Bewusstseins niemals genau unter den nämlichen
Be-
dingungen wiederholen. Insbesondere sind es die veränderlichen
Assimilationswirkungen, die einen solchen Wechsel der einander
ähnlichen und gewöhnlich für gleich gehaltenen Vorstellungen
her-
vorbringen können."
W1892b-342: "Will man also über die elementaren Processe
Rechenschaft geben, welche den Associationen
zu Grunde liegen. so
können als solche Processe nur die Verbindung des Gleichen und
die
des zeitlich und räumlich durch Berührung Verbundenen unterschieden
werden. Bei jeder Association müssen
nothwendig diese beiden
elementaren Processe zusammenwirken: eine Vorstellung kann eine
frühere nur erwecken, wenn sie irgend welche Elemente mit ihr
ge-
mein hat; und da die wíedererweckte Vorstellung neben den gleichen
immer zugleich verschiedene Bestandtheile enthält, so muss sich
an jede
solche Gleichheitsverbindung eine Berührungsverbindung anschließen.
Dabei wirkt aber die Gleichheit der Bestandtheile unmittelbar:
wenn
ein neuer Eindruck in gewissen Elementen einem früheren gleicht,
so werden eben diese gleichen Elemente vermöge der durch Wiederholung
entstandenen Einübung von den übrigen sich aussondern und
stärker im Bewusstsein zur Geltung kommen. Die Berührung
dagegen
wirkt mittelbar: sie kommt immer erst dadurch zu Stande, dass
andere Elemente, mit denen die gegebenen in früheren Einwirkungen
verbunden waren, wiedererweckt werden."
W1892b-344: "Das Resultat dieser Betrachtungen, dass es nur zwei Grundformen
der Verbindung zwischen den Vonstellungselementen gibt.
die Gleichheitsverbindung und die Berührungsverbindung, und dass
diese beiden bei jeder einzelnen wirklichen Association
zusammen
vorkommen müssen, bestätigt sich nun bei allen successiven
Associationen
von den einfachsten an bis zu den verwickelteten. Dabei
sind aber besonders die einfachsten Fälle geeignet, zugleich die
Bedingungen deutlich zu machen, durch welche die successive
Association
sich scheidet von der Assimilation, mit der sie ja in jenen
elementaren Processen übereinstimmt.
Der einfachste Fall einer Assimilation in das sogenannte
Erkennen
eines Gegenstandes; der einfachste Fall sucessiver
Association
dagegen ist das Wiedererkennen einen Gegentandes. Ich erkenne
einen Tisch als Tisch, auch wenn ich bestimmt weiß, dass
ich diene einzelne Exemplar noch niemals gesehen habe; ich erkenne
ihn dagegen wieder, wenn ich mich erinnere, gerade diesen
bestimmten Tisch schon früher gesehen zu haben."
W1892b-361: "Nach diesen Ergebnissen sind wir zweifellos berechtigt,
andere
Fälle, in denen uns aus irgend welchen Gründen die Nachweisung
einer Verbindung entgeht, nach Maßgabe dieser wohl analysirten
Erscheinungen zu beurtheilen und demnach den Satz als einen zureichend
begründeten aufzustellen: aller Wechsel der Vorstel-
laugen beruht, soweit er nicht durch directe Sinnes-.
eindrücke bestimmt ist, auf der Association
d. h. auf der
ununterbrochenen Verflechtung, in welcher alle Dispositionen
einmal gehabter und unserem Bewusstsein noch
verfügbarer Vorstellungen mit einander stehen."
[Aufgenommen in Sätze
und Gesetze der Psychologie]
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Kapitel. Psychische Verbindungen
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