Abwehr und Widerstand von Kritik betroffener PsychotherapeutInnen, Schlichtungsstellen, "Ethik"-Kommissionen und Verbände
Strategien und Taktiken der Verschleppung, Abwiegelung und Entmutigung
von Rudolf Sponsel, Erlangen
* Allgemein ganz wichtig : Auseinandersetzung, Beschwerden formulieren, Professionelle Haltung * Stichworte * Querverweise, Bedeutung Kritik *
Es gehört zu einem guten Image, sich offen für Kritik zu zeigen. Doch zwischen "zeigen" und "sein" liegen oft Welten. Aber es kommt in dieser unserer Welt offenbar sehr wesentlich darauf an, wie man sich zeigt, nicht wie man ist. Die Show, der Eindruck, das Image ist wichtig, nicht die Wirklichkeit. Die meisten Schlichtungsstellen und Verbände haben ihre JuristInnen und diese sind immer gut dafür, das Recht der PatientInnen zu behindern, zu unterlaufen, zu verschleppen und abzuwiegeln. Statt dem Recht zu dienen und seine Durchsetzung zu fördern, wird das Recht vielfach praktisch hintergangen, unterlaufen und sogar gebeugt. Es muß aber gar kein Recht gebeugt werden, um PatientInnen und Betroffene auflaufen zu lassen und hinzuhalten. Da gibt es viele und offiziell ganz legale Methoden. Einige davon möchte ich im folgenden vorstellen (wenn Sie weitere kennen, teilen Sie sie mir bitte mit: sekretariat@sgipt.org).
Allgemein ganz wichtig
* Auseinandersetzung,
Beschwerden
formulieren, Professionelle Haltung
* Stichworte * Querverweise,
Bedeutung
Kritik *
Bei wichtigen Beschwerden sollten Sie grundsätzlich die schriftliche Einschreibe-Briefform mit Rückschein verwenden, damit Sie einen rechtsmittelfähigen Beleg haben. Achten Sie unbedingt auf Fristen und versichern Sie sich eines rechtskundigen Beistandes. Auch Verbraucherschutzverbände können helfen. Auskunft oder Vermittlung zur öffentlich unterstützten Rechtsberatung kann womöglich auch Ihr zuständiges Amtsgericht erteilen. Auf der Gegenseite sitzen nicht selten JuristInnen, die mit allen Wassern schon so gewaschen sind, daß sie manchmal trotz hervorragender Waschmittel gar nicht mehr sauber werden ;-), jedenfalls dann nicht, wenn es um ihre Interessenträger geht, sonst mögen sie ja sehr nett und anständig sein.
Aber(n) > Ja, aber.
Abstreiten.
Die Methode des Abstreitens wird selten sofort verwendet. Manchmal
werden Formulierungen gebraucht: Vorsorglich bestreiten wir, ...
Wenn es jedoch zur Sache geht, ist der Regelfall, daß Fehler, Mängel,
Schwächen, selbst wenn sie noch so offensichtlich sind, bestritten
werden. Die Reihenfolge folgt den sozialpsychologischen Neutralisationsgesetzen:
Erst wird der Sachverhalt bestritten. Zweitens: Wenn der Sachverhalt nicht
mehr bestreitbar ist, wird er heruntergespielt, umgedeutet
oder drittens sogar ins Gegenteil verkehrt (nicht
die BeschwerdeführerIn ist die Geschädigte, sondern der Beschuldigte
ist das arme Opfer). [Allgemein ganz wichtig]
Auseinandersetzung.
Eine Auseinandersetzung kann mehrere Ausgänge haben: man kann
gewinnen, verlieren, gewinnen und verlieren oder es kann unentschieden
ausgehen - und so mancher Sieg kann sich als Pyrrhussieg
entpuppen. Es kann unter Umständen lange dauern, viel Kraft, Zeit,
Nerven oder Geld kosten. Man möge daher sorgfältig abwägen,
ob sich Aufwand, Risiko und das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich
lohnen. Manchmal kann das Wagen und Durchstehen einer Auseinandersetzung,
selbst wenn man formal verliert, persönlich wertvoll sein, weil man
mutig war, sich nichts gefallen ließ und gekämpft hat. Man muß
nicht immer gewinnen, um erhobenen Hauptes durch das Leben zu gehen und
der Kopf trägt sich manchmal schwer, wenn man um Auseinandersetzungen
immer herumschleicht. Achten Sie aber bitte auf falsche RatgeberInnen,
die vor allem dann forsch, "mutig" und schnell bei der Sache sind, wenn
andere die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Lassen Sie sich nicht
von anderen in etwas hineinhetzen, das von Ihnen innerlich nicht wirklich
abgewogen und getragen wird. Es ist Ihr Leben, Ihre Befindlichkeit,
Ihre
soziale Stellung, Ihr Ruf - nicht der von Neunmalklugen aus
der Zuschauertribüne. [Allgemein ganz wichtig]
Bagatellisieren.
Die beliebte und bewährte Neutralisationstechnik
all derer, die einräumen müssen, etwas angestellt zu haben, erlaubt,
eine Sache zwar grundsätzlich einzuräumen, aber in ihrer Bedeutung
herunterzuspielen, klein zu reden. [Allgemein
ganz wichtig]
Bearbeitung nicht/ bestätigt.
Ein ganz ungünstiges und Früh-Warn-Zeichen ist es, wenn der
Eingang Ihrer Beschwerde nicht bestätigt wird. [Allgemein
ganz wichtig]
Bearbeitungszeitraum.
Sehr unbefriedigend ist es, wenn zwar der Eingang Ihrer Beschwerde
bestätigt wird, aber keinerlei Orientierung erfolgt, bis wann Sie
mit einer Bearbeitung und einem Ergebnis rechnen können (> professionelle
Haltung). Eine andere, genauso schlechte Variante ist es, wenn Sie
erfahren, daß Ihre Beschwerde an die "Zuständigen"
weitergeleitet wurde, ohne daß sie orientiert werden, was die "Zuständigen"
nun tun werden. [Allgemein ganz
wichtig]
Befassen/ Nicht befassen.
In fast allen Geschäftsordnungen von Vereinen und Gesellschaften
gibt es den Antrag auf "Nichtbefassung". Eine formelle Bestätigung
kann z.B. die Nachricht enthalten, daß man sich mit Ihrem Anliegen
"befaßt", was immer das auch bedeuten mag. Immerhin, Sie haben eine
Nachricht erhalten und können dies als Bestätigung werten, daß
man Sie zur Kenntnis und ernst nimmt. Ungünstig wäre, wenn keine
Frist genannt wird, bis wann man sich auf welche Weise mit Ihrem Anliegen
befaßt. [Allgemein ganz wichtig]
Beschwerden formulieren
So kurz, konkret und klar wie möglich (ja keine Romane!). Welche
vorwerfbaren Sachverhalte meinen Sie geltend machen zu können? Wann
haben sich diese, wie und wie oft ereignet? Welche Möglichkeiten der
Glaubhaftmachung oder Glaubhaftigkeitsprüfungen können Sie vorbringen
bzw. anbieten? Welcher Schaden ist Ihnen Ihrer Meinung nach dadurch entstanden?
Bedenken Sie bitte auch, daß das derzeitige
Heilkunderecht nicht verlangt, daß ein Therapieerfolg
eintritt, es verlangt nur, daß gemäß der fachlichen Regeln
richtig gehandelt wurde. Es gibt auch Fehlentwicklungen, unerwünschte
Ergebnisse oder sogar Schäden, die mit einer Psychotherapie einhergehen,
die aber nicht unbedingt dieser anzulasten sind. [Kunstfehler
I, Kunstfehler II]
Bestätigung unterbleibt.
Wird der Eingang Ihrer Beschwerde nicht bestätigt, ist das ein
ganz ungünstiges Zeichen und bedeutet sehr oft die Abwehrmethode Totstellreflex.
In einem solchen Fall sollten Sie nach spätestens vier Wochen mit
einem Einschreibebrief mit Rückschein nachfassen. [Allgemein
ganz wichtig]
Beweise.
Wenn Sie ein Interesse vortragen und einen Sachverhalt behaupten, dann
sind Sie - zumindest im Zivilrecht - in der Pflicht, für Ihre Behauptungen
Belege beizubringen. Die wichtigsten Beweismittel in diesem Zusammenhang
sind: Aussagen von ZeugInnen (Ihre eigenen Aussagen, ZeugInnen; Urkunden
(Rechnungsbelege, Quittungen, Therapiesitzungen; Arztberichte, Behandlungsunterlagen,
Ton- oder Videobänder), Sachverständigengutachten. Wichtige Querverweise
zum Thema Beweisen:
Beweismittel verschwinden.
Eine beliebte Methode besonders bei einflußreichen Personen oder
Instutionen. Wenn Beweismittel verschwunden sind, können sie in einem
Täterschutz-Rechtssystem natürlich nicht mehr geltend gemacht
werden. Im Falle Psychotherapie können das Akten, Akteninhalte, Ton-
oder Video-Bänder, Briefe oder Mails sein. Hier muß natürlich
der Rechtsgrundsatz gelten, daß Verschwinden von Beweismitteln nicht
dem möglichen Opfer angelastet werden kann, sondern in erster Linie
die mögliche BeschwerdeverursacherIn belasten muß. [Allgemein
ganz wichtig]
Dokumentation fehlt. > beachte:
Einreichen
und Dokumentieren von Unterlagen.
Eine sehr bewährte Methode, eine Beschwerde nicht bearbeiten zu
können, ist die Klage, daß die Dokumentation nicht vorgelegt
werden konnte oder wurde. Das kann mehrere Gründe haben: Manche PsychotherapeutInnnen
sind zu faul, zu nachlässig oder oberflächlich, ihre Arbeit
(ordentlich) zu dokumentieren. In völliger Verdrehung jeglichen Gerechtigkeitsempfindens
wird das als Vorwand genommen, eine Beschwerde nicht bearbeiten und bescheiden
zu können, statt die TherapeutIn sofort abzunahmen und an ihre Pflichten
zu erinnern. In einzelnen Fällen kann es sogar bedeuten, daß
mögliche Beweismittel vernichtet
oder beiseite geschafft werden [Allgemein ganz
wichtig]
Eingehen, scheinbares.
Das ist eine sehr geschickte und psychologisch wirkungsvolle Methode,
Sie in - hoffentlich nicht falscher - Sicherheit zu wiegen, in Wahrheit
aber womöglich hinzuhalten. Seien Sie wachsam, wenn keine klaren Orientierungen
enthalten sind, bis wann Sie mit welchem Ergebnis rechnen dürfen,
an "zuständige" Stellen weitergeleitet oder der Sachverhalt eingehend
geprüft wird. Meist werden dann nach längerer Zeit Daten
und Dokumente angefordert, die wiederum dauern und allerlei Hindernisse
treten auf . [Allgemein ganz wichtig]
Einreichen
und Dokumentieren von Unterlagen
Sie können aufgefordert werden, Unterlagen und Belege einzureichen.
Reichen Sie hier ohne juristische Absicherung oder der Zusage der
Rückerstattung keine Originale ein, damit diese nicht
unwiderruflich "verschwinden". Besser sind - evtl. beglaubigte - Kopien.
Es ist auch wichtig, dass sie beweisbar dokumentieren, was sie eingereicht
und belegt haben, damit die Gegenseite nicht behaupten kann, sie hätte
die Unterlagen nie erhalten.
Formal und
förmlich korrektes Reagieren.
Auf den ersten Blick ist das wünschenswert und womöglich
ein gutes Zeichen. Es kann aber auch Ausdruck professioneller Abwehr sein.
Sie hätten dann womöglich eine ziemlich professionelle GegnerIn
und sollten sich darauf einstellen. [Allgemein
ganz wichtig]
Fristen.
In juristisch dominierten formalbürokratischen Gesellschaften,
wie Deutschland leider im Übermaß eine ist, spielen Fristen
eine ganz wichtige Rolle. Sie müssen also darauf achten, Ihre Interessen
fristgerecht zu formulieren. Hierzu sind Sie womöglich auf die Beratung
Rechtskundiger angewiesen.Andererseits muß man zugeben, daß
nicht jeder Jahre oder gar Jahrzehnte später mit seinen Vorhalten
und Vorwürfen daher kommen können sollte. Falsche Fristangaben
können aber auch informell eingesetzt werden, um jemand von seinem
Vorhaben abzubringen. Man sollte also Fristangaben von InteressenträgerInnen
nicht einfach ungeprüft hinnehmen. [Allgemein
ganz wichtig]
Gegenangriff > umdrehen.
Geschäftsmäßiges
Gebaren.
Geschäftsmäßiges Gebaren erweckt ein gewisses Vertrauen.
Man bekommt eine Bestätigung. Bearbeitung wird versprochen, womöglich
erhält man sogar ein "Aktenzeichen", das putzt und wirkt im allgemeinen.
Das kann auch alles sehr ordentlich und korrekt sein, muß aber nicht.
Das Motto kann sein: erstmal in Sicherheit wiegen und Zeit gewinnen. Vorsicht
ist angesagt, wenn keine Aussagen darüber gemacht werden, bis wann
eine Sichtung und Erstbearbeitung erfolgt. [Allgemein
ganz wichtig]
Glaubhaftigkeit.
Vielfach kann man in einem strengen wissenschaftlichen oder juristischen
Sinn einen Sachverhalt nicht beweisen, man kann ihn dann nur glaubhaft
machen. Der "kleine Beweis" ist sozusagen die Glaubhaftmachung. Darum kommt
man in einer streitigen Auseinandersetzung grundsätzlich nicht herum:
> Beweis. [Allgemein
ganz wichtig]
GutachterIn beauftragen.
Wenn Ihnen mitgeteilt wird, daß GutachterInnen beauftragt werden,
kann dies manchmal ein gutes, aber auch ein sehr schlechtes Zeichen sein.
GutachterInnen brauchen viel Zeit und viel Information. Häufig gilt
auch: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Es ist daher sehr wichtig,
auf die Auswahl der GutachterIn Einfluß zu nehmen, um Neutralität
und Fairneß sicherzustellen. Noch mehr gilt dies für ganze Kommissionen.
Je mehr Beteiligte, desto schwierger ist und desto länger dauert es
meist. [Allgemein ganz wichtig]
Ignorieren > Totstellreflex.
Ja, aber ("abern").
"Abern" ist oft nicht nur Ausdruck ganz normaler Einwände oder
Ausdruck einer Störung, wenn es gesteigert und gewohnheitsmäßig
verselbständig auftritt, sondern auch eine sehr beliebte Entkräftungstechnik.
"Das ist zwar einerseits richtig, aber ..." (in diesem speziellen
und Ihrem Fall natürlich nicht). [Allgemein
ganz wichtig]
Kan-Niet-Verstaan
(holländisch:
nicht verstehen mimen, dumm stellen).
Hier kommt man Ihnen formal womöglich sehr höflich, verständnisvoll
entgegen, "aber" man versteht
sie (immer) nicht, man will nochmals erklärt bekommen, noch genauer
wissen usw. [Allgemein ganz wichtig]
Kommissionen.
Wenn Kommissionen eingeschaltet werden, verheißt das oft - wenigstens
zeitlich - nichts Gutes, denn Kommissionen tagen meist selten und erst
recht dann, wenn es für Sie ungünstig ist. Dann ist es besonders
wichtig, wegen möglicher Fristen einen beweismittelfähigen
Beleg für die Eingabe Ihrer Beschwerde zu haben. Siehe bitte auch
Vorstände.
[Allgemein ganz wichtig]
Kommunikation.
Es ist wichtig, daß Sie Ihre Erwartungen, Wünsche und Enttäuschungen
mit Ihrer PsychotherapeutIn besprechen. Kommunikationsregeln für persönliche
Beziehungen und Nahestehende finden Sie hier.
Kommunikationsregeln einiger Therapieschulen finden Sie hier.
[Allgemein ganz wichtig]
Medien.
Seien Sie sehr vorsichtg mit Medien. Die haben zuerst ihre medialen
Interessen im Auge und benutzten Sie oder Ihren Fall womöglich nur,
um eigene Vorteile zu erlangen (Auflage, Quote). Die Medien erreichen oft
ihre Ziele, Sie bleiben evtl. auf der Strecke.
Mißverständnis.
Das vielbemühte "Mißverständnis" ist eine sehr beliebte
Methode, einem Vorhalt oder Sachverhalt seine Zündkraft oder Wirkung
zu nehmen. Hier wird zwar ein Sachverhalt eingeräumt, von dem dann
behauptet wird, daß er mißverstanden worden sei. Man befindet
sich plötzlich in der Rolle des "Dummen", der nicht "richtig" versteht.
[Allgemein ganz wichtig]
Nachfordern.
Nachfordern von Unterlagen, Erklärungen, Ausführungen bringt
auf meist unverdächtige Weise Zeit und erweckt mitunter sogar einen
besonders professionellen Eindruck; sofern echt und ehrlich ist das gut.
[Allgemein ganz wichtig]
Nicht reagieren > Totstellreflex.
Nicht zuständig.
Das ist der BürokratIn herzallerliebste Methode, einen unangenehmen
Arbeitsvorgang abzuwehren. Nicht zuständig: welch ein Glück.
Wer aber ist "zuständig"? Eine besonders
raffinierte Variante der Zeitgewinnung und Abwehr ist: wir konnten die
Zuständigkeitsfrage noch nicht klären. Wenn Sie nachfragen ist
die SachbearbeiterIn womöglich gestorben, umgezogen, im Urlaub, auf
Kur, krank, auf dem Klo oder sonstwie nicht greifbar. Man erkundigt sich
womöglich nach Ihrem Telefon oder - noch besser für das Spiel
mit der Zeit - nach Ihrer Adresse und will sich rühren, was dann u.U.
mit dem größten Bedauern untergeht. [Allgemein
ganz wichtig]
PatientInnen-Fehler.
PatientInnen sind keine heiligen Kühe oder kleine Kinder, die
sich nicht wehren können, auch wenn sie manchmal in eine starke Abhängigkeit
gebracht werden können. Hier kann der Kunstfehler [1,2,3,4,]
darin bestehen, die PatientInnen nicht vor Beginn der Therapie angemessen
aufzuklären. PatientInnen, die auch keine Engelchen sind (und nicht
sein müssen), unterliegen wie alle Menschen und natürlich auch
PsychotherapeutInnen ihrer subjektiven und selektiven Wahrnehmung und fühlen
sich möglicherweise ungerecht, falsch oder zu ihrem Schaden behandelt
ohne daß das so sein muß. Manche suchen einen Sündenbock
und Schuldigen für ihre zu geringe Fortentwicklung oder gar Rückfälle,
was vielleicht auch damit zu tun hat, daß sie ihre Therapieaufgaben
nicht angemessen erledigen, sondern nur darauf warten, daß die TherapeutIn
ein Wunder vollbringt. Manchmal sind PatientInnen ungerecht, erwarten und
wünschen zu viel oder versuchen ihre Enttäuschung, Ärger
und Wut an der PsychotherapeutIn auszulassen.Die PsychotherapeutIn ist
kein Elternteil, keine FürsorgerIn und keine LebensagentIn, auch kein
Ersatz für fehlende PartnerInnen oder FreundInnen. Siehe auch: Subjektivität
und selektive Wahrnehmung.
[Allgemein ganz wichtig]
Professionelle Haltung.
Das kann ein gutes oder auch ein schlechtes Zeichen sein, wenn man
es nicht ehrlich mit Ihnen meinen sollte. In aller Regel gehört zum
professionellen Verhalten bei einer Beschwerde, daß 1) der Eingang
bestätigt wird, 2) eine zuständige SachbearbeiterIn genannt wird,
3) eine Bearbeitungsfrist angegeben wird, 4) das Bearbeitungsergebnis fristgerecht
mitgeteilt wird und 5) auf Rechtsmittel und / oder Widerspruchsmöglichkeiten
hingewiesen wird. [Allgemein ganz wichtig]
Prüfung in Aussicht
gestellt.
Das kann ein gutes, aber muß kein gutes Zeichen sein, vor allem
dann, wenn die Bestätigung der professionellen
Haltung 1-3 nicht erfüllt ist. [Allgemein
ganz wichtig]
Pseudo-Mitfühlen.
Mitgefühl zeigen ist eine sehr wirkungsvolle psychologische Methode,
um Sie in Sicherheit zu wiegen, zu beruhigen und ruhig zu stellen. Wenn
es echt ist, ist es gut, wenn es eine Masche ist, um Zeit zu gewinnen,
Sie hinzuhalten und auszublocken, ist es eine besonders tückische
Variante. [Allgemein ganz wichtig]
Rechtsgrundlage,
angeblich fehlende.
Es ist erst ein paar Jahre her, daß der sexuelle
Mißbrauch in der Psychotherapie strafbar wurde. Vorher konnten
sich einige besonders skrupellose TherapeutInnen unter Ausnutzung der therapeutischen
Beziehung völlig dreist sexuell "bedienen" (lassen), um sodann den
Mißbrauch zu leugnen, zu bagatellisieren oder gar umzudrehen,
wobei man allerdings auch sehen muß, daß nicht jeder Mißbrauchsvorwurf
stimmen muß.
Die Frage, was ein Therapieschaden ist und ob er
vorwerfbar, vorsätzlich und grob fahrlässig zu bewerten ist,
kann sehr schwierig zu beurteilen sein (siehe bitte Editorial).
Eine geschickte Abwehrstrategie kann daher die Mitteilung sein, daß
man die Rechtsgrundlagen prüfe, sondiere, ermittle etc. Das kann dauern.
Und dann fehlt etwas. Manches ist womöglich gar nicht beschaffbar.
Und so vergeht die Zeit. [Allgemein ganz wichtig]
Rechtsmittelbelehrung.
Sehr günstig ist es, wenn man von der Beschwerdestelle eine Rechtsmittelbelehrung
erhält, was man also rechtlich tun kann, um seine Interessen durchzusetzen.
Eine schwächere aber meist auch sehr wichtige Information wäre,
ob und wo man Widerspruch gegen die Bearbeitung oder das Bearbeitungsergebnis
einlegen kann. [Allgemein ganz wichtig]
Schein-Interesse.
Schein-Interesse ist eine tückische Methode, die einen leicht
in Sicherheit wiegen kann. Man kann sich schwer gegen wohlformulierten
Ausdruck von (Schein-) Mitgefühl und Interesse wehren, man wünscht
es sich oft und ist von daher leicht geneigt, zu glauben, daß die
Beschwerde auf einem guten Weg ist. [Allgemein
ganz wichtig]
So-wars-nicht-Haken.
Hier wird zwar eingeräumt, daß was gewesen ist, aber nicht
das, was behauptet oder Gegenstand der Beschwerde ist: so wars nicht. Ein
beliebter Neutralisationsmechanismus, wenn der Sachverhalt an sich nicht
mehr bestritten werden kann. Gönnerhaft wird einem dann manchmal auch
ein Mißverständnis angeboten.
[Allgemein ganz wichtig]
Stellungnahmen einholen.
In streitigen Fällen müssen im Rechtsstaat, sofern möglich,
immer alle, meist mindestens zwei und je nach Zahl der ZeugInnen oder Sachverständigen
noch zusätzliche Seiten angehört oder zur Kenntnis genommen werden.
Bei aller Enttäuschung, Ärger und Wut sollten Sie sich klar machen,
daß ihre GegnerIn ein elementares Recht auf Verteidigung hat.
[Allgemein ganz wichtig]
Subjektivität.
Subjektives Schaden-Erleben, auch wenn es echt ist und ehrlich mitgeteilt
wird, muß nicht unbedingt oder zwingend einen PsychotherapeutInnenfehler
bedeuten. PsychotherapeutInnen sind weder HellseherInnen noch TelepathInnen
und verfügen gewöhnlich auch über keine übernatürlichen
Kräfte. Sie kochen mit Wasser, irren zuweilen und sind nicht immer
so, wie sie idealiter sein sollten. Und eine fehlerlose Therapie gibt es
vermutlich nicht. Das gilt auch für den Schreiber dieser Zeilen. Siehe
auch selektive Wahrnehmung. [Allgemein
ganz wichtig]
Totstellreflex.
Eine sehr bewährte Methode, vor allem in Kombination mit einer
späteren Entschuldigung "tut uns leid, wir können den Eingang
Ihrer Beschwerde nicht mehr rekonstruieren oder finden" (die unzuverlässigen
Zustelldienste mal wieder), ist das einfache Ignorieren, Nicht reagieren
oder der "Totstellreflex". [Allgemein ganz
wichtig]
Umdeuten
Umdeuten bedeutet, dem Sachverhalt eine andere Bedeutung zuzuschreiben.
Die Umdeutung benutzt meist auch den Hinweis, daß ein Mißverständnis
vorliege. Wenn z.B. eine PsychoanalytikerIn eingeschlafen ist und schnarcht,
kann dies als Wahrnehmungstäuschung oder gar als Wunsch der AnalysandIn
gedeutet werden, auch wenn das sonst niemand so sieht. PsychoanalytikerInnen
gelten zuweilen als MeisterInnen der Umdeutung, denn Phantasie ist ihr
Geschäft, daher müssen Sie auf diese Abwehrform bei ihnen womöglich
besonders aufpassen. Eine besonders empörende Variante ist das Umdrehen.
Anmerkung: Umdeuten ist auch eine wirkungsvolle kognitive Psychotherapiemethode,
die allerdings problematisch ist und sehr verantwortlich gehandhabt werden
will. [Allgemein ganz wichtig]
Umdrehen.
Das ist eine Art Schockmethode, die einem die Sprache rauben kann und
jemanden bis zur Weißglut reizen kann, so daß man Fehler macht
und aus der Rolle fällt. Unser Rechtssystem ist in gewisser Weise
sehr förmlich und handelt oft nach dem Motto, wer den Schein nicht
wahren kann, hat schon verloren ("Wer schreit hat Unrecht"). Also nicht
die TherapeutIn hat Sie z.B. verführt und angemacht, sondern umgekehrt,
Sie haben ihr nachgesetzt und sie verfolgt. [Allgemein
ganz wichtig]
Unklarheiten beseitigen.
Das Geltendmachen von Unklarheiten ist eine sehr beliebte Methode,
den Anschein einer professionellen Bearbeitung zu erwecken. Die aufklärungsbedürftigen
Sachverhalte können viele werden und die notwendige Aufklärung
kann dann natürlich sehr lange dauern. [Allgemein
ganz wichtig]
Untergegangen.
Eine elegante Methode, Zeit zu gewinnen und zu verzögern ist,
wenn behauptet wird, Ihre Beschwerde sei untergegangen (was auch immer
das bedeuten mag, wie auch immer dies geschehen sein mag). Hier sollte
man im zweiten Anlauf auf jeden Fall die Form Einschreiben
mit Rückschein wählen. [Allgemein ganz
wichtig]
Unterlagen beschaffen,
nicht erhalten, unvollständig.
Hier wird geltend gemacht, daß die vorliegenden Unterlagen nicht
ausreichen. Das scheinbar Gute daran ist, daß man zum Ausdruck bringt,
sich mit Ihrer Beschwerde befassen zu wollen. Das kann also sachlich nachvollziehbar
und ein gutes Zeichen sein, kann aber auch, je nach dem, was verlangt wird,
eine Zeitgewinn- und Hinhaltetaktik bedeuten. [Allgemein
ganz wichtig]
Unwissen vorspiegeln > Kan niet verstaan (dumm stellen).
Verdrehen. > umdrehen.
Verloren gegangen.
Hier gewinnt die BeschwerdeempfängerIn erst mal Zeit. Hier sollte
man im zweiten Anlauf auf jeden Fall die Form Einschreiben mit Rückschein
wählen. [Allgemein ganz wichtig]
Verstehen, Verständnis
mimen.
Das ist eine psychologisch sehr wirkungsvolle Methode, die BeschwerdeführerIn
in Sicherheit zu wiegen und sie glauben zu machen, sie sei auf dem richtigen
Weg und in den richtigen Händen. Das ist gut, wenn das Verständnis
echt und ehrlich ist, es ist schlecht, wenn dies nur gespielt und vorgegaukelt
wird, um erstmal den Wind aus den Segeln zu nehmen, um sodann umso besser
abwiegeln und mauern zu können. [Allgemein
ganz wichtig]
Verzögerung.
Je länger eine Auseinandersetzung, ein Streit oder ein Kampf dauert,
desto müder werden die Kämpfenden. [Allgemein
ganz wichtig]
Vorstände
Der Vorstandsbezug ist sehr gut, um viel Zeit zu gewinnen. Wie der
Name schon verheißt, handelt es sich etwas Wichtiges und Höheres.
Damit ist das Gefälle zwischen "oben" und "unten" schon ziemlich festgelegt.
Es ist daher klar, daß etwas "Höheres" und "Wichtiges" höheres
und wichtigeres zu tun hat, als sich mit Ihren Beschwerden zu befassen.
Und falls er es tut, müssen Sie sich natürlich nach den Gegegebenheiten,
die der Vorstand setzt, richten. Das kann dauern. Dieses oder jenes versteht
der Vorstand vielleicht nicht richtig und es muß nachgefaßt
werden. Das kann wieder dauern. Und die nächste Sitzung kann erneut
dauern. Und dann ist vielleicht die Geschäftsordnung schon so voll
gepackt, daß Sie unter "Verschiedenes" laufen, das zum Schluß
behandelt wird und ganz leicht untergehen kann, was Sie verstehen müssen,
da der Vorstand eben für wirklich Wichtiges und Höheres da ist
usw.. Genug der Ironie.
Ein Vorstand, der Sie ernst nimmt und sein Geschäft
professionell
betreibt, setzt eine SachbearbeiterIn auf Ihre Beschwerde an und läßt
sich eine Tischvorlage machen, so daß er unverzüglich bei Vorlage
entscheiden kann. Sollte er zu selten tagen und zusammentreten, so hat
für solche Fälle mit einer angemessenen Zwischenlösung vorgesorgt.
Ist das nicht der Fall, ist er nicht besonders motiviert oder fähig,
was für Sie gleichermaßen ungünstig ist. Machen Sie gegebenenfalls
deutlich, daß Sie sich nicht für Vorstände und andere höhere
Wesen interessen, sondern für eine angemessene Behandlung Ihrer Beschwerde.
Siehe bitte auch Kommissionen. [Allgemein
ganz wichtig]
Wahrnehmung, selektive.
Wir alle nehmen die Welt, das
Geschehen und andere Menschen durch die subjektive Brille unserer Wünsche,
Interessen, Erfahrungen, Ziele und Zwecke, die wir verfolgen, wahr. Wir
sehen die Welt durch einen subjektiven Filter. Auch wenn wir noch so sehr
davon überzeugt sein mögen, daß dieses oder jenes so oder
so sei, so können dies andere Menschen und BeobachterInnen womöglich
ganz anders wahrnehmen, beurteilen und bewerten. [Allgemein
ganz wichtig]
Widerspruch.
Wenn Sie darüber informiert werden, wie und wo Sie gegen einen
Bescheid Widerspruch einlegen können, ist das ein grundsätzlich
gutes Zeichen, weil hier der Rechtsstaat ernst genommen wird. Auch wenn
man Ihnen nicht recht gibt, respektiert man Sie doch als Person, die ein
Recht hat und dieses geltend machen kann. Es empfiehlt sich grundsätzlich,
wenn man mit einem Bescheid nicht einverstanden ist, einen Widerspruch
zu überlegen oder Widerspruchsmöglichkeiten zu erkunden. Manche
Institutionen haben Schlichtungsstellen, Ombudsleute oder Revisionsabteilungen.
[Allgemein ganz wichtig]
Zeit gewinnen, verschleppen.
Das ist häufig die allgemeine Methode, um zu entmutigen, zu entnerven,
um die BeschwerdeführerIn zum Aufgeben zu bewegen. Die vielfältigen
Methoden, mit denen das geschehen kann, wurden in den anderen Stichworten
ausführlich dargelegt. [Allgemein ganz wichtig]
Zuständigkeit.
Zu den beliebtesten und wirkungsvollsten Methoden aller Bürokratien
der Welt, vor allem unangenehm erscheinende Arbeit abzuwehren, gehört,
die Zuständigkeit zu prüfen
oder gleich zu verneinen. Eine überaus nervige Variante ist die sog.
Buchbinder-Wanninger-Methode, von einer Stelle zur anderen im Kreis herumgeschickt
zu werden. Verzögern läßt sich auch noch damit, daß
die zuständige SachbearbeiterIn gerade in Urlaub, auf Kur oder krank
ist. Wenn man dann lange nichts hört und nachfragt, ist der zuständigen
SachbearbeiterIn aus unerklärlichen Gründen der Vorgang nicht
vorgetragen worden. Manchmal verschwindet der Vorgang auch einfach. Oder
die Zuständigkeit ist gerade nicht mehr gegeben und wird neu geklärt.
Die Buchbinder-Wanninger-Schleife beginnt erneut ... und schon ist ein
Jahr vergangen und möglicherweise eine wichtige Frist verstrichen.
[Allgemein ganz wichtig]
Die 10-Kritik-Gebote zum sozialpsychologischen Heilmittel Kritik. Allgemeine und integegrative Empfehlungen zu einer grundsätzlich positiven inneren Haltung und Einstellung zur Kritik. Die Rolle der Kritik in der Qualitätssicherung und Therapieerfolgskontrolle in der integrativen Psychotherpie und multimodalen Verhaltenstherapie. Kommunikationsregeln für persönliche Beziehungen. |
kontrolliert: irs 16.11.04