Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=30.03.2003
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 19.09.23
Impressum:
Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr.
20 D-91052 Erlangen
Mail:
sekretariat@sgipt.org_
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Hinweise zu Links und Empfehlungen
Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie, Bereich Allgemeine Psychologie, und hier
speziell logie, Psychopathologie und Psychotherapie, Abteilung Psychologie
des Alltags, hier zum Thema:
Überblick zur Psychologie des Alltags in der IP-GIPT
mit einer Einführung in die Klassifikation von Lebenstagen.
Psychologie des Alltags aus allgemeiner
und integrativer Perspektive.
von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Motto: Laien-Kriterium
Nur der hat eine Sache richtig verstanden, der
sie einem Laien verständlich erklären kann.
|
In dieser Abteilung werden alltägliche Erscheinungen,
scheinbar Einfaches, Selbstverständliches, Banales psychologisch näher
beleuchtet und im Laufe der Zeit eine Psychologie des Alltagslebens entwickelt. |
Einführung:
Klassifikation von Lebenstagen. Psychologie des
Alltags aus allgemeiner und integrativer Perspektive (>Normtag)
Die deutsche Sprache stellt eine Reihe klassifikatorischer
Worte zur Charakterisierung von Lebenstagen zur Verfügung, z.B.: Alltag,
Feiertag, Festtag, Geburtstag, Hochzeitstag, Namenstag, Todestag, Urlaubstag.
Man spricht von guten und von schlechten Tagen, von Höhen und von
Tiefen.
Die Event-Narretei unserer Zeit gibt sich Mühe,
jedem Tag ein besonderes Thema zuzuordnen, so dass man sich schon danach
sehnt, frei zu sein, frei zu haben von besonderen "Feiertagsverpflichtungen".
Wikipedia hat für die Event-Narretei den Begriff "Aktionstag"
entwickelt, wo man die ganze Event-Narretei unserer Zeit dokumentiert
findet, z.B.: Autofreier
Tag, Kauf-nix-Tag,
Weltlachtag,
Weltmilchtag,
Weltwassertag.
Der Begriff des Alltags ist fast jedem geläufig.
Er bedeutet so etwas wie gewöhnlicher, normaler Tag im Gegensatz besonderen.
Hierzu rechnet man meist Handeln, das sich wiederholt und keine "besonderen"
Ereignisse. Die Bedeutung von "Alltag" ist meist nicht positiv besetzt,
wodurch schon durch die sozio-kulturelle Sprachkultur unsere Einstellung
ungünstig beeinflusst und unser Genuss-Potential von Alltagserleben
beeinträchtigt wird (> Satipatthana-Meditation).
Wer gar nicht darauf eingestellt ist, dass Alltag auch höchst vergnüglich,
interessant und zufriedenstellend sein kann, wird diese Momente auch weniger
suchen, weniger finden und weniger erleben. Dies zeigt wieder einmal die
große Bedeutung sozio-kulturell geprägter Einstellungen.
In der Psychologie wird der Alltag besonders mit
dem Konzept "Behavior setting" des Lewin
Schüler Barker erforscht, in Deutschland durch Kamisnki (1986, Hrsg.)
bekannt gemacht.
In der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
(GIPT) wurde das Konzept des "lebenswerten
Tages" entwickelt. Dieser ist orientiert am psychologischen Karriere-Konzept
der GIPT. Dieser psychologische Karriere-Begriff ist an der Lebensfreude
bzw. Lebenswertschätzung orientiert und bedeutet schlicht: früh
aufstehen und sich auf den Tag freuen können und abends zu Bett
gehen mit dem Gefühl, einen lebenswerten Tag vollbracht zu haben.
Hierzu bedarf es dreier wichtiger psychologischer "Werkzeugkästen":
1) der affektive Werkzeugkasten: die Fähigkeit zu empfinden, zu spüren
und zu fühlen. 2) der kognitive Werkzeugkasten: erkennen können,
welche Zusammenhänge zwischen empfinden, fühlen, spüren
und den Ereignissen bestehen. 3) der Handlungswerkzeugkasten: sein Leben
unter Berücksichtigung von 1) und 2) so gestalten zu können,
dass man möglichst viele Lebenstage ansammelt, bei denen man sich
früh auf den Tag freuen und ihn abends als einen lebenswerten Tag
bewerten kann.
Der Alltag in
der IP-GIPT :
Literatur > Beweisen
im Alltag.
Der Alltag als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist leider ein
ziemlich vernachlässigtes Thema, so dass der Sammlung der eher spärlichen
Literatur eine besondere Bedeutung zukommt. [Anregungen und Infos bitte
an sekretariat@sgipt.org]
Siehe bitte auch Literaturliste > Mode
und Zeitgeist.
-
Lebensalltag - Reisen in die Vergangenheit. Buchreihe bei Das Beste
- Readers Digest (Stuttgart) und Weltbild
-
Lebensalltag im 16. Jahrhundert. Reisen in die Vergangenheit 1997
-
Lebensalltag in den 20er und 30er Jahren. Reisen in die Vergangenheit.
1997.
-
Lebensalltag im alten Rom. Reisen in die Vergangenheit 1996
-
Lebensalltag zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Reisen in die
Vergangenheit. 1997
-
Lebensalltag in biblischer Zeit. Reisen in die Vergangenheit.
1996. [ISBN 3870706082]
-
Lebensalltag in China. Reisen in die Vergangenheit. ISBN 387070666X.
Das Beste. Stuttgart. 1997.
-
Lebensalltag im alten Griechenland. Reisen in die Vergangenheit.
1996
-
Lebensalltag zur Zeit der industriellen Revolution.
-
Lebensalltag der Inka. Reisen in die Vergangenheit Stuttgart...,Das
Beste 1996 7,00 € [Ja]
-
Lebensalltag im kolonialen Amerika. Reisen in die Vergangenheit.
1998. [ISBN 3870707011].
-
Lebensalltag im Mittelalter. Reisen in die Vergangenheit Katzschmann,
1995,
-
Lebensalltag im Mittelmeer. Reisen in die Vergangenheit. 1995
-
Lebensalltag zur Zeit der Pharaonen. Reisen in die Vergangenheit.
1995,
-
Lebensalltag in prähistorischer Zeit. Reisen in die Vergangenheit.
1997. [ISBN 3870706953]
-
Lebensalltag zur Zeit der Siedler und Pioniere. Reisen in die Vergangenheit
1997.
-
Lebensalltag der Wikinger. Reisen in die Vergangenheit 1996,
-
Lebensalltag zur Zeit der Entdecker. Reisen in die Vergangenheit
1996.
-
Lebensalltag während des Zweiten Weltkrieges. Reisen in die
Vergangenheit. 1997
-
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Klären:
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Borst, Otto (J?). Alltagsleben im Mittelalter. O?: V?.
Links (beachte)
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Behavior setting
Ein Begriff vom Lewin Schüler Barker, der persönliche Verhaltensroutinen
mit typischen Alltagssituationen im Rahmen einer ökologischen Psychologie
in Zusammenhang bringt und untersucht. In Deutschland durch Kaminski (1986,
Hrsg.) bekannter gemacht. Hieraus zum Verständnis des Konzepts Koch,
S. 34ff:
"2. Konstitutive Merkmale und funktionale Bedeutung von Behavior
Settings
Behavior Settings sind durch eine Reihe von Merkmalen gekennzeichnet,
von denen die wichtigsten am Beispiel eines wissenschaftlichen Kolloquiums
veranschaulicht werden können:
1. Es handelt sich um eine Gegebenheit, die in der „objektiven“
Realität existiert.
2. Diese Gegebenheit ist in Raum und Zeit genau lokalisiert.
3. Sie ist nach außerhalb abgegrenzt.
4. Ort, Zeit und Begrenzungen sind im Hinblick auf bestimmte Zwecke
ausgesucht oder eigens dafür geschaffen worden; es handelt sich also
nicht um einen „zufälligen“ Ausschnitt aus irgendwelchen raum-zeitlichen
Konstellationen. (Eine „beliebige“ andere Örtlichkeit, z.B. ein Waldweg
oder ein Schwimmbad, wäre für eine derartige Veranstaltung kaum
„angemessen“.)
5. Das Behavior Setting ist objektiv in dem Sinne, daß
es unabhängig von der Wahrnehmung eines individuellen Teilnehmers
oder Beobachters als Einheit tatsächlich existiert; in diesem Sinne
spricht Barker von einer „preperceptual ecological entity“.
6. Es besitzt zwei Kategorien von Komponenten:
a) Personen in verschiedenen Rollen (als Vortragende, Zuhörer,
Leiter, usw.)
b) nicht-psychologische Objekte, die jedoch in das Verhalten
einbezogen sind (Stühle, Wände, Mikrofon, Papier).
7. Verhalten und physikalische Objekte, welche die Einheit konstituieren,
sind organisiert und arrangiert und bilden somit ein Strukturmuster, so
daß alle Elemente in synomorpher Beziehung zueinander stehen
(die Stühle sind so angeordnet, daß die Teilnehmer sowohl den
Vortragenden als auch einander gut sehen und hören können).
8. Für das „Funktionieren“ eines Behavior Settings ist ein technologisches
Modell angemessener als ein psychologisches. So kann die ganze Einheit
z.B. „abgeschaltet“ werden, und zwar durch die Entscheidung des „Maschinisten“,
nämlich des Versammlungsleiters; er kann die Veranstaltung unterbrechen
(Kaffeepause) und sie wieder zusammenrufen. Während der zeitweisen
„Stillegung“ können bestimmte Teile verändert oder ausgewechselt
werden (ein neuer Referent ergreift das Wort; statt eines Overhead- wird
ein Dia-Projektor benutzt, o.ä.).
9. Die personellen Komponenten der Einheit sind in einem beträchtlichen
Maße austauschbar (bei Wiedereröffnung kommen einige Teilnehmer
nicht mehr zurück, andere dagegen neu hinzu; manche sitzen an anderen
Plätzen; jemand anders übernimmt die Dikussionsleitung). Für
den weiteren Ablauf hat dies jedoch kaum eine Bedeutung.
10. Andererseits kann jedoch das innerhalb der Einheit stattfindende
Verhalten nicht wesentlich verändert werden, ohne diese selbst zu
zerstören (Einführung des Referenten, Vortrag, zuhören,
diskutieren, usw. sind unverzichtbare Bestandteile). Das Behavior Setting
hat also ein „Programm“.
Hinsichtlich des letzten Punktes wäre zu ergänzen,
daß innerhalb eines Behavior Settings Regulationsprozesse
wirksam sind, welche seine Funktion aufrechterhalten und sichern (vgl.
dazu im Beitrag Saup S. 46) und für deren Vollzug „Mechanismen“ der
folgenden Art eingesetzt werden:
„Sensorische Mechanismen“ nehmen Informationen
über gerade ablaufende Ereignisse auf (Wahrnehmungsapparate der beteiligten
Personen, aber auch technische Sensoren wie z.B. Meßfühler eines
Thermostaten). Diese Informationen werden an einen
„Ausführungsmechanismus“ weitergeleitet,
welcher sie mit gespeicherten Sollwerten vergleicht und entscheidet, ob
die Ereignisse und Situationen angemessen, richtig, zulässig, für
das Behavior Setting nicht bedrohlich sind. Dieser Mechanismus ist üblicherweise
in den ZNS der Menschen lokalisiert, gelegentlich aber auch in nonhumanen
Komponenten (wenn etwa ein Thermostat „entscheidet“, daß die Raumtemperatur
zu niedrig ist). Im Bedarfsfälle werden dann
„Erhaltungsmechanismen“ in Gang gesetzt.
Dabei kann es sich entweder um „Korrektur“ (deviation encountering) oder
um „Beseitigung“ (vetoing) handeln: Eine Systemkomponente wird geändert,
modifiziert, korrigiert, so daß der Bedrohung entgegengewirkt oder
diese ausgeglichen wird; andererseits kann eine Komponente auch aus dem
System gänzlich entfernt und durch eine andere ersetzt werden.
In jedem Fall besteht das Ziel darin, die Ausführung
des „Programms“ zu gewährleisten. Gelingt letzteres nicht oder nicht
mehr, so kann ein Behavior Setting vorübergehend oder auch endgültig
stillgelegt werden und hört dann auf zu existieren. In diesem Fall
haben die Regulationsmechanismen sozusagen „versagt“. [>36]
Ein Behavior Setting ist demnach ein geschlossenes (umgrenztes), geordnetes
und sich selbst regulierendes System mit menschlichen und nonhumanen Komponenten
(beide jeweils weitgehend austauschbar), die synchronisiert interagieren
und geordnete Abfolgen von Ereignissen produzieren: eben das Programm.
Behavior Settings sind also „überindwiduelle Einheiten“;
sie sind in gewissem Sinne robuster und stabiler als ihre menschlichen
Komponenten. Ein Behavior Setting entwickelt „Kräfte“, welche
a. Menschen und Objekte für das Setting aquirieren, und damit
dessen Programm durchführbar machen;
b. Menschen und Dinge so „formen“, daß sie den Erfordernissen
des Programms gerecht werden; und, falls notwendig,
c. „störende“ Personen oder „unangemessenes“ Material aus dem
Setting entfernen.
Für jedes Behavior Setting gibt es ferner ein
Optimum menschlicher Komponenten nach Art und Zahl; letztere schwankt zwischen
einem Minimum, unterhalb dessen das Setting nicht „arbeiten“ könnte
(maintenance minimum), und einem Maximum, welches das Setting gerade
noch aufnehmen kann (capacity) EN3
Zwar erzwingt das Behavior Setting von seinen Komponenten
(insbesondere den menschlichen) eine gewisse Konformität; dies führt
jedoch nicht zu absoluter Uniformität des Verhaltens, denn gewisse
Handlungsspielräume individueller Art bleiben bestehen. Auch kann
das Programm eines Behavior Settings durch das Verhalten seiner menschlichen
Komponenten in gewissen Grenzen modifiziert werden. Letzteres ist (in funktionalem
Sinne) dadurch begründet, daß Behavior Settings und ihre menschlichen
Teilkomponenten wechselseitig aufeinander „angewiesen“ sind: einerseits
sind Menschen notwendige Bestandteile von Behavior Settings, ohne die deren
Programm nicht durchführbar wäre (man stelle sich vor, ein Konferenzraum
würde niemals von einem Tagungsteilnehmer betreten). Andererseits
sind die Menschen (etwa die Bewohner einer Stadt) auf Behavior Settings
angewiesen, um ihre Bedürfnisse befriedigen zu können. Menschen
nehmen also insofern eine gewisse Sonderstellung innerhalb der Komponenten
eines Behavior Settings ein, als sie mit diesen in einer Art Symbiose leben:
ohne Menschen könnten Behavior Settings nicht „existieren“, während
andererseits ohne Behavior Settings die geordnete Befriedigung menschlicher
Bedürfnisse nicht möglich wäre. Menschen, deren Bedürfnisse
in einem Behavior Setting nicht (mehr) befriedigt werden, verlassen dieses
oder ersetzen es durch ein anderes; und ebenso „ersetzen“ Behavior Settings
Menschen, die sich ihrem Programm beharrlich widersetzen, durch andere,
die besser „passen“."
__
Querverweise:
Standort: Überblick Psychologie des Alltags
...
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Überblick
zur Psychologie des Alltags in der IP-GIPT mit einer Einführung in
die Klassifikation von Lebenstagen. Psychologie des
Alltags aus allgemeiner und integrativer Perspektive.IP-GIPT. Erlangen:
https://www.sgipt.org/gipt/alltag/ueb0.htm
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Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik erwünscht
19.09.23 Lit.Erg. Wufl von Rohr.
21.02.18 Lit-Erg: Kaminski, Gerhard
Ordnung und Variabilität im Alltagsgeschehen
25.12.15 Linkfehler geprüft und
korrigiert. Link zu Beweis und beweisen im Alltag.
02.12.09 Einführung:
Klassifikation von Lebenstagen * Literaturliste
mit ca. 15 Titeln ergänzt.
11.01.08 Literaturliste ergänzt.
07.10.06 Literaturliste ergänzt.