Der Streit um das Ritalin® (Methylphenidat) und
Langzeitstudien
bei
ADS, ADD, ADHD, AD-H-D, AD/HD, POS, MCD
aus psychologisch-psychotherapeutisch multi-modal-verhaltenstherapeutischer
und und integrativer Sicht
von Rudolf Sponsel, Erlangen, ohne
Gewähr
Aktueller Querverweis:
bei Teilnahme an der fortgesetzten Reliabilitätsstudie 2006 ff Hinweis: Die Exploration zur Kindheit im Verbund mit Neues DSM4_06.PDF ist umfangreich erweitert worden. Ergebnisse Reliabilitätstudie "Reli05" |
Die pseudoreligiös anmutende Sekte
Scientology - der hoffentlich bald das Religionsprivileg entzogen wird
- und einige ihrer Tarnorganisationen führen seit einigen Jahren einen
unqualifizierten ideologisch- agitatorischen Feldzug gegen die Psychiatrie
und insbesondere auch gegen die Gabe von Ritalin® (Methylphenidat)
bei Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitäts- Störungen, indem
diese Gabe bei zu Recht diagnostizierten Kindern völlig falsch als
süchtig machend, überflüssig oder schädlich und damit
als medizinischer Kunstfehler dargestellt wird. (Natürlich gehört
damit nicht jede Ritalin® KritikerIn in die Nähe von Scientology.)
Die bundesdeutschen Medien, unkritisch- sensationsheischend wie sie oft - besonders im Sommerloch - sind, greifen nur allzugern die neuesten Horrormeldungen aus Amerika auf, um mit diesem Schreckgespenst auf die Gefahren auch hierzulande dramatisch aufmerksam zu machen (zur sog. Schuldroge siehe bitte hier). Die folgende Zusammenstellung zur Methylphenidatgabe (z.B. Ritalin®) bei AD-H-D ist zwar nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, es kann jedoch keinerlei Gewähr übernommen werden, auch nicht für die Links. |
Das Syndrom erscheint in
zwei Hauptformen (Symptome
DSM-IV auch hier):
Testpaket und Information für Betroffene (Link Praxis). Testsystem für Diagnostiker/ BehandlerInnen: Diagnostik System Erwachsene hier (Link iec-verlag) |
Ritalin® ist ein Amphetamin und fällt damit unter das Betäubungsmittelgesetz. Benkert (1995) schreibt: "Kokain und die Gruppe der Amphetamine erzeugen Konzentrationssteigerung, Wachheit, Euphorie und verbessern die körperliche Leistungsfähigkeit". Wie Ritalin® wirkt, hängt davon ab, wer es bekommt. Ritalin® gehört als Amphetamin zur Gruppe der Stimulantien; diese wirken auf den Durchschnittsmenschen anregend, erregend, puschend. Im 2. Weltkrieg wurden z.B. Flieger damit ausgerüstet. Nachdem AD-H-D- Kinder oft übererregt und hyperaktiv sind, müßte eigentlich die Gabe von Ritalin® noch weiter erregungssteigernd wirken, was aber nicht der Fall ist. Das Amphetamin Ritalin® wirkt bei Kindern eher beruhigend, klärend und organisierend, bei Erwachsenen führt die Klarheit und Bewußtheit manchmal sogar dazu, daß die Auswirkungen der Störung auf einmal sehr viel deutlicher wahrgenommen werden können. Umgekehrt kommt es bei nicht wenigen AD-H-D Persönlichkeiten vor, daß Beruhigungsmittel, wie z.B. Valium® nicht beruhigen, sondern erregen und wach machen, was besonders Anästhesisten wissen sollten (Skrodzki 1997). Zur Frage der Wirksamkeit bei Erwachsenen: Therapiekurzinfo für betroffene Erwachsene: 1. Medikamente |
Quelle: aus Hammer 1997
Hinweis: Es sind auch Fälle bekannt geworden, die besonders positiv
auf Niederdosierung reagieren. Dies zeigt, daß eine individuelle,
sorgfältig mit dem Arzt kontrollierte Einstellung sehr wichtig ist.
Die vielfach verbreitete Selbstdosierung und das "Riti" einwerfen nach
Bedarf und Eigendiagnostik trägt dazu bei, Vorbehalte, Kritik, fragwürdige
Praktiken und auch Mißerfolge zu fördern. Überhaupt muß
an dieser Stelle gesagt werden, daß bisher das Medizinsystem die
PatientInnen für eine verantwortungsbewußte Kooperation in der
Medikationskontrolle nicht gewinnen konnte; das Medikamenten- Kontrollsystem
ist wenig intelligent und verantwortungsbewußt organisiert.
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Sind
Ritalin® behandelte Kinder später suchtgefährdeter?
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Im Abstract zu Huss
et al. (2000) führt M.C.L des ZPID auf: "Entwicklungsverläufe
bei Aufmerksamkeitsstörung (ADS) zeigen, dass sich Symptome wie Konzentrationsprobleme
und Impulsivität in der Pubertät nicht zurückbilden. Es
werden Studien aufgeführt, die ADS als ungünstigen
Entwicklungsfaktor identifizieren. Im Erwachsenenalter ist bei ADS mit
Störung des Sozialverhaltens das Risiko für Substanzmissbrauch
und Delinquenz erhöht. In einer kontrollierten Studie wurden
die Langzeiteffekte der Ritalinbehandlung überprüft. 60 erwachsene
ADS-Patienten, davon 26 medikamentös behandelt, wurden auf Suchtstoffe
im Urin und mit dem "Strukturierten Interview zur Diagnose von Missbrauch
und Abhängigkeit psychotroper Substanzen" (DIA-X) getestet. Die logistische
Regression ergab ein reduziertes Risiko für Drogenmissbrauch in der
Gruppe der Ritalinbehandelten. Aus den Ergebnissen wird gefolgert, dass
eine Ritalinmedikation einen stabilisierenden und damit vor Substanzmissbrauch
schützenden Effekt hat."
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Merke: Das Amphetamin
Ritalin® wirkt bei AD-H-D Persönlichkeiten nicht wie üblich,
sondern teilweise paradox. Schon von daher gesehen ist nicht zu erwarten,
daß hier eine Suchtgrundlage gelegt wird. Tatsächlich haben
die bisherigen Studien auch ergeben, daß die zu Recht verabreichte
Gabe von Ritalin bei AD-H-D Kindern und Jugendlichen im späteren Leben
zu einer verminderten Suchtgefahr geführt hat (Huss
et al.).
Exkurs:
Aus dem therapeutischen Kurzinfo für Erwachsene zur Frage der Medikation
bei AD-H-D (Beachte):
Als hilfreiches Medikament (ca. 70%) bei ADHD und Kindern gilt Methylphenidat
('Ritalin®', 'Medikinet®'), das nach praktischen Erfahrungen auch
bei einigen Erwachsenen mit ausgeprägten Stoerungen helfen kann. Eine
Verschreibung kann aber in Deutschland schwierig sein, weil entsprechende
Studien fuer eine Zulassung bei Erwachsenen noch ausstehen. Eine Verschreibung
kann moeglich sein, wenn ohne eine Verabreichung die Lebensqualitaet und
Gesundheit sehr deutlich beeintraechtigt werden und wenn keine Gegenanzeigen
vorliegen (z.B. endogene Depressionen, Angstkrankheiten, Magersucht, Psychosen,
Bluthochdruck u.a.). Methylphenidate bei ADHD nicht stimulierend, sondern
paradox, nämlich klärend, beruhigend, entspannend, organisierend.
Da Ritalin® ein Amphetamin ist, unterliegt es in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz.
Es macht nicht süchtig und hat kaum Nebenwirkungen, wobei aber Langzeitstudien
bezüglich möglicher länger-fristiger Nebenwirkungen noch
ausstehen. Ein Amphetamin Abkömmling, der aber nicht unter deas BtMG
fällt, ist Tradon®. Auch trizyklische Antidedeprissva können
sehr wirksam sein und sind zuweilen sogar Medikamente erster Wahl, aber
auch manchmal andere wie z. B. Aurorix®. Manchmal ist vielleicht abwechseln
richtig. Wichtig ist, dass man sich für die richtige Medikation Zeit
nimmt und auf jeden Fall mit der ÄrztIn abstimmt und nicht unkontrolliert
herumexperimen-
Literaturhinweis Ritalin® : Hammer, G. (1997). Die medikamentöse
Behandlung von ADD mit Ritalin® - pharmazeutisch- pharmakologische
Aspekte des Fertigarzneimittels Ritalin®. In: Bundesverband Elterninitiativen
zur Förderung hyperaktiver Kinder (1997, Hrsg.). Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
... aus medizinischer Sicht. Forchheim: Sperl. Siehe bitte auch Krause
& Ryffel-Rawak (2000).
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Fehldiagnosen
und Falschbehandlungen
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Natürlich gibt es Fehldiagnosen
und Falschbehandlungen. Wer sich etwa damit brüstet, eine AD-H-D-
Diagnose in wenigen Minuten erstellen zu können, wirkt nicht eben
sehr verantwortungsbewußt, fachkundig und natürlich auch nicht
sehr vertrauenerweckend. Allein die Erhebung der Connors- Fragebogen für
daheim und in der Schule ist sehr zeitaufwendig. Es muß mit den Betreuungspersonen
(Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen) gesprochen werden, es muß persönlich
untersucht und es muß ausgewertet werden. Das alles ist sehr zeitintensiv.
Zur Qualitätssicherung gehört sicher eine ordentliche Dokumentation
der diagnostischen Erhebungen. Ansonsten sollte Ritalin nur verschreiben,
wer über entsprechende medizinische Fortbildung verfügt und an
Supervision - z.B. an einem AD-H-D- Qualitätszirkel - teilnimmt
(siehe bitte nächsten Abschnitt). Ich warne auch davor, zu sehr auf
Selbsthilfegruppenerfahrene zu hören.
Eine kritische Besprechung zur Propaganda Ritalin als Schulhofdroge finden Sie mit Link zur pdf-Datei der amerikanischen Untersuchung bei: ch-add-schulhofdroge. |
Wer
sollte Ritalin® verschreiben dürfen?
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KinderärztInnen sind traditionell mit dem Problem AD-H-D (F 90, F 98.8 subsummiert) sehr oft konfrontiert. Hier ist die Versorgung und Verschreibungsbereitschaft auch sehr gut entwickelt. Anders sieht es bei der Behandlung von Erwachsenen aus. Einige medizinische AD-H-D Fachkundige möchten die Diagnose und Verschreibung auf PsychiaterInnen beschränkt wissen, was aber nicht funktionieren kann, weil es im Kinder- und Jugendbereich viel zu wenig Kinder- und Jugendlichen- PsychiaterInnen gibt und im Erwachsenenbereich viele PsychiaterInnen überhaupt keine angemessenen Kenntnisse haben und die Diagnose AD-H-D oftmals sogar für eine amerikanische Marotte halten. Das Zertifikat "PsychiaterIn" besagt z.B. bei AD-H-D im Erwachsenenbereich überhaupt nichts. Und so lange die Erwachsenen- Psychiatrie nicht in der Lage ist, ihren Mitgliedern den Stand der Wissenschaft zu vermitteln, muß eine solche Forderung auch als unrealistisch zurückgewiesen werden. Tatsächlich haben die ÄrztInnen nach dem Gesetz ja auch eine Versorgungspflicht, der im AD-H-D Erwachsenenbereich aber bislang nicht angemessen nachgekommen wird. Wenn Menschen 100 km fahren müssen, um ein Medikament verschrieben zu bekommen, dann kann man dies nur als medizinischen Versorgungsskandal bezeichnen. Sinnvoll erscheint uns beim gegenwärtigen Stand des Wissens und der derzeitigen Situation (12/2001), daß alle MedizinerInnen, die über eine entsprechende Fortbildung verfügen und z.B. in einem AD-H-D Qualitätszirkel mitwirken und damit supervisionsbereit sind, Ritalin® verschreiben können sollten. Es mutet ja geradezu absurd an, wenn für die Psychiatrie einerseits das Verschreibungsprivileg verlangt wird und eben diese Psychiatrie andererseits selbst noch nicht einmal über genügend fortgebildete Fach- ÄrztInnen verfügt. |
Basis- und Standard-Literatur zu Ritalin®, Methylphenidat und AD-H-D
Diese Liste wird im Laufe der Zeit inhaltlich kommentiert, modifiziert
und ergänzt (Danke
an). Hinweis: Der Ausdruck "Langzeitwirkung" ist mehrdeutig. Sofern
Spätwirkungen im Jahrzehntebereich gemeint sind, gibt es noch Forschungsbedarf.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Ritalin site:www.sgipt.org *ADS site:www.sgipt.org. |