Das große ADHS-Handbuch für Eltern
Russell A. Barkley
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Barkley, Russell A. (2.A. dt. 2005, engl. 2000). Das große ADHS-Handbuch für Eltern. Verantwortung übernehmen für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität. Aus dem Englischen übersetzt von Matthias Wengenroth. Mit einem Geleitwort von Franz Petermann. 2., erw. u. erg. Aufl. 2005. 453 S., 4 Abb., 8 Tab., Kt. Bern: Huber. ISBN: 3-456-84262-7. EURO 26.95 / CHF 46.90, erschienen 23-06-2005
Verlagstext: "Kinder sind grundsätzlich
aktiver, überschwänglicher, weniger konzentriert und impulsiver
als Erwachsene. Schwierigkeiten, die daraus entstehen, werden sich in der
Regel «auswachsen». Doch es gibt Ausnahmen, und so selten sind
diese nicht: Bei Kindern, deren Unaufmerksamkeit, Bewegungsdrang und Unbeherrschtheit
ein gewisses Maß übersteigt, besteht der Verdacht auf eine Entwicklungsstörung.
Diese wird als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung
oder ADHS bezeichnet. Um diese Störung geht es in Barkleys Buch! Er
hat es vor allem für Eltern und andere Bezugspersonen geschrieben,
die Verantwortung tragen für ein Kind mit ADHS und mehr über
die Störung und den Umgang mit ihr wissen möchten. Neueste Forschungen
bestätigen, dass die Störung weder durch Erziehungsfehler noch
durch falsche Ernährung noch durch exzessiven Fernsehkonsum ausgelöst
wird, sondern weitgehend genetisch bedingt ist. Wir wissen heute, dass
daraus entstandene Probleme nicht von alleine verschwinden. Wir wissen
auch, dass regelmäßig eingenommene Medikamente sehr hilfreich
sind, und zwar sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen und Erwachsenen.
Inzwischen ist auch klar, dass eine Ernährungsumstellung bei den meisten
Betroffenen kaum eine Wirkung zeigt. In Zeitungskolumnen wird die Störung
immer noch als Phantom hingestellt, und es wird nach wie vor behauptet,
am besten sei ihr durch mehr Disziplin zu Hause und in der Schule beizukommen.
Wer sich eingehend mit der wissenschaftlichen Literatur zum Thema beschäftigt
hat, erkennt schnell, dass all diese Aussagen unhaltbar sind.
Die zweite Auflage wurde um ein Geleitwort von Franz
Petermann erweitert, das Literatur- und das Adressenverzeichnis wurden
auf den neuesten Stand gebracht und um die einschlägigen Internetseiten
ergänzt.
«Dieses Buch stellt die Erkenntnisse bahnbrechender
Forschungsarbeiten vor, die zeigen, was man dagegen tun kann, dass eine
ADHS das Leben eines Kindes (und das seiner Eltern) ruiniert.» Intervention
in School and Clinic."
Geleitwort zur
deutschen Ausgabe von Franz Petermann 5 [Anm Geleitwort]
Vorwort 9
Einführung: Grundsätzliches zur Erziehung von Kindern
mit ADHS 18
Teil I: ADHS - was ist das?
Kapitel 1: Was heißt Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung?
43
Kapitel 2: Das Kernproblem: Der Mangel an Selbstbeherrschung
87
Kapitel 3: Die Ursachen der ADHS 109
Kapitel 4: Die Folgen der Störung: Was bedeutet es, eine
ADHS zu haben? 145
Kapitel 5: Das Kind mit ADHS im Kontext der Familie 171
Teil II: Verantwortung übernehmen: So vertreten Sie mit
Erfolg die Interessen Ihres Kindes
Kapitel 6: Soll ich mein Kind auf das Vorliegen einer ADHS untersuchen
lassen? 185
Kapitel 7: Die Vorbereitung auf die Untersuchung 193
Kapitel 8: Die Diagnose verkraften 213
Kapitel 9: Vierzehn Prinzipien für die Erziehung eines
Kindes mit ADHS 221
Kapitel 10: Was Sie für sich selbst tun können
235
Teil III: Die ADHS bewältigen: Strategien für die
Schule und zu Hause
Kapitel 11: Das Acht-Schritte-Programm zur Überwindung
von Verhaltensproblemen 249
Kapitel 12: Wenn es zu Hause nicht so läuft, wie es laufen
sollte: Die Kunst des Problemlösens 287
Kapitel 13: Die Beziehung zu Gleichaltrigen. 295
Kapitel 14: Jugendliche mit ADHS 307
Kapitel 15: Kinder mit ADHS in der Schule: Worauf Sie achten
sollten. 333
Kapitel 16: Vom ersten bis zum letzten Schultag: Erfolgsmethoden
für Schüler, Lehrer und Eltern 353
Kapitel 17: Der Schulerfolg ist nicht alles: Manchmal gibt es
Wichtigeres 381
Teil IV: Die medikamentöse Behandlung der ADHS
Kapitel 18: Die Stimulanzien 393
Kapitel 19: Andere Medikamente gegen ADHS 419
Empfohlene Bücher 427
Adressen 439
Quellenangaben 441
Register 445
Über den Autor 453
"Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (=
ADHS) handelt es sich um eine psychische Beeinträchtigung, die bei
ungefähr 4% aller Kinder bis zum zehnten Lebensjahr auftritt. Die
Häufigkeit findet man bei allen gesellschaftlichen und ethnischen
Gruppen und Nationalitäten; bei ca. 2 bis 3% der Jugendlichen und
Erwachsenen kann man diese Störung ebenso beobachten. Die damit verbundene
Problematik ist also sehr stabil und wird heute - nach 30 Jahren ADHS-Forschung
- in ihren Auswirkungen für das Erwachsenenalter voll erkannt. Von
der Störung sind sehr viel häufiger Jungen (Männer) als
Mädchen (Frauen) betroffen; die Relation beträgt ungefähr
3 zu 1.
Schon im Kindergarten kann man die ADHS diagnostizieren.
Bei allen Störungen, die sehr früh die Entwicklung eines Kindes
beeinflussen, ist die Wahrscheinlichkeit besonders groß, dass sich
eine Vielzahl von Begleit- und Folgeprobleme einstellen. Bei mindestens
der Hälfte der Kinder mit ADHS tritt oppositionelles Verhalten und
im späteren Kindes- und Jugendalter aggressiv-dissoziales Verhalten
auf. Weiterhin weisen ungefähr ein Viertel Kinder in der Folge Lernprobleme
und Teilleistungsdefizite im schulischen ich auf. Bei knapp 20% wird auch
von emotionalen Störungen (vor allem von Angststörungen) berichtet.
Das frühe Auftreten und die Problemvielfalt haben zur Folge, dass
Kinder mit ADHS eine ungünstige Entwicklungsprognose besitzen.
Erscheinungsformen. Kinder mit ADHS zeigen eine Vielzahl von Handlungen und Aktivitäten, die in ihrer Ausprägung und Beständigkeit (Häufigkeit) als unangemessen empfunden werden. Diese Kinder sind nicht in der Lage, sich und ihre Aktivitäten zu bremsen und ihr Aktivitätsniveau zu reduzieren. Sie befinden sich in einer ständigen Ruhelosigkeit und ihre Aktivitäten können von ihnen kaum gesteuert werden. Typische, gut beobachtbare Verhaltensweisen sind:
Hinzu kommt impulsives Verhalten, das sich zum Beispiel wie folgt
äußert:
Bei einer Vielzahl von Kindern treten zudem Aufmerksamkeitsstörungen
auf, die sich wie folgt beschreiben lassen:
Russell A. Barkley betont bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung
vor allem die unzureichende Fähigkeit, "unmittelbare Reaktionen auf
die momentane Situation zurückzuhalten und Zeit- und Zukunftsaspekte"
im eigenen Handeln zu berücksichtigen (S. 17 in diesem Buch).
ADHS - ein stabiles Handicap. In allen Entwicklungsphasen weisen Kinder und Jugendliche mit ADHS Auffälligkeiten auf. So treten im Säuglings- und Kleinkindalter Schlaf- und Essprobleme auf, im Kindergarten- und Vorschulalter sind folgende Verhaltensweisen auffällig:
Im Grundschulalter sind große Unruhe und Ablenkbarkeit
im Unterricht, Lernschwächen und oppositionelles (meist auch aggressives)
Verhalten typisch. Das problematische Verhalten muss nicht in allen Situationen
auftreten. Es hängt von den Anforderungen und Personen in einer Situation
ab, ob zum Beispiel Laufen oder Stillsitzen gefordert wird. In der Regel
kann man Kinder mit ADHS von unauffälligen Kindern beim freien Spiel
nicht unterscheiden. Erst wenn ein bestimmtes Spiel, das im Sitzen durchgeführt
werden soll, vorgegeben wird, kann man als Beobachter Unterschiede erkennen.
Kinder mit ADHS sind also nicht einfach nur aktiver als andere, sondern
sie haben besondere Probleme, ihre Aktivitäten zu kontrollieren und
zu hemmen.
Bei der ADHS liegt eine besonders stabile Störung vor. So berichten auch im Jugend- und jungen Erwachsenenalter noch bis zu 50% der Betroffenen von bedeutsamen Problemen. Im Unterschied zu den Symptomen im Kindesalter ist im Jugendalter eine Verschiebung der Symptome zu beobachten. So tritt mit zunehmendem Alter die Hypermotorik zurück und Probleme mit impulsivem Verhalten bis hin zu aggressivem Verhalten treten in den Vordergrund. Bei den Jugendlichen liegen zudem oft weitere psychische Probleme vor, die mit häufig erlebten Misserfolgen und Frustrationen - hervorgerufen durch die Kernsymptome der ADHS - im Zusammenhang stehen. Es können soziale Ängste und Leistungsängste durch einen mangelnden Schulerfolg bis hin zu depressiven Symptomen auftreten. Besonders im Zusammenhang mit dem im Jugendalter in den Vordergrund rückenden aggressiven Verhaltensweisen weisen die Betroffenen auch vermehrt Probleme mit Alkohol oder Drogen auf.
Ursachen. Im Wesentlichen können drei Ursachenbereiche belegt werden: biologische, psychische und soziale Faktoren. In Familien mit ADHS tritt diese Problematik gehäuft auf. So sind die Geschwister, Eltern oder andere andere Verwandte von Kindern mit ADHS etwa viermal häufiger ebenfalls von dieser Störung betroffen - verglichen mit Familienmitgliedern gesunder Kinder. Neben einer genetischen Disposition wurden unter dem Blickwinkel biologischer Ursachen auch Störungen des Neurotransmitterstoffwechsels (vor allem beim Dopamin) gefunden. Hier setzt die medikamentöse Therapie mit Metylphenidat an, die zu einer zentralnervösen Stimulation beiträgt.
Besonders intensiv haben sich Klinische Kinderpsychologen und Neuropsychologen mit der Störung der Selbstregulation, also der mangelnden Hemmung von Impulsen, beschäftigt. Diese führt zu einer Beeinträchtigung verschiedener neuropsychologischer Funktionen wie beispielsweise
Ebenso gut belegt sind die ungünstigen Interaktionsformen in
Familien mit von ADHS betroffenen Kindern. An diesen möglichen Ursachen
knüpfen die meisten modernen Verhaltenstherapieprogramme zur Behandlung
solcher Kinder an.
..."
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