Der Plausibilitätsbegriff
bei Georg Polya in seinem Werk
Plausibles Schließen Bd.
1
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
Hauptseite Plausibilität in der Mathematik
* Polya 2. Band Plausibles Schließen
*
Haupt- und Verteilerseite Plausibilität
* Eigene Untersuchung Plausibilitätsbegriff
*
Haupt- und Verteilerseite
Begriffsanalysen * Methodik
der Begriffsanalysen nach Wittgenstein *
Polya zur Organisation seines Werks
Aus dem Vorwort ergibt sich zur Orientierung die Organisation des zweibändigen
Werkes, wobei der 2. Bd. die Fortsetzung des 1. Bds. ist. Die 2. Auflage
1969 des 1. Bandes ist nur ein Nachdruck der 1. Auflage von 1962:
Auswertungsmethode
Gemäß der Empfehlung Polyas habe ich mir zunächst den
ersten Band vorgenommen und systematisch nach dem Suchtext "plausib" durchsucht.
Der Suchtext "plausib" wird 91 mal gefunden. In den Titelseiten 2x, im
Inhaltsverzeichnis 1x, in den Kopfzeilen 27x S. 284-310, Titel Kapitel
XV 1x, in der Bibliographie 3x, ergibt 34, so dass 91-34 = 57 textliche
Fundstellen bleiben, in denen der Plausibilitätsbegriff erklärt,
begründet oder gar definiert sein könnte. Zur leichteren Bezugnahme
und Verständigung habe ich jede Fundstelle von 1,2,...57 indiziert.
Inhaltliche Ergebnisse der Auswertung
des 1. Bandes
Nachdem die Zusammenfassung natürlich auf den einzelnen Fundstellen
beruht, sind Wiederholungen unvermeidlich, wofür ich um Verständnis
bitte.
Gesamtergebnis 1. Band: Der Plausibilitätsbegriff
bleibt ungeklärt.
Im gesamten 1. Band wird in allen 57 Fundstellen weder der Plausibilitätsbegriff
noch plausibles Schließen erklärt. Was Plausibilität bei
Polya bedeutet ist durch Nachahmung und Übung seiner Beispiele, sozusagen
learning by doing im wahrsten Sinne des Wortes herauszufinden, wie sich
aus dem Vorwort plausibel ;-) ergibt. Das bestätigt auch die Schlussbemerkung
Polya1962-1-S.311-55:
Ende der Zusammenfassung Polya 1. Bd.
Zur besseren Einordnung der Fundstellen habe ich die Inhaltsverzeichnisse sozusagen als Kontextrahmen der entsprechenden Kapitel beigegeben. Manche enthalten gar keine Fundstellen (II, IV, V, VI), was aber auch interessant sein kann. Es werden sämtliche Erwähnungen erfasst und auf ihren Gehalt hin untersucht. Die Fundstellen werden fortlaufend numeriert und links am Begriff indiziert. Wichtiger objekt- oder metasprachliche Ausdrücke werden rechts am Begriff indiziert. So bedeutet
Vorwort
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S9-1,2,3:
Bei den ersten drei Erwähnungen "plausiblen Schließens" erfahren
wir nicht, was darunter zu verstehen ist, nur, dass es "gewagt, strittig
und provisorisch" sein soll, womit allerdings drei (metasprachliche) Polya-Kriterien
für Plausibilität genannt sind. Angemerkt sei, dass Polya das
Thema Objekt- und Metasprache im 1. und auch im 2. Band nicht behandelt
(keine Fundstelle für "Objektsprache" oder "Metasprache". Alles Empirische
gehört nach Polya zum unsicheren plausiblen Schließen.
Damit sind die beiden Pole des Schließens sehr allgemein und sehr
weit (un)bestimmt. Vergegenwärtigt man sich jedoch den Grundlagenstreit
der Mathematik erscheint sehr fraglich, ob die Auffassung Polyas
"sicher, unbestreitbar und endgültig" wirklich für das demonstrative
Schließen in Mathematik und Logik gilt. Jeder Beweis beruht
auf Voraussetzungen und gilt auch nur relativ zu diesen. So betrachtet
gibt es womöglich keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen
mathematischem und nicht-mathematischem Beweis,
was der mathematische und wissenschaftliche mainstream anders sieht.
Anmerkung Sprachstufen. Ein Schluss ist kein Sachverhalt der Wirklichkeit, sondern eine Konstruktion des menschlichen Geistes und ein logischer Ausdruck mindestens der Metastufe 1. Spricht man über die Qualität oder Güte eines Schlusses, befindet man sich mindestens auf Metastufe 2. Ein plausibler Schluss ist auf der gleichen metasprachlichen Ebene wie ein demonstrativer Schluss. Sie gehören unterschiedlichen Kategorien der gleichen Ebene an. Eine interessante Frage ist die Beziehung zwischen logischen Schlüssen und ihrer Bedeutung für die Wirklichkeit. |
Polya1962-1-Vorwort-S10f-4 bis 6: "... Was immer
wir Neues über die Welt erfahren, involviert 4plausibles
Schließen, die einzige Art des Schließens, die uns im Alltag
interessiert. Demonstratives Schließen hat starre, von der Logik
(der demonstrativen oder formalen Logik), welche ja die Theorie des demonstrativen
Schließens ist, niedergelegte und erläuterte Normen. Die Normen
des 5plausiblen Schließens
sind fließend, und es gibt keine Theorie des 6plausiblen
Schließens, die sich an Klarheit mit der demonstrativen
Logik vergleichen läßt oder in ähnlichem Maß auf
ungeteilte Zustimmung Anspruch erheben kann.
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S10f-4 bis 6: Bei den Erwähnungen
"plausiblen Schließens" 4, 5, 6 erfahren wir nicht, was darunter
zu verstehen ist, nur dass die Grenzen fließend sind und es nach
Polya keine der Klarheit der Logik vergleichbare Theorie des plausiblen
Schließens gibt.Wie kann er das alles wissen, wo er doch gar nicht
weiß, was plausiblen Schließen ist.
Bisheriger Stand: von 1-6 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
2. Ein weiterer, die beiden Schlußweisen betreffender
Punkt verdient unsere Aufmerksamkeit. Jeder weiß, daß die Mathematik
eine ausgezeichnete Gelegenheit bietet, um demonstratives Schließen
zu lernen, aber ich behaupte, daß es in den üblichen Schullehrplänen
keinen Gegenstand gibt, der eine auch nur annähernd so gute Gelegenheit
gewährt, um 7plausibles Schließen
zu lernen. Ich wende mich an alle, die sich für die Mathematik interessieren,
ganz gleich auf welcher Stufe, und ich sage: Gewiß, laßt uns
beweisen lernen, laßt uns aber auch erraten lernen. Dies klingt
etwas paradox, und ich muß einige Punkte erwähnen, um etwaigen
Mißverständnissen vorzubeugen.
Die Mathematik wird als demonstrative Wissenschaft
angesehen. Doch ist das nur einer ihrer Aspekte. Die fertige Mathematik,
in fertiger Form dargestellt, erscheint als rein demonstrativ. Sie besteht
nur aus Beweisen. Aber die im Entstehen begriffene Mathematik gleicht jeder
anderen Art menschlichen Wissens, das im Entstehen ist. Man muß einen
mathematischen Satz erraten, ehe man ihn beweist; man muß die Idee
eines Beweises erraten, ehe man die Details ausführt. Man muß
Beobachtungen kombinieren und Analogien verfolgen; man muß immer
und immer wieder probieren. Das Resultat der schöpferischen Tätigkeit
des Mathematikers ist demonstratives Schließen, ist ein Beweis; aber
entdeckt wird der Beweis durch 8plausibles
Schließen, durch Erraten. Wenn das Erlernen der Mathematik
einigermaßen ihre Erfindung widerspiegeln soll, so muß es einen
Platz für Erraten, für 9plausibles
Schließen haben.
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S10f-7 bis 9: Bei den Erwähnungen
"plausiblen Schließens" 7 und 8 erfahren wir nicht, was darunter
zu verstehen ist; kein Beweis, aber anscheinend eine wichtige Vorstufe
zum Beweis.
Bisheriger Stand: von 1-9 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Wie wir sagten, gibt es zwei Arten des Schließens,
demonstratives Schließen und 10plausibles
Schließen. Ich möchte bemerken, daß sich ]>11]
die beiden nicht widersprechen; im Gegenteil, sie ergänzen sich. Im
strengen Schließen ist es Hauptsache, Beweis von Vermutung zu unterscheiden,
eine gültige Beweisführung von einem ungültigen Versuch.
Im 11plausiblen Schließen
ist es Hauptsache, Vermutung von Vermutung, eine vernünftigere von
einer weniger vernünftigen zu unterscheiden. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit
auf beide Unterscheidungen richten, werden beide vielleicht klarer.
Wer sich ernsthaft mit der Mathematik befaßt
und sich ihr ganz widmet, muß demonstratives Schließen lernen;
das ist sein Beruf und ist das auszeichnende Merkmal seiner Wissenschaft.
Wenn er jedoch wirklich Erfolg haben will, muß er auch 12plausibles
Schließen lernen; das ist die Schlußweise, von der
seine schöpferische Tätigkeit abhängen wird. Auch wer sich
nicht als Fachmann mit der Mathematik befaßt, sollte mit demonstrativem
Schließen bekannt werden; er mag wenig Gelegenheit haben, es direkt
zu gebrauchen, aber er sollte sich eine Norm aneignen, mit der er angebliche
Beweise aller Art vergleichen kann, die im modernen Leben auf ihn losgelassen
werden. Dagegen wird er 13plausibles Schließen
brauchen bei allem, was immer er anfängt. Jedenfalls sollte jeder,
der das Studium der Mathematik mit einigem Ehrgeiz betreibt, versuchen,
was auch seine anderen Interessen sein mögen, beide Schlußweisen,
die demonstrative und die 14plausible,
zu lernen.
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S10f-10 bis 14: Bei den Erwähnungen
10-14 erfahren wir nicht, was unter "plausiblem Schließen" zu verstehen
ist.
Bisheriger Stand: von 1-14 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
3. Ich glaube nicht, daß
es eine unfehlbare Methode gibt, das Erraten zu lernen. Jedenfalls kenne
ich sie nicht, wenn es eine solche gibt, und maße mir ganz gewiß
nicht an, sie auf den folgenden Seiten darzustellen. Die zweckmäßige
Anwendung
15plausiblen Schließens
ist eine praktische Kunstfertigkeit und wird wie jede andere praktische
Kunstfertigkeit durch Nachahmung und Übung erlernt. Ich werde mein
Bestes für den Leser tun, dem daran liegt, 16plausibles
Schließen zu lernen, aber was ich zu bieten habe, sind nur Beispiele
zur Nachahmung und Gelegenheit zur Übung." \g
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S12f-15 und 16: Bei den Erwähnungen
15, 16 erfahren wir nicht, was unter "plausiblem Schließen" zu verstehen
ist. Ploya postuliert die Hypothese, dass man Regeln und Prinzipien zwar
(implizit) lernen kann, wenn man Beispiele bearbeitet, aber man kann sie
nicht ausdrücklich formulieren. Das ist eine interessante Hypothese,
die in der Psychologie des Alltagslebens als gut bestätigt anzusehen
ist, wobei wir hier aber in der Mathematik und Wissenschaft sind. Ob diese
Hypothese richtig ist, dass man keine Regeln und Prinzipien ausdrücklich
formulieren kann, lässt sich durch eine Analyse der Beispiele feststellen.
Aber diese Arbeit hätte Polya selber machen müssen und im 2.
Band macht er ja auch welche, was seiner Aussage hier im Grunde wiederspricht.
Bisheriger Stand: von 1-16 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S12f-17 bis 18: Bei den Erwähnungen
17, 18 erfahren wir nicht, was unter "plausiblem Folgern" oder "plausible
Schlüsse zu ziehen" zu verstehen ist. Es soll sich ein Verständnis
durch das Bearbeiten und Lösen der Aufgabe einstellen. An dieser Stelle
scheint es, als ob plausibel sei, was zur Lösung der Aufgabe führt.
Bisheriger Stand: von 1-18 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
4. Die in diesem Buch zusammengestellten Beispiele
von 19plausiblem Schließen
können noch einem anderen Zweck dienlich gemacht werden: Sie können
ein viel umstrittenes philosophisches Problem erhellen, nämlich das
Problem der Induktion. Die kritische Frage ist diese: Gibt es Induktionsregeln
? Manche Philosophen sagen Ja, die meisten Naturwissenschaftler Nein. Um
diese Frage nutzbringend zu besprechen, sollte man sie anders stellen.
Auch sollte man sie anders behandeln, mit weniger Berufung auf herkömmliche
schablonenhafte Ausdruckweisen oder neumodische Formalismen, dafür
in engerer Berührung mit der Praxis des Naturwissenschaftlers. Man
beachte nun, daß induktives Schließen ein Sonderfall von 20plausiblem
Schließen ist. Man beachte ferner (was moderne Autoren fast vergessen,
aber ältere Autoren wie EULER und LAPLACE klar erkannt haben), daß
induktive Beweisstützen in der Mathematik eine ähnliche Rolle
spielen wie in der physikalischen Forschung. Man wird dann vielleicht die
Möglichkeit gewahr, durch das Studieren und Vergleichen von Beispielen
21plausiblen
Schließens
bei mathematischen Gegenständen Aufschluß über induktives
Schließen überhaupt zu erlangen. Und so öffnet sich das
Tor für die
Untersuchung der Induktion auf induktive Weise.
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S13-19 bis 21: Die Erwähnungen 19,
20 und 21 erklären nicht, worin plausibles Schließen besteht,
was unter Plausibilität zu verstehen ist. Ohne zu wissen, was plausibles
Schließen ist, erfährt man hier, dass induktives Schließen,
das auch nicht erklärt wird, jedenfalls ein Sonderfall plausiblen
Schließens ist.
Bisheriger Stand: von 1-21 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Wenn ein Biologe es unternimmt,
irgendein allgemeines Problem, sagen wir aus der Genetik, zu untersuchen,
so ist es sehr wichtig, daß er als Untersuchungsmaterial solche Pflanzen
und Tiere wählt, die sich für die experimentelle Erforschung
seines Problems eignen. Wenn ein Chemiker sich vornimmt, irgendein allgemeines
Problem, sagen wir chemische Reaktionsgeschwindigkeiten, zu untersuchen,
so ist es [>14] sehr wichtig, daß er als Material für die in
bezug auf sein Problem einschlägigen Experimente solche Substanzen
wählt, mit denen sich diese Experimente leicht ausführen lassen.
Die Wahl von geeignetem Versuchsmaterial ist in der induktiven Untersuchung
jedes Problems von großer Bedeutung. Es scheint mir, daß die
Mathematik in mehr als einer Hinsicht das geeignetste Versuchsmaterial
für die wissenschaftliche Untersuchung des induktiven Schließens
ist. Diese Untersuchung schließt Experimente gewissermaßen
psychologischen Charakters ein. Man muß es erleben, wie das Vertrauen
zu einer Vermutung durch verschiedene Arten von Beweisgründen beeinflußt
wird. Mathematische Gegenstände eignen sich, dank der ihnen innewohnenden
Einfachheit und Klarheit, viel besser zu einem psychologischen Experiment
dieser Art als Gegenstände aus irgendeinem anderen Gebiet. Auf den
folgenden Seiten wird der Leser reichlich Gelegenheit finden, sich hiervon
zu überzeugen.
Ich finde es philosophischer, die allgemeinere Idee
des 22plausiblen Schließens
zu untersuchen anstatt des Sonderfalls, den induktives Schließen
darstellt. Ich glaube, daß die in diesem Buch zusammengestellten
Beispiele sich zu einer scharf umrissenen und einigermaßen zufriedenstellenden
Ansieht von 23plausiblem Schließen
zusammenfügen. Ich will jedoch dem Leser meine Ansichten nicht aufdrängen.
In der Tat teile ich sie im ersten Band nicht einmal mit; die Beispiele
sollen selbst sprechen. Die ersten vier Kapitel des zweiten Bandes sind
jedoch einer ausführlicheren allgemeinen Besprechung des 24plausiblen
Schließens gewidmet. Dort gebe ich formell die Struktur der durch
die vorangegangenen Beispiele nahegelegten 25plausiblenFolgerungsweisen
an. Ich versuche, sie auf eine systematische Form zu bringen und gebe eine
teilweise Übersicht über ihre Beziehungen zueinander und zu dem
Begriff der Wahrscheinlichkeit. Ich weiß nicht, ob der Inhalt dieser
vier Kapitel es verdient, als Philosophie bezeichnet zu werden. Wenn das
Philosophie ist, ist es jedenfalls eine ziemlich erdnahe Art von Philosophie,
der mehr daran gelegen ist, konkrete Beispiele und konkretes menschliches
Verhalten zu verstehen als Allgemeinheiten breitzutreten. Ich weiß
natürlich noch weniger, wie das endgültige Urteil über meine
Ansichten ausfallen wird. Ich habe aber das zuversichtliche Gefühl,
daß meine Bei-[>15] spiele jedem nützlich sein können,
der leidlich unvoreingenommen an das Studium der Induktion herangeht, und
dem daran gelegen ist, seine Ansichten in enger Berührung mit den
beobachtbaren Tatsachen zu bilden.
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S14-22 bis 25: Die Erwähnungen 22,
23, 24 und 25 erklären nicht, worin plausibles Schließen und
plausible Folgerungsweise bestehen und was unter Plausibilität zu
verstehen ist.
Bisheriger Stand: von 1-25 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
5. Diese Arbeit über Mathematik und 26plausibles
Schließen, die ich immer als Einheit angesehen habe, zerfällt
auf natürliche Weise in zwei Teile: Induktion und Analogie in der
Mathematik (Band I) und Typen und Strukturen 27plausibler
Folgerung (Band II). Im Interesse des Lesers erscheinen diese Teile
in zwei getrennten Bänden. Band I ist unabhängig von Band II,
aber ich glaube, die meisten Leser sollten diesen ersten Band erst sorgfältig
durchsehen, ehe sie an den zweiten herangehen. Der erste Band enthält
hauptsächlich die mathematische Substanz des Werkes und liefert Daten
für die induktive Untersuchung der Induktion im zweiten Band. Mancher
Leser, der in der Mathematik vorgerückt und erfahren ist, wird vielleicht
gleich zum zweiten Band greifen wollen; auch für diesen wird es eine
Annehmlichkeit sein, ihn getrennt zu haben. Im Interesse bequemer Bezugnahme
auf den Text sind die Kapitel beider Bände durchgehend numeriert.
Ich habe das Werk nicht mit einem Index ausgestattet, da ein solcher dazu
verleiten konnte, die Terminologie starrer zu machen, als es dem Autor
in einem Werk dieser Art wünschenswert erscheint. Ich glaube, daß
das Inhaltsverzeichnis ein zufriedenstellender Führer durch das Buch
sein wird.
Das vorliegende Werk bildet eine Fortsetzung meines
früheren Buches How to Solve ItFN1). Der Leser, der sich für
den Gegenstand interessiert, sollte beide lesen. Die Reihenfolge, in welcher
er sie liest, ist unwichtig. Das vorliegende Werk ist so abgefaßt,
daß es unabhängig von dem früheren gelesen werden kann.
In der Tat finden sich in diesen Bänden nur wenige direkte Hinweise
auf das frühere Werk, und sie können bei einer ersten Lektüre
außer acht gelassen werden. Doch finden sich auf fast jeder Seite
indirekte Hinweise auf das frühere Buch, auf manchen Seiten in fast
jedem Satz. Wiederum liefert das [>16] gegenwärtige Buch zahlreiche
Aufgaben und einige fortgeschrittenere Beispiele für das frühere
Werk, in welchem sie in Anbetracht seines geringen Umfangs und seines elementaren
Charakters keinen Platz gefunden hatten.
Ebenso besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen
dem vorliegenden Buch und einer Sammlung von Aufgaben aus der Analysis
von G. SZEGÖ und dem Verfasser (siehe die Bibliographie). Die Aufgaben
in dieser Sammlung sind sorgfältig in Serien angeordnet, so daß
sie sich gegenseitig stützen, sich gegenseitig Anhaltspunkte liefern,
einen gewissen Gegenstand gemeinsam behandeln und dem Leser die Gelegenheit
geben, sich in verschiedenen beim Aufgabenlösen wichtigen Griffen
zu üben. In der Behandlung der Aufgaben folgt das gegenwärtige
Werk der von dem früheren eingeführten Methode. Dieser Zusammenhang
ist nicht ohne Bedeutung.
Zwei Kapitel in Band II befassen sich mit der Wahrscheinlichkeitslehre.
Das erste dieser Kapitel hängt in gewissem Sinne mit einer elementaren
Darstellung der Wahrscheinlichkeitsrechnung zusammen, die der Autor vor
mehreren Jahren geschrieben hat (siehe die Bibliographie). Die zugrunde
liegenden Ansichten über Wahrscheinlichkeit und die Ausgangspunkte
sind die gleichen, aber sonst liegen wenig Berührungspunkte vor.
Einige von den in diesem Buch dargebotenen Ansichten
habe ich schon in früheren, in der Bibliographie zitierten Arbeiten
zum Ausdruck gebracht. Längere Stellen aus Arbeiten Nr. 4, 6, 8, 9
und l0 sind dem folgenden Text einverleibt worden. Meine Anerkennung und
mein bester Dank richten sich an die Herausgeber des American Mathematical
Monthly, der Etudes de Philosophie des Sciences en Hommage a Ferdinand
Gonseth und der Proceedings of the International Congress of Mathematicians
1950, die mir freundlicherweise die Erlaubnis gaben, diese Stellen
abzudrucken.
Ich habe den Inhalt dieses Buches in der Hauptsache
in meinen Vorlesungen vorgetragen, Teile davon sogar mehrmals. In manchen
Abschnitten habe ich den Ton der mündlichen Darstellung gewahrt. Ich
glaube nicht, daß ein solcher Ton im allgemeinen in einer gedruckten
Darstellung der Mathematik ratsam ist, aber im gegenwärtigen Fall
mag er geeignet, oder zum mindesten entschuldbar sein.[>17]
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S15-26 bis 27: Die Erwähnungen 26
und 27 erklären nicht, worin plausibles Schließen und Folgern
besteht, was unter Plausibilität zu verstehen ist.
Bisheriger Stand: von 1-27 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
6. Das letzte Kapitel von Band II, das von Entdeckung
und Unterricht handelt, verbindet den Inhalt des gegenwärtigen Buchs
ausdrücklicher mit dem verwandten früheren Werk des Autors (Schule
des Denkens) und deutet auf eine eventuelle Folge hin.
Die zweckmäßige Anwendung von 28plausiblem
Schließen spielt beim Aufgabenlösen eine wesentliche Rolle,
und das vorliegende Buch sucht diese Rolle an vielen Beispielen zu erläutern.
Aber es gibt noch andere Aspekte des Aufgabenlösens, die eine ähnliche
Erläuterung brauchen. Viele Punkte, die hier nur gestreift worden
sind, erfordern weitere Bearbeitung. Meine Ansichten über 29plausibles
Schließen sollten denen anderer Autoren gegenübergestellt werden,
die historischen Beispiele sollten gründlicher ausgewertet, die Ansichten
über Entdeckung und Lehren soweit wie möglich mit den Methoden
der Experimentalpsychologie untersucht werdenFN2) und so weiter. Verschiedene
solche Aufgaben bleiben offen, auch möchten einige davon undankbar
sein.
Das vorliegende Buch ist kein Lehrbuch. Ich hoffe
aber, daß es im Lauf der Zeit die übliche Darstellung der Mathematik
in den Lehrbüchern und deren Aufgabenauswahl beeinflussen wird. Die
Lehrbücher der geläufigeren Unterrichtsfächer in diesem
Sinn umzuarbeiten braucht keine undankbare Aufgabe zu sein.
Kommentar-Polya1962-1-Vorwort-S17-28 bis 29: Die Erwähnungen 28
und 29 erklären nicht, worin plausibles Schließen besteht, was
unter Plausibilität zu verstehen ist.
Bisheriger Stand: von 1-29 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
7. Ich möchte der Princeton University Press
meinen Dank ausdrücken für ihre sorgfältige Drucklegung
und besonders Herrn HERBERT S. BAILEY jr., dem Leiter des Verlags, für
seine verständnisvolle Hilfe in so mancher Hinsicht. Ich bin auch
Frau PRISCILLA FEIGEN für die Herstellung der Maschinenschrift und
Herrn JULIUS G. BARON für seine freundliche Hilfe beim Korrekturlesen
sehr verpflichtet.
Stanford University
Georg Pólya
Mai 1953
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel I Induktion 1
Fundstelle "plausib"
Kapitel I. Induktion
21
Polya1962-1-S.26: "Die Vermutung verifiziert sich in allen hier
untersuchten Fällen. Jede Verifizierung, die unsere Tabelle verlängert,
stärkt die Vermutung, Macht sie glaubhafter, erhöht ihre 30Plausibilität.
Natürlich kann aber kein noch so großes Ausmaß an Verifizierungen
die Vermutung beweisen."
Kommentar-Polya1962-1-S.26: Die Erwähnung 30 erkläret nicht,
was unter Plausibilität zu verstehen ist. Behauptet wird die mainstream
Auffassung, dass keine noch so große Anzahl an Verifizierungen (mathematische)
Beweiskraft hat (kritisch siehe bitte hier).
Bisheriger Stand: von 1-31 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Kommentar-Polya1962-1-S.69-31: Hier wird die Idee thematisiert, dass
eine Vermutung nur plausibel erscheinen kann, ohne es tatsächlich
zu sein, wobei wiederum offen bleibt, was unter plausibel zu verstehen
ist.
Bisheriger Stand: von 1-31 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Polya1962-1-S.70-32: "3. Weitere stützende Beobachtungen.
Dank den vorangegangenen Verifizierungen ist unsere Vermutung merklich
32plausibler
geworden; ist sie aber jetzt bewiesen? Keineswegs. ..."
Kommentar-Polya1962-1-S.70: Hier formuliert Polya ein wichtiges
Plausibilitätskriterium, nämlich die Anzahl der Verifizierungen
(weitere stützende Beobachtungen). Hier hätte er eigentlich auch
die Anzahl der Falsifizierungen berücksichtigen müssen, zumal
er den allgemeinen Gedanken S. 73 formuliert: "Ein Fall, der im Einklang
mit der Vermutung steht, macht diese wahrscheinlicher, ein im Widerspruch
damit stehender Fall widerlegt sie, und hier beginnt der Unterschied."
Bisheriger Stand: von 1-32 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen, aber ein positives Kriterium. |
Polya1962-1-S.84: "... Wir scheinen die gestellte Aufgabe gelöst
zu haben. Oder es ist uns wenigstens gelungen, auf eine 33plausible
Vermutung zu kommen, die von allem bisher gesammelten Beweismaterial
gestützt wird."
Kommentar-Polya1962-1-S.84-33: =Plausible Vermutung wird nicht erklärt.
Bisheriger Stand: von 1-33 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Kapitel IV. Induktion in der Zahlentheorie *** keine Fundstelle "plausib"
Kapitel IV. Induktion in der Zahlentheorie
100
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel V. Diverse Induktionsbeispiele.
123-143 *** keine Fundstelle "plausib"
Kapitel V. Diverse Induktionsbeispiele
123
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel VI 1. Eine allgemeinere
Formulierung 143-167 *** keine Fundstelle "plausib"
Kapitel V 1. Eine allgemeinere Formulierung
143
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel VII. Vollständige Induktion
1 Fundstelle "plausib"
Kapitel VII. Vollständige Induktion
167
Polya-1962-1-S.170-34: "Wir haben hier ein grundsätzlich
wichtiges Beweisverfahren. Es wird der «Schluß von n auf n
+ 1» oder auch «vollständige Induktion» genannt.
Die letztere Bezeichnung ist ein sehr unangebrachter Name für ein
Beweisverfahren, da Induktion (in dem Sinn, in dem der Ausdruck meistens,
und auch hier, gebraucht wird) nur einen 34Plausibilitätsschluß,
nicht einen Beweisschluß liefert."
Kommentar-Polya1962-1-S.170-34: "nur" ein Plausibilitätsschluss
wird nicht erklärt.
Bisheriger Stand: von 1-34 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel VIII. Maxima und Minima 185-214
Eine Fundstelle "plausib"
Kapitel VIII. Maxima und Minima
185
Polya1962-1-S.187-35,36: "Die Lösung unserer
Aufgabe ist nicht unmittelbar ersichtlich. Aber selbst, wenn wir noch nicht
wissen,
wo das Maximum erreicht wird, zweifeln wir nicht daran,
daß
es irgendwo erreicht wird. Warum ist das so 35plausibel
?
Wir können uns Rechenschaft über diese 36Plausibilität
geben, wenn wir uns die Variation des Sehwinkels vergegenwärtigen,
dessen Maximalwert wir zu finden suchen.
"
_
Kommentar-Polya1962-1-S.187-35,36: Auch hier wird "so plausibel" nicht
erklärt, aber auf ein Beispiel verwiesen, aus dem sich das Begriffsverständnis
erhellen solle.
Auch wenn es die Analogie nicht ganz trifft, so mag sie doch eine Hintergrundrolle spielen: Aus der Alltagswahrnehmung weiß man, die Gegenstände erscheinen größer, wenn man sich auf sie zubewegt und kleiner, wenn man sich weg bewegt. Warum können wir eine solche Erfahrung als plausibel beurteilen? Ich denke, weil es eben eine Erfahrung jedermans ist. Aber diese Erfahrung trifft es nicht richtig, weil das Maximumn nicht dazwischen liegt, sondern am Gegenstandspunkt. Man kann kann sich aber ein Tor vorstellen durch das man gehen kann. Je mehr man sich ihm nähert, desto größer erscheint es und je mehr man sich nach Durschreiten von ihm entfernt, desto kleiner erscheint es. Das trifft es schon ganz gut, aber auch noch nicht völlig wie die Beispielzeichnung zeigt. Die Grunderfahrung für das Beispiel konnte lauten: vor-größer, zurück-kleiner oder umgeklehrt. So könnte man es experimentell angehen, obwohl das genaue Maximum so wahrscheinlich gefunden werden kann, weil man in der engeren Maximumsumgebung keine Wahrnehmungsunterschiede mehr feststellen kann, es dann vielleicht 5, 10 oder 20 Maximapunkte gibt. Ist die Maximumsbehauptung nur plausibel oder nicht einfach richtig? Aber wenn ein Maximum gesucht wird, denke ich zunächst an folgende drei Möglichkeiten: es gibt ein Maximum, es gibt mehrere Maxima, es gibt kein Maximum. Man könnte die Extreme prüfen: X als Verlängerung von AB, Polya spricht hier vermutlich von "Ausgangspunkt" Von der Schule her dämmert mir noch, dass die Kurve stetig sein muss, um differenzierbar zu sein und ein Maximum zu finden. Bisheriger Stand: von 1-35 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen; Verweis auf ein Beispiel (den größten Sehwinkel suchen). |
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel IX. Physikalische Mathematik 215-252
2 Fundstellen "plausib"
Kapitel IX. Physikalische Mathematik
215
Polya1962-1-S. 226-37: "... Diese Gewichte können
nicht gleich sein: Wären sie es, so wäre A X B in der
Gleichgewichtsstellung eine gerade Linie (dies scheint
wenigstens 37plausibel),
und A X B wäre nicht dazu geeignet, die Bahn des gebrochenen
Lichtes darzustellen. ..."
Kommentar-Polya1962-1-S.226-37: Plausibel wird nicht erklärt.
Bisheriger Stand: von 1-37 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Polya1962-1-S.237f-38,39: "... Aber dieser Schritt
beruht nur auf einer heuristischen Grundlage, auf physikalisch [>238] ingenieurhafter
Intuition; er ist nicht logisch gerechtfertigt. Er ist 38plausibel,
sogar sehr 39plausibel,
aber er ist kein Beweis. ..."
Kommentar-Polya1962-1-S.237f-38,39: Plausibel wird so wenig erklärt
wie sehr plausibel
Bisheriger Stand: von 1-39 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel X. Das isoperimetrische Problem.
252-283 5 Fundstellen "plausib"
Kapitel X. Das isoperimetrische Problem
252
Polya1962-1-S.254-40: "Was ist der Unterschied
zum Fall des Kreises? Wir sind zugunsten des Kreises voreingenommen.
Der Kreis ist die vollkommenste Figur; wir glauben gerne, daß der
Kreis neben seinen anderen Vollkommenheiten bei gegebenem Inhalt den kürzesten
Umfang hat. Das induktive Argument, auf welches DESCARTES hinweist, erscheint
so überzeugend, weil es eine von vornherein 40plausible
Vermutung bekräftigt."
Kommentar-Polya-1962-1-S.254-40: Was eine von "vornherein plausible
Vermutung" ist, wird nicht erklärt.
Bisheriger Stand: von 1-40 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Polya1962-1-S.265-41: "7. Sehr nahe daran.
Die Konsequenzen, deren Ableitung uns gelungen ist, machen den isoperimetrischen
Satz höchst
41plausibel.
Aber sie leisten noch mehr. Sie erwecken in uns das Gefühl, daß
«sehr viel in ihnen steckt», daß wir «sehr nahe»
an der endgültigen Lösung, dem vollständigen Beweis, sind."
Kommentar-Polya-1962-1-S.265-41: "sehr nahe dran", "höchst plausibel".
Bisheriger Stand: von 1-41 keine Erklärung zu plausibel und "höchst plausibel." |
Polya1962-1-S. 280-42: "Wenden wir uns dem folgenden
einfacheren Fall zu, um eine 42plausible
Antwort zu finden. Betrachten wir zwei symmetrische Funktionen, f(xl,
x2, ... ,xn) und g(xl, x2,
... ,xn), von n Veränderlichen, und suchen wir
die Extremwerte von f(xl, x2, ... ,xn),
wenn g(xl, x2, ... ,xn) = 1 vorgeschrieben
ist. Es gibt Fälle, in denen kein Maximum existiert, andere Fälle,
in denen kein Minimum existiert, und wiederum andere Fälle, in denen
weder ein Maximum noch ein Minimum existiert. Die Bedingung xl,
x2, ... ,xn spielt eine wichtige RolleFN10),
sie braucht jedoch nicht erfüllt zu sein, damit ein Maximum oder ein
Minimum angenommen wird. ..."
Kommentar-Poly1962-1-S.280-42: plausibel wird nicht erklärt.
Bisheriger Stand: von 1-42 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Polya1962-1-S.281-43: "Dieses sehr schwierige Problem
wird durch das analoge Problem von § 7 (1) nahegelegt, und dieses
analoge Problem legt gleichzeitig eine Vermutung nahe: Wenn es einen regelmäßigen
Körper von n Flächen gibt, liefert er das Maximalvolumen.
So
43plausibel
diese Vermutung auch erscheinen mag, sie stellt sich in zwei von fünf
Fällen als falsch heraus. ..."
Kommentar-Poly1962-1-S.281-43: plausibel wird nicht erklärt. Hier
wird mitgeteilt, dass die so plausibel erscheinende Vermutung in zwei von
fünf Fällen falsch sei.
Bisheriger Stand: von 1-43 keine Erklärung zur Plausibilität. |
Polya1962-1-S.283-44: "... Unsere Beispiele gaben
Gelegenheit, uns mit zwei Arten 44plausibler
Argumente vertraut zu machen, die für oder gegen eine aufgestellte
Vermutung sprechen. Wir besprachen induktive Argumente, die sich auf die
Verifizierung von Konsequenzen, und solche, die sich auf Analogie gründen.
Kommentar-Polya1962-1-S.283-44: Obwohl auch hier plausibel nicht erklärt
wird, formuliert Polya eine wichtige Grundidee zur Plausibilität,
das es nämlich Argumente für und gegen
eine Vermutung gibt (wie in meiner Plausibilitätsformel).
Allerdings kommt diese Idee in seinen sonstigen Ausführungen nicht
zum Tragen.
Bisheriger Stand: von 1-44 keine Erklärung zur Plausibilität. |
Polya1962-1-S.286-45: "... Man darf jedoch nicht
vergessen, daß der Schluß, zu dem man durch ein solches Verfahren
gelangt, nur provisorisch und nicht endgültig, nur
45plausibel,
aber nicht mit Gewißheit wahr ist."
Kommentar-Poly1962-1-S.286-45: Eine Widerholung, wobei auch hier "nur
plausibel" nicht erklärt wird.
Bisheriger Stand: von 1-45 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Info/Inhaltsverzeichnis Kapitel XI. Weitere Arten plausibler Argumente
283-310 9 Fundstellen "plausib"
Kapitel XI. Weitere Arten plausibler Argumente
283
Poly1962-1-S.295f-47 bis 53 : "6. Unerschöpflich.
Das vorstehende Beispiel stellt klar einen wesentlichen Grundzug
46plausiblen
Schließens heraus. Versuchen wir, ihn mit einiger Allgemeinheit
zu beschreiben.
Wir haben eine gewisse Vermutung, sagen wir A. Das heißt,
A
ist eine klar formulierte, aber nicht bewiesene Behauptung. Wir haben das
Gefühl, daß A wahr ist; aber wir wissen es nicht. Und
doch haben wir ein gewisses Vertrauen zu unserer Vermutung A. Ein
solches Vertrauen kann auf einer gedanklich klar gefaßten Grundlage
beruhen, aber das muß nicht der Fall sein. Die Vermutung A
war nach längerer und scheinbar erfolgloser Arbeit an einem Problem
ganz unvermutet aufgetaucht. Sie mag als der einzig mögliche Ausweg
aus einer verworrenen Situation erscheinen; sie mag als fast sicher wahr
scheinen, obgleich wir nicht sagen können, warum.
Nach einer Weile werden uns jedoch klarer faßbare Gründe
bewußt, die entschieden zugunsten von A sprechen, wenn sie
A
auch nicht beweisen: Gründe, die der Analogie, der Induktion, verwandten
Fällen, der allgemeinen Erfahrung oder der A selbst innewohnenden
Einfachheit entstammen. Solche Gründe können Asehr
47plausibel
machen,
ohne einen strengen Beweis zu liefern. (Dabei sollte es uns zur Warnung
dienen, daß wir ursprünglich dieser Vermutung getraut haben
ohne irgendwelche dieser klarer gefaßten Gründe.)
Wir entdecken diese Beweggründe einen nach dem anderen. Es gelingt
uns zunächst einmal, einen ersten klaren Punkt aus dem dunklen Hintergrund,
auf dem die Vermutung steht, abzulösen. Aber der Hintergrund enthält
mehr, denn später fordern wir aus ihm ein weiteres klares Argument
ans Licht. Und so mag hinter jedem geklärten Punkt immer noch mehr
liegen. Der Hintergrund ist vielleicht unerschöpflich. Vielleicht
beruht unser Vertrauen zu einer Vermutung nie allein auf geklärten
Gründen; ein solches Vertrauen benötigt vielleicht unsere
ganze
Erfahrung als Grundlage.
Jedenfalls sind 48plausible Begründungen
wichtig, besonders geklärte 49plausible
Begründungen. Wenn wir mit der beobachtbaren Wirklich-[>296]
keit zu tun haben, können wir nie auf dem Beweisweg zu einer Wahrheit
gelangen, wir müssen uns immer auf irgendwelche 50plausiblen
Begründungen verlassen. Wenn wir mit rein mathematischen
Fragen zu tun haben, können wir zu einem strengen Beweis gelangen.
Dies kann jedoch sehr schwierig sein, und das Heranziehen von vorläufigen
51plausiblen
Gründen kann uns als provisorische Stütze dienen und
kann uns schließlich zu der Entdeckung des endgültigen Beweisschlusses
führen.
Heuristische Argumente sind wichtig, obgleich sie
nichts beweisen. Ebenso ist es wichtig, unsere heuristischen Gründe
zu klären, wenn auch hinter jedem so geklärten Grund etwas Weiteres
stecken mag - vielleicht ein zur Zeit noch dunkler, aber noch wichtigerer
GrundFN5) [=Schule des Denkens, S. 252.).
Dies legt eine weitere Bemerkung nahe: Wenn wir
in jedem konkreten Fall nur ein paar unserer 52plausiblen
Gründe klären und sie in keinem konkreten Fall erschöpfen
können, wie können wir dann hoffen, die verschiedenen
Arten 53plausibler Gründe
in abstracto erschöpfend zu beschreiben?"
Kommentar-Polya1962-1-S.295f-47 bis 53: Kommentar-Polya1962-1-S.295f
(47 bis 52): In diesem Abschnitt spielen Gründe eine ganz zentrale
Rolle (wie in meinem Definitionsvorschlag
für Plausibilität).
Bisheriger Stand: von 1-52 keine Erklärung zur Plausibilität und was plausible Gründe sind. |
Polya1962-1-S.303-54: "Enthält eine Aufgabe ebenso viele «Bedingungen wie verfügbare Parameter, so ist es vernünftig, von der Annahme auszugehen, daß die Aufgabe eine Lösung hat. Eine quadratische Form in n Veränderlichen hat zum Beispiel n(n + 1)/2 Koeffizienten, und eine orthogonale Substitution in n Veränderlichen hängt von n(n - 1)/2 Parametern ab. Darum ist es von vornherein ziemlich 54plausibel, daß eine beliebige quadratische Form in n Veränderlichen durch eine passende orthogonale Substitution auf den Ausdruck
gebracht werden kann; ..."
Kommentar-Polya1962-1-S.303-54: "von vorneherein ziemlich plausibel"
wird auch hier nicht erklärt - wie schon nicht in Polya-1962-1-S.254-40.
Bisheriger Stand: von 1-54 keine Erklärung zur Plausibilität und zu von vornherein plausibel . |
Schlussbemerkung 2 Fundstellen "plausib"
Polya1962-1-S.311-55,56: "SCHLUSSBEMERKUNG
Der Leser, welcher sich der Lektüre der vorstehenden
Kapitel unterzogen und einige der vorstehenden Aufgaben selbst bearbeitet
hat, hatte gute Gelegenheit, gewisse Aspekte plausiblen Schließens
kennenzulernen. Es ist das Ziel der verbleibenden fünf Kapitel dieses
Werks, die in Band II zusammengestellt sind, einen allgemeinen Begriff
von der Natur 55plausiblen
Schließens zu geben. Diesem Ziel kommt, glaube ich, erhebliches
theoretisches Interesse zu; vielleicht hat es auch praktischen Wert: Wir
werden eine konkrete Aufgabe vielleicht besser erfüllen, wenn wir
mehr von der zugrunde liegenden abstrakten Idee verstehen.
Die Formulierung gewisser Formen 56plausiblen
Schließens ist der Hauptzweck des nächsten Bandes.
Diese Formen werden jedoch konkreten Beispielen entnommen und in enger
Berührung damit besprochen. Somit wird Band II eine Reihe von mathematischen
Beispielen zu den in diesem ersten Band dargelegten hinzufügen und
sie auf gleiche Weise behandeln."
Kommentar-Polya1962-1-S.311-55,56: Das klingt verheißungsvoll
und macht mich gespannt auf den 2. Band. Es ist darüberhinaus ein
Eingeständnis, dass bis hierher kein Begriff von der Natur plausiblen
Schließens vorliegt.
Bisheriger Stand: von 1-56 keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
Polya1962-1-S.363-57 (Lösungen): "40. Es gibt
eine
57plausible Vermutung: Das
gleichseitige Dreieck hat bei gegebenem Flächeninhalt den kleinsten
Umfang, oder bei gegebenem Umfang den größten Flächeninhalt.
Kommentar-Polya1962-1-S.363-57 (Lösungen): Wie zu erwarten wird
auch im Abschnitt Lösung plausible Vermutung nicht erklärt.
Bisheriger Stand: von 1- keine Erklärung zur Plausibilität und zum plausiblen Schließen. |
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korrigiert 30.11.2021 irs Rechtschreibprüfung und gelesen