Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=14.11.2010
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 21.02.16
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20
D-91052 Erlangen
Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung
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Anfang _Kohlhaas
05/10__Überblick__Rel.
Aktuelles __Rel.
Beständiges _ Titelblatt__
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Wichtiger
Hinweis zu Links
Willkommen in unserer Internet Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Kunst, Ästhetik,
Psychologie der Kunst, Bereich Theater, und hier speziell zum Thema:
Kohlhaas 05/10
Eindrücke von der Erlanger
Garageninszenierung
mit
einer Interpretation der zentralen psychopathologischen Kernaussagen Kleists.
_
Clemens Giebel, Christian Wincierz,
Linda Foerster
Foto (c) Jochen Quast
Clemens Giebel, Linda Foerster, Christian Wincierz
Eindrücke von Irmgard Rathsmann-Sponsel
und Rudolf Sponsel, Erlangen
* Theaterinfo
* Regie * Rollen
* Interview * Handlung
* Eindrücke
Inszenierung, Rätsel
Aktuelles * Soziopathie
* Lit-Links * Anmerkungen
* Querverweise *
Theaterinformation:
PREMIERE 12. November 2010 | Garage Trailer
"Der Rosshändler Kohlhaas ist auf dem Weg von Kohlhaasenbrück
in Brandenburg in die sächsische Haupt- und Residenzstadt Dresden
als er vom Junker Wenzel von Tronka nach einem Passierschein zur Durchreise
durch fremdes Gebiet gefragt wird. Kohlhaas verneint den Besitz, verspricht
aber, sich in Dresden eine Erlaubnis ausstellen zu lassen. Als Pfand lässt
er zwei seiner Rappen und seinen Knecht Herse beim Junker. Verwundert über
das Märchen vom Passierschein will Kohlhaas Wochen später seine
Rappen wieder abholen und muss feststellen, dass diese zur Feldarbeit missbraucht,
völlig abgemagert und somit unverkäuflich geworden sind. Sein
Knecht wurde verprügelt und vertrieben. Kohlhaas will den Junker bei
Gericht in Dresden auf Wiedergutmachung für Mensch und Tier verklagen,
gerät jedoch in die schmierigen Fäden der Vetternwirtschaft bei
Hofe und wird als Querulant abgestempelt. Als bei der Übergabe einer
neuen Petition an den Kurfürst von Brandenburg seine Frau Lisbeth
tödlich verletzt wird und sein Fall erneut kein Gehör findet,
verkauft Kohlhaas seine Besitztümer und beschließt, sein Recht
auf eigene Faust zu erstreiten. Mit einer wachsenden Anhängerschaft
überfällt er die Tronkenburg und steckt mehrmals die Stadt Wittenberg
in Brand, da Kohlhaas den Junker dort vermutet. Als er auch in Leipzig
Feuer legt, schaltet sich Martin Luther ein und versucht mit einer Amnestie
für Kohlhaas, den Weg für Recht und Ordnung zu ebnen. Doch Missgunst,
Rachegelüste und politisches Kalkül lassen alles anders kommen
und der selbsternannte Retter des Rechts kann sich nur noch mithilfe eines
prophetischen Zettels einer geheimnisvollen Frau vor dem Todesurteil retten.
Sein Name steht heute als Synonym für den Kampf
um Gerechtigkeit und Ordnung mit allen Mitteln. „Jeder kommt zu seinem
Recht“ scheint in Kleists 1810 veröffentlichter Novelle nur eine Botschaft
zu sein. Im Kleist-Jahr 2011 wird der durch sein Rechtsgefühl zum
Räuber und Mörder gewordene Rosshändler Kohlhaas einmal
mehr für seine rechtmäßige Genugtuung streiten."
Regie: CONSTANZE KREUSCH
studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Freien Universität
Berlin. Sie assistierte bei Hasko Weber, Holk Freytag und Hans Kresnik.
Von 2003 – 2006 war sie am Staatsschauspiel Dresden als Hausregisseurin
engagiert. Es folgten Inszenierungen am Schauspielhaus Graz, am Staatstheater
Mainz und am Staatstheater Braunschweig. [Q]
Ensemble: [Q]
Die Rollen und
ihre DarstellerInnen: (Quelle: Begleittext S. 6) > Biographien
des Produktionsteams.
-
Linda Foerster [W]:
Kohlhaas, Burgvogt, Lisbeth, Luther, Kurfürst von Sachsen, Graf Wrede,
irrer Fan, Offiziant, Volk, Himboldt der Knecht, Knecht Nagelschmidts,
Zigeunerin/Elisabeth
-
Clemens Giebel [TB]:
Kohlhaas, Graf Kallheim, Prinz von Meißen, Volk, Abdecker
-
Christian Wincierz [TE]:
Kohlhaas, Urteilsverkünder, Kurfürst von Brandenburg, Schlagwärter,
Wenzel von Tronka, Junge, Herse, Amtmann, Ameise, Volk, Hinz von Tronka,
Kunz von Tronka, Graf Wrede, Graf Wenk, Landdrost, Heloise
Interview mit Constanze
Kreusch [Q]
"RECHT HABEN HEISST NICHT RECHT BEKOMMEN
Constanze Kreusch, den Erlanger Theaterbesuchern bereits als Regisseurin
des Albee-Dramas WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF bekannt, inszeniert den
Kampf eines rechtschaffenden Familienvaters, der sein Recht in die eigene
Hand nimmt und so zum Staatsfeind Nr. 1 wird. Dramaturgin Stefanie Symmank
sprach mit ihr über künstlerische Freiheit, Amok laufen und zurückgetretene
Politiker.
In der letzten Spielzeit inszenierten Sie Edward Albees Meisterwerk
der amerikanischen Dramatik, jetzt ein Meisterwerk der deutschen Klassik.
Was interessiert sie am Kohlhaas?
Constanze Kreusch: Kohlhaas ist die Geschichte eines Menschen, der gezwungen
wird sich zu verhalten. Er wählt, nach mehreren anderen Versuchen,
den Kampf und stellt sich damit bewusst gegen ein System. Das faszinierende
an diesem Stoff ist, dass es nicht darum geht, eine Regierung zu stürzen,
oder ein politisches System grundsätzlich ins Wanken zu bringen, sondern
es geht vielmehr darum, dessen Ordnung wieder herzustellen. Kohlhaas glaubt
zutiefst an diese Welt, in der er lebt. Auch entfernt er sich zu keiner
Zeit völlig von ihr. Er ist mehrfach bereit einzulenken, bzw. an den
"Verhandlungstisch" zurückzukehren. Wir haben sicher alle schon mal
den Impuls gehabt, uns eine Waffe zu greifen, und in ein Amt, eine Schule
oder das Büro eines Vorgesetzten zu stürmen, um gegen ein erleidetes
Unrecht angehen zu wollen. Aus verständlichen Gründen machen
wir das nicht. Doch zeigt sich, dass wir den Glauben an die Welt in der
wir leben verloren haben. Unser Kopf sagt uns, dass wir als Einzelperson
ohnehin nichts ausrichten können, weshalb wir oft auch nichts versuchen.
Kohlhaas hört auf sein Herz und das finde ich zutiefst bemerkenswert.
KOHLHAAS ist bekanntlich eine Novelle von Heinrich von Kleist. Viele
Bearbeitungen gibt es schon, warum dennoch eine eigene?
C. K.: Eine eigene Fassung schreiben zu können bedeutet in erster
Linie Freiheit. Wir haben die große Chance, einen völlig
unverfälschten Blick auf diese Geschichte zu werfen und können
entscheiden, was WIR erzählen wollen. Man stellt sich z. B. Fragen,
wie die Textstruktur aussehen könnte, oder ob eine Aussage besser
im Dialog, oder monologisch rüberkommt. Diese Freiheit gibt es so
nicht, wenn man eine bereits fertige Fassung einstreicht. Man ist dadurch
dem Text schon in der Vorbereitung einer Arbeit näher. Die Herausforderung,
eine Fassung für drei Spieler zu erarbeiten und die Anforderung, auf
keine Figur der Novelle verzichten zu wollen, ist uns, denke ich, geglückt.
Die vollständige Veröffentlichung von Kleists KOHLHAAS liegt
2010 genau 200 Jahre zurück. Was erzählt der Text uns heute noch?
C. K.: Es gibt diesen Satz: "Recht haben, heißt nicht Recht bekommen".
Genau das passiert Kohlhaas. Das Recht ist eindeutig auf seiner Seite,
aber er erfährt es nicht. Er ist der Willkür, den Machtinteressen,
der Vetternwirtschaft und den Lügen eines teilweise korrupten Systems
ausgesetzt. Legal kommt er nicht zu seinem Recht. Entweder er gibt auf,
oder er kämpft. Deshalb wird aus einem treusorgenden Familienvater,
ein mordender Würgeengel. Dabei ist nicht nur das Gefühl, ungerecht
behandelt zu werden und etwas unternehmen zu müssen, um die Welt,
die aus den Fugen geraten ist, wieder einzulenken, absolut zeitlos, sondern
auch das Gefühl der Ohnmacht einem Staat gegenüber, der aus machthungrigen,
egoistischen Beamten besteht.
Michael Kohlhaas – Märtyrer, Retter des Rechts, Gesetzloser à
la Robin Hood? In wieweit wird der Zuschauer in diese Fragestellungen mit
einbezogen? Oder gibt es eine ganz klare Tendenz?
C. K.: Für mich ist Kohlhaas weder ein Märtyrer, noch ein
Robin Hood. Er ist von Anfang bis zum Ende nur sich selbst verpflichtet.
Seine Vorgehensweise ist zutiefst egoistisch. Er riskiert und opfert bei
seinem Rachefeldzug das Leben unschuldiger Menschen. Andererseits ist er
ein Mensch, der bis zur letzten Instanz versucht, auf legalem Wege sein
Recht zu bekommen. Das Spannende für den Zuschauer wird sein, herauszufinden,
ob er zusammen mit Kohlhaas Seite an Seite kämpft oder sich ab einem
bestimmten Zeitpunkt von ihm distanziert. Wie gehen wir damit um, dass
auf der einen Seite, die Interessen einiger wohlhabender Bürger unseres
Landes geschützt werden, auf der anderen Seite die Bezüge von
Hartz IV gekürzt werden? Wie gehen wir damit um, dass immer mehr „wichtige
Männer im Staat" ihren Job schmeißen, weil sie die Konfrontation
mit den Medien scheuten oder sich „ins Private“ zurückziehen wollen,
aber trotzdem lebenslänglich Gehalt, Büro und Dienstwagen erhalten?
Wie gehen wir 2010 in Deutschland mit Ungerechtigkeit um?"
Zur
Handlung des Michael Kohlhaas [W]
Die Kernhandlung kurz und bündig: Ein Pferdehändler wird
von einem Junker widerrechtlich und schmählich behandelt. Der einfache
Mann erfährt in seinem jahrelangen friedlichen und obrigkeitstreuen
Ersuchen nach Recht ein korruptes Staats- und Rechtswesen, dem auch noch
seine Frau bei ihrem Bittgesuch für ihn zum Opfer fällt und in
der Folge stirbt. Aus dieser Erfahrung heraus entwickelt er sich zum entschlossenen,
zunehmend radikaleren Aufständischen bis hin zum tollwütigen
und erbarmungslosen Mordbrenner, dem jede Verhältnismäßigkeit
und Gerechtigkeit verlorengeht und der in dieser Entwicklung auch psychopathisch-wahnhafte
Züge zeigt (> Die
psychopathische Entwicklung des Kohlhaas in der Novelle Kleists).
Eindrücke
von der Erlanger Inszenierung Kohlhaas 05/10
Es gab langen Beifall, verhaltenes Johlen und auch ein wenig Trampeln.
Die überwiegende Mehrheit des Garagenpublikums war offensichtlich
positiv beeindruckt. Und die Leistung der drei SchauspielerInnen, die in
ca. 100 Minuten 28 verschiedene und teilweise wechselnde
Rollen einnahmen ist sicher außerordentlich. Für uns als
Zuschauer, obwohl wir das Stück entfernt kannten, war es verwirrend
und schwierig zu folgen. Zwar hefteten sich die SchauspielerInnen beim
Rollenwechsel ein gelbrotes Namensschild an die Brust, aber das war selbst
mit Operglas aus der 11 (letzten) Reihe kaum zu lesen. Diese Technik ist
nicht sehr hilfreich. Und das gilt auch für die aktuellen Bezüge,
die in ihrem Zusammenhang zum Kohlhaas schwer verständlich waren.
Die modernen Musikeinlagen gefielen, ihre Bedeutung erschloss sich uns
leider nicht. Etwas unpassend wirkte auch die komödiantisch wirkende
Einlage der Spreegurken / Dresdner Stollen Szene, die zwar die klare Metaphorik
zum Ausdruck brachte, wie wenig Kursachsen und Brandenburg harmonieren,
letztlich zeigte sich aber doch, Adel bleibt Adel und hält zusammen.
Insgesamt zu viel, zu dicht, zu anstrengend. Eine rein werkorientierte
Interpretation ist für die Kleist'sche Originalversion einfach,
für die Erlanger Garageninszenierung schwierig.
Rätsel um die
aktuelle Bezugnahme 05/10 [W]
Da das Stück nicht "Kohlhaas", sondern "Kohlhaas 05/10" heißt,
sollte die Kennzeichnung "05/10" eine besondere Bedeutung haben. Das unterstreicht
auch die eindrucksvolle Masken-Tanzszene im Stück selbst, wobei als
Hintergrundtitel "Berlin, Hamburg, Wiesbaden" eingeblendet wird. Welche
Ereignisse im Mai 2010 könnten noch gemeint sein oder passten um Thema?
Am 1. Mai 2010 kommt es in Berlin und Hamburg wieder zu Ausschreitungen.
Zahlreiche Polizisten werden verletzt. [junge freiheit gewaltchronik].
Die Masken waren leider trotz Opernglas für uns nicht ganz eindeutig
zu erkennen, wir entscheiden uns aber für Horst Köhler (Berlin),
Ole van Beust (Hamburg)
und Roland Koch (Wiesbaden).
Und damit wird wohl angespielt auf den Rücktritt Horst Köhlers
am 31.Mai 2010. Ole van Beust hat seinen Rücktritt allerdings erst
am 18.7. zum 25.8. bekannt gegeben. Und Roland Koch trat am 25.5. als Ministerpräsident
zurück. Was aber haben diese Rücktritte mit Kohlhaas (aktuell)
zu tun? Diese Anspielungen wirken rätselhaft bis gekünstelt und
wenig trefflich. Geht man ziemlich weit, so können wir deuten, die
drei Politiker werfen hin, geben auf und das steht im Gegensatz zu Kohlhaas,
der bis zum bittersten Ende seine Sache durchficht. Im Begleittext findet
sich auf S. 5 folgender Hinweis der Regisseurin C. Kreusch: "Wie gehen
wir damit um, dass „wichtige Männer im Staat" ihren Job schmeißen,
weil sie die Konfrontation mit den Medien scheuen oder sich „ins Private"
zurückziehen wollen, aber trotzdem Gehalt, Büro und Dienstwagen
erhalten?" Hier klingt also Staatskritik an und die sehr verklausulierte
Bezugnahme bedeutet wohl: Auch hier und jetzt und heute ist was faul im
Staate Deutschland, auch hier und jetzt gibt es in Deutschland Verhältnisse,
die Michael Kohlhaases fördern mögen. Da hätte diese Interpretation
recht, doch leider fehlen in diesem Lande genau ein paar Dutzend solcher
Männer vom tendenziellen Schlage eines Kohlhaas, besser wären
wohl Robin
Hoods, Sandors
Roszas oder Don
Gaetano Vardarellis (> Brauchen wir eine Bofia?`).
Die
soziopathisch-wahnhafte Entwicklung des Kohlhaas in der Novelle
Kleists
Kohlhaas wird zunächst als ein äußerst tüchtiger,
anständiger, ja vorbildlich tugendhafter Charakter und Mensch geschildert,
der auch diesen untadeligen Ruf in seinem gesamten sozialen Lebensraum
genießt. Nichts wird in seiner Lebensgeschichte und in seiner Persönlichkeit
erkennbar, das den späteren rasenden Mordbrenner und den jede Verhältnismäßigkeit
sprengenden Wüterich auch nur andeuten würde. Das ist die
eine streng
werkorientierte
zentrale - und vielleicht sogar revolutionäre - psychopathologische
Aussage Kleists und des Kohlhaas-Stückes: Eine soziopathische und
verbrecherische Entwicklung kann aus einem völlig untadeligen Charakter
und einer seelisch-geistig gesunden Persönlichkeit hervorgehen - durch
die Verhältnisse und die Erfahrungen, die er mit ungerechten Verhältnissen
macht. Zugleich macht Kleist hiermit deutlich, wie wichtig es ist, dass
Recht und Gesetz funktionieren; dass auch die Besten bei gravierender
Unrechtserfahrung ausrasten und ins Gegenteil umschlagen können, wenn
Recht und Gesetz nicht richtig funktionieren, wie wir es so oft bei revolutionären
Entwicklungen erleben, man denke denke nur an den berüchtigten Tugendmörder
Robespierre
und was die Französische
Revolution (auch) angerichtet hat. Eine zweite zentrale Aussage
Kleists ist, dass bei tiefgreifender und nachhaltiger Ungerechtigkeitserfahrung
eine Rache- und Gewaltentwicklung in Gang gesetzt werden kann, die in ihrer
Eigendynamik nicht mehr zu kontrollieren ist, wie man im Nachkriegsdeutschland
z.B. an der RAF (Rote Armee Fraktion) auch studieren kann.
Richtig wäre gewesen, wenn Staat- und Rechtswesen
versagen - dann ist Widerstand natürlich elementares Menschenrecht,
wenn nicht sogar Pflicht -, das Recht in die eigene Hand zu nehmen und
gegen den Lumpen Wenzel von Tronka und seine Helfer, aber nur gegen diese
vorzugehen. Europäisches Recht und Ethik kennen keine Sippenhaft,
weder im engeren noch im weiteren Sinne. Unschuldige Frauen, Kinder und
nicht verwickelte Bürger zu brandschatzen und zu morden kann niemals
legitimiert werden und war in dieser Geschichte auch kein "Kollateralschaden".
Kohlhaas war kein Robin Hood und hat sich selbst aus seiner Unrechts-,
Verlust- und Schmäherfahrung heraus zum soziopathischen Verbrecher
mit wahnhaften Zügen
entwickelt:
Textnachweise
zur Entwicklung Kohlhaasens:
-
Das erste "»Kohlhaasische Mandat«, worin er das Land aufforderte,
dem Junker Wenzel von Tronka, mit dem er in einem gerechten Krieg liege,
keinen Vorschub zu tun, vielmehr jeden Bewohner, seine Verwandten und Freunde
nicht ausgenommen, verpflichtete, denselben bei Strafe des Leibes und des
Lebens, und unvermeidlicher Einäscherung alles dessen, was ein Besitztum
heißen mag, an ihn auszuliefern." [Online]
-
Ein "zweites Mandat", worin er, nach einer kurzen Erzählung dessen,
was ihm im Lande begegnet, »jeden guten Christen«, wie er sich
ausdrückte, »unter Angelobung eines Handgelds und anderer kriegerischer
Vorteile«, aufforderte »seine Sache gegen den Junker von Tronka,
als dem allgemeinen Feind aller Christen, zu ergreifen«. [Online]
-
"In einem anderen Mandat, das bald darauf erschien, nannte er sich: »einen
Reichs- und Weltfreien, Gott allein unterworfenen Herrn«; eine Schwärmerei
krankhafter und mißgeschaffener Art, die ihm gleichwohl, bei dem
Klang seines Geldes und der Aussicht auf Beute, unter dem Gesindel, das
der Friede mit Polen außer Brot gesetzt hatte, Zulauf in Menge verschaffte:
dergestalt, daß er in der Tat dreißig und etliche Köpfe
zählte, als er sich, zur Einäscherung von Wittenberg, auf die
rechte Seite der Elbe zurückbegab." [Online]
-
"Dabei klebte er, während die Knechte in der Vorstadt plünderten,
ein Blatt an den Türpfeiler einer Kirche an, des Inhalts: »er,
Kohlhaas, habe die Stadt in Brand gesteckt, und werde sie, wenn man ihm
den Junker nicht ausliefere, dergestalt einäschern, daß er«,
wie er sich ausdrückte, »hinter keiner Wand werde zu sehen brauchen,
um ihn zu finden.«" [Online]
-
"Fünf Tage, nach Zersprengung dieser beiden Haufen, stand er vor Leipzig,
und steckte die Stadt an drei Seiten in Brand. - Er nannte sich in dem
Mandat, das er, bei dieser Gelegenheit, ausstreute, »einen
Statthalter Michaels, des Erzengels, der gekommen sei, an allen, die in
dieser Streitsache des Junkers Partei ergreifen würden, mit Feuer
und Schwert, die Arglist, in welcher die ganze Welt versunken sei, zu bestrafen«.
Dabei rief er, von dem Lützner Schloß aus, das er überrumpelt,
und worin er sich festgesetzt hatte, das Volk auf, sich zur Errichtung
einer besseren Ordnung der Dinge, an ihn anzuschließen; und das Mandat
war, mit einer Art von Verrückung, unterzeichnet: »Gegeben
auf dem Sitz unserer provisorischen Weltregierung, dem Erzschlosse zu Lützen.«
" [Online]
Literatur und
Links
(Auswahl)
> Fantasiertes Bildnis und Kurzbiographie Michael
Kohlhaas, Abteilung Briganten
und Sozialbanditen in Der
Charakter und sein Preis.
-
Neheimer, Kurt (1979). Der Mann, der Michael Kohlhaas wurde. Ein historischer
Bericht. Düsseldorf: Diederichs [Lizenzausgabe Aufbauverlag]
-
Sendler, Horst (1984). Über Michael Kohlhaas
- damals und heute. Vortrag gehalten vor der Juristischen Gesellschaft
zu Berlin am 24. Oktober 1984. Reihe: Schriftenreihe der Juristischen Gesellschaft
zu Berlin 92. Berlin: de Gruyter.
Zur Psychologie
und Psychopathologie des Michael Kohlhaas
-
Dinger, Andrea; Koch, Uwe; Stein, Barbara & Zier, Johanna
(1992). Querulanz in Gericht und Verwaltung. München: Beck, C. H.
-
Faust, Volker (o.J.). Michael Kohlhaas, in: FANATISMUS. Grundlagen – Hintergründe
– Typologie – Psychodynamik – Ausrichtung – Übergänge – Gegenbewegung.
-
Frottier, P. (2010). Wahnwelten: Der kleine Michael Kohlhaas in uns
allen. Vortrag: Wahnwelten. 43. Jahrestagung der DGPA München, LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT
28.-30. OKTOBER 2010.
-
Gottschalch, Wilfried (1981). Die lange narzisstische Wut des Michael Kohlhaas.
Psychoanalyse. 2(4) 1981, 326-340.
-
Hole, G. (2004). Fanatismus. Der Drang zum Extrem und seine psychischen
Wurzeln. Gießen: Psychosozial-Verlag. [Kurzfassung in Faust (o.J.).
-
Konrad, N. (2006). Heinrich von Kleists "Michael Kohlhaas" - Interpretationsansaetze
und Schuldfaehigkeitsdiagnostik. In: Duncker, Heinfried; Koller, Manfred
& Foerster, Klaus (2006, Hrsg.). Forensische Psychiatrie - Entwicklungen
und Perspektiven. Ulrich Venzlaff zum 85. Geburtstag. Lengerich: Pabst
-
Lieberei, Barbara (2008). Diagnostische Kriterien und Entwicklung eines
diagnostischen Interviews für die Posttraumatische Verbitterungsstörung.
Dissertation Charité – Universitätsmedizin Berlin. [Darin wird
Michael Kohlhass behandelt]
-
Roffenstein, Gaston (1927). Einige grundsätzliche Bemerkungen zum
Problem Psychopathologie und Gesellschaft. Zeitschrift für die gesamte
Neurologie und Psychiatrie, Volume 109, Number 1, 151-158, DOI: 10.1007/BF02870229.
-
Scharfetter, Christian (2002). Allgemeine Psychopathologie: Eine
Einführung. Stutgart: Thieme. [GB]
-
Seiler, Klaus (1998). Michael Kohlhaas und die narzisstische Wut. Analytische
Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie. 29(2) 1998, 133-153.
Kohlhaas-Links.
Seiten, die ihre URL ohne Weiterleitung verändert haben, wurden
entlinkt.
-
Medien zu Kohlhaas 05/10: NN,
EN,
-
Der Text
Michael Kohlhaas von Kleist im Projekt Gutenberg.
-
Chronik Mai 2010 [W]
-
[W] [W-Kleist]
[PDF]
-
Die
Ausschweifungen des Rechtsgefühls bei Kohlhaas.
-
Rechtssemiotik: Kohlhaas, der Rebell.
-
Michael
Kohlhaas - Kleists Kohlhaas: psychologische Annäherung und historische
Hintergründe.
-
Michael Kohlhaas`Konfrontation von Gegensätzen [Pagewitz]
-
Gerichtstermin am OLG Stuttgart (19.11.07): Verhandlung gegen Michael Kohlhaas.
„Darf man sein Recht mit Gewalt erzwingen?“ ["In den ehrwürdigen Räumen
des Oberlandesgerichts Stuttgart wurde die Thematik der bekannten Novelle
von Heinrich Kleist in einer Gerichtsverhandlung neu aufgerollt. Nach drei
Stunden authentischer Verhandlung wurde von dem Vorsitzenden Richter Wendler
das Urteil über die literarische Figur des Rechtsfanatikers Kohlhaas
gesprochen: Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilt Michael Kohlhaas
zur Einweisung in einer psychiatrische Anstalt. 26 Schülerinnen und
Schülern eines Deutschkurses des Eduard- Spranger- Gymnasiums aus
Filderstadt erarbeiteten sich – unterstützt von ihrem Lehrer Dieter
Bienia - Inhalt und Problematik der bekannten Kleist-Novelle. Die juristische
Thematik der Lektüre legt es nahe, den Fall Kohlhaas nicht nur im
Unterricht zu behandeln, sondern in Form einer Gerichtsverhandlung aufzuarbeiten."]
Allgemeine Theaterliteratur.
-
Sucher, C. Bernd (1996). dtv-Lexikon Theater. Sachlexikon. München:
dtv.
-
Sucher, C. Bernd (1999). dtv-Lexikon Theater. Personenlexikon. München:
dtv.
-
Beide Bände vereinigt in der Digitalen Bibliothek Bd. 64.
Allgemeine
Theater-Links:
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Glossar,
Anmerkungen und Endnoten:
GIPT
= General and Integrative
Psychotherapy, internationale
Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
___
28 Rollen: Abdecker,
Ameise, Amtmann, Burgvogt, Graf Kallheim, Graf Wenk, Graf Wrede, Heloise,
Herse, Himboldt der Knecht, Hinz von Tronka, irrer Fan, Junge, Knecht
Nagelschmidts, Kohlhaas, Kunz von Tronka, Kurfürst von Brandenburg,
Kurfürst von Sachsen, Landdrost, Lisbeth, Luther, Offiziant, Prinz
von Meißen, Schlagwärter, Urteilsverkünder, Volk, Wenzel
von Tronka, Zigeunerin/Elisabeth.
___
BIOGRAFIEN DES PRODUKTIONSTEAMS
[Quelle Theater Erlangen: PDF]
LINDA FOERSTER wurde 1984 in Gütersloh
geboren und beendete 2006 ihre Schauspielausbildung am Schauspielstudio
Frese in Hamburg. In Hamburg gastierte sie nach ihrer Ausbildung am Altonaer
Theater und arbeitete als Theaterlehrerin an einer Hamburger Grundschule.
2007-2009 war sie festes Ensemblemitglied am Staatstheater Braunschweig
und arbeitete u.a. mit Christian Tschirner, Mario Portmann, Dominik Günther
und Katja Ott. Sie gehört seit der Spielzeit 2009.2010 zum Ensemble
des Theater Erlangen.
___
CLEMENS GIEBEL wurde 1974 in Köln
geboren und absolvierte sein Studium an der Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Er gastierte an den Schauspielhäusern
in Frankfurt, Halle und Stuttgart und war seit 1998 festes Mitglied des
Ensembles des Heidelberger Theaters, wo er u. a. mit den Regisseuren Michael
Quast und Michael Wedekind arbeitete. Im Jahr 2002 wechselte Clemens Giebel
zum Staatstheater Braunschweig. Zudem wirkt er in verschiedenen Film- und
Fernsehproduktionen mit.
___
CHRISTIAN WINCIERZ wurde 1982
in Mühlhausen/Thüringen geboren und erhielt seine Ausbildung
am Schauspielstudio Frese in Hamburg. Sein erstes Engagement führte
ihn ans Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg. Danach wechselte er 2004 ans
Staatstheater Braunschweig. Er arbeitet u.a. mit Constanze Kreusch ROMEO
UND JULIA, Mario Portmann MOBY DICK, Kay Neumann DAS WEISSE RÖSSL
und Katja Ott SCHMACKEL BUNZ. Er gehört seit der Spielzeit 2009.2010
zum Ensemble des Theater Erlangen.
___
CONSTANZE KREUSCH (Regie) wurde
1972 in Hamburg geboren. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie
an der Freien Universität Berlin, war Regieassistentin am Staatsschauspiel
Dresden und arbeitete u. a. mit Hasko Weber, Hans Kresnik und Holk Freytag
zusammen. Von 2003-2006 war sie Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden
engagiert und inszenierte u. a. TÖRLESS von Robert Musil, SPIEL`S
NOCHMAL SAM von Woody Allen, KABALE UND LIEBE von Friedrich Schiller und
WINTER von Jon Fosse. Es folgten DER WEIBSTEUFEL von Karl Schönherr
am Schauspielhaus Graz, NACHTWACHE von Anders Duus und BOMBSONG von Thea
Dorn am Staatsheater Mainz, ROMEO UND JULIA von William Shakespeare, UNSCHULD
von Dea Loher und TANGO von Slawomir Mrozek am Staatstheater Braunschweig.
___
PETRA WILKE (Bühne und Kostüme)
wurde in Bad Kreuznach geboren und lernte ihr Handwerk als Kostümbildnerin
an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz in den 80er Jahren als
Assistentin von Moidele Bickel und Frida Parmeggiani. Seit 1996 arbeitet
Petra Wilke freiberuflich als Kostümbildnerin. Von 2004 bis 2009 war
sie fest engagiert als Ausstattungsleiterin der Sparte „Neubau“ des Staatsschauspiels
Dresden. Dort arbeitete sie sowohl als Kostüm- wie auch als Bühnenbildnerin
und setzte sich vornehmlich mit zeitgenössischen Stücken auseinander.
Petra Wilke arbeitet u.a. am Staatstheater Braunschweig, am Staatstheater
Karlsruhe und am Theater Lübeck sowie am Theater Krefeld. Am Theater
Erlangen entwarf Petra Wilke bereits das Bühnen- und Kostümbild
für den Albee-Klassiker WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? (Regie:
Constanze Kreusch).
___
Eindrücke.
Unsere "Eindrücke" von Theateraufführungen sind zwar an manchen
Stellen gelegentlich kritisch, sind aber nicht als traditionelle Theaterkritiken
misszuverstehen. Hierzu sind wir gar nicht ausgebildet und haben auch zu
wenig Theaterkenntnis und -erfahrung. Wir können also die vielfältige
Leistung von Dramaturgie, Regie, Musik, Bühnentechnik und Darstellung,
besonders der SchauspielerInnen gar nicht angemessen bewerten. Und deshalb
möchten wir uns auch mit
Eindrücken begnügen. Wir
verlangen vom Theater nicht mehr, als dass es Interesse weckt, berührt
und zur Auseinandersetzung mit der Aufführung und dem ihm zugrunde
liegenden Stück anregt.
___
Sendler. Der vom Gliederungs-Ansatz her
an sich interessant konzipierte Vortrag der Präsidenten des Verwaltungsgerichtes
Berlin ist eine Huldigung an historische Bedeutung und Größe,
also an den echten, historischen Kohlhaas und an Kleists literarische Figur.
Von der RAF-Entstehung hat er wenig verstanden und für den "alltäglichen"
Kohlhaas zeigt er nur Geringschätzung (S. 38ff): "IV. Der Kohlhaas
des täglichen Lebens. Der Tragödie - denn Kleists Kohlhaas ist
eine Tragödie - folgt das Satyrspiel. Die trotz allem große
und in ihrer Außerordentlichkeit einmalige Persönlichkeit des
Michael Kohlhaas degeneriert z:um Kohlhaastyp des täglichen Lebens,
also zur Alltagserscheinung.
1. Seine Konturenlosigkeit. Im Vergleich zum historischen
und zum Kleistschen Kohlhaas ist er am verschwommensten und konturlosesten;
er zerfließt in den verschiedensten Erscheinungsformen. Einen Kanon
mit halbwegs festumrissenen Grenzen, was man alles diesem Typus zurechnen
kann, gibt es nicht. Gemeinsam ist allen Trägern dieser Bezeichnung,
daß sie - wenn man etwas boshaft übertreibt - mit dem Kleistschen
Kohlhaas kaum etwas gemeinsam haben; sie teilen nur gewisse Randerscheinungen
mit ihm, die jedenfalls nicht den Kern betreffen. Jeder kennt Vertreter
dieses Typs, aber jeder kennt sie anders. Während der historische
und der Kleistsche Kohlhaas ihr wirkliches, grob verletztes Recht in extremen
Situationen erkämpfen wollen - freilich mit schließlich völlig
unangemessenen Mitteln -, liegt es beim Kohlhaas des täglichen Lebens
meist gerade umgekehrt. Er verfolgt Quisquilien
mit einem Einsatz, der besserer Dinge wert wäre, meist aber und vor
allem ein vermeintliches Recht in der Regel mit durchaus zulässigen,
von der Rechtsordnung zur Verfügung gestellten Mitteln, freilich in
exorbitanter, aber dennoch grundsätzlich zulässiger, wenn auch
öfters schon mißbräuchlicher Inanspruchnahme derselben.
Das Bekümmernde liegt nicht selten darin, daß am Beginn seiner
querulatorischern Laufbahn irgendein kleiner Rechtsfehler vorgekommen sein
mag, der inzwischen zwar durch die Ereignisse längst überholt
ist, aber in seinem Denken und Fühlen ein Eigenleben entwickelt. Er
gibt nämlich dem Betroffenen die fixe Idee, das Vorurteil, ein, er
werde fortlaufend zu Unrecht um das gebracht, was er für sein Recht
hält, und läßt Einsicht - anders als beim echten Kohlhaas
- kaum mehr erhoffen [FN 142, 143] . Er ist dabei von oft erstaunlicher
Geschicklichkeit in der Argumentation und manchmal im Besitz umfangreicher,
freilich regelmäßig nur halb verdauter Rechtskenntnisse, aber
selbst um die dümmsten Argumente nicht verlegen, die ebenso wie Vorurteile
bekanntlich am schwersten zu widerlegen sind. Im Grunde genommen ist es
'nur' die maßlose Inanspruchnahme zulässiger Mittel für
ein falsches Ziel, die sein Verhalten unangemessen, aber eigentlich nur
lästig und im allgemeinen kaum rechtswidrig erscheinen läßt.
Der Kleistsche Kohlhaas ist hingegen nicht nur lästig, sondern in
dem hier interessierenden Punkt gemeingefährlich, er verteilt nicht
nur Mückenstiche, die allerdings schmerzhaft sein können.
sondern schlägt mit der Keule zu, und zwar tödlich. ...
... ..."
___
Werkorientierte Interpretation
ist
eine natürliche Idee, die sich viele KünstlerInnen auch wünschen,
woran sich aber viele InterpretInnen nicht halten. Bei der werkorientierten
Interpretation wird bewusst auf Rückgriffe auf andere Werke und die
Biographie der KünstlerIn verzichtet.
Jede Kritik ist eine Bewertung und verlangt daher,
streng betrachtet, ein Bewertungsverfahren, das im allgemeinen aber unbekannt
ist. So haftet der Kritik nicht selten etwas Willkürlich-Zufälliges
und Subjektiv-Persönliches an. Daher besteht seit jeher ein spannungsvolles
Verhältnis zwischen KünstlerIn und KritikerIn. Häufig spielen
auch ganz profane - wenn auch selten zugegebene - Fragen eine Rolle: wie
viel Platz steht für die Kritik zur Verfügung, wie schnell muss
sie geschrieben sein, wie hoch ist das Honorar, was erwartet der Finanzier,
die Redaktion, die LeserIn? Ist die KünstlerIn berühmt, hat sie
Einfluss? Versteht, schätzt oder mag man sie?
Die von uns bevorzugten 4 Grundsätze und Regeln
werkorientierter Interpretation sind: (1) Inhaltsangabe, Hintergrund, Zeit-
und Rahmenbedingungen und Verlauf der Handlung. (2) Leitmotive und Hauptthemen
des Werkes. (3) Ausdrucksmittel: Sprache, Stil, Erwähnen und weg lassen,
Dramaturgie und Spannung. (4) Besondere Analyse spezieller Themen. (5)
Werkorientierte Wirkung und Interpretation der LeserInnen (Hierzu bringt
W
ein interessantes Zitat von Marcel Proust: "„In Wirklichkeit ist jeder
Leser, wenn er liest, ein Leser nur seiner selbst. Das Werk des Schriftstellers
ist dabei lediglich eine Art von optischem Instrument, das der Autor dem
Leser reicht, damit er erkennen möge, was er in sich selbst vielleicht
sonst nicht hätte erschauen können. Dass der Leser das, was das
Buch aussagt, in sich selber erkennt, ist der Beweis für die Wahrheit
eben dieses Buches und umgekehrt.“ – Marcel Proust: Auf der Suche
nach der verlorenen Zeit 7: Die wiedergefundene Zeit".)
Querverweise
Standort: Kohlhaas 05/10.
*
Wie können sich die
Menschen und Bürger gegen korrupte oder inkompetente PolitikerInnen
und ihre Amigos wehren?
Das
Problem der Gewalt: Viele Wege führen nach Rom.
Fanatismus * Unrecht
im Namen des Rechts. * Tyrannen-Mord.
Material-, Link- und Literatursammlung.
*
Theater in der
IP-GIPT. * Der
Charakter und sein Preis * Zivilcourage
*
Überblick Kunst, Ästhetik,
Psychologie und Psychopathologie der Kunst in der IP-GIPT.
Literatur- und Link-
Liste zu den Seiten: Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie
der Kunst.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS). Kohlhaas
05/10. Eindrücke von der Erlanger Garageninszenierung mit einer Interpretation
der zentralen psychopathologischen Kernaussagen Kleists. Aus unserer Abteilung
Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/kunst/theater/kohlhaas.htm
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Ende_Kohlhaas
05/10__Überblick__Rel.
Aktuelles __Rel.
Beständiges _ Titelblatt__
Konzept__
Archiv_
Region_
Service-iec-verlag__
Wichtiger
Hinweis zu Links
korrigiert: 14.11.2010
Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
21.02.16 Auf
Linkfehler geprüft und korrigiert.
17.11.10 Literatur
zur Psychologie und Psychopathologie des Michael Kohlhaas.
16.11.10 Biographien
des Produktionsteams.