Abteilung IV:
Französische Revolution
liberté, égalité, fraternité
* Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit * Liberty, equality,
fraternity
Vryheid, Gelykheid, Broederskap * Libertà, Uguaglianza,
Fratellanza * Libertad, igualdad, fraternidad
Wolnosc, równosc, braterstwo * Szabadság, egyenlöség,
testvériség * Vapaus, veljeys ja tasa-arvo
Frihet, jämlikhet, broderskap *
50 Billaud-Varenne; 51 Collot d'Herbois; 52 Danton; 53 Marat; 54 {57} Robespierre; 55 {54} Roux *; 56 {55} Saint-Just; 57 {56} Sieyes, Abbé.
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Doch ging es ihm wie Collot d'Herbois, er wurde zur Deportation nach Guyana verurteilt. Die Begnadigung, die man ihm später anbot, wies er zurück; er kaufte sich eine kleine Farm, die er bis 1816 bewirtschaftete und dann verkaufte. Er reiste über New York nach San Domin- go, wo er am 13.6.1819. Lit.: Französische Nationalbiografie. |
BILLAUD-VARENNE,
Jaques-Nicolas 1756-1819 [Nr.50]
Französischer Revolutionär. 1789 dabei. In Rochelle als Sohn eines Ad- vokaten geboren, höhere Schule, Studium der Rechte, 1778 Zulassung zum Advokaten; er kehrte nach La Rochelle zurück, um mit seinem Vater zusammenzuarbeiten. Darüberhinaus betätigte er sich noch literarisch. 1781 wurde eine seiner Komödien in La Rochelle aufgeführt und ausge- pfiffen. Verletzt durch diesen Mißerfolg ging er nach Paris, wo er eine Zeit lang sehr schlecht lebte. Er verließ Paris wieder und wurde Lehrer und Studienpräfekt, doch trieb es ihn schon bald wieder nach Paris zurück, wo es ihm vor allem auch das Theater angetan hatte. Dort schrieb er sich 1784 als Anwalt beim Parlament ein, 1706 heiratete er und lebte in relativ be- scheidenen Verhältnissen. Er arbeitete für Danton und schloß sich schon bald den neuen Ideen an. Er veröffentlichte auch einige Schriften, darunter 1789 'Letzter Schlag gegen Vorurteile und Hochmut' und 'Die Rechte der Nation gegen den Despotismus der französischen Minister'. 1790 trat er dem Zirkel 'Freunde der Verfassung' bei und 1792 schlug er die Einführung der republikanischen Verfassung vor. 1792 Sekretär und kurz danach Vizepräsident der Jakobiner; als Kommissar der aufständischen Kommune hat er Anteil an der Vorbereitung der 'Septembermorde'. Abgeordneter für Paris im Konvent, dort ergriff er recht scharf Partei gegen die Girondisten; setzte sich für die Verhaftung aller Verdächtigen ein und forderte Anklage- erhebung gegen die Königin und den Herzog von Orleans: daraufhin Präsi- dent der Nationalversammlung und zusammen mit Collot d'Herbois in den Wohlfahrtsausschuss gewählt. Anfangs unterstützte er Robespierre gegen Hébert und Danton, wandte sich aber bald offen gegen ihn, war auch für dessen Sturz mitverantwortlich. |
Lit.: Französische Nationalbiografie |
COLLOT
D'HERBOIS, Jean-Marie 1749 - 1796 [Nr.51]
|Französischer Revolutionär. 1789 entschieden dabei. Sohn eines Goldschmiedes, genoß er eine gute Erziehung. Von bürgerlichem Beruf ist er Schauspieler, wo er nicht ohne Erfolg in ganz Frankreich, sogar in Den Haag und Genf, auftritt. 1987 wird er Theaterdirektor in Lyon, dort schrieb er mehrere Theaterstücke. 1789 geht er nach Paris und ist dort von Anfang dabei, als die Revolution losgeht. 1791 wird er Sekretär des Jakobinerclubs, 1792 Mitglied der Kommune und Abgeordneter im Kon- vent, 1793 Präsident des Konvents und Mitglied des Wohlfahrtsaus- schusses. 1794 wird er zusammen mit Fouché beauftragt, das Strafge- richt gegen Lyon auszuführen, wo es zu erheblichen Ausschreitungen kommt (Massenerschießungen mit Kanonen). Konvent und Jakobinerclub lassen eine gewisse 'Nachsicht' walten; nach einem mißglückten Mord- versuch auf ihn, steigt seine Popularität erheblich; so sehr, daß Robespierre Eifersucht nachgesagt wird. Robespierres Gegner setzen seine Wahl zum Präsidenten des Konvents durch; er gehörte mit zu denen, die für Robes- pierres Sturz verantwortlich waren. Doch nach dessen Sturz sollte sich bewahrheiten, daß die Revolution nicht nur ihre Kinder frißt, sondern auch noch die Enkel: Collot wird im Frühjahr 1795 wegen Beteiligung am Re- gime des Terrors angeklagt und zur Deportation nach Guyana verurteilt. Dort stirbt er kurz nach seiner Ankunft 1796 am Fieber. |
Lit.: Hrsg. Peter Fischer "Reden der fran- zösischen Revolution" (mit kleinem bio- grafischen Anhang), München 1974. |
DANTON,
Georges-Jaques 1759-1794 [Nr.52]
Französischer Revolutionär. Sohn eines Anwalts, wurde von den Oratorianern erzogen und ging 1780 nach Paris, um Rechtswissenschaft zu studieren; arbeitete als Sekretär eines Anwalts beim Parlament. Ab 1785 übte er den Anwaltsberuf in Paris aus. 1787 Heirat. 1789 Eintragung in die Liste der Nationalgarde, wird zum Präsidenten des Distriktes gewählt. Im Januar 1790 bringt er seinen gesamten Distrikt auf die Beine, um Marat vor der drohenden Verhaftung zu retten. Er gehörte zum Club der Corde- liers (Kloster der Barfüßer), sprach jedoch immer häufiger im Club der Jakobiner. Nach des Königs Flucht klagte er La Fayette der Fluchthilfe an und verlangte die Absetzung des Königs. Nach dem Massaker auf dem Marsfeld mußte er fliehen, weil Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde und er begab sich sechs Wochen nach London. In der neuen Regierung der Girondisten (gemäßigte Demokraten) wurde er zum Justizminister gemacht; als er sich von ihnen trennen wollte, wurde er denunziert. D. war mehr ein Mann der Versöhnung und gegen die extremen Maßnahmen des Tugend- ritters Robespierre. Wird durch eine Reihe unglücklicher Umstände endgültig auf die Seite des Berges (Gruppe um Robespierre) geworfen. Der von ihm geforderte Wohlfahrtsausschuß wurde 1793 eingerichtet, aber wegen zögernder Politik wurde er nicht wieder hineingewählt. Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Hebertisten und Dantonisten, beide Fraktionen werden von der Revolutionsregierung beseitigt. Danton wird am 5.4.1794 guillotiniert. |
Kellerverstecken. Unablässig ruft er zum Aufstand gegen die Geldaristokratie. Die Gironde wollte ihm die Septembermorde anlasten, er wird jedoch freigesprochen und im Triumpfzug durch Paris geführt. Nicht ganz konsequent trug er mit zum politischen Ende Jacques Roux' bei. Am 13.7.1793 wird er von Charlotte Cor- day ermordet. Lit.: Hrsg. Peter Fischer "Reden der fran- zösischen Revolution" (mit kleinem bio- grafischen Anhang), München 1974. |
MARAT, Jean-Paul
1743-1793 [Nr.53]
Französischer Revolutionär, Wissenschaftler, Journalist, Arzt. Sohn eines ehemaligen Priesters; soll ein begabter Schüler gewesen sein. 1759 für zwei Jahre als Hauslehrer nach Bordeaux, 1762 bis 1765 Medizinstudium in Paris - ohne Abschluß. Er beschäftigt sich intensiv mit Montesquieu und Rousseau. 1765-1776 lebt er in England und übt mit wechselndem Erfolg den Beruf eines Arztes aus und erhält dort auch auf umstrittenem Weg den Doktorgrad. Veröffentlichung eines Romans, der bereits erste radikale Ansätze zeigt. Danach Veröffentlichung mehrerer Essays und Bücher. 1774 erscheint sein theoretisches Hauptwerk 'Die Ketten der Sklaverei' (französisch erst 1792), in dem er radikale und konsequente republikani- sche und demokratische Forderungen vertritt. Ab 1777 wieder in Paris, wird Leibarzt für die Garde Comte d'Artois. Diese Stellung bringt ihm An- sehen, Geld, ein gut ausgerüstetes medizinisches Labor und - wie ein Bio- graf vermerkt - die Gunst 'höhergestellter Damen'. Er beschäftigt sich mit der Anwendung der Elektrizität in der Heilpraxis und veröffentlicht einiges hierzu. In der Eigentumsfrage geht er weit über Rousseau hinaus. 1784 verliert er seine lukrative Stelle und gerät mit der Akademie der Wissen- schaften in Streit; finanzielle Schwierigkeiten. Bei Ausbruch der Revolution ist der kleine, magere und häßlich beschriebene Mann krank und müde. Die Einberufung der Generalstände schüttelt ihn wach und er stürzt sich mit unglaublicher Energie in das Geschehen und wird zum meistgefürchteten und bestgehaßten Mann der Revolution. Er vertritt einen klaren proletari- schen Standpunkt, den er in zig Pamphleten und Aufrufen und mit seiner Zeitung 'Freund des Volkes' deutlich macht. Bald schon wird er gejagt und lebt drei Jahre im Untergrund; gehetzt und unter schwierigsten Bedingungen arbeitet er unermüdlich. Eine entstellende Hautkrankheit holt er sich in den |
Nicht konsequent genug, läßt er die Enragés (Jacqes Roux) liquidieren, gerät dann mit Danton aneinander und noch mit den Hébertisten. Er fällt selber mit seinem Gefährten Saint-Just auf der Guillotine - 36 Jahre alt. Lit.: Hrsg. Peter Fischer "Reden der fran- zösischen Revolution" (mit kleinem bio- grafischen Anhang), München 1974. |
ROBESPIERRE,
Maximilian F'M'J. 1758-1794 [Nr.54 {57}]
Französischer Revolutionär. Sohn eines Advokaten. Seine Mutter stirbt bei der Geburt des 5. Kindes, der Vater verläßt die Familie und zieht nach München. Er wird ab 1755 von Oratorianern in Arras erzogen. Er fällt durch seine hervorragenden Leistungen auf und erhält ein Stipendium für Paris (1769). Auch dort erweist er sich als ein glänzender Schüler. Er stu- diert Geschichte, Philologie, Philosophie und begeistert sich vor allem für Montesquieu und Rousseau, den er in einem Verehrungsbrief 'Göttlicher' nennt. 1781 Beendigung der humanistischen Studien, Aufnahme des Stu- diums der Rechtswissenschaften. Er wird Advokat in Arras und ist sehr erfolgreich. Sein brennender Ehrgeiz erfüllt sich, und er wird in die 'gute Gesellschaft' aufgenommen. Seine Auffassung vom Recht und sein Ruf als Anwalt der Armen verbauen ihm einen weiteren Weg nach 'oben'. Er atta- ckiert die Privilegien der Reichen, den Absolutismus und die Willkürjustiz. Bei Einberufung der Generalstände wirft er sich in die Politik. Am 26.4.1789 wird er als Deputierter des Dritten Standes gewählt. Gehört von Beginn an zum Jakobinerclub. Schlägt die Wahl zum öffentlichen An- kläger am Kriminalgericht von Paris aus. Rund hundert Reden im Jakobi- nerclub (bis 1792), wo er zum Wortführer der Linken wird. Nachdem er als erster Deputierter von Paris in den Konvent gewählt wurde, verdächtigt ihn die Gironde des Strebens nach der Diktatur - er definiert sich jedoch klar als demokratischer Republikaner. Spricht sich für ein Recht auf Arbeit, Progressivsteuer und Bund der Nationen aus. Am 27.7.1793 wird er in den Wohlfahrtsausschuß gewählt, wo er zum Haupt der Revolutionsregie- rung wird. |
* Lit.: Hrsg. Peter Fischer "Reden der fran- zösischen Revolution" (mit kleinem bio- grafischen Anhang), München 1974. |
ROUX, Jacques
1752-1794 [Nr.55 {54}*]
Französischer Revolutionär, radikaler Sansculott (wörtlich 'ohne Knieho- sen', Proletarierbewegung der Revolutionszeit), Pfarrer und Verfasser des Manifestes der Enragés ('Wütenden'). Sohn eines Feudalrichters, Priester- seminar, Pfarrer an mehreren Orten. 1789 predigt er zum Ruhme der Ba- stille-Stürmer. begibt sich im Mai 1790 nach Paris und wirft sich in die Auseinandersetzungen; er arbeitet als Vikar an St. Nicolas und ist in der Armenpflege tätig. Er gewährt dem gejagten Marat Unterschlupf, unter- stützt dessen Zeitung und gibt selber einige Schriften heraus, in denen er sich direkt an das Volk wendet und es zu Aktionen aufruft. In 10 Kirchen ruft er das Volk auf, am Aufstand selbst ist er nicht beteiligt. Mit seiner Rede zu 'Ludwig, dem Letzten' hat er großen Erfolg. Er wird in den Gene- ralrat der Kommune gewählt. R. fordert die Todesstrafe für Schieber und das Recht auf Selbsthilfe für das Volk. Er verteidigt den Pariser Laden- sturm und gerät mit den Jakobinern aneinander. Im Konvent fordert er im berühmten Manifest der Enragés radikale Einschränkung des Eigentums. Er wird von Robespierre hart angegriffen und selbst Marat, der ihm viel ver- dankte, fiel ihm in den Rücken. Dennoch wurde kurze Zeit später die To- desstrafe für Schieber und Spekulanten eingeführt, was R. als Erfolg ver- buchte. Robespierre läßt ihn jedoch verhaften, im Gefängnis gibt er noch eine Zeitung heraus. Am 10.2.1794 erdolcht er sich im Krankensaal des Zuchthauses von Bocetre. |
"Ein zu Unrecht geneigter Kaiser sagt zornig und hochmütig zu einem seiner Beamten: Verschwinde, für mich bist du nicht länger Beamter. Der Beamte erwidert unerschrocken: Und für mich bist du nicht mehr Kaiser." Matthäus von Paris |
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korrigiert: irs 08.09.08