Bedürfnis - Begriffsanalyse,
Sprachgebrauch, Modelle und Theorien
in den Grundsätzen zur
Politischen Ökonomie von J. S. Mill
Haupt- und Verteilerseite Bedürfnis: Begriff,
Modelle, Theorien, Modelle in der Wirtschaftswissenschaft.
Haupt- und Verteilerseite Bedürfnis: Begriff,
Modelle, Theorien, Modelle.
Originalarbeit von Rudolf
Sponsel, Erlangen
_
Sachregistereinträge "Bedürfnis" und "Begierde". Belegstellen und Auswertung von 20 Textstellen: 10 fortlaufende Textstellen Teilband 1 vom Beginn an. 5 verteilte Textstellen Teilband 2. 5 verteilte Textstellen Teilband 3. Wissenschaftlicher Apparat: Literatur; Links; Glossar, Anmerkungen und Endnoten; Zitierung; Copyright; Querverweise; Änderungen. |
_
John Stuart Mills Grundsätze der Politische Ökonomen gehört zu den einflussreichen Klassikern der Politischen Ökonomie. Den Bedürfnisbegriff verwendet er - wie auch Smith oder Marx und vermutlich Ricardo - als selbstverständlichen Grundbegriff, der keiner weiteren Erörterung bedarf. |
BedürfnisseTbd
ohne nähere Spezifikation, verwendet Mill 5 mal (S. 10, 12, 20, 22,
31). Er bezeichnet dann die LuftTbdSLuft
als das notwendigste aller Bedürfnisse (S. 43) und erwähnt dann
das WasserTbdSwas
als Bedürfnis (S. 36). Dann gebraucht er unmittelbare BedürfnisseTbdBu
(S. 47, 538), weniger dringliche BedürfnisseTbdmDw
(S. 818) und gegenwärtige BedürfnisseTbdmAk
(S. 1000). S. 383 gebraucht er BedürfnisseTbdSaA,
die durch Annehmlichkeiten und Gewohnheit entstanden sind. S. 386 gebraucht
er gewöhnliche BedürfnisseTbdKlar
der arbeitenden Klassen. Mill thematisiert die wenigen Bedürfnisse
der Wilden (S. 396). Er spricht von täglichen (S. 708) Bedürfnissen,
von gewöhnlichen BedürfnissenTbdmGwA
der Arbeiter (S. 1068) und von Bedürfnissen nach sozialer Vollkommenheit
künftiger Generationen (S. 861). Mit der Konstruktion BedürfnisseTbdKlGwes
des Gemeinwesens (S. 958) ordnet er einer allgemeinen abstrakten Klasse
ein Bedürfnis zu. S. 1068 führt Mill aus, dass die Löhne
nicht dauernd unter die Grenze der für die gewöhnlichen BedürfnisseTbdmGwA
benötigten Aufwendungen fallen können.
Die klassische Kerndefinition für BedürfnisTbdKD
habe ich bei Mill nicht gefunden - so wenig wie bei den anderen Klassikern
(Smith, Ricardo,
Marx).
Das Wort "Begierde" wird im Sachregister gesondert drei Mal aufgeführt,
so dass man vermuten kann, es habe eine andere Bedeutung als Bedürfnis.
Aus den drei Fundstellen konnte ich das nicht erkennen.
Auch die Worte "Anspruch", "Ansprüche", "beanspruch"
können als Synonyme für "Bedürfnis" verstanden werden.
Von Mill als Verfasser von System der deductiven und inductiven Logik. Eine Darlegung der Grundsätze der Beweislehre und der Methoden wissenschaftlicher Forschung hätte ich mehr erwartet als einen naiv-unkritischen Gebrauch der Umgangssprache. |
Das 2016 neu herausgegebene Werk hat im dritten Teilband
ein Sachregister mit folgenden Einträgen:
Bedürfnis 10, 12f, 20, 22, 31, 36, 43,
47, 49, 63, 65, 68, 71f„ 78, 81, 83, 85, 95, 101,119, 121, 136-139, 149,
156, 179, 182, 185f, 190, 194, 209, 215, 217, 228f, 235, 272, 277, 284,
286, 304, 327, 383, 386, 396, 405f„ 409, 422, 439, 468ff„ 472, 479, 493,
538f, 541, 548, 624f, 547, 708, 715, 769, 818, 829, 861, 927, 938, 946,
958, 992, 1000, 1037, 1068, 1088f
Begierde 10, 649, 1092
14 p fett kursive
Markierungen von RS.
_
Teilband 1
Im ersten Teilband finden sich 47 Sachregistereinträge zu "Bedürfnis".
Hier habe ich die ersten 10 Erwähnungen vollständig erfasst,
da hier am ehesten Begriffserörterungen oder eine Definition zu erwarten
waren.
S. 10 Vorbemerkungen: "... Fragt man nun, zu welchem Zweck Geld wünschenswert ist, wenn nicht dazu, seine eigenen BedürfnisseTbd oder Wünsche oder diejenigen anderer zu befriedigen, so würde der Verfechter des Merkantilsystems um eine Antwort auf diese Frage keineswegs verlegen sein. Gewiss, würde er sagen, sind das Verwendungszwecke von Reichtum und sehr lobenswerte Verwendungszwecke, solange sie sich auf einheimische Waren beschränken, weil man in diesem Fall einen Landsmann genau um den ausgegebenen Betrag bereichert. ..."
S. 12 Vorbemerkungen: "... Sobald man sich fragte was eigentlich unter Geld zu verstehen sei - was sein wesentlicher Charakter ist und welche Funktionen es genau übernimmt - stellte man fest, dass Geld wie andere Dinge, nur ein wünschenswerter Besitz nach Maßgabe seines Gebrauches ist; und dass dieser Gebrauch anstatt, wie es den trügerischen Anschein gab, unbegrenzt zu sein, ganz genau begrenzt und beschränkt ist, nämlich darin besteht, die Verteilung des Ertrages der Erwerbstätigkeit nach den BedürfnissenTbd derer, die auf ihn Anspruch haben, zu erleichtern. ..."
S. 13 Vorbemerkungen: "... Aber wenn LuftTbdSLuft auch kein Reichtum ist, so sind die Menschen dadurch, dass sie diese unentgeltlich erhalten, doch reicher, weil die Zeit und Mühe, die zur Herbeischaffung dieses notwendigstenTbdmE aller BedürfnisseTbdSLuft, TbdmE aufgewandt werden müsste, nun anderen Zwecken gewidmet werden kann. Es ist aber dennoch vorstellbar, dass Luft unter bestimmten Umständen doch ein Teil des Reichtums sein kann. ..."
S. 20 Vorbemerkungen: "... Die groben für die BedürfnisseTbd der Bodenbebauer bestimmten Gewerbeerzeugnisse wie den von den Dorfhandwerkern gearbeitet, die durch Land, welches ihnen zur Bebauung abgabenfrei übergeben wird, oder die durch Gebühren in der Weise bezahlt werden, dass sie einen Anteil an der den Dorfbewohnern von der Regierung überlassenen Ernte erhalten. ..."
S. 22 Vorbemerkungen: "... Um nur von der gewerblichen Entwicklung zu sprechen: Hier lernten sie früh mannigfache BedürfnisseTbd und Wünsche kennen, was sie antrieb, ihrem eigenen Boden alles, was er nach ihrer Kenntnis tragen konnte, abzugewinnen; und wenn ihr Boden unfruchtbar war oder die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht hatte, so gingen sie oft zum Handel über und kauften die Erzeugnisse fremder Länder auf, um sie in anderen Ländern wieder mit Gewinn zu verkaufen."
S. 31 Kap. Produktionsvoraussetzungen: "... Aber in allen diesen wenigen und (von den ersten Anfängen menschlicher Gesellschaft abgesehen) unwichtigen Fällen sind die von der Natur bereitgestellten Gegenstände für menschliche BedürfnisseTbd nur dann geeignet, indem sie durch menschliche Bemühung eine Umgestaltung in irgendeiner Form erfahren haben. ..."
S. 36 Kap. Produktionsvoraussetzungen: "... WasserTbdSwas für gewöhnliche Zwecke kann an Fluss- und Seeufern als in unbegrenzter Fülle vorhanden angesehen werden; wird es aber zur Bewässerung benötigt, kann es selbst hier vorkommen, dass nicht genügend zur Befriedigung aller BedürfnisseTbdSwas vorhanden ist, während an Plätzen, deren WasserversorgungTbdSwas von Zisternen oder Brunnen oder von schwachen Quellen abhängt, die womöglich noch vollständig versiegen, WasserTbdSwas zu den Dingen gerechnet wird, deren Menge äußerst beschränkt ist. ..."
S. 43 Kap. Arbeit als Produktionsfaktor: "§ 3. [Arbeit wird bei der Produktion von Materialien eingesetzt] Aus diesen Überlegungen geht klar hervor, dass wir bei der Aufzählung und Klassifikation aller Arbeitsarten, die für die mittelbare und weiter zurückliegende Förderung anderer produktiver Arbeit verwandt werden, die Arbeit zur Hervorbringung der Unterhaltsmittel und anderer notwendiger LebensbedürfnisseTbdmE, von produktiven Arbeitern verbraucht werden, nicht einschließen dürfen; denn der Haupt- und Endzweck dieser Arbeit ist der Unterhalt selbst; und wenn auch der Besitz eines Vorrates erst die Verrichtung einer anderen Arbeit ermöglicht, so ist dies eine zufällige Folge. Die übrigen Arten, bei denen Arbeit mittelbar der Produktion dient, lassen sie sich in fünf Gruppen zusammenfassen."
S. 47 Kap. Arbeit als Produktionsfaktor: "... Ich nehme die Wohnhäuser der Arbeiter oder die für ihre persönliche Unterbringung bestimmten Häuser hiervon aus; denn diese befriedigen, wie ihre Nahrung, unmittelbare BedürfnisseTbdBu und müssen zur ihrer Arbeitsvergütung hinzugerechnet werden. ..."
S. 48 Kap. Arbeit als Produktionsfaktor: "Eine andere große Klasse von Arbeitern, welche die produzierten Güter ihrem Endverbraucher zugänglich machen sollen, ist die Klasse der Verkäufer und Händler, oder wie sie zusammen bezeichnet werden können, der Zwischenhändler. Es würde eine große Zeit- und Energieverschwendung und eine Unbequemlichkeit sein, die sich oft bis zur Undurchführbarkeit steigert, wenn Konsumenten die gewünschte Ware nur durch direkten Kontakt mit dem Produzenten erhalten könnten. Beide, Produzenten und Konsumenten sind zu sehr verstreut, und letztere wohnen oft zu weit von ersteren entfernt. Um diesen Verlust an Zeit und Arbeit zu reduzieren, wurde bereits früh zu Messen und Märkten Zuflucht genommen, auf denen sich Konsumenten und Produzent in regelmäßigen Zeiträumen ohne jedweden Zwischenhandel treffen konnten; und diese Einrichtung passt für zahlreiche Güter, insbesondere landwirtschaftliche Produkte, auch einigermaßen, da die Landwirte in manchen Jahreszeiten Zeit zur Verfügung haben; aber selbst hier ist der Besuch oft sehr beschwerlich und unbequem für die Käufer, die eine andere Beschäftigung haben, und ebenso für diejenigen, die nicht in unmittelbarer Nähe wohnen; während für alle Güter, deren Produktion eine beständige Aufmerksamkeit der Produzenten verlangt, diese periodischen Märkte in so beträchtlichen Zeit-[>49]abständen abgehalten werden und die BedürfnisseTbd der Konsumenten entweder so lange im voraus versorgt oder so lange unbefriedigt bleiben mussten, dass, bevor die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Gesellschaft die Errichtung von Läden zuließen, die Befriedigung dieser BedürfnisseTbd durchgängig in die Hände der fahrenden Händler gefallen war; der Hausierer, der vielleicht einmal im Monat erscheint, wird lieber gesehen, als ein Jahrmarkt, der nur ein- oder zweimal im Jahre stattfindet. In Landbezirken, die fern von Städten und großen Dörfern liegen, ist das Hausierergewerbe auch jetzt noch nicht vollständig verdrängt. Auf einen Händler jedoch, der seinerseits festen Aufenthalt und bestimmte Kundschaft hat, kann man sich doch immer viel mehr verlassen, sodass die Konsumenten es vorziehen, ihn aufzusuchen, wenn er bequem zu erreichen ist; und Verkäufer finden infolgedessen ihren Vorteil in Niederlassungen überall dort, wo genügend Konsumenten in der Nähe sind, die ihnen eine Vergütung bezahlen."
Teilband 2
Im zweiten Teilband finden sich 24 Sachregistereinträge zu "Bedürfnis".
S.382f Kap. Über Löhne: "... Zweitens: Aber selbst, wenn die Löhne hoch genug wären, um eine Verteuerung der Lebensmittel zuzulassen, ohne dass die Arbeiter und ihre Familien der notwendigen Güter beraubt würden, würden sie vielleicht doch hierin nicht einwilligen, obwohl sie eine Verschlechterung ihrer Lage rein physisch ertragen könnten. Sie können sich an Annehmlichkeiten gewöhnt haben, die ihnen zum BedürfnisTbdSaA geworden sind und ehe sie auf diese verzichten müssen, schränken sie ihre Fähigkeit sich zu vermehren ein, so dass dann die Löhne steigen würden, nicht durch einen Anstieg der Todesfälle, sondern durch eine Verminderung der Geburten. ..."
S. 386 Kap. Über Löhne: Fußnote: "... Eine so beträchtliche Verbesserung in der Lage der Arbeiterklassen hat, wenn sie auch nur durch die Gunst der Jahreszeiten verursacht ist, aber doch länger als eine Generation anhält, Zeit, eine Veränderung in den gewöhnlichen Bedürfnissen der arbeitenden KlassenTbdKlar hervorzurufen; und diese Periode wird immer bezeichnet als die Zeit „einer merklichen Verbesserung in der Qualität der konsumierten Nahrungsmittel und einer deutlichen Hebung des Niveaus ihrer Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten.“ - (Malthus, Principles of Political Economy [considered -with a view to their practical application. London: Murray 1820, S. 254], S. 225 ..."
S. 396 Kap. Über Löhne: "Solange die Menschheit in einem halbbarbarischen Zustand verharrte, mit der Trägheit und den wenigen Bedürfnissen der WildenTbdKlWild, war wahrscheinlich eine Beschränkung der Bevölkerung nicht erwünscht. ..."
S. 538 Kap. Über Geld : "... Ein Schneider, der nichts als Mäntel besäße, würde womöglich verhungern, bevor er jemanden fände, der Brot zu verkaufen hat und einen Mantel haben will; außerdem würde er nie so viel Brot auf einmal brauchen, wie der Mantel wert wäre, der Mantel könnte aber nicht geteilt werden. Jeder würde sich daher ständig beeilen, seine Ware gegen irgendetwas auszutauschen, wonach, obwohl es seinen eigenen unmittelbaren BedürfnissenTbdBu womöglich nicht entspricht, eine große und allgemeine Nachfrage besteht, und das leicht teilbar ist, sodass er sicher sein kann, mit ihm alles kaufen zu können, was zum Kauf angeboten wird. Die Grundnahrungsmittel besitzen diese Eigenschaften im hohen Grade. Brot ist sehr gut teilbar und wird allgemein begehrt. Und doch ist es nicht die Art von Gegenstand, die benötigt wird: denn an Nahrungsmitteln wünscht niemand - außer es ist eine Teuerung zu erwarten - auf einmal mehr zu besitzen als er zu seinem unmittelbaren Konsum bedarf; daher ist man niemals sicher, unverzüglich einen Käufer für Nahrungsmittel zu finden; wenn man sie aber nicht alsbald veräußert, verderben die meisten von ihnen. Der Gegenstand, den man wählen würde, um ihn zur Tätigung von Käufen mit sich zu führen, muss nicht nur teilbar und allgemein begehrt sein, sondern darf sich auch du Aufbewahrung nicht verschlechtern. Das beschränkt die Wahlmöglichkeiten auf eine kleine Anzahl von Gegenständen."
S. 708 Kap. Einfluss des Geldes ... : "... Da aber für die Ausfuhr
verlangtes Gold fast so gut wie immer den Rücklagen der Banken und
wohl niemals unmittelbar dem Umlauf entnommen wird, solange die Banken
zahlungsfähig bleiben, so besteht der einzige Vorteil, den man aus
dem teilweise Beibehalten einer Metallwährung für tägliche
BedürfnisseTbdmTag
ziehen kann, darin, dass die Banken ihre Rücklagen damit gelegentlich
auffüllen können."
Teilband 3
Im dritten Teilband finden sich 12 Sachregistereinträge zu "Bedürfnis".
S. 818 Kap. Einfluss von Gewerbe, ... : "... Da aber industrielle Fertigkeit und Kenntnisse nach unserer Annahme gleich geblieben sind, kann man mehr Nahrungsmittel nur dadurch erhalten dass man zu schlechterem Boden oder zu Bebauungsmethoden Zufluch nimmt, die im Verhältnis zu den Auslagen weniger ergiebig sind. Kapital für diese Ausdehnung der Landwirtschaft wird nicht fehlen; denn wenn auch, nach unserer Annahme, keine Vermehrung des bestehenden Kapitals einritt, kann doch ein genügender Betrag aus den Zweigen der Industrie herausgezogen werden, die früher die übrigen und weniger dringenden BedürfnisseTbdmDw befriedigten, bezüglich derer die Arbeiter zu einer Einschränkung gezwungen worden sind. Der zusätzliche Bedarf an Nahrungsmitteln wird daher produziert werden können, aber nur zu größeren Kosten; und der Tauschwert der landwirtschaftlichen Erzeugnisse muss steigen. ..."
S. 861 Kap. Über den stationären Zustand : "§ 2. [Aber der stationäre Zustand ist nicht an sich unerwünscht] Ich kann daher einen stationären Zustand des Kapitals und Vermögens nicht mit der ausgesprochenen Abneigung betrachten, die die Nationalökonomen der alten Schule ihm allgemein entgegengebracht haben. Ich möchte vielmehr glauben, dass er, im Ganzen betrachtet, eine beträchtliche Verbesserung im Vergleich unserer gegenwärtigen Lage bedeuten würde. Ich gestehe, dass mich das Lebensideal der Leute nicht bezaubert, die glauben, dass der Normalzustand menschlicher Wesen im Kampf um das Vorwärtskommen besteht, dass das Trampeln, Drängen, Einsetzen der Ellbogen und Einander-auf-die-Fersen-Treten, das den bestehenden Typus des gesellschaftlichen Lebens prägt, das wünschenswerteste Los der Menschheit sei und nicht bloß zu den unerfreulichen Symptomen eines der Stadien des industriellen Fortschritts gehörte. Es mag dies eine notwendige Stufe im Fortschritt der Zivilisation sein, und diejenigen europäischen Staaten, die bisher so glücklich waren, vor ihm bewahrt blieben zu sein, mögen sie vielleicht noch durchzumachen haben. Es ist ein Anzeichen des Wachstums, nicht ein Zeichen für den Niedergang, denn höhere Ziele und heldenhafte Tugenden werden dadurch nicht notwendig vernichtet. Das hat Amerika in seinem großen Bürgerkrieg der Welt bewiesen, sowohl durch das Verhalten des Volkes allgemein wie auch durch zahlreiche glänzende Einzelbeispiele, und England würde es hoffentlich, in einer seiner Verhältnisse in gleicher Weise aufrüttelnden Lage, ebenso beweisen. Diese Stufe bedeutet jedoch keine soziale Vollkommenheit, an deren Verwirklichung künftige Menschenfreunde eifrig mitzuarbeiten ein BedürfnisTbdSsV fühlen würden. ..."
S. 958 Kap. Über Verbrauchssteuern: "Es bleibt nun noch von der Wirkung der Verbrauchssteuern auf die Bodenrente zu sprechen. Unter der Annahme (die gewöhnlich den Tatsachen spricht), dass sich der Verbrauch an Nahrungsmitteln nicht vermindert, wird zur Versorgung der Bedürfnisse des GemeinwesensTbdKlGwes Landwirtschaft in gleichen Umfang wie vorher notwendig sein; die von Dr. Chalmers sogenannte Anbaugrenze bleibt dort, wo sie war; und dasselbe Land oder Kapital, das, als das am wenigsten produktive, bereits den Wert und Preis des gesamten [>959] Ertrages regulierte, wird beides weiterhin regulieren. ..."
S. 1000 Kap. Über Staatsschulden : "... Es ist ein ausgezeichneter Grundsatz, dass gegenwärtige Einnahmequellen zur Befriedigung gegenwärtiger BedürfnisseTbdmAk ausreichen sollen; die Zukunft wird eigene Bedürfnisse haben, für die zu sorgen sein wird. ..."
S. 1068 Kap. Einmischung Staatsgewalt: "... Der gewöhnliche durchschnittliche Verdienst der arbeitenden Klassen kann durch nichts anderes als durch die gewöhnlichen BedürfnisseTbdmGwA der Arbeiter beeinflusst werden; diese können sich freilich ändern, solange sie aber dieselben bleiben, fallen die Löhne niemals dauernd unter die durch diese BedürfnisseTbdmGwA bedingte Höhe und bleiben auch nicht lange über ihr. Gäbe es keine Zusammenschlüsse in einzelnen besonderen Branchen und wären die Löhne in diesen Branchen niemals über der üblichen Durchschnittshöhe gehalten worden, so bestünde kein Grund zu der Annahme, dass der übliche Durchschnittslohn überhaupt höher sein würde, als er jetzt ist. Es würde nur eine größere Zahl von Menschen insgesamt geben und weniger Ausnahmen von dem gewöhnlichen niedrigen Lohnsatz."
Nachdem Mill auch das Wort "Begierde" benennt, könnte man vermuten, dass Mill unter Begierde etwas anderes als unter Bedürfnis versteht. Die drei Erwähnungen erstrecken sich über die drei Teilbände. Die Sichtung der drei Fundstellen ergibt keinen Aufschluss, was Bedürfnis und Begierde unterscheiden soll.
Teilband 1 S. 10 Vorbemerkungen: "... In der Tat und mit Recht sehen wir jemanden als im Besitz der Vorteile eines Vermögens an, nicht nach dem Verhältnis der nützlichen und angenehmen Dinge, die er gegenwärtig genießt, sondern nach seiner Verfügung über die allgemeinen nützlichen und angenehmen Güter; seine Macht für jede Notlage Vorsorge treffen oder jedes Objekt der Begierde erhalten zu können. ..."
Teilband 2 S. 649 Über internationalen Handel: "... Eine andere Erwägung gilt hauptsächlich für eine frühe Stufe der Industriellen Entwicklung. Ein Volk kann sich in einem ruhenden, trägen, unkultivierten Zustand befinden, in dem alle seine Ansprüche vollständig befriedigt oder gänzlich unentwickelt sind, und versäumt deshalb womöglich, seine gesamten produktiven Energien zur Entfaltung zu bringen, weil ihm ein ausreichender Gegenstand der Begierde fehlt. ..."
Teilband 3 S. 1092 Kap. Gründe und Grenzen des Laisser-faire Prinzips Fußnote 329: "... Die Praxis der englischen Gesetzgebung in Bezug auf die Geisteskranken, besonders auf den äußerst wichtigen Punkt der Feststellung der Geisteskrankheit, verlangt dringend nach einer Reform. Gegenwärtig ist niemand, dessen Eigentum Begierden erweckt und dessen nächste Verwandte skrupellos genug oder mit ihm zerstritten sind, davor sicher, für geisteskrank erklärt zu werden. ..."
Literatur
Es gibt mehrere Ausgaben zu J. S. Mill Grundsätzen der Politischen
Ökonomie
Mill, John Stuart (dt. 1872) System der deductiven und inductiven Logik.
Eine Darlegung der Grundsätze der Beweislehre und der Methoden wissenschaftlicher
Forschung. Übersetzung nach der letzten, der 7. Auflage von Gompertz.
Leipzig: Fues. Bd. I. [1. Auflage 1843, 3. A. 1851, 4. A. 1856;
]
_
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. |
korrigiert: irs 06.01.2020 / irs 05.01.2020 Rechtschreibprüfung, gelesen, Zitate kontrolliert
_
06.01.20
Nachträge: irs Rechtschreibprüfung, gelesen, Zitate kontrolliert
05.01.20
kontrolliert: irs Rechtschreibprüfung, gelesen, Zitate kontrolliert
05.01.20
Sachregisterauswertungsgraphik erneuert.
04.01.20 10+5+5
Textstellen ausgewertet. Erstmals eingestellt (noch nicht endkorrigiert).
03.01.20 Angelegt
und die Erfassung begonnen.