Buch-Präsentationen in der IP-GIPT
Kognitive Verhaltenstherapie
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Ergebnisse * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *
Bibliographie: Craske, Michelle (2012) Kognitive Verhaltenstherapie. Aus dem Amerikan. von Elisabeth Brock. München: Reinhardt. [Verlags-Info]. 2012. 176 Seiten. (ISBN 978-3-497-02279-3) kt € [D] 24,90 / € [A] 25,60 / SFr 35,50 .
Verlagsinfo: "Neulernen, Verlernen, Umlernen
Das Erleben und Verhalten eines Menschen wird durch seine Wahrnehmung und Gedanken beeinflusst. Oft machen uns dabei Denkfehler wie z.B. die Einstellung „Ich muss perfekt sein!“ oder „Wenn ich verlassen werde, werde ich nie einen neuen Partner finden…“ das Leben schwer. Kognitive Verhaltenstherapie zielt darauf ab, solche inneren Überzeugungen und entsprechende Verhaltensmuster bewusst zu machen und zu hinterfragen, damit sie verändert werden können. Vor einem lerntheoretischen Hintergrund wird angenommen, dass Verhalten angelernt ist und wieder verlernt oder neu erlernt werden kann. Im Zentrum stehen so Verhaltensanalyse und Verhaltensänderung. Probleme werden gelöst, indem neue Verhaltensweisen und Einstellungen als gesündere Alternative etabliert werden."
1 Einführung 9
2 Geschichte 14
Ursprünge 14
Aktueller Ansatz und Entwicklung bis heute 21
Ausblick 24
3 Theorie 26
Ziele 26
Kernkonzepte 28
Lerntheorie: Klassische Konditionierung 28
Lerntheorie: Instrumentelle Konditionierung 37
Soziale Lerntheorie: Selbstwirksamkeitstheorie 45
Die kognitive Bewertungstheorie 47
Die kognitive Bewertungstheorie und die Theorie des Erwartungslernens
56
Die kognitivbehaviorale Theorie 59
4 Der therapeutische Prozess
62
Die Rolle der therapeutischen Beziehung 63
Die Rolle des Therapeuten/der Therapeutin 65
Minimaler Therapeutenkontakt 67
Die Rolle des Klienten/der Klientin 68
Strategien und Techniken 70
Fertigkeiten- und verstärkungsbasierte Strategien 71
Expositionsbasierte Strategien 86
Kognitionsbasierte Strategien 96
Anwendungsbereiche 102
Angsterkrankungen 103
Depression 104
Alkoholmissbrauch 106
Bulimia nervosa 108
Der Fall Maria – Beschreibung einer kultursensiblen Therapie
110
Erschwernisse und Probleme bei der Arbeit mit diesem Ansatz
120
5 Evaluation 125
Wirkmechanismen: Die Rolle veränderter Kognitionen
129
Wie funktioniert die KVT bei verschiedenen kulturellen Gruppen 134
6 Ausblick auf künftige Entwicklungen 138
Kognitionen: Funktion versus Inhalt 138
Achtsamkeit 140
Akzeptanz- und Commitmenttherapie 141
Dialektisch-Behaviorale Therapie 142
Funktion über Inhalt 143
Lerntheorie: fächerübergreifende Fortschritte 143
Effektivitäts- und Effizienzforschung 146
7 Zusammenfassung
148
Glossar 152
Literaturempfehlungen 156
Zitierte Literatur 157
Register 172
Über die Autorin 176
"4 Der therapeutische Prozess
Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) besteht – und das ist ihr Merkmal
– aus mehreren Komponenten. Die Behandlung beginnt meist mit einer funktionalen
Analyse, zum einen, um Art und Umfang der problematischen Verhaltensweisen,
Emotionen und Kognitionen zu erfassen, zum anderen, um zu ermitteln, in
welcher Beziehung sie zueinander stehen, und Faktoren zu identifizieren,
die ein bestimmtes Problem möglicherweise auslösen, beeinflussen
oder verstärken. Dabei geht es auch um die vorausgehenden Ereignisse
und Konsequenzen des Verhaltens, um die Frage, welche Reize kognitive,
emotionale und behaviorale konditionierte Reaktionen (CRs) auslösen
und die Frage, welche Kognitionen zu welchen Emotionen oder Verhaltensweisen
beitragen. Die Auswirkungen der Umgebung und des kulturellen Kontexts auf
diese Beziehungen werden ebenfalls evaluiert. Selbstbeobachtung hilft,
die funktionale Analyse zu verfeinern, sie trägt zur Entwicklung einer
Expertenperspektive bei (die Person soll lernen, ihre Reaktionen objektiv
zu beobachten, also zum Experten/ zur Expertin in eigener Sache werden)
und fördert das Gewahrwerden des Zusammenspiels von Gedanken, Emotionen
und Verhaltensweisen in bestimmten Kontexten. Die funktionale Analyse bestimmt
dann die Wahl des therapeutischen Ansatzes. Ziel der behavioralen Strategien
ist es, erwünschtes Verhalten zu steigern und unerwünschtes zu
verringern, was durch Kontrolle der vorausgehenden Ereignisse, Veränderung
der Verstärkungsmuster, das Erlernen von Fertigkeiten oder durch konfrontationsbasierte
Verfahren zur Abschwächung erlernter Assoziationen geschieht. Kognitive
Strategien werden eingesetzt, um dysfunktionale Einstellungen und Annahmen
zu identifizieren und mit Hilfe des logischen Empirismus, der Disputation
oder durch Verhaltensexperimente zu hinterfragen. Im folgenden Abschnitt
wird jede einzelne Strategie ausführlich erläutert. [>63]
Die Rolle der therapeutischen Beziehung
Im Unterschied zu vielen anderen Therapieverfahren gilt in der KVT
die therapeutische Beziehung nicht als primärer therapeutischer Motor.
Man geht vielmehr davon aus, dass es primär die für eine hilfesuchende
Person arrangierten Situationen zum Ausprobieren neuer Verhaltensweisen
und die ihr vermittelten kognitiven und behavioralen Fertigkeiten sind,
die Veränderungen bewirken. Was jedoch nicht heißt, dass die
therapeutische Beziehung nebensächlich wäre – ist doch bekannt,
dass die Qualität der Beziehung zwischen Therapeut/Therapeutin und
Klient/Klientin eine wichtige Basis für den Einsatz der verschiedenen
KVT-Strategien ist. Deshalb „ist ein wirklich geschickter Verhaltenstherapeut
eine Person, die Probleme behavioral konzeptualisieren, aber auch die notwendigen
Übertragungen vornehmen kann, um den Klienten auf warme und empathische
Weise zu begegnen“ (Goldfried/Davison 1994, 56). Es ist in der Tat bewiesen,
dass die KVT effektiver ist, wenn sie in einer warmen, empathischen Atmosphäre
stattfindet, was insbesondere für die ersten Therapiesitzungen gilt
(z. B. Keijsers et al. 1995). Ein hervorstechendes Merkmal der therapeutischen
Beziehung im Rahmen der KVT ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit von
Therapeut/ Therapeutin und Klient/Klientin, ein Merkmal, das die Behandlung
in jeder Hinsicht prägt. Der Therapeut/die Therapeutin ist zwar die
Fachkraft für Verhaltens- und Kognitionswissenschaften, für deren
Theorie und Anwendung,
zugleich jedoch abhängig von der Selbstbeobachtung des hilfesuchenden
Menschen, um für dessen individuelle Bedürfnisse passgenaue Interventionen
bereithalten zu können. Beide Seiten erarbeiten und verfeinern gemeinsam
die funktionale Analyse und den Behandlungsplan. Sie evaluieren gemeinsam
die Beweise für die Überzeugungen und Annahmen der Person und
überlegen sich gemeinsam behaviorale Interventionen zur Veränderung
von Verstärkungsmustern, zur Abschwächung der CRs, zum Erwerb
von Fertigkeiten und zur Erprobung neuer Verhaltensweisen, um Informationen
zu sammeln, die geeignet sind, Fehleinschätzungen zu korrigieren.
Gemeinsam evaluieren sie die Wirksamkeit jeder Intervention und modifizieren
diese bei Bedarf. Die intensive partnerschaftliche Zusammenarbeit bewirkt,
dass die Person Kenntnisse und Fertigkeiten erwirbt, die sie zum Experten
oder zur Expertin machen und schließlich befähigen, den Behandlungsplan
eigenständig zu formulieren, umzusetzen und zu verfeinern.
Die kollaborative, partnerschaftliche Natur der
therapeutischen Beziehung wird gestärkt, wenn in den ersten Sitzungen
die therapeutischen Ziele, Wege und Prozesse eindrücklich vorgestellt
werden. Das stimmt die Person auf die kognitiven und behavioralen Veränderungen
und ihre aktive Beteiligung am Veränderungsprozess ein. Die ersten
Sitzungen sind deshalb der Formulierung der Behandlungsziele und präzisen
Beschreibung des Behandlungsprozesses gewidmet, wobei auch ein schriftlicher
Behandlungsvertrag geschlossen werden kann. Der Vertrag verdeutlicht, was
von allen Beteiligten erwartet wird.
Die kollaborative, partnerschaftliche Natur der
therapeutischen Beziehung steigert die Wirksamkeit von Verstärkungen
durch den Therapeuten/ die Therapeutin, was für deren Rolle eminent
wichtig ist. In der KVT wird die Person verstärkt, wenn sie sich aktiv
beteiligt, insbesondere für die Bewältigung ihrer Hausaufgaben
in der Zeit zwischen den Sitzungen. Die KVT erzielt bessere Ergebnisse,
wenn zwischen zwei Sitzungen Hausaufgaben erledigt werden. Eine gute therapeutische
Beziehung verstärkt also den Therapieerfolg, weil sie die Verstärkung
durch den Therapeuten aufwertet, was wiederum das Engagement der hilfesuchenden
Person verstärkt. KVT-Fachkräfte sind für ihr Klientel oft
auch Modell, etwa wenn sie vormachen, wie man sich einer gefürchteten
Situation annähert oder neue Fertigkeiten erwirbt. Wie effektiv der
Modellcharakter des Therapeuten/ der Therapeutin ist, das wird vermutlich
ebenfalls von der Qualtität der therapeutischen Beziehung beeinflusst.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die
kollaborative Natur der therapeutischen Beziehung das Wesen der KVT ausmacht
und die Basis für die Einführung und Umsetzung diverser Fertigkeiten
und Übungen ist. Ihre Bedeutung wurde bislang allerdings selten direkt
untersucht. Zudem sind die vorhandenen Forschungsergebnisse widersprüchlich.
Kazdin, Marciano und Whitley (2005) haben festgestellt, dass sich die therapeutische
Allianz, definiert als die kollaborative Natur der therapeutischen Beziehung,
gemeinsam erarbeitete Ziele und persönliche Bindung positiv auf das
ungehörige, aggressive und antisoziale Verhalten von Kindern auswirken.
Im Gegensatz dazu war die therapeutische Allianz für das Ergebnis
kognitiv-behavioraler Behandlungsmethoden bei Depressionen nicht entscheidend
(Feeley/DeRubeis/Gelfand 1999). Eine positive Allianz ließ nicht
nur keinen Schluss auf eine Symptomlinderung zu, sondern war vielmehr erwiesenermaßen
die Folge einer Linderung der Symptome, zumindest im Verlauf einer kognitiv-behavioralen
Depressionstherapie (z. B. Tang/DeRubeis 1999). Kazdin (2007) verweist
auf die methodischen Mängel der meisten Studien über Wirkfaktoren
der KVT, einschließlich der Studien über die therapeutische
Allianz. Der Stellenwert der therapeutischen Beziehung für den Erfolg
einer KVT ist also noch genauer zu untersuchen.
Die Rolle des Therapeuten/der Therapeutin
KVT-Therapeuten und -Therapeutinnen müssen verschiedene Rollen
einnehmen; einige davon wurden bereits im vorigen Abschnitt über die
therapeutische Beziehung erwähnt. Sie sind zuerst einmal Diagnostiker,
die sich der verschiedenen Informationsquellen ihrer Klienten bedienen,
und, indem sie die Informationen anhand ihres Hintergrundwissens beurteilen,
das Problem „diagnostizieren“ und die optimale Interventionsstrategie finden
(Kendall 1993). Sie bedienen sich der verhaltens- und kognitionswissenschaftlichen
Grundlagen und Theorie, um eine funktionale Analyse der Verstärker,
Strafreize, erlernten Assoziationen und kognitiven Bewertungen zu erstellen,
die zusammengenommen maladaptive Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster
verursachen. KVT-Therapeuten und -Therapeutinnen werden durch ihre Fragetechnik,
ihre Beobachtungen und Reflexionen zu Modellen für die Methode des
Expertentums in eigener Sache.
Therapeuten und Therapeutinnen sind es auch, die
der Person helfen, ihre Denkmuster zu erkennen. Sie bedienen sich, genauer
gesagt, mehrerer Strategien, die es der Person ermöglichen, ihre maladaptiven
Annahmen und Überzeugungen zu identifizieren und zu hinterfragen.
Sie werden sie dabei unterstützen, ihre verzerrten Wahrnehmungen zu
benennen, Beweise für oder gegen die Richtigkeit ihrer Annahmen zu
prüfen, verabsolutierte Aussagen zu relativieren, die Wahrscheinlichkeit
bestimmter Erlebnisse zu evaluieren und für Ereignisse andere mögliche
Erklärungen zu finden. Der Therapeut/die Therapeutin achtet ferner
auf stets wiederkehrende Themen automatischer Gedankengänge und leitet
daraus eine Hypothese über grundlegende Schemata ab. Dies kann auch
durch die „Technik des vertikalen Pfeils“ (Burns 1980) geschehen, wobei
immer wieder nach den Konsequenzen eines bestimmten Gedankens gefragt wird,
bis hin zu dessen tiefster Bedeutung. Im Falle von Panikattacken könnte
diese Technik folgenden Dialog auslösen:
Ferner ermuntert der Therapeut/die Therapeutin die Person ausdrücklich,
neue Bewertungen zu generieren, und zwar durch den Sokratischen Dialog,
d. h. die Gegenüberstellung von geäußerter Bewertung, empirischer
Evidenz und Reflexionen. Auch dabei gilt es, stets als Modell zu fungieren,
damit der Klient/die Klientin die gleichen, zur selbstständigen kognitiven
Restrukturierung erforderlichen Fertigkeiten erwirbt.
KVT-Therapeuten und -Therapeutinnen helfen beim
Entwerfen und Umsetzen behavioraler Strategien zur Veränderung von
Verstärkungsmechanismen, zur Steigerung erwünschter und Verringerung
unerwünschter Verhaltensweisen, zur Bildung neuer Assoziationen, die
maladaptive verhindern, und zur Entwicklung neuer Fertigkeiten. Sie fördern
kognitive und behaviorale Veränderungen und bedienen sich dafür
expliziter und impliziter Verstärker. Wird eine Person vom Therapeuten/von
der Therapeutin
persönlich begleitet, wenn sie sich in eine reale, gefürchtete
Situation begibt, handelt es sich um ein spezifisches Beispiel therapeutischer
Verstärkung. Eine vom Therapeuten gelenkte Exposition maximiert das
Verstärkungspotenzial des Therapeuten/der Therapeutin und ist besonders
bei Menschen hilfreich, die auf kein soziales Netzwerk zurückgreifen
können, das sie bei ihren Annäherungsübungen unterstützt
(Holden et al. 1983). Der Therapeut/die Therapeutin kann zudem ein bestimmtes
Verhalten im
Konfrontationssetting vormachen und die Person anleiten, wie dies bei
der „gelenkten Expositionsbewältigung“ (guided mastery exposure, Williams
1990) geschieht. Williams und Kollegen haben nachgewiesen, dass diese Art
der Expositionsbewältigung den üblichen Konfrontationsmethoden
überlegen ist (z. B. Williams/Zane 1989). Das Lernen am Modell des
Therapeuten/der Therapeutin, auch teilnehmendes Modelling genannt, kann
auch in den Praxisräumen stattfinden. Therapeut oder Therapeutin
können beispielsweise im Rollenspiel und bei der Erprobung von
Verhaltensweisen zum Erwerb neuer Fertigkeiten (z. B. von Selbstbehauptungsfertigkeiten)
oder beim Verhaltenstraining (z. B. wie man ein Objekt anfasst, das aus
Angst vor Kontaminierung bislang gemieden wurde) einen aktiven Part übernehmen
und damit Vorbildwirkung erzielen.
Therapeutinnen und Therapeuten sind fast immer Modelle,
ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt. „Deshalb sollte sich der Therapeut
seiner Wirkung auf den Klienten stets bewusst sein und keine Mühe
scheuen, ein Modell für Verhaltensweisen, Einstellungen und Emotionen
zu sein, die geeignet sind, den therapeutischen Prozess voranzubringen“
(Goldfried/ Davison 1994, 60). Der Therapeut/die Therapeutin sollte also
nicht die gleichen Ängste zeigen wie die hilfesuchende Person, insbesondere
dann, wenn er/sie ihre eigenen Ängste unzureichend regulieren kann.
Schließlich werden kognitive Verhaltenstherapeuten, falls die kognitive
Verände- ..."
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