Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=24.02.2018 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 25.08.18
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Bücher, Literatur und Links zu den verschiedensten Themen, hier der Bereich:

    PPP Medien-Umschau 2018
    Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie
    Zur Frage Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater > ZPID.
     

    * Einführung und Überblick der Quellen. * 2017 * 2016 * mu2015 * mu2014 * mu2013 * mu2012 * mu2011 *

    ausgewählt von Rudolf Sponsel, Erlangen



    Editorial: Die Medienumschau PPP weist auf andernorts publizierte Informationen, Nachrichten und Berichte aus Wissenschaft, Forschung und Praxis hin. Diese (Hilfs-) Seite liefert Belege, Beispiele und Materialien für die Seite Beweis und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
     
    Allgemeine Warnung zu wissenschaftlichen Ergebnissen: Bitte kritisch lesen, nicht alles blind glauben. Nicht überall, wo Wissenschaft drauf steht, ist auch echte Wissenschaft drinnen. Es wird leider getrickst, gefälscht, frisiert und verborgen beeinflusst, dass sich die Balken biegen > Irrtum, Betrug, Tricks, Täuschung, Fälschung, ... in Wissenschaft und Forschung. Die großen, finanzstarken oder mächtigen  Interessenträger benutzen Wissenschaft und Forschung sehr oft, um die Wahrheit zu unterdrücken, zu fälschen oder zu desorientieren (z.B. Klima, Pharma, Arbeitslosenstatistik). Aber auch die kleinen Interessenträger in eigener Sache sind nicht zu unterschätzen. 
       In den Psychowissenschaften ist überall dort größte Vorsicht geboten, wo Statistik im Spiel ist, weil meistens die Voraussetzungen (Skalenniveau, Zufallsauswahl, Parameter, Verteilung) nicht erfüllt sind, was nicht genügend kritisch problematisiert wird. Mit dem sog. Signifikanztest  geht eine grenzenlose Verwahrlosung wissenschaftlicher Forschung einher und die "Methodik" beruht oft darauf, dass mit bestimmten Annahmen, unter der Voraussetzung gewisser Annahmen gewisse andere Annahmen getestet werden, so dass gewöhnlich nichtssagendes, virtuelles Pseudowissen verbreitet wird. Auch die Anwendung von Mathematik muss nicht besondere Wissenschaftlichkeit, sondern kann ebensogut szientistisch verkleidete Numerologie und damit eine besondere Form der Esoterik bedeuten wie etwa Astrologie.
    • "Das Scheingeschäft Angriff auf die Wissenschaft Dubiose Unternehmer unterwandern die Wissenschaft und verdienen dabei Millionen. Forscher, Firmen und Behörden nutzen dieses System und schaden damit nicht nur ihrer Glaubwürdigkeit sondern auch der Gesellschaft.  ..." [SZ 19.07.18]

    ..." []



    Wie sich die Gehirne von Aufschiebern und Machern unterscheiden
    "Warum manche Menschen Aufgaben eher vor sich herschieben als sofort zu handeln, haben Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Mittels Kernspintomografie identifizierten sie zwei Hirnbereiche, deren Größe und funktionelle Verknüpfung damit zusammenhängt, wie gut eine Person ihre Handlungen kontrollieren kann. Die Ergebnisse berichtet das Team um Caroline Schlu?ter, Dr. Marlies Pinnow, Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Gu?ntu?rku?n und Dr. Erhan Genç von der Arbeitseinheit Biopsychologie in der Zeitschrift Psychological Science vom 17. August 2018.
        Zwei Hirnregionen hängen mit Handlungskontrolle zusammen
    Die Biopsychologinnen und Biopsychologen untersuchten 264 Frauen und Männer im Kernspintomografen. Sie bestimmten das Volumen einzelner Hirnareale und ihre funktionelle Vernetzung. Außerdem füllten alle Probanden einen Fragebogen aus, mit dem ihre Fähigkeiten zur Handlungskontrolle eingeschätzt wurden.
        Menschen mit schlechter Handlungskontrolle hatten eine größere Amygdala. Außerdem war bei ihnen die funktionelle Verbindung zwischen der Amygdala und dem sogenannten dorsalen anterioren cingulären Kortex (dorsaler ACC) weniger stark ausgeprägt. „Die beiden Hirnregionen sind bereits in früheren Studien mit der Steuerung von Handlungen in Verbindung gebracht worden“, sagt Erhan Genç.
        Handlungen bewerten und auswählen
    Die Funktion der Amygdala ist es vor allem, eine Situation und ihren jeweiligen Ausgang zu beurteilen und uns vor möglichen negativen Konsequenzen einer Handlung zu warnen. Der dorsale ACC nutzt hingegen Informationen über den potenziellen Ausgang einer Handlung, um Handlungen auszuwählen, die in die Tat umgesetzt werden. Er unterdrückt auch konkurrierende Handlungen und Emotionen, sodass eine ausgewählte Handlung erfolgreich abgeschlossen werden kann.
        Ist das Zusammenspiel zwischen Amygdala und dorsalem ACC gestört, kann die Handlungskontrolle nicht mehr erfolgreich ausgeführt werden, so die Theorie der Forscherinnen und Forscher. „Menschen mit höherem Amygdala-Volumen könnten eine größere Furcht vor den negativen Konsequenzen einer Handlung haben – sie zögern und schieben Dinge auf“, vermutet Erhan Genç. „Die geringe funktionelle Kopplung zwischen der Amygdala und dem dorsalen ACC könnte diesen Effekt weiter verstärken, indem störende negative Emotionen und Handlungsalternativen unzureichend reguliert werden. ...
        Originalpublikation:
    Caroline Schlüter, Christoph Fraenz, Marlies Pinnow, Patrick Friedrich, Onur Güntürkün, and Erhan Genç: The structural and functional signature of action control, in: Psychological Science, 2018, DOI: 10.1177/0956797618779380“  Quelle: ide news700849 vom 21,08,2018
        Fragen: Es wird gesagt: "Menschen mit schlechter Handlungskontrolle hatten eine größere Amygdala."
      1) War das bei ALLEN oder "nur" im Mittel  so? Gibt es eine Tabelle mit den Einzelwerten?
      2) Und was soll die Größe der Amygdala den bedeuten? Was folgt aus der "Größe"?
      3) Wie wurden "Handlungskontrolle", "Macher" und "Aufschieber" operationalisiert?
      Kritik: Die Wissenschaftslogik  des Designs und Konzepts bleibt der Mitteilung nach dunkel.
     


    "Gamescom 2018: OASIS erreicht Computerspielabhängige - Über 27.000 Menschen seitdem im Selbsttest"
    Quelle idw-news700842 vom 20.08.2018
        Kritik: Die eigentlich interessaante Frage, wie viele der 27000 wie stark Abhängigkeitskeitssymptome zeigten und wie repräsentativ diese Ergebnisse für unsere Gesellschaft sind, wird weder mitgeteilt noch angesprochen. Ich habe an dem Test teilgenommen und festgestellt, dass die sich die Fragen gar nicht auf Computerspiele beziehen. Man sollte dieser Studie also nicht zu viel Vertrauen entgegenbringen.


    Computerspielabhängigkeit als Erkrankung
    "Expertengruppe plädiert für die Aufnahme in die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) - Zahl der Hilfesuchenden steigt in vielen Ländern deutlich an
        Computerspielabhängigkeit soll als offizielle Erkrankung anerkannt werden. 55 Autorinnen und Autoren aus nahezu allen Regionen der Welt legen die Gründe dafür in einer aktuellen Stellungnahme in der Zeitschrift "Journal of Behavioral Addictions" dar. Unter ihnen sind auch zahlreiche Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
        Die WHO hat "Gaming Disorder" (Computerspielsucht) in die Überarbeitung der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) aufgenommen. In den vergangenen Monaten wurde vielfach darüber berichtet, dass diese Entscheidung ungerechtfertigt sei. Zu den Argumenten einer relativ kleinen Gruppe von Forschern gehörte, dass der Stand der Wissenschaft noch zu viele Lücken aufweise. Weiterhin bestünde die Gefahr, dass man unproblematische Computerspieler damit stigmatisieren würde. Exzessives Spielen sei keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr eine Form der Bewältigung von anderen psychischen Problemen oder Störungen. Auch behauptete die Gruppe, dass die neue Diagnose eine Reaktion auf die moralisch gefärbte Panik sei, die dem Computerspielen entgegengebracht würde
        Wirksame Behandlungsmethoden entwickeln, prüfen und finanzieren
    In der nun veröffentlichten Gegenstellungnahme weist die Expertengruppe auf die klinische Bedeutung dieser Störung hin. Betroffene haben unter einer deutlichen und zum Teil sehr schwerwiegenden Beeinträchtigung ihres Lebens zu leiden. In vielen Ländern zeigen die Zahlen einen deutlichen Anstieg der Hilfesuchenden. Die Aufnahme diese Störungen in die ICD-11 sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass wirksame Behandlungsmethoden entwickelt, geprüft und finanziert würden, heißt es in der Veröffentlichung. Lücken in der Forschung dürften kein Grund dafür sein, eine Störung nicht als Krankheit anzuerkennen.
        Die Stellungnahme weist darauf hin, dass viele der kritischen Autoren Wissenschaftler sind, die sich nicht mit Fragen der Behandlung oder Vorbeugung psychischer Erkrankungen beschäftigen. Stattdessen kommen sie aus Fachgebieten wie zum Beispiel Medienpsychologie, Kommunikationswissenschaften, Computerspieldesign, experimentelle Psychologie oder Erziehungswissenschaften. Damit sind sie im Grunde fachfremd im Hinblick auf klinische Notwendigkeiten oder Fragen der öffentlichen Gesundheit.
        Dies zeige sich auch in ihren Argumenten, die an der klinischen Wirklichkeit vorbei gingen, beklagt die Stellungnahme. Ein Beispiel sei die Annahme, das Computerspielen sei lediglich Ausdruck einer anderen Störung wie einer Depression oder einer Angststörung. Dabei werde jedoch übersehen, dass auch bei Alkohol- oder Drogenabhängigkeit häufig eine andere psychische Erkrankung vorliegt und diese auch Auslöser der Sucht sein kann. Dennoch würde man ja nicht behaupten, Alkohol- und Drogenabhängigkeit wären keine eigenständigen und behandlungsbedürftigen Erkrankungen.
        Diagnose einer Verhaltenssucht ist keine Stigmatisierung
    Entsprechende Einschätzungen hält die Expertengruppe der aktuellen Stellungnahme für potentiell sehr gefährlich. So könnten sich Krankenkassen oder andere Kostenträger auf deren vermeintlich wissenschaftliche Argumente berufen und die Kostenübernahme von Therapien verweigern. Auch die Computerspiele-Industrie könnte diese Argumente aufgreifen und diese für ihre Zwecke nutzen.
        „In der Tat geschieht dies bereits. Es existiert eine gemeinschaftliche Stellungnahme zahlreicher Vereinigungen der Spieleindustrie, die das Ziel hat die Aufnahme der Computerspielsucht in ICD-11 zu verhindern“, sagt Privat-Dozent Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Wissenschaftler an der Universität zu Lübeck, der an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, tätig ist. Er ist Erstautor der Stellungnahme und gehört seit 2014 zu den Experten, die die WHO in Bezug auf Verhaltenssüchte und deren Aufnahme in ICD-11 beraten.
        Zum Argument der möglichen Stigmatisierung von unproblematischen Spielern führt er an, dass diese Befürchtung unbewiesen und irreführend ist. Das würde bedeuten, dass man im Gegenzug dann auch die Diagnose Alkoholabhängigkeit abschaffen müsse, weil unproblematische Alkoholkonsumenten dadurch stigmatisiert werden könnten.
        Originalpublikation: Including gaming disorder in the ICD-11: The need to do so from a clinical and public health perspective. Hans-Jürgen Rumpf et al., Journal of Behavioral Addictions. DOI: 10.1556/2006.7.2018.59
        Quelle: idw-news700885 vom
    Kritik: Die Behauptung "Diagnose einer Verhaltenssucht ist keine Stigmatisierung" ist lebensfern und falsch. Jede Diagnose psychischer Erkankung ist potentiell stigmatisierend. Verleugnung von Realitäten ist keine wissenschaftlich akzeptable Haltung. Der Trend, immer mehr Menschen als krank auszuweisen, hat auch mit starken komerziellen Interessen der Gesundheitsindustrie zu tun.



    Welche Rolle spielt die Persönlichkeit für unsere Zufriedenheit in den letzten Lebensjahren?
    " Menschen, die sich nach eigenen Angaben durch gewissenhaftes, verträgliches und soziales Verhalten auszeichnen sowie wenig nervös oder ängstlich sind, sind zufriedener als andere. Dies verändert sich jedoch in den letzten Lebensjahren. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, der Pennsylvania State University und der Humboldt-Universität zu Berlin, die im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurde.
        Die Persönlichkeit eines Menschen ist eng mit seinen Lebensumständen verbunden und wirkt sich darauf aus, wie zufrieden er mit seinem Leben ist. Unter Persönlichkeit verstehen Psychologen die einzigartigen Muster im Denken, Verhalten und Erleben, die eine Person ausmachen. Sie unterscheiden dabei, wie neurotisch, extravertiert, offen für neue Erfahrungen, verträglich und gewissenhaft eine Person ist. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Menschen zufriedener sind, die weniger neurotisch, das heißt weniger ängstlich und nervös sind sowie gleichzeitig extravertierter und verträglicher durchs Leben gehen. Doch gilt dies für alle Lebensphasen, insbesondere für die letzten Lebensjahre, gleichermaßen?
        Während sich die meisten bisherigen Studien auf das mittlere Lebensalter konzentrierten, werteten die Wissenschaftler Daten von über 600 bereits verstorbenen ehemaligen Befragten der Längschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) aus, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 50 und 101 Jahre alt waren und in den letzten zehn Jahren vor ihrem Tod einmal jährlich Angaben zu ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden gemacht haben.
        Die Befunde zeigen, wie erwartet, dass die Persönlichkeit eines Menschen auch in den letzten Lebensjahren mit der Lebenszufriedenheit zusammenhängt. Überraschend ist jedoch, dass einige Persönlichkeitseigenschaften, die in früheren Lebensjahren positiv mit dem Wohlbefinden verbunden sind, am Lebensende weniger positiv oder sogar negativ mit der Entwicklung der Lebenszufriedenheit zusammenhängen. Die Ergebnisse sind besonders interessant, da die letzten zehn Lebensjahre häufig von starken Einbußen, etwa in den Bereichen Gesundheit und geistiger Fitness, sowie von einer drastischen Abnahme des Wohlbefindens geprägt sind.
    ...
    Originalpublikation: Mueller, S., Wagner, J., Wagner, G. G., Ram, N., & Gerstorf, D. (2018). How far reaches the power of personality? Personality predictors of terminal decline in well-being. Journal of Personality and Social Psychology. doi.org/10.1037/pspp0000184"
        Quelle idw-news700940 vom 22.08.2018
    Kritik: Die Wissenschaftslogik des Designs und Konzepts bleibt der Mitteilung nach dunkel.



    Epigenetik: die Spuren von Trauma und erworbenen Eigenschaften sind über Generationen nachweisbar
    "Traumatische Erlebnisse hinterlassen Spuren im Erbgut, verursachen Verhaltensänderungen und psychische Störungen und werden auch an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Doch eine positive und anregende Umgebung für den Nachwuchs kann diese Spuren beseitigen. Das zeigen Untersuchungen an Mäusen von Professor Isabelle Mansuy von der ETH Zürich. Wie Mansuy heute (9. Juli) auf dem FENS Forum 2018 in Berlin berichtet, sind diese epigenetischen Veränderungen, die nicht die Gene selbst, sondern deren Aktivität verändern, nicht nur in den Nervenzellen des Gehirns nachweisbar, sondern etwa auch in anderen Zellen. ... Beschränkt sind diese Veränderungen indes nicht nur auf die Erbsubstanz in den Zellen des Gehirns. Traumen hinterlassen ihre Spuren vermutlich in allen Körperzellen. In Zusammenarbeit mit anderen Forschergruppen konnte Professor Mansuy epigenetische Veränderungen auch in den Blut- Ei- und Spermienzellen nachweisen. „Dabei sind jeweils spezifische Gene in diesen Zellen betroffen“, sagt Mansuy, „was vermutlich auch Auswirkungen auf die Funktion der betroffenen Organsysteme haben kann.“
    Die Untersuchungen der Epigenetikerin zeigen aber auch, dass die Spuren des Traumas im Erbgut getilgt werden können. Eine positive und anregende Umgebung führt bei jungen Mäusen mit epigenetischen Traumaspuren dazu, dass die epigenetischen Modifikationen und mit ihnen die stressbedingten Verhaltensänderungen bei den adulten Tieren verschwinden. Auch diese neuerliche Veränderung wird an den Nachwuchs dieser Generation weitergegeben.
    Unlängst berichteten Forschergruppen, dass sie spezifische epigenetische Faktoren sowohl bei traumatisierten Mäusen als auch in Spermazellen traumatisierter Männer nachweisen konnten. Das Team von Professor Mansuy untersucht derzeit ebenfalls Gruppen von Kindern und Erwachsenen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, auf epigenetische Veränderungen und vergleicht die Ergebnisse mit jenen von Kontrollgruppen, die normal aufgewachsen sind. „Die Ergebnisse sehen vielversprechend aus“, sagt die Wissenschaftlerin. ...
    Weitere Informationen
    • Mansuy Bohacek, J. and Mansuy, I.M. (2015). Emerging insight into non-genetic transgenerational inheritance of acquired behaviors. Nature Rev. Genetics. 16:641-52.
    • Jensen: Adding ‘epi-’ to behaviour genetics: implications for animal domestication he Journal of Experimental Biology (2015) doi:10.1242/jeb.106799"  idw news699074 vom 09.07.2018




    FENS FORUM BERLIN STARTET: EINE ERFOLGSGESCHICHTE DER HIRNFORSCHUNG
    "Erkrankungen des Gehirns sind für mehr als ein Viertel der Krankheitslast in der Europäischen Union verantwortlich: Millionen von Menschen leiden unter Alzheimer, Multipler Sklerose, den Folgen von Schlaganfällen, Depressionen oder Psychosen. Dies spiegelt sich auch im Programm des 11. Forums der europäischen neurowissenschaftlichen Gesellschaften wider, an dem vom 7.-11. Juli in Berlin mehr als 7000 Wissenschaftler aus 77 Ländern teilnehmen: rund 1300 Beiträge sind Erkrankungen des Nervensystems gewidmet. Doch es geht ebenso um Wahrnehmung und Verhalten, um Lernen und Denken, um chronische Schmerzen und Schlaf oder auch darum, was im Gehirn abläuft, wenn aus Fremden Freunde werden. ... "  idw news699068 vom 08.07.2018



    Warum die linke Hirnhälfte Sprache besser versteht als die rechte
    "Nervenzellen in der Hirnregion Planum temporale besitzen in der linken Hemisphäre mehr Verbindungen als in der rechten Hemisphäre – und das ist entscheidend für eine schnellere Sprachverarbeitung, berichten Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Technischen Universität Dresden in der Zeitschrift „Science Advances“. Beweise für die Sprachdominanz der linken Hemisphäre gab es bereits viele; bislang war jedoch unsicher, was auf neuroanatomischer Ebene dahintersteckt. ... "  idw /news699299 vom 12.07.2018


    Studie zeigt: Nutzer von Emojis wirken sympathischer
    "Am 17. Juli ist der Welt-Emoji-Tag. Weltweit feiern Fans die Symbole, die aus der digitalen Kommunikation nicht mehr wegzudenken sind. Prof. Dr. Wera Aretz, Psychologieprofessorin und Studiendekanin für Wirtschaftspsychologie (B.Sc.) an der Hochschule Fresenius in Köln, hat sich in einer aktuellen Studie mit der Frage auseinandergesetzt, warum Emojis mittlerweile so häufig genutzt werden, wie sie wirken und welche Geschlechterunterschiede es bei der Verwendung gibt. Befragt wurden 264 Personen.
        Ob Freude, Leid oder Ärger, um Emotionen in Textnachrichten auszudrücken oder zu verstärken, verwenden Nutzer häufig Emojis. Insgesamt sind heute mehr als 2.300 Symbole in Gebrauch und es werden stetig neue entwickelt. Welche Emojis sind besonders beliebt? Bevorzugen Frauen und Männer andere Emojis? Und welche Wirkung haben die Symbole? Diesen und weiteren Fragen ist Prof. Dr. Wera Aretz in einer Umfrage nachgegangen.
        Dazu wurden 264 Personen mithilfe eines Onlinefragebogens befragt. Darunter waren 157 Frauen und 107 Männer im Alter zwischen 12 und 92 Jahren. Untersucht wurden Nutzungshäufigkeit und -motive, Lieblings-Emojis und Geschlechterunterschiede. ..." idw news699295 vom 12.07.2018



    Kann psychologischer Stress zum Verlust der Sehkraft führen?
    " Neue Studie: Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz kann den Teufelskreis von Stress und fortschreitender Blindheit unterbrechen.
    Anhaltender psychischer Stress, der weithin als Folge von Sehkraftverlust anerkannt ist, trägt auch wesentlich und ursächlich zu einer Sehverschlechterung bei, so eine Studie, die im EPMA Journal, dem offiziellen Journal der European Association for Predictive, Preventive, and Personalized Medicine, veröffentlicht wurde. Die Auswirkungen dieses Befundes auf die klinische Praxis sind erheblich: Die Autoren empfehlen, dass beim Arzt-Patient-Gespräch auch die Behandlungen zum Stressabbau, z. B. durch psychologische Beratung besprochen wird, um dadurch den Teufelskreis von Stress und fortschreitendem Sehverlust zu unterbrechen.
        "Es gibt deutliche Hinweise auf eine psychosomatische Komponente des Sehverlustes, denn Stress ist eine wichtige Ursache – und nicht nur eine Folge – des fortschreitenden Sehverlustes infolge von Erkrankungen wie Glaukom und Optikusneuropathie", sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Bernhard Sabel, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Magdeburg. Prof. Sabel hat einen ganzheitlichen Behandlungsansatz entwickelt, der Stressmanagement, Patientenaufklärung und Techniken zur Wiederherstellung der Sehkraft am SAVIR-Center für Sehstörungen in Magdeburg kombiniert. ... "  idw news699185 vom



    Variable Belohnungshöhen regen zu Aufgabenwechsel bei Menschen und Ameisen an
    "Belohnungen motivieren unser Verhalten – entsprechend werden wir eher dafür bezahlt, zur Arbeit zu gehen als Kaffee zu trinken. Für Menschen scheint dabei aber nicht allein die absolute Belohnungshöhe, sondern vielmehr die Veränderung von Belohnung eine kritische Rolle zu spielen. Forscherinnen und Forscher am Lehrstuhl für Psychologie und am Lehrstuhl für Zoologie/Evolutionsbiologie der Universität Regensburg haben herausgefunden, dass dies auch für Ameisen gilt. Das könnte darauf hindeuten, dass Menschen und Ameisen sich auf sehr basaler Ebene darin ähneln, wie sie Entscheidungen zwischen zwei Handlungsalternativen treffen. Die Ergebnisse sind nun im Journal of Experimental Psychology: Animal Learning and Cognition veröffentlicht worden.
        Im Alltag sind wir praktisch ständig mit unterschiedlichen, mitunter widersprüchlichen Aufgaben konfrontiert. Jetzt gerade etwa könnten Sie diesen Text weiterlesen, Ihre Emails abrufen oder einen Kaffee trinken gehen. Zu verstehen, wie wir solche Entscheidungen für oder gegen eine bestimmte Handlung treffen, ist für das tiefere Verständnis unseres Verhaltens von großer Bedeutung. Belohnungen in Aussicht zu stellen, ist eine typische Herangehensweise derartige Entscheidungen zu beeinflussen. Kürzlich konnten Prof. Gesine Dreisbach, Lehrstuhl für Psychologie, und Dr. Kerstin Fröber zeigen, dass es nicht so sehr die Aussicht auf eine hohe Belohnung ist, die Versuchspersonen dazu bringt, eine Aufgabe zu wechseln, sondern vielmehr die Aussicht auf eine veränderte (ansteigende oder absteigende) Belohnung. Dr. Tomer Czaczkes, am Lehrstuhl für Zoologie/Evolutionsbiologie, hat nun in Kooperation mit den Kognitionspsychologinnen das gleiche Verhaltensmuster (mehr Aufgabenwechsel bei wechselnder Belohnung) im Verhalten der gemeinen Waldameise gefunden.
        „Natürlich haben wir die Ameisen nicht mit Geld bezahlt“, erklärt Alexandra Koch, Studierende im Bachelorstudiengang Biologie an der Universität Regensburg, die die Ameisenstudie durchgeführt hat. „Wir haben ihnen entweder süßes oder weniger süßes Wasser in Aussicht gestellt“. Die Aufgabe war auch etwas anders im Vergleich zur Humanstudie – die Ameisen mussten jeweils entscheiden, ob sie einen linken oder rechten Arm eines T-Labyrinthes durchlaufen. „Trotz dieser Unterschiede zeigten die Ameisen exakt das gleiche Verhaltensmuster wie die Menschen: sie wechselten häufiger die Seite, wenn die Belohnungserwartung sich änderte“, so Alexandra Koch.
        Warum also verhalten sich Ameisen und Menschen so ähnlich? Vermutlich ist dieses Verhalten tatsächlich sinnvoll. Wann immer wir eine bedeutsame Veränderung in unserer Umgebung wahrnehmen (etwa geänderte Belohnungsaussicht), könnte es vorteilhaft sein, auch sein eigenes Verhalten zu ändern. Die Frage, die sich nun allerdings stellt, ist: Wie sehr ähneln sich die der Entscheidung zugrundeliegenden Prozesse zwischen Ameise und Mensch? Sind Ameisen am Ende komplexer als wir uns das vorstellen können, oder sind Menschen mitunter einfacher gestrickt als wir das gerne hätten?
    Originalpublikation:
    Czaczkes, T. J., Koch, A., Fröber, K., & Dreisbach, G. (2018). Voluntary switching in an invertebrate: The effect of cue and reward change. Journal of Experimental Psychology: Animal Learning and Cognition, 44(3), 247-257.
    https://dx.doi.org/10.1037/xan0000171"   idw news699183 vom 10.07.2018



    Güte- und Mitgefühls-Meditationen können auch gegen ernste psychische Erkrankungen helfen
    "Auch schwere psychische Störungen wie Borderline-Störungen, Depressionen oder Schizophrenie lassen sich mit den beiden Methoden „compassion-based interventions“ (CBIs) und „Loving Kindness Meditation“ (LKM) behandeln und lindern. Das ist das Ergebnis einer Übersichtsarbeit von Johannes Graser, Universität Witten/Herdecke (UW/H), und Ulrich Stangier von der Frankfurter Goethe-Universität.
        Aus über 9.000 Arbeiten, die zu diesem Forschungsfeld veröffentlich wurden, haben die beiden die 26 Studien ausgewählt, die strenge Kriterien erfüllten und klinische Stichproben behandelten. „ In diesen wenigen Studien zeigen die beiden Methoden gute Wirkung“, fasst Johannes Graser das Ergebnis zusammen. Wenn man ins Detail geht, zeigt sich, dass neben den Effekten auf die Symptomatik der Störungen CBIs vor allem auch gegen Selbst-Abwertung und Scham gut helfen. LKM steigert den positiven Affekt, also die Häufigkeit von Glücklichsein, positiver Stimmung oder Optimismus. Die Studie ist jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Harvard Review of Psychiatry (impactfactor 3.264) (doi: 10.1097/HRP.0000000000000192 oder https://journals.lww.com/hrpjournal/Abstract/2018/07000/Compassion_and_Loving_Ki...) erschienen.
        Die Forschung hat bisher häufig die Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierten Therapieverfahren bestätigt. Das sind zum Beispiel Verfahren wie die Mindfulness-based Stress-Reduction (MBSR) oder die Mindfulness-based Cognitive Therapy (MBCT). Weniger gut war bisher die Forschungslage bei Meditations- und Therapieformen, die zur Entwicklung von Güte (s.o.) und Mitgefühl entwickelt wurden. „Wir erreichen heute nur bei ca. 60 Prozent der Patienten, die an Borderline oder chronischer Depression leiden nachhaltige und deutliche Linderung der Symptomatik. Wissenschaftler und Therapeuten suchen daher mit großem Nachdruck nach neuen Ansätzen, die helfen können“, ordnet Graser die Situation ein. Das war Auslöser dieser Untersuchung.
        CBIs bauen darauf auf, dass Menschen das Leid anderer wahrnehmen und eine Motivation entwickeln, dieses Leid zu verringern. Auch eine mitfühlende Haltung gegenüber der eigenen Person und dem eigenen Leid soll kultiviert werden. In der LKM wird zunächst versucht, positive Wünsche wie das Glücklich-Sein, Sorgenfreiheit, Freiheit von Leid anderen Menschen zukommen zu lassen. „Die Patienten nehmen das gut an, haben aber häufig Schwierigkeiten, sich selbst gute Wünsche zukommen zu lassen“, erklärt Graser das Therapieproblem. Wie Therapeuten mit diesem Widerstand umgehen können, ist ebenfalls Teil der Übersichtsarbeit. Außerdem deuten manche der Studien darauf hin, dass die Ansätze von CBIs und LKM auch bei Angststörungen, chronischen Schmerzen und post-traumatischem Stress helfen können. „Es wird jedoch noch einige Forschung nötig sein, um genau zu klären, wie die Techniken im therapeutischen Alltag angewendet werden können, um möglichst effektiv verschiedenen Patientengruppen helfen zu können“, sagt Graser."   idw news699297 vom 12.07.2018


    Psychische Erkrankungen haben eine gemeinsame Basis
    "Psychische Erkrankungen können wichtige molekulare Gemeinsamkeiten aufweisen, die sich in den aktuellen diagnostischen Kategorien nicht widerspiegeln. Das haben Wissenschaftler des Brainstorm Consortiums unter Beteiligung von Humangenetikern des Universitätsklinikums Bonn herausgefunden. An der groß angelegten Studie arbeiteten mehr als 500 Forscher aus aller Welt. Die Ergebnisse werden nun im renommierten Fachjournal „Science“ vorgestellt.
        Psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolare Störungen treten familiär gehäuft auf. In einer neuen internationalen Studie untersuchten die Forscher die genetischen Zusammenhänge zwischen diesen Störungen und anderen Erkrankungen des Gehirns in einer Systematik, die die bisherigen Arbeiten zu diesem Thema weit in den Schatten stellt. Das internationale Forscherteam stellte fest, dass psychiatrische Störungen zahlreiche genetische Faktoren teilen, während neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer im Hinblick auf ihre genetischen Grundlagen deutlicher voneinander abgegrenzt erscheinen.
        Die nun in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit der Frage, wie genetische Variation mit der Entstehung von Hirnerkrankungen zusammenhängt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass psychiatrische Erkrankungen wahrscheinlich wichtige Gemeinsamkeiten auf molekularer Ebene aufweisen, die sich in den derzeitigen diagnostischen Kategorien nicht widerspiegeln.
        Für die aktuelle Studie haben internationale Konsortien ihre Daten zusammengeführt, um die genetischen Muster von 25 psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen zu untersuchen. „Diese groß angelegte Studie war nur durch die weltweite Zusammenarbeit von verschiedenen Forschern auf dem Gebiet psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen möglich“, sagt Prof. Dr. Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Bonn. „Sie stellt derzeit eine der größten genetischen Untersuchungen bei Patienten und Kontrollpersonen weltweit dar.“ Mehr als 500 Wissenschaftler weltweit arbeiteten an der groß angelegten Studie mit, darunter sieben Mitarbeiter des Bonner Instituts für Humangenetik.
        Da jede einzelne genetische Variante nur einen kleinen Beitrag zur Krankheitsentstehung leistet, erforderten die Analysen große Stichproben, um zuverlässig Signale vom Rauschen zu trennen. Mit Hilfe von genomweiten Assoziationsstudien an insgesamt 265.218 Patienten und 784.643 Kontrollen ermittelten die Forscher das Ausmaß der genetischen Überlappungen zwischen den einzelnen Erkrankungen. Die Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Bonn trugen mit der Untersuchung des Erbguts von mehreren Tausend Patienten mit Schizophrenie, bipolarer Störung und Depression sowie mehreren Tausend gesunden Kontrollpersonen zur Studie bei.
        Die Ergebnisse zeigten weitreichende genetische Überschneidungen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen, insbesondere zwischen der Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), der bipolaren Störung, der schweren Depression und der Schizophrenie. Darüber hinaus weisen die Daten eine starke Überlappung zwischen Magersucht (Anorexia nervosa) und der Zwangsstörung (OCD) sowie zwischen OCD und dem Tourette-Syndrom auf. Im Gegensatz dazu waren neurologische Störungen wie Parkinson und Multiple Sklerose deutlicher voneinander und von den psychiatrischen Störungen zu unterscheiden - mit Ausnahme der Migräne, die genetisch mit ADHS, der schweren depressiven Störung und dem Tourette-Syndrom in Zusammenhang steht.
        Müssen die klinischen Diagnosekriterien überarbeitet werden?
    Nach Ansicht der Wissenschaftler deutet die ausgeprägte genetische Überlappung zwischen den psychiatrischen Störungen darauf hin, dass die aktuellen klinischen Diagnosekriterien die zugrunde liegende Biologie nicht genau widerspiegeln. „Die Ergebnisse der Studie könnten daher dazu führen, dass die diagnostischen Kategorien von psychischen Erkrankungen in der Zukunft neu strukturiert werden müssen“, sagt Dr. Franziska Degenhardt, Leiterin der Arbeitsgruppe „Genetik schizophrener Störungen“ am Institut für Humangenetik des Uniklinikums Bonn.
        So könnte beispielsweise ein einziger Mechanismus, der die Menge eines Proteins im Gehirn reguliert, sowohl das unaufmerksame Verhalten bei ADHS als auch die gestörte Funktion bei schizophrenen Störungen beeinflussen. „Langfristig könnte die weitere Erforschung dieser genetischen Zusammenhänge dazu beitragen, die Diagnose und Therapie von Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen zu verbessern“, sagt Dr. Andreas Forstner, der zusammen mit Prof. Nöthen die an der Studie beteiligte Bonner Arbeitsgruppe zu affektiven Störungen leitet.
        Die Studie wurde von den Co-Senior-Autoren Ben Neale vom Broad Institute am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Aiden Corvin vom Trinity College Dublin sowie dem Erstautoren Verneri Anttila, Post-Doktorand in Neales Labor, geleitet.
        Publikation: The Brainstorm Consortium: Analysis of shared heritability in common disorders of the brain, Science, DOI: 10.1126/science.aap8757"
        Quelle: idw news698145 vom 22.06.2018



    Risikoverhalten im Gehirn ablesen
    " Psychologen der Uni Jena können von bestimmter Hirnaktivität auf Risikoverhalten schließen
    Ängstliche Personen gehen weniger Risiken ein – an sich ist das keine überraschende Erkenntnis. Einem Psychologenteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist es jetzt gemeinsam mit Partnern aus Würzburg und dem kanadischen Victoria allerdings gelungen, diesen Entscheidungsprozess im Gehirn sichtbar zu machen – und somit auch das Verhalten einzelner Personen vorhersagen zu können. Dafür führten sie ein Experiment durch, um das Risikoverhalten der Probanden zu messen, und beobachteten währenddessen mittels Elektroenzephalografie (EEG) deren Hirnaktivitäten. Über ihre Arbeit berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Psychophysiology“.
        „Im Vorfeld haben wir mit Hilfe eines Fragebogens 20 sehr ängstliche und 20 wenig ängstliche Personen ausgewählt“, erklärt Dr. Barbara Schmidt von der Universität Jena, die das Projekt geleitet hat. „Während des eigentlichen Experiments sollten die Probanden dann in mehreren Runden aus jeweils zwei verdeckten Karten eine umdrehen, wodurch sie maximal elf Cent pro Durchgang gewinnen konnten. Wichtig ist dabei, dass sie sich zwischen zwei Varianten entscheiden müssen: entweder eine risikoreiche mit Gewinnen von entweder elf oder null Cent und eine risikoarme, bei der die Testpersonen entweder fünf oder sechs Cent gewinnen konnten. Der Erwartungswert war mit 5,5 Cent immer gleich.“ Dabei wählten die ängstlicheren Probanden häufiger die sichere Paarung.
        Das wichtigste Ergebnis der Studie lieferte aber ein Blick auf das EEG, das während des Versuchs aufgezeichnet wurde. Denn während die Probanden ihre Entscheidung trafen, zeigte sich eine bestimmte Gehirnaktivität – die sogenannte Frontal Midline Theta Power – besonders erhöht. „Frühere Forschungen hatten zwar schon herausgestellt, dass dieses Signal bei ängstlichen Menschen besonders ausgeprägt ist, aber bisher wussten wir nicht, wie sich das auf das Verhalten auswirkt“, erklärt die Jenaer Psychologin das sensationelle Ergebnis. „Mit unserer Untersuchung ist es uns nun gelungen darzustellen, dass die Frontal Midline Theta Power eine erhöhte kognitive Kontrolle – also ein intensiveres Abwägen – während des Entscheidungsprozesses anzeigt.“ Das sei eine zentrale Erkenntnis für die Verhaltensforschung.
        Vorhersage des Verhaltens möglich
    Psychologen untersuchen nicht selten Korrelate im Gehirn, die ein bestimmtes psychologisches Konzept anzeigen, aber nicht immer lassen sich daraus auch Rückschlüsse auf das Verhalten eines Menschen ziehen. „Bei unserem Ergebnis passt einfach alles sehr gut zusammen“, sagt Barbara Schmidt. „Wir haben die psychologische Ausgangssituation, die dazu passende Hirnaktivität, die den Entscheidungsprozess abbildet, und das daraus resultierende Verhalten. Die Verbindung zwischen Ängstlichkeit und dem damit verbundenen Verhalten ist also komplett erklärt.“
        Mit diesem Wissen können die Forscher nun sogar anhand des entsprechenden EEGs vorhersagen, wie sich eine Person in bestimmten Situationen entscheiden wird. Erhöhte Frontal Midline Theta Power deutet auf eine risikoärmere Entscheidung hin.
        Barbara Schmidt möchte diese gewonnenen Erkenntnisse nun für ihre weitere Forschung nutzen. Ihr Spezialgebiet ist dabei die Hypnose. Sie interessiert besonders, wie Hypnose im Gehirn wirkt. Auch hier untersucht sie u. a. die Hirnströme mittels EEG. „In weiteren Studien möchte ich beispielsweise herausfinden, ob Menschen mehr Risiko eingehen, wenn man ihnen unter Hypnose vermittelt, dass sie sich sicher fühlen“, informiert sie. „Die neuen Erkenntnisse über die Frontal Midline Theta Power werden dabei sehr hilfreich sein.“
        Original-Publikation:
    Barbara Schmidt, Hannah Kanis, Clay B. Holroyd, Wolfgang H. R. Miltner, Johannes Hewig (2018): Anxious Gambling: anxiety is associated with higher frontal midline theta predicting less risky decisions, Psychophysiology, doi: 10.1111/psyp.13210"
        Quelle: idw news697816 vom 20.06.2018



    Uniklinikum Würzburg: 44 genetische Variationen im Zusammenhang mit Depressionen identifiziert
    "Einem internationalen wissenschaftlichen Konsortium ist es gelungen, 44 Genorte zu identifizieren, die mit schweren Depressionen im Zusammenhang stehen. Die unter maßgeblicher Beteiligung von Prof. Dr. Manuel Mattheisen von der Psychiatrischen Universitätsklinik Würzburg gewonnenen Erkenntnisse können die Grundlage für eine noch effizientere Behandlung von Depressionen sein.
        „Der Zusammenhang von genetischen Faktoren und Depressionen ist mittlerweile unbestritten“, sagt Prof. Dr. Manuel Mattheisen. Der Leiter der Arbeitsgruppe für Psychiatrische Genetik und Epigenetik an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums Würzburg fährt fort: „Da die Erkrankung klinisch und genetisch sehr komplex ist, müssen für jeden weiteren Wissensgewinn möglichst vielen Personen untersucht werden. Voraussetzung dafür sind neben nationalen Bemühungen die Zusammenarbeit in großen, internationalen Forschungskonsortien.“
    Ein solches Konsortium unter Beteiligung von Prof. Dr. Manuel Mattheisen untersuchte die Gene von fast 500.000 Menschen – 135.000 Patienten mit Depressionen und mehr als 344.000 Kontroll-Personen. Die Ergebnisse der Studie wurden im April dieses Jahres in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Nature Genetics publiziert. „Es gelang uns, 44 Genorte zu identifizieren, die mit schweren Depressionen im Zusammenhang stehen“, berichtet Prof. Mattheisen, einer der Erstautoren der Studie. Mit Genort wird die genaue Lage eines bestimmten Gens oder eines genetischen Markers auf einem Chromosom bezeichnet. Von den identifizierten Genorten wurden 30 erstmals beschrieben, während 14 schon in früheren Studien entdeckt worden waren. ...
    Nat Genet. 2018 Apr 26. doi: 10.1038/s41588-018-0090-3. Genome-wide association analyses identify 44 risk variants and refine the genetic architecture of major depression." [idwnews 696090,  22.05.2018]



    Forscher entdecken 30 neue Gene für Depression
    "Ein internationales Forscher-Konsortium entdeckte unter Beteiligung der Universität Bonn insgesamt 30 neue Genorte, die mit schwerer Depression in Zusammenhang stehen. Darüber hinaus bestätigten die Wissenschaftler 14 weitere Gene, die bereits vorher für diese psychische Störung identifiziert worden waren. Das Konsortium griff insgesamt auf die genetischen Daten von 135.000 Erkrankten und mehr als 344.000 Kontrollpersonen zurück. ...
        Ein erblicher Zusammenhang ist offenkundig, auch wenn er nur mit großem Aufwand nachzuweisen ist. „Viele Prozesse im Gehirn sind an der Depression beteiligt, die Beiträge einzelner Gene sind deshalb gering“, sagt Dr. Andreas Forstner, der zusammen mit Prof. Nöthen die an der Studie beteiligte Bonner Arbeitsgruppe leitet. Damit die Verdachtsregionen auf dem Erbgut nicht im Grundrauschen genetischer Unterschiede untergehen, brauchen die Wissenschaftler eine möglichst große Stichprobe, um die einzelnen beteiligten Gene sicher nachzuweisen.
        Das internationale Psychiatric Genomics Consortium (PGC) fügte alle verfügbaren Gen-Daten zusammen und wertete sie in einer einzigen Datenbank mit mehr als 135.000 Patienten aus. Die DNA der an Depression Erkrankter wurde mit dem Erbgut von 344.000 Kontrollpersonen abgeglichen. Bei der statistischen Auswertung schälten sich insgesamt 44 Verdachtsregionen heraus, die mit der psychischen Störung in Zusammenhang stehen. Davon handelt es sich um 30 neu entdeckte Genorte für Depression. 14 Erbgutregionen, die Forscher bereits vorher entschlüsselt haben, wurden darüber hinaus bestätigt. ...
        Publikation: Genome-wide association analyses identify 44 risk variants and refine the genetic architecture of major depression, Nature Genetics, DOI: 10.1038/s41588-018-0090-"3
        Quelle idw news693280 vom 26.04.18


     UDE: Wenn verhalten süchtig macht
    "Glücksspiele, Pornos oder Shopping können Süchte auslösen. Was die Forschung darüber weiß, diskutieren 300 führende Wissenschaftler aus aller Welt vom 23. bis 25. April auf der International Conference on Behavioral Addictions (ICBA). Sie findet erstmals in Deutschland statt und wird organisiert durch Prof. Dr. Matthias Brand von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und Prof. Dr. Dr. Astrid Müller von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Prof. Brand leitet das UDE-Fachgebiet „Allgemeine Psychologie: Kognition“ mit dem Forschungszentrum CeBAR (Center for Behavioral Addiction Research).
    Link: https://idw-online.de/de/news693015"



    "Wie das Gehirn Stress beim Lernen kompensieren könnte
    Wenn Menschen Situationen in Sekundenschnelle einordnen müssen, hilft es, auf gelernte Kategorien zurückgreifen zu können. Wie gut das Lernen von Kategorien in stressigen Situationen funktioniert, haben Psychologen der Ruhr-Universität Bochum mittels Elektroenzephalografie, kurz EEG, untersucht. Im „Journal of Cognitive Neuroscience“ beschreiben sie einen Mechanismus, mit dem das Gehirn Stress kompensieren könnte. ...
        Die Wissenschaftler verglichen die Leistungen von 16 gestressten und 16 nicht gestressten Männern beim Kategorien-Lernen. Die eine Hälfte der Probanden musste ihre Hand vor dem Lerntest in eiskaltes Wasser halten und wurde dabei gefilmt – ein anerkannter Stresstest. Die andere Hälfte durfte die Hand in warmes Wasser tauchen und wurde nicht gefilmt. „Wir haben die Studie erst einmal nur mit Männern durchgeführt, weil Frauen durch den hormonellen Zyklus anders auf Stress reagieren“, erklärt Marcus Paul, einer der Autoren.
        Beim Lerntest mussten die Probanden bunte Ringe anhand ihrer Farbmuster in zwei Kategorien einteilen. Neben typischen Mitgliedern einer Kategorie, mussten die Probanden auch lernen, Ausnahmen zuzuordnen, die den anderen Mitgliedern innerhalb der eigenen Kategorie unähnlich sahen. Frühere Studien hatten ergeben, dass Hirnregionen, die für das Lernen von Ausnahmen wichtig sind, besonders empfindlich auf Stress reagierten. Während der Aufgabe erfassten die Forscher die Hirnaktivität mittels EEG.
        Andere Hirnaktivität bei Stress
    Die gestressten Probanden schnitten beim Kategorisierungstest genauso gut ab wie die nicht gestressten. Allerdings waren ihre Gehirne während der Aufgabe stärker aktiv, und es waren zusätzliche Hirnbereiche involviert. Im EEG der gestressten Teilnehmer war eine erhöhte Aktivität im Theta-Wellen-Bereich über dem medialen präfrontalen Cortex zu sehen und zwar besonders dann, wenn die Probanden Ausnahmen lernten. Die sogenannten Theta-Wellen spiegeln kognitive Kontrollprozesse wider.
        „Wir glauben, einen Mechanismus im Gehirn gefunden zu haben, welcher es Probanden ermöglicht, trotz Stress eine gute Leistung in einer Kategorisierungsaufgabe zu zeigen“, erklärt Oliver Wolf. ...
        Originalveröffentlichung: Marcus Paul, Marie-Christin Fellner, Gerd T. Waldhauser, John Paul Minda, Nikolai Axmacher, Boris Suchan, Oliver T. Wolf: Stress elevates frontal midline theta in feedback-based category learning of exceptions, in: Journal of Cognitive Neuroscience, 2018, DOI: 10.1162/jocn_a_01241"
        Quelle idw news690461vom 08.03.18



    Faking in Bewerbungsgesprächen: Wer übertreibt, gewinnt – und ist oft besonders leistungsfähig
    "Faking in Auswahlgesprächen ist ein verbreitetes Phänomen: Über 90 Prozent der Bewerber geben an, in solchen Gesprächen vermeintlich erwünschte Antworten zu geben, um einen besseren Eindruck zu machen. Nun konnten Psychologen der Universität Ulm und der University of Missouri - St. Louis (USA) erstmals zeigen, dass Kandidaten, die Faking einsetzen, wirklich besser beurteilt werden. Dennoch trägt Faking nicht unbedingt dazu bei, dass die "falschen", weniger qualifizierten Bewerber ausgewählt werden. ...
    Anne-Kathrin Buehl and Klaus G. Melchers, Therese Macan, Jana Kuehnel: Tell me sweet little lies: How does faking in interviews affect interview scores and interview validity? Journal of Business and Psychology. doi:10.1007/s10869-018-9531-3 " ... [idw 21.02.2018 12:20]



    Warum der Chef immer Schuld ist – Studie zur Verteilung von Lob und Tadel
    "Sozialer Status spielt bei positiver oder negativer Beurteilung von handelnden Personen eine wichtigere Rolle als gedacht In einem Experiment von Kölner und Bochumer Forschern und Forscherinnen zeigte sich, dass bei der Zuschreibung von Lob und Tadel, anders als bislang angenommen, der soziale Status der handelnden Person entscheidend ist und nicht die Tatsache, wie viel Einfluss eine Person aktiv auf die Situation genommen hat. Die Ergebnisse beschreiben der Psychologe Prof. Dr. Dr. Kai Kaspar von der Universität zu Köln und die Philosophen Prof. Dr. Albert Newen und Dr. Pascale Willemsen von der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam in der Zeitschrift „Philosophical Psychology“. ...
        Originalveröffentlichung Willemsen, P., Newen, A. & Kaspar, K. (2018). A new look at the attribution of moral responsibility: The underestimated relevance of social roles. Philosophical Psychology. https://doi.org/10.1080/09515089.2018.1429592" ... [idw 20.02.2018 14:07 ]



    Literatur und Links (Auswahl)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Querverweise
    Standort PPP Medien-Umschau 2018.
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    * Quellen * mu2017 * mu2016 * mu2015 * mu2014 * mu2013 * mu2012 * mu2011 *
    Beweis und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
    Buch-Präsentationen, Literaturhinweise und Literaturlisten in der IP-GIPT. Überblick und Dokumentation.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie PPP Medien-Umschau 2018. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/pppmu/ppp2018.htm
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    24.02.18    Angelegt.



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