Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=01.04.2017
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 16.12.17
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
Mail:_sekretariat@sgipt.org__
Zitierung
& Copyright
Anfang
_ PPP Medien-Umschau 2017__Überblick
_Rel. Aktuelles
_Rel. Beständiges
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_ Wichtige
Hinweise zu Links und Empfehlungen
Willkommen in unserer Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Bücher, Literatur
und Links zu den verschiedensten Themen, hier der Bereich:
PPP Medien-Umschau 2017
Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie
Zur Frage Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater > ZPID.
* Einführung und Überblick der Quellen.
* 2016 * mu2015
* mu2014 *
mu2013 *
mu2012
* mu2011 *
ausgewählt von Rudolf Sponsel, Erlangen
Editorial: Die Medienumschau PPP weist
auf andernorts publizierte Informationen, Nachrichten und Berichte aus
Wissenschaft, Forschung und Praxis hin. Diese (Hilfs-) Seite liefert Belege,
Beispiele und Materialien für die Seite Beweis
und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
Allgemeine Warnung zu wissenschaftlichen
Ergebnissen: Bitte kritisch lesen, nicht alles blind glauben. Nicht
überall, wo Wissenschaft drauf steht, ist auch echte Wissenschaft
drinnen. Es wird leider getrickst, gefälscht, frisiert und verborgen
beeinflusst, dass sich die Balken biegen > Irrtum,
Betrug, Tricks, Täuschung, Fälschung, ... in Wissenschaft und
Forschung. Die großen, finanzstarken oder mächtigen
Interessenträger benutzen Wissenschaft und Forschung sehr oft, um
die Wahrheit zu unterdrücken, zu fälschen oder zu desorientieren
(z.B. Klima, Pharma, Arbeitslosenstatistik). Aber auch die kleinen Interessenträger
in eigener Sache sind nicht zu unterschätzen.
In den Psychowissenschaften ist überall dort größte
Vorsicht geboten, wo Statistik im Spiel ist, weil meistens die Voraussetzungen
(Skalenniveau, Zufallsauswahl, Parameter, Verteilung) nicht erfüllt
sind, was nicht genügend kritisch problematisiert wird. Mit dem sog.
Signifikanztest
geht eine grenzenlose Verwahrlosung wissenschaftlicher Forschung einher
und die "Methodik" beruht oft darauf, dass mit bestimmten Annahmen, unter
der Voraussetzung gewisser Annahmen gewisse andere Annahmen getestet werden,
so dass gewöhnlich nichtssagendes, virtuelles Pseudowissen verbreitet
wird. Auch die Anwendung von Mathematik muss nicht besondere Wissenschaftlichkeit,
sondern kann ebensogut szientistisch verkleidete Numerologie und damit
eine besondere Form der Esoterik bedeuten wie etwa Astrologie. |
..." []
Stimmerkennung
"Alexa und Co in unserem Kopf: Wo die Stimmerkennung im Gehirn sitzt
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Amazon hat es gerade verkündet: Sein Sprachassistent Alexa kann
nun auch Stimmen erkennen und sie der jeweiligen Person zuordnen. Was in
der Technikwelt als kleine Revolution gefeiert wird, ist für unser
Gehirn ganz normal. Es erkennt, ob uns eine Stimme bekannt vorkommt oder
nicht. Bisher war jedoch unklar, durch welche Areale im Gehirn wir Stimmen
wiedererkennen. Ein Team des Max-Planck-Instituts für Kognitions-
und Neurowissenschaften in Leipzig hat nun in einer großangelegten
Studie an Patienten mit Hirnverletzungen den überzeugenden Beweis
geliefert: Unser persönlicher Assistent zur Stimmerkennung nutzt eine
Windung im rechten Schläfenlappen." ... [idw news 68657 vom 15.12.2017]
Zahnarztangst
"Was hilft gegen Angst auf dem Zahnarztstuhl? In einer jetzt veröffentlichten
Metastudie untersuchten Wissenschaftler des Uniklinikums Jena die Wirksamkeit
verschiedener nicht-medikamentöser Interventionen gegen psychische
Belastung und Angst bei Zahnbehandlungen. In der Auswertung von insgesamt
29 Studien kamen sie zu dem Ergebnis, dass ausführliche Information,
Musik, Entspannung und Ablenkung gegen leichte bis mittlere Zahnarztangst
wirken. Hypnose erwies sich als am wirksamsten. ..." [idw news686423 vom
14.12.2017]
Ungleichheit
"Rechercheservice: Ungleichheit - Lage, Analysen, Lösungsansätze
Eine Forschergruppe um Professor Thomas Piketty sieht die wirtschaftliche
Ungleichheit in Deutschland auf ähnlichem Niveau wie 1913. Tatsächlich
sind die Einkommen heute deutlich ungleicher verteilt als vor zwei bis
drei Jahrzehnten, die Vermögen sind stärker konzentriert als
in fast allen anderen Euro-Ländern. Welche Folgen hat die erhöhte
Ungleichheit, wie groß ist der Handlungsdruck, was lässt sich
tun? Dazu hat die Hans-Böckler-Stiftung in jüngster Zeit mehrere
Studien vorgelegt. Die folgenden Links erschließen Ihnen kurze Zusammenfassungen
und Infografiken, an deren Ende die kompletten Untersuchungen verlinkt
sind. ..." [idw news686450 vom 14.12.17]
Fernsehen schadet Kinderschlaf
"Fernsehen schadet dem Kinderschlaf: Forscher untersuchen erstmals
Schlafqualität Dreijähriger Kinder, die elektronische Medien
nutzen, haben eine schlechtere Schlafqualität. Gleichzeitig scheint
das Vorlesen oder Anschauen von Büchern den Schlaf der Kinder zu verbessern.
Diese Zusammenhänge haben Forscher um die Ulmer Epidemiologen PD Dr.
Jon Genuneit und Prof. Dietrich Rothenbacher in der Fachzeitschrift "Sleep
Medicine" veröffentlicht. Im Zuge einer Geburtskohortenstudie haben
sie erstmals die Auswirkungen von Medien auf die Schlafqualität einer
homogenen Altersgruppe erforscht. ..." [idw news686395 vom 13.12.17]
Stottern
"Stottern: Stoppsignale im Gehirn verhindern flüssiges Sprechen
„G-g-g-g-g-g-guten Tag“ oder „Ein M-m-m-mohnbrötchen bitte-...“ sind
für etwa jeden hundertsten Erwachsenen in Deutschland tägliche
Hürden. Dennoch ist bisher nur sehr wenig über die Ursachen dieser
häufigen Sprechstörung, dem Stottern, bekannt. Wissenschaftler
des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in
Leipzig und der Universitätsmedizin Göttingen haben nun herausgefunden,
dass ein überaktives Netzwerk im vorderen Bereich des Gehirns eine
wesentliche Rolle für dieses Defizit spielen könnte. Es hemmt
die Betroffenen darin, Sprechbewegungen vorzubereiten und auszuführen
– und hindert sie so daran, flüssig zu sprechen. ..." [idw news686326
vom 12.12.17]
Schoen traurig Negative Gefühle
genießen – eine neue Studie zeigt, warum uns das in Film und
Kunst gelingt.
"Warum schauen wir uns traurige Filme an? Was reizt uns an einem Kunstwerk,
Theaterstück oder Musikstück, das uns Angst macht, uns zum Weinen
bringt oder andere negative Emotionen in uns hervorruft? Forscher des Max-Planck-Instituts
für empirische Ästhetik haben ein umfassendes psychologisches
Erklärungsmodell für dieses scheinbar paradoxe Phänomen
entwickelt.
Frankfurt – Die neuere Emotionspsychologie hat gezeigt,
dass negative Gefühle besonders stark unsere Aufmerksamheit binden,
besonders intensiv erlebt werden und besonders stark in Erinnerung bleiben.
Max-Planck-Forscher um Winfried Menninghaus, den Direktor der Abteilung
Sprache und Literatur am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik,
haben diese Erkenntnisse auf eine Idee gebracht: Da die Künste ebenfalls
Aufmerksamkeit binden, intensives Erleben ermöglichen und erinnert
werden wollen, sind beide – die Künste und negative Gefühle –
dann nicht füreinander prädestiniert?
Das in der renommierten Fachzeitschrift „Behavioral
and Brain Sciences“ veröffentlichte psychologische Modell bejaht diese
Frage. Es erklärt, warum Kunstwerke, die negative Emotionen hervorrufen,
oft als intensiver, interessanter, emotional bewegender und weniger langweilig,
ja sogar als schöner wahrgenommen werden können als ein reines
Bad in positiven Gefühlen.
Das Modell enthält zwei Faktoren. Der erste
Faktor war bereits gut untersucht: Wir ordnen die Wahrnehmung von Kunstwerken
in eine andere Kategorie von Erlebnissen ein als die der alltäglichen
Realität. Diese kognitive Distanzierung schafft eine Art Sicherheitsraum,
in dem wir negative Emotionen erleben können.
Der zweite Faktor, das eigentliche Herzstück
des neuen Modells, enthält auf dieser Grundlage mehrere Mechanismen,
kraft deren negative Emotionen sogar positiv zur Kraftquelle intensiven
Kunsterlebens werden können. Der erste wird aus der großen Bedeutung
von Variation und Dynamik für ästhetisches Erleben abgeleitet:
Künstlerische Kompositionen, die uns in Wechselspiele positiver und
negativer Gefühle verwickeln, werden als abwechslungsreicher, spannender
und interessanter wahrgenommen. Zudem haben gemischte Gefühle, die
positive und negative Anteile enthalten, eine große Bedeutung für
die Integration negativer Gefühle in die positive Betrachtungslust.
So empfinden wir etwa tiefes emotionales Bewegtsein auch dann als positiv
und lustvoll, wenn es traurige Gefühle enthält. Ebenso sind positiv
erregende Gefühle von narrativer Spannung nicht ohne Gefühle
von „Unsicherheit“, Sorge und Angst um Protagonisten zu haben.
Dazu kommt, dass auch die ästhetische Kraft
der Darstellung selbst (z.B. die Schönheit der Musik, der Worte, der
Sprache, Farben etc.) negative Emotionen sowohl intensiver als auch positiver
erlebbar macht. Und schließlich kann die Suche nach einer Bedeutung
ebenfalls in negativen Gefühlen etwas Positives entdecken.
Das scheinbare Paradox, warum negative Emotionen
zur Lust an Kunstwerken gehören, wird also erklärt, indem neue
Erkenntnisse der Emotionspsychologie mit grundlegenden Prinzipien ästhetischer
Wahrnehmung zusammen gedacht werden. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, warum
bestimmte Kunstgattungen wie Tragödien, Horrorfilme oder Melodramen
gefallen. Sie identifizieren vielmehr grundlegende psychologische Mechanismen,
die der Wahrnehmung von Kunstwerken oder Medienprodukten überhaupt
zugrundeliegen.
Originalpublikation: Menninghaus, W., Wagner, V.,
Hanich, J., Wassiliwizky, E., Jacobsen, T., & Koelsch, S. (2017). The
Distancing–Embracing model of the enjoyment of negative emotions in art
reception. Behavioral and Brain Sciences, 1-58. doi:10.1017/S0140525X17000309"
Quelle: idwnews 685851 vom 4.12.17
Traumatherapie für Flüchtlinge
"Flüchtlinge durch Psychotherapie vom Trauma erleichtern
Psychologe der Universität Bielefeld stellt erfolgreiche Methode
vor Sie leiden an Alpträumen, Flashbacks, Depressionen oder auch Angststörungen:
Flüchtlinge aus Krisengebieten kommen häufig traumatisiert nach
Deutschland. „Realistische Schätzungen gehen von bis zu 40 Prozent
psychisch erkrankter Flüchtlinge aus. Für die Zeit seit 2015
sprechen wir also von mehreren hunderttausend Menschen, die eigentlich
psychologische Unterstützung brauchen“, sagt Professor Dr. Frank Neuner
von der Universität Bielefeld. Der Psychologe ist einer der Entwickler
der „Narrativen Expositionstherapie“ (NET). Sie wird seit 15 Jahren in
Krisengebieten von Ostafrika bis Sri Lanka eingesetzt.
Das Besondere: Die Therapie zeigt schon nach wenigen Sitzungen Erfolge.
In einem neuem „research_tv“-Beitrag der Universität Bielefeld spricht
Frank Neuner über die NET und erklärt, welche Konsequenzen es
hat, wenn Flüchtlinge ohne Therapie bleiben.
„Ich glaube, dass ein Großteil der Bevölkerung
akzeptiert, dass wir mit Blick auf die traumatischen Belastungen von Flüchtlingen
eine finanzielle Anstrengung brauchen und der Staat dafür Geld ausgeben
muss“, sagt Frank Neuner. „Viele der Flüchtlinge werden wegen der
Bedrohungen in ihren Heimatländern lange Zeit hier bleiben. Wenn wir
jetzt helfen, können wir Probleme abwenden, denen wir sonst in 20
oder 30 Jahren unweigerlich begegnen.“
Neuner hat die Narrative Expositionstherapie zusammen
mit Dr. Maggie Schauer und Professor Dr. Thomas Elbert von der Universität
Konstanz konzipiert und erprobt. Dank der Methode konnten bereits hunderte
Kindersoldaten, Opfer politischer Gewalt und Kriegsflüchtlinge traumatische
Erlebnisse bewältigen.
Das Kernprinzip der NET ist eine in jeder Kultur
wertgeschätzte Praxis: die Erzählung. „Immer wenn wir etwas Emotionales
erlebt haben, versuchen wir, Geschichten zu erzählen. Wir versuchen
damit, anderen das verstehbar zu machen, was wir erlebt haben“, sagt Neuner.
„Flüchtlinge haben eine ganze Serie von traumatischen Ereignissen
erlebt. Wir sprechen mit ihnen über ihre gesamte Lebensgeschichte
und erstellen eine Art Autobiografie, die es ermöglicht, die belastenden
Erfahrungen in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen und ihre Bedeutung
für das eigene Leben herauszuarbeiten.“ Dafür bearbeiten die
traumatisierten Personen mit Hilfe ihrer Therapeuten wiederholt und chronologisch
die negativen und die positiven Ereignisse ihres Lebens. „Es geht darum,
die traumatischen Ereignisse zu vergeschichtlichen. Damit können sie
abgeschlossen werden und wirken nicht mehr als bedrohlich in die Gegenwart.“
Um Menschen in Krisenregionen therapieren zu können,
hat Neuner zusammen mit seinen Kollegen von der Universität Konstanz
und weiteren Unterstützern die Hilfsgesellschaft „Vivo“ gegründet.
Sie bildet zum Beispiel in Sri Lanka, Ruanda, Uganda und im Kongo Laientherapeutinnen
und -therapeuten aus. In den dortigen Gesundheitssystemen sind – anders
als in Deutschland – professionelle Therapeuten nicht verfügbar. „Doch
auch die Zahl der Therapeuten in Deutschland reicht nicht aus, um Flüchtlinge
mit traumatischen Belastungen zu behandeln. Schon jetzt warten viele Menschen
in Deutschland monatelang auf einen Behandlungsplatz bei einem Therapeuten“,
sagt Neuner. „Ein Schritt zur Lösung könnte es sein, für
die Behandlung der Flüchtlinge auch hier in Deutschland Flüchtlinge
und Migranten selbst in der Narrativen Expositionstherapie zu qualifizieren
und im Rahmen eines gestuften Behandlungsmodells unter Leitung von Psychotherapeuten
zu beschäftigen. Das lässt die deutsche Rechtslage allerdings
derzeit nicht zu.“
Von professionellen Therapeutinnen und Therapeuten
wird die NET in Deutschland bereits angewandt. Die psychotherapeutische
Ambulanz der Universität Bielefeld setzt das Verfahren in Therapiestudien
bei Flüchtlingen aber auch bei Überlebenden von Kindesmissbrauch,
Vergewaltigungsopfern und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr ein. Die Einrichtungen
für Wissenschaftliche Weiterbildung der Universitäten Bielefeld
und Konstanz qualifizieren Psychologen, Ärzte und Psychotherapeuten
für die Narrative Expositionstherapie." Quelle:
idw news 683013, 18.10.2017
Nobelpreis für Medizin Wie die innere
Uhr tickt
"Den diesjährigen Trägern des Nobelpreises für Medizin
ist es gelungen, die innere Uhr zu verstehen. Die drei US-Forscher Hall,
Rosbash und Young konnten nachweisen, wie Pflanzen, Tiere und Menschen
ihren biologischen Rhythmus an den Tag-Nacht-Rhythmus der Erde anpassen.
... In jeder einzelnen Zelle existiert eine eigene circadiane Uhr.
Was passiert, wenn bei uns Menschen diese Uhr aus dem Takt kommt, erleben
täglich viele Millionen Flugreisende mit dem Jetlag. Innerhalb weniger
Stunden überqueren sie mehrere Zeitzonen. Es kann Tage dauern, bis
die äußere Uhr wieder mit der inneren Uhr synchron läuft.
Das Wohlbefinden kann massiv gestört sein. Doch was ermöglicht
es uns eigentlich, uns immer wieder an unsere Umwelt anzupassen?" [ARD/NDR
02.10.2017]
Alternative Fakten: Psychologische Grundlagen
einer postfaktischen Diskussionskultur
"Psychologen der Universitäten Koblenz-Landau und Marburg haben
untersucht, wann Menschen besonders empfänglich dafür sind, an
alternative Fakten zu glauben. In einer Reihe von Experimenten analysierten
sie den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen, situativen
Einflüssen und der Bewertung von wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die zentralen Ergebnisse wurden jetzt in der "Psychologischen Rundschau"
veröffentlicht.
2016 wurde der Begriff „post-truth“ vom Verlag Oxford
Dictionaries zum Wort des Jahres gewählt. Im selben Jahr verwendete
Angela Merkel in Deutschland das Wort „postfaktisch“, um eine politische
Diskussionskultur zu beschreiben, in der die Bedeutung von Fakten hinter
der von Emotionen und gefühlten Wahrheiten zurücktritt. Wie kommt
es dazu, dass Menschen sich dafür entscheiden, bestimmten Informationen
als „Wahrheiten“ Glauben zu schenken und andere Informationen zu ignorieren?
Wie können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse so
kommunizieren, dass sie auch Zweifelnde erreichen?
... Die Forscher konnten zeigen, dass Menschen hierzu in der Regel
einer asymmetrischen Strategie der Informationsverarbeitung folgen: Argumente,
die im Einklang mit persönlichen Motivlagen stehen, werden sehr leicht
akzeptiert. Argumente, die persönlichen Motivlagen widersprechen,
werden hingegen sehr kritisch geprüft. Es wird gezielt nach vermeintlichen
Widersprüchen oder Mängeln in der Methodik, Argumentationslogik
oder der Reputation der wissenschaftlichen Quellen gesucht. ...
Die zweite Erkenntnis der Sozialpsychologen: Menschen neigen dann in
besonderem Maße zu diesen asymmetrischen Bewertungen, wenn sie starke
Überzeugungen oder Sorgen mit einem Thema verbinden. „Das ist besonders
dann relevant, wenn sensible Personengruppen identifiziert und angesprochen
werden sollen, wie zum Beispiel Eltern in der Diskussion um die Schädlichkeit
frühkindlicher Impfungen oder passionierte Videospieler bei der Forschung
zur Wirkung von Videospielgewalt“, sagt Mario Gollwitzer.
Kommunikation von Fakten: das „Wie“ ist entscheidend
„Unsere dritte Erkenntnis ist sowohl für den politischen Kontext
als auch für die Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse wichtig“,
sagt Tobias Rothmund. „Je nachdem, wie Fakten kommuniziert werden, können
diese asymmetrischen Verarbeitungsprozesse entweder verstärkt oder
abgeschwächt werden.“
...
Die zentralen Ergebnisse wurden unter dem Titel „Motivierte Wissenschaftsrezeption“
in einem aktuellen Beitrag der Psychologischen Rundschau veröffentlicht.
Link: https://econtent.hogrefe.com/doi/abs/10.1026/0033-3042/a000364?journalCode=pru
Das Projekt umfasst eine Reihe von Einzelstudien:
-
Nauroth, P., Gollwitzer, M., Kozuchowski, H., Bender, J., & Rothmund,
T., (2016). The effects of social identity threat and social identity,
affirmation on laypersons’ perception of scientists. Public Understanding
of Science. Advance online publication. doi: 10.1177/0963662516631289
-
Bender, J., Rothmund, T., Nauroth, P., & Gollwitzer, M. (2016). How
moral threat shapes laypersons’ engagement with science. Personality and
Social Psychology Bulletin, 42(12), 1723-1735. https://doi.org/10.1177/0146167216671518
-
Nauroth, P., Gollwitzer, M., Bender, J., & Rothmund, T. (2015). Social
identity threat motivates science-discrediting online comments. PLoS One,
10, e0117476-e0117476. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0117476
-
Rothmund, T., Bender, J., Nauroth, P., & Gollwitzer, M. (2015). Public
concerns about violent video games are moral concerns - How moral threat
can make pacifists susceptible to scientific and political claims against
violent video games. European Journal of Social Psychology, 45(6), 769-783.
10.1002/ejsp.2125
-
Nauroth, P., Gollwitzer, M., Bender, J., & Rothmund, T. (2013). Gamers
against science: The case of the violent video games debate. European Journal
of Social Psychology. 44(2), 104-116. 10.1002/ejsp.1998 "
idw-news680769 vom 11.09.2017
"Eskalationsforschung: Jeder
Konflikt kann zu Gewalt führen
Niedersächsisches Verbundprojekt präsentiert Ergebnisse Ob
ein Großprojekt einvernehmlich mit der Bevölkerung beschlossen
werden kann oder in einer Eskalation mündet, haben Forschungsteams
aus Sozialwissenschaften, psychologischer Vertrauensforschung, Sozialpsychologie,
Rechtswissenschaft und Bauingenieurwesen der drei niedersächsischen
Universitäten Braunschweig, Göttingen und Hannover untersucht.
Drei Jahre lang haben sie Muster der Eskalation und Deeskalation bei der
Kommunikation großer Infrastruktur- und Bauvorhaben erforscht. ..."
[idw news 680318 vom 01.09.17]
"Dopingstudie: Hohe Dunkelziffer im Spitzensport
Biologische Tests decken nur einen Teil der Fälle auf – das wurde
in einer Studie der Universität Tübingen mit psychologischen
Methoden nachgewiesen
Im Spitzensport wird wesentlich mehr gedopt, als durch Blut- und Urintests
nachgewiesen werden kann. Bei einer wissenschaftlichen Studie gaben mindestens
30 Prozent der Teilnehmenden der Leichtathletikweltmeisterschaft 2011 und
45 Prozent Sportler bei den Pan-Arabischen Spielen 2011 an, Dopingmittel
genommen zu haben. Mit zeitgleich durchgeführten biologischen Testverfahren
wurde nur ein Bruchteil der Dopingfälle erkannt: 0,5 Prozent der Tests
bei den Weltmeisterschaften waren positiv; bei den Pan-Arabischen Spielen
waren es 3,6 Prozent. Im Auftrag der World Anti Doping Agency (WADA) haben
Professor Rolf Ulrich von der Universität Tübingen und Professor
Harrison Pope von der Harvard Medical School im Jahr 2011 eine Untersuchung
durchgeführt. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Doping
in Two Elite Athletics Competitions Assessed by Randomized-Response Surveys“
wurden nun in der Zeitschrift Sports Medicine veröffentlicht. Im Anhang
der Publikation sind außerdem detaillierte statistische und mathematische
Analysen aufgeführt, die die Aussagekraft der Studie untermauern.
..." [idw news 679990 vom 29.08.17]
"Warum erhöhen psychiatrische
Erkrankungen in jungen Jahren das Demenzrisiko im Alter?
Göttinger Forscher enträtseln Zusammenhang zwischen psychiatrischen
Erkrankungen in der Jugend und dem Risiko, im Alter an der Alzheimerdemenz
zu erkranken. Sie haben einen Ansatzpunkt gefunden, wie sich die molekulare
Ursache behandeln ließe. Veröffentlicht im EMBO Journal.
(umg/dzne) Kriegs- oder Fluchterlebnisse, Unfälle, schwere Verluste
oder Ängste können krank machen. Wer mit einer Posttraumatischen
Belastungsstörung, Angststörungen oder anderen psychiatrischen
Erkrankungen reagiert, hat ein erhöhtes Risiko, im Alter eine Demenz
zu entwickeln. Der Zusammenhang ist bekannt. Warum und wie genau es dazu
kommt, ist bisher unverstanden.
Göttinger Forscher haben jetzt einen Faktor
entdeckt, der den Zusammenhang erklären kann. Ihre Untersuchungen
an Mäusen und an Menschen zeigen, dass die Fehlfunktion des Proteins
Formin 2 an der Entstehung von Angststörungen, insbesondere der Posttraumatischen
Belastungsstörung (PTSB), beteiligt ist. Formin 2 reguliert die Kommunikation
von Nervenzellen. Die Fehlfunktion des Proteins bei PTSB führt nicht
zur Demenz. Jedoch in Kombination mit anderen Risikofaktoren für Morbus
Alzheimer beeinträchtigt die Fehlfunktion von Formin 2 die Genaktivität
der Nervenzellen, beschleunigt so Gedächtnisverlust und begünstigt
die Entstehung von Alzheimer. Medikamente. die die Genaktivität der
Nervenzellen positiv beeinflussen, können in diesem Szenario die Gedächtnisfunktion
in Mäusen wieder herstellen. Die Forschungserkenntnisse stammen von
Arbeitsgruppen um Dr. Farahnaz Sananbenesi und Prof. Dr. André Fischer.
Beide Göttinger Forscher arbeiten an der Universitätsmedizin
Göttingen (UMG) und am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative
Erkrankungen (DZNE), Standort Göttingen. Die Forschungsergebnisse
sind veröffentlicht im „EMBO Journal“ ..." [idw news 680040 vom 28.08.17]
"Von der Entzauberung
magischer Pilze
Jenaer Naturstoff- und Pilzforscher rekonstruierten erstmals die Biosynthese
bewusstseinserweiternder Substanzen aus Pilzen Jena. Seit fast 60 Jahren
ist der Stoff namens Psilocybin bekannt. Er verleiht den sogenannten Magic
Mushrooms, auch Zauberpilze genannt, die Magie – also ihre starke psychedelische
Wirkung. Ein Geheimnis blieb jedoch: Wie genau bilden die Pilze der Gattung
Psilocybe diese wirkungs-volle Substanz? Das Forschungsteam um den Jenaer
Professor Dirk Hoffmeister konnte es jetzt lüften. ..." [idw news
680095 vom 29.08.17]
Hirntheorie der Hypnose - "Das Brett vorm
inneren Auge
Psychologen der Universität Jena wollen Hirntheorie der Hypnose
entwickeln
Mit der Hilfe von Hypnose gewöhnen sich Menschen
das Rauchen ab, finden besseren Schlaf und überstehen sogar Zahnarztbesuche
schmerzfrei. Doch was ist eigentlich Hypnose und was genau passiert im
Gehirn eines hypnotisierten Menschen? Im Rahmen eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft unterstützten Projektes gehen derzeit Psychologen
der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Mitwirkung eines Kollegen
von der Universität Trier diesen Fragen nach, um umfassende wissenschaftliche
Antworten auf diese Fragen zu finden. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins
„Scientific Reports“ präsentieren sie heute (07.07.) erste Ergebnisse.
Wie das Gehirn hypnotische Zustände ermöglicht
„Wir untersuchen im Rahmen unseres Projektes, wie das Gehirn hypnotische
Zustände ermöglicht“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Miltner,
der sich bereits seit Jahrzehnten mit dem Phänomen beschäftigt.
„Aktuell haben wir dabei die Verarbeitung visueller Reize genauer unter
die Lupe genommen.“ Für ein Experiment teilten sie Probanden in drei
Gruppen ein: Personen, die sehr suggestibel, also empfänglich für
Hypnose, sind, und Personen, bei denen diese Fähigkeit eher mittelmäßig
und wenig ausgeprägt ist. „Wir ließen sie hypnotisiert auf einen
Bildschirm schauen, auf dem wir verschiedene Symbole zeigten, beispielsweise
einen Kreis oder ein Dreieck“, berichtet Dr. Barbara Schmidt, die den Versuch
durchgeführt hat. „Die Testpersonen bekamen dabei die Aufgabe, ein
bestimmtes Symbol zu zählen, sich also darauf besonders zu konzentrieren.
Gleichzeitig sollten sie sich ein Brett vor ihren Augen vorstellen. Durch
die suggerierte Sichtbehinderung stieg die Anzahl der Zählfehler erheblich.“
Die Effekte zeigten sich in allen drei Testgruppen, am stärksten ausgeprägt
allerdings bei den besonders gut hypnotisierbaren Probanden.
Um auch die Hirnaktivitäten beobachten zu können,
waren die Testpersonen an einen Elektroenzephalographen (EEG) angeschlossen.
„Betrachten wir die dabei entstandenen neuronalen Vorgänge des Gehirns
bei der Verarbeitung der Symbole, dann erkennen wir etwa 400 Millisekunden,
nachdem die Probanden das besonders zu beachtende Symbol gesehen haben,
eine extrem reduzierte Hirnaktivität, obwohl sie normalerweise sehr
hoch sein müsste“, erklärt Schmidt. „Kurze Zeit vorher – bis
200 Millisekunden nach der Präsentation des Reizes – zeigen sich jedoch
keine Auffälligkeiten.“ Das bedeute also, dass die einfache Wahrnehmung
noch stattfindet, tiefere Verarbeitungsprozesse, wie etwa das Zählen,
aber stark beeinträchtigt sind. Auf diesem Weg konnten die Psychologen
der Universität Jena herausfinden, wie die Hypnose einzelne Regionen
im Gehirn bei der visuellen Reizaufnahme beeinflusst. ...
Original-Publikation:
Schmidt B. et al. The Power of mind: Blocking visual perception by
hypnosis. Scientific Reports (2017), 7: 4889, DOI:10.1038/s41598-017-05195-2,
https://www.nature.com/articles/s41598-017-05195-2"
Quelle: idw news 677911 vom 7.7.17
"Wohlbefinden im Alter: Auch die geistige
Gesundheit zählt
Das Wohlbefinden im Alter hängt maßgeblich von psychosozialen
Faktoren ab. Körperliche Beeinträchtigungen spielen eher eine
untergeordnete Rolle, zeigen Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München
und der Technischen Universität München in ‚BMC Geriatrics‘.
„Das Altern an sich ist nicht zwangsläufig mit einem Rückgang
der Lebensfreude und Lebensqualität verbunden“, fasst Prof. Dr. Karl-Heinz
Ladwig die Ergebnisse zusammen. „Vielmehr beeinträchtigen psychosoziale
Faktoren wie Depressionen oder Angststörungen das subjektive Wohlbefinden*“,
so der Leiter der Gruppe Mental Health am Institut für Epidemiologie
II des Helmholtz Zentrums München und Professor für psychosomatische
Medizin am Klinikum rechts der Isar der TU München. „Bei Frauen spielt
zudem das Alleinsein auch eine wichtige Rolle.“ ...
Depressionen und Angststörungen größtes
Risiko
Auf der Suche nach den Ursachen konnten die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler vor allem psychosoziale Faktoren ermitteln: Vor allem Depressionen
und Angststörungen hatten den stärksten Effekt auf das Wohlbefinden.
Negative Einflüsse hatten zudem ein niedriges Einkommen und Schlafstörungen.
Schlechte körperliche Gesundheit (etwa geringe sportliche Aktivität
oder sogenannte Multimorbidität) schien wenig Einfluss auf Lebenszufriedenheit
zu haben. Bei Frauen erhöhte außerdem das Alleinleben signifikant
die Wahrscheinlichkeit für ein niedriges Wohlbefinden. ...."
Quelle idw news 677871 vom 7.7.17
"Schon Vierjährige können
unterscheiden, welche Fragen sie weiterbringen
Wer nicht fragt, bleibt dumm, heißt es im Titellied der
Sesamstraße. Doch wie fragt man richtig, um die Informationen zu
bekommen, die man sucht? Und wann lernen Kinder, welche Fragenart in welcher
Situation den höheren Informationsgewinn verspricht? Wissenschaftler
am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung untersuchten die Fragestrategien
von Drei- bis Fünfjährigen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift
Developmental Psychology veröffentlicht.
Durch Fragenstellen lernen Kinder die Welt kennen.
Doch wann und wie lernen sie gute Fragen zu stellen? Frühere Studien
belegen, dass sich die Fähigkeit, effektive Fragen zu stellen und
die eigene Umgebung strategisch nach bestimmten Informationen zu erkunden,
ab dem Alter von vier Jahren bis ins Erwachsenenalter entwickelt. Grundschulkinder
im Alter von sieben bis zehn Jahren haben demnach noch Schwierigkeiten
damit, sich effektive Fragen zu überlegen.
Die Studie der Forschungsgruppe „iSearch | Informationssuche,
ökologisches und aktives Lernen bei Kindern“ zeigt jedoch, dass Kinder
im Alter von vier Jahren schon aus zwei Fragen diejenige auswählen
können, welche mehr Informationsgewinn verspricht und somit effektiver
ist. Voraussetzung dafür ist die kognitive Fähigkeit, einschätzen
zu können, welche Frage eher zur gesuchten Antwort führt. „Das
legt den Schluss nahe, dass bereits Drei- und Vierjährige die Grundfähigkeiten
besitzen, erfolgreiche Fragestrategien zu entwickeln“, sagt Azzurra Ruggeri,
Leiterin der Forschungsgruppe „iSearch“.
In ihrer Studie testeten die Wissenschaftler insgesamt
268 Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren in insgesamt vier verschiedenen
Erhebungen – wobei jedes Kind nur an einer Erhebung teilnahm. Gezeigt wurde
den Kindern in allen Durchläufen dieselbe Geschichte in Form eines
Bilderbuchs. Darin kommt ein Monster namens Toma mehrere Tage in Folge
zu spät zur Schule. Den Studienteilnehmern wurden die Gründe
für das Zuspätkommen gezeigt, beispielsweise hatte Toma verschlafen,
ferngesehen oder ihre Jacke nicht gefunden. ...
Originalstudie
Ruggeri, A., Sim, Z. L., & Xu, F. (2017). Why is Toma late to school
again? Preschoolers identify the most informative questions. Developmental
Psychology. Advance Online Publication. doi:10.1037/dev0000340 "
Quelle idw news 677701 vom 5.7.17
"Migrantenkinder erhalten im Gymnasium
schlechtere Mathe-Noten – bei gleicher Leistung
Kinder mit ausländischen Wurzeln werden nach dem Übergang
auf das Gymnasium im Fach Mathe in Klassenarbeiten und Zeugnissen schlechter
benotet – auch wenn sie in standardisierten Tests die gleichen Leistungen
erzielen wie ihre Mitschüler. Das fanden Forscher vom Lehrstuhl Pädagogische
Psychologie der Uni Mannheim heraus.
Bildungsforscher von der Universität Mannheim
haben untersucht, wie sich der Migrationshintergrund von Schülern
auf ihre Noten auswirkt. Dafür haben sie 1.500 Gymnasiasten im Verlauf
von zwei Schuljahren regelmäßig auf ihre Mathekenntnisse geprüft:
Sie verwendeten standardisierte Tests, die sie insgesamt drei Mal im Verlauf
der 5. und 6. Gymnasialklasse unter den Schülern durchgeführt
haben. Die Ergebnisse der Tests verglichen sie anschließend mit den
Noten in Klassenarbeiten und Zeugnissen. Das Resultat: Im Vergleich zu
ihren Mitschülern ohne Migrationshintergrund wurden Migrantenkinder
im Fach Mathematik bei gleicher Sprachfertigkeit und sozialer Herkunft
schlechter bewertet – und das obwohl die Kinder in den standardisierten
Tests gleich gut abgeschnitten haben.
„Dass Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund
im Vergleich zu Kindern ohne Migrationshintergrund deutlich seltener eine
Gymnasialempfehlung erhalten, war bekannt“, sagt Meike Bonefeld von der
Universität Mannheim, die die Auswertungen geleitet hat. „Dass aber
solche Unterschiede auch noch auf dem Gymnasium weiter existieren, haben
wir so nicht erwartet. Wir deuten diese als einen Hinweist auf systematische
Benachteiligungsprozesse im deutschen Bildungssystem auch nach dem bedeutsamen
Übergang in die Sekundarstufe.“ ... Das Manuskript „Migrationsbedingte
Disparitäten in der Notenvergabe nach dem Übergang auf das Gymnasium“
ist erschienen in der Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und
Pädagogische Psychologie im Juni 2017."
Quelle idw news 677910 vom 7.7.17
Schluessel zum Erfiolg
im Studium
"Gut qualifizierte Lehrende: ein Schlüssel zum Erfolg im Studium
Gut qualifizierte Lehrende sind ein wichtiger Faktor für den akademischen
Erfolg von Studierenden. Das zeigt ein Übersichtsartikel von Trierer
Psychologen, der in der Fachzeitschrift „Psychological Bulletin“ veröffentlicht
wurde. Die Forscher fassten alle bisher in der Fachliteratur publizierten
Metaanalysen zu verschiedenen Faktoren akademischen Erfolgs Studierender
zusammen. In die Auswertung gingen die relevantesten 38 Metaanalysen ein,
mit Daten von insgesamt 3330 Einzelstudien und fast zwei Millionen Studierenden.
.... Die Variablen ordneten sie einer von zwei Oberkategorien zu: a)
den Studierendeneigenschaften, mit fünf Unterkategorien (zum Beispiel
Motivation) oder b) der Lehrmethode mit sechs Unterkategorien (zum Beispiel
Präsentationsart). Auf Seite der Studierendeneigenschaften sind Intelligenz,
vorherige Leistungen und Lernstrategien eng mit der Studienleistung assoziiert.
.... Die Leistung der Studierenden hängt ebenfalls stark damit zusammen,
wie ein Seminar oder eine Vorlesung vom Dozenten gestaltet wird. Konkret
zeigte sich, dass nicht nur bedeutend ist, welche Methoden die Lehrenden
einsetzen – wie zum Beispiel PowerPoint-Präsentationen – sondern vor
allem, wie sie die jeweiligen Methoden konkret in der Praxis umsetzen –
wenige Schlagwörter auf den Folien anstelle von langen Sätzen
oder Halbsätzen. .... Die Originalpublikation finden Sie hier:
Schneider, M., & Preckel, F. (2017). Variables associated with
achievement in higher education: A systematic review of meta-analyses.
Psychological Bulletin, 143, 565-600. doi: 10.1037/bul0000098 " [idw news
676259]
Neue EMDR-Erkenntnisse
"Die Augen müssen nicht wandern
Es zeigte sich, dass alle drei Behandlungsgruppen von der Therapie,
die bis zu acht Sitzungen umfasste, profitierten: Symptome wie unfreiwillige
Rückblenden (Flashbacks), Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme,
Unruhe und Angstzustände hatten am Ende der Therapiephase deutlich
abgenommen. Dieser positive Effekt war bei den beiden Gruppen, die einen
externen Fokus angeboten bekommen hatten, wesentlich stärker ausgeprägt
als bei der Gruppe ohne Fokus. Überraschend war jedoch, dass die Bewegung
der Hand gegenüber dem festen Fokus keinen zusätzlichen Nutzen
brachte. ...
Fragen zum Mechanismus der Therapie
Die Wissenschaftler schließen aus diesem Ergebnis, dass es für
den Therapieerfolg nicht entscheidend sei, die Augen zu bewegen. Damit
wirft die Studie neue Fragen zum Mechanismus der Therapie auf. Denn bisher
war man davon ausgegangen, dass die Augenbewegungen zu einer bilateralen
Stimulation des Gehirns führen, beide Gehirnhälften also zugleich
angesprochen und vernetzt werden. Dem wurde eine harmonisierende und ausgleichende
Wirkung zugesprochen. ...
Literatur: Sack, M., Zehl, S., Otti, A., Lahmann,
C., Henningsen, P., Kruse, J. et al. (2017). A comparison of dual attention,
eye movements, and exposure only during eye movement desensitization and
reprocessing for posttraumatic stress disorder: Results from a randomized
clinical trial. Psychotherapy and Psychosomatics, 85 (6), 357–365." [REPORT
PSYCHOLOGIE 6/2017]
"Pränataler Stress begünstigt Heißhungerattacken
- Ausgewogene Ernährung schützt vor Essstörung
Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München
haben gezeigt, dass Heißhungerattacken, die auf Stress während
der Schwangerschaft zurückzuführen sind, schon im Gehirn des
Fötus programmiert werden. Entscheidend ist dabei das Geschlecht des
Kindes. Die Programmierung führt nicht zwangsläufig zum Auftreten
der Essstörung, sie tritt nur unter bestimmten Auslösern auf.
Die Forscher fanden ferner heraus, dass der Ausbruch der Störung bei
Heranwachsenden durch ausgewogene Ernährung verhindert werden kann.
... Sie stellten fest, dass weibliche Nachkommen von Mäusen,
die während der Schwangerschaft gestresst waren, eher Fressattacken
entwickelten als weibliche Nachkommen nicht gestresster Mäuse.
... 'Diese Programmierung während der Schwangerschaft führt
jedoch nicht immer zu gestörtem Essverhalten. Erst wenn während
der Pubertät bestimmte Auslöser auftreten, machen sich die bereits
durch pränatale Programmierung gegebenen Veränderungen bemerkbar.'
" .... [idw news676029, 08.06.2017 13:32 ]
Vorstellungen
von literarischen Figuren
"Psychologin erklärt, warum wir uns literarische Figuren ähnlich
vorstellen
Die Auswahl der Schauspieler für Literaturverfilmungen oder Theateraufführungen
sorgt immer wieder für hitzige Debatten. Viele Leser der Vorlage haben
sich die Heldin oder den Bösewicht ganz anders vorgestellt. Das liegt
unter anderem an Stereotypen, die Leser automatisch beim Lesen bilden.
Literarische Figuren erhalten dabei im Kopf des Lesers eine konkrete Gestalt,
obwohl sie im Text bisweilen gar nicht näher beschrieben sind. Die
Saarbrücker Psychologin Stefanie Miketta untersucht seit mehreren
Jahren, wie solche Stereotype entstehen – und warum wir uns die Figuren
oft sehr ähnlich vorstellen. ... Solche Stereotypenbildungen
sind wichtig vor allem für das Verständnis längerer Texte.
In einem Roman mit vielen Charakteren zum Beispiel ist es effizient, wenn
das Gehirn bestimmte Vorstellungen von Personen automatisch anlegt, um
so beim flüssigen Lesen des Textes gleich ein Bild vor Augen zu haben
und so die verschiedene Figuren besser voneinander unterscheiden zu können.
.... " [idw news675940, 07.06.2017 12:54 ]
Emotionale Intelligenz
"Das ist die dunkle Seite der emotionalen Intelligenz
Wie gut jemand Gefühle bei sich und anderen lesen, interpretieren
und steuern kann, hat einen enormen Einfluss auf fast alles im Leben, wie
die Forschung gezeigt hat. Emotionale Intelligenz entscheidet mit darüber,
wie gut jemand in der Grundschule zurechtkommt, ob er als Teenager Drogen
nimmt, welchen Job zu welchem Gehalt er bekommt oder wie er Krisen in der
Partnerschaft meistert. „Wir glauben gern, dass der Job, der Partner oder
Geld es sind, die entscheiden, wie unser Leben verläuft“, sagt der
Psychologe Konstantinos Petrides. „Ich glaube aber, dass emotionale Intelligenz
das Wichtigste ist. Es ist das mächtigste Werkzeug, das wir haben.“
..." [Welt 09.04.17]
RS: Klingt ein wenig reißerisch, man übersehe
also die wichtige Einschränkung "entscheidet mit darüber" nicht.
Literatur und Links (Auswahl)
Glossar, Anmerkungen
und Endnoten
GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
___
Querverweise
Standort PPP Medien-Umschau 2017.
*
* Quellen * mu2015
* mu2014 * mu2013 *
mu2012
* mu2011 *
Beweis und beweisen in Psychologie,
Psychopathologie und Psychotherapie.
Buch-Präsentationen, Literaturhinweise
und Literaturlisten in der IP-GIPT. Überblick und Dokumentation.
*
*
Information für Dienstleistungs-Interessierte.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS). Psychologie,
Psychopathologie und Psychotherapie PPP Medien-Umschau
2017. Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/pppmu/ppp2017.htm
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Ende PPP
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Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
01.04.17 Angelegt.
noch nicht kontrolliert: irs
[Intern: falls: die Belegseiten befinden sich in ... /sgipt/lit/pppmu/m/20xx/...]