Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=29.10.2022
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung:
tt.mm.jj
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Dipl.-Psych.
Dr.
phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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Willkommen in der Abteilung Allgemeine und Integrative Psychologie,
Psychopathologie und Psychotherapie, Bereich Theorie, System und Systematik
der Psychologie, hier zum Thema:
Humes Psychologie in seiner Untersuchungs
über den menschlichen Verstand: Ueber den Ursprung der Vorstellungen
Originalarbeit von Rudolf Sponsel,
Erlangen
_
Zum Geleit: Aristoteles.
"Das Haupthindernis des Fortschrittes in moralischen und metaphysischen
Wissenschaften liegt deshalb in der Dunkelheit der Begriffe und Zweideutigkeit
der Worte."
David Hume 1748, Untersuchung über den menschlichen
Verstand [Online]
"Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung des Verstandes durch
die Mittel unserer Sprache."
Wittgenstein Philosophische Untersuchungen, 109
"Zu den wichtigsten Aufgaben jedes Wissenschaftlers gehört die
Klärung von Begriffen und die Einführung neuer Begriffe in sein
wissenschaftliches System."
Wolfgang Stegmüller in Wissenschaftstheorie
im Fischer Lexikon Philosophie 1958, S. 327
|
_
Viele Philosophen, Juristen,
Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler bewegen sich begrifflich
auf vor-aristotelesischem "Niveau" (>Sprachkritik)
und können das elementar Notwendige nicht, das jede WissenschaftlerIn
beherrschen muss:
|
|
"... Nun müssen diejenigen,
welche ihre Gedanken untereinander austauschen
wollen,
etwas voneinander verstehen;
denn wie könnte denn,
wenn dies nicht stattfindet,
ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
möglich sein?
Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
und etwas, und zwar eins
und nicht mehreres, bezeichnen;
hat es mehrere Bedeutungen,
so muß man erklären,
in welcher von diesen man das Wort gebraucht.
..."
Aus:
Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5. Kap., S. 244 (Rowohlts Klassiker
1966)
|
Leider verstehen viele Philosophen,
Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach
2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren
muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln
Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch
referenzieren
können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom).
Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will,
der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich
fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit
etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären,
was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber
wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen
Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer
2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen.
Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und
Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige
Definition gelingt (Beispiel Gewissheit
und Evidenz).
Zusammenfassung Humes
Psychologie in Ueber den Ursprung der Vorstellungen
Obwohl Hume viele und wichtige Begriffe des Erlebens zur Verfügung
stehen, findet er zu keinem klaren Konzept und begrifflich klaren Unterscheidungen.
Das ist umso verwunderlicher, weil er doch gerade selbst feststellt: "Das
Haupthindernis des Fortschrittes in moralischen und metaphysischen Wissenschaften
liegt deshalb in der Dunkelheit der Begriffe und Zweideutigkeit der Worte."
(Quelle)
Schon der Einstiegstitel der II. Abtheilung Über
den Ursprung der Vorstellungen ist irritierend, zumal er diese Wahl
gar nicht erklärt und begründet, und damit wenig Sinn für
richtiges wissenschaftliches Arbeiten
zeigt. Ein Titel wie "Das seelisch-geistige Geschehen" wäre besser
gewesen.
Fazit: Humes Psychologie ist naiv, unklar,
schlecht erklärt oder erläutert, und daher wissenschaftlich unbrauchbar.
Psychologische Begriffe bei
Hume in Ueber den Ursprung der Vorstellungen
Die psychologischen Begriffe sind von Hume nicht klar entwickelt, nicht
definiert, erklärt oder erläutert.
-
Denken > Gedanken.
-
"Denkt man an vergangene Empfindungen und Erregungen, so ist das Denken
ein treuer Spiegel, der seinen Gegenstand genau wiedergiebt" [Q].
Vergangene Empfindungen sind im Gedächtnis und nicht im Denken. Werden
sie reproduziert, werden sie zu Vorstellungen im Bewusstsein. Hume hat
keinen klaren Denkbegriff.
-
"Nichts erscheint auf den ersten Blick so schrankenlos, als das menschliche
Denken; es entzieht sich nicht allein aller menschlichen Macht und Autorität,
sondern überschreitet auch die Grenzen der Natur und der Wirklichkeit.
Ungeheuer zu bilden und widerstreitende Gestalten und Erscheinungen zu
verbinden, kostet der Einbildungskraft nicht mehr Mühe, als die Vorstellung
des natürlichsten und bekanntesten Gegenstandes. Während der
Körper auf einem Planeten beschränkt ist, auf dem er mühsam
und schwerfällig herumkriecht, kann das Denken uns in einem Augenblick
in die entferntesten Gegenden des Weltalls tragen; ja selbst darüber
hinaus in das grenzenlose Chaos, wo die Natur in gänzlicher Verwirrung
liegen soll. Was man nie gesehen oder gehört, kann man sich doch vorstellen;
kein Ding ist der Macht der Gedanken entzogen, mit Ausnahme dessen, was
einen unbedingten Widerspruch einschliesst."
-
Einbildungskraft:
-
Siehe bitte oben Denken 2. Spiegelpunkt.
-
"Man nehme nun einen Menschen, der dreissig Jahre lang sein Gesicht gehabt
und mit allen Arten von Farben bekannt geworden ist, eine einzige Schattirung
z.B. von Blau ausgenommen, welche er zufällig niemals gesehen hat.
Wenn man diesem nun alle Schattirungen dieser Farbe, mit Ausnahme dieser
einen, vorlegt, die allmählich von der dunkelsten zur hellsten ansteigen,
so wird er offenbar eine Lücke bei dieser fehlenden Schattirung bemerken,
und er wird empfinden, dass hier die nächsten Farben mehr von einander
abstehen, als sonst wo. Ich frage nun, ob es ihm möglich sein wird,
aus seiner Einbildungskraft diese fehlende zu ergänzen und sich die
Vorstellung von dieser besonderen Schattirung zu bilden, obgleich seine
Sinne sie ihm niemals zugeführt haben? Ich glaube, nur Wenige werden
sagen, dass er es nicht könne.
Dies kann als ein Beweis gelten, dass die blossen
Vorstellungen nicht immer und überall von ihren entsprechenden Empfindungen
sich ableiten. Indess ist dieser Fall so vereinzelt, dass er kaum Beachtung
verdient, und ich brauche seinetwegen den allgemeinen Grundsatz nicht zu
ändern."
-
Eindrücke nennt Hume das lebhafte seelische Geschehen und setzt sie
mit Empfindungen gleich: "Umgekehrt sind alle Eindrücke, d.h. alle
Empfindungen, sowohl äussere wie innere, stark und lebhaft; ihre Unterschiede
treten bestimmter hervor, und man kann bei ihnen nicht leicht irren oder
sie verwechseln."
-
Empfinden, er unterscheidet gleich zu Bgeinn der II. Abtheilung Ueber
den Ursprung der Vorstellungen:
-
ohne nähere Spezifikation: "Jedermann wird einräumen,
dass ein erheblicher Unterschied zwischen den Vorstellungen der Seele besteht,
je nachdem man den Schmerz einer ausserordentlichen Hitze oder das Vergnügen
einer mässigen Wärme fühlt, oder je nachdem man diese Empfindung
nur nachher in das Gedächtniss zurückruft oder im Voraus sich
vorstellt."
-
ursprüngliche Empfindung: "Diese Vermögen können
die Wahrnehmungen der Sinne nachahmen oder abbilden, aber sie können
niemals die ganze Kraft und Lebhaftigkeit der ursprünglichen Empfindung
erreichen."
-
dunkelste Empfindung: "Der lebhafteste Gedanke erreicht hier die
dunkelste Empfindung nicht."
-
vergangenge Empfindung: "Denkt man an vergangene Empfindungen und
Erregungen, so ist das Denken ein treuer Spiegel, der seinen Gegenstand
genau wiedergiebt; aber die benutzten Farben sind blass und matt in Vergleich
zu denen, in welche die ursprünglichen Empfindungen gekleidet waren."
-
früheren Empfindungen: " alle unsere Vorstellungen oder früheren
Empfindungen ..."
-
lebhaftere Empfindungen: "sind Nachbilder unserer Eindrücke
oder lebhafteren Empfindungen."
-
Abbild früherer Empfindung: "Zum Beweise dessen werden hoffentlich
die zwei nachstehenden Gründe ausreichen. Erstlich finden wir bei
der Trennung unserer Gedanken und Vorstellungen, wenn sie auch noch so
verwickelt und erhaben sind, immer, dass sie sich[19] in solche einfache
Vorstellungen auflösen, welche das Abbild eines früheren Gefühls
oder Empfindens sind. "
-
gleichen Empfindung: "Man mag diese Untersuchung noch so weit fortführen;
immer wird man finden, dass jede Vorstellung bei ihrer Prüfung sich
als das Abbild einer gleichen Empfindung darstellt."
-
Fehlende Empfindung: "Wenn zweitens ein Mensch wegen eines Fehlers
im Organe für eine Art von Empfindung nicht empfänglich ist,
so ergiebt sich, dass er dann auch ebenso wenig die Vorstellung davon fassen
kann."
-
Kanal für Empfindungen: "Ein Blinder kann keine Vorstellung
von Farben, ein Tauber kann keine von Tönen sich bilden. Wenn Jeder
den ihm fehlenden Sinn zurück erhält, so ist mit der Oeffnung
dieses neuen Kanals für seine Empfindungen auch ein Kanal für
seine Vorstellungen eröffnet, und es ist ihm leicht, die betreffenden
Bestimmungen sich vorzustellen."
-
Empfindung Organ nicht erreicht: "Ebenso verhält es sich, wenn
der Gegenstand der Empfindung noch niemals an das Organ gebracht worden
ist. Ein Lappländer oder Neger hat keinen Begriff von dem Weingeschmack."
-
Eigenthümliche Empfindung: "Dasselbe gilt, wenn auch in geringerem
Grade, wenn Jemand eine seiner Gattung eigenthümliche Empfindung oder
Leidenschaft nie gefühlt hat oder deren unfähig ist; obgleich
solche Fälle geistiger Gebrechen selten oder niemals vorkommen. Ein
gutmüthiger Mensch kann sich keine Vorstellung von eingewurzelter
Grausamkeit und Rache machen, und ein selbstsüchtiges Herz kann sich
nicht leicht die höchsten Opfer der Freundschaft und des Edelmuths
vorstellen. "
-
Andere: "Man giebt zu, dass andere Wesen Empfindungen von Dingen
haben mögen, von denen wir keine Vorstellung haben, weil uns diese
nie auf dem Wege zugeführt worden[20] sind, durch den allein eine
Vorstellung in die Seele eintreten kann, ..."
-
wirkliches Empfinden: "... d.h. durch wirkliches Fühlen und
Empfinden."
-
Unterschiedsempfinden: "Wenn man diesem nun alle Schattirungen dieser
Farbe, mit Ausnahme dieser einen, vorlegt, die allmählich von der
dunkelsten zur hellsten ansteigen, so wird er offenbar eine Lücke
bei dieser fehlenden Schattirung bemerken, und er wird empfinden, dass
hier die nächsten Farben mehr von einander abstehen, als sonst wo.
Ich frage nun, ob es ihm möglich sein wird, aus seiner Einbildungskraft
diese fehlende zu ergänzen und sich die Vorstellung von dieser besonderen
Schattirung zu bilden, obgleich seine Sinne sie ihm niemals zugeführt
haben? Ich glaube, nur Wenige werden sagen, dass er es nicht könne."
-
seltene nicht allgemein ableitbare Vorstellungen von Empfindungen:
"Dies kann als ein Beweis gelten, dass die blossen Vorstellungen nicht
immer und überall von ihren entsprechenden Empfindungen sich ableiten.
Indess ist dieser Fall so vereinzelt, dass er kaum Beachtung verdient,
und ich brauche seinetwegen den allgemeinen Grundsatz nicht zu ändern."
-
Gedächtnis, nur eine Erwähnung zu Beginn: "Jedermann wird einräumen,
dass ein erheblicher Unterschied zwischen den Vorstellungen der Seele besteht,
je nachdem man den Schmerz einer ausserordentlichen Hitze oder das Vergnügen
einer mässigen Wärme fühlt, oder je nachdem man diese Empfindung
nur nachher in das Gedächtniss zurückruft oder im Voraus sich
vorstellt. "
-
Gefühl 6, "fühlen" 4 Erwähnungen, nicht erklärt oder
erläutert.
-
Gedanken 5 Erwähnungen: > Denken.
-
Gleichsetzung von Gedanken und Vorstellungen: "Man kann deshalb
alle Vorstellungen der Seele in zwei Klassen oder Arten theilen, die sich
durch den verschiedenen Grad von Stärke und Lebhaftigkeit unterscheiden.
Die wenigst starken und lebhaften nennt man gewöhnlich Gedanken oder
Vorstellungen."
-
Denkbarkeit: "Was man nie gesehen oder gehört, kann man sich
doch vorstellen; kein Ding ist der Macht der Gedanken entzogen, mit Ausnahme
dessen, was einen unbedingten Widerspruch einschliesst."
-
Freie Verknüpfungen: "Obgleich indess unsere Gedanken diese
unbegrenzte Freiheit zu besitzen scheinen, zeigen sie sich doch bei näherer
Untersuchung in Wahrheit in sehr enge Grenzen eingeschlossen. All die schöpferische
Kraft der Seele ist nichts weiter, als die Fähigkeit, den durch die
Sinne und die Erfahrung gewonnenen Stoff zu verbinden, zu umstellen, zu
vermehren oder zu vermindern. Wenn wir uns ein goldenes Gebirge vorstellen,
so verbinden wir nur zwei bereits vorhandene Vorstellungen, Gold und Gebirge,
die uns von früher bekannt sind. Ein tugendhaftes Pferd kann man sich
denken, weil man die Tugend aus seinen eigenen Gefühlen kennt; man
verbindet sie mit der Gestalt und dem Aussehen eines Pferdes, was ein bekanntes
Thier ist. Kurz, aller Stoff des Denkens ist von äusseren oder inneren
Wahrnehmungen abgeleitet; nur die Mischung und Verbindung gehört dem
Geist und dem Willen; oder, um mich philosophisch auszudrücken, alle
unsere Vorstellungen oder früheren Empfindungen sind Nachbilder unserer
Eindrücke oder lebhafteren Empfindungen."
-
Trennbarkeit Gedanken und Vorstellungen: "Zum Beweise dessen werden
hoffentlich die zwei nachstehenden Gründe ausreichen. Erstlich finden
wir bei der Trennung unserer Gedanken und Vorstellungen, wenn sie auch
noch so verwickelt und erhaben sind, immer, dass sie sich[19] in solche
einfache Vorstellungen auflösen, welche das Abbild eines früheren
Gefühls oder Empfindens sind. Selbst die Vorstellungen, welche bei
dem ersten Blick am weitesten von diesem Ursprung entfernt scheinen, zeigen
sich bei näherer Untersuchung als daraus abgeleitet."
-
Anmerkung A1: "Auch scheint das Wort Idee von Locke und Andern meist in
einem schwankenden Sinne gebraucht zu sein; sie bezeichnen damit sowohl
die Wahrnehmungen, die Empfindungen und Gefühl, wie die Gedanken."
-
Geist 5 Erwähnungen. > Seele.
Geist wird nicht definiert, erklärt oder erläutert und gerade
im Hinblick auf Seele auch nicht differenziert.
-
Geiststörung.
-
" Es bedarf keines Scharfsinns und keines metaphysischen Geistes, um den
Unterschied zwischen beiden anzugeben."
-
"Kurz, aller Stoff des Denkens ist von äusseren oder inneren Wahrnehmungen
abgeleitet; nur die Mischung und Verbindung gehört dem Geist und dem
Willen; oder, um mich philosophisch auszudrücken, alle unsere Vorstellungen
oder früheren Empfindungen sind Nachbilder unserer Eindrücke
oder lebhafteren Empfindungen."
-
"Die Vorstellung von Gott, welche ein allwissendes, weises und gutes Wesen
bezeichnet, bildet sich aus den Vorstellungen von unseren geistigen Thätigkeiten
und aus der Steigerung dieser Eigenschaften der Güte und Weisheit
ins Grenzenlose"
-
geistige Gebrechen.
-
Lebhaftigkeit 11 Erwähnungen, Unterscheidungskriterium für seine
zwei Klassen von Vorstellungen:
-
"Man kann deshalb alle Vorstellungen der Seele in zwei Klassen oder Arten
theilen, die sich durch den verschiedenen Grad von Stärke und Lebhaftigkeit
unterscheiden. Die wenigst starken und lebhaften nennt man gewöhnlich
Gedanken oder Vorstellungen. Für die andere Art hat die englische
wie die meisten anderen Sprachen kein Wort; wahrscheinlich, weil, von philosophischen
Zwecken abgesehen, das Bedürfniss fehlte, sie unter einem allgemeinen
Ausdruck oder Namen zu befassen. Ich nehme mir die Freiheit, sie Eindrücke
zu nennen, indem ich dies Wort in einem von dem gewöhnlichen etwas
abweichenden Sinne gebrauche. Mit dem Worte Eindruck meine ich also alle
unsere lebhaften Zustände, wenn wir hören oder sehen oder fühlen,
oder hassen oder wünschen oder wollen. Die Eindrücke bilden den
Gegensatz zu den Vorstellungen, welche jene weniger lebhaften[18] Zustände
bezeichnen, deren man sich bewusst ist, wenn man an eines jener obigen
Gefühle oder Erregungen zurückdenkt."
-
"Umgekehrt sind alle Eindrücke, d.h. alle Empfindungen, sowohl äussere
wie innere, stark und lebhaft; ihre Unterschiede treten bestimmter hervor,
und man kann bei ihnen nicht leicht irren oder sie verwechseln."
-
Leidenschaft 2 Erwähnungen:
-
"Wenn man mir sagt, dass Jemand verliebt ist, so verstehe ich es leicht
und bilde mir eine richtige Vorstellung von seinem Zustande; aber ich kann
niemals diese Vorstellung mit den wirklichen Neigungen und Aufregungen
dieser Leidenschaft verwechseln."
-
"Ebenso verhält es sich, wenn der Gegenstand der Empfindung noch niemals
an das Organ gebracht worden ist. Ein Lappländer oder Neger hat keinen
Begriff von dem Weingeschmack. Dasselbe gilt, wenn auch in geringerem Grade,
wenn Jemand eine seiner Gattung eigenthümliche Empfindung oder Leidenschaft
nie gefühlt hat oder deren unfähig ist; obgleich solche Fälle
geistiger Gebrechen selten oder niemals vorkommen."
-
Seele 7 Erwähnungen. > Geist.
Geist wird nicht definiert, erklärt oder erläutert und gerade
im Hinblick auf Seele auch nicht differenziert.
-
"Jedermann wird einräumen, dass ein erheblicher Unterschied zwischen
den Vorstellungen der Seele besteht, je nachdem man den Schmerz einer ausserordentlichen
Hitze oder das Vergnügen einer mässigen Wärme fühlt,
oder je nachdem man diese Empfindung nur nachher in das Gedächtniss
zurückruft oder im Voraus sich vorstellt."
-
"Ein gleicher Unterschied zieht sich durch alle anderen Vorstellungen der
Seele."
-
"Man kann deshalb alle Vorstellungen der Seele in zwei Klassen oder Arten
theilen, die sich durch den verschiedenen Grad von Stärke und Lebhaftigkeit
unterscheiden."
-
"All die schöpferische Kraft der Seele ist nichts weiter, als die
Fähigkeit, den durch die Sinne und die Erfahrung gewonnenen Stoff
zu verbinden, zu umstellen, zu vermehren oder zu vermindern."
-
"Man giebt zu, dass andere Wesen Empfindungen von Dingen haben mögen,
von denen wir keine Vorstellung haben, weil uns diese nie auf dem Wege
zugeführt worden[20] sind, durch den allein eine Vorstellung in die
Seele eintreten kann, d.h. durch wirkliches Fühlen und Empfinden."
-
"Alle Vorstellungen, insbesondere die begrifflichen, sind von Natur matt
und dunkel; die Seele hat nur einen schwachen Halt für sie; sie werden
leicht mit anderen, verwandten Vorstellungen verwechselt; hat man oft ein
Wort gebraucht, ohne einen bestimmten Sinn damit zu verbinden, so bildet
man sich zuletzt ein, dass eine bestimmte Vorstellung daran geknüpft
sei."
-
Anmerkung A1: "Ist es so viel als natürlich, so sind alle Vorstellungen
und Begriffe der Seele angeboren oder natürlich, mag man dies letztere
Wort als Gegensatz von ungewöhnlich oder von künstlich oder von
wunderbar nehmen."
-
Vermögen 1 Erwähnung: "Jedermann wird einräumen, dass ein
erheblicher Unterschied zwischen den Vorstellungen der Seele besteht, je
nachdem man den Schmerz einer ausserordentlichen Hitze oder das Vergnügen
einer mässigen Wärme fühlt, oder je nachdem man diese Empfindung
nur nachher in das Gedächtniss zurückruft oder im Voraus sich
vorstellt. Diese Vermögen können die Wahrnehmungen der Sinne
nachahmen oder abbilden, aber sie können niemals die ganze Kraft und
Lebhaftigkeit der ursprünglichen Empfindung erreichen."
-
Vorstellung 41 Erwähnungen. Unklarer und vieldeutiger Begriffscontainer.
-
Wahrnehmung 3 Erwähnungen:
-
"Diese Vermögen können die Wahrnehmungen der Sinne nachahmen
oder abbilden, aber sie können niemals die ganze Kraft und Lebhaftigkeit
der ursprünglichen Empfindung erreichen.
-
"Kurz, aller Stoff des Denkens ist von äusseren oder inneren Wahrnehmungen
abgeleitet; nur die Mischung und Verbindung gehört dem Geist und dem
Willen; oder, um mich philosophisch auszudrücken, alle unsere Vorstellungen
oder früheren Empfindungen sind Nachbilder unserer Eindrücke
oder lebhafteren Empfindungen."
-
Wille 1 Erwähnung: "Kurz, aller Stoff des Denkens ist von äusseren
oder inneren Wahrnehmungen abgeleitet; nur die Mischung und Verbindung
gehört dem Geist und dem Willen; oder, um mich philosophisch auszudrücken,
alle unsere Vorstellungen oder früheren Empfindungen sind Nachbilder
unserer Eindrücke oder lebhafteren Empfindungen."
Abtheilung II. Vorstellungbegriff ungeeignet für das Erleben
Hume fehlt der Begriff des Erlebens und er wählt wenig klar und
nachvollziehbar für das seelische Geschehen den allgemeinen Begriff
der Vorstellungen, ohne das zu erklären oder zu begründen, also
ein sehr unwissenschaftlicher Einstieg. Ein Titel wie "Das seelisch-geistige
Geschehen" wäre besser gewesen.
Hume beginnt in Über den Ursprung der Vorstellungen
bereits wirr, weil er Wahrnehmung, Empfindung und Vorstellung nicht richtig
unterscheidet und durcheinander mischt:
"Jedermann wird einräumen, dass ein erheblicher Unterschied zwischen
den Vorstellungen der Seele besteht, je nachdem man den Schmerz einer ausserordentlichen
Hitze oder das Vergnügen einer mässigen Wärme fühlt,
oder je nachdem man diese Empfindung nur nachher in das Gedächtniss
zurückruft oder im Voraus sich vorstellt. Diese Vermögen können
die Wahrnehmungen der Sinne nachahmen oder abbilden, aber sie können
niemals die ganze Kraft und Lebhaftigkeit der ursprünglichen Empfindung
erreichen."
Die Wahrnehmung einer Hitze ist keine Vorstellung, was er ja im Prinzip
erkennt, wenn er schreibt:
"... nachdem man diese Empfindung nur nachher in das Gedächtniss
zurückruft oder im Voraus sich vorstellt."
Hume kannte auch das Phänomen eidetischer
Vorstellungen nicht, die volle lebendige Anschaulichkeit einer
Wahrnehmung erreichen. Und wahrscheinlich wusste er auch nicht, dass manche
Menschen gar nicht vorstellen können.
Hume unterscheidet in seiner naiven Psychologie gleich zu Beginn seiner
Untersuchung über den menschlichen Verstand nach dem Krterium der
Lebhaftigkeit zwei Klassen von "Vorstellungen" (Abruf
29.10.22):
"Man kann deshalb alle Vorstellungen der Seele in zwei Klassen oder
Arten theilen, die sich durch den verschiedenen Grad von Stärke und
Lebhaftigkeit unterscheiden. Die wenigst starken und lebhaften nennt man
gewöhnlich Gedanken oder Vorstellungen. Für die andere Art hat
die englische wie die meisten anderen Sprachen kein Wort; wahrscheinlich,
weil, von philosophischen Zwecken abgesehen, das Bedürfniss fehlte,
sie unter einem allgemeinen Ausdruck oder Namen zu befassen. Ich nehme
mir die Freiheit, sie Eindrücke zu nennen, indem ich dies Wort in
einem von dem gewöhnlichen etwas abweichenden Sinne gebrauche. Mit
dem Worte Eindruck meine ich also alle unsere lebhaften Zustände,
wenn wir hören oder sehen oder fühlen, oder hassen oder wünschen
oder wollen. Die Eindrücke bilden den Gegensatz zu den Vorstellungen,
welche jene weniger lebhaften[18] Zustände bezeichnen, deren man sich
bewusst ist, wenn man an eines jener obigen Gefühle oder Erregungen
zurückdenkt"
Das kann man natürlich so machen, aber besonders zweckmäßig
und nachvollziehbar erscheint das nicht.
Literatur
(Auswahl)
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Hume,+David/Untersuchung+in+Betreff+des+menschlichen+Verstandes
Links(Auswahl:
beachte)
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Hume,+David/Untersuchung+in+Betreff+des+menschlichen+Verstandes
Zeitalter
der Aufklärung: Hintergrund, Vorläufer, Bewegung und Rahmen.
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: Wissenschaftlicher
Standort * Weltanschaulicher
Standort.
1) GIPT=
General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
_
Querverweise
Standort: Humes Psychologie in seiner Untersuchungs
über den menschlichen Verstand.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Humes Psychologie in seiner Untersuchungs über den menschlichen Verstand,
II. Abtheilung Ueber den Ursprung der Vorstellungen. IP-GIPT.
Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/sys/Hume.htm
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gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
29.10.22 Grundversion fertig und eingestellt.
28.10.22 Angelegt und angearbeitet.