Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=17.06.2003 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 20.05.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapue, Abteilung Abhängikeit und Sucht, Materialien, Daten und Dokumente, hier speziell zum Thema:

    Alexithymie und Sucht
    Läßt die Fähigkeit zu fühlen nach ?
    Der Mensch auf dem Weg in die Alexithymie?

    Wie kann das Suchtproblem gesellschaftlich gelöst werden und
    welche psychologischen Heilmittel-Klassen [1] werden hierzu benötigt?

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Querverweise.

    Theoretisch ist das gesellschaftliche Suchtproblem leicht lösbar. Kennt man die Zielzustände, die zur Sucht führen, sind andere und gesellschaftlich anerkannte Mittel zu suchen, die diese Zielzustände ebenfalls herbeizuführen vermögen. Diese Mittel müssen in der Erziehung, im öffentlichen Bewußtsein, in den Medien -  im Dumpfbackenfernsehen findet zur Zeit eher das Gegenteil statt - und Kulturwerken attraktiv herausgehoben und als begehrenswerte Ideale angesehen und praktisch gelehrt und vermittelt werden.
     
    Die beiden psychologischen Heil-Mittel-Klassen der Wahl gegen alle Suchtgefährdungen sind: 1) die Fähigkeit zu fühlen und 2) die Fähigkeit, positive Gefühle auf natürliche Weise zu erzeugen. 
    Mehr zum allgemeinen und integrativen Therapiekonzept hier.
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    Die These, daß der Verlust der Fähigkeit zu fühlen und eine allgemeine Vernachlässigung, ja Mißachtung des Lehrens und Lernens der Fähigkeit, sich genügend positive Gefühle über natürliche Methoden fortgesetzt und nachhaltig erzeugen zu können, ganz zentrale und grundlegende Faktoren für die Verschärfung und Verbreitung des Drogenmißbrauchs sind, wird auch von DrogenspezialistInnen gestützt, so z.B. von Sebastian Scheerer in "special sucht". Er führt aus (S. 116f):
     
    "Die Versüchtelung der Gesellschaft
    Die geläufigste ist zugleich die düsterste Perspektive: Immer mehr Menschen werden von immer mehr Suchtkranklankheiten erfaßt, grassierende Süchte halten Einzug in die behütetsten Familien, aus mündigen Bürgern wird, was der Frankfurter Oberstaatsanwalt Körner schon heute konstatiert: eine «Gesellschaft von Süchtigen». Das ist die Perspektive der schleichenden «Versüchtelung», wie Werner Gross diese Tendenz nennt. Hierfür gibt es verschiedene Gründe und Erklärungsmöglichkeiten:

    Zunehmende Entfremdung. Der Alt-68er und Buchautor Günter Amendt (Sucht-Profit-Sucht) behauptet, «daß  sich die Anpassunggkeit der menschlichen Subjekte an den von den Menschen geschaffenen und gesellschaftlichen Überbau erschöpft hat. Weil die menscheneigene Körperchemie als Aupassungs- und Steuerungsmechanisnuis versagt, ist die Arbeit nur noch zu bewältigen und das Leben nur noch zu ertragen durch chemische Fremdsteuerung» (konkret  7/1989, S.21). Der chronischen Entfremdung entspricht der chronische Charakter der Sucht nach Betäubungsmitteln, die das materielle uud mehr noch das psychische Elend vergessen lassen.
        Stimulationsbedürfnis aufgrund zuuehnehmend psychischer Abstumpfung. Die Überflutung unserer Sinne mit immer mehr und immer stärkeren Reizen führt - entgegen der These Amendts - doch noch zu einer weiteren Aupassungsleistung des menschlichen Gehirns. Das Belohnungssystem im Gehirn stumpft ab. Die Folge: das Vermögen zur Empfindung von Freude. Spaß, sexueller Lust und anderem Vergnügen nimmt ab. Nach psyclaologischen Untersuchungen ist allein während der vergangenen 15 Jahre das durchschnittliche Klanganterscheidungsvermögen, aber auch die durchschnittliche Erregung beim Sex und die emotionale Erregbarkeit [> 117] durch optische Eindrücke signifikant zurückgegangen. Es bildet sich also offenbar eine Art Toleranz gegenüber Reizen aus. Um überhaupt positive Empfindungen zu haben, bedarf es bereits intensiver Stimulierung, die am einfachsten und sichersten auf chemischem Wege - zum Beispiel mit Kokain, Crack u. a. - zu erreichen ist. So produziert die entwickelte Warenwelt per Reizüberflutung das «Suchtsystem» (Wilson / Schaef) und innerhalb dieses Systems «den Süchtigen als das normale Gesellschaftsmitglied», wie es die Kulturanthropologen Alexander Schuller und Jutta Kleber formulieren. Der Münchner Psychologe Henner Ertel meint: «Wer im nächsten Jahrtausend überleben will, maß unsensibel werden. Sonst werden wir an den Gegensätzen, die ein weltweites Mediennetz liefert, zerbrechen.» Denkbar auch, daß aufgrund dieser Bedingungen ein für heutige Verhältnisse extremer Konsum von Stimulantien und Betäubungsmitteln zum  kollektiven Dauerzustand wird.
        Globale Vermarktung. Multinationale Konzerne überschwemmen schon heute den Globus mit Zigaretten, Alkohol und Psychopharmaka. Internationale Cannabis-, Kokain- und Heroinhändler operieren zwar noch in der Illegalität, sind aber womöglich nur die Vorboten einer kommenden Eingliederung dieser Substanzen in das ungleich mächtigere Netz der legalen Konzerne. Auch die heute erlaubten Drogen waren einmal verboten und mußten jahrzehute-, wenn nicht jahrhundertelang illegal vertrieben werden, bevor man sich an ihre Existenz gewöhnte. Die Frage, ob ein Mensch süchtig wird, weicht allmählich der Frage, ob er sich dieser oder jener Sucht ausliefert.
     
      Zunehmende Außenorientierung. Theoretiker und Empiriker von Erich Fromm über Erving Goffman bis zu Christopher Lasch und Thomas Ziehe bestätigen immer wieder die Erkermtuis des amerikanischen Soziologen David Riesman (Die einsame Masse), daß der moderne Mensch in beson[>118]derem Maße außengeleitet ist, das heißt weniger durch langfristig wirksame internalisierte Werte und Normen als durch kurzfristige situative Anforderungen in seinem Handeln gesteuert wird. Das Individuum hat gewissermaßen den internalisierten Kreiselkompaß gegen hochsensible Antennen ausgetauscht. Diese zunehmende Außenorientierung erhöht die Anfälligkeit des Menschen gegenüber den Reizen und Verführungen psychoaktiver Substanzen."
     

     

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    _'Sucht und Sehnsucht
    Die Sehnsucht, die Sehnsüchte, die Süchte werden wachsen. Wie Metastasen durchziehen sie schon jetzt unsere Gesellschaft, und viele von ihnen sind in den Untergrund gegangen: als Verbrechen und als Verzweiflung, als Narzißnuis, als Radikalismus, als Vandalisinus, als Alkoholismus und als Terrorismus. Sie erkennen sich selbst nicht mehr. In vielen tiefen und dunklen Nischen der Komplexitätsgesellschaften nisten sie sich ein, krank und gekränkt und immun gegen die etablierten Abwehrsysteme, unerkannt und unkontrolliert. Und wer ihren Code zu entschlüsseln versucht, wird eine Synthese aus Regression und Transgression, aus Wahn und Wille, aus Rückschritt und Fortschritt, aus Animalität und Spiritualität entdecken. Die Sehnsüchte werden immer einsamer, immer stärker, inuner wilder, immer mehr. Aber die Orte, wo sie sich niederlassen können, Heimat finden in dieser Gesellschaft, werden karger. Sie sind auf  Trebe, die neuen Nomaden der Moderne. Kein Haus, kein Kruzifix kann sie mehr halten. Viele haben schon die Zelte abgerissen, einige schon die Boote bestiegen, sie warten auf den Sturm, der sie hinaustragen soll auf's hohe Meer, zu rasender Fahrt.»"'

    Kleber, Jutta, A. In: Schuller, A. & Kleber, J.A. (1993, Hrsg.)  Gier, S. 33. Göttingen:



    Kleine Literatur- und Linkauswahl (beachte)

    3. Stufe: Wahrnehmen und Ansprechen von Gefühlen bei sich selbst und anderen, Aufhebung der Alexithymie:
    http://www.klinikum-am-europakanal.de/kae/kaeportal.nsf/ContentPages/sucht_struktur_drogenstation

    Gesellschaftsproblem Sucht im Krankenhaus und bei ÄrztInnen:
    P r o b l e m e  Der Spiegel 39/2002: Morphinspritze im Kittel: Rund 30.000 deutsche Mediziner sind alkohol- oder medikamentenabhängig. Manche Praxisinhaber arbeiten bis kurz vor dem Delirium tremens Patienten und Mitarbeiter wagen nicht, die Süchtigen zu melden Erst seit kurzem bieten Ärztekammern Hilfe beim Ausstieg.

    Emotionale Intelligenz: Salovey (1997) definiert "Emotionale Intelligenz wie folgt: Emotionale Intelligenz beinhaltet die Fähigkeit Emotionen korrekt wahrzunehmen, zu bewerten und auszudrücken; die Fähigkeit Zugang zu seinen Gefühlen zu haben  bzw. diese zu entwickeln um gedankliche Prozesse zu erleichtern; die Fähigkeit Emotionen zu verstehen und ein emotionales Wissen zu besitzen; und die Fähigkeit Emotionen zu regulieren um emotionales und intellektuelles Wachstum zu unterstützen.

    Psychosomatik: http://www.kanuele.med.uni-erlangen.de/skripten/pdf/PsychosomatikSkript.doc.pdf
    Französische psychosomatische Schule: Das Alexithymie-Modell. Alexithymie = Unfähigkeit, Gefühle wahrzunehmen und zu beschreiben. Das Alexithymie-Modell beschreibt die Persönlichkeitsstruktur psychosomatisch Kranker:
    • Operationales Denken (keine seelischen Inhalte)
    • Ich-Störungen (psychische Unreife, brüchige Abwehr)
    • Regression (auf Abwehrsystem mit autodestruktiven Strukturen)
    • Projektion des Ichs in andere.

    ALEXITHYMIE-EIN NEGATIVER PRÄDIKTOR FÜR DIE EFFEKTIVITÄT VON PSYCHOTHERAPIE BEI  SOMATISIERUNGSSYNDROMEN von M. BACH, U. LUPKE, R. SCHAIBLE, D.O. NUTZINGER: "Unter dem Begriff ,Alexithymie" wird eine Störung der Affektregulation verstanden, die charakterisiert ist durch 1. die Schwierigkeit, Gefühle zu identifizieren und von körperlichen Sensationen zu unterscheiden, 2. Die Schwierigkeit, Gefühle auszudrücken, und 3. Eine konkretistische, extern orientierte Denk- und Sprechweise, die nur geringe Verbindung zu affektiven Komponenten sowie einen Mangel an Phantasie aufweist. Im Vortrag wird anhand von zwei Studien die Frage untersucht, inwieweit ein hohes Ausmaß an alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen mit einem ungünstigen Verlauf einer Psychotherapie bei PatientInnen mit Somatoformen Störungen in Verbindung steht."



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Alexithymie =: eingeschränkte Fähigkeit, überhaupt zu fühlen
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    Anhedonie =: eingeschränkte Fähigkeit, positive Gefühle zu erleben
    siehe bitte auch.
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    Wird unregelmäßig überarbeitet, vertieft und ergänzt. Anregungen erwünscht.

    Querverweise
    Standort Alexithymie und Sucht.
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    Überblick Fühlen und Gefühle in der IP-GIPT.
    Allgemeines und Integratives Psychotherapeutisches Grundkonzept zur Behandlung der Abhängigkeit (Sucht) und Mißbrauch von Substanzen und Stoffen (Alkohol, Drogen, Medikamente, Genußmittel). * Querverweise Fühlen (Gefühlstraining) * Literatur- und Linkliste LiLi. Affekte, Befinden, Emotion, Gefühle, Stimmung. * Leben - Sinn, Orientierung, Konzepte, Maximen. * Lebenssinn  2  -  Sinn des Lebens 2  aus integrativ psychologisch-psychotherapeutischer Sicht * Übersicht Heilmittel Monographien
    Historisches Spezial: Freud und das Kokain
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Sucht Abhängigkeit site:www.sgipt.org. * Alexithymie site:www.sgipt.org
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Alexithymie und Sucht. Läßt die Fähigkeit zu fühlen nach ? Der Mensch auf dem Weg in die Alexithymie? Wie kann das Suchtproblem gesellschaftlich gelöst werden und welche psychologischen Heilmittel-Klassen werden hierzu benötigt? IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/sucht/alexith.htm
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      Ende_Alexithymie_ Datenschutz _Überblick_Rel. Aktuelles_ Rel. Beständiges _Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_ Service_iec-verlag_Mail: sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen


    noch nicht end-kontrolliert



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen.
    20.05.23  Layout.
    10.02.04  Link Klinikum am Europakanal
    30.01.04  Link Querverweise Fühlen (Gefühlstraining)