Alexithymie und Sucht
Läßt die Fähigkeit zu fühlen
nach
?
Der Mensch auf dem Weg in die Alexithymie?
Wie kann das Suchtproblem gesellschaftlich gelöst werden und
welche psychologischen Heilmittel-Klassen
[1] werden hierzu benötigt?
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Querverweise.
Theoretisch ist das gesellschaftliche Suchtproblem leicht lösbar.
Kennt man die Zielzustände, die zur Sucht führen,
sind andere und gesellschaftlich anerkannte Mittel
zu
suchen, die diese Zielzustände ebenfalls herbeizuführen vermögen.
Diese Mittel müssen in der Erziehung, im öffentlichen
Bewußtsein, in den Medien - im Dumpfbackenfernsehen
findet zur Zeit eher das Gegenteil statt - und Kulturwerken attraktiv
herausgehoben und als begehrenswerte Ideale angesehen
und praktisch gelehrt und vermittelt werden.
Die beiden psychologischen Heil-Mittel-Klassen
der Wahl gegen alle Suchtgefährdungen sind: 1) die Fähigkeit
zu fühlen und 2) die Fähigkeit, positive Gefühle auf natürliche
Weise zu erzeugen.
Mehr zum allgemeinen und integrativen Therapiekonzept hier. |
"Die Versüchtelung der Gesellschaft Die geläufigste ist zugleich die düsterste Perspektive: Immer mehr Menschen werden von immer mehr Suchtkranklankheiten erfaßt, grassierende Süchte halten Einzug in die behütetsten Familien, aus mündigen Bürgern wird, was der Frankfurter Oberstaatsanwalt Körner schon heute konstatiert: eine «Gesellschaft von Süchtigen». Das ist die Perspektive der schleichenden «Versüchtelung», wie Werner Gross diese Tendenz nennt. Hierfür gibt es verschiedene Gründe und Erklärungsmöglichkeiten: |
Zunehmende Entfremdung. Der Alt-68er und Buchautor Günter
Amendt (Sucht-Profit-Sucht) behauptet, «daß sich die
Anpassunggkeit der menschlichen Subjekte an den von den Menschen geschaffenen
und gesellschaftlichen Überbau erschöpft hat. Weil die menscheneigene
Körperchemie als Aupassungs- und Steuerungsmechanisnuis versagt, ist
die Arbeit nur noch zu bewältigen und das Leben nur noch zu ertragen
durch chemische Fremdsteuerung» (konkret 7/1989, S.21). Der
chronischen Entfremdung entspricht der chronische Charakter der Sucht nach
Betäubungsmitteln, die das materielle uud mehr noch das psychische
Elend vergessen lassen.
Stimulationsbedürfnis aufgrund zuuehnehmend
psychischer
Abstumpfung. Die Überflutung unserer Sinne mit immer mehr und
immer stärkeren Reizen führt - entgegen der These Amendts - doch
noch zu einer weiteren Aupassungsleistung des menschlichen Gehirns. Das
Belohnungssystem im Gehirn stumpft ab. Die Folge: das Vermögen zur
Empfindung von Freude. Spaß, sexueller Lust und anderem Vergnügen
nimmt ab. Nach psyclaologischen Untersuchungen ist allein während
der vergangenen 15 Jahre das durchschnittliche Klanganterscheidungsvermögen,
aber auch die durchschnittliche Erregung beim Sex und die emotionale Erregbarkeit
[> 117] durch optische Eindrücke signifikant zurückgegangen.
Es bildet sich also offenbar eine Art Toleranz gegenüber Reizen aus.
Um überhaupt positive Empfindungen zu haben, bedarf es bereits intensiver
Stimulierung, die am einfachsten und sichersten auf chemischem Wege - zum
Beispiel mit Kokain, Crack u. a. - zu erreichen ist. So produziert die
entwickelte Warenwelt per Reizüberflutung das «Suchtsystem»
(Wilson / Schaef) und innerhalb dieses Systems «den Süchtigen
als das normale Gesellschaftsmitglied», wie es die Kulturanthropologen
Alexander Schuller und Jutta Kleber formulieren. Der Münchner Psychologe
Henner Ertel meint: «Wer im nächsten Jahrtausend überleben
will, maß unsensibel werden. Sonst werden wir an den Gegensätzen,
die ein weltweites Mediennetz liefert, zerbrechen.» Denkbar auch,
daß aufgrund dieser Bedingungen ein für heutige Verhältnisse
extremer Konsum von Stimulantien und Betäubungsmitteln zum kollektiven
Dauerzustand wird.
Globale Vermarktung. Multinationale Konzerne
überschwemmen schon heute den Globus mit Zigaretten, Alkohol und Psychopharmaka.
Internationale Cannabis-, Kokain- und Heroinhändler operieren zwar
noch in der Illegalität, sind aber womöglich nur die Vorboten
einer kommenden Eingliederung dieser Substanzen in das ungleich mächtigere
Netz der legalen Konzerne. Auch die heute erlaubten Drogen waren einmal
verboten und mußten jahrzehute-, wenn nicht jahrhundertelang illegal
vertrieben werden, bevor man sich an ihre Existenz gewöhnte. Die Frage,
ob ein Mensch süchtig wird, weicht allmählich der Frage, ob er
sich dieser oder jener Sucht ausliefert.
Zunehmende Außenorientierung. Theoretiker
und Empiriker von Erich Fromm über Erving Goffman bis zu Christopher
Lasch und Thomas Ziehe bestätigen immer wieder die Erkermtuis des
amerikanischen Soziologen David Riesman (Die einsame Masse), daß
der moderne Mensch in beson[>118]derem Maße außengeleitet ist,
das heißt weniger durch langfristig wirksame internalisierte Werte
und Normen als durch kurzfristige situative Anforderungen in seinem Handeln
gesteuert wird. Das Individuum hat gewissermaßen den internalisierten
Kreiselkompaß gegen hochsensible Antennen ausgetauscht. Diese zunehmende
Außenorientierung erhöht die Anfälligkeit des Menschen
gegenüber den Reizen und Verführungen psychoaktiver Substanzen."
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_'Sucht
und Sehnsucht
Die Sehnsucht, die Sehnsüchte, die Süchte werden wachsen. Wie Metastasen durchziehen sie schon jetzt unsere Gesellschaft, und viele von ihnen sind in den Untergrund gegangen: als Verbrechen und als Verzweiflung, als Narzißnuis, als Radikalismus, als Vandalisinus, als Alkoholismus und als Terrorismus. Sie erkennen sich selbst nicht mehr. In vielen tiefen und dunklen Nischen der Komplexitätsgesellschaften nisten sie sich ein, krank und gekränkt und immun gegen die etablierten Abwehrsysteme, unerkannt und unkontrolliert. Und wer ihren Code zu entschlüsseln versucht, wird eine Synthese aus Regression und Transgression, aus Wahn und Wille, aus Rückschritt und Fortschritt, aus Animalität und Spiritualität entdecken. Die Sehnsüchte werden immer einsamer, immer stärker, inuner wilder, immer mehr. Aber die Orte, wo sie sich niederlassen können, Heimat finden in dieser Gesellschaft, werden karger. Sie sind auf Trebe, die neuen Nomaden der Moderne. Kein Haus, kein Kruzifix kann sie mehr halten. Viele haben schon die Zelte abgerissen, einige schon die Boote bestiegen, sie warten auf den Sturm, der sie hinaustragen soll auf's hohe Meer, zu rasender Fahrt.»"' Kleber, Jutta, A. In: Schuller, A. & Kleber, J.A. (1993, Hrsg.) Gier, S. 33. Göttingen: |
3. Stufe: Wahrnehmen und Ansprechen von Gefühlen bei sich selbst
und anderen, Aufhebung der Alexithymie:
http://www.klinikum-am-europakanal.de/kae/kaeportal.nsf/ContentPages/sucht_struktur_drogenstation
Gesellschaftsproblem Sucht im Krankenhaus und
bei ÄrztInnen:
P r o b l e m e Der Spiegel 39/2002: Morphinspritze
im Kittel: Rund 30.000 deutsche Mediziner sind alkohol- oder medikamentenabhängig.
Manche Praxisinhaber arbeiten bis kurz vor dem Delirium tremens Patienten
und Mitarbeiter wagen nicht, die Süchtigen zu melden Erst seit kurzem
bieten Ärztekammern Hilfe beim Ausstieg.
Emotionale Intelligenz: Salovey (1997) definiert "Emotionale Intelligenz wie folgt: Emotionale Intelligenz beinhaltet die Fähigkeit Emotionen korrekt wahrzunehmen, zu bewerten und auszudrücken; die Fähigkeit Zugang zu seinen Gefühlen zu haben bzw. diese zu entwickeln um gedankliche Prozesse zu erleichtern; die Fähigkeit Emotionen zu verstehen und ein emotionales Wissen zu besitzen; und die Fähigkeit Emotionen zu regulieren um emotionales und intellektuelles Wachstum zu unterstützen.
Psychosomatik: http://www.kanuele.med.uni-erlangen.de/skripten/pdf/PsychosomatikSkript.doc.pdf
Französische psychosomatische Schule: Das Alexithymie-Modell.
Alexithymie
= Unfähigkeit, Gefühle wahrzunehmen und zu beschreiben. Das Alexithymie-Modell
beschreibt die Persönlichkeitsstruktur psychosomatisch Kranker:
• Operationales Denken (keine seelischen Inhalte)
• Ich-Störungen (psychische Unreife, brüchige Abwehr)
• Regression (auf Abwehrsystem mit autodestruktiven Strukturen)
• Projektion des Ichs in andere.
ALEXITHYMIE-EIN NEGATIVER PRÄDIKTOR FÜR DIE EFFEKTIVITÄT VON PSYCHOTHERAPIE BEI SOMATISIERUNGSSYNDROMEN von M. BACH, U. LUPKE, R. SCHAIBLE, D.O. NUTZINGER: "Unter dem Begriff ,Alexithymie" wird eine Störung der Affektregulation verstanden, die charakterisiert ist durch 1. die Schwierigkeit, Gefühle zu identifizieren und von körperlichen Sensationen zu unterscheiden, 2. Die Schwierigkeit, Gefühle auszudrücken, und 3. Eine konkretistische, extern orientierte Denk- und Sprechweise, die nur geringe Verbindung zu affektiven Komponenten sowie einen Mangel an Phantasie aufweist. Im Vortrag wird anhand von zwei Studien die Frage untersucht, inwieweit ein hohes Ausmaß an alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen mit einem ungünstigen Verlauf einer Psychotherapie bei PatientInnen mit Somatoformen Störungen in Verbindung steht."
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Sucht Abhängigkeit site:www.sgipt.org. * Alexithymie site:www.sgipt.org |