Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=15.06.2003 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung:  08.11.17
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail: sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_ Kokain Freud_ Überblick_ Rel. Aktuelles _ Rel. Beständiges _ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ RegionService-iec-verlag_ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in der Abteilung Kritische Arbeiten zur Psychoanalyse und Analytischen Psychotherapie, hier Geschichte der Psychoanalyse, hier speziell zum Thema:

    Freud und das Kokain

    Zum Geleit Brechts Galilei:
    "Eine Hauptursache der Armut in den Wissenschaften ist meist eingebildeter Reichtum."

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

    • Zur Vorgeschichte
    • Fundamentale antiwissenschaftliche Verirrung
    • Charaktermangel falsche Schuldzuweisung an seine Braut
    • Eine seltsame Briefstelle an Martha: Freud als machtgeiler Coca-Hengst
    • Missionarischer Fanatismus der Kokain-Empfehlungen
    • Empfohlene Suchbegriffe in der Freud-Literatur zum Themenkomplex Kokain
    • Literatur-Auswahl zu "Freud und das Kokain"
    • Bild und andere Quellen zu "Freud und das Kokain"
    • Allgemeine moderne Links zum Kokain-Komplex
    • Querverweise
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    Zur Vorgeschichte

    Freud und das Kokain ist aus mehreren Gründen eine sehr interessante Geschichte:
     

    • Einmal zeigt sie, was Freud für eine absonderliche Wissenschaftsauffassung hatte
    • Zum anderen wird deutlich, daß Freud ein völlig unkritischer und unverantwortlicher Rauschgift Missionar war
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        Freuds wirkliche Haltung zur wissenschaftlichen Methodik zeigt sich bereits sehr früh im "Cocain-Drama" mit seinem Freund Carl Koller. Freud hatte seine Entdeckung (1885) von der anästhesierenden Wirkung des Cocains seinem Laborkollegen Königstein erzählt und diesen angeregt, es zu prüfen. Dieser hatte es, während Freud in den Urlaub fuhr, dem Laborkollegen Carl Koller weitererzählt, der entsprechende Tierversuche durchführte und den Nachweis der lokalanästhesierenden Wirkung für das Auge führte und auf dem Ophthalmologenkongreß in Heidelberg vortragen ließ und damit berühmt wurde, ohne den Hinweisgeber Freud zu erwähnen (nicht sehr edel, aber auch nicht so selten in der Wissenschaft). Koller hätte Freud wenigstens erwähnen müssen. Im Nachhinein wurden allerdings einige Rationalisierungen Freuds durch die Zunft entlarvt (Grinstein 1987, S. 152). So wurde festgestellt, daß Freud ganz objektiv fünf Wochen Zeit hatte - also Zeit genug - , die Versuche durchzuführen. Es gab nur einen Grund, es nicht zu tun: er war nicht motiviert, weil er keine wirkliche empirisch- experimentelle wissenschaftliche Einstellung hatte. Und deshalb  sah er auch die Möglichkeiten nicht, sich hiermit solche Lorbeeren zu verdienen. Das wurde ihm erst schmerzlich bewußt, als er vom Urlaub zurückkehrte und erleben mußte, wie Koller mit seiner Entdeckung so leicht berühmt werden konnte. Nun, Freud hatte die Idee, aber Koller hat es nachgewiesen und gezeigt. Und mit dem Nachweisen und Zeigen hapert es bei Freud wie auch bei seinen traditionellen Nachkömmlingen. [1]

    Fundamentale antiwissenschaftliche Verirrung

        Schon hier zeigt sich das grundlegend fatale sog. "hermeneutische Mißverständnis" der Psychoanalyse: Freud hatte - wie die meisten PsychoanalytikerInnen - in der Tat eine ganz seltsame und völlig abwegige Auffassung von Wissenschaft: sie verwechselten Ideen, Assoziationen und Phantasien, die ihr Geist zu einem Thema produzierte und mit dem die Wissenschaft anfängt mit dem Ende der Wissenschaft. Sie erkannten nicht, daß die Wissenschaft damit zwar anfängt, dann aber kommt die harte Arbeit des Daten Sammelns, Belege Suchens, Experimente, Untersuchungen und empirische Erhebungen Durchführens, des faktischen und schlüssigen Zeigens und Beweisens, der Evaluation. Sein absonderliches und abwegiges Vorgehen hat Freud sogar versucht, mit einem eigenen Prinzip zu rechtfertigen [Junktim], wonach überhaupt nur PsychoanalytikerInnen fähig waren, psycho-patho-logische Erkenntnisse zu gewinnen. Daraus hat sich ein weiteres seltsames Phänomen ergeben, das der grenzenlosen Überhebung, eine Art Auserwähltgebaren und in der Folge Isolierung, Abschirmung und Abschottung, ja eine Art mentale Inzucht. Zu einer Vorbedingung, ob eine psychoanalytische Aussage richtig oder falsch ist, mußte man der Zunft der PsychoanalytikerInnen angehören: Psychoanalyse ist damit zur scholastischen Theologie demutiert.
        Die traditionellen PsychoanalytikerInnen im Geiste Freuds mein(t)en, sie könnten bequem im Sessel durch bloßes Denken und  Phantasieren  das mühselige empirisch- experimentelle Geschäft des Wissen-Schaffens umgehen. Damit ist ein extremer Subjektivismus und Literarismus an die Stelle empirischer Forschung getreten, was gut erklärt, daß praktisch jede PsychoanalytikerIn letztlich ihre "eigene Schule" bildet. Das einzige Kriterium für richtig und falsch wird die subjektive Phantasie, das Für-Wahr-Halten der PsychoanalytikerIn. Nachdem experimentelle und empirische Kriterien mißachtet und für irrelevant gehalten wurden, ist eine Situation eingetreten wie in der Theologie und mittelalterlichen Scholastik. Um einen Sachverhalt aufzuklären, untersucht man den Sachverhalt nicht experimentell und empirisch, man schlägt bei Freud nach, wie weiland die Theologen sich weigerten, einfachste Experimente durchzuführen und stattdessen lieber bei Aristoteles nachlasen, was der meinte - wie es Brecht in seinem Galilei auf unnachahmliche Weise brandmarkte und geißelte.

    Charaktermangel falsche Schuldzuweisung an seine Braut

    Markus (1989, S. 70)  führt aus: "In der Traumdeutung geht Freud einige Jahre später auf diese Episode ein, gibt sich aber vorerst noch großmütig: »Koller gilt darum mit Recht als der Entdecker der Lokalanästhesie durch Kokain, die für die kleine Chirurgie so wichtig geworden ist; ich aber habe mein damaliges Versäumnis meiner Braut nicht nachgetragen«, behauptet er, nachdem er ja wegen Martha darauf verzichtet hatte, seine Entdeckung rechtzeitig zu veröffentlichen. In Wahrheit hat er ihr den unverzeihlichen Fehler - der freilich sein eigener war - immer nachgetragen. Und so konnte Freud viel später, in seiner Selbstdarstellung, »rückgreifend erzählen, daß es die Schuld meiner Braut war, wenn ich nicht schon in jungen Jahren berühmt geworden bin.«"
        Es ist natürlich nicht die Schuld seiner Braut, wie oben schon durch den kritischen Teil der Zunft bewiesen wurde, sondern seine eigene Fehlorientierung und Bequemlichkeit. Hier zeigt sich aber ein Charaktermangel und potentieller paranoider- projektiver Persönlichkeitskern, für eigene Fehler, Mängel und Schwächen andere verantwortlich zu machen.

    Eine seltsame Briefstelle an Martha: Freud als machtgeiler Coca-Hengst
    Clark (1981, S. 76f) führt zum Martha-Zitat aus: "Aber die Wirkung der Droge war auch ohne Messungen im Laboratorium offenkundig, wie es Freud anschaulich erklärte, als er Martha am 2. Juni 1884 schrieb:
     

      »Wehe, Prinzeßchen, wenn ich komme. Ich küsse Dich ganz rot und füttere Dich ganz dick, und wenn Du unartig bist, wirst Du sehen, wer stärker ist, ein kleines, sanftes Mädchen, das nicht ißt, oder ein großer, wilder Mann, der Cocain im Leib hat. In meiner letzten schweren Verstimmung habe ich wieder Coca genommen und mich mit einer Kleinigkeit wunderbar auf die Höhe gehoben. Ich bin eben beschäftigt, für das Loblied auf dieses Zaubermittel Literatur zu sammeln.« [EN37]
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    Sehr seltsam und eigenartig ist die offensichtlich genüßlich erlebte Macht- Differenz zwischen der "kleinen, sanften" und dem "großen, wilden" noch dazu mit Cocain im Leib, etwa eine Ersatzphantasie und Vorfreude des, womöglich nicht durch Potenz Verwöhnten, obschon er doch damals erst 28 war, also im besten Alter für die körperliche Liebe?

    Missionarischer Fanatismus der Kokain-Empfehlungen
    Markus (1989, S. 71) berichtet, nachdem Freud annehmen mußte, mit seiner Entdeckung der Kokain-Wirkung auf die Muskelkraft nicht mehr berühmt werden zu können:
     
    "Trotzdem arbeitete er wie geplant auch in diese Richtung weiter. Und erntete damit doch noch sehr viel Publizität. Wenn auch in ganz anderer Weise, als er sich das gewünscht hatte. Nachdem er nämlich in einem Vortrag auch noch die psychiatrische Anwendung des Kokains bei Hysterie, Hypochondrie und Depression empfahl, verfaßte Professor Albrecht Erlenmayer im Centralblatt für Nervenheilkunde ein gegen Freuds Theorie gerichtetes Pamphlet, in dem er »auf Grund einer durch große Zahlen imponierenden Versuchsreihe« Kokain als gefährliches Mittel erkannte und anprangerte."
     
     
     
     

    Links: Kokain Rezept von Freud. Nach Sekundäre-Quelle Markus (1989, S. 72)

        "Während Koller also mit seinen Kokainarbeiten Weltruf erlangt hatte, brachte dasselbe Forschungsobjekt Freud nur negative Kritik. »Die Empfehlung des Kokains, die 1885 von mir ausging, hat mir auch schwerwiegende Vorwürfe eingetragen«, schreibt Freud, um noch einmal auf die Tragödie seines Kollegen Ernst von Fleischl zurückzukommen: »Ein treuer, 1895 schon verstorbener Freund* hatte durch den Mißbrauch dieses Mittels seinen Untergang beschleunigt.« Es war ein furchtbarer Tod, der Ernst von Fleischl ereilte. Die immer größeren Kokaindosen, die er schon nach kurzer Zeit benötigte, hatten zu einer chronischen Vergiftung und schließlich zum Delirium geführt, während dessen er weiße Schlangen über seine Haut kriechen sah. Freud hatte sich sein Leben lang Vorwürfe gemacht, dem Freund das Ende eher erschwert als erleichtert zu haben.
        Die Zeit des ersten Sturms gegen Freud war gekommen, zumal sein Freund Fleischl nicht das einzige Kokain-Opfer bleiben sollte. Er experimentierte weiter und empfahl die damals in Apotheken und Drogerien frei zu beziehende Droge jedem, der unter Depressionen litt. »Coca«, sagte Freud, wäre ein »weit kräftigeres und unschädlicheres Stimulans als Alkohol« und man müsse bedauern, [>72] daß der Anwendung ein unsozial hoher Preis im Wege stehe. Seine Untersuchungen brachten ihm den Ruf eines Fanatikers ein, gegen dessen Methoden jetzt auch die Professoren Meynert und Richard von Krafft-Ebing heftig protestierten.
        Doch Meynerts einstiger Musterschüler war nicht zu bremsen, glaubte an die Richtigkeit seiner Thesen. Erst als er bei seinem Freund Fleischl die gefährlichen Nebenwirkungen der Injektion entdeckte, stellte er seine Versuche mit Kokain ein, für das er, wie er später bekannte, ein »abseitiges aber tiefgreifendes Interesse« empfunden hatte."
     
     
    Auch der Freud wohlgesonnene Bankl (1992, S. 203) belegt den missionarischen Eifer Freuds in Sachen Kokain: "Zuletzt jedoch verwendete Freud das Kokain weiter, nahm es selber, schickte seiner Verlobten kleine Dosen, »um sie stark und kräftig zu machen«, drängte es seinen Freunden und Kollegen für sie selber und für ihre Patienten auf und gab es seinen Schwestern; kurz, vom Standpunkt unseres heutigen Wissens gesehen, war er auf dem besten Wege, gemeingefährlich zu werden. Er selbst hatte dabei nicht die mindeste Ahnung, etwas Gefährliches zu tun, und seine Behauptung, er könne beliebig viel Kokain einnehmen ohne die geringsten Anzeichen einer Sucht zu verspüren, entsprach der Wahrheit. Denn es werden nur besonders veranlagte Personen süchtig, und Freud g;ehörte glücklicherweise nicht zu ihnen. Außerdem hat er nur so geringe Mengen eingenommen, daß er nie Halluzinationen erlebte und nie Abstinenzerscheinungen verspürte. Er konnte ohne die geringste Schwierigkeit auf die Droge verzichten." 

       Die letzten Ausführungen Bankl verblüffen insofern, als Freud Zeit seines Erwachsenenlebens bis hin zu seinem schrecklichen, 16 Jahre währenden Krebsleiden - von dem ihn schließlich sein Hausarzt Dr. Schur mit Morphium auf eigenen Wunsch erlöste - an wirklich extremer Zigarren- und Nikontinsucht litt. Freud war ganz klar eine (Genuß-) Suchtpersönlichkeit.
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    Empfohlene Suchbegriffe in der Freud-Literatur zum Themenkomplex Kokain
    Coca, Cocain, Kokain, Koller, Königstein, Fleischl, Fließ, Erlenmeyer, Aschenbrandt.



    Literatur-Auswahl zu "Freud und das Kokain"
    • Aschenbrandt, Theodor (1883). Die physiologische Wirkung und die Bedeutung des Cocains. Deutsche medizinisches Wochenschrift, 12. Dezember 1883.
    • Bankl, Hans (1992, 3.A.). Freud und das Kokain. In: Woran sie wirklich starben. Krankheiten und Tod historischer Persönlichkeiten, 202-204. A. Wien: Maudrich.
    • Clark, Ronald, W. (dt. 1981, engl. 1979). Sigmund Freud. Frankfurt: Fischer.
    • Erlenmeyer, Albrecht (1885). Über die Wirkung des Cocaln bei der Morphiumentziehung. Centralblatt für Nervenheilkunde, Psychiatrie und gerichtliche Psychopathologie, Jg. 8, Nr. 13,1. Juli 1885, S. 289-299.
    • Erlenmeyer, Albrecht (1886), Ueber Cocainsucht. Deutsche Medizinal-Zeitung, Jg. 7, Nr. 44, 31. Mai 1886, S. 483-484.
    • Freud, Sigmund (1884). Über Coca. Centralblratt für die gesammte Therapie, Jg.2, S.289-314.
    • Freud, Sigmund (1884). Coca. The  Saint Louis Medical and Surgical Journal, Jg. 47, p.502-505.
    • Freud, Sigmund (1885). Beitrag zur Kenntniss der Cocawirkung. Wiener Medizinische Wochenschrift, 31. Januar 1885, Nr. 5, Spalten 129-133.
    • Freud, Sigmund (1885). Über Coca. Wien.
    • Freud, Sigmund (1885). Über die Allgemeinwirkung des Cocains«. Zeilsrhrrft für Therapie, Jg. 3, Nr. 7, 1. April 1885, S. 49-51.
    • Freud, Sigmund (1885). Über die Allgemeinwirkung des Cocains«. Medizinisch-Chirurgisches Central Blatt, Jg. 20, Nr. 32, 7. August 1885, S. 374-375.
    • Freud, Sigmund (1887). Bemerkungen über Cocainsucht und Cocainfurcht. Wiener Medizinische Wochenschrift, Jg. 37, Nr. 28, 9. Juli 1887, Spalten 929-932. (Ebenfalls als »Separatabdruck« im »Selbstverlag des Verfassers« erschienen.)
    • Grinstein, Alexander (1987). Zum lebensgeschichtlichen Hintergrund des Traumes von der 'Botanischen Monographie'. In: Scheidt, Jürgen vom (1987, Hrsg.). Der unbekannte Freud. Neue Interpretation seiner Träume. Frankfurt: Fischer.
    • Israëls, Han (dt. 1999, ndl. 1993). Kapitel "Kokain für Morphinisten". In: Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt. S.  45-119.
    • Jones, Ernest (dt. 1960-62). Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Bern: Huber. Bd. I und II. der 3 Bde.
    • Krafft-Ebing, Richard von (1889). Belastung. Cocainismus. Zweifelhafte Berufsfähigkeit als Arzt. In: Friedreichs Bl. gerichtl. Med., 40, 382-385.
    • Markus, Georg (1989). "Über Coca". Freuds Kokain Episode. In: Sigmund Freud und das Geheimnis der Seele. Eine Biographie, 66-80. München: Langen Müller.
    • Schur, Max (dt. 1973, engl. 1972). Sigmund Freud. Leben und Sterben. Frankfurt: Suhrkamp


    Warnung: viele Werke zu Freud sind unkritisch, hagiographisch bis propagandistisch, verschweigen und verdrehen seine Fehler. Man tut gut daran, kritisch und quer zu lesen. Negativ-Beispiele: Rowohlts Freud Monographie, Studienausgabe (1975) bei Fischer: im 11. und Registerband kommt im Register weder der Begriff "Cocain" noch "Kokain" vor.

    Auswahl: Bild und andere Quellen zu "Freud und das Kokain"

    Leopold Königstein: https://www.sospsy.com/Museum/pages/page075.htm
    Carl Koller: [Entlinkt, weil die URL verändert und keine Weiterleitung eingerichtet wurde]
    Ernst von Fleischl: [Entlinkt, weil die URL verändert und keine Weiterleitung eingerichtet wurde]
    Albrecht Erlenmeyer: https://home.t-online.de/home/kutsche-bendorf/bdf-0042.htm
    Freud and the "Cocaine Episode": [Entlinkt, weil die URL verändert und keine Weiterleitung eingerichtet wurde]
    Geschichte der Anästhesie - ein Überblick: https://www.uni-leipzig.de/~kai/anesthist.html
    Die Geschichte des Kokain in Zahlen: https://www.drogenring.org/coca/kokahist.htm

    Allgemeine moderne Links zum Kokain-Komplex
     



    Anmerkungen und Fußnoten

    Kokain Entdeckung. Freud hat nicht das Kokain und auch nicht die antriebsteigernde Wirkung des Kokain entdeckt, das fanden und entdeckten andere und Freud las darüber, u.a. in Deutsche medizinische  Wochenschrift 12. Dezember 1883, die Arbeit von Aschenbrandt, der beschrieb, wie Kokain erschöpfte bayerische Soldaten reaktivieren konnte. So wurde er auf die Bedeutung des Kokain aufmerksam und er witterte zu Recht, daß im  Kokain einige medizinische Wirkung steckte. Er scheint die lokal-anästhesierende, also betäubende Wirkung auch am Auge entdeckt zu haben, was die Augenoperationen jener Zeit revolutionierte.

    keine wirkliche empirisch- experimentelle wissenschaftliche Einstellung: Jones, der erste Geheimdienst-Offizier und Propagandist Freuds, teilt hierzu erstaunlich kritisch mit, daß Freud sogar selbst seine "Faulheit" ins Spiel brachte. Jones, Ernest (dt. 1960-62). Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Bern: Huber. Drei Bände, hier Bd. I., S, 103. Es ist aber nicht nur Freuds Faulheit und Bequemlichkeit, richtig Wissenschaft zu betreiben. Dies kommt sozusagen nur erschwerend und verstärkend hinzu. Das eigentliche Problem liegt tiefer: Freud hatte keine Ahnung, was richtige (psychologisch) wissenschaftliche Arbeit ist und bedeutet. So hat er sich sein eigenes phantastisches Wissenschaftskonzept geschaffen: [psychoanalytische] "Wissenschaft" ist, was PsychoanalytikerInnen zusammen phantasieren.

    Zur Vorgeschichte: Nach Sponsel 1995, S. 28, Fußnote.
     
    Grinstein, Alexander (1987). Zum lebensgeschichtlichen Hintergrund des Traumes von der 'Botanischen Monographie'. In: Scheidt, Jürgen vom (1987, Hrsg.). Der unbekannte Freud. Neue Interpretation seiner Träume. Frankfurt: Fischer, S. 150 - 170.
     

     

    eigene Schule: Greenson (1975, S. 15) berichtet in seinem ziemlich informativen und technisch operationalen Buch über psychoanalytische Technik zur chaotischen Situation, was Psychoanalyse ist: "Diese Verwirrung und Unsicherheit {über die Handhabung der psychoanalytischen Technik, RS} wird auch durch die alarmierende Tatsache bestätigt, daß das Komitee zur Bewertung psychoanalytischer Therapie der Amerikanischen Psychoanalytischen Vereinigung sich 1953 auflöste, nachdem man sechseinhalb Jahre lang ohne Erfolg versucht hatte, eine annehmbare Definition der psychonanalytischen Therapie zu finden (Rangell, 1954)." Greenson, R. R. (1975). Technik und Praxis der Psychoanalyse. Stuttgart: Klett. 6,5 Jahre ergebnislose Bemühung um eine Definition der Psychoanalyse!

    demutiert: de =: herab, herunter; mutieren =: Entwicklungssprung. Demutieren: sich zurück, herunter entwickeln. Wie man um 1900 herum einen solchen theologisch- mittelalterlichen Rückschritt in der Entwicklung einer vermeintlichen Wissenschaft wie Freud mit seiner Psychoanalyse machen konnte, ist immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Möglicherweise muß man das sekten- soziologisch erklären. Daß die Psychoanalyse sich in der Gegenwart so gut hält, hat etwas damit zu tun, daß sie durch staatliche, institutionelle und sozialrechtliche Geldquellen und einen entsprechenden feudalen Sozialstatus nachhaltig belohnt wird.

    Galilei:  Brecht, Bertolt (1898-1956). Leben des Galilei. Frankfurt: Suhrkamp. Uraufführung erste Version 1943 im Schauspielhaus Zürich. Hier nun die berühmte Passage, ob eine Stecknadel auf Wasser schwimmt:

    * Fußnote Markus: Fleischl verstarb bereits 1891.

    Zu Bankl: Dass Freud nicht wußte, was er tat, ist angesichts der Ereignisse um Ernst von Fleischl-Marxow und der öffentlichen Kritik durch Erlenmeyer, Meynert und Krafft-Ebing  sicher falsch. Wenn schon: dann wollte es Freud nicht wissen und das zeigt ihn als schlechten Arzt, Psychologen und Psychotherapeuten.

    hagiographisch, Hagiographie: Heiligenbiographie. Übertragen: verklärende und einseitig idealisierende Darstellung. Typisch für Sonntags-, Fest- und Grabreden.


    Querverweise
    Standort: Freud und das Kokain.
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    • Übersicht Kritische Arbeiten zur Psychoanalyse und Analytischen Psychotherapie
    • Allgemeine moderne Links zum Kokain-Komplex
    • Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Freud Kokakin site:www.sgipt.org. 
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Freud und das Kokain. Übersicht Kritische Arbeiten zur Psychoanalyse und Analytischen Psychotherapie, hier Abteilung Geschichte der PA  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/th_schul/pa/gesch/kokain.htm
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