Alkohol-Statistik
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Querverweise.
Editorial. Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit spielen eine große Rolle in unserer Gesellschaft. Schon deshalb kommt natürlich der Alkohol-Statistk große Bedeutung zu. Dazu gehören die Erfassung, Verlauf und Veränderung der Konsumgewohnheiten, des Missbrauchs und der Abhängigkeit (Alkoholkrankheit, Alkholsucht). Im weiteren Sinne sind aber auch Daten wichtig und interessant, die mit dem Alkoholkonsum zusammenhängen (förderliche oder hemmende Bedingungen, Ersatz- und Ausgleichsmittel, Komorbiditäten bei Störungen, z.B. dahinterstehende Depressionen, soziokulturelle Zusammenhänge u.a.).
"Alkohol gilt in weiten Kreisen der Bevölkerung als Genussmittel. Viele denken sogar, dass ein Glas Rotwein am Tag gesund sei. Dabei bestehen gesundheitliche Risiken auch bei einem Trinkverhalten, das von vielen Menschen noch als unproblematisch erlebt wird. Anlässlich der „Aktionswoche Alkohol 2015“ rufen DHS und DGPPN deshalb dazu auf, den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig braucht es wirkungsvolle politische Maßnahmen, damit die Alkoholprävention in Deutschland noch besser bei der Bevölkerung ankommt.
Um den Konsum von Alkohol ranken sich viele Mythen. So gilt zum Beispiel Rotwein weithin als gesund und herzinfarktvorbeugend. „Doch Alkohol ist kein Lebensmittel oder Genussmittel, das die Gesundheit fördert. Alkohol ist ein Zellgift, das immer wirkt. Er schädigt alle Körperzellen und kann über 200 Krankheiten verursachen – sowohl körperliche als auch psychische. Jedes Glas Alkohol erhöht das Risiko, Erkrankungen zu entwickeln. Deshalb spricht man bestenfalls von einer risikoarmen Dosis und nicht von einer risikofreien. Weniger und nicht jeden Tag Alkohol zu trinken, ist besser. So kann man gesundheitliche Risiken kleiner halten“, erläutert Dr. Heribert Fleischmann, Vorsitzender der DHS.
Nach aktuellen Erhebungen konsumieren in Deutschland 9,5 Millionen Menschen Alkohol in einem gesundheitlichen riskanten Ausmaß. Etwa 1,77 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren gelten als alkoholabhängig, ein Alkoholmissbrauch liegt bei 1,61 Millionen Menschen vor. „Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit sind alles andere als gesellschaftliche Randphänomene. Trotzdem erhalten in Deutschland nur rund 10 Prozent der Alkoholabhängigen pro Jahr eine spezifische Therapie. Die Behandlungsangebote kommen noch zu wenig bei den Betroffenen an. Oftmals bestehen erhebliche Unsicherheiten im Umgang mit Suchtpatienten oder es fehlt an der nötigen Abstimmung zwischen Haus- und Fachärzten sowie der Suchthilfe“, stellt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth fest. Um die Qualität der Diagnostik und Behandlung von Menschen mit schädlichem und abhängigem Alkoholkonsum nachhaltig zu verbessern, hat sich die DGPPN deshalb federführend an der Entwicklung einer neuen S3-Behandlungsleitline beteiligt. Diese bündelt das aktuell vorhandene Forschungswissen und richtet sich an alle Berufsgruppen, die betroffene Patienten behandeln.
Aus Sicht von DHS und DGPPN sind insbesondere auch Maßnahmen zur Früherkennung und -intervention von schädlichem Alkoholmissbrauch notwendig. „Jeder kann bei sich selbst beginnen und den eigenen Alkoholkonsum kritisch hinterfragen. Darüber hinaus nehmen die Haus- und Primärärzte eine zentrale Rolle ein: Sie können schon frühzeitig durch gezieltes Fragen riskanten Konsum bzw. Abhängigkeit eruieren und Gegenmaßnahmen einleiten. Die Leitlinie unterstreicht deshalb auch die Bedeutung von Screenings mittels Fragebogenverfahren zur Früherkennung von Alkoholabhängigkeit. Ein wichtiger Bestandteil bei frühzeitiger Behandlung stellen dabei auch Kurzinterventionen dar. Schon wenige Minuten Gespräch zwischen Arzt und Patient können ausreichen, um eine Wirkung zu erzielen“, so Dr. Iris Hauth weiter.
Gleichzeitigt gilt es, die politischen Maßnahmen zu intensivieren,
damit die Alkoholprävention in Deutschland noch besser bei der Bevölkerung
ankommt. „Alkohol ist in Deutschland praktisch rund um die Uhr zu kaufen.
Die Politik muss deshalb dafür sorgen, dass der Verkauf von Alkohol
zeitlich und örtlich begrenzt wird. Zudem wissen wir, dass der Alkoholkonsum
stark mit der Preisentwicklung zusammenhängt: Wenn alkoholische Getränke
teurer werden, sinkt der durchschnittliche Pro-Kopf Konsum von Alkohol.
Die DHS fordert daher eine höhere Besteuerung und damit höhere
Preise für alkoholische Getränke“, so Dr. Heribert Fleischmann.
"
2013: Diagnose
Alkoholmissbrauch: 13 % weniger Kinder und Jugendliche im Jahr 2013 stationär
behandelt
Pressemitteilung Nr. 040 vom 10.02.2015:
"WIESBADEN – Im Jahr 2013 wurden 23 267 Kinder und Jugendliche im Alter
von 10 bis 19 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär
in einem Krankenhaus behandelt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis)
weiter mitteilt, waren das 12,8 % weniger als 2012. Bezogen auf 100 000
Einwohner dieser Altersklasse sank ihre Anzahl gegenüber 2012 von
336 auf 296 (– 12,1 %). Dabei ging der entsprechende Wert bei Mädchen
und jungen Frauen um 6,7 % zurück (auf 253 Fälle je 100 000 Einwohner),
bei Jungen und jungen Männern verringerte er sich sogar um 15,6 %
(auf 336 Fälle je 100 000 Einwohner). 71 % der Kinder und Jugendlichen,
die wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden mussten,
waren noch keine 18 Jahre alt.
Diese Daten stammen aus der Krankenhausdiagnosestatistik
für das Jahr 2013. Demnach wurden insgesamt rund 19,2 Millionen Patientinnen
und Patienten vollstationär in einem Krankenhaus behandelt. Die Herzinsuffizienz
war mit 396 380 Fällen der häufigste Grund für einen stationären
Krankenhausaufenthalt. An zweiter Stelle lagen psychische und Verhaltensstörungen
durch Alkohol (338 204 Fälle), worunter auch der akute Alkoholmissbrauch
fällt. Danach folgte die Herzerkrankung Vorhofflimmern und Vorhofflattern
mit 280 977 Fällen.
Von den 19,2 Millionen vollstationären Patienten
waren 53 % weiblich und 47 % männlich. Das Durchschnittsalter der
Behandelten lag bei 55 Jahren. Bezogen auf 100 000 Einwohner gab es 2013
insgesamt 23 749 Behandlungsfälle, das waren 0,6 % mehr als im Vorjahr
(23 614 Fälle)."
Methodische Hinweise zur Krankenhausstatistik hier.
2009:
Diagnose Alkoholmissbrauch: 2,8% mehr junge Krankenhauspatienten im Jahr
2009
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr.
039 vom 28. Januar 2011
"WIESBADEN - Im Jahr 2009 wurden rund 26 400 Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene zwischen 10 und 20 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs
stationär im Krankenhaus behandelt. Wie das Statistische Bundesamt
(Destatis) weiter mitteilt, ist das ein Anstieg von 2,8% gegenüber
2008. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Zahl sogar um 178% gestiegen;
damals wurden rund 9 500 junge Patientinnen und Patienten mit der Diagnose
"akute Alkoholintoxikation" stationär behandelt.
Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter
von 15 bis 19 Jahren wurden mehr Männer (65%) wegen Alkoholmissbrauchs
behandelt. Bei den Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren stellten die Mädchen
den größeren Anteil (52%), obwohl ihr entsprechender Anteil
an der Bevölkerung nur 49% beträgt. In dieser Altersgruppe sank
im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Behandelten um 4% (Mädchen -
6%, Jungen - 1,8%).
Insgesamt wurden im Jahr 2009 rund 18,3 Millionen
Patientinnen und Patienten vollstationär im Krankenhaus behandelt.
Die Herzinsuffizienz war mit 363 800 Fällen der häufigste Grund
für einen stationären Krankenhausaufenthalt. An zweiter Stelle
lagen psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (339 200 Fälle),
worunter auch der akute Alkoholmissbrauch fällt. Die Herzerkrankung
Angina pectoris (260 900 Fälle) nahm den dritten Platz ein.
Von den 18,3 Millionen Patienten waren 53% weiblich
und 47% männlich. Das Durchschnittsalter der Behandelten lag bei 54
Jahren. Bezogen auf 100 000 Einwohner gab es 2009 insgesamt 20 543 Behandlungsfälle,
das waren 1,2% mehr als im Vorjahr (20 291 Fälle)."
2008:
Diagnose Alkoholmissbrauch: Immer mehr junge Krankenhauspatienten
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr.
486 vom 15.12.2009
"Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden im Jahr
2008 rund 25 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und
20 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär im Krankenhaus
behandelt. Dies stellt einen deutlichen Anstieg von 11% gegenüber
dem Vorjahr dar. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Zahl sogar um 170%
gestiegen, damals wurden rund 9 500 junge Patientinnen und Patienten mit
der Diagnose "akute Alkoholintoxikation" stationär behandelt.
Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter
von 15 bis unter 20 Jahren wurden mehr Männer (64%) behandelt; bei
den Kindern im Alter von 10 bis unter 15 Jahren stellten die Mädchen
den größeren Anteil (53%), obwohl ihr entsprechender Anteil
an der Bevölkerung nur 49% beträgt. In beiden Altersgruppen stieg
jedoch im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Patientinnen stärker
als die der Patienten: In der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen
Erwachsenen erhöhte sich die Zahl der Patientinnen um 10%, die der
Patienten um 9%; bei den Kindern betrug der Anstieg bei den Patientinnen
22% und bei den Patienten 16%.
Insgesamt wurden im Jahr 2008 knapp 18 Millionen
Patientinnen und Patienten im Krankenhaus vollstationär behandelt.
Krankheitsbedingt war die Herzinsuffizienz mit 350 700 Fällen der
häufigste Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt.
An zweiter Stelle lag das "Krankheitsbild" psychische und Verhaltensstörungen
durch Alkohol (333 800), worunter auch der akute Alkoholmissbrauch fällt.
Die Herzerkrankung Angina pectoris (268 900) nahm den dritten Platz ein.
Von den knapp 18 Millionen Patienten waren 53% weiblich
und 47% männlich. Das Durchschnittsalter der Behandelten lag bei 53
Jahren. Bezogen auf 100 000 Einwohner gab es 2008 insgesamt 20 291 Behandlungsfälle,
das waren 1,4% mehr als im Vorjahr (20 003)."
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