Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=24.12.2019 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 26.12.19
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_ Begriffsanalyse Bedürfnis Lexika Wirtschaftswissenschaft_Datenschutz_Rel. Aktuelles_Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag___ _Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Bedürfnis - Begriffsanalyse, Sprachgebrauch, Modelle und Theorien
    in Wörterbüchern und Lexika der Wirtschaftswissenschaft

    Haupt- und Verteilerseite Bedürfnis: Begriff, Modelle, Theorien, Modelle in der Wirtschaftswissenschaft.
    Haupt- und Verteilerseite Bedürfnis: Begriff, Modelle, Theorien, Modelle.
    _
    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen
    _

    Inhalt
    Zusammenfassung - Abstract - Summary.
    Materialien und Dokumente zu Begriff und Sprachgebrauch Bedürfnis in 
        Woerterbüchern und Lexikas der Ökonomie.
           Bülow, Friedrich (1954) Wörterbuch der Wirtschaft. 
           Dichtl & Issing (1987, Hrsg.) Vahlens Großes Wirtschafts Lexikon. 
           Duden (2016) Wirtschaft von A-Z.
           Ehlert, Willi et al. (1969) Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus.
           Mühlbradt, Frank W. (2002) Wirtschafts Lexikon.
           Sellien, R. & Sellien, H. (1972) Dr. Gablers Wirtschaftslexikon. 
    Wissenschaftlicher Apparat:
        Literatur; Links; Glossar, Anmerkungen und Endnoten; Zitierung; 
        Copyright; Querverweise; Änderungen. 



    Zusammenfassung - Abstract - Summary

    Die meisten Wörterbücher und Lexika der Wirtschaftswissenschaften enthalten informative Beiträge zum Begriff Bedürfnis, z.B. die hier ausgewerteten: Bülow, Dichtl & Issing, Ehlert, Mühlbradt, Sellien. So gesehen mag es verwundern, dass die mainstream Ökonomie die für die Wirtschaftswissenschaften grundlegende Bedürfniskategorie ignoriert und ausblendet; so sehr, dass noch nicht einmal in den Sachregistern der viel gerühmten Standardwerke Einträge zu finden sind (z.B. Samuelson & Nordhaus, Mankiw), aber auch nicht in manchen anderen (Flaschel, Lachmann, Keynes, Möller). Erfreulich ist, dass die wichtige wirtschaftswissenschaftliche Kerndefinition - einen Mangel fühlen, der beseitigt werden soll - bis auf Ehlert (Sozialismus) von allen erfasst und berichtet wird. Viele Behauptungen werden nicht belegt, z.B. Dichtl & Issing.



    Materialien und Dokumente zu Begriff und Sprachgebrauch Bedürfnis in der Ökonomie

    Woerterbuecher und Lexika
        _Die Hervorhebungen fett kursiv 14-Punktwurden von R.S. vorgenommen.
    _
    Bülow, Friedrich (1954) Wörterbuch der Wirtschaft. Stuttgart: Kröner, S. 78:
     

          "BedarfTbdaist die auf Grund des >Lebensstandards oder einer bestimmten >Lebenshaltung in Erscheinung tretende, als ein Ganzes begriffene und gegliederte Menge von der Bedürfnisbefriedigung dienenden Mitteln. In der >Marktwirtschaft wirkt er sich in Verbindung mit >Einkommen und >Preis als >Nachfrage aus."
                  ...
          "Bedürfnis ist nach v. Hermann (1832) „das Gefühl eines Mangels mit dem Streben, diesen zu beseitigen“TbdKD. Während B.TbdmS   an sich etwas Subjektives ist, erfährt es seine erste Verobjektivierung im >BedarfTbda. Die B.TbdmUb  der Menschen sind unbegrenzt, die Mittel, die zu ihrer Befriedigung dienen, begrenzt bzw. knapp. Daraus ergibt sich jene Spannung, die das kennzeichnet, was wir >Wi. [wirtschaftlich] nennen. Der Fortschritt der Menschheit ist weitgehend durch Ausdehnung, Verfeinerung und sozialen Ausgleich der B.befriedigungTbdmFdM  gekennzeichnet.
      Arten der B.: 1. ExistenzTbdSexis-, KulturTbdSKul- und Luxusb.TbdSLux  (vgl. >Mode), 2. IndividualTbdSIB- und KollektivTbdKlKolb.). (GemeinTbdSGem- und GemeinschaftsTbdKlGrub.), 3. StandesTbdKlSt-, BerufsTbdKlBer- u. Klassenb.TbdKlKl, 4. räumlich-geographisch bedingte B.TbdSGeo  (Länder und Nationen) und 5. zeitlich bedingte B.TbdSZb"


    Dichtl, Erwin & Issing, Ottmar (1987, Hrsg.) Vahlens Großes Wirtschafts Lexikon. Bd. 1 A-D. Beck/dtv, S. 186f:
     

      "BedürfnisTbdKD
      individuelles Gefühl (Empfinden) eines Mangels mit dem Streben nach Beseitigung. Für die Ökonomie sind nur die BedürfnisseTbdSwr  relevant, zu deren Befriedigung knappe, d.h. wirtschaftliche, Güter erforderlich sind. Der >Nutzen, der sich aus der Bedürfnisbefriedigung ergibt, bildet gemäß der subjektiven Wertlehre die Basis für den wirtschaftlichen Wert eines Gutes.
          Bedürfnisse können teilbarTbdmT  oder unteilbarTbdmU  sein. Teilbare BedürfnisseTbdmT  können sukzessive befriedigt werden. Mit fortschreitender Befriedigung nimmt ihre Intensität ab (>Gossensche Gesetze). Dagegen können unteilbare BedürfnisseTbdmU  entweder vollständig oder überhaupt nicht befriedigt werden. Die Bedürfnisse eines Wirtschaftssubjektes sind gemäß ihrer Dringlichkeit (Intensität des BedürfnissesTbdmPO) geordnet (>Präferenzordnung). Das Wirtschaftssubjekt zieht die Befriedigung dringlicher BedürfnisseTbdmPO  eine solche von weniger wichtigen vor, d.h. es versucht, ein Maximum an BedürfnisbefriedigungTbdMax, Kbel0  zu erreichen (Gossensche Gesetze, >Haushaltsoptimum). BedürfnisseTbdmEm,   empfinden einzelne Wirtschaftssubjekte; sie werden durch einzelwirtschaftliche GüterverwendungKbeh-  befriedigt. In Marktwirtschaften bestimmen die BedürfnisseKbel0  die Produktion und damit das Angebot. P. O.
          RS: Es fehlen Literaturhinweise, insbesondere Cuhel. Die Grundbestimmung eingangs ist ziemlich treffend. Die Dringlichkeit und Wichtigkeit werden miteinander vermischt, sind aber zwei unterschiedliche Kategorien. Allenfalls wirtschaftliche Bedürnisse werden durch einzelwirtschaftliche Güterverwendung befriedigt, aber nicht, wie ausgeführt, allgemein. Bedürfnisse werden auch erzeugt, das ist keine linear-einseitige Beziehung zwischen Produktion und Bedürfnissen.
      _
      Bedürfnisbefriedigung
      Beseitigung eines Mangels (>Bedürfnis).

      Bedürfnishierarchie
      von Abraham Maslow aufgestellte Rangordnung, die die menschlichen Bedürfnisse  („needs“, >Motivation) nach der Dringlichkeit ordnet, mit der sie nach Befriedigung drängen. Er unterscheidet physiologische Bedürfnisse (wie Hunger), Sicherheitsbedürfnisse (nach Schutz, Ordnung usw.), Bedürfnisse; nach Zugehörigkeit und Liebe, Bedürfnisse  nach Achtung (durch sich selbst und andere) und das Bedürfnis  nach Selbstverwirklichung (nach dem Ausleben der individuellen Anlagen und Fähigkeiten). Das hierarchische Element seiner Theorie besteht darin, daß Bedürfnisse  einer bestimmten Stufe erst dann zum Zuge kommen, wenn die der darunterliegenden Stufen befriedigt sind. So kann sich das Bedürfnis  nach Selbstverwirklichung, etwa durch musische Aktivitäten, erst voll entfalten, wenn alle anderen Bedürfnisse  hinreichend befriedigt werden können.
          Die Theorie von Maslow ist in der Lage einige auch ökonomisch wichtige Phänomene zu erklären, z.B. die Beobachtung, daß subjektive >Lebensqualität nicht notwendig mit zunehmendem materiellen >Lebensstandard zunimmt, weil neue Bedürfnisse  die alten ablösen. Andererseits ist die hierarchische Dringlichkeitsordnung nicht immer zwingend.
          Eine Variante der Bedürfnispyramide von Maslow ist die sog. >ERG-Theorie von Clayton P. Alderfer. K.P.K.
      Literatur: Maslow, A. H., Motivation und Persönlichkeit, Freiburg i. Br. 1977.

      Bedürfnisprüfung
      Geprüft wird, ob ein Bedürfnis für die Errichtung eines bestimmten Gewerbebetriebes besteht. Sie unterscheidet sich von subjektiven >Marktzutrittsschranken dadurch, rechtlicher Anspruch auf Zulassung gegeben ist. Nach Art. 12 GG hat jeder das Recht der freien Berufswahl (>Berufsfreiheit). Nach der Rechtsprechung darf der Gesetzgeber die für eine gewerbliche Betätigung erforderliche Genehmigung von dem Nachweis eines Bedürfnisses nur dann abhängig machen, wenn dies zum Schutz eines besonders wichtigen Rechtsgutes unbedingt geboten ist. Nicht ausreichend ist z.B. die Verringerung einer überoptimalen Wetbewerbsintensität. H. Ba.

      Bedürfnisstruktur
      Gesamtheit der Bedürfnisse, die ein Wirtschaftssubjekt aufweist. Die Bedürfnisstruktur ist eine subjektive Größe, die sich in der Zeit verändert. Die Bedürfnisstruktur findet ihren Ausdruck in der >Präferenzordnung eines Wirtschaftssubjektes. Zusammen mit der [>187] Konsumsumme und den Preisen der Güter, die in den Begehrskreis des Haushalts fallen, bestimmt die Bedürfnisstruktur die Nachfrage eines Wirtschaftssubjektes.

      Bedürftigkeit
      sozialpolitische Bezeichnung für eine besondere Art von Anspruchsvoraussetzungen für Sozialleistungen, die nach dem >Fürsorgeprinzip ausgestaltet sind oder davon Einschläge aufweisen. Bedürftigkeit impliziert erstens, daß dem Leistungsempfänger in der konkreten Situation ein bestimmter Bedarf zuerkannt wird, und zweitens, daß er nicht in der Lage ist, diesen Bedarf aus eigenen Mitteln zu decken, ohne dabei seine Lebenslage in unzumutbarer Weise zu verschlechtern. Das Konzept der Bedürftigkeit kann als Ausfluß des  >Subsidiaritätsprinzips  betrachtet werden.
      Sowohl bei der Zuerkennung des Bedarfs als auch bei der Prüfung der Fähigkeit zur Selbsthilfe bzw. der zumutbaren Eigenleistung kann individualisierend oder schematisch generalisierend verfahren werden. In modernen rechtsstaatlich normierten Sozialleistungssystemen, wie in der Bundesrepublik, werden Bedürftigkeitsprüfungen überwiegend schematisch durchgeführt, und zwar anhand genereller gesetzlicher Definitionen bestimmter Bedarfssituationen (z.B. 'notwendiger Lebensunterhalt' in der Sozialhilfe durch >Sozialhilferegelsätze, 'angemessene familiengerechte Wohnung', je nach Familiengröße, für >Wohngeld, 'Förderungsbedarf' bei förderungswürdiger Ausbildung nach dem >Bundesausbildungsförderungsgesetz) und anhand gesetzlich festgelegter Einkommensgrenzen oder Tabellen für zumutbare Eigenleistungen je nach Einkommen und Vermögen.
          Bedürftigkeitsprüfungen für Sozialleistungen werden zwar in neuerer Zeit häufig als 'entwürdigend' und 'diskriminierend' kritisiert, sind aber andererseits das einzige probate Mittel, um Leistungen der sozialen Sicherung ziemlich genau nach dem jeweiligen Sicherungsziel dosieren zu können (>Finalprinzip). Dies hilft somit unnötigen Mittelaufwand (,Gießkannenprinzip“) zu vermeiden und evtl. angestrebte Umverteilungseffekte zugunsten der Armen zu gewährleisten. H. Sch."

    _
    Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016. [Online: https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/18801/beduerfnisse]
     
      "BedürfnisseTbd
          KulturbedürfnisseTbdSKul, LuxusbedürfnisseTbdSLux, IndividualbedürfnisseTbdInd, KollektivbedürfnisseTbdKol
      Mangelerscheinungen, die beim einzelnen Menschen den Wunsch auslösen, diesen Mangel zu beheben (BedürfnisbefriedigungTbdKD). BedürfnisseTbd  schaffen Wünsche und werden damit zu Auslösern für wirtschaftliches Handeln. In Verbindung mit vorhandenen finanziellen Mitteln können Bedürfnisse als Bedarf zur Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen werden.
          Die BedürfnisseTbdmUb  des Menschen sind grundsätzlich unbegrenzt und verändern sich im Laufe des Lebens. Nach der Dringlichkeit unterscheidet man Grundbedürfnisse (siehe dort), Kultur- und LuxusbedürfnisseTbdSLux. KulturbedürfnisseTbdSKul  sind BedürfnisseTbdSKul  des Menschen, die er als geistiges Wesen empfindet (z. B. Bücher lesen oder Musikkonzerte hören). LuxusbedürfnisseTbdSLux  müssen nicht unbedingt befriedigt werden, sie verbessern jedoch die Lebensqualität und erhöhen das soziale Ansehen (z. B. ein exklusives Auto fahren, eine teure Armbanduhr tragen).
          Nach der Art der Befriedigung lassen sich IndividualTbdInd- und KollektivbedürfnisseTbdKol unterscheiden. IndividualbedürfnisseTbdInd  sind BedürfnisseTbdInd  des einzelnen Menschen, die er für sich selber befriedigen kann, wie Trinken oder Lesen. KollektivbedürfnisseTbdKol  sind Notwendigkeiten oder Wunschvorstellungen, die von vielen Menschen empfunden werden, z. B. Umweltschutz oder innere Sicherheit."
    _
    Ehlert, Willi; Joswig, Heinz; Luchterhand, Willi & Stiemerling, Karl-Heinz (1969) Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus. Berlin: Dietz, S. 134f:
      "BedürfnisTbdmE: das zur Erhaltung der Existenz der Menschen Notwendige und Erforderliche. In den B. kommt das auf die Aneignung von materiellen und geistigen Gütern sowie Dienstleistungen gerichtete Verlangen zum Ausdruck, das bestimmte Willensmotive und damit auch den grundlegenden subjektiven Antrieb für die Tätigkeit des Menschen zur Beherrschung der objektiven Gesetze in Natur und Gesellschaft hervorbringt. Die B. tragen stets konkret-historischen Charakter, entstehen im Prozeß der Arbeit und bestimmen deren Zweck. Arbeit und Bedürfnis, Produktion und Konsumtion sind nicht voneinander zu trennende Seiten des gesellschaftlichen Lebens. Im Sozialismus werden sie durch die prinzipielle Übereinstimmung, die die wichtigste Triebkraft der sozialistischen Gesellschaft ist, der politischen, materiellen und kulturellen Interessen der Werktätigen und ihrer Kollektive mit den gesellschaftlichen Erfordernissen realisiert. Die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft bestimmen die Zielstellung der ökonomischen Entwicklung. Auf ihre Befriedigung ist das ökonomische Grundgesetz des Sozialismus gerichtet. Die gesellschaftlichen B.KbdKl  umfassen die gesamten Anforderungen, die die volle und freie Entwicklung jedes Individuums an den Aufbau der sozialistischen Ordnung stellt. Die gesellschaftlichen B. erfassen alle Seiten der Festigung und Entwicklung des Sozialismus. Sie gehen damit weit über die Ökonomie hinaus, wobei die Möglichkeiten der Befriedigung vor allem vom Niveau der gesellschaftlichen Produktivität der Arbeit abhängen. Die gesellschaftlichen B. zeigen sich in der Entfaltung der Beziehungen zwischen den Menschen, in der. Herausbildung sozialistischer Persönlichkeiten, in der Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft für den sozialistischen Staat und den Schutz der Bürger, der Wahrung ihrer Rechte sowie in der ständigen Erhöhung des sozialistischen Lebensstandards. Die Dynamik der B. wird durch die Produktivkräfte und die Produktionsverhältnisse bestimmt. Die B. sind nicht nur physiologisch, historisch oder ökonomisch zu bestimmen, sondern hängen in starkem Maße von der gesellschaftlichen Entwicklung und der Zielsetzung der gesellschaftlichen Produktion ab. Sie entstehen im Prozeß der gesellschaftlichen Arbeit als Antrieb des Menschen, Natur und Gesellschaft zu beherrschen und die produktive und nichtproduktive Konsumtion zu erweitern. Das schließt das Verlangen auf Aneignung der erzeugten Guter und Dienstleistungen ein. Die Bedürfnisbefriedigung [>135] hängt davon ab, welche materiellen Voraussetzungen in der Produktion vorhanden sind und welche gesellschaftlichen Verteilungsverhältnisse herrschen. Im Sozialismus ist die Befriedigung und Entwicklung der B. objektives Ziele der Produktion. Die produktiven und konsumtiven B. stehen in enger Wechselwirkung zueinander. Durch die planmäßige Gestaltung der Produktion werden die Voraussetzungen geschaffen, um die B. der Bevölkerung zielgerichtet befriedigen zu können und die sozialistische Lebensweise herauszubilden. Das Niveau der Befriedigung der B. der Bevölkerung drückt sich im Lebensstandard (Arbeits- und Lebensbedingungen) aus. Der Prozeß der ständig besseren Befriedigung der materiellen und geistig-kulturellen B. der Bevölkerung verläuft im Sozialismus in stetiger Wechselwirkung zwischen den wachsenden B.  und. den Möglichkeiten und Mitteln zu ihrer Befriedigung. Er äußert sich in der dialektischen Einheit von Arbeit und B. Während die Bedürfnisbefriedigung in der DDR der weiteren Herausbildung der sozialistischen Lebensweise und der Festigung der sozialistischen Menschengemeinschaft dient, also der Entfaltung der Persönlichkeit, werden in Westdeutschland die Bedürfnisse der Menschen im Sinne der Erhaltung des kapitalistischen Systems manipuliert, der Mensch wird Objekt des Profits, antihumanistische, militaristische Tendenzen und ein schädlicher Prestigekonsum deformieren die Persönlichkeit.
       Lenin begründete das allgemeine ökonomische Gesetz vom Anwachsen der Bedürfnisse (W. I. Lenin: Zur sogenannten Frage der Märkte). Im Sozialismus werden die B.  der Werktätigen sowohl über die Arbeitseinkommen als auch durch materielle und finanzielle Leistungen aus gesellschaftlichen Fonds realisiert. Die systematische Erhöhung des Lebensstandards der Werktätigen, der DDR kommt deutlich im Index des Reallohnes für vollbeschäftigte Arbeiter und Angestellte in den sozialistischen Betrieben zum Ausdruck, der sich wie folgt entwickelte:
       
        1950      33,1
        1955      69,8
        1960    100,0
        1968    118,0


      Die B. werden in dem Umfang zum Bedarf, wie sie durch Kauffonds fundiert sind. Für die komplexe Planung des Lebensstandards ist es notwendig, B.komplexe zu bilden, in denen die B. zusammengefaßt sind (einschließlich der Art und Weise der Befriedigung). Diese B.-komplexe sind: 1. Arbeit (Arbeitsbedingungen); 2. Ernährung; 3. Bekleidung; 4. Wohnung; 5. Körperpflege/Gesunderhaltung; 6. Bildung/Erziehung; 7. Kultur; 8. Verkehr; 9. physiologisch bedingte B."
          Anmerkung: Motiv, Wunsch, Wille haben keinen Eintrag.

    _
    Mühlbradt, Frank W. (2002) Wirtschafts Lexikon. Daten, Fakten und Zusammenhänge. 6. aA. Berlin: Cornelson. Scriptor, S. 46:
      "Bedürfnis ist das Empfinden eines Mangels, verbunden mit dem Bestreben, ihn zu beseitigenTbdKD. Alle haben das Bedürfnis, Brot zu kaufen, viele wollen ins Theater gehen, so mancher hat den Wunsch, einen flotten Sportwagen zu fahren. Oft aber reicht der Blick in die Brieftasche oder auf den Bankauszug, um ein Bedürfnis ins Reich der Träume zu verweisen.
      Mit dem Einkommen auszukommen, also gut zu wirtschaften, bedeutet, die Bedürfnisse nach der Notwendigkeit ihrer Befriedigung einzuteilen. Dass Existenzbedürfnisse dabei die erste Rolle spielen, versteht sich von selbst: Keiner kann leben, ohne zu essen. Ob dann Kultur- (Theaterbesuch, Bücher) oder Luxusbedürfnisse (Sportwagen, Kaviar) folgen, hängt von persönlichen Vorlieben ab. All diese Bedürfnisse sind individuell zu befriedigen. Der Einzelne kann ihnen nachkommen, sofern er das Geld dazu hat und die Güter sowie Leistungen angeboten werden. Daneben gibt es Bedürfnisse, die nicht der Einzelne, sondern nur die Gesellschaft als Ganzes befriedigen kann. Sie werden als Kollektivbedürfnisse bezeichnet. Der Wunsch nach einer funktionierenden Straßenbeleuchtung zählt z. B. ebenso dazu wie der nach einer intakten Umwelt.
          Aus den Bedürfnissen wird erst dann ein Bedarf, wenn es zu einer tatsächlichen Nachfrage kommt. Will jemand einen flotten Sportwagen fahren, ohne das nötige Geld zu haben, dann kann aus diesem Bedürfnis kein Bedarf entstehen."
    __
    Sellien, R. & Sellien, H.  (1972)  Dr. Gablers Wirtschaftslexikon. Neu bearbeitete Kurzausgabe des Originalwerkes in 6 Bänden. Unter Mitwirkung von führenden Fachleuten aus Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftspraxis. Frankfurt aM: Fischer, S. 196f:
     
      "Bedürfnis, das Gefühl eines Mangels mit dem Streben, ihn zu beseitigen (Hermann)TbdKD. Arten: 1. Wirtschaftliche und nichtwirtschaftliche Bedürfnisse, z. B. religiöse, künstlerische B. - 2. Individual- und Kollektivbedürfnisse. Die Kollektivbedürfnisse, wie z. B. das Bedürfnis nach Straßenbeleuchtung werden im allgemeinen von den öffentlichen Wirtschaften (Zwangsgemeinwirtschaften) befriedigt.-3. Existenz-, Kultur- und Luxusbedürfnisse, die untereinander nicht scharf zu trennen sind; von Bedeutung ist die höhere Elastizität der Luxusbedürfnisse und damit der >Nachfrage nach Luxusgegenständen gegenüber den Kulturbedürfnissen sowie der Kulturbedürfnisse gegenüber den Existenzbedürfnissen. - Die Theorie der B. wurde von der >Grenznutzenschule besonders ausgebaut allerdings ohne Berücksichtigung späterer Erkenntnisse der Psychologie. Ihre Forschungsergebnisse gingen ein in die Theorie des Verbrauchs und der Nachfrage.

      Bedürfnisbefriedigung, die Beseitigung eines Mangels (>Bedürfnis). Für den Fall, daß mehrere (teilbare) Bedürfnisse mit einem (teilbaren) Gut befriedigt werden können, gilt das >Gossensche Gesetz (subjektive Wertlehre).

      Bedürfnislohn, Bezeichnung für ein >Arbeitsentgelt, das nicht oder nicht allein nach der Leistung des Arbeiters für den Betrieb ausgerichtet ist, sondern darauf, welchen Geldbetrag der Arbeiter benötigt, um das Existenzminimum (>Living Wage) oder einen angemessenen Lebensstandard (Cultural Wage) finanzieren zu können. Die Berücksichtigung besonderer, das Existenzminimum bestimmender sozialer Verhältnisse (z. B. Kinderzahl) und die Bestrebungen, den Cultural Wage zu einem festen Bestandteil der Lohnbemessung zu machen, sind jüngeren Datums, z. B. Soziallohn des Bergbaus."

    _


    Wissenschaftlicher Apparat

    Literatur  > im Text.

    Links (Auswahl: beachte)

    • Heilmittel-Monographie: Wunsch und Wille. Heilmittel und Differentialdiagnose.
    • Die Motiv-Intensitätstheorie von Walter Toman. Kommentierter Reader.
    • Empirische Prüfung der Toman'schen Motiv-Intensitätstheorie am Beispiel Lebens- und Selbstzufriedenheit als Psychotherapieerfolgskontrolle.
    • Psychologische Wertlehre: Christian von Ehrenfels.
    • Wirtschaftliche Werte - Grundlagen und Systematik für eine vernünftige, gerechte, humane und stabile Weltwirtschaft.
    • H.H. Gossens allgemeines Bedürfnis- und Befriedigungsmodell (Grenznutzentheorie) 1854.
    • Quellenteste zur Geschichte der Ökonomie.
    • Österreichische Nationalökonomie: https://www.mises.at/.
    • Grundbedürfnisse: https://www.gluecksarchiv.de/inhalt/grundbedarf.htm




    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten Wirtschaftswissenschaft  > Eigener wissenschaftlicher Standort. > Weltanschaulicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    _

    Querverweise
    Standort: Bedürfnis in Wörterbüchern und Lexika der Wirtschaftswissenschaft
    *
    Haupt- und Verteilerseite Bedürfnis: Begriff, Modelle, Theorien, Modelle in der Wirtschaftswissenschaft.
    Haupt- und Verteilerseite Bedürfnis: Begriff, Modelle, Theorien, Modelle.
    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen.
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Bedürfnis: Begriffsanalyse, Sprachgebrauch, Modelle, Theorien in Wörterbüchern und Lexika der  Wirtschaftswissenschaft.  Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/Beduerfnis/BA_BedWirtLexika.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das direkte, zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen ist nicht gestattet, Links und Zitate sind natürlich willkommen. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.


    Ende_ Begriffsanalyse Bedürfnis Lexika Wirtschaftswissenschaft__Datenschutz_Rel. Aktuelles _Überblick_ Überblick Wissenschaft _ Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_ Mail: sekretariat@sgipt.org_

    korrigiert: irs 23.12.2019 Rechtschreibprüfunf, gelesen, Zitate kontrolliert

    _


    Aenderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    26.12.19  Duden.
    24.12.19  Erstmals ins Netz gestellt.
    17.12.19  Ausgelagert und als eigene Seite angelegt.
    07.12.19  Unter dem Eindruck von Felbers This is not Economy und Cuhels Lehre von den Bedürfnissen angelegt und mit den Ausarbeitungen begonnen.