Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=07.03.2023 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    _Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps' Grundtatsachen des Seelenlebens (1883)_Datenschutz_Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung ... , Bereich ..., und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps'
    Grundtatsachen des Seelenlebens (1883)

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Haupt- und Verteilerseite Erleben und Erlebnis bei Theodor Lipps.
    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem* Zusammenfassung Hauptseite *
    Begriffscontainer (Containerbegriff)  * Begriffsverschiebebahnhof

    Zum Geleit:
    _

    "... Nun müssen diejenigen, 
    welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, 
    etwas voneinander verstehen; 
    denn wie könnte denn,
    wenn dies nicht stattfindet,
    ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
    möglich sein? 
    Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
    und etwas, und zwar eins
    und nicht mehreres, bezeichnen;
    hat es mehrere Bedeutungen, 
    so muß man erklären, 
    in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..."

    Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5 Kap., S. 244 
    (Rowohlts Klassiker 1966)

    Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren  können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit  und  Evidenz). Begriffsbasis  Damit werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen sind keine Lösung, sondern eröffenen lediglich Begriffsverschiebebahnhöfe. Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangs- problem  praktisch-pragmatisch und andererseits das  Begriffsverschiebebahnhofsproblem  lösen.

    Editorial
    Das umfangreiche Werk zu Beginn der Blütezeit deutscher Psychologie weckt Hoffnungen und Erwartungen auf die Fundierung der für die Psychologie so grundlegenden Begriffe Erleben und Erlebnis.



    Zusammenfassung-Grundtatsachen-des-Seelenlebens-(1883)
    • 0.LTG Fundstellen: erleb 69, Erlebnis 14, Erleben 23, definition 1 (Apperzeption), definiert 0, definieren 0,
    • 1.LTG Erleben oder Erlebnis haben im Sachregister keinen Eintrag und keinen Abschnitt im Inhaltsverzeichnis..
    • 2.LTG Theodor Lipps definiert, erklärt, beschreibt oder erörtert die Begriffe erleben und Erlebnis in den Grundtatsachen nicht, auch nicht durch Fußnote, Anmerkung, Quer- oder Literaturverweise. Daraus schließe ich, dass Thodor Lipps 1883 die beiden Begriffe für allgemeinverständlich und nicht näher für erklärungsbedürftig hielt.
    • 3.LTG Das Werk ist ein Indiz dafür, wenn die grundlegenden Begriffe zu Beginn nicht geklärt werden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie dies auch im Folgenden nicht geschieht. Das belegt die vollständige Fundstellenanalyse.
    • 4.LTG Vorstellen und Bewusstsein sind wichtige Grundbegriffe in dem Werke, jedoch auch nicht ausdrücklich definiert, erklärt, eingeführt oder beschrieben, was im Kapitel III. nach dem Inhaltsverzeichnis und den Einträgen im Sachregister eigentlich hätte geschehen sollen. In LTG392 wird die Apperzeption als Eintritt in das Bewusstsein definiert.
    • 5.LTG Fazit: Lipps stellt keine Theorie und Begrifflichkeit zu Erleben und Erlebnis zur Verfügung. Das ist für Grundtatsachen des Seelenlebens mit über 700 Seiten Umfang ein schwaches Bild.

    •  




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       LT              G               z      Typ  Trenner         z

    Lesebeispiel

    Signierungssystem (Quelle)
     
    e <  Erleben      Differenzierung     > Erlebnis E
    e0
    wach, erlebnisfähig
    E0
    e1
    dabei, zugegen, Zeuge
    E1
    e2
    innere Wahrnehmung
    E2
    e3
    besonderes 
    E3
    er
    reines Erleben, Erlebnis
    Er
    epr
    praktisch reines Erleben, Erlebnis
    Epr
    es
    spezielles
    Es
    e?
    unklar
     E?
     eg
    sachlich, gegenständliches Erleben, Erlebnis
     Eg

    Anmerkung Carnap: hier ist EE für Elementarerlebnis vorgesehen, obwohl unklar ist, was ein Elementarerlebnis von einem Erlebnis unterscheidet.
     



    Grundtatsachen des Seelenlebens (1883) Kürzel LTG

    Zusammenfassung-Erleben-Grundtatsachen:
    0.LTG Fundstellen: erleb 69, Erlebnis 14, Erleben 23, definition 1 (Apperzeption), definiert 0, definieren 0,
    1.LTG Erleben oder Erlebnis haben im Sachregister keinen Eintrag und keinen Abschnitt im Inhaltsverzeichnis..
    2.LTG Theodor Lipps definiert, erklärt, beschreibt oder erörtert die Begriffe erleben und Erlebnis in den Grundtatsachen nicht, auch nicht durch Fußnote, Anmerkung, Quer- oder Literaturverweise (>Zum Geleit). Daraus schließe ich, dass Thodor Lipps 1883 die beiden Begriffe für allgemeinverständlich und nicht näher für erklärungsbedürftig hielt.
    3.LTG Das Werk ist ein Indiz dafür, wenn die grundlegenden Begriffe zu Beginn nicht geklärt werden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie dies auch im Folgenden nicht geschieht. Das belegt die vollständige Fundstellenanalyse.
    4.LTG Vorstellen und Bewusstsein sind wichtige Grundbegriffe in dem Werke, jedoch auch nicht ausdrücklich definiert, erklärt, eingeführt oder beschrieben, was im Kapitel III. nach dem Inhaltsverzeichnis und den Einträgen im Sachregister geschehen sollte. In LTG392 wird die Apperzeption als Eintritt in das Bewusstsein definiert.
    5.LTG Fazit: Lipps stellt keine Theorie und Begrifflichkeit zu Erleben und Erlebnis zur Verfügung.

        Sämtliche Fundstellen "erleb"
     

      LTG40 erste zwei Erwähnungen "Erlebnisse" ohne Begriffserklärung.
      LTG89 Erwähnung 3 und 4 (Tonerlebnisse) ohne Begriffserklärung.
      LTG92 5. Erwähnung "Erlebnis" ohne Begriffserklärung.
      LTG97 Erste Erwähnung "erlebten" ohne Begriffserklärung.
      LTG122.1: Erste Erwähnung von LTG122e2.1erleben ohne Begriffserklärung.
      LTG122.2: Zweite Erwähnung von LTG122e2.2erleben ohne Begriffserklärung.
      LTG148: Zweite Erwähnung von "erlebte" (Ende eines Traumes) ohne Begriffserklärung.
      LTG200: "Wir bezeichnen gemeinhin das Ganze, was wir LTG200e2.1erleben, wenn etwa
      der Zahnnerv misshandelt wird, zusammenfassend als Schmerzge-
      fühl. Wir tun dies, weil uns hier, wie in vielen andern Fällen ,
      das was wir objektiverweise empfinden und an der bestimmten
      Stelle unseres Körpers localisiren, mit dem Inhalt unseres subjek-
      tiven Empfindens, weil uns also das Unangenehme mit dem Ge-
      fühl der Unannehmlichkeit, das Schmerzhafte mit dem Schmerz
      gefühl, allgemeiner gesagt, der Grund mit der Folge unzertrenn-
      lich verbunden erscheint."
        RS-LTG200: Ohne Begriffserklärung.


      LTG234: "Alles nun, was in einer der Hinsichten einem Wahrgenom
      menen oder Erlebten ähnlich ist und irgendeinmal in uns lebendig
      war, kann durch dies Wahrgenommene oder Erlebte dazu gebracht
      werden, mitzuklingen und durch sein Mitklingen die Macht jenes
      zu verstärken."

        RS-LTG234: Ohne Begriffserklärung.
      LTG236: "Da das Leben und LTG236e2.1Erleben keines Menschen dem des andern
      gleicht, bei keinem ganz dieselben Inhalte jene Gegensätze, Be-
      ziehungen, Uebergänge, Arten des Rythmus erfüllen, so ist, was
      ein Tonwerk sagt, notwendig für jeden ein Anderes. ...
      Für andere kann dergleichen nur die Bedeutung eines
      Beispiels haben, wenn auch eines besonderen treffenden Beispiels
      für die Art von Gedanken oder Erlebnissen, die das Tonwerk
      seinem Charakter gemäss anklingen lassen kann und darum auch
      soll. "
        RS-LTG236: Ohne Begriffserklärung.
      LTG286: "Diese Relativität ist es aber nicht, die Wundt im Auge hat.
      Zunächst ist ihm das psychophysische Gesetz ,,nicht sowohl ein
      Empfindungs-, sondern ein Apperceptions-Gesetz", d. h. doch wohl
      ein Gesetz , das über Erlebnisse, die der seelischen Erregung
      auf dem Wege zum Bewusstsein begegnen, etwas aussagt. Ein
      doppelt starker Reiz, dies muss die Meinung sein, bringt eine doppelt
      starke seelische Erregung zuwege"
        RS-LTG286: Warum sollte man dieser direkten Proportionalitätsmeinung
        sein (Weber 1846, Fechner 1860)?
        Ohne Begriffserklärung.
      LTG288f: "... Lenkt ein
      fremder Gegenstand meine Aufmerksamkeit allmählig von einem
      lang andauernden Tone ab, so liegt darin zwar , wenn man will,
      eine Aenderung meines Bewusstseins von dem Ton , aber
      damit doch nicht zugleich eine Aenderung des Tons für mein
      Bewusstsein. Ich bin mir bewusst, etwas vollständig anderes [>289]
      zu LTG289e2.1erleben , als wenn ich das tatsächliche Schwächerwerden des
      Tones mit Aufmerksamkeit verfolgte."
        RS-LTG288: Ohne Begriffserklärung.


      LTG290: "Ich finde die Handhaben in den die verschiedenen einzelnen
      Farben begleitenden Gefühlen. Ich sage nichts neues , wenn ich
      daran erinnere, wie die Arten des Eindrucks, den Farben machen,
      mit den Farben zugleich sich stetig verändern, so dass den quali
      tativ benachbarten Farben ähnliche Arten des Eindrucks, den am
      meisten entgegengesetzten, also den complementären, die am meisten
      entgegengesetzten Arten des Eindrucks entsprechen. Der raschen
      und leichten Wirkung des lebhaften Gelb steht die kühle Ge
      messenheit des tiefen und dunkeln Indigblau deutlich entgegen.
      Gehen wir von Gelb über Grün nach Indigblau, so vermindert sich
      allmählig die Raschheit und Leichtigkeit , die Temperatur sinkt,
      ruhige Heiterkeit greift Platz , auch die Heiterkeit beginnt zu
      schwinden , die Wirkung wird langsamer und stetiger , zugleich
      momentan weniger intensiv, bis wir endlich bei dem durch das
      Indigblau bezeichneten Wendepunkt angelangt sind. Gehen wir
      andrerseits von Indigblau über Violett nach Gelb, so LTG290e2.1erleben wir
      eine Wandlung des Charakters, die der bezeichneten sichtlich ent
      gegensteht. Die langsame Bewegung wird kraftvoller, sie verliert
      zugleich von ihrer Langsamkeit , das feierliche Violett tritt dem .
      gemässigt heiteren Grüngelb, das stolze und prächtige Purpur dem
      ruhigen und doch der Wärme nicht entbehrenden Grün, das kraft
      voll erregende Rot dem ruhigeren und kühleren Blaugrün gegen
      über."

        RS-LTG290: Ohne Begriffserklärung.


      LTG331: Zwei mal erlebt, ohne Erklärung.
      LTG356: erlebt ohne Erklärung.
      LTG359: erlebten ohne Erklärung.
      LTG364: Erlebnis ohne Erklärung.
       

      LTG370: "...  Indem es diese mit dem eigenen
      Erlebniss verband, wurde ihm dieselbe zum Zeichen der Befriedigung.
      ...
      Zugleich mit dem Verständniss für die freundliche Miene
      entstand im Kinde das Verständniss für sonstige Mienen und Ge-
      berden. Es sah Stolz aus dem Auge solcher leuchten, die zu
      gleich in Worten oder Handlungen, deren Triebfeder das Kind
      aus eigenem LTG370e2.1Erleben verstehen gelernt hatte, stolze Empfindungen
      zu erkennen gaben. Es erfuhr am eigenen Körper, welche Be-
      wegungen das Gefühl der Leichtigkeit und Kraft und welche das
      der Gehemmtheit und Angestrengtheit ergeben und übertrug dies
      auf ähnliche Bewegungen anderer. Zugleich sah es ohne Vermitte-
      lung seines eigenen LTG370e2.2Erlebens, welche grössere oder geringere, also
      zur Erzeugung eines grösseren oder geringeren Gefühls des Wertes
      und der Bedeutsamkeit fähige Leistungen mit Bewegungen anderer
      sich verbanden. Schliesslich kannte es das ganze System mög-
      licher seelischer Regungen oder körperlicher Empfindungen und
      hatte zugleich gelernt, sie mit bestimmten Mienen, Geberden, Be
      wegungen zu verbinden."

        RS-LTG370: 3x Ohne Begriffserklärung.
      LTG374: "Noch eine Bemerkung schliesse ich an die Erwähnung der
      Architektur. Versetzen wir uns aus dem künstlerisch ausgeführten
      Raum in das einfache Zimmer, in dem wir gewöhnlich weilen, so
      machen wir nicht notwendig zugleich einen Uebergang von grösse-
      rem zu geringerem Interesse. Wohl aber LTG374e2.1erleben wir eine Ver-
      änderung des Interesses. In der Tat ist das Interesse an dem
      Wohnraum der Hauptsache nach ein psychologisch anders gear
      tetes. Zwar hört das Anthropomorphisiren auch dem Zimmer und
      den darin befindlichen Möbeln gegenüber nicht völlig auf. Dazu
      kommt aber die andere Art des Interesses, die durch keine Ana-
      logie zwischen uns und den Gegenständen vermittelt, vielmehr in
      direkter Association der Gleichzeitigkeit zwischen den Gegen-
      ständen und Beliebigem, was wir mit der Wahrnehmung derselben
      zugleich LTG374e2.2erlebten oder mit ihnen in Zusammenhang brachten, ihren
      Grund hat. Natürlich werden diese Associationen umso fester, je
      mehr sich Gelegenheit bietet, die Gegenstände unmittelbar in den
      Kreis unseres LTG374e2.3Erlebens hineinzuziehen, und das darauf beruhende
      Interesse wird zugleich ein umso höheres und eindringlicheres
      sein, von je bedeutsamerer Art die LTG374E2.1Erlebnisse sind, in die die
      Gegenstände sich verflochten haben. Die beiden hier unter
      schiedenen Arten des Interesses sind überhaupt die Arten des auf
      Erfahrungsassociation beruhenden Interesses."
        RS-LTG370: 4x Ohne Begriffserklärung.


      LTG381: erlebten
      LTG388: Erleben, Erlebten der Dichter
      LTG395: erlebe, Erleben
      LTG400: erlebe
      LTG438: erlebt, erleben
      LTG446: 2x erlebe, 2x erlebt
      LTG447: erlebtes Ich
      LTG448: erlebe, erleben
      LTG450: erlebt, 2x Erlebnis
      LTG454: erlebe
      LTG455: erlebe

      Für jeden durchführbarer Versuch
      Der folgende Beleg ist zusammenhängend dargestellt, weil er einen interssanten für jedermensch durchführbaren Versuch auf S. 506 enthält.

      LTG505: Von der grösseren und geringeren Bestimmtheit nun, die der
      räumlichen Auffassung direkt und indirekt gesehener Objekte auch
      dann eignet, wenn die Bilder an sich gleichartig, insbesondere
      gleich lichtstark und gleich wohl umgrenzt sind, meine ich, dass
      sie aus der grösseren und geringeren subjektiven Verschiedenheit
      der einfachen oder aus mehreren einfachen zusammengeflossenen
      Eindrücke, aus denen die Bilder des direkten und des indirekten
      Sehens sich zusammensetzen, wenigstens teilweise erklärt werden
      müsse. Inwiefern dies der Fall sein könne , dies wird deutlich ,
      wenn wir uns erinnern, worin das Auffassen, oder wie wir oben
      sagten, das Recognosciren, Constatiren, eigentlich bestehe. Wir
      können es auch bezeichnen als Einordnen oder Aneignen ; Einordnen
      nämlich in das System der sonstigen Gesichtsvorstellungen und
      damit in das System der Vorstellungen überhaupt. Dies Einordnen
      geschieht notwendig successive . Ich muss einen Teil nach dem
      andern an seiner Stelle festmachen, wenn mir schliesslich das
      Ganze zu einem bestimmten und deutlich Erkannten werden soll .
      Dies wiederum setzt voraus, dass ich mich auf einen Teil nach
      dem andern insonderheit beziehe, oder meine Aufmerksamkeit auf
      ihn richte. Ich beziehe mich auf ihn, dies heisst, es werden in
      mir Vorstellungsbeziehungen lebendig, die jetzt diesen, dann jenen
      Teil erfassen und für sich festhalten. Das Geschäft der Einord-
      nung kann zum Abschluss kommen, wenn es den Beziehungen ge-
      lingt, nacheinander alle Teile für sich festzuhalten und ihnen
      ihre Stelle anzuweisen. Eben dies nun vermag ich beim indirek-
      ten Sehen nicht. Vielmehr erlebe ich es, dass beständig ein Teil
      sich dem andern unterschiebt, die Aufmerksamkeit immer wieder
      von dem Punkte, dessen sie sich bemächtigen will, abgleitet und
      auf anderes übergeht. In Folge davon weiss ich keinen Moment, wo
      ich angelangt bin, und sehe mich schliesslich genötigt, das Geschäft
      aufzugeben. Einen sehr deutlichen Eindruck von diesem Sachverhalt
      bekomme ich schon, wenn ich mich mühe, etwa eine Anzahl klei-
      ner schwarzer Quadrate, die in deutlicher Entfernung von einander
      auf weissem Grunde liegen, im indirekten Sehen nur einfach zu [506]
      zählen. Keines der Quadrate fehlt in dem Gesammtbild, das ich
      habe, keines fliesst auch mit dem andern zusammen, wie dies der
      Fall sein würde, wenn ich sie aus weiter Entfernung direkt be
      trachtete und doch habe ich mit dem Zählen kein Glück, weil die
      Aufmerksamkeit an dem, worauf ich sie richte, nicht haftet und
      ich darum nie weiss, wo ich mit dem Zählversuch angelangt bin.

        RS-LTG505: Ohne Begriffserklärung.


      LTG548: Erleben Fremde.
      LTG563 2x erleben zu einem optischen Versuch
      LTG564 jetzt erlebe
      LTG574: "... Was sonst nur ein Druck wäre, den ich erlebe, wird zur objektiven Härte, Glätte, Rauhigkeit u. dgl."
      LTG576: "... indem ich die Lagegefühle erlebe...."
      LTG580: "  .... Das einzige, was die Seele ausser den Eindrücken selbst erlebt, ist
      deren gleichzeitiges Zusammentreffen . ..."
      LTG591: " .... Es verhält sich in der
      Hinsicht mit der Einheit, wie mit der Wirklichkeit, Notwendigkeit,
      Causalität, die wir auch nicht in den Dingen finden, sondern in
      uns als Weisen unseres denkenden Verhaltens zu Objekten erleben. .."
      LTG630: ""Dass dem so ist, erleben wir oft genug. ..."
      LTG640: "Von dem, was in andern sich vollzieht,
      wissen wir ja nur, sofern wir es in uns nacherleben. Das fremde
      Leben, von dem wir wissen, ist also, sofern es zum Inhalte hat,
      was auch in uns zu freiem und kräftigen Ablauf strebt, sofern es
      andrerseits nicht zu unserem Leben in erfahrungsgemässen Gegen-
      satz tritt, unser eigenes Leben und Erhöhung unseres eigenes Le-
      bens. "
      LTG652: " ... Aller Wahrscheinlichkeit nach erleben wir es"
      LTG655: "... des ehemals Erlebten.  ..."
      LTG656: "... des ehemals Erlebten völlig sicher   ...
      LTG672; "... das störende Erlebnis ..."
      LTG684.1-2: "... in unserem Nacherleben ...", "auch in unserem Nacherleben ..."
      LTG700: " ... Das sittliche Verhalten zu andern beruht psychologisch auf dem Nacherleben der fremden Persönlichkeit."

      Ende der Fundstellen "erleb".  Es folgen noch zwei Seiten und das Sachregister.
       

      Anmerkung: Definition Apperzeption
      LTG392: "In der Tat wollen wir die Apperception in diesem Sinne
      nehmen. Mit der Definition der Apperception als Eintritt in den
      Blickpunkt des Bewusstseins brauchen wir darum doch nicht
      ganz zu brechen. Es muss uns nur erlaubt sein, an die Stelle des
      Blickpunktes des Bewusstseins den Blickpunkt des seelischen Le-
      bens überhaupt zu setzen"
       




    Literatur (Auswahl) > Hauptseite Theodor Lipps



    Links(Auswahl: beachte)
    Ästhetik 2 https://ia800900.us.archive.org/7/items/sthetikpsycholo02lippgoog/sthetikpsycholo02lippgoog.pdf



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___


    Querverweise
    Standort: Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps' Grundtatsachen des Seelenlebens (1883)..
    *
    Haupt- und Verteilerseite Erleben und Erlebnis bei Theodor Lipps.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps' Grundtatsachen des Seelenlebens (1883). IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/LippsTheo.htm

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    22.02.2023    Als eigene Seite angelegt.
    00.00.2023    Angelegt, erfasst, markiert, ausgewertet.

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