Psychologische Grundlagen des Polizeilichen Opferschutzes
Luxus oder Notwendigkeit?
Im polizeilichen Dienst begegnen Sie
beinahe täglich Personen, die Opfer einer Straftat oder eines Verkehrsunfalls
geworden sind, oder die sich in einer bedrohlichen Lebenssituation um Hilfe
an Sie wenden. Was Sie konkret für diese Menschen tun können,
gibt Ihnen der polizeiliche Doppelauftrag der Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung
vor.
Neben diesem Doppelauftrag gibt es
noch die Restitutionspflicht, der die staatlichen Institutionen und ihre
Beamte unterstehen. Nachdem die Bürger auf eigene Gewaltausübung
verzichteten und diese dem Staat anvertrauten, übergaben sie ihm mit
dieser Monopolstellung auch den Auftrag der Wiederherstellung - der Restitution.
Die staatlichen Organe haben sich im Gegenzug für die Überlassung
der Gewaltausübung den Bürgern gegenüber im Sozialkontrakt
verpflichtet, sie zu schützen und, falls dies nicht gelingt, die Betroffenen
soweit als möglich wieder in den Zustand vor dem Tatgeschehen zu versetzen.
Während den Staatsorganen die
Gewaltausübung recht gut gelungen ist, bleibt an der Erfüllung
des Restitutionsauftrages noch Einiges zu optimieren.
Die Frage. ob polizeilicher Opferschutz
eine Zusatzaufgabe ist, beantwortet sich so aus sich selbst heraus. Bei
der Ausübung Ihrer Pflichten ist Ihnen sicher schon bewusst geworden,
dass dies nur gelingt, wenn Sie die Opfer nicht nur als Objekte zur Erreichung
Ihrer Ziele ansehen. Sie nur als verfügbare Zeugen oder Spurenträger
zu behandeln, reicht nicht hin. Den größten Erfolg erreichen
Sie für alle Beteiligten, wenn sie die Opfer als Subjekte mit eigenen
Bedürfnissen und Erwartungen wahrnehmen und achten. Das bringt
verlorenes Vertrauen zurück und erhöht so die Bereitschaft der
Opfer, mit Ihnen zusammen zu arbeiten.
Wenn Ihnen diese Einstellung wichtig
ist, werden Sie mehr über die psychische Verfassung von Opfern nach
Straftaten bzw. nach Verkehrsunfällen wissen wollen:
Die alltägliche berufliche Erfahrung zeigt
, dass - bei aller beabsichtigten Orientierung an den Bedürfnissen
der Opfer - einem schonungsvollen und hilfreichen Umgang mit Opfern häufig
berufliche Zwänge entgegenstehen, z.B. Arbeitsfülle und Zeitdruck.
Berufliche Routine kann eine anfängliche
Opferorientierung schnell wieder verdrängen. In der Folge wird es
Ihnen dann schwer fallen, die weiteren Reaktionen der Opfer verstehen zu
können.
Was durch unsachgemäßes polizeiliches Vorgehen
aber an nachträglichen Verletzungen der Opfer verursacht wird, bleibt
Ihnen möglicherweise verborgen. Es zeigt sich aber indirekt in für
Sie schwer verständlichen Verhaltensreaktionen bis hin zum Zusammenbruch
ihrer Kooperationsfähigkeit.
Darum muss offen von den Möglichkeiten
einer erneuten Verletzung der Opfer (sekundäre Viktimisierung) im
Rahmen des Strafverfolgungsprozesses gesprochen werden. Das unterstützt
Ihr Anliegen, einen schädigungsfreien Umgang mit den Opfern trotz
aller beruflichen Zwänge und Routine aufrecht erhalten zu können.
In den folgenden Ausführungen bekommen Sie einen
Einblick in die psychologischen Grundlagen der Opfersituation.
Zunächst wird der Begriff des
psychischen Traumas erläutert, um danach die Folgen der Traumatisierung
verständlich zu machen. Auf dieser Grundlage schließen sich
allgemeine Hinweise für den Umgang mit Opfern an, die in konkrete
Handlungsempfehlungen bei der polizeilichen Aufgabenerfüllung münden.
Schließlich finden Sie noch einige Vorschläge zur Selbstfürsorge,
die Ihnen helfen können, bei der nicht einfachen Aufgabe eines hilfreichen
Umgangs mit traumatisierten Opfern sich selbst vor dauerhaften Belastungen
zu schützen. Den Abschluss bildet eine Reihe von Adressen, die Opferschutz
und Opferhilfe praktizieren.
Wir haben im Text die weibliche Anredeform gewählt,
mit der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte ansprechen.
Der Begriff ist, wie viele andere auch, der griechischen
Sprache entlehnt. Die alten Griechen waren eine Seefahrermacht und die
Grundlagen ihrer Kulturvermittlung, die Schiffe, waren gefährdet.
Stürme , Strömungen und Klippen, mit denen sie zu kämpfen
hatten, schlugen ihren Schiffen oft existentiell bedrohliche Wunden: die
Traumata , die ganze Mannschaften gefährdeten. Deshalb übernahm
zunächst die Medizin den Begriff Trauma
zur Beschreibung von körperlichen Wunden. Von dort
aus gelangte die Bezeichnung als Diagnose auch in die Psychologie. Im heutigen
Verständnis wird ein Trauma immer durch ein Ereignis ausgelöst,
das die Psyche angreift und die persönliche Integrität bedroht.
Die dabei ausgelösten neurochemischen Prozesse sind so massiv, dass
sonst gewohnte Reaktionen auf geistig -körperlicher Ebene nicht möglich
sind. So kommt es z. B. in Extremstresssituationen, in denen Flucht
oder Kampf nicht möglich sind - ähnlich wie bei anderen Säugetieren
- zur Schreckstarre , die ,,vernünftige" Reaktionen verhindert. Dies
kann so nachhaltig wirken, dass es die Biographie des/der Betroffenen auf
Dauer massiv beeinflusst.
Wenn nicht schnell und effektiv interveniert wird, kann
eine Persönlichkeitsveränderung oder eine somatische Krankheit
die Folge sein. Dann wird beispielsweise von einer ,,Posttraumatischen
Belastungsreaktion oder Belastungsstörung" gesprochen.
Das Geschehen eines Traumaablaufes wird auf der folgenden
Grafik visuell erfahrbar gemacht.
Wie sie dem Schema entnehmen können, gibt es Abläufe,
die für jeden Menschen in einer Traumasituation gleich erfahrbar sind
(normal), und andere, die unter bestimmten Bedingungen zu krankmachenden
(pathologischen) Verläufen führen. Einen Teil der Gestaltungsmöglichkeiten
haben Sie in der Hand. Ein Opfer erinnert sich immer - wie eingebrannt
- an den ersten Kontakt und an die Person nach dem Trauma.
F.K. Schattauer Verlagsgesellschaft mbH (1997)
Nach der American Psychiatric Association wird Trauma
definiert als:
"...ein psychischen Streß auslösendes Ereignis
außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung".
Es ist davon auszugehen, dass derartige Ereignisse die
Möglichkeiten sonst bewährter Bewältigungsstrategien übersteigen.
Ein traumatisches Ereignis ruft große Angst, Hilflosigkeit und Entsetzen
hervor. Nicht nur ein einmaliges belastendes Ereignis kann zu Traumatisierung
führen, sondern auch Dauerbelastungen durch Stressoren z. B. ständige
Überbelastung ohne Ausgleichsmöglichkeit, dauernde Schikane und
Schicksalsschläge.
Auch wenn Menschen in Berufen als Katastrophenhelfer,
Polizisten, Feuerwehrleute, Soldaten, Ärzte etc arbeiten, sind die
Erfahrungen, die sie dort sammeln nicht die ,,üblichen menschlichen
Erfahrungen". Hier häufen sich kumulativ die Stressereignisse, die
Traumatisierungen, auch wenn sie als solche subjektiv nicht mehr wahrgenommen
werden.
Nicht von ungefähr ist das Risiko dieser Berufsgruppen,
an typischen Stresserkrankungen zu leiden und vorzeitig zu sterben, höher
als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Für Sie als Außenstehende
ist es manchmal nicht nachvollziehbar, warum Opfer von Diebstahl oder Wohnungseinbrüchen
so aufgeregt oder kaum konzentrationsfähig sind. Das können typische
Traumareaktionen sein, die Sie nach den relativ ,,harmlosen" Schädigungen
so nicht vermuten. Sie als Polizeibeamtinnen wissen nicht, ob die geschädigte
Person kurz zuvor einen anderen Schicksalsschlag erlitten hat und jetzt
von Neuem
traumatisiert wurde.
Ein Trauma ereignet sich, soweit bis
heute erforscht, immer in ganz bestimmten Abläufen, die als Traumaschema
dargestellt werden können.
Ein Stressor löst dabei physiologisch Stressreaktionen
aus, ist für sich genommen jedoch als kurzdauerndes Einzelereignis
gut zu verarbeiten.
Ein belastendendes Ereignis ist ein Lebens veränderndes
Ereignis, wie der Tod eines nahen Angehörigen, ein Umzug, eine Beförderung,
eine Heirat.
Auch wenn es schwer verständlich ist, auch
angenehme Veränderungen sind für den Organismus belastend, da
er Anpassungsleistungen vollbringen muss. Abwehr sei Dank, merken
wir davon jedoch nichts.
Der Begriff Trauma wurde bereits beschrieben.
2.Traumafolgen
Bei einer Posttraumatischen Stressbelastung ( PTSB) zeigen sich in der Regel drei Symptomgruppen:
1. sich aufdrängendes Wiedererinnern an das traumatische
Ereignis
2. erhöhte Erregbarkeit
3. Abstumpfung, Rückzug, Vermeidung
Nach einer Traumatisierung treten einzelne
Symptome oder Symptomgruppen auf, die vorübergehend sein können.
Unter ungünstigen Bedingungen, zu denen auch Maßnahmen von Strafverfolgungsbehörden
gehören, chronifizieren diese Symptome von einer Posttraumatischen
Belastungsreaktion zu einer PTSB. Wenn Traumatisierungen unbehandelt bleiben,
können Krankheitsbilder aus allen nur vorstellbaren Bereichen
entstehen. Diese Traumareaktionen betreffen alle
Bereiche des Menschseins: die Gedanken-, Gefühls-, und Verhaltensebene.
Für Sie als Kontaktpersonen ist
es wichtig zu wissen, dass diese Erlebnisweisen die Folgen der komplexen
Stressreaktionen sind, die nach einem ,,neurochemischen Programm" ablaufen.
An Stressreaktionen sind sowohl die neurale, die neurendokrine
und die endokrine Achse beteiligt.
Die neurale Achse wirkt durch das Zusammenspiel des autonomen
Nervensystems, das aus Sympathikus und Parasympathikus besteht und dem
neuromuskulären System. Die zweite Stressachse ergibt sich aus dem
Zusammenspiel des sympathischen Systems mit dem Nebennierenmark. Bei Stimulation
wird Epinephrin (Adrenalin)und Norepinephrin (Noradrenalin) ausgeschüttet.
Diese Hormone sind für fight - flight -Reaktionen
verantwortlich, die, wenn sie unterbunden werden, zu
traumatischem Stress führen. Die dritte Achse besteht aus vorderer
Hypophyse und der Nebennierenrinde( zuständig für Cortison, Aldosteron).
Außerdem verändern sich unter Stress der Östrogen -, Testosteron
- und Progesteronspiegel. Dieses hormonelle Zusammenspiel wirkt sich auf
das Immunsystem und wahrscheinlich auch auf die Lernfähigkeit
unter Stress und das Empfinden aus. Die Forschung findet ständig neue
und erweiterte Zusammenhänge. Dieses ,,Stressprogramm" läuft
nach Traumatisierungen im Sinn einer genetisch gespeicherten Überlebensreaktion
automatisch ab und kann willentlich nicht einfach beendet werden. Es ist
wenig sinnvoll, sondern eher schädlich, Betroffene aufzufordern, sich
zu beruhigen, Alles nicht so tragisch zu nehmen oder sich endlich
auf die Befragung zu konzentrieren.
Dazu sind Traumatisierte nicht in der Lage. Jedes erzwungene
Wollen in diese Richtung löst eine neue Traumatisierung aus, ist
bei Gewaltopfern genaugenommen Täterverhalten.
Kontaktpersonen haben die Möglichkeit durch "Erste
Psychologische Hilfe" das allmähliche "Herunterfahren" des "Stressprogrammes"
zu unterstützen.
Bei der wichtigen ersten Hilfsmaßnahme
für Opfer von Straftaten, kommt es darauf an, die Traumatisierten
im Außen (kein Täterkontakt mehr) und im Innen (ich kann mich
jetzt schützen) zu sichern. Die Arbeit mit traumatisierten Menschen
ist wie die Arbeit in einem Minenfeld, und die sollte nur mit optimaler
Sicherung erfolgen. Früher glaubte man, "drüber Reden" im Sinne
einer Katharsis (reinen Tisch machen) könnte hilfreich
sein. Heute wissen wir, dass dies für die ersten
Wochen bis maximal sechs Monate nach dem belastenden Ereignis auch
zutrifft.
Im späteren Verlauf gelten andere Regeln, die ebenfalls
biologischen und neurochemischen Grundlagen haben.
Traumatisierungen werden dadurch ausgelöst, dass
das traumatisierende Ereignis die bisher bewährten Bewältigungsstrategien
übersteigt. Deshalb setzt nach dem traumatisierenden Erlebnis im Gehirn
ein nachholender Bewältigungsprozess ein, der mehr oder weniger gelingen
kann.
Zum Gelingen kann das ,,sich von der Seele Reden" aller
Gedanken, Gefühle und Empfindungen, die mit dem Erlebnis verknüpft
sind, beitragen.
Was bewirkt das Reden?
Durch dieses unmittelbare ,,von der Seele Reden" nach
Einwirken des Stressors wird die Verbindung zwischen Broca - Region( Sprachzentrum)
und Frontalcortex (Sitz der vernunftmäßigen Aktivitäten)
aktiviert und eine Verspeicherung im Hippocampus (Teil des Gedächtnisses)
ermöglicht.
Das Ereignis wird zu einer - wenn manchmal auch
schrecklichen - Erinnerung.
Das heißt, dass der Betroffene zunehmend bewährte
Strategien mit dem Unbewältigten verknüpfen , in sein geistiges
und motorisches Orientierungssystem einordnen und zunehmend im Gedächtnis
abspeichern kann. Um nach einem traumatischen Ereignis wieder "mit
dem Leben zurecht zu kommen", muss das Bedrohungserleben in Worte gefasst
werden können, die Sprachlosigkeit muss überwunden werden, um
die unter der Stresseinwirkung erfolgte Blockade des Frontalkortex und
der Broca - Region aufzuheben und eine Verspeicherung im Hippocampus möglich
zu machen.
Liegt das Ereignis jedoch länger zurück und
konnte der Speicherprozess in den Hippocampus nicht erfolgen, entsteht
eine Chronifizierung der Stressreaktion. Daraus bildet sich eine traumatische
Belastungsstörung aus ( PTSB ). In einem solchen Fall wird jedes "triggernde"
(anstoßende) Ereignis als Extrembedrohung wahrgenommen.
Diese bedarf einer anderen Vorgehensweise , weil jedes
,,Erinnern" an ein Trauma hierbei kein Erinnern, sondern eine Retraumatisierung,
also ein erneutes Erleben der gleichen traumatisierenden Situation ist.
Es besteht dann, wie beim ursprünglich erlebten Ereignis, keine Verbindung
zur Broca-Region und die Aktivität im Frontalcortex ist "heruntergefahren".
Flucht oder Angriff, auch im Sinne einer gesunden Abgrenzung oder Verweigerung
sind nicht möglich. Als Beobachter kann Übererregung oder Lähmung
sichtbar werden, aber auch tranceähnliche Zustände, als sei der
andere "weggetreten". Teile des limbischen Systems (Steuereinheit für
Affekte wie Wut, Trauer, Freude etc. und Sitz des Assoziationsgedächtnisses),
in denen das Trauma sozusagen "eingefroren" war, sind aktiv. Auch ein Nucleus
(Kern), eine Art "Zeitgeber der Gegenwart", der meldet, dass das Ereignis
jetzt in diesem Moment stattfindet, arbeitet bei sonst beinahe "betäubtem"
Gehirn.
Es kommt zu einer Retraumatisierung
des Patienten, die eine Verschärfung der Symptomatik nach sich zieht.
"Trigger", also Anstoß für
eine solche Retraumatisierung, kann alles sein:
Z. B. reden über das Ereignis ohne ausreichende
Sicherung, das heißt, ohne dass das Opfer gelernt hat sich zu schützen
und zu trösten. Häufig sind es Geräusche wie das Ticken
von Uhren, Atem, das Kreischen von Bremsen, Geräusche berstenden
Bleches, Sirenen, Schritte oder das Knarren, das beim Öffnen
einer Tür entsteht, wenn sonst alles still ist. Bei Gewaltopfern können
es Berührungen oder Stimmen sein.
Aus dem z. Z. aktuellen Wissen um die neurochemischen Prozesse und die daraus resultierenden Reaktionsweisen ergeben sich für den polizeilichen Umgang mit den Opfern nach Straftaten wichtige Verhaltensgrundsätze, deren Nichtbeachtung zusätzliche Schädigungen auslösen.
.Umgang mit Traumatisierten
Als Polizeibeamtin sind Sie für das Opfer nach einer
traumatisierenden Ereignis oft die erste Kontaktperson, von
der sich das Opfer Hilfe erwartet.
Diese Erwartungen decken sich nicht unbedingt mit Ihren
Ermittlungsabsichten. Seltener ist es der Einsatz in Bereichen von Großkatastrophen,
bei denen Traumatisierungen als natürliche Folge erwartet werden und
direkt nachvollziehbar sind , die zu unmittelbaren, durch Abwehrverhalten
und anders gelagerten Absichten gesteuerten Fehlreaktionen führen.
In den meisten Alltagsfällen geht es um Diebstahl, Raub, Wohnungseinbruch,
Gewalt und Unfälle - also um polizeiliche Routineangelegenheiten.
Routine impliziert ein sich immer wiederholendes gleiches
Schema im Handlungsablauf. Dies ist notwendig und hilfreich, um Arbeitsabläufe
zu vereinfachen. Diese Vereinfachung wird im Umgang mit Traumatisierten
zum Hindernis, wenn die Belange des Opfers nicht mehr bewusst wahrgenommen
werden können, weil allein forensisches Interesse die Ermittlungsarbeit
bestimmt.
Inzwischen sprechen sowohl praktische Erfahrungen, als
auch wissenschaftliche Untersuchungen aus der Therapie dafür, dass
sorgsames, opferorientiertes Vorgehen eher zu gerichtsverwertbaren Ermittlungsergebnissen
führt.
Opferorientierung heißt zu wissen
und zu erkennen, dass der Mensch sich hilflos, ohnmächtig und
verletzbar fühlt. Er ist zutiefst erschüttert und erschreckt
durch das erlittene Trauma. Diese Erschütterung kann so tiefgreifend
sein, dass sie nicht unmittelbar zu erkennen ist z. B im Sinne einer Schockreaktion.
Hat das Opfer ein Trauma er- und überlebt, können sich - für
den Außenstehenden nicht immer nachvollziehbare - Gefühlsreaktionen
zeigen.
Opfer brauchen Raum - zeitlich und örtlich-, um
ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und ihre Geschichte loszuwerden.
Dies wird oft durch biologischen Druck ausgelöst, der sinnvoll ist,
um einer dauerhaften Traumatisierung entgegenzuwirken. Unbedingt notwendig
ist in der Kontaktaufnahme die Gestaltung des Rahmens (setting) in Richtung
auf Sicherheit, Schutz und Vermittlung von Geborgenheit für das Opfer.
Wie kann das erreicht werden?
Unabhängig vom Einsatzort ist es wichtig dass Sie
als guter Zuhörer zur Verfügung stehen.
Ein guter Zuhörer zeichnet sich dadurch aus, dass
er nicht wertet, dass er die Gefühle und Geschichten akzeptiert und
sich entwickeln lässt, dass er eigenartige und scheinbar unpassende
emotionale Reaktionen wie Lachen oder Wutausbrüche angemessen auffängt,
dass er Handlungs- oder Verbalstereotypen (z.B.: "Ich kann es nicht fassen,
ich kann es nicht fassen...") begleiten und auflösen kann.
Es gibt allerdings Hindernisse,
die jedem von uns zu eigen sind, diese Erkenntnisse im Sinne der Betroffenen
umzusetzen. Jeder Mensch wehrt mögliche Gefahren ab. Dies dient der
Überlebenssicherheit, die wir alle benötigen, um ,,normal" am
sozialen Leben teilzunehmen.
Jeder Mensch in Europa (van Dijk 1990) wird im Schnitt
einmal im Leben Opfer einer Gewalttat.
Wenn wir trotz dieser Tatsache keinen Verfolgungsideen
entwickeln wollen, die Kontakte zu anderen Menschen unmöglich machen,
müssen wir Techniken entwickeln, die diese Tatsachen ausblenden helfen.
Solche Techniken werden in der Psychologie Abwehrmechanismen
genannt. Ohne gut funktionierende Abwehr wären wir nicht überlebensfähig.
Allerdings gibt es Bereiche, in denen diese Abwehr uns
hindert, die Realität so wahrzunehmen, wie sie wirklich ist. Jeder
Abwehrmechanismus führt zu realitätsverzerrenden Stereotypen.
Diese entstehen durch die Ausformungen subjektiver Überzeugungen,
die meist irrational sind , sich jedoch jeder Überzeugung entziehen.
Sonst würden sie als Abwehr von eigenen Ängsten nicht funktionieren.
Dazu gibt es Meinungen wie:
Das kann nur dort (in dem Viertel, in dem Land) passieren,
das war der Zeitpunkt, der kurze Rock, das Alter, die Jugend, die fehlende
Geistesgegenwart, die Empfindlichkeit des Opfers usw.
Die am meisten verletzende Variante ist, dem Opfer die
Schuld zuzuschreiben.
In Befragungen von 16 Opfern, die ich unsystematisch
nach Akuttraumatisierung (vier Überfälle in verschiedenen
Banken) befragt hatte, wurde von allen Beteiligten übereinstimmend
geäußert, dass schlimmer als die Überfälle selber,
die Behandlung durch die Beamten gewesen sei. Nach den Vernehmungen hätten
die Bankangestellten den Eindruck gehabt, sie seien die Täter und
trügen die Schuld am Tathergang. Sie erlebten sich stigmatisiert,
mit Misstrauen behandelt (,,als ob ich der Täter wäre"), als
müssten sie sich schuldig fühlen. Diese empirischen Ergebnisse
decken sich mit den wissenschaftlichen Erhebungen von Prof. Dr. Fischer,
die im Auftrag des Sozialministeriums in NRW durchgeführt wurden.
Die schon
angesprochene Routine kann auch zu unangemessenem Verhalten
gegenüber Opfern führen, indem ihr Opfer-geworden-Sein nicht
angemessen gewürdigt werden kann. Die Bearbeitung der meisten Gewaltdelikte
ist polizeiliches Alltagsgeschäft.
4. Erwartungen der Opfer: "Schutz und Hilfe"
. Erwartungen der Opfer: "Schutz und Hilfe"
In weiteren Untersuchungen in NRW durch Prof. Fischer
et al. und Opferbefragungen, sowohl im wissenschaftlichen Rahmen als auch
empirische Ergebnisse aus der Praxis, zeigen für das Erleben
der meisten Opfer heute noch ein eher erschreckendes Bild.
Meine Erfahrungen mit Opfern sind, dass sie sich
fühlen, als seien sie die Täter, nicht ernst genommen, in ihrer
Not nicht wahrgenommen. Sie erleben, dass der Täter wichtiger ist,
als sie selber. Sie fühlen sich bedrängt, lächerlich gemacht,
verletzt, nicht geschützt oder versorgt.
Opfer schwerer Gewaltverbrechen fühlen sich oft
erneut bedroht, Todesängsten ausgesetzt, verunsichert oder verfolgt.
Fallvignette:
An einem 10 jährigen Jungen wurde auf einem Autobahnrastplatz
im Schlaf ein Tötungsversuch durch den Vater unternommen. Der Junge
erlitt einen Messerstich direkt ins Herz. Vom Schmerz und einem ungeheuren
Hitzegefühl wurde er wach. Der Vater war aufgrund eines psychotischen
Schubs nach der Tat nicht weiter handlungsfähig. Der Junge,
mit offener Brust, das Gluckern und Rauschen des wegfließenden Blutes
wahrnehmend, in Todesangst, musste den Vater anleiten zu tun was getan
werden musste: den Notarzt, die Polizei rufen. Mehr als endlose 15 Minuten
vergingen. Die Hitze, wie Verbrennen, die der Kleine erlebte, die Einsamkeit
des Sterbens, die Angst - mit all dem war er allein gelassen .
Auch als die Polizei kam, kümmerte die sich
erst um den Vater. Die Notärzte rangen um das physische Leben- Stunden-
, auch in der Klinik. Für die Ängste, die Panik des Opfers war
niemand da. Die hörten erst auf, nachdem er nach Stunden betäubt
ins Koma fiel. Dass er überlebte war ein Wunder. Dieser Junge ist
sehr schnell in Therapie gekommen, was nicht immer der Fall ist, und hatte
das Glück eine Traumatherapeutin zu bekommen. Das Schlimmste für
ihn war die lange Zeit der Angst, in der niemand für ihn da war, der
getröstet hätte.
Oft erleben Betroffene die ersten Kontaktpersonen
wie weitere Täter und mit dem eigentlichen Täter solidarisch.
Dabei sind Sie möglicherweise die Erste am Ort des Geschehens und
verhalten sich entweder schützend und helfen einem Menschen in großer
Not. Dann kann dieser den Glauben behalten, dass die Gewalttat eine Ausnahme
war. Oder die Betroffene macht durch Sie die Erfahrung, dass die Welt so
furchtbar ist, wie sie es soeben erfahren hat.
Opfer erwarten Sicherheit, Schutz,
Geborgenheit. Opfer benötigen das so, wie Säuglinge diesen Schutz
benötigen, um überhaupt ins Leben kommen zu können.
Opfer erwarten, dass ihnen die Menschen aus dieser Welt so begegnen, dass
sie den völlig erschütterten Glauben an irgend etwas Humanes
im Menschen wiedererlangen.
Nach einem Trauma sind, auch wenn
es nicht so aussieht, alle Sinne auf eine besondere Art geschärft,
und Sie werden mit Ihrem Tun und Lassen genauso eingegraben sein, wie das
Trauma selbst.
Haben Sie neben der Strafverfolgung
auch die Restitution als Ihre Dienstaufgabe akzeptiert, folgt daraus die
Konsequenz, Opfer von Gewalt systematisch zu betreuen und informieren.
Inzwischen wissen Sie, dass das Traumageschehen höchst
komplex ist und mehr erfordert als kurze und wohlgemeinte Hilfestellungen
nach "gesundem Menschenverstand" oder "aus dem Bauch heraus".
Welche Kompetenzen brauchen Sie in
Ihrem Dienstalltag, um den natürlichen Heilungsprozess des Opfers
unterstützen zu können und Ihrer weiteren Aufgabe der Strafverfolgung
gerecht werden zu können? Sie müssen informiert sein über
Verwaltungsabläufe und den Gestaltungsraum, der dem Opfer bleibt und
Sie müssen den Ablaufprozess eines Traumageschehens und seine möglichen
chronischen Verläufe kennen.
Sie werden dabei unterstützt
von der zunehmenden Zahl kompetenter Psychotraumatologen (Psychotherapeuten
und Ärzte) , Beratungsstellen, Versorgungsämtern und zunehmend
durch Opferbeauftragte und Mitarbeiterschulung.
Sie kommen zunehmend in die Lage,
die Irritationen der von Traumatisierung Betroffenen zu erkennen
. Sie sind auch zunehmend befähigt, die Opfer bei der ersten Verarbeitung
der traumatischen Erfahrung zu begleiten und ihnen zu helfen, die für
sie selber als fremdartig empfundenen Reaktionen während des Ereignisses
als natürlichen Überlebensprozess unter Stress annehmen zu können.
Sie können ihnen vermitteln, dass die dem Opfer oft selbst als ,,verrückt"
erscheinende Reaktionen verständlich sind unter dem Einfluss einer
ungewöhnlichen Extremsituation.
Sie wissen, dass eine traumatische
Erfahrung es unmöglich macht, das Geschehen adäquat auf der
Handlungsebene, in der Wahrnehmung zu verarbeiten.
Sie wissen auch, dass Ihr eigenes
Selbst sich gegen das Grauen und die Erschütterung, das der unmittelbare
Umgang mit Gewaltopfern auslöst, versucht durch Abwehrmechanismen
zu schützen. Diese helfen einsatzfähig zu bleiben, verstellen
aber auch den Blick für die Besonderheit der aktuellen Belastungssituation
des Opfers.
Fallvignette:
Manchmal wird diese Abwehrhaltung durchlässig. Eine Polizistin beschreibt in einem Opferschutzseminar ihre eigenen Erlebnisse nach einem Einbruch in ihre Wohnung. Durch ihre Schilderung erlebten die anderen Seminarteilnehmer dichter als bei den ihnen sonst unbekannten Opfern, was es bedeuten kann, sich im eigenen Haus nicht mehr sicher zu fühlen und welche Konsequenzen auch für einen wehrhaften, widerstandsfähigen und kompetenten Menschen eine solches Erlebnis hat.
Sie wissen zu unterscheiden zwischen hilfreicher Routine
im Sinn von Kompetenz, die den Kopf freihält und den Blick weit macht,
und der Routine, die abstumpfender Gewohnheit gleichkommt.
Sie haben den Perspektivenwechsel von der eigenen Abwehr
hin zur konkreten Opfersituation vollzogen. Deshalb besuchen Sie auch diese
Fortbildungsveranstaltung. Sie sind sensibilisiert und können die
passenden Handlungsanleitungen geben, um Langzeitfolgen und sekundäre
Viktimisierung zu vermeiden.
Wie können Sie nun Schutz Sicherheit
und Geborgenheit vermitteln und gleichzeitig Ihrer Ermittlungspflicht nachkommen?
Wo finden Sie den gemeinsamen Nenner von menschlichem Umgang mit den Betroffenen,
Ihren oft widersprüchlichen Dienstanweisungen, der Vorrangigkeit der
Tataufklärung, Ihrer Angst vor Fehlern und Druck von ,,oben"? Was
kann dieser Nenner sein, wenn Sie am liebsten nicht in dieser Konfrontation
wären, Ihre Abwehr sich mobilisiert und Sie ins Spüren kommen?
Der kleinste gemeinsame Nenner könnten gemeinsame Interessen sein,
z. B. den Täter zu finden, aber vor allem, das Opfer nicht weiter
zu schädigen und damit selber zur Täterin zu werden. Zunächst
ist es wichtig, den Rahmen,
das ,,setting" zu schaffen, in dem das Opfer sich
so wohl als möglich fühlen kann.
An Unfallorten ist es wichtig, das Opfer aus dem Geschehen
herauszunehmen, es mit Decken zu versorgen, erste Hilfe zu leisten, wozu
auch das "Herunterreden" gehört. Sichern Sie nicht nur die Unfallstelle,
sondern auch das Opfer. Weiterhin sind Neugierige fernzuhalten. Es reicht
nicht hin, den Betroffenen ,,am Straßenrand abzusetzen" und auf den
Notarzt zu warten - der meist auch nicht in der Lage ist, mit den psychischen
Begleitsymptomen der Traumatisierung umzugehen, da er sich auf den Körper
konzentrieren muss. Ähnliches gilt beim Katastropheneinsatz.
Finden Gespräche in einer Dienststelle
statt, so ist es unabdingbar, dass Sie einen absolut ruhigen, geschützten,
hellen, aber nicht grell ausgeleuchteten, und vor allem übersichtlichen
Raum wählen. Vermeiden Sie alle Störungen von Außen. Stellen
Sie das Telefon ab und hängen Sie ein Schild ,,Auf keinen Fall stören"
an Ihre Türe. Sorgen Sie dafür, dass Ihnen viel Zeit zur Verfügung
steht. Drängen Sie nicht auf ein rasches Ergebnis. Sorgen Sie für
Getränke und etwas zu Essen. Unter Stress arbeitet auch der Zuckerstoffwechsel
anders und es könnte zu einer Unterzuckerung kommen. Bieten Sie dem
Opfer an, eine Begleitperson ihres Vertrauens mitzubringen oder eine Person
hinzuzuziehen (z.B. Mitarbeiterin eines Frauenhauses, eine Traumatherapeutin,
die Opferschutzbeauftragte). Fragen Sie unbedingt, ob das Opfer von männlichen
oder weiblichen Personen befragt sein will. Vermeiden Sie , wenn Sie die
Person des Vertrauens geworden sind, unbedingt einen Personalwechsel.
Fragen Sie, auf welchem Platz im Raum die Person sich
am wohlsten fühlt . Bieten Sie ihr dort einen Platz an. Manche Menschen
können nicht sitzen bleiben. Sie müssen laufen, um die nicht
zu Ende gebrachten Fluchtbewegungen abzureagieren, oder sie machen Bewegungen
, des nicht zu Ende geführten Kampfes. Lassen Sie das bitte unbedingt
zu, ohne es abwertend zu kommentieren oder die Person zur Ruhe zwingen
zu wollen.
Besser ist es zu fragen, ob Sie die Person beim Laufen
begleiten sollen oder ob Sie sitzen bleiben sollen. Sollte das Opfer den
Wunsch haben an einem anderen Ort befragt zu werden, so ermöglichen
Sie auch das. Auch wenn Sie es gut meinen, fassen sie die Person
nie ungefragt an. Besser ist im Bedarfsfall zu fragen, ob sie Ihre Hand
nehmen möchte.
Sagen Sie niemals: "So schlimm ist es nicht." "Nehmen Sie sich zusammen." Auch nichts, was inhaltlich ähnlich ist. Sie können nicht wissen, was in dem Menschen vorgeht.
Stellen Sie keine Suggestivfragen.
Akzeptieren Sie ein: "... ich weiß nicht..." Vergewissern Sie sich
immer wieder, ob es in Ordnung ist, wie Sie sich verhalten, wie Sie fragen,
ob Sie Pausen einlegen sollen. Die sonst üblichen und auch erfolgreichen
Fragetechniken sind für die meisten Traumatisierten verwirrend und
verunsichernd, oft bedrohlich. Die Aussagen sind dann nicht zu verwerten,
und je mehr Sie bohren, desto unverwertbarer werden die Aussagen für
das Gericht, auch wenn sie sich auf dem Papier gut lesen. Je nach Traumaverarbeitung
färben sich die Aussagen, und es spricht in dem Fall auch für
Glaubwürdigkeit, wenn Sie Erinnerungslücken feststellen oder
eine Unstimmigkeit beim Erinnern.
Wenn Sie dem Opfer mehr als eine Aussage
abzwingen, steigt die Verwirrung und Irritation, führt zu erlebnisfremden
Aussagen und verhindert die Traumaverarbeitung. Sie werden - ohne es gewollt
zu haben - zur Folgetäterin.
Als Faustregel gilt: Soviel Kontrolle als möglich muss der befragten Person über die Situation bleiben. Eine weitere Faustregel: Hole den Menschen da ab, wo er steht.
Wenn sie redet, hören Sie zu.
Besteht eine Sprechblockade unmittelbar nach dem Ereignis oder steckt der
Schrei noch im Hals, unterstützen Sie das Opfer achtsam beim Selbstausdruck.
Findet sie die Worte wieder, sind sie auf gutem Weg.
Ist das Trauma länger als sechs
Monate her, gelten andere Regeln. Sprechen kann in dem Fall mehr schaden
als nutzen. Setzen Sie sich mit einer auf Behandlung von Traumata
spezialisiertem Therapeutin in Verbindung. Sorgen Sie für die Verfügbarkeit
entsprechender Listen in Ihrer Dienstelle.
Informieren Sie das Opfer über
Hilfsmöglichkeiten. Bieten Sie Begleitung an. Für Überlebende
von Traumata ist die Welt nicht mehr sicher und trägt die Erde nicht
mehr.
Sie erhalten Infomaterial über
das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, außerdem
über die Landesministerien, das deutsche EMDR - Institut, Emdria etc.
Im Anhang finden Sie eine Adressenliste.
Was tun bei Schockreaktion, Affektdurchbrüchen und Versteinerung?
Unter Schock zeigen Opfer entweder einen Hyperarrousal
, das sind sehr heftige Reaktionen wie Bewegungen , Impulse wegzurennen
aber auch Schreien, stereotype (sich wiederholende) scheinbar sinnlose
Bewegungsabläufe. Diese Abläufe sind auf der muskulären
Ebene oftmals der Ausdruck einer unterbrochenen Handlung, die der
Körper versucht zu Ende zu führen. Solche Abreaktionen können
zur Verarbeitung sinnvoll sein.
Es gibt aber auch Erregungszustände, die sich "einschleifen"
und sich bis zum Zusammenbruch steigern können.
Bei Erregungszuständen können
Sie durch achtsames beruhigendes Reden nach und nach den Zustand verändern
helfen. Auch indem Sie versuchen, mit der Person auf und ab zu gehen. Bewegung
senkt den Adrenalinspiegel.
In der Hypnotherapie nennt man diese
Technik pacing und leading , d.h. Begleiten und Führen. Indem erst
begleitet wird, kann durch den entstandenen Kontakt die Führung übernommen
werden.
Handelt es sich um Bewegungen, die Handlung fortsetzen,
können sie diese, z. B. Fluchtbewegungen, mitmachen und nach und nach
das Tempo reduzieren und so die Betroffene gut begleiten.
Die Gegenreaktion im Schock ist die
Bewegungsstarre, die Apathie bis hin zum Stupor (Erstarrung) . Dabei ist
es wichtig, die Betroffene im Hier und Jetzt zu halten versuchen oder den
Kontakt über die Aktivierung verschiedener Sinneskanäle wieder
herzustellen. Sie können auch nachfragen, was war, und dabei möglichst
auf der Verstandesebene bleiben, um die Prozesse in der Broca-Region und
im Frontalcortex in Gang zu bringen.
Damit wird die Fähigkeit der Verarbeitung gefördert.
Diese ist Voraussetzung für eine
gerichtsverwertbare Zeugenaussage.
Unter Kontrollverlust ist das Erleben zu verstehen, über
die eigenen Handlungsabläufe nicht Frau zu sein, sie nicht vorhersagen
oder beeinflussen zu können. Das geschieht u.a. bei den beschriebenen
flash backs.
Sie können in einem solchen Fall dadurch hilfreich
sein, wenn Sie für optimale Transparenz des Geschehens sorgen. Sie
helfen dadurch, dass die Realität und die Handlungen wieder überschaubar
werden, Strukturen und Regeln erkennbar werden. Das erreichen Sie, indem
Sie genau kommentieren, was genau geschehen wird, was Sie zu tun
gedenken, wer mit dem Opfer zu tun haben wird, wohin Sie fahren oder gehen.
Beschreiben Sie im Vorfeld, wie es dort sein wird, wohin
Sie fahren, welche Zeit Sie für den jeweiligen Schritt benötigen,
ob und wie lange das Geschehen andauert. Es ist vergleichbar, als müssten
Sie einem Blinden eine Landschaft erklären. Eine traumatisierte Person
kann in verschiedenen Bereichen durch das Ereignis ,,blind" geworden sein.
Sie sind dann die orientierende Begleitung in dieser Realität.
Was tun für das Sicherheitsbedürfnis?
Wichtige Hilfen sind bereits im Handlungsleitfaden beschrieben.
Neben der Erstsicherung das Opfer vom Tatort und ggf. vom Täter
entfernen.
Schamvolle Situationen entschärfen durch Zudecken,
das Opfer nicht zu lange oder direkt ansehen. Berühren Sie die
Person nur nach Vergewisserung, ob es für sie angenehm ist. Eigene
Schreckreaktionen nicht verbalisieren.
Ergänzungen sind noch Hinweise auf Trost. Holen
Sie das Opfer ins Hier und Jetzt. Bestätigen Sie ihm immer wieder,
dass es jetzt vorbei ist, dass es jetzt mit und bei Ihnen sicher
ist. Fragen Sie die Person, ob sie einen besonderen Trostspender hat. Bei
Kindern kann es ein Kuscheltier oder ein Schnuffeltuch sein.
Bitte bleiben Sie beim Opfer. Wenn sie Sie wegstößt,
halten Sie etwas Abstand, bleiben aber in der Nähe. Das ist auch notwendig,
um Selbstschädigung zu vermeiden.
Menschen, die sich in einer Situation hilflos fühlen,
regredieren auf die Lebensaltersstufe zurück, in der sie zuletzt Sicherheit
erlebten oder in der sie über Handlungs- und Denkkonzepte verfügten,
mit denen sie sich Sicherheit schaffen konnten. Das ist ein völlig
natürlicher Vorgang, wenn Menschen sich ausgeliefert fühlen,
nicht nur bei Traumatisierungen.
Bei einer Traumatisierung ist es wichtig, die Ressourcen,
die Kompetenz und damit die Autonomie des Opfers zu stärken.
Verhindern Sie Verstrickungen im Behördendschungel, der nur Insidern
vertraut sein kann. Überfrachten Sie sie nicht mit Formularen. Setzen
Sie die Opfer, weder Kinder noch Erwachsene, auf keinen Fall - möglichst
noch für Stunden - allein vor Bildkarteien. Sorgen Sie für Transparenz
in allen Abläufen.
Manchmal ist die Hilflosigkeit so überwältigend,
dass sie für das im Moment ausgefallene ,,Ich" des Opfers Stützungs-
und Hilfsfunktionen übernehmen müssen. Das geschieht am Besten
dadurch, wenn Sie sich wie eine fürsorgliche ältere Freundin
verhalten. Dazu können Ermunterungen zu ganz normalen Handlungen gehören,
z. B. sich etwas überzuziehen, etwas Warmes zu trinken, von einem
ungünstigen Platz aufzustehen etc.
Was tun bei Wahrnehmungstörungen?
Das Wahrnehmungssystem der meisten Opfer ist instabil
oder durch Focussierung der Aufmerksamkeit in einigen Bereichen überscharf,
in anderen ausgeschaltet (Das kann nicht sein, das ist nicht mir passiert,
das ist nur ein Traum, mein Kind lebt noch, gleich kommt es wieder, es
ist nicht so schlimm - dabei fehlt ein Stück Muskel aus einem Körperteil
oder ähnlich, hören und verstehen können, was ein Zimmer
weiter im Telefon gesagt wird). Diese überhöhte Wachsamkeit nenn
man Hypervigilanz. Als erster Schritt ist die Bestätigung der Wahrnehmung
wichtig, damit sich das System wieder auf einen stabilen Zustand kalibriert.
Opfer sind erst dann fähig, über
den tatsächlichen Ablauf des Geschehens zu sprechen, wenn alle dissoziierten
(abgespaltenen) Teile integriert sind, wenn das Trauma verarbeitet ist.
Das kann in manchen Fällen - vor allen bei mehrfach Traumatisierten
oder Dauertraumatisierten - Jahre dauern. Manchmal sind die Erlebnisse
so schrecklich, dass sie nie verarbeitet werden können, dem Opfer
eine komplette Rekonstruktion unmöglich ist.
Sie müssen wissen, dass es oft
nur fragmentarisches Erinnern gibt, und das muss nicht den visuellen Speicher
erreicht haben. Es kann auch ein Teilerinnern auf der Körperempfindungsebene
sein, ohne alle Bilder. Es können Gerüche sein oder auch jeder
andere Sinneskanal. Das Geschehen muss erst mühsam, gleichsam als
Begleitmusik der Traumaintegration, zusammengeführt werden. Manche
Menschen erreichen diesen Zustand nie.
Widersprüchlichkeiten zwischen
Aussagen lassen sich genau daraus erklären und beeinträchtigen
nicht die Glaubwürdigkeit. Sie sind der Traumareaktion immanent.
Wenn Sie diese Punkte berücksichtigen,
erleichtern Sie dem Opfer die schwere Zeit der Vernehmung.
Im Anfang ist es lediglich möglich, ein "Narrativ",
eine subjektive Erlebnisbeschreibung, zu erhalten. Versuchen Sie zu dem
Zeitpunkt eine sachbezogene Aussage zu erzwingen, wird diese
eher Ihrer Vorstellung entsprechen, nicht aber dem Tathergang. Haben Sie
Geduld,
das Narrativ sich entwickeln zu lassen, erhalten Sie wichtige Hinweise.
Amnesien sind häufig und können nicht ,,geknackt" werden.
Das Gehirn Traumatisierter ist auf Überleben eingestellt und
nicht darauf, einer Strafverfolgungs-behörde eine Aussage mit "logischer
Konsistenz" (nach Steller et al .1992) zu liefern.
Erinnerung ist immer ein Konstrukt
der subjektiven Wahrnehmung, ist immer eine Landkarte, niemals das
Abbild einer objektiven Realität. Jeder ist der Mittelpunkt
seines Universums. Dass wir uns mit Bewohnern aller anderen Universen
überhaupt verständigen können, ist eher ein Wunder.
Selbst wenn das Ereignis scheinbar photograhisch abgespeichert
ist, Sie hätten es anders gesehen und würden es anders beschreiben.
Erinnerung ist durch den Rekonstruktionsprozess Wiedererleben.
Es kommt zu Intrusionen, das sind Überschwemmungen durch Erinnerung.
Diese führen nicht selten in eine Retraumatisierung. In einem solchen
Fall werden Sie unmittelbar zur Täterin.
Um sich zu stabilisieren und zu überleben,
muss das Opfer Gedächtnislücken haben, die Erinnerung verzerren
und vermeiden. Die Biologie sorgt für die zum Überleben notwendige
Stabilisierung des Gesamtorganismus. Diese Prozesse sind mit den modernen
bildgebenden Verfahren darzustellen. Wird eine Betroffene an das traumatische
Ereignis erinnert und hat es dieses nicht verarbeitet, wird das Gehirn
völlig inaktiv. Bei diesen Formen der Wahrnehmungsstörung hilft
Geduld, Akzeptanz, die Verweisung auf weiterführende Hilfen und die
Beschränkung auf die ohne Druck erhaltenen Ergebnisse.
Der notwendigen Selbstfürsorge wird oft zu wenig
zeitlicher Raum gegeben und sie wird in ihrer Notwendigkeit - nicht zuletzt
auch von Arbeitgebern - nicht ernst genommen.
Selbstfürsorge ist unabdingbar, da das Erleben von
Traumatisierungen Dritter auch zu eigenen Traumatisierungen führt.
Es wird von primärer, sekundärer
und tertiärer Traumatisierung gesprochen.
Primär traumatisiert ist das Opfer, sekundär
traumatisiert werden kann der Helfer. Ein Zuhörer kann tertiär
durch die Schreckensbeschreibungen traumatisiert werden. Hiervon betroffen
sind Therapeuten, Verwandte, Vernehmungsbeamte auch Pfarrer, also alle
die, die die Geschichten wieder und wieder hören. Ohren haben im Gegensatz
zu Augen keine Lider. Das Weghören ist auch nicht intendiert.
Wie also können Sie sich
schützen und die notwendige Distanz halten, die Sie erst zur Hilfeleistung
befähigt? Der Selbstschutz muss sich auf verschiedene Bereiche erstrecken.
Er muss Schutz geben während des Kontaktes, unmittelbar danach, im
Dienstbereich und später im häuslichen und Freizeitbereich.
Jeder Angehörige dieser Berufe muss lernen, sich
selber Schutz und Geborgenheit zu vermitteln, bei aller gegebenen Unwägbarkeit,
die das Leben bietet. Nur wenn Sie für sich erspüren, was
Sie benötigen, um sich selber zu schützen, und sich selber "füttern"
können, sind Sie gut in der Lage, sich einzufühlen und Betroffene
begleiten zu können ohne auszubrennen.
Eine goldene Regel, die angeblich
vor über tausend Jahren in den Basaren des Orients geprägt wurde
und heute wichtiger denn je ist, heißt:
,,Lasse die Sorgen des Marktes die Sorgen des Marktes
und die Sorgen des Hauses die Sorgen des Hauses sein." Um diese Regel befolgen
zu können, ist es möglich, mentale Techniken zur kontrollierten
Dissoziation zu erlernen, Stressmanagementtechniken zu trainieren und zu
üben, das Schöne, das es neben allem Grauen gleichzeitig und
im gleichen Maße in der Welt gibt, zu erfahren.
Versuchen Sie mit sich selber so achtsam
umzugehen, wie Sie es mit dem Opfer machen. Das beinhaltet auch, die eigenen
traumatisierenden Stressoren zu kennen, zu würdigen und sie, wenn
sie nicht vermeidbar sind, so weit wie möglich und sinnvoll fern zu
halten. Dies sollte jedoch nicht unbewusst auf der Abwehrebene geschehen.
Das blockiert das Mitgefühl, das für gute Arbeit auch notwendig
ist. Es sollte bewusst eingeübt werden, um diesen Schutz kontrolliert
da einsetzen zu können, wo immer es hilfreich und sinnvoll ist. Möglichst
oft am Tag. Sie müssen dabei nicht in tiefe Trance fallen. Die Techniken,
die Spitzensportler zur Leistungsoptimierung einsetzen, eignen sich sehr
gut zur Selbstfürsorge. Ich stelle Ihnen im Folgenden einige Visualisierungsübungen
vor, die aus anderen Zusammenhängen speziell für Arbeit im Traumabereich
von Frau Dr.
Reddemann und Prof. Sachsse modifiziert wurden.
,,Nehmen Sie jetzt eine für Sie bequeme Körperhaltung
ein: Sie können liegen, aber auch bequem sitzen. Sie können ihre
Augen schließen, wenn Sie möchten, aber auch die Augen offen
lassen: Dann empfehle ich Ihnen, sich einen Punkt zu sichern, auf den Sie
Ihre Augen richten.
Wenn Sie sich nicht entspannen möchten, ist
es auch in Ordnung.
Wenn Sie möchten, treffen Sie jetzt eine bewusste
Entscheidung, dass Sie sich Ihren inneren Wahrnehmungen öffnen möchten.
Sie haben in jedem Augenblick die Kontrolle über alles, was geschieht.
Damit Sie sich dieser Kontrolle sicher sind, können Sie einen Körperteil
angespannt lassen.
Entspannen Sie ihren Körper jetzt auf eine für
Sie vertraute und angenehme Weise (Falls der Patient keine Entspannungstechnik
kennt, empfiehlt sich die Konzentration auf den Atem oder eine bewusste
Konzentration auf den Körper, indem man mit der inneren Aufmerksamkeit
achtsam vom Scheitel bis zu den Füßen wandert oder umgekehrt
und überall dort, wo man Verspannungen wahrnimmt, den Atem hinlenkt).
Wenn Sie mögen, stellen Sie sich vor, dass Sie mit
jedem Atemzug mehr in die Entspannung eingehen."
Der innere sichere Ort
Übung:
Entspannungsinduktion. – Ich bitte Sie jetzt, daß
Sie jetzt in Ihrem Inneren schauen, nach einem sicheren Ort, an dem Sie
sich ganz wohl fühlen und den nur Sie allein betreten können.
Vielleicht sehen Sie Bilder, vielleicht spüren Sie etwas, vielleicht
denken Sie zunächst auch nur an einen solche Ort.
Lassen Sie auftauchen, was immer auftaucht und nehmen
Sie es an.„ Sollten an diese Stelle unangenehme Bilder auftauchen, was
möglich ist, lade ich die Patienten ein, „weiterzugehen„. Ich versichere
sie, daß es ganz bestimmt diesen sicheren Ort auch für Sie gibt.
Manchmal finden Patienten Orte und wissen nicht, wie sie dort hingelangen
sollen, weil diese so weit entfernt sind.
Dann empfiehlt sich das Suchen von Hilfsmitteln, z. B.
ein Boot oder Flugzeug oder auch magische Hilfsmittel. wie ein Zauberstab.
„Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn, Sie das Gefühl haben, daß
Sie jetzt an einem sicheren Ort sind.„
„ Wenn Sie möchten können Sie mir jetzt Ihren
sicheren Ort beschreiben. Wenn es Ihnen lieber ist, mir nichts darüber
zu sagen, ist das für mich in Ordnung. Bitte prüfen Sie,
ob Sie sich dort wirklich ganz und gar wohl und sicher fühlen. Schauen
Sie nach, ob Sie es sich dort wirklich bequem machen können. Es ist
wichtig, daß Sie sich vollkommen wohl, sicher und geborgen fühlen.
Richten Sie sich Ihren sicheren Ort also bitte so ein, daß dies
möglich ist.„ (Man kann jetzt entweder mit den Patienten die Details
durchsprechen oder mehrfach nachfragen, ob wirklich alle Voraussetzungen
von ihnen geschaffen sind, daß sie sich ganz wohl fühlen.)
Wenn der sichere Ort erreicht und für das völlige
Wohlbefinden gesorgt ist: „Spüren Sie jetzt bitte ganz genau, wie
es Ihrem Körper damit geht, an diesem Ort zu sein... Verabreden Sie
jetzt mit sich selbst ein Zeichen, mit dessen Hilfe Sie jederzeit an den
sicheren Ort gehen können. Sie können z.B. eine Faust machen
oder sich die Hände geben. Immer wenn Sie diese Geste machen werden,
können Sie an den sicheren Ort gehen, wenn Sie es möchten.
Führen Sie diese Gestik jetzt bitte auch aus, damit Ihr Körper
sich erinnert. Die Gestik kann so ein, daß ich sie bemerken kann,
aber auch so, daß nur Sie allein sie kennen... Spüren Sie bitte
noch einmal, wie gut es Ihnen jetzt an diesem sicheren Ort geht und kommen
Sie dann bitte wieder zurück in diesen Raum.
Entspannungsinduktion. - Ich bitte Sie jetzt, dass Sie
jetzt in Ihrem Inneren schauen nach einem sicheren Ort, an dem Sie sich
ganz wohl fühlen und den nur Sie allein betreten können. Vielleicht
sehen Sie Bilder, vielleicht spüren Sie etwas, vielleicht denken Sie
zunächst auch nur an einen solche Ort.
Lassen Sie auftauchen, was immer auftaucht und nehmen
Sie es an.? Sollten an diese Stelle unangenehme Bilder auftauchen, was
möglich ist, lade ich die Patienten ein ,,weiterzugehen". Ich versichere
sie, dass es ganz bestimmt diesen sicheren Ort auch für Sie gibt.
Manchmal finden Patienten Orte und wissen nicht, wie sie dort hingelangen
sollen, weil diese so weit entfernt sind.
Dann empfiehlt sich das Suchen von Hilfsmitteln, z. B.
ein Boot oder Flugzeug oder auch magische Hilfsmittel. wie ein Zauberstab.
Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn, Sie das Gefühl haben, dass Sie
jetzt an einem sicheren Ort sind.
Wenn Sie möchten, können Sie mir jetzt Ihren
sicheren Ort beschreiben. Wenn es Ihnen lieber ist, mir nichts darüber
zu sagen, ist das für mich in Ordnung. Bitte prüfen Sie,
ob Sie sich dort wirklich ganz und gar wohl und sicher fühlen. Schauen
Sie nach, ob Sie es sich dort wirklich bequem machen können. Es ist
wichtig, dass Sie sich vollkommen wohl, sicher und geborgen fühlen.
Richten Sie sich Ihren sicheren Ort also bitte so ein, dass dies
möglich ist.? (Man kann jetzt entweder mit dem Patienten die Details
durchsprechen oder mehrfach nachfragen, ob wirklich alle Voraussetzungen
von ihnen geschaffen sind, dass sie sich ganz wohl fühlen.)
Wenn der sichere Ort erreicht und für das völlige
Wohlbefinden gesorgt ist: ,,Spüren Sie jetzt bitte ganz genau, wie
es Ihrem Körper damit geht, an diesem Ort zu sein... Verabreden Sie
jetzt mit sich selbst ein Zeichen, mit dessen Hilfe Sie jederzeit an den
sicheren Ort gehen können. Sie können z.B. eine Faust machen
oder sich die Hände geben. Immer wenn Sie diese Geste machen werden,
können Sie an den sicheren Ort gehen, wenn Sie es möchten.
Führen Sie diese Gestik jetzt bitte auch aus, damit Ihr Körper
sich erinnert. Die Gestik kann so ein, dass ich sie bemerken kann, aber
auch so, dass nur Sie allein sie kennen... Spüren Sie bitte noch einmal,
wie gut es Ihnen jetzt an diesem sicheren Ort geht und kommen Sie dann
bitte
wieder zurück in diesen Raum."
Traumakurse 2.000 Dr. Luise Reddemann
Bitte nehmen Sie sich einen Moment Zeit, Ihren Körper
zu spüren und wahrzunehmen, dass Ihr Körper Kontakt hat mit dem
Boden... Registrieren
Sie bitte, dass Ihr Körper atmet, und nehmen sie
die Bewegungen Ihres Körpers beim Atmen wahr... . Machen Sie sich
jetzt bitte bewusst, dass es Ihnen möglich ist, Ihren Körper
beobachten, Sie verfügen über die Fähigkeit, sich selbst
zu beobachten, daraus können Sie den Schluss ziehen: ich kann
meinen Körper beobachten und das heißt, ich bin mehr als mein
Körper. Bitte denken Sie einen Moment darüber nach... . Nehmen
Sie jetzt für einen Weile Ihre Gefühle wahr... . Sie haben jetzt
Ihre Gefühle beobachtet, weil Sie über die Fähigkeit
verfügen, sich selbst zu beobachten.
Wiederum können Sie jetzt den Schluss ziehen: ich
kann meine Gefühle beobachten, also bin ich mehr als meine Gefühle,
spüren Sie dieser Erkenntnis einige Momente lang nach... Jetzt
möchte ich Sie einladen, sich zu beobachten, dass Sie denken und was
Sie denken. ... Und wiederum können Sie aus der Tatsache, dass Sie
fähig sind, sich beim Denken zu beobachten den Schluss ziehen: ich
kann meine Gedanken beobachten, also bin ich mehr als meine Gedanken. ...Sie
können sich auch beim Beobachten beobachten... Nehmen Sie sich einen
Augenblick Zeit dafür... vielleicht können sie dabei eine Erfahrung
von tiefer Ruhe machen... Falls Sie möchten können Sie diesem
beobachtenden Teil auch eine Gestalt geben... . Kommen Sie dann mit der
vollen Aufmerksamkeit zurück in den Raum.
Traumakurse 2000 Dr. Luise Reddemann
Entspannungsinduktion. - "Stellen Sie sich einen inneren
Safe , einen Tresor vor und packen Sie alles was Sie derzeit belastet,
dort hinein... .
Verschließen Sie die Tür und schauen Sie,
wo Sie die Schlüssel deponieren wollen... ."
Luise Reddemann und Ulrich Sachsse
6.1.4.1 Tresorübung 2
Entspannungsinduktion.- Nehmen Sie alles, was Sie
jetzt von dem Geschehen vor Ihrem inneren Auge haben und mit Ihrem inneren
Ohr hören, machen Sie einen ( Ton-)Film daraus und bannen diesen Film
auf eine Filmspule.
Achten Sie darauf, ob es eine der alten großen
Spulen ist, eine kleine moderne Videospule, vielleicht verfügen
Sie bereits über Digitaltechnik. Auf welches Medium Sie Ihren inneren
Film auch bannen, verpacken Sie das Material gut. Legen Sie die Hülle
in einen Karton, diesen Karton in eine Kiste und verschließen Sie
diese Kiste Gut. Vielleicht gibt es da einen Verschlussmechanismus oder
ein Siegel.
Schaffen Sie dann die Kiste in einen Tresor Ihrer Wahl.
Achten Sie darauf, wie groß er ist, wo er sich befindet, aus welchem
Material er gebaut ist, wie dick die Wände sind. Wie sieht die Tür
aus, wie fühlt sie sich an. Wie ist der Verschlussmechanismus beschaffen.
Können Sie den Tresor betreten?
Lagern Sie die Kiste an dem Platz im Tresor, der angemessen
ist. Schreiben Sie den Lagerplatz in ein Register, damit Sie die Kiste
wiederfinden können, wenn Sie sie benötigen.
Verschließen Sie den Tresor und merken sich, wie
er verschlossen und geöffnet wird. Alles ist nun gut und sicher untergebracht
und Sie können unbeschwert Ihren Alltagsgeschäften nachgehen.
Externer Link: (wichtiger
Hinweis) sehr ausführliche und gut gepflegte Internet-Seite
zu allen Aspekten der Traumatologie: https://www.trauma-response.com/traumalinks.html
EMDRIA Deutschland e.V.
Am Siebrassenhof 70 33605 Bielefeld Tel. 0521-26303 Fax.0521-2399234
|
Bundesgeschäftsstelle
Weisser Ring Weberstraße 16 55130 Mainz Tel.: 06131 / 83030 Fax: 06131 / 830345
|
Universität Köln
Klinische Psychologie und Psychotherapie Prof. Dr. G. Fischer, Zülpicher Straße. 45 (Rundbau), 50923 Köln Psychologische Beratungs- stelle für Kriminalitätsopfer 02245 / 9194 –14 |
EMDR Institut Deutschland
Dr. med. Arne Hofmann Junkersgut 5a 51427 Bergisch Gladbach Tel. +49-2204-25866 Fax +49-2204-963182 |
Bundesweites Info Telefon + Opfer Notruf
01803 – 34 34 34 (rund um die Uhr – 0,18 DM pro Minute) |
|
Frauen helfen Frauen
in Bad Salzungen und Meiningen zu erfragen bei: Landesverband Thüringen e.V. E-mail: Paritaetthuer@t-online.de Bergstraße 11 99192 Neudietendorf |
Weisser Ring
Thüringen Schillerstraße 22 99096 Erfurt Tel.: 0361/346 46 46 Fax: 0361/346 46 47 |
Beratung und Hilfe in Mittelfranken (allgemein) |
Berufsprofil Gabriele
Kluwe -Schleberger
Kommunikationsdaten und Bildnis > Homepage
Gabriele Kluwe–Schleberger, Jahrgang 1951, Diplom- Sozialarbeiterin,
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Kinder – und Jugendlichentherapeutin
Klinische Psychologin/Psychotherapeutin/Supervisorin BDP, Suchttherapeutin
(GSM Göttingen) , Weiterbildung in Gesprächspsychotherapie, Verhaltenstherapie,
Transaktionsanalyse, Hypnose, provokativer Therapie, Neurolinguistischem
Programmieren, Traumatherapie, EMDR (Supervisor). Mir wichtige Stationen
auf meinem Lebensweg :vor und während meiner Studienzeiten "richtige"
Arbeit ( Apothekenhelferin, Hochbau, Gastronomie, Wasserwirtschaft), Studium
in Darmstadt (Sozialarbeit), Frankfurt (Psychologie, Pädagogik), Kiel
(Psychologie), Berlin (Psychologie, Pädagogik; Schwerpunkt: Erwachsenenbildung),
Trier (Pädagogik: Erwachsenenbildung). Berufsfelder: Sozial- u. Bildungsreferentin,
Leitungsfunktionen in sozialen Einrichtungen; Projektarbeiten im Bereich
Psychiatrie, Sucht, Hospizarbeit, klinisch - stationäre Arbeit, Forschungsaufgaben
im psychiatrischen Bereich, Freiberufliche Tätigkeit als Unternehmensberaterin,
Trainerin, Coach, Therapeutin. Liebe und Mitgefühl für die Schöpfung
sind die Basis meines Wirkens in meiner Lebensarbeit. Approbation zur Erwachsenen
und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit Kassenzulassung. Spezialisierung
auf Psychotraumatologie.
Berufsprofil Johannes
Tammer
Kommunikationsdaten jotammer@aol.com
Johannes Tammer, Jahrgang 1949, Diplom-Theologe, Studium an der (heutigen Philosophisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, 1974-1990. Katholischer Seelsorger, seit 1991 Dozent für Berufsethik am Fortbildungsinstitut der Thüringer Polizei in Meiningen; Weiterbildung in Kommunikations- und Stressbewältigungstraining, Debriefingmethode (CISM). Berufliche Schwerpunkte: Führungskrätetraining, Krisenintervention und Polizeilicher Opferschutz. |
Gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausländerhass und rechte Gewalt : https://www.netzgegenrechts.de _ Linkliste Aktionen gegen rechts _ Menschenrechte _ Überblick SGIPT _ Was_tun? _ |