Begriffsanalyse Begriff und Gebrauchsbeispiele in Sprachwissenschaft, Linguistik, Semiotik, Hermeneutik, Kommunikationswissenschaft, Literaturwissenschaft und Suchmaschinen
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Begriffsanalysen (Überblick).
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Begriffsanalyse Begriff.
Definition
Begriff.
Signierung
Begriffe und Begriffsmerkmale (BM).
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
Duden (Abruf 13.09.18)
Begriff, der
Wortart: Substantiv, maskulin
Bedeutungsübersicht?
Sprachbrockhaus (1951)
der Begriff, -s/-e, 1) Bedeutungsgehalt; Gedankeneinheit, 2)
U Ahnung, blasse Vorfteilung: du kannft dir keinen B. davon machen. 3)
U Auffaffung: Schwerer B., langsamer Verstand. begriffen in ihm,
beschäftigt: er war mitten in der Arbeit begriffen. begrifflich,
begriffsmäßig, gedanklich (abstrakt); Gegensatz: gegenständlicb,
dinglich, begriffliches Hauptwort, Verdeutlichung von Abstraktum. die Begrlffsbeltimmung,
eindeutige, fachlichere Umfchreibung eines Begriffs (Definition), begriffsstutzig,
schwer begreifend, das Begriffsvermögen, Auffaffungsgabe. das
Begriffswort, Bezeichnung eines Gedankendinges. [von begreife]"
Begriffsarten (Hauptarten)
[Quelle
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Alltäglicher Begriff (Grundbegriff der Alltags-Sprach-Sozialisation
in einer bestimmten Soziokultur).
Allgemeinbegriff (Universalie) und abstrakter Begriff
Konkreter Begriff für einzelne Dinge oder Sachverhalte
Unbestimmter, unklarer Begriff
Vorbegriffliche Schemata und Umschreibungen.
Vorwissenschaftlicher Begriff, der wenigsten beschrieben und charakterisiert
sein sollte,
Wissenschaftlicher Begriff, der definiert sein sollte.
Begriffs-Normen
"Das Verständnis von „Begriff“, das dabei
zugrundeliegt, hat sich in der philosophischen Begriffslehre früh
entwickelt und wirkt bis heute fort; es hat unter anderem in den Normen
DIN 2330 und DIN 2331 seinen Niederschlag gefunden." Ganter & Wille
(), Vorwort.
Wikipedia (Abruf 15.09.18)
hierzu:
"Die DIN 2330 Begriffe und Benennungen; Allgemeine
Grundsätze stellt die Anforderung, dass Benennungen sprachlich richtig
und treffend sein sollen und fordert insbesondere:[5]
Genauigkeit von Benennungen
Knappheit von Benennungen
Orientierung am anerkannten
Sprachgebrauch
Bei einer eindeutigen Beziehung zwischen einem
Begriff und einer Benennung ist jedem sprachlichen Ausdruck jeweils nur
ein Inhalt zugeordnet.[6] Hierbei kann allerdings derselbe Inhalt auch
durch einen oder mehrere andere Ausdrücke wiedergegeben werden.[6]
Bei einer eineindeutigen oder umkehrbar eindeutigen Beziehung ist jedem
Ausdruck nur ein Inhalt und jedem Inhalt nur ein Ausdruck zugeordnet.[6]
Insofern heißt es in der DIN 2330 bezüglich der „Genauigkeit
von Benennungen“:
„Genauigkeit von Benennungen
wird dadurch erreicht, daß zwischen einem Begriff und einer Benennung
möglichst eine eineindeutige Beziehung hergestellt wird, d. h. jedem
Begriff möglichst nur eine Benennung und jeder Benennung nur ein Begriff
zugeordnet wird.“[7]
Diese Anforderungen beziehen sich auf Fachsprachen.
In der sog. Gemeinsprache gilt Eindeutigkeit oder Eineindeutigkeit weder
als realisierbar, noch als wünschenswert, da hier die Flexibilität
eine große Rolle spielt.[8]
Probleme bei der Zuordnung von Begriff und Benennung
ergeben sich, insbesondere für Fachsprachen, aus:
Synonymie: zwei oder mehr
Benennungen sind einem Begriff zugeordnet.[9]
Polysemie: die Benennung ist
mehrdeutig, zwischen den betroffenen Bedeutungen besteht allerdings ein
Zusammenhang, im Deutschen vergleichsweise häufig.[9]
Homonymie: die Benennung ist
mehrdeutig, zwischen den betroffenen Bedeutungen besteht kein Zusammenhang,
im Deutschen vergleichsweise selten.[9]"
_
Benennung
in Wikipedia [Abruf
15.09.18]
"Eine Benennung ist die Bezeichnung eines Gegenstandes
durch ein Wort
oder mehrere Wörter.[1] Die Benennung gilt in der Sprachwissenschaft
und in der Terminologielehre
als die sprachliche Form, mit der Begriffe
ins Bewusstsein gerufen werden.[2] Eine Benennung ist insofern die Versprachlichung
einer Vorstellung.[2] Der weiter gefasste Oberbegriff Bezeichnung beinhaltet
demgegenüber, neben der Benennung, auch nichtsprachliches, wie Nummern,
Notationen und Symbole.[3] Bei einer fachsprachlichen Benennung spricht
man auch von einem Fachausdruck oder Terminus.[2] Benennungen kommen als
Einwort- und als Mehrwortbenennungen, auch Mehrworttermini genannt, vor.
Die Beziehungen zwischen Benennung
(auch Bezeichnung, Zeichen usw.) zu Begriff (auch Inhalt, Bedeutung usw.)
zu Gegenstand (auch Objekt, Bezeichnetes usw.) werden in Semiotik und Sprachwissenschaft
im Semiotischen Dreieck veranschaulicht."
Begriff in Einfuehrung in die Terminologiearbeit
Arntz, Reiner; Picht, Heribert & Schmitz, Klaus-Dirk (2014) Einführung
in die Terminologiearbeit. Hildesheim: Olms. S. 48f.
"3.3 Begriff
3.3.1 Bedeutung des „Begriffs“
()
Es ist bereits deutlich geworden, dass der „Begriff“
() in der Terminologielehre eine zentrale Rolle spielt. Daraus ergeben
sich in methodischer Hinsicht wichtige Konsequenzen, insbesondere in folgenden
Bereichen:
Normung
In der nationalen mid internationalen Normung
steht die Klärung der Begriffe
() an erster Stelle; erst wenn klar ist, worüber man spricht, ist
es sinnvoll zu überlegen, wie man den betreffenden Begriff
() am zweckmäßigsten benennen kann. Von dem gleichen Grundsatz
gehen auch die Bemühungen um eine internationale Angleichung von Begriffen
() und Benennungen () aus.
Information und Dokumentation
Auf dem Gebiet der Information und Dokumentation
ist die Vorherrschaft der Begriffe ()
besonders deutlich. Eine Klassifikation wie z.B. die DK (Universelle Dezimalklassifikation)
kann nur von den Begriffen () ausgehen;
diese werden zur eindeutigen Kennzeichnung im System mit numerischen Notationen
versehen. Die Benennungen () sind zwar
für die Kommunikation unentbehrlich, sie können jedoch die Systemstruktur
nicht sichtbar machen.
Fachsprachliche Lexikographie
In systematisch - also nicht alphabetisch - gegliederten
Wörterbüchern bildet die begriffliche Systematik
() das Gliederungskriterium. Wenn also die Einträge in einem Wörterbuch
gelegentlich auch als „Wortstellen“ bezeichnet werden, so würde es
sich hier eher anbieten, von ,Begriffstellen'
() zu sprechen.
Es wurde bereits gesagt, dass die Frage nach
dem Verhältnis zwischen Sprache, Denken und Realität eine ganze
Reihe von Disziplinen beschäftigt. Jede dieser Disziplinen ist von
ihrem speziellen Ansatz her zu Antworten gelangt, die in unterschiedlichem
Umfang auch von der Terminologielehre genutzt werden.
Aufgrund der großen Bedeutung des „Begriffs“
() für Terminologielehre und Terminologiearbeit wird dieser Themenbereich
im Folgenden ausführlich erörtert.
3.3.2 Definitionen von „Begriff"
()
Einleitend sei noch einmal an die bereits zitierte
Definition in DIN 2342 (2011) erinnert:
Beide Definitionen orientieren sich an der
Theorie Wüsters, wie der Vergleich mit der Wüsterschen Definition
(1979:7) zeigt:
In dieselbe Richtung weist die Definition
in der österreichischen Grundsatznorm „Terminologie - Allgemeine Grundsätze
für Begriffe () und Bezeichnungen
()“ (ÖNORM A 2704, 1990:4), die wegen ihrer Klarheit und Vollständigkeit
ebenfalls zitiert werden soll:
Allen diesen Definitionen ist gemeinsam,
dass sie von einem „Denkelement“ (),
einer „Denkeinheit“ () oder einem „Wissenselement“
() sprechen, die - explizit oder implizit ausgedrückt - durch Abstraktion
entstanden sind.
Auf dem Wege vom Gegenstand
zum Begriff () werden diejenigen Eigenschaften
zusammengefasst, die einer bestimmten Menge von Gegenständen gemeinsam
sind. Bei materiellen Gegenständen ist das geschilderte Verfahren
relativ unproblematisch, weil sich ihre Eigenschaften mit Hilfe der Sinne
[>50] direkt oder indirekt feststellen lassen und sich die Auswahl der
begriffskonstituierenden
Eigenschaften () auf eine breite Erfahrungsgrundlage stützen
kann.
Bei der Bildung
von Begriffen (), die auf immateriellen Gegenständen
basieren, ist das Verfahren der Begriffsbildung
() wesentlich komplizierter, wie bereits in dem vierteiligen Wortmodell
Wüsters zum Ausdruck kam. Dies lässt sich am Beispiel
des „ombudsman“ () (ungefähre deutsche Entsprechung:
„Bürgeranwalt“ oder „Bürgerbeauftragter“) veranschaulichen. ...
... ... "
Metzler Lexikon Sprache, 5.A. 2016
Begriff (lat. conceptus, no¯tio¯. Engl., frz. concept, notion)
Aggregat kategorialer oder relationaler Merkmale, das die Gegenstände,
Zustnde, Prozesse etc., denen die Merkmale zukommen, zu einer Klasse
zusammenfasst und das mit einem kommunizierbaren, i. d. R. verbalen Ausdruck
verknpft ist;wer eine Entität mit diesem Ausdruck benennt, ›begreift‹
sie als Instanz der durch das Merkmalsaggregat (die Intension) gekennzeichneten
Klasse.Vom konkreten Objekt her gesehen ist also der B. abstraktiv (Ausblendung
nicht-klassenbildender Merkmale) und verallgemeinernd (Einordnung in Klassen)
sowie eben deshalb »ungesättigt« (Frege 31969 , 29); als
prdikativer Funktor bedarf er der
Ergänzung durch einen (so Frege) oder mehrere referentielle Ausdrcke
(z. B. »Sohn« [x, y] ‹x: Igor, y: David) mit dem Ergebnis der
log. Normalform eines wahren oder falschen Urteils ([Igor ist] »Sohn«
[von David]). Zugleich ist der B. notwendig analytisch: Eine holist. ›Vorstellung‹
ist noch kein B.; sie wird dazu in dem Maße, in dem sich die Spezifika
ihrer ›Gestalt‹ ausdifferenzieren zu Merkmalsbegriffen, mit deren Hilfe
der fragl. B. reflexiv geklrt und im Idealfalgegenüber konkurrierenden
B. zureichend abgegrenzt werden kann. Ein durch derartige Definition(en)
konstituierterB. ist zugleich klar (= zureichend bestimmt) und deutlich
(= vollständig analysiert) – eine bei komplexen B. oft unabschließbare
Aufgabe, insbes. wenn auch für die definierenden Merkmalsbegriffe
rekursiv Klarheit und Deutlichkeit fordert. Die Möglichkeit, durch
Vergrößerung der Merkmalsmenge aus OberbegriffenUnterbegriffe
engererExtension abzuleiten (»Fahrzeug« für »Automobil«
für »Pkw« für »Kabrio«), zeigt, dass
B. i. d. R.hierarchisch organisiert sind (in traditioneller Metaphorik:
›Baum‹ oder ›Pyramide‹). Quer dazu jedoch steht jeder B. durch seine unterscheidenden
Merkmale (»differentiae specificae«) in vielfältigen Relationezu
anderen B. (z. B. »Kabrio« für HAT : »Verdeck«
für MÖLICH : »zurückklappen«), so dass es angemessener
erscheint, B. als Knoten innerhalb vieldimensionaler ›Netze‹ zu bezeichnen,
deren Kanten sich durch Vollständigkeit, Ökonomie, Stabilität
und Wohlunterschiedenheit auszeichnen. Eine minimale Extension besitzen
die sog. Individualbegriffe (»Heiland«, »Urknall«,
»Französ. Revolution«); sie unterscheiden sich durch eine
definierbare Intension von den deikt. Eigennamen, können allerdings
in prädikativem Gebrauch aus diesen hervorgehen (Er ist ein neuer
Caruso). – Ein Begriffsnetz kann man auch als Terminologie bezeichnen;
die (>denotative) Bedeutungeines in ihr präzise definierten Terminus
besitzt – zumindest dem Anspruch nach – die Struktur eines klaren und deutl.
B., und zwar dieselbe im System und im (fachkommunikativen) Text. Dagegen
zeigt die zumeist beträchtl. Differenz zwischen System- und äußerungsbedeutung
in der Alltagssprache, dass diese begriffl. flexible Lexeme ihr eigen
nennt: Im Gegensatz zu Termini sind alltagssprachl. Lexeme durch Eigenschaften
wie Polysemie, Vagheit Prototyp und Emotionalität (> Konnotation
(2), Gefühlswert, Nebensinn), die die Philosophie der idealenSprache
als Mängel betrachtete, angelegt auf situative Anpassung, kreative
Modifikation und hintersinnige Andeutung. Hinzu kommt, dass deren Repräsentationen
im mentalen Lexikon der Sprachteilhaber selten das hohe Maß an begriffl.
Transparenz der Bedeutung erreichen, wie es die Methodik der ling. Wortsemantik
zuweilen suggeriert. Dennochist an dem Faktum ihrer analyt. Bedeutungsstruktur
nicht zu rütteln; denn auch alltagssprachl. [>] sprachl. Autosemantika
gilt, dass sie Klassen designierenmithilfe eines intensionalen Aggregats
konventionaler Merkmale, in die sich die mentalen Bedeutungen seit frühester
Kindheit ausdifferenzieren als Folge zahlloser Akte gelingender Prädikation,
relevanter Unterscheidung und verständl. syntakt. Verbindung der lexemat.
Einheiten. Lexembedeutungen tragen somit die Statur, nicht (immer) jedoch
den ernsten Anspruch des (»wissenschaftl.«) B.; Schaff (1969,
252ff.) charakterisiert sie daher, unter dem »Gesichtspunkt des Denkprozesses«,
als »umgangssprachl. B.«. Ihre Begriffsstatur macht Lexembedeutungen
erreichbar für kommunikative und metakommunikative Paraphrasen und
garantiert zugleich dieÜbersetzbarkeit der Sprachen trotz aller Unterschiede
im Lexembestand. Dies bedeutet auch, dass B. durchaus nicht nur in Lexemen
ihren sprachl. Ausdruck finden, sondern ebensosehr in entsprechenden (nominalen,
verbalen etc.) Syntagmen; ja vom B. her gesehenist ein definitor. Syntagma
wie gleichseitiges rechtwinkliges Viereck log. primär gegenüber
dem Lexem Quadrat, das die dt. Sprache als ökonom.Abkürzung bereitstellt,
während sie eine solche z.B. dem B. »gleichseitiges Dreieck«
vorenthält. – Über den ontolog. Status des B. herrscht von der
griech. Antike bis zur Gegenwart keine Einigkeit. Strittig waren oder sind
insbes. die folgenden Punkte: (a) Existieren B. bzw. deren äquivalente
außermental als ideale Entitäten (Plato, ma. ›Realisten‹, Bolzano,
Husserl), oder sind B. »passiones animi« (Boethius), ›Gedanken‹
oder ›Vorstellungen‹, sei es als abstraktive mentale Konstruktionen (Nominalisten,
Locke), sei es als psych. Abbilder der Dinge und ihrer Gemeinsamkeiten?
Die letztere, von Aristoteles zuerst formulierte (Peri hermeneias, I, 16
a 3f.), von der Stoa und ma. Sprachtheoretikern tradierte und modifizierte
Auffassung wurde auch für die Neuzeit bestimmend bis hin zur marxist.Widerspiegelungstheorie
und entspricht mit ihrer triad. Struktur dem Semiotischen Dreieck (s. die
Abb.). (b) Gibt es neben »empir.« abgeleiteten B. (wie »Energie«)
auch projektiv entworfene (Hegel, Lipps) bzw. »kognitiv-konstitutive«
(Burkhardt) B. (wie »Gerechtigkeit«) oder gar
»eingeborene B.« (Descartes: »Gott«)? (c) Kant
(Logik 1, § 1) bestimmt im Gegensatz zur »einzelnen Vorstellung«
(= ›Anschauung‹) den ›B.‹ als »allgemeine oder reflektierte Vorstellung«,
ohne für diese das Merkmal ›Sprachgebundenheit‹ zu fordern. Es ist
aber fragl., ob B., seien sie »empir.« (wie »Katze«
oder »Säugetier«) oder »rein« (wie »Ewigkeit«),
eine eigene außersprachl. Repräsentationsebene bilden oder ob
sie nicht vielmehr – wie dies schon die Stoiker nahelegen und in der Neuzeit
u. a. Vico, Hamann, Herder und Humboldt fordern – konstitutiv sprachgebundene
Einheiten sind. (d) Unter der letzteren Annahme muss aber der Synonymie
und Heteronymie (2), d. h. der relativen Unabhängigkeit des B. von
der einzelsprachl. Form Rechnung getragen werden. In der strukturellen
Semantik resultiert daraus die Auffassung von der »Außereinzelsprachlichkeit«
(Heger) der B., die als nicht einzelsprachl. definierte Einheiten ( Noem(3))
die method. Grundlage fr die Untersuchungeinzelsprachl. Bezeichnungsmöglichkeiten
bilden
( Onomasiologie), ohne dass eine Aussage über ihren ontolog.
Status getroffen würde. Wer darin die Gefahr einer Hypostasierung
fürchtet, wird B. mit »Wörtern einer Einzelsprache«
(Weinrich 1966, 29) identifizieren, insoweit diese sprachübergreifende
und kontextinvariante Bedeutungsstrukturen aufweisen (z. B. Schaff, Schmidt).
(e) Neuere kognitionswiss. Ansätze nehmen i. d. R. eine außersprachl.
Repräsentationsebene an, sprechen dann aber seltener von ›B.‹ (Hoffmann)
als von ›Konzepten‹ und verstehen darunter kognitive Reprsentationenaller
Art, soweit sie nur eine gewisse invariante Struktur aufweisen wie u. a.
auch die sensomotor. Muster und »inneren Bilder« (Piaget) des
vorsprachl. Kindes. Die dt. Sprache bietet hier die Möglichkeit der
terminolog. Differenzierung: einerseits das ›Konzept‹ als nicht-sprachl.,
jedoch oft mit einem sprachl. Ausdruck verknüpfte, in der individuellen
›Psyche‹ existente Reprsentation; andererseits der überindividuelle
Geltung beanspruchende ›B.‹ als definierbare Position in der Struktur eines
elaborierten konzeptuellen Netzes, dessen stabile Relationen auf interaktiv
›ausgehandelten‹, sprachl. fixierten, ggf. zu einer Theorie verbundenen
Urteilen beruhen. Lit. H. Lipps, Die Verbindlichkeit der Spr. Ffm. 21958.
– K. Heger, Monem, Wort, Satz und Text. Tbingen 21976. – H. Weinrich,
Ling. der Lge. Heidelberg 1966. – I. Kant, Logik: Allgemeine
Elementarlehre. In: Werke, hg. von W. Weischedel, Bd 5. Darmstadt 1968,
521–529. – G. Frege, Funktion, B., Bedeutung (1892). In: Ders., Funktion,
B., Bedeutung. Gçttingen 2008. – S. J. Schmidt, Bedeutung und B.
Braunschweig 1969. – A. Schaff, Einf. in die Semantik. Ffm. 1969.
– R. Haller, B. In: J. Ritter & K. Grnder (Hgg.), Histor.
Wb. der Philosophie. Bd. 1. Darmstadt 1971, Sp. 780–785. – H. Wagner,
B. In: H. Krings, H.M. Baumgartner & Ch. Wild (Hgg.), Hdb. philosoph.
[>]
Grundbegriffe. Bd. 1. Mchn. 1973, 191–209. – A. Burkhardt, Bedeutung
und B. In: Zs. f. philsoph. Forschung 37, 1983, 68–87. – J. Hoffmann, Die
Welt der B. Weinheim 1986. – J. H. J. Schneider & S. Majetschak, B.
In: G. Ueding (ed.), Histor. Wb. der Rhetorik. Bd. 1. Tbingen 1992, Sp.
1399–1422. RB
Begriffsbildung (auch: Konzeptualisierung) Entwicklung von Erkenntnisstrukturen
beim Kind, die aus der Verallgemeinerung der Erfahrung in der Interaktion
des Subjekts mit der dingl. und personalen Umwelt entstehen. In der Spracherwerbsforschung
ist das Verhältnis von B. und Bedeutungserwerb ein zentrales Thema.
Wörter kçnnen als Symbol für Begriffe verstanden werden;
Wortbedeutungen sind demnach Begriffen zugeordnet. Die Spracherwerbsforschung
befasst sich mit Strukturen, Inhalten und Entwicklungsstadien kindl. Begriffe
und mit dem Verhältnis zwischen B. und Bedeutungsentwicklung. Der
Begriff »Leben« von vierjährigen Kindern z. B. ist durch
die Attribute »in Bewegung sein«, »in Funktion sein«,
»dem Menschen ähnlich sein« charakterisiert. Pflanzen
oder Tiere, die dem Menschen wenig ähnl. sind, werden nicht darunter
subsumiert. Entsprechend unterscheidet sich die Bedeutung des Wortes »Leben«
bei einem vierjährigen Kind von der eines Erwachsenen. In der Entwicklung
eines Kindes wechseln Stadien, in denen die Begriffsentwicklung der Bedeutungsentwicklung
vorauseilt, mit Stadien, in denen es sich umgekehrt verhält. Lit.
P. Bloom, How Children Learn the Meaning of Words. Cambridge,
Mass. 2000. – K. Nelson, Language in Cognitive Development. Cambridge
1996. – J. Piaget, Meine Theorie der geistigen Entwicklung. Ffm. 1983.
– G. Szagun, Sprachentwicklung beim Kind.
Intension (lat. intendere ›bedacht sein, achten auf‹) In der
philosoph. Semantik Bez. für die Bestimmung eines Begriffs durch seinen
Begriffsinhalt bzw. Bedeutungsgehalt (Ggs. Extension, d. h. Bestimmung
durch den Begriffsumfang). Der Begriffsinhalt wird durch die Klasse der
ihm eigenen Merkmale erklärt, z. B. der Begriff ›Säugetier‹ durch
die
für Säugetiere spezif. Eigenschaften. PR Weinheim u. a. 62003.
– L. S. Vygotskij, Denken und Sprechen. Weinheim u. a. 2002. AN Begriffsgeschichte
Historische Semantik, Bedeutungswandel Begriffsinhalt > Intension
Kulturanthropologen haben vielleicht weithin die
Vorstellung, die Linguistik sei bloß ein hochspezialisiertes und
ermüdend technisches Werkzeug in einer fernen Ecke ihrer Werkstatt.
Diesen Anthropologen muß deutlich werden, daß die Linguistik
ihrem Wesen nach die Erforschung von Sinn
oder BEDEUTUNG ist. Dem Außenseiter
mag es scheinen, als sei sie übermäßig mit der Aufzeichnung
haarspaltender Lautunterscheidunen beschäftigt, mit phonetischer Gymnastik
und mit dem Anfertigen komplizierter Grammatiken, die nur von Grammatikern
gelesen werden. Tatsächlich ist ihr eigentliches Anliegen jedoch die
Aufhellung der tiefen Dunkelheiten der Sprache und damit des Denkens,
der Kultur und der Lebensanschauungen einer gegebenen Gemeinschaft. Das
erhellende Licht ist jenes 'goldene Irgendwas', wie es einmal genannt wurde,
das Prinzip der Bedeutung. Ich habe
versucht zu zeigen, daß es dabei um weit mehr geht als um die Erlernung
des Sprechens und Verstehens einer Sprache. Wer eine Kultur erforschen
will, sollte in der Linguistik einen heuristischen Weg zur Behandlung psychologischer
Probleme sehen, vor denen er bisher zurückgescheut ist. Die Linguistik
ist eine optische Linse, durch die er bei richtiger Einstellung des Brennpunktes
die WAHREN GESTALTEN von vielen Kräften sehen wird, die ihm bisher
in der unerforschlichen Weite des unsichtbaren und körperlosen Denkens
verborgen waren."
Quelle S.119: Whorf,
Benjamin L. (dt.1965) Sprache, Denken, Wirklichkeit. Reinbek: rde.
Anmerkung: Das Sachregister enthält keinen
Eintrag zu "Begriff", aber zur "Begriffsbildung": 78, 130, 133, 136f. S.
78 enthält nicht "Begriffsbildung" aber (unten) "Begriffe", so auch
S. 133.
1 Zum Problem: eine pessimistische Vorbemerkung?
Begriff (BMDefiniendum)
ist philosophisch und psychologisch ein kontroverser Term, definierbar
auf der Basis metaphysischer und epistemologischer Traditionen (BMversch).
Dem linguistischen Begriff der Bedeutung (BMLBdB)
geht es nicht besser. Empirismus und Rationalismus; Nominalismus und Realismus;
Phänomenalismus, Relativismus, Objektivismus, Subjektivismus, und
vor allem die kognitiven Wissenschaften hantieren mit diesen Termen(BMKritik)wie
Hänsel und Gretel mit ihren Brotkrumen im Märchenwald.
Einer behavioristischen Unlust,
den Wald zu betreten, soll trotzdem nicht das Wort geredet werden. Dies
verbietet ein naiver common-sense. Glaube an eine Welt von Individuen und
die Erkenntnis ermöglichende psychologische Realität von Begriffen
(BMBpsyR).
Begriffe
(BMDefCha)
sind Einheiten mentaler Repräsentationen (des Wissens) von Welt, die
der Darstellung, Organisation, Planung, Steuerung und Kontrolle des menschlichen
Stoffwechsels mit Welt und Umwelt dienen (BMBziel).
Sprachliche Ausdrücke dagegen sind Instrumente des sozialen Verkehrs,
denen eine Mittlerfunktion zukommt: vox significat (rem) mediantibus conceptibus
(Ullman, 1957, S. 71).
Aus linguistischer Sicht tragen
sprachliche Ausdrücke Bedeutungen, welche jedoch nicht als Eigenschaften
des akustisch-artikulatorischen Signals auftreten, sondern als sozial normierte,
konventionelle mentale Entitäten eines sprachbenutzenden Individuums
angesehen werden. 'Begriff'(BMvergl)
und 'Bedeutung' teilen also das Schicksal
empirisch nicht, bzw. nur indirekt bestätigbarer Terme, deren Zusammenhang
darüber hinaus zu vielfältigen Vermutungen Anlaß gibt.
Häufig wird Begriff
(BMDefCha)
reduktiv als Wortbedeutung definiert (so bereits Ach, 1921). Obwohl diese
Festlegung viele Probleme aufwirft, soll sie heuristischer Ausgangspunkt
des Artikels sein. Zu den hierbei unmittelbar bemerkbaren Problemen gehört
beispielsweise, daß keine eindeutige Zuordnung von sprachlichen Ausdrücken
und Begriffen (BMunklar)
möglich scheint. So kann etwa sowohl ein Name wie eine Vielzahl definiter,
beschreibender Ausdrücke einem Begriff, hier NAPOLEON, zugeordnet
sein: "Napoleon" "der kleine Korse"; "der Sieger von Jena"; "der Verlierer
von Waterloo" "der Franzose, dessen Bruder König von Westfalen war",
usw. Zeigt dieses Beispiel nicht auch, daß die Zuordnung der komplexen
Ausdrücke zu NAPOLEON nur möglich ist, weil der Begriff
(BMunklar)
auch Inskriptionen enzyklopädischen Wissens umfaßt, mit deren
Hilfe dann der intendierte Referenzpunkt von "der Verlierer von Waterloo"
erschließbar wird? Ähnliche Fragen wirft das Nebeneinander von
idiomatischen, vielfach metaphorischen Ausdrücken wie "das Handtuch
werfen" und nicht übertragen, wörtlich benutzten Ausdrücken
wie "aufgeben" auf. Auch hier scheint das Wissen eines Sprechers über
(Box)Kampf beendende Signale die Zuweisung des komplexen Ausdrucks zum
Begriff
(BMBB) erst zu ermöglichen.
Beide Beispiele führen zu einem weiteren Problem: Weder sind Begriffe
(BMdiff)
mit Wortbedeutungen gleichzusetzen, noch kann eine logische Priorität
von [>76] Wort vor Phrasen- und Satzbedeutung angenommen werden, da nicht
auszuschließen ist, daß Begriffsinhalte
(BMinhalt)
anstatt durch atomare, semantische Merkmale vielmehr durch Propositionen
beschrieben werden müssen.
Wörter (i.e. Lexeme)
kommen in verschiedenen Wortformen vor ("bohren", "bohrte", "gebohrt")
und haben an Wortderivations- und Kompositionsprozessen teil ("Bohrer",
"Bohrturm"). Wie beeinflußt syntaktische und morphologische Variation
das Verhältnis von Ausdrucksform und Begriff (BMausdrf)?
Aus linguistischer Sicht ist die Beschreibung eines Lexems ein Tripel (phonetische,
syntaktische, semantische Regeln), bestehend aus einer phonetischen (oder
graphischen), einer morpho-syntaktischen und einer semantischen Beschreibung.
Diese Beschreibungsaspekte korrelieren auf eine höchst unklare Art
und Weise mit dem Wissen der Muttersprache, das ein Sprecher tatsächlich
hat. Ebenso unklar, weil auf unterschiedliche Weise in konkurrierenden
Grammatikmodellen beschrieben, ist der Zusammenhang phonetischer, syntaktischer
und semantischer Aspekte (vgl. z.B. Kempson, 1977; Bierwisch, 1981, S.
345 f.). Es dürfte einleuchten, daß eine explanatorische Theorie
der Begriffsentwicklung (BMBB)
den Beitrag innersprachlicher, phonetischer und morphologisch-syntaktischer
Faktoren nicht übergehen darf. Dieser Problembereich soll aber hier
unberücksichtigt bleiben (vgl. dazu etwa Karmiloff-Smith, 1984).
Eine Äußerung wird
gewöhnlich als Sprechereignis aufgefaßt, welches ein Sprecher
aufgrund seines phonetischen, syntaktischen und semantischen Wissens zu
einem gewissen Zeitpunkt und Kontext produziert. Dabei wird gewöhnlich
angenommen, daß, so wie das phonetische Regelsystem das artikulatorisch-akustische
Ereignisprodukt bestimmt, semantische Regeln die Äußerungsbedeutung
determinieren. Eine Äußerung wäre demnach ein Oktupel (Ereignis,
Sprecher, Zeit (phonetische, syntaktische, semantische Regeln), Kontext,
Äußerungsbedeutung}, wobei semantische Regeln Funktionen von
Kontexten in Äußerungsbedeutungen sind, bzw. es sind semantische
Regeln Intensionen, die Äußerungsbedeutungen von Sprechereignissen
in Kontexten als Extensionen haben. Dieser Denkansatz führt zwangsläufig
zur strikten Unterscheidung (BMBdif)
von ’semantischen’und ’enzyklopädischen’
Begriffen. Die Berechtigung, dies zu tun, wird unten als
kleiner Beitrag zur Verbreiterung der "semantic development framework principles"
(Carey, 1982) diskutiert.
Begriffe
(BMBart),
(BMdiff)
werden vielfach dichotomisch als einfache oder komplexe, abstrakte oder
konkrete, singulär oder allgemeine usw. klassifiziert und als Knoten
in einem Netzwerk aufgefaßt, in welchem die Relationen zu anderen
Knoten den Begriffsinhalt (BMinhalt)
festlegen (vgl. Collins & Quillian, 1972). Nach anderen Auffassungen
sind Begriffe
(BMunklar)
Einträge eines mentalen Lexikons, deren Inhalt in semantische Komponenten
zerlegbar ist (Smith et al. , 1974; Bierwisch, 1981; Clark, 1973). Bedeutungspostulate
bieten hierzu eine Beschreibungsalternative (Kempson, 1977; Biggs, 1982;
Fodor et al., 1980; Bierwisch, 1981). Der klassischen Auffassung von Begriff
(BMBling),
die den linguistischen Ansätzen zugrunde liegt, werde ich Einsichten
in prototypische Begriffsstrukturen (BMBstruk)
entgegenhalten und die Relevanz beider für eine genetische Theorie
der Begriffsentwicklung besprechen."
Quelle S. 75f: Seiler,
Th.B. & Wannenmacher, W. (1985, Hrsg.) Begriffs- und Wortbedeutungsentwicklung.
Berlin: Springer.
Schmidt-Schischkoff erklären im Wörterbuch der Philosophischen Begriffe:
Viele Schriften der Hermneutiker sind aber selbst extrem auslegungsbedürftig,
weil schwer verständlich.
Grundlage der Hermeneutik nach Schleiermacher
Die Hermeneutik ist von Schleiermacher nie als ein Werk verfasst worden.
Es existieren nur Notizen zu den Vorlesungen und Mitschriften (1809/10-1831).
In der kritischen Gesamtausgabe sind diese Quelle alle zusammengestellt:
[Inhaltsverzeichnis-PDF]
"Die allgemeine Hermeneutik.
von Dr. Fr. Schleiermacher.
Geschrieben im Winter 1809-10.
(angefangen den 24sten November 09.)
"5 Einleitung
E14 Dies sind nicht zwey Arten
der Interpretation, sondern jede Auslegung muß beides vollkommen
leisten.
E15 Man hat oft von Arten
der Interpretation gesprochen; Art ist aber das, was den Begriff der Gattung
vollkommen in sich faßt. Dies findet hier nicht Statt. Wer nur grammatisch
verstehn will, will immer nur unkünstlerisch verstehn. Wer nur psychologisch
verstehn will (man nennt das nicht übel a priori} wird immer unphilologisch
verstehn.
...
E24 Jede Rede oder Schrift
ist nur in einem großem Zusammenhänge zu verstehn.
1. Entweder ich bin im Studium des Schriftstellers
begriffen, und bringe seine Kenntniß schon mit; oder ich bin im Studium
des Gegenstandes begriffen, und kenne ihn schon so weit, daß ich
das Verständniß einer bestimmten Darstellung anknüpfen
kann.
2. Wenn ich zu einem Redenden zuerst komme, finde
ich ihn in bestimmten Verhältnissen. Wenn ich zu einem Schriftsteller
auf die rechte Weise hinzukomme, finde ich ihn da, wo er sich selbst aus
der Masse in bestimmten Beziehungen aussondert. Eben so wenn ich zuerst
zu einem Gegenstände komme, muß ich mit dem anfangen, was zur
ersten Bekanntschaft bestimmt ist als Unterricht, oder ich muß ihn
da auffassen, wo er sich zuerst entwickelt, d.h. als eigne Sphäre
aus einer größem aussondert; so Philosophie aus Poesie, und
die andern Arten der Poesie aus dem Epos.
3. Wo nur eins von beiden stattfindet, muß
das andre supplirt werden.
E25 Es giebt kein rechtes
Verstehn als im Fortschritt eines gründlichen Studiums. Jedes gründliche
Studium ist historisch und fangt von Anfang an.
Alles unzulängliche Verstehen hat im Mangel
desselben seinen Grund.
Wo man nun so zu Werke geht, muß man wissen,
daß man nur partial und unvollkommen versteht.
E26 Wo die historische
Reihe unterbrochen ist, muß die Lücke auf b anderweitige Art
ergänzt werden."
Quelle S. 73ff: Schleiermacher,
Friedrich (2012) Vorlesungen zur Hermeneutik und Kritik. Kritische Gesamtausgabe.
II. Abt. Bd.4. Herausgegeben von Wolfgang Virmond unter Mirwirkung von
Hermann Patsch. Berlin: De Gruyter.
_
Begriff in der Hermeneutik Gadamers
Im 2. Band der Hermeneutik Wahrheit und Methode findet sich ein Sachregister
zu den beiden Bänden. Dort werden folgende Einträge ausgewiesen:
G1S4
"Eine Besinnung auf das, was in den Geisteswissenschaften
Wahrheit ist, darf sich nicht selber aus der Überlieferung herausreflektieren
wollen, deren Verbindlichkeit ihr aufgegangen ist. Sie muß daher
für ihre eigene Arbeitsweise die Forderung aufstellen, soviel geschichtliche
Selbstdurchsichtigkeit zu erwerben, wie ihr nur irgend möglich ist.
Bemüht, das Universum des Verstehens besser zu verstehen, als unter
dem Erkenntnisbegriff (BMBerkMW)
der modernen Wissenschaft möglich
scheint, muß sie auch ein neues Verhältnis zu den
Begriffen
(BMBgwis) suchen, die sie
selber gebraucht. Sie wird sich dessen bewußt sein müssen, daß
ihr eigenes Verstehen und Auslegen keine Konstruktion aus Prinzipien ist,
sondern die Fortbildung eines von weit herkommenden Geschehens. Begriffe
(BMBgwis), die sie gebraucht,
wird sie daher nicht unbefragt in Anspruch nehmen dürfen, sondern
zu übernehmen haben, was ihr aus dem ursprünglichen Bedeutungsgehalt
ihrer Begriffe (BMBgwis)
überkommen ist."
Querverweise aus: Kritik des Sprachgebrauchs
in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften:
Begriff
in der Semiotik
Semiotik (Zeichentheorie) heißt die Lehre oder Wissenschaft von
den Zeichen, begründet durch Charles S. Peirce und Charles W. Morris.
Die Semiotik wird - nach Georg Klaus - unterteilt in Syntaktik (Zeichenvorrat,
Anordnung, "Grammatik"), Semantik (Bedeutung), Pragmatik (Handhabung, Anwendung,
Gebrauch), Sigmatik (Sachverhalte, die bezeichnet werden).
Das semiotische Dreieck
Zeichen (Wort), Bedeutung (Begriff), Sachverhalt (Referenz).
Klare, deutliche und dunkle, verworrene Begriffe
Peirce, Charles S. (orig 1877/78, dt. 1968) Über die Klarheit
unserer Gedanken. Frankfurt aM: Suhrkamp. Hier S. 37f:
"l. Klarheit und Deutlichkeit
388. Wer einmal einen Blick in eine moderne Abhandlung
Iber Logik von der üblichen Sorte1
geworfen hat, erinnert sich zweifellos der zwei Unterscheidungen, nämlich
zwischen klaren und dunklen
Begriffen (BMDefiniendum)
und zwischen deutlichen und verworenen
Begriffen (BMDefiniendum).
Sie stehen seit nunmehr fast zwei Jahrhunderten in den Lehrbüchern,
unverbessert und unverändert und werden im allgemeinen von den Logikern
unter die Edelsteine ihrer Lehre gezählt.
389. Ein klarer Begriff (BMDefiniendum)wird
definiert als ein solcher, der so gefaßt ist, daß er wiedererkannt
wird, wo er auch angetroffen weden mag, und der so erfaßt ist, daß
kein anderer Begriff mit ihm verwechselt wird (BMDefiniens).
Wenn er dieser Klarheit ermangelt, nennt man ihn dunkel. (BMDefiniens)
Das ist ein ziemlich gefälliges Stück
philosophischer Terminologie. Doch da es die Klarheit ist, die die Logiker
definieren, wünschte ich, sie hätten ihre Definition ein bißchen
einfacher gemacht. Niemals es zu verfehlen, einen Begriff
(BMKritik) wiederzuerkennen
und unter keinen Umständen ihn mit einem anderen zu verwechseln, mag
er auch in noch so schwer verständlicher Form vorkommen, das würde
eine so erstaunliche Kraft und Klarheit des Verstandes voraussetzen, wie
man sie in dieser Welt selten antrifft. Andererseits, bloß derart
eine Kenntnis des Begriffs (BMKritik)
zu haben, daß man mit ihm vertraut geworden ist und des Zögern,
ihn in gewöhnlichen Fällen wiederzuerkennen, verloren hat, scheint
kaum den Namen der Klarheit des Begreifens [>38] Beherrschung hinausläuft,
welches völlig im Irrtum sein kann. Ich nehme jedoch an, daß,
wenn die Logiker von „Klarheit“ sprechen, sie nicht mehr meinen als eine
solche Vertrautheit mit einem Begriff
(), da sie ja diese Qualität nur als ein kleines Verdienst ansehen,
das durch ein anderes ergänzt werden muß, welches sie Deutlichkeit
nennen.
390. Ein deutlicherBegriff
() wird definiert als ein solcher, der nichts enthält, was nicht klar
ist. Das ist technische Sprache. Unter dem Inhalt eines Begriffs
() verstehen die Logiker alles, was in einer Definition enthalten ist.
So daß gemäß ihrer Auffassung in Begriff
() dann deutlich erfaßt ist, wenn wir in abstrakten Termini eine
präzise Definition von ihm geben können. An diesem Punkt lassen
die Berufslogiker die Sache auf sich beruhen, und ich hätte den Leser
nicht mit dem belästigt, was sie zu sagen haben, wenn das nicht ein
so schlagendes Beispiel dafür wäre, wie sie ganze Zeitalter geistiger
Tätigkeit verschlafen haben, die Maschinerie des modernen Denkens
gleichgültig übersahen und sich nicht im Traum einfallen ließen,
sie zur Verbesserung der Logik anzuwenden. Man kann leicht zeigen, daß
die Lehre, daß vertrauter Gebrauch und abstrakte Deutlichkeit die
Vollkommenheit des Begreifens ausmachen, ihren einzigen richtigen Platz
in Philosophien hat, welche schon lange tot sind (BMKritik).
Es ist ist an der Zeit, die Methode zu formulieren, mit der man eine größere
Klarheit des Denkens erreichen kann, so wie wir sie bei den Denkern unserer
Zeit sehen und bewundern. (BMBklar)"
Kommentar Klarheit ...: Die Kritik der Logiker mit ihrer unrealistischen und wenig evaluativen Version von Klarheit und Deutlichkeit ist nachvollziehbar, wobei Peirce sich selbst den Vorwurf gefallen lassen muss, ziemlich dunkle und verworrene Begriffe geschaffen zu haben, wie z.B. seine Kategorien Erstheit, Zweitheit, Drittheit. .
Ein Zeichen oder Repräsentamen ist alles, was in einer solchen
(BMunklar) Beziehung zu
einem Zweiten steht, das sein Objekt (BMunklar)
genannt wird, daß es fähig ist ein Drittes, das sein Interpretant
genannt wird, dahingehend zu bestimmen, in derselben triadischen Relation
zu jener Relation auf das Objekt zu stehen (BMunklar),
in der es selbst steht (BMunklar).
Dies bedeutet, daß der Interpretant selbst ein Zeichen ist, der ein
Zeichen desselben Objekts bestimmt und so fort ohne Ende (BMunklar).
Zeichen unterteilen sich in zwei Trichotomien. Zuerst einmal ist jedes
Zeichen entweder ein Ikon, ein Index oder ein Symbol.
Kein Zeichen fungiert nämlich als ein Zeichen, bevor es einen tatsächlichen
(BMunklar) Interpretanten
hat, jedoch wirkt jedes Zeichen als ein Zeichen aufgrund einer zeichenkontstitutiven
Beschaffenheit (BMunklar)(significant
character), die nicht notwendig davon abhängt, daß es einen
Interpretanten besitzt (BMwid)
und also ein Zeichen ist, nicht einmal davon, daß es ein Objekt hat
und also ein reagierendes Ding, oder existiert. Ein Ikon ist ein Zeichen,
dessen zeichenkonstitutive Beschaffenheit eine Erstheit (BMunklar)
ist, das heißt, daß es unabhängig davon ist, ob es in
einer existentiellen Beziehung zu seinem Objekt steht, das durchaus nicht
existieren kann. Ein reines Ikon kann nur in der Phantasie existieren,
wenn es streng genommen überhaupt je existiert. Das Bild (image)24
eines Dreiecks im Geist eines Denkenden ist eine Repräsentation25
von allem, was ihm auch immer ähneln sein mag und zwar ausschließlich
deswegen, weil es die Qualität der Dreieckigkeit (BMversch)
besitzt. Jedes materielle Bild, wie z. B. ein Gemälde, repräsentiert
sein Objekt hauptsächlich auf konventionelle Art und Weise. Außerdem
ist ihm meistens eine Legende oder ein Namensschild beigefügt, was
ihm eine indexikalische Eigenschaft verleiht. Ikons lassen sich, wenn auch
nur grob, unterteilen in jene, die Ikons aufgrund einer Empfindungsqualität,
also Bilder sind, in jene, die Ikons in Bezug auf die dyadischen Relationen
ihrer Teile zueinander, also Diagramme, oder dyadische Analogien sind,
und in jene, die Ikons in Bezug auf ihre intellek-[>64]tuellen Eigenschaften.,
also Beispiele, sind.
Ein Index ist ein Zeichen, dessen zeichenkonstitutive
Beschaffenheit in einer Zweitheit oder einer existentiellen Relation zu
seinem Objekt liegt. Ein Index erfordert deshalb, daß sein Objekt
und er selbst individuelle Existenz besitzen müssen. Er wird zu einem
Zeichen aufgrund des Zufalls, daß er so aufgefaßt wird, ein
Umstand, der die Eigenschaft, die ihn erst zu einem Zeichen macht, nicht
berührt. Ein Ausruf wie »He!«, »Sag bloß!«
oder »Hallo!« ist ein Index. Ein deutender Finger ist ein Index.
Ein Krankheitssymptom ist ein Index. Das indizierte Objekt muß tatsächlich
vorhanden sein: dies macht den Unterschied zwischen einem Index und einem
Ikon aus. Doch sind beide insofern gleich, als die zeichenkonstitutive
Beschaffenheit gänzlich unabhängig davon ist, ob sie tatsächlich
jemals als Zeichen wirken, indem sie als solche verstanden werden. Die
Indices kann man natürlich je nach den Eigenschaften der existentiellen
Relationen zu ihren Objekten unterscheiden. Wichtiger ist jedoch, daß
Indices unterteilt sind in jene, die als Zeichen nur auf eine Weise wirken
und jene, die als Zeichen desselben Objekts in zwei Weisen wirken. Aus
der letzteren Gruppe sind besonders jene Indices wichtig, mit denen Ikons
verbunden sind. So ist ein Foto ein Index, weil die physikalische Wirkung
des Lichts beim Belichten eine existentielle eins-zu-eins-Korrespondenz
zwischen den Teilen des Fotos und den Teilen des Objekts herstellt, und
genau dies ist es, was an Fotografien oft am meisten geschätzt wird.
Doch darüberhinaus liefert ein Foto ein Ikon des Objekts, indem genau
die Relation der Teile es zu einem Bild des Objekts macht. So ist ein Wetterhahn
nicht nur ein Zeichen des Windes, weil der Wind tatsächlich auf ihn
wirkt, sondern er ist außerdem dem Wind ähnlich in Bezug auf
die Richtung, die dieser nimmt.
Ein Symbol ist ein Zeichen, dessen zeichenkonstitutive
Beschaffenheit ausschließlich in der Tatsache besteht, daß
es so interpretiert werden wird. Nehmen wir z. B. das Wort »Eule«.
Es läßt sich vermuten, daß es, als es zuerst in seiner
ursprünglichen Form verwendet wurde, für fähig befunden
wurde, die Vorstellung des Vogels hervorzurufen, weil es ähnlich klang
wie der Schrei des Vogels oder wie das Wort Heulen. Wenn dem so ist, dann
war es in seiner anfänglichen Verwendung ein Ikon. Der Dichter wird
sich dieser Ähnlichkeit weiterhin bewußt sein, so daß
dieses Wort in der Poesie bis auf den heutigen Tag ein Rudiment seines
iko[>66]nischen Ursprungs bewahrt hat. Was aber den täglichen Gebrauch
betrifft, ist der einzige Grund dafür, daß das Wort die Idee
zu vermitteln in der Lage ist, der, daß sich der Sprecher gewiß
ist, daß es so interpretiert werden wird. Dies gilt in der gleichen
Weise für jedes Wort und jeden Satz der Sprache. Nun ist eine Gewißheit,
daß etwas so and so sein wird, von der Art dessen, was wir in der
Physik ein Gesetz nennen. Es kann nur für etwas wahr sein, das unbegrenzt
oft wieder sich ereignen kann. Im strengen Sinne kommt nun aber individuelle
Existenz nur einem singulären Ereignis zu, das sich dort und dann
ereignet, wo es sich ereignet und kein anderes Sein hat. Denn obwohl wir
z. B. von Philipp von Makedonien als von einem Individuum sprechen, waren
doch »der betrunkene Philipp« und »der nüchterne
Philipp« voneinander verschieden. Das »existierende«
Ding ist individuell nur in dem Sinne als es ein kontinuierliches Gesetz
ist, das Ereignisse in einer Folge von Augenblicken kontrolliert und vereinheitlicht.26
Dies ist keine vollkommen genaue Aussage, doch ist sie so genau wie man
dies auf einfache Weise mit wenigen Worten erreichen kann. Es folgt daraus,
daß die Art von Zeichen, über die etwas konditional in der Zukunft
gewiß ist, nicht streng individuell sein muß. Denn dies Zeichen
muß in der Lage sein, wieder und wieder aufzutreten. Diese Wiederholungen
existieren, da das Symbol selbst (BMautonS)
ihre Existenz beherrscht (BMunklar).
Ein Wort kann unbegrenzt oft wiederholt werden. Jedes seiner Vorkommnisse
kann man als eine Replika dieses Wortes bezeichnen. Das Sein des Wortes
selbst besteht in der Gewißheit (die sich der Konvention verdankt),
daß eine Replika, die aus einer Folge von Lauten eines gegebenen
Typus zusammengesetzt ist, im Geist eine äquivalente Replika hervorruft.
Ein Symbol ist also ein allgemeines Zeichen, und als solches hat es die
Seinsweise einer Gesetzmäßigkeit (im wissenschaftlichen Sinne).27
Folglich verrät, wenn bestimmte Leute sagen, daß etwas »bloß«
ein Wort ist, das Adjektiv »bloß« ein tiefgehendes Unverständnis
für das Wesen eines Symbols. Ein Wort kann mit dem Urteil eines Gerichts
verglichen werden. Es ist nicht selbst der rechte Arm des Sheriffs, doch
ist es fähig, sich einen Sheriff zu schaffen und seinem Arm den Mut
und die Energie zu verleihen, die ihn wirksam werden läßt. Ist
dies nicht für das Urteil des Gerichts im strikten Sinne wahr, ohne
jede Metaphorik? Dies zu leugnen würde bedeuten, eine der prinzipiellen
Wahrheiten des Lebens zu ignorieren. Aber das Urteil des Gerichts ist nichts
anderes als ein Symbol, und es besitzt keine andere Art von Wirkung als
jene, welche zu einem gewissen Grade zu jedem genuinen Symbol gehört.
2. Interpretanten: Die Vorläufige
Analyse des
Dicizeichens (H)
Eine andere Trichotomie von Repräsentanten von kaum geringerer
Bedeutsamkeit als die eben vorgestellte ist die Aufteilung in einzelne
Zeichen (BMunklar), substitutive
Zeichen (BMDefiniendum),
oder wie wir auch sagen könnten, Sumizeichen; als dann in doppelte
Zeichen, informative Zeichen, oder, wie wir auch sagen können, Dicizeichen
(BMDefiniendum) oder
Quasi-Propositionen und schließlich noch in dreifache Zeichen (BMDefiniendum),
rational überzeugende Zeichen, Argumente, oder, wie wir auch sagen
können, Suadizeichen. Von diesen drei Klassen ist die zweite Klasse
der Quasi-Propositionen diejenige, deren Wesen (BMWesen)
bei weitem am leichtesten zu verstehen ist, trotz der Tatsache, daß
die Frage nach der wesentlichen Natur des »Urteils« heute eine
der kompliziertesten Fragen der Logik ist. (BMAbschw)
In Wahrheit haben alle diese Klassen eine äußerst verwickelte
Natur. Doch die gegenwärtige Problemstellung wird unnötig dadurch
kompliziert, daß sich die Aufmerksamkeit der meisten Logiker, statt
sich auf Propositionen im allgemeinen zu richten, auf »Urteile«
oder geistige Akte der Zustimmung zu Propositionen beschränkt, die
nicht nur Eigenschaften einschließen, die Propositionen im allgemeinen
zukommen, sondern auch noch Eigenschaften, die erforderlich sind, um sie
als Propositionen spezieller Art zu kennzeichnen, die neben der geistigen
Proposition selbst noch den Akt der Zustimmung einschließen. Das
Problem ist schon schwierig genug, wenn wir nur versuchen, ganz allgemein
die wesentliche Natur der Diazeichen (BMDefiniendum),
(BMunklar) zu analysieren,
das heißt der Gattung eines Zeichens, die Informationen vermittelt,
im Gegensatz zu Zeichen, aus denen man Informationen ableiten kann. (BMunklar)"
Morris gilt neben Peirce als einer der Begründer der Zeichentheorie.
Die erste Arbeit erschien 1938: hier mit "Die
Natur des Zeichens" zitiert. Ausführungen zu wichtigeren Begriffen
werden 14pt-fett-kursiv markiert. Durch
die vielen Signierungen ist der Text schwer lesbar, so dass sich empfiehlt,
den Originaltext hinzuzuziehen. Die zweite zitierte Arbeit von Morris (1946),
hieraus "Die Grundbegriffe
der Semiotik" ist kürzer und klarer. In den Grundbegriffen
konnte ich bislang nur eine Änderung feststellen: "Designat" verschwindet,
stattdessen wird "Signitfikat" eingeführt. Die Arbeit 1946 enthält
auch ein Glossar (S. 415-424).
Aus S. 20-23: Morris, Charles Williams (orig. 1938,
dt. 1979 ) Grundlagen der Zeichentheorie. Ästhetik und Zeichentheorie.
Berlin: Ullstein.
"II. Semiose (BMDefiniendum) und Semiotik (BMDefiniendum)
2. Die Natur des Zeichens (BMDefiniendum)
Man kann den Prozeß, in dem etwas als Zeichen
(BMDefiniendum) fungiert,
Zeichenprozeß
(BMDefiniendum) oder
Semiose
(BMDefiniendum) nennen.
Die Tradition, die bis auf die Griechen zurückgeht, stellt sich gemeinhin
vor, daß dieser Prozeß aus drei (oder vier) Faktoren bestehe:
nämlich aus dem, was als Zeichen wirkt
(ZTMZeff), (BMunklar),
aus dem, worauf das Zeichen referiert
(ZTMZref), und aus dem
Effekt,
der in irgendeinem Rezipienten ausgelöst wird (ZTMZeff)
und durch den die betreffende Sache
(ZTMZref) ihm als Zeichen
(ZTMZei) erscheint. Diese
drei Komponenten der Semiose sollen jeweils
Zeichenträger
(BMDefiniendum),
(ZTMZtr),
Designat (BMDefiniendum),
(ZTMZdes)und Interpretant
(BMDefiniendum),
(ZTMZptant) heißen;
hinzu kommt als vierter Faktor der Interpret(BMDefiniendum),
(ZTMZipret). Diese Termini
heben Faktoren heraus, die in der herkömmlichen Redeweise, daß
ein Zeichen für
jemanden etwas bezeichnet (BMunklar),
unartikuliert bleiben.
Ein Hund antwortet mit einem Verhalten (I) (ZTMZptant),
das zum Jagen von Eichhörnchen (D) gehört, auf einen bestimmten
Laut (Z) (ZTMZei): ein Reisender
stellt sich ein (I) (ZTMZptant)
auf eine bestimmte Gegend der Welt (D), wenn er von einem Freund einen
Brief (Z) erhält (BMBspGeg).
In diesen Fällen ist Z der Zeichenträger
(ZTMZtr) (und durch seine
Funktion ein Zeichen (ZTMZei)
), D das Designat (ZTMZdes)
und I der Interpretant (ZTMZptant)des
Interpreten
(ZTMZipret). Ein Zeichen
(BMDefCha), (BMDefiniendum)
ist nun am besten folgendermaßen zu charakterisieren: Z ist für
ein Verhalten I (ZTMZptant)
ein Zeichen (ZTMZei)
des Gegenstandes D (ZTMZref),
sofern I eine Notiznahme (ZTMnnv)
von D aufgrund des Auftretens von Z ist (BMDefiniens).
Demnach nimmt in der Semiose (ZTMZproz)
etwas von etwas anderem mittelbar, das heißt durch die Vermittlung
von etwas Drittem, Notiz.
Eine Semiose ist also ein
mittelbar-Notiz-Nehmen-von (ZTMnnv).
Die Vermittler sind Zeichenträger (ZTMZtr),
die Notiznahmen (ZTMnnv)
sind Interpretanten (ZTMZptant),
die Akteure in diesem Prozeß (ZTMZproz)
sind Interpreten (ZTMZipret),
das, von dem Notiz genommen wird, sind Designate
(ZTMZdes). Diese Formulierung
erfordert freilich mehrere Erläuterungen.
Offensichtlich sind die Begriffe »Zeichen
(BMfragl)«, »Designat«
(ZTMZdes), »Interpretant«
(ZTMZptant) und »Interpret«
(ZTMZipret) voneinander
abhängig, denn sie verweisen nur auf Einzelaspekte eines Zeichenprozesses
(ZTMZproz).
Ein Gegenstand hat es nicht nötig, daß ein Zeichen
(ZTMZei)
auf ihn referiert (ZTMZref),
aber ohne eine solche Referenz (ZTMZref)
gibt es kein Designat (ZTMZdes);
etwas ist nur dann Zeichen (ZTMZei),
wenn es von einem Interpreten als Zeichen
(ZTMZei) von etwas angesehen
wird; ein von-etwas-Notiz-Nehmen (ZTMnnv)
ist ein Interpretant (ZTMZptant)
nur insofern, als es von etwas hervorgerufen wird, das als Zeichen
(ZTMZei) fungiert; ein Gegenstand
ist nur Interpret (ZTMZipret),
wenn er von irgendetwas mittelbar Notiz (ZTMnnv)
nimmt. Die Eigenschaften, ein Zeichen
(ZTMZei), ein Designat
(ZTMZdes), ein Interpret
(ZTMZipret) oder ein
Interpretant
(ZTMZptant)
zu sein, sind relationale Eigenschaften, welche die Dinge annehmen, wenn
sie an dem Funktionsprozeß der Semiose
(ZTMZproz) beteiligt sind.
Die Semiotik (ZTSemiotik)
beschäftigt sich daher nicht mit einem speziellen Gegenstandsbereich,
sondern mit allen Gegenständen, insoweit (und nur insoweit) sie an
einer Semiose (ZTMZproz)
beteiligt sind. Wie wichtig dieser Punkt ist, wird nach und nach deutlicher
werden.
Zeichen (ZTMZei),
die auf denselben Gegenstand referieren, brauchen nicht dieselben Designate
(ZTMZdes) zu haben, da
das, wovon an dem Gegenstand Notiz genommen wird, für verschiedene
Interpreten
(ZTMZipret) verschieden
sein kann. Das eine Extrem ist, daß das Zeichen eines Gegenstandes
den Interpreten (ZTMZipret)
des Zeichens (ZTMZei)
nur auf den Gegenstand aufmerksam macht, das andere Extrem ist, daß
der Interpret (ZTMZipret)
sich auf jedes einzelne Merkmal des Gegenstandes einstellt, obgleich der
Gegenstand selbst abwesend ist (BMunklar).
Es ist also mit einem potentiellen Zeichenkontinuum
(ZTMZkont) zu rechnen:
In Bezug auf jeden Gegenstand und jeden Sachverhalt sind Semiosen
(ZTMZproz) beliebigen
Grades möglich, und die Frage nach dem Designat
(ZTMZdes) eines Zeichens
(ZTMZei) in einer gegebenen
Situation ist die Frage, von welchem Merkmal eines Gegenstandes oder eines
Sachverhalts tatsächlich allein aufgrund der Gegenwart des Zeichenträgers
(ZTMZtr)
Notiz genommen wird.
Jedes Zeichen hat ein Designat
(ZTMZdes); doch referiert
offensichtlich nicht jedes Zeichen (ZTMZei)
auf einen real existierenden Gegenstand. Aus solchen Schwierigkeiten können
sich Scheinprobleme ergeben; zu ihrer Lösung bedarf es aber nicht
der Einführung eines metaphysischen Reichs der »Subsistenzen«.
Da »Designat« (ZTMZdes)
ein semiotischer Terminus ist, kann es keine Designate
(ZTMZdes) ohne Semiose
geben - wohl aber Gegenstände, ohne daß eine Semiose
(ZTMZproz) stattfinden
muß. Designat (ZTMZdes)
eines Zeichen (ZTMZei)
ist die Gegenstandsart, auf die das Zeichen
(ZTMZei) anwendbar ist,
d. h. die Gesamtheit der Objekte, die die Eigenschaften haben, von denen
der Interpret durch die Gegenwart des Zeichenträgers
(ZTMZtr) Notiz nimmt. Und
die Notiznahme kann geschehen, ohne daß es Gegenstände oder
Sachverhalte gibt, welche die notierten Merkmale besitzen. Das gilt sogar
für das Zeigen: Im Hinblick auf bestimmte Zwecke kann man zeigen,
ohne auf etwas zu zeigen. Sagt man, daß jedes Zeichen
(ZTMZei) ein Designat
(ZTMZdes) hat, aber nicht
jedes Zeichen (ZTMZei)
auf etwas real Existierendes referiert, so ist das nicht widersprüchlich.
Wenn das, worauf referiert (ZTMZref)
wird, als das existiert, worauf referiert wird, ist das Referenzobjekt
ein Denotat (ZTMZden).
Es ist also klar, daß zwar jedes Zeichen ein Designat
(ZTMZdes), aber nicht jedes
ein Denotat (ZTMZden)
besitzt. Das Designat (ZTMZdes)
ist nicht ein Ding, sondern eine Gegenstandsart bzw. eine Klasse von Objekten
- und eine Klasse kann viele Elemente, ein Element oder gar kein Element
enthalten. Die Denotate (ZTMZden)
sind die Elemente der Klasse. Durch diese Unterscheidung wird die Tatsache
erklärt, daß [>23] man in den Eisschrank nach einem nicht vorhandenen
Apfel greifen und Vorbereitungen treffen kann, auf einer Insel zu leben,
die es womöglich nie gegeben hat oder die schon lange im Meer versunken
ist.
Schließlich sollte man bei der Definition
des Zeichens (ZTMZei)
beachten, daß sich die allgemeine Zeichentheorie nicht an eine besondere
Theorie über das zu binden braucht, was bei dem Akt der mittelbaren
Notiznahme alles geschieht. Ja, es sollte möglich sein, das mittelbar-Notiz-Nehmen-von
als einzigen Grundbegriff (ZTMnnv)
für einen axiomatischen Aufbau der Semiotik zu nehmen. Nichtsdestoweniger
eignet sich die obige Darstellung als Grundlage für eine Behandlung
aus behaviöristischer Sicht, die wir im folgenden zu der unsrigen
machen. Diese Deutung der Definition des Zeichens
() ist jedoch nicht notwendig und wird hier nur übernommen, weil sie
unter Psychologen in der einen oder anderen Form (obgleich nicht in der
Form des Watsonschen Behaviorismus) weit verbreitet ist und weil viele
Aporien,
die in der Geschichte der Semiotik
(ZTSemiotik) auftreten,
davon herrühren, daß sich die Semiotik fast immer an die introspektive
Schulpsychologie angelehnt hat. Vom behavioristischen Standpunkt aus gesehen
ist die Notiznahme von D in der Anwesenheit von Z eine durch die Reaktion
auf Z bedingte Reaktion auf D. Weiter unten wird klar, daß »private
Erfahrungen« des Zeichenprozessen
(ZTMZproz) oder anderer
Prozesse nicht geleugnet zu werden brauchen, aber vom behavioristischen
Standpunkt aus muß geleugnet werden, daß solche Erfahrungen
eine zentrale Bedeutung haben oder daß allein schon ihre Existenz
eine objektive Untersuchung von Zeichenprozessen
(ZTMZproz) (und also von
Zeichen
(ZTMZei),
Designat
(ZTMZdes) und Interpretant
(ZTMZptant) ) verhindert
oder auch nur beeinträchtigt."
"6. Die Grundbegriffe der Semiotik (1946), S. 92-95.
"Es ist jetzt möglich, die Grundbegriffe
der Semiotik abzugrenzen da sich diese
Begriffe
einfach auf verschiedene unterscheidbare Aspekte des Zeichenverhaltens
beziehen. Der Begriff Zeichen ist bereits
eingeführt worden oder, um genauer zu sein, ein Kriterium ist angegeben
worden, unter dem bestimmte Dinge als Zeichen
zugelassen werden — ob im Verlauf unserer Untersuchung andere Kriterien
festgelegt werden müssen, um andere Zeichenklassen
zu bestimmen, bleibt im Augenblick unbeantwortet. Wir sind aber wenigstens
in der Lage zu sagen, daß etwas ein Zeichen
ist, wenn es ein vorbereitender Reiz von der Art ist, die in unserer obigen
Formulierung spezifiziert wurde. Und das ist der notwendige erste Schritt
beim Aufbau einer Wissenschaft von den Zeichen.
Denn er identifiziert den Gegenstand einer solchen Wissenschaft und ermöglicht
die Einführung einer Anzahl anderer
Begriffe
(BMBEinf),
mit denen man über diesen Gegenstand sprechen kann. Solche Begriffe
(BMBEinf) können auf
vielfältige Weise eingeführt werden; wir schlagen die folgende
Methode für den Aufbau einer Sprache vor, mit der man über Zeichen
sprechen kann. Jeder Organismus, für den etwas ein Zeichen
ist, wird Interpret genannt. Die Disposition
eines Interpreten, aufgrund eines Zeichens
mit einer Reaktionsfolge einer Verhaltensfamilie zu reagieren, wir ein
Interpretant
genannt. Alles, was den Abschluß der Reaktionfolgen ermöglicht,
zu denen der Interpret aufgrund eines
Zeichens
disponiert ist, wird ein Denotat eines
Zeichens genannt. Es wird vom Zeichen gesagt, daß es ein Denotat
denotiert. Die Bedingungen, die erfüllt sein müssen,
um etwas ein Denotat zu nennen, werden
ein Signifikat (ZTMSignif)
des Zeichens genannt. Vom Zeichen´
wird gesagt, daß es ein Signifikat
(ZTMSignif) signifiziert;
der Ausdruck »eine Signifikation
haben« (ZTMSignif)
wird als synonym mit »signifizieren«
(ZTMSignif) verstanden.
[>93]
So ist beim Beispiel des Hundes der Summton das
Zeichen;
der Hund der Interpret; die Disposition,
Futter an einer bestimmten Stelle Suchen, ist dann, wenn sie durch den
Summer hervorgerufen wurde, der Interpretant;
das Futter an der auf gesuchten Stelle, das den Abfluß der Reaktionsfolge
ermöglicht, zu der der Hund veranlaßt wurde, ist ein Denotat,
und es wird durch den Summer denotiert; die Bedingung, ein eßbares
Objekt (vielleicht einer bestimmten Art) in einer bestimmten Stelle zu
sein, ist das Signifikat (ZTMSignif)
des Summers, und es ist das, was der Summer signifiziert
(ZTMSignif).
Im Falle des Fahrers sind die an ihn gerichteten
Wörter Zeichen; der Fahrer ist
der Interpret; seine Disposition, so
zu reagieren, daß er den Erdrutsch an einer bestimmten Stelle der
Straße umgeht, ist der Interpretant;
der Erdrutsch an dieser Stelle ist das Denotat;
die Bedingung, daß ein Erdrutsch an dieser Stelle passierte, ist
das Signifikat (ZTMSignif)
der gesprochenen Wörter.
Übereinstimmend mit diesem Gebrauch der Begriffe
(BMBGebr) muß ein
Zeichensignifizieren
(ZTMSignif),
während es denotieren kann oder
auch nicht. Der Summer kann für den Hund an einer bestimmten Stelle
Futter signifizieren, ohne daß sich tatsächlich an der betreffenden
Stelle Futter efindet, wie auch der Erdrutsch, der durch die gesprochenen
Wörter signifiziert (ZTMSignif)
wird, nicht tatsächlich zu existieren braucht. Gewöhnlich beginnen
wir mit Zeichen, die denotieren, und
dann versuchen wir, das Signifikat (ZTMSignif)
eines Zeichens dadurch zu bestimmen,
daß wir die Eigenschaften der Denotate
beobachten. Auf einer höheren Ebene des menschlichen Zeichenverhaltens
ist es jedoch möglich, das Signifikat (ZTMSignif)
eines Zeichens durch eine Entscheidung
zu bestimmen (die Bedingungen »festzulegen«, unter denen das
Zeichendenotiert),
und in diesem Fall besteht das Problem nicht darin, was das Zeichensignifiziert
(ZTMSignif),
sondern ob es irgend etwas denotiert
oder nicht. Wir treffen häufig bei komplexenZeichenprozessen
auf Fälle dieser Art."
Begriff in Colin Cherrys
Kommunikationsforschung
Cherry, Colin (orig. 1969; dt. 1971) Kommunikationsforschung - eine
neue Wissenschaft. Frankfurt aM: Fischer.
Sachregister Einträge Begriffe:
S.323: "Klassen des Erkennens
Eine der Schwierigkeiten, auf die wir bei der Erörterung des Erkennens
stoßen, besteht darin, daß dieses Wort in mehreren Bedeutungen
(BMBunter) gebraucht wird.
Erkennen — »Wiedererkennen« ist ein Allgemeinbegriff
(BMallgB),
durch den verschiedene Klassen von Phänomenen bezeichnet werden, die
man unterscheiden sollte. Die eben erwähnte Einteilung von Charles
Peirce (ZTPeirce) erläutert
bestimmte Unterschiede. Beispielsweise (BMBspGeg)
»erkennen« wir viereckige Karten, Blumen, Gesichter, Zylinderhüte
usw. — Gegenstände in unserer Umgebung und ihre Eigenschaften und
Beschaffenheiten. Ebenso sagen wir auch, wir «kennen« bereits
früher erhobene Einwände oder einen Irrtum, die Lösung eines
Problems oder einen Fehler. Wir folgen einem Beweis oder sahen einen Grund;
dies aber vermögen wir auch, mit geschlossenen Augen, in einem Sessel
sitzend zu tun. Beide Wörter — folgen und sehen — hat man dem auf
konkrete Beobachtungen anwendbaren Vokabular entlehnt. Doch kann man beide
Klassen des Erkennens einander sicherlich nicht gleichsetzen; auch sollten
wir nicht annehmen, ihre physiologischen Grundlagen seien notwendigerweise
die gleichen.
3. DAS ERKENNEN
VON ALLGEMEINBEGR1FFEN (BMallgB)
Wenn ich mich in meinem Zimmer umsehe, erblicke ich eine Reihe von
Gegenständen, die eine bestimmte gemeinsame Eigenschaft zu besitzen
scheinen. Dieser Eigenschaft gebe ich die Bezeichnung »Viereckigkeit«.
Beispielsweise (BMBspGeg)
sehe ich ein viereckiges Fenster, einen viereckigen Bilderrahmen, ein viereckiges
Stück Papier usw., das heißt, ich sehe eine Reihe viereckiger
Gegenstände. Doch habe ich nie »Viereckigkeit« selbst
gesehen. Ich besitze wohl den Begriff
(BMBspGeg) der »Viereckigkeit«,
ebenso wie den der »Geradheit« oder der »Winkeligkeit«
und viele andere, mit denen wir bei der Losung geometrischer Aufgaben mit
größter Selbstverständlichkeit umgehen. Nach demselben
Prinzip erblicke ich auf meinem Schreibtisch eine rote Schachtel, ein rotes
Buch und einen roten Bleistift, doch habe ich nie »Rotheit«
gesehen, sondern nur rote Gegenstände. In einem noch anderen Sinne
beziehen wir uns auf »Wörter« wie etwa auf die standardisierten
Wörter (BMWstand),
(BMunklar) »Buch«,
»Schachtel« und »Bleistift«; dabei sind alles,
was wir jemals sehen oder hören, ausschließlich spezifische
Wortereignisse — verschiedene Typen gedruckter Buchstaben oder in unterschiedlichem
Tonfall gesprochene Laute. [>324]
3.1 Allgemeinbegriffeals
Schlußgewohnheiten ()
Die unmittelbarste Methode, derartige Allgemeinbegriffe
(BMallgB) wie »Viereckig
keit«, »Rotheit«, »Geradheit« usw. (BMBspGeg)
zu interpretieren, besteht darin, sie als invariante, gemeinsame Eigenschaften
der Gegenstände darzustellen. Indessen bezieht sich diese Interpretation
nur auf Gegenstände, sie vernachlässigt den Menschen, der die
Viereckigkeit oder die Geradheit erkennt. Ein Begriff
(BMBspGeg) wie Viereckigkeit
kann nicht allein für die Eigenschaft eines Gegendstandes gehalten
werden, er bezieht auch die Person ein, die sich den Gegenstand vorstellt
(BMBBS). Wie bereits erwähnt,
gibt es eine Vielzahl wertvolle Arbeiten zur Untersuchung invarianter Eigenschaften
der Sprachreize unterschiedlicher Sprechweise oder bei Verzerrungen der
»information tragenden Elemente«. Diese Invarianten kann man
jedoch den Verbalbegriffen (BMBverbal)
nicht gleichsetzen. Erstere definieren die von einem äußeren
Beobachter gemessenen gemeinsamen Eigenschaften der physikalischen Reize.
Verbalbegriffe
(BMBverbal) indessen
setzen denjenigen voraus, der sich den Begriff
(BMBBS) bildet oder der auf
die Reize so reagiert, als ob er die gemeinsame Eigenschaft erkannt hätte.
Die Reaktion hängt ganz vom Einzelnen ab, das heißt von seinen
eigenen, besonderen Erfahrungen und von den spezifischen Schlußgewohnheiten,
die er ausgebildet hat.
Unter »Verbalbegriffen«
(BMBverbal) werden hier
nicht einzelne, mit unterschiedlichen Tonfall und variierender Färbung
gesprochene Wortereignisse verstanden, sondern der Allgemeinbegriff
(BMallgB) ist die ein Kollektiv
von Wortereignissen umfassende Klasse. Beispielsweise ist das standardisierte
Wort »Mensch« (BMWstand)
ein Allgemeinbegriff (BMallgB),
eine Klasse, die eine Vielzahl unterschiedlicher Äußerungen
umfaßt, die von verschiedenen Menschen gemacht werden — von Menschen
sehen mit sehr unterschiedlichen physischen Merkmalen, was freilich trotzalledem
den Kommunikationsprozeß erstaunlicherweise kaum behindert. Diese
Allgemeingültigkeit ist in der Tat bemerkenswert, dabei allerdings
ein Gemeinplatz, den wir für gegeben hinnehmen. Allgemeingültigkeit
bedeutet mehr als bloße Gruppierung oder Zuordnung verschiedener
Zeichenereignisse in eine Klasse, sie bezieht sich auf alle drei Stufen
der Sprache — auf die syntaktische, semantische und pragmatische Stufe.
Erst unsere außerordentliche Fähigkeit, in abstraktenBegriffen
(BMabstr) zu denken, begünstigt
durch die Beweglichkeit und Allgemeingültigkeit der Sprache, garantiert
dafür, daß die zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert.
Charles Morris (ZTMorris)
bezeichnet verbale Allgemeinbegriffe
(BMBverbal) als »Gesetze
oder Gewohnheiten der Verwendung« [244] im Gegensatz zu spezifischen
»Abbildern oder Wortträgern« (Wortereignissen). Ein Wortereignis
gehört einer [>325] Klasse von Objekten an, die sämtlich ein
und denselben linguistischen Regeln unterworfen sind und linguistisch gleich
verwendet werden. Verbale Allgemeinheit bedeutet in der Metasprache eine
Vielzahl von Situationen für ein Wort. Man kann mit demselben Wort
unterschiedliche Sätze bilden (syntetische Allgemeinheit) und verschiedene
Dinge bezeichnen (semantische llgemeinheit); schließlich reagieren
verschiedene Menschen ähnlich auf ein unterschiedlichem Tonfall gesprochenes
Wort (pragmatische Allgemeinheit). Bei all diesen Änderungen des Kontextes,
der Designata und des Nutzers bleibt eine gewisse Invarianz erhalten: Kommunikation
wird möglich. Allgemeinbegriffe sind in der Tat Zeichen, die auf invariante
Bedungen hinweisen« [66]. Zwischen dem Erkennen — dem Wiedererkennen
von realen oder abstrakten Gegebenheiten, die schon in den Bereich userer
Erfahrung getreten sind — und der Perzeption eines vollständig
neuen Begriffes (BMBneuE)
besteht ein wesentlicher Unterschied. Erkennen setzt die Klassifikation
des erkannten Objekts in eine bestehende Klasse voraus. Die Bildung neuer
Klassen hingegen ist ein schöpferischer Akt. Helen Keller (BMBspGeg),
die als Kleinkind erblindete und die Sprache verlor, konnte durch Betasten
die Gesichter ihrer Angehörigen, Stühle, Türgriffe und andere
Objekte erkennen. Sie entwickelte sogar Sprechmethoden, indem sie mit ihrer
Hand die Mundbewegungen und Schwingungen des Kehlkopfes ihres Kindermädchens
ertastete. Aber es vergingen Jahre, bevor ihr durch eine Art von Einübung
der Gedanke kam, daß jedes Ding einen Namen hatte. Sie erkannte den
Allgemeinbegriff
(BMallgB) — den Begriffeines
»Namens« (BMName),
der für eine unendliche Vielzahl von Situationen gilt — und sie reagierte
darauf, indem sie umherlief und die Namen der vielen ihr bereits vertrauten
Gegenstände lernte (siehe auch 3. Kapitel, Abschnitt 2.1) [186].
Der Mensch hat eine bemerkenswerte Fähigkeit
entwickelt, in abstrakten Begriffen
(BMabstr) zu denken; dies
wurde begünstigt durch die erstaunlichste aller seiner Fähigkeiten
— die menschliche Sprache (BMsprache).
Das Leben der niederen Tiere, der Vögel und Insekten, ist größtenteils
eingezwängt in ein ausschließlich augenblicksbezogenes Dasein,
ihre »Sprachen« (BMBTier)
beziehen sich lediglich auf ihre gegenwärtigen und zukünftigen
»Absichten«. Der Mensch dagegen vermag auch über nicht
gegenwärtige Dinge zu sprechen, er kann über Klassen (BMklasse)
von Dingen sprechen, und er kann schließlich in seiner Sprache auch
über die Vergangenheit reden (). Und all diese Abstraktionen und Verallgemeinerungen
und der ganze Bereich der Zeit — Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft —
lassen sich in der Sprache ausdrücken. (BMZeit)"
Im Online Lexikon Literaturwissenschaft wird zu Begriff ausgeführt (Abruf 17.10.2021):
Suchauftrag <definieren:begriff>
Die Suchmaschinebing produziert an erster
Stelle nach Eingabe <definieren:begriff" (Anfrage
13.09.18)
Google 15.10.18
Die Frage wird nicht verstanden. Es werden auf der ersten Seite Links
ausgegeben, die den Begriff Semiotik betreffen, aber nicht, was die Semiotik
unter Begriff versteht. Und so ist es auch bei den anderen Suchmaschinen
bing, duchduck, MetaGerm.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Wissenschaft site:www.sgipt.org.nbsp |
noch nicht end-korrigiert