Zur Plünderung und Mißwirtschaft deutscher Unternehmen durch Vorstände, Aufsichtsräte und Gewerkschaftsfunktionäre
»Bilanzen sind ja generell falsch, gefälscht,
fast immer frisiert«
André Kostolany in ... und was macht der Dollar?
Aus aktuellem Anlaß zum Fall Parmalat
Eine neue Variante der Wirtschaftskriminalität: die ganz legale - Wann endlich reagiert der Nachtwächterstaat?
Dokumente zur deutschen Plutokratie und zum Amigo-Republikanischen Prinzip:
|
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Einführung * Kapital Verbrechen * Zum Sachverhalt Bilanz-Manipulation * Kommentar: Eine Form der Wirtschaftskriminalität? * Neue Bücher Mißmanagement * Reichtum/ Armut in D *Querverweise
Der Fall Parmalat ist kein Einzelfall, wie Hans See in seinem brillanten Buch "Kapital Verbrechen" zeigt und hierbei keinen Geringeren als den alten Börsenguru André Kostolany zitieren kann. Allerdings ist die Größenordnung, ca. 10 Milliarden Euro werden derzeit veranschlagt, beachtlich und könnte womöglich die größten US-Bilanzfälscher noch in den Schatten stellen. Berlusconis Italien setzt hier neue Maßstäbe. Auch die Chuzpe, die Schäden seiner wirtschaftkriminellen 'Freunde' durch die eurpopäischen SteuerzahlerInnen bezahlen zu lassen, gehört zweifellos zu ersten Chuzpe-Bundesliga ähnlich wie der Bushman Junior Old-Europe zum Schuldenerlaß für den Irak gewinnen will mit dem überzeugenden Lockmittel, sie vom Wiederaufbaugeschäft auszuschließen. Sind die alle verrückt geworden, oder haben sie denen nur, wie man mundartlich fragen könnte, ins Gehirn geschissen?
See, Hans (1990). Kapital Verbrechen. Die Verwirtschaftung der Moral. Düsseldorf: Claassen
»Bilanzen sind ja generell falsch,
gefälscht, fast immer frisiert«
"Der Schwindel ist die Basis des Erfolgs. Einer der populärsten Börsenspekulanten des ausgehenden 20. Jahrhunderts, André Kostolany, schreibt in seinem 1987 erschienenen Buch »... und was macht der Dollar?« angesichts der Währungsspekulationen, Börsenmanipulationen und Schuldendiskussionen, daß die Banken »längst unter Wasser« stünden, wenn sie ehrliche Bilanzen erstellen müßten. Kostolany fragt: »Aber wer zwingt sie dazu?« Und er antwortet befriedigt: »Niemand.« Der mit der unehrlichen Bilanz betriebene Mißbrauch der Freiheit ist |
nämlich die Voraussetzung dafür, daß es den Banken gutgeht,
und wenn es ihnen gutgeht, geht es auch ihren Kunden gut. »Bilanzen
sind ja generell falsch, gefälscht, fast immer frisiert«, sagt
Kostolany. Und er behauptet zu wissen, daß sie kaum die Schalter
schließen würden, wenn sie einmal in Schwierigkeiten kommen
sollten. Er stellt lapidar fest, »daß nur noch die Gewinne
der Banken in privater Hand verbleiben, die Verluste jedoch schon längst
verstaatlicht sind«. Das ist eines der Kennzeichen des von mir als
Defizitsozialismus bezeichneten Spätkapitalismus und zugleich der
Humus, auf dem die organisierte Wirtschaftskriminalität im engeren,
das Kapital-Verbrechen im weiteren Sinne gedeiht.
Die Bilanzmanipulationen werden »Umschuldung«
oder »Überbrückung« genannt. Der Börsenprofi
mit Welterfahrung erklärt, daß die Umschuldungsabkommen »zur
Verschleierung der Wahrheit dienen, betrügerisch sind«, aber
er findet diese Manipulationen gut. Und wenn sie im Bereich der Bankenbilanzen
gut sind, warum sollen sie dann nicht überhaupt gut sein? Also stellt
er »mit etwas Zynismus« die Behaup-[302] tung auf, »daß
das ganze kapitalistische System ein Schwindel« sei, »auf Illusionen
aufgebaut«, aber »ein gutgemachter« Schwindel. Und wie
es sich für einen guten Kapitalchristen gehört, wünscht
er diesem Schwindelsystem: »Gott soll es geben, daß es noch
lange lebt.«
Die einst als Warnung vor BetrügerInnen gedachte Volksweisheit,
es sei nicht alles Gold, was glänzt, wird heute von den »Schwindlern«
mit dem Argument abgetan, es komme längst nicht mehr auf das Gold,
sondern auf den Glanz an. Der Glanz ist das Entscheidende. Das Design bestimmt
das Bewußtsein. Das Marketing sichert den Absatz, die Zustimmung
zur angebotenen Lebenswelt, schließlich auch die Stimme im Wahllokal.
Der schöne Schein bleibt Sieger im Wettbewerb um die Gunst des breiten
Publikums. Und wenn es über das Wesen des Kapitalismus überhaupt
eine Gewißheit gibt, dann diese: Je schöner und größer
der Schein, desto mehr verwirklicht er sein Sein."
Kleine Linkauswahl zum Thema Bilanz-Manipulation (Beachte)
Was in dieser Amigo-Plutokratie
vor sich geht, ist im Grunde unfaßbar. Die völlig offene Plünderung
der Staatskassen, Sozialkassen, Steuergelder, Landesbanken, Unternehmen
durch Vorstände, Aufsichtsräte, GewerkschaftsfunktionärInnen
und KontrolleurInnen, die keine sind, spottet jeder Beschreibung. Deutschland
droht immer mehr zu einem einzigartigen Saustall hemmungsloser, skrupelloser
SelbstbedienerInnen zu verkommen, so daß wir uns wirklich ganz ernsthaft
fragen müssen, ob hier nicht die schlimmste Form der Wirtschaftskriminalität
vorliegt, die denkbar ist: nämlich die ganz legale - mit Hilfe der
Politik und Justiz?
Das plutokratische System der deutschen Wirtschaftselite, genannt Deutschland AG, ist krank, ja hochpathologisch, weil belohnt wird, was immer auch geschieht, völlig gleichgültig, wie viel Kapitalvernichtung ihnen gelingt, völlig unabhängig von ihrem Wirtschaftserfolg, völlig unabhängig vom Aktienkurs, völlig unabhängig von der MitarbeiterInnenzufriedenheit: sie gieren, raffen und gewinnen immer, völlig abgehoben von jeder Realität, von jeder tatsächlichen Leistung und wirklicher Verantwortung. Das ist der hochpathologische Kern dieses plutokratischen Inzucht- Systems, das sich nicht aus eigener Kraft wie Münchhausen aus seinem verblendeten, völlig realitätsentrückten Brain-Sumpf herausziehen kann. Hier müssen klare Strukturreformen, klare Gesetze dieser Bande marodierender Immer-"Sieger" - in Wahrheit Plünderer und Abstauber - die Grenzen ihrer Pathologie zeigen und sie in die Schranken nationaler wie europäischer Vernunft und Verantwortung weisen. |
Neue
Bücher zum Mißmanagement, zur Habier und Manipulation
Riße, Stefan (2003). Manager außer Kontrolle: Wie Gier
und Größenwahn unsere Wirtschaft ruinieren. Düsseldorf:
Econ. https://www.br-online.de/kultur-szene/sendungen/politischesbuch/
Blomert, Reinhard (2003). Die Habgierigen: Firmenpiraten, Börsenmanipulation:
Kapitalismus außer Kontrolle. München: Kunstmann. https://www.perlentaucher.de/buch/14181.html
https://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-lit-pol/779.html
In der Deutschland AG und sog. Führungs"elite"
gilt das Prinzip: Wer auf höherer Ebene Mist macht, wird gnadenlos
belohnt. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine schwärzere Antipädagogik
als in den vom Geldtabu und Hollyvoodoo
beherrschten Plutokratien,
in denen nichts mehr mißbraucht wird als der Freiheitsbegriff.
Querverweis: Überblick
zur Plünderung deutscher Unternehmen durch Vorstände, Aufsichtsräte
und Gewerkschaftsfunktionäre. Dokumente zur deutschen Plutokratie
und Amigo-Republik: "Deutschland AG".
_
Querverweise: Neid
* Mißgunst*
Gerechtigkeit
* Gier * Vernunft
* Der richtige
Weg *
Kritik der Führungskräfteschulung
* Plünderung
der Unternehmen durch Vorstände, Aufsichtsräte und ihre Amigos
* Börse in der IP-GIPT * Vorsicht:
Börse Kinderleicht * Schwarzbuch
der Markenfirmen
* Die
10 häufigsten Fehler in der Ökonomie * Schwarze
Liste Wirtschaft * Die
Wahrheit über die Steuerbelastung deutscher Unternehmen
*
Reichtum
und Armut in Deutschland:
Die 250 reichsten
Menschen in Deutschland und die Entwicklung ihres Reichtums werden im Manager-Magazin
3/2003 dokumentiert: https://www.manager-magazin.de/koepfe/reichste/0,2828,236831,00.html
Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (PWK2-48):
https://www.bma.de/index.cfm?F539CF2696DE4030AA3DA291C41758E2
Der
Spiegel meldet am 11.6.3: Trotz Krise: Immer mehr Millionäre
Die Wirtschaftskrise kann den Reichen und Superreichen nichts anhaben. Einer aktuellen Studie zufolge steigt ihr Vermögen weiter an, immer mehr Menschen dürfen sich Millionär nennen. |
korrigiert: 28.12.03 irs