Deutsche Banken und Kreditinstitute
Wie schlecht-gut-geht es ihnen wirklich?
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Erstausgabe 13.1.2002., letztes update 15.1.2
(1) Die Banken werden nicht müde, über ihre "geringen" Gewinnmargen zu jammern und gleichzeitig ziemlich drastisch abzukassieren wie es sonst kaum einer anderen Branche möglich ist. Dabei bedeutet Banksein nichts anderes als die Lizenz, Geld das sie selbst gar nicht hat gegen Zinsen zu verleihen. Das heißt in finanz- und wirtschafts- wissenschaftlichen Kreisen Giralgeldschöpfung. Banksein bedeutet also schon ein ganz besonderes Privileg, nämlich an etwas verdienen dürfen, was man gar nicht hat. Für dieses Privileg sollten die Banken zuallererst mal dankbar sein und sich dem Gemeinwohl daher besonders verpflichtet fühlen.
(2) Obwohl sie einen Prunkbau nach dem andern hinstellen, obwohl ihnen mehr gehört als allen anderen, obwohl sie immer mehr einseitigen Einfluß auf die Wirtschaft und die Politik haben, ist es ihnen nie genug. Zwar muß man Banken zugestehen, daß ihr Geschäft nun einmal das Geld ist und sie demzufolge einen ganz besonderen "Sinn" für Geld und Gewinn haben. Das ist nichts ehrenrühriges, sondern aus der Natur und Sache heraus normal und natürlich. Andererseits muß man aber auch sehen, daß aus eben dieser Natur und Sache heraus auch eine gewisse natürlich angelegte Neigung zum Geldhunger erwächst, der in seiner unersättlichen Ausformung zur pathologischen Gier und Sicht womöglich zum Schaden aller und des Gemeinwohls deformieren kann.
(3) Alle vernünftigen Wirtschaftsunternehmungen streben nach Gewinn und die meisten von ihnen versuchen, ihn zu maximieren, mehr und mehr und mehr werden zu lassen, wehalb der Wettbewerb einer Mindestzahl von nicht- abgesprochenen Anbietern ja so grundlegend wichtig ist, was vom Konzentrations- und Globalisierungsprozeß gefährdet wird. Und natürlich streben auch die Banken nach Gewinnmaximierung. Und wie es scheint, haben sie hier auch mehr Möglichkeiten und Macht als die meisten anderen WirtschaftsteilnehmerInnen.
(4) Wo aber ist die Grenze? Soll es überhaupt eine Grenze geben - oder muß das nicht der Markt regeln? Nun, auf Geld kann weder die Wirtschaft noch der Verbraucher verzichten. Die Geldströme sind das Blut des Wirtschaftskreislaufs'. Und Geld in Verbraucherhänden ist als potentieller Konsum ein ebenso potentielles Stück Konjunktur und Wachstum. Waren frühere Wirtschaftstheorien auf Mangel aufgebaut, hat sich in den "modernen" Industrie- und Wohlstandsgesellschaften ein Wandel zum Konsum ergeben. Das Management der Mangelwirtschaft wurde abgelöst vom Management der sog. Konsum- und 'Wohlstandswirtschaft' (wobei der Wohlstand nur für ca. 1/3 der Weltbevölkerung gilt und die Reichen leben zu einem nicht unwesentlichen Teil auf Kosten der Armen; bis zur Perfektion beherrschen dieses System der Wirtschaftsausbeutung und Leben auf Kosten anderer die USA [Zischka 1986, Der Dollar, S. 297 ff]).
(5) Geht es allen schlecht, darbt die Wirtschaft, stöhnen die Arbeitslosen und Rentner, sparen Arbeiter und kleine Leute, dann ist immer noch Kassier- und Bankenzeit. Bankenzeit ist also beinah immer; so lange, bis alle auf einmal hin rennen und ihr Geld wollen. Aber dann ist Geld gewöhnlich nicht mehr viel wert. Dank unserer PolitikerInnen und derer, die sie wählen, ist in mehr oder minder periodischen Abständen mit solchen Ereignissen (Entwertung, Abwertung, Währungsreform) zu rechnen, da sich Banken und Politik offenbar in einem einig sind: Kaufen Sie jetzt und lassen Sie später andere zahlen. Der Verdacht auf partielle Geschäftsunfähigkeit beginnt bei den Bundeskanzlern und wandert über die MinisterpräsidentInnen - Berlin ist praktisch bald schon argentinisiert - über die Bezirke bis hin zu den BürgermeisterInnen, Stadt- und LandrätInnen. Kräftig unterstützt wird dies durch eine polit- parteiische und wenig kompetente Justiz mit kräftigem Rückenwind durch die Medien, die dem Volk dies als richtig und rechtens zu verkaufen haben nach dem Motto: nur wer Schulden macht, ist wer und wer auf Pump lebt, belebt die Wirtschaft.
(6) Selten war Geld so billig wie derzeit - für die Banken. Doch selten verlangten sie mehr Zinsen, relativ zu den Geldbeschaffungskosten, als sie derzeit z.B. für einen Dispokredit verlangen: um die 15%, eine Zahl, die doch sehr an Wucher gemahnt und mit Kredit nicht mehr all zu viel zu tun zu haben scheint. Und noch mehr wollen sie, deshalb müssen Zig-Tausende entlassen werden, weil der Krake Bankensystem den Kragen sprichwörtlich nicht voll genug bekommt. Immer mehr und noch mehr. 20% Rendite schweben ihnen vor wie in den Bank-Schlaraffenländern dieser Erde. Banken leben davon, Geld zu verleihen. Je mehr und je höher der Zins desto besser geht es ihnen. Und sie haben wahrscheinlich noch nie so viel verliehen wie zur Zeit (auffällig ist ja auch der Zusammehang zwischen Staatsvershculdung und Teilbetriebsergebnisentwicklung der Banken): siehe unten). Aber sie jammern und sie klagen in einem fort; Zigtausende sollen entlassen werden. Ist das wirklich gerechtfertigt? Ist das wirklich in Ordnung?
Untersuchen wir also anhand einiger
aussagekräftiger Zeitreihen, wie es den Banken in den ersten 25-27
der letzten 33 Jahr wirtschaftlich ergangen ist:
Zeitreihenuntersuchung einiger wichtiger Größen
Will man wissen, wie es den Banken geht, ist es sinnvoll, die Entwicklung in Beziehung zu einigen anderen wichtigen Vergleichsgrößen über eine längere Zeit zu betrachten. Hierzu habe ich folgende Größen ausgewählt:
In der Wirtschaft gibt es viele natürliche Wachstumsprozesse.
Eine exponentielle Entwicklung der verschiedenen Größen ist
so gesehen normal und steigende Wachstumskurven besagen für sich
jeweils allein - und damit absolut betrachtet - wenig. Anders, wenn man
verschiedene Wachstumgsgrößen zueinander in Beziehung setzt.
Um die Steigung (Beschleunigung) einer Wachstumsdynamik zu schätzen,
muß man also vergleichen und
dies geschieht nun einerseits über die für jedermann verständliche
graphische Darstellung und andererseits genauer und für mathematisch-
statistisch Kundige über die unterschiedlichen Beschleuigungsfaktoren
b im Exponenten der Zahl e bei der exponentiellen Regressionsgleichung
[ausführliches Beispiel hier]
entlang der Zeit.
Teilbetriebsergebnisse
aller Banken verglichen mit den Jahresüberschüssen aller Unternehmen
in der Zeit von 1970 - 1994
Es geht bei der Veranschaulichung im wesentlichen
um den Anstieg im Verlauf. Um die Werte in der Verlaufsdarstellung vergleichbar
zu machen, wurden die Werte bei den Jahresüberschüssen aller
Unternehmen umskaliert. Ein mathematisch- statistisch genaueres Bild gibt
der Vergleich der Wachstumsfaktoren b in den jeweiligen exponentiellen
Regressionsgleichungen:
b * N |
Man sieht, daß die Teilbetriebsergebnisse aller Banken sehr viel steiler und schneller wachsen als die Jahresüberschüsse aller anderen Unternehmen. So gesehen ist es also den Banken über Jahrzehnte, hier genau 25 Jahre hinweg außerordnetlich gut gegangen: viel besser als allen anderen Unternehmen im Durchschnitt.
Wie man bereits sieht, gibt es bei den Jahresüberschüssen aller Unternehmen nur ein ganz leichtes Wachstum, so daß wir nur einen ziemlich kleinen Wert für b erwarten:
Exponentielle
Regression
Jahresüberschüsse
alle Unternehmen 25 Jahre Zeitraum von 1970 bis incl. 1994
Exponentielle Regression F(X)=A*EXP(b*X)
A (Anfangswert) = 437.436.940.000 (437 Milliarden ...)
b= .026815525
Korrelationskoeffizient= .80018464
Standardabweichung= .1511043
Exkurs: Die Differenzierungen nach der Datenquelle: CD-ROM Deutsche BUndesbank: 50 Jahre Deutsche Mark . Monetäre Statistiken 1948-1997. Verlag C.H.Beck und Verlage Vahlen (ISBN 3-8006-2240-8), hier verwendet letzte Spalte Teilbetriebsergebnis.
Teilbetriebsergebnisse
aller Banken 1968-1994
27 Jahre Zeitraum von 1968 bis incl. 1994
Exponentielle Regression F(X)=A*EXP(b*X)
A (Anfangswert) = 4.599.096.900 (4,599 Milliarden)
b= .096810107b
Korrelationskoeffizient= .97064061
Standardabweichung= .19418978
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Achtung: Man darf
sich durch den oberflächlich betrachtet anscheinend geringen Unterschied
zwischen den beiden b nicht täuschen lassen: die stehen im Exponenten
der Zahl e und dieser Sachverhalt trägt es sozusagen in sich. Rechnet
man z.B. mit den Regresssionsschätzwerten hoch auf das Jahr 2010:
Banken Teilbetriebserg. Jahresüberschü.Unternehm.so zeigt sich, daß die Teilbetriebsergebnisse der Banken mit einem b = .0968 bis zum Jahr 2010 rund um das 58fache wachsen würden, während die Jahresüberschüsse der Unternehmen mit einem b = .0268 "nur" rund um das dreifache des jeweiligen Anfangswertes wachsen würden. |
Wie man sieht steigen bis etwa
1981 Bruttolöhne und die Teilbetriebsergebnisse der Banken etwa im gleichen Maß. Danach setzt eine Beschleunigung bei den Baken ein, die zunehmend an Dynamik gewinnt. Die Banken profitieren also viel mehr von der Entwicklung als die LohnempfängerInnen. Der Verlauf der Entwicklung der Teilbetriebsergebnisse der Banken zeigt auch eine gewisse Parallelität zur Entwicklung der Staatsverschuldung. Der Geldhunger des Staates könnte den synchron laufenden Geldhunger der Banken hervorrufen. So gesehen könnten die Banken an der Staatsverschuldung am meisten verdienen und an ihrer Aufrechterhaltung auch ein Interesse haben. |
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Exponentielle Regression
Teilbetriebsergebnisse aller Banken 1968-1994 siehe
bitte oben
Entwicklung
der Bruttolöhne
27 Jahre Zeitraum von 1968 bis incl. 1994
Exponentielle Regression F(X)=A*EXP(b*X)
A= 30233.337
b= .059535433
Korrelationskoeffizient= .97837427
Standardabweichung= .10188191
Wachstumsrelation
der Bruttolöhne
1970 = 34056
2010 = 415094
415094 : 34056 = 12
Verwaltungsaufwand
in Prozent vom Geschäftsvolumen aller Banken im Zeitraum 1968-1994
Betrachtet man die Verwaltungskosten aller Banken in Prozent vom Geschäftsvolumen, so fällt auf, daß sich dieser Wert innerhalb relativ enger Grenzen seitwärts bewegt und 1994 sogar fast wieder auf das niedrige Niveau zu Beginn der Zeitreihe zurückgefallen ist. So gesehen erscheint die aktuelle Ankündigung der Banken, Zigtausende entlassen zu wolen, wenig verständlich, vor allem, wenn man sich ihre Gemeinwohlverpflichtung vor Augen hält. |
Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Teil-Betriebsergebnisse der Banken sind in den ersten rund 25 Jahren der letzten 33 Jahre sehr viel schneller (Multiplikator 58 bis 2010) und steiler gestiegen als die Jahresüberschüsse aller anderen Unternehmen (Multiplikator 3 bis 2010) und der Bruttolöhne (Multiplikator 12 bis 2010) im Durchschnitt, wobei der Verwaltungsaufwand in Prozent vom Geschäftsvolumen fast wieder auf sein Anfangsniveau zu Beginn der Zeitreihe fiel. Den Banken geht es wirtschaftlich sehr viel besser als allen anderen Wirtschaftsteilnehmern. Statt sich für ihr Giralgeldschöpfungs- Privileg dem Gemeinwohl gegenüber dankbar verpflichtet und damit maßvoll und sozial verantwortlich zu erweisen, scheint ihr natürlicher Geldhunger in eine pathologische Geldgier zu deformieren, was politisch und juristisch besondere Aufmerksamkeit und Kontrolle nach sich ziehen sollte.
noch nicht end-korrigiert