Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=05.03.2011 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 18.03.15
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
    Mail: sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright

    Anfang_ Wahn in den Diagnose Systemen_ Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag__ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Wissenschaft, Bereich Geschichte der Wissenschaften, hier Psychiatrie, und hier speziell zum Thema:

    Wahn in den Diagnose Systemen

    aufbereitet von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Wahndefinition
     
    Wahn liegt vor, wenn mit rational unkorrigierbarer Gewissheit ein falsches Modell der Wirklichkeit oder ein falscher Erkenntnisweg zu einem richtigen oder falschen Modell der Wirklichkeit vertreten wird. 
         [> Zur Unmöglichkeit des Inhalts] > Peters (1984) Eintrag zum Wahn. > Auch wahre Inhalte können wahnhaft sein und was wahnhaft ist muss nicht falsch sein.

    Wahn: Symptome, Syndrome und Störungen mit Krankheitswert
    Ganz wichtig ist es, Paranoia, paranoide Symptome, paranoide Persönlichkeitsstörung, paranoide Schizophrenie und schiziaffektive Psychose auseinander zu halten. Man kann nun, was den Krankheitswert von paranoiden Erscheinungen betrifft, verschiedene Ausprägungen und Formen unterscheiden. Wir berichten zunächst auch die Vorgängerversion des ICD -10, die ICD-9 - Revision  und ein neueres, zwar auch nicht überzeugendes, teilweise aber etwas besseres System zur Klassifikation der psychiatrischen Krankheiten, das DSM III (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM III, Weinheim 1984).

    DIMDI- Aktuelle ICD-Diagnostik zum Paranoiden

    • ICD-10-GM Version 2011. [Fehler 404]
    • Suche in Dimdi.
    • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F20-F29). [Fehler 404]
    • DSM-V Development.


    Die verschiedenen Erscheinungen des Wahns oder des Paranoiden

    (1) Einzelne paranoide Gedanken bei sonst Gesunden; im ICD und DSM III aus verständlichen Gründen nicht erfaßt.

    (2) Paranoide Episoden bei sonst Gesunden im ICD und DSM III nicht erfaßt.

    (3) Formal paranoide Syndrome, die von der Psychiatrie und Gesellschaft als nützlich, zumindest aber nicht als schädlich oder behandlungsbedürftig toleriert werden (aus den Reihen der Erfinder, Heiler, Propheten, Religiösen, Ideologen, Grenzwissenschaften und andere, sich besondere Fähigkeiten zuordnende), im ICD und DSM III nicht vorgesehen.

    (4) Paranoide Persönlichkeit im ICD 9. Rev. 301.0
    "Eine Persönlichkeitsstörung mit starker Empfindlichkeit für Mißerfolge und vermeintliche Demütigungen und Zurückweisungen mit einer Tendenz, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Haltungen als feindlich oder verächtlich mißdeutet werden. Die Patienten bestehen streitbar und beharrlich auf dem eigenen Recht, sie können zu Eifersucht oder überhöhtem Selbstwertgefühl neigen. Diese Personen können sich hilflos gedemütigt und ausgenutzt fühlen, andere dagegen, obwohl genauso empfindlich, sind aggressiv und beharrlich. In allen Fällen besteht eine starke Selbstbezogenheit. Dazugehörige Begriffe: Fanatische Persönlichkeit; Paranoide Charakterzüge; Paranoide Persönlichkeitsstörung. Ausschließen: Akute paranoide Reaktion (ICD-9 298.3); Alkoholparanoia (ICD-9 291.5); Paranoide Schizophrenie (ICD-9 295.3); Paranoide Syndrome (ICD-9 297. )

    (5)  Akute Paranoide Reaktion im ICD-9 298.3
    "Paranoide Syndrome, offenbar hervorgerufen durch ein als emotionale Belastung wirkendes Ereignis, das als Angriff oder Bedrohung fehlgedeutet wird. Solche Zustände treten besonders bei Gefangenen auf oder als akute Reaktion auf eine fremde oder bedrohliche Umgebung, z.B. bei Immigranten. Dazugehöriger Begriff: Bouffee delirante. Ausschließen: Paranoide Syndrome."

    (6) Psychogene Psychose mit paranoider Symptomatik im ICD-9 298.4
    "Psychogene oder reaktive paranoide Psychose jeder Typologie, die länger anhält als die akuten Reaktionen, die zu 298.3 gehören. Diese Schlüsselnummer sollte auch verwendet werden, wenn die Diagnose einer psychogenen Psychose mit paranoider Symptomatik nicht ausdrücklich als 'akut' bezeichnet ist. Dazugehöriger Begriff: länger dauernde paranoide Psychose."

    (7)  Einfache paranoide Psychose im ICD-9 297.0
    "Eine akute oder chronische Psychose, die nicht als Schizophrenie oder affektive Psychose klassifizierbar ist. Wahnideen, vor allem beeinflußt, verfolgt oder in besonderer (negativer) Weise behandelt zu werden, sind die Hauptsymptome. Die Wahnideen sind ziemlich fixiert, ausgearbei-tet und systematisiert."

    (8)  Paranoia im ICD-9 297.1
    "Eine seltene chronische Psychose, bei der sich ein logisch konstruierter systematischer Wahn langsam entwickelt hat, ohne Halluzinationen oder schizophrene Denkstörungen. Meistens handelt es sich um Größenwahn (paranoischer Prophet oder Erfinder), Verfolgungswahn oder hypochondrischer Wahn. Ausschließen: Paranoide Persönlichkeit 301.0."

    (9)  Paraphrenie im ICD-9 297.2
    "Paranoide Psychose mit auffälligen Halluzinationen, die oft in verschiedenen Sinnesgebieten auftreten. Wenn affektive Symptome und Denkstörungen vorhanden sind, dominieren sie nicht das klinische Erscheinungsbild, und die Persönlichkeit ist gut erhalten. Dazugehörige Begriffe: Paranoide Psychose im Involutionsalter [=nach den Wechseljahren, um 48. Lebensjahr] Spätparaphrenie"

    (10) Induzierte Psychose im ICD-9 297.3
    "Eine vorwiegend wahnhafte Psychose, meist chronisch und oft ohne floride [=blühend, stark ausgeprägt] Symptomatik. Sie scheint sich aus einer engen oder sogar abhängigen Beziehung mit einer anderen Person entwickelt zu haben, bei der sich bereits eine ähnliche Psychose manifestiert [=eingestellt] hat. Die Wahnideen werden zumindest z.T. übernommen. Die seltenen Fälle, in denen mehrere Personen von der Störung befallen sind, sollten auch hier verschlüsselt werden. Dazugehörige Begriffe: Folie à deux.; Induzierte paranoide Psychose; Symbiontische  Psychose."

    (11) Schizophrenie, Paranoide Form im ICD-9 295.3
    Die Form der Schizophrenie, in der relativ dauerhafte Wahnideen, die von Halluzinationen begleitet sein können, das klinische Bild beherrschen. Es handelt sich häufig um Verfolgungswahn, aber auch andere Wahnformen kommen vor (z.B. Eifersuchtswahn, Abstammungswahn, Sendungswahn oder Wahn körperlicher Veränderung). Halluzinationen und unberechenbares Verhalten können vorkommen; in einigen Fällen ist das Verhalten von Anfang an schwer gestört, die Denkstörung kann grob auffällig sein, und Affektverflachung mit abortiven [ = unfertigen] Wahn ideen und Halluzinationen kann sich entwickeln. Dazugehörige Begriffe: Paraphrene Schizophrenie; Paranoid halluzinatorische Schizophrenie. Ausschließen: Paraphrenie, paranoide Psychose im Involutionsalter 297.2, Paranoia 297.1."


    Differentialdiagnose des Wahns (Paranoiden)
    Mit Differentialdiagnose bezeichnet man die Aufgabe, aus einer Reihe von Syndromen, die gemeinsame Symptome (Zeichen) haben, dasjenige zu finden, das das zu diagnostizierende vorliegende Syndrom am besten trifft.
        Im DSM III finden wir (S. 197) hierzu folgende Regelanweisung zur Differentialdiagnose gegenüber Schizophrenie: "Paranoide Störungen unterscheiden sich von Schizophrenie durch das Fehlen von auffallenden Halluzinationen [ = Wahrnehmungen ohne äußere Wahrnehmungsquelle], Inkohärenz [formale Denkstörung: unzusammenhängende Denkinhalte werden aneinandergeknüpft, Sprünge im Ablauf des Denkens, fehlende Ordnung], Lockerung von Assoziationen oder bizarren Wahninhalten wie etwa dem Gefühl des Gemachten oder der Gedankenausbreitung."
        Kritische Anmerkung: Das widerspricht den Ausführungen zur "klassischen" Paranoia (ICD F22), bei der es gerade einen umschriebenen paranoiden Kern beo sinst intakter Persönlichkeit gibt, was die Diagnose ja oft so schwer macht, wobei die meisten ICD F22 gar nicht in den Kliniken auftauchen dürften.

    Psychische Störungen bei denen paranoide Symptome vorkommen im ICD-10 (Ausgabe 1991)
    Quelle: DIMDI- Aktuelle ICD-Diagnostik zum Paranoiden. Neu ICD-10 German 2006, deutsche Fassung vom 1.10.2005 nach der Internetquelle: https://www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlgm2006/fr-icd.htm

    Fette Hervorhebung im Text, nicht der Überschriften und Ausschlüsse (Exkl.), durch Sponsel. Auszüge aus Kapitel V, Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99)

    Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen (F00-F09) (ICD-10 G 2006. [Fehler 404])
    F03   Nicht näher bezeichnete Demenz
         Präsenil:

    • Demenz o.n.A.
    • Psychose o.n.A.

    • Primäre degenerative Demenz o.n.A.
         Senil:
    • Demenz:
      • depressiver oder paranoider Typus
      • o.n.A.
    • Psychose o.n.A.
    Exkl.:  Senile Demenz mit Delir oder akutem Verwirrtheitszustand ( F05.1 )
      Senilität o.n.A. ( R54 )


    F06.2   Organische wahnhafte [schizophreniforme] Störung  (ICD-10 G 2006. [Fehler 404])
    Eine Störung, bei der anhaltende oder immer wieder auftretende Wahnideen das klinische Bild bestimmen. Die Wahnideen können von Halluzinationen begleitet werden. Einige Merkmale, die auf Schizophrenie hinweisen, wie bizarre Halluzinationen oder Denkstörungen, können vorliegen.
    Paranoide und paranoid-halluzinatorische organisch bedingte Zustandsbilder
    Schizophreniforme Psychose bei Epilepsie
    Exkl.:  Akute vorübergehende psychotische Störungen ( F23.- )

      Anhaltende wahnhafte Störungen ( F22.- )
      Durch psychotrope Substanzen induzierte psychotische Störungen ( F11-F19, vierte Stelle .5)
      Schizophrenie ( F20.- )


    Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F20-F29) (ICD-10 G 2006. [Fehler 404])
    In diesem Abschnitt finden sich die Schizophrenie als das wichtigste Krankheitsbild dieser Gruppe, die schizotype Störung, die anhaltenden wahnhaften Störungen und eine größere Gruppe akuter vorübergehender psychotischer Störungen. Schizoaffektive Störungen werden trotz ihrer umstrittenen Natur weiterhin hier aufgeführt.

    F20.-   Schizophrenie
    Die schizophrenen Störungen sind im allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet. Die Bewusstseinsklarheit und intellektuellen Fähigkeiten sind in der Regel nicht beeinträchtigt, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive Defizite entwickeln können. Die wichtigsten psychopathologischen Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn oder das Gefühl des Gemachten, Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen, Denkstörungen und Negativsymptome.
    Der Verlauf der schizophrenen Störungen kann entweder kontinuierlich episodisch mit zunehmenden oder stabilen Defiziten sein, oder es können eine oder mehrere Episoden mit vollständiger oder unvollständiger Remission auftreten.
    Die Diagnose Schizophrenie soll bei ausgeprägten depressiven oder manischen Symptomen nicht gestellt werden, es sei denn, schizophrene Symptome wären der affektiven Störung vorausgegangen. Ebenso wenig ist eine Schizophrenie bei eindeutiger Gehirnerkrankung, während einer Intoxikation oder während eines Entzugssyndroms zu diagnostizieren. Ähnliche Störungen bei Epilepsie oder anderen Hirnerkrankungen sollen unter F06.2 kodiert werden, die durch psychotrope Substanzen bedingten psychotischen Störungen unter F10-F19, vierte Stelle .5.
    Exkl.: Schizophrene Reaktion ( F23.2 )

      Schizophrenie:
      • akut (undifferenziert) ( F23.2 )
      • zyklisch ( F25.2 )
      Schizotype Störung ( F21 )


    F20.0   Paranoide Schizophrenie
    Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide Wahnvorstellungen gekenn-zeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Störungen der Stimmung, des Antriebs und der Sprache, katatone Symptome fehlen entweder oder sind wenig auffallend.
    Paraphrene Schizophrenie
    Exkl.:  Paranoia ( F22.0 )

       Paranoider Involutionszustand ( F22.8 )


    F22.-   Anhaltende wahnhafte Störungen
    Diese Gruppe enthält eine Reihe von Störungen, bei denen ein langandauernder Wahn das einzige oder das am meisten ins Auge fallende klinische Charakteristikum darstellt, und die nicht als organisch, schizophren oder affektiv klassifiziert werden können. Wahnhafte Störungen, die nur wenige Monate angedauert haben, sollten wenigstens vorläufig unter F23.- kodiert werden.

    F22.0   Wahnhafte Störung
    Eine Störung charakterisiert durch die Entwicklung eines einzelnen Wahns oder mehrerer aufeinander bezogener Wahninhalte, die im allgemeinen lange, manchmal lebenslang, andauern. Der Inhalt des Wahns oder des Wahnsystems ist sehr unterschiedlich. Eindeutige und anhaltende akustische Halluzinationen (Stimmen), schizophrene Symptome wie Kontrollwahn oder Affektverflachung und eine eindeutige Gehirnerkrankung sind nicht mit der Diagnose vereinbar. Gelegentliche oder vorübergehende akustische Halluzinationen schließen besonders bei älteren Patienten die Diagnose jedoch nicht aus, solange diese Symptome nicht typisch schizophren erscheinen und nur einen kleinen Teil des klinischen Bildes ausmachen.
    Paranoia
    Paranoid:

    • Psychose
    • Zustand
    Sensitiver Beziehungswahn
    Späte Paraphrenie
    Exkl.:  Paranoid:
      • Persönlichkeitsstörung ( F60.0 )
      • psychogene Psychose ( F23.3 )
      • Reaktion ( F23.3 )
      • Schizophrenie ( F20.0 )
      Exkurs zur Geschichte der Paranoia nach Berner (1965, S.3): "A. Bildung der Krankheitseinheit 'Paranoia'
      Die erste Etappe in der Geschichte der Paranoia-Forschung, die eigentlich mit SNELL beginnt, ist durch die Heraushebung der Paranoia als selbständige Krankheitseinheit charakterisiert. Wohl hatte schon 1852 LASÈGUE das 'délire de persécution' beschrieben und HOFFMANN bereits 1862 dezidiert behauptet, daß die 'Verrücktheit' eine primäre Geistesstörung sei. SNELL jedoch führte diese Gedankengänge weiter fort und formulierte sie erstmalig 1865 präzis in seinem Vortrag 'Über Monomanie als primäre Form der Seelenstörung'. Er setzte sich damit scharf in Gegensatz zu der damals noch allgemein anerkannten Zellerschen Lehre, daß die Verrücktheit sich aus einer vorangehenden Melancholie und Manie entwickeln müsse und belegte seine Behauptung, daß es primäre Monomanien gäbe, an acht Fällen. Diese Untersuchungen fanden in der Folgezeit weiteren Anklang, so daß sich WESTPHAL 1876 ausdrücklich zum Snellschen Standpunkt bekannte und schließlich auch GRIESINGER überzeugt wurde, der später „diese eigentümliche, sehr chronische Störung" auch als primäre Verrücktheit auffaßte. MENDEL ersetzte dann 1884 den Ausdruck „Verrücktheit" durch den ursprünglich von HEINROTH geprägten Terminus „Paranoia". In der vierten Auflage seines Lehrbuches nahm KRAEPELIN erstmalig den Mendelschen Paranoia-Begriff auf. Er beschrieb diese Erkrankung zunächst als Verläufe ohne Ausgang in Verblödung und stellte fest, daß ihre Abgrenzung von der Dementia paranoides im Einzelfall oft schwierig sei. Schließlich definierte er die Paranoia als eine „aus inneren Ursachen erfolgende schleichende Entwicklung eines dauernden unerschütterlichen Wahnsystems, das mit vollkommener Erhaltung der Klarheit und Ordnung im Denken, Wollen und Handeln einhergeht" und brachte damit den Kampf um ihre nosologische Sonderstellung zunächst zu einem gewissen Abschluß."


    F22.8   Sonstige anhaltende wahnhafte Störungen
    Hierbei handelt es sich um Störungen, bei denen ein Wahn oder Wahnsysteme von anhaltenden Stimmen oder von schizophrenen Symptomen begleitet werden, die aber nicht die Diagnose Schizophrenie (F20.-) erfüllen.
    Paranoides Zustandsbild im Involutionsalter
    Querulantenwahn (Paranoia querulans)
    Wahnhafte Dysmorphophobie

    F22.9   Anhaltende wahnhafte Störung, nicht näher bezeichnet

    F23.3   Sonstige akute vorwiegend wahnhafte psychotische Störungen
    Es handelt sich um eine akute psychotische Störung, bei der verhältnismäßig stabile Wahnphänomene oder Halluzinationen die hauptsächlichen klinischen Merkmale darstellen, aber nicht die Kriterien für eine Schizophrenie erfüllen (F20.-). Wenn die Wahnphänomene andauern, ist die Diagnose in anhaltende wahnhafte Störung (F22.-) zu ändern.
    Paranoide Reaktion
    Psychogene paranoide Psychose

    F24   Induzierte wahnhafte Störung
    Es handelt sich um eine wahnhafte Störung, die von zwei Personen mit einer engen emotionalen Bindung geteilt wird. Nur eine von beiden leidet unter einer echten psychotischen Störung; die Wahnvorstellungen bei der anderen Person sind induziert und werden bei der Trennung des Paares meist aufgegeben.
    Folie à deux
    Induziert:

    • paranoide Störung
    • psychotische Störung


    F25  Schizoaffektive Störungen
    Episodische Störungen, bei denen sowohl affektive als auch schizophrene Symptome auftreten, aber die weder die Kriterien für Schizophrenie noch für eine depressive oder manische Episode erfüllen. Andere Zustandsbilder, bei denen affektive Symptome eine vorher bestehende Schizophrenie überlagern, oder bei denen sie mit anderen anhaltenden Wahnkrankheiten gemeinsam auftreten oder alternieren, sind unter F20-F29 zu kodieren. Parathyme psychotische Symptome bei affektiven Störungen rechtfertigen die Diagnose einer schizoaffektiven Störung nicht.

    F25.0   Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch
    Eine Störung, bei der sowohl schizophrene als auch manische Symptome vorliegen und deshalb weder die Diagnose einer Schizophrenie noch einer manischen Episode gerechtfertigt ist. Diese Kategorie ist sowohl für einzelne Episoden als auch für rezidivierende Störungen zu verwenden, bei denen die Mehrzahl der Episoden schizomanisch ist.
                Schizoaffektive Psychose, manischer Typ
                Schizophreniforme Psychose, manischer Typ

    F25.1   Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv
    Eine Störung, bei der sowohl schizophrene als auch depressive Symptome vorliegen und deshalb weder die Diagnose einer Schizophrenie noch einer depressiven Episode gerechtfertigt ist. Diese Kategorie ist sowohl für einzelne Episoden als auch für rezidivierende Störungen zu verwenden, bei denen die Mehrzahl der Episoden schizodepressiv ist.
                Schizoaffektive Psychose, depressiver Typ
                Schizophreniforme Psychose, depressiver Typ

    F25.2  Gemischte schizoaffektive Störung
                    Gemischte schizophrene und affektive Psychose
                    Zyklische Schizophrenie

    F25.8   Sonstige schizoaffektive Störungen
    F25.9   Schizoaffektive Störung, nicht näher bezeichnet
                Schizoaffektive Psychose o.n.A.

    F60.0   Paranoide Persönlichkeitsstörung
    Diese Persönlichkeitsstörung ist durch übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung, Nachtragen von Kränkungen, durch Misstrauen, sowie eine Neigung, Erlebtes zu verdrehen gekennzeichnet, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missgedeutet werden, wiederkehrende unberechtigte Verdächtigungen hinsichtlich der sexuellen Treue des Ehegatten oder Sexualpartners, schließlich durch streitsüchtiges und beharrliches Bestehen auf eigenen Rechten. Diese Personen können zu überhöhtem Selbstwertgefühl und häufiger, übertriebener Selbstbezogenheit neigen.
    Persönlichkeit(sstörung):

    • expansiv-paranoid
    • fanatisch
    • paranoid
    • querulatorisch
    • sensitiv paranoid
    Exkl.:  Paranoia ( F22.0 )
      Paranoia querulans ( F22.8 )
      Paranoid:
      • Psychose ( F22.0 )
      • Schizophrenie ( F20.0 )
      • Zustand ( F22.0 )




    > Epidemiologie des Wahns > Wahnformen.


    Literatur (Auswahl) > Literaturliste Wahn, Diff.Diagnostik, Norm und Abweichung,
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    •  


    Links (Auswahl: beachte)
    • DIMDI- Aktuelle ICD-Diagnostik zum Paranoiden
      • ICD-10-GM Version 2011. [Fehler 404].
      • Suche in Dimdi.
      • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F20-F29). [Fehler 404]
    • DSM-V Development.




    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___
     


    Querverweise
    Standort: Wahn in den Diagnose Systemen.
    *
    Überblick Diagnostik in der IP-GIPT. * Überblick Wahn in der IP-GIPT * Literatur zum Wahn.
    Kritik und Alternative zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie.
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site:www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Wahn in den Diagnose Systemen. Geschichte der Wissenschaften, hier Psychiatrie und speziell der Wahn. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/geswis/psychiat/wahn/DiagSys.htm
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    Ende
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    04.02.15    Linkfehler geprüft, ausgewiesen oder korrigiert.
    20.03.11    Exkurs zur Geschichte der Paranoia.
    08.03.11    Schizoaffektiven Komplex aufgenommen.