Der Fall Freud
Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge
von Han Israëls
Buchhinweis (Prädikat wertvoll) von Rudolf
Sponsel, Erlangen
Erstausgabe 16.6.2002, Letztes Update
9.7.2
Israëls, Han (dt. 1999, ndl.
1993). Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge.
Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
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"Der Fall Freud" ist 1993 unter dem Titel "Het geval Freud" in Amsterdam bei Uitgeverij Bert Bakker erschienen, als erster einer auf zwei Bände angelegten Auseinandersetzung mit Sigmund Freud. Die sogenannte 'Kokain- Episode', der Fall der Hysterikerin 'Anna O.' und die 'Verführungstheorie' stehen im Mittelpunkt des Bandes, den wir hier vorlegen. Israels vertritt die These, daß es sich bei den von Freud selbst in die Welt gesetzten "Schöpfungsgeschichtem' dieser Fälle um reine Mythen handelt, die als 'erfolgreiche Versuche betrachtet werden müssen, den wahren Ablauf der Ereignisse zu verschleiern'. Das Buch erregte bei seinem Erscheinen breite Aufmerksamkeit in der niederländischen Öffentlichkeit und schaffte bereits nach wenigen Wochen den Sprung auf die Bestseller-Liste. Das internationale Echo erklärt sich auch aus einem sensationellen Fund, mit dem Han Israëls aufwartet: Abschriften von etwa 300 Briefen Freuds an seine Verlobte Martha Bernays, die ein neues Licht auf den "frühen" Freud werfen und die Geschichte der Psychoanalyse um wesentliche Details ergänzen. Diese von Israels entdeckten |
Abgesehen davon, daß es für aufgeklärte und kritische
Zeitgenossen wohl kaum eine ernsthafte Frage sein dürfte, ob Psychoanalyse
eine Wissenschaft sein könnte, so sollte doch selbst für
solch weit entfernte Kandidaten ein gewisser elementarer Anstand herrschen
und Diffamieren, Fälschen,
Aus- / Tricksen, Frisieren, Agitation oder Propaganda keine offen zulässige
Methode sein.
Liest man indessen, wie dem Stipendiaten der Königlich
Niederländischen Akademie der Wissenschaften Han Israëls
durch die Redaktion der Psyche und vorher schon durch die des International
Journal of Psycho-Analysis mitgespielt wurde, bekommt man eine gruselige
und abstoßende Ahnung davon, was für ein berufs- und wissenschafts-
ethischer Sumpf [siehe auch: Sexueller Mißbrauch;
Wiederruf der Mißbrauchstheorie;
Berliner Blätter für Psychoanalyse] um diese Zunft herum seine
ekelhaften Blüten treiben könnte, so daß verständlich
wird, wenn sich manche fragten: sollen solchen PsychoanalytikerInnen und
Institutionen PatientInnen anvertraut werden?
"Nachwort zur deutschen Ausgabe: Solms und Hirschmüller
Nach dem Erscheinen der niederländischen Originalausgabe dieses
Buches im Jahre 1993 haben sich in Deutschland zwei Dinge ereignet, die
hier nicht unerwähnt bleiben sollten.
Dies betrifft zum einen eine ausführliche Besprechung
des Buches in der Frankfurter Zeitschrift Psyche, dem wohl prominentesten
psychoanalytischen Fachorgan im deutschsprachigen Raum. Die Rezension erschien
dort mehr als ein Jahr vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung
des Fall Freuds, die Sie jetzt in Händen halten. Mehr noch:
Als die Besprechung erschien, hatte die Psyche-Redaktion noch keine
Ahnung, daß es überhaupt eine deutsche Übersetzung geben
würde. In dem Beitrag in Psyche ging es um die niederländische
Originalausgabe des Buches.
So etwas ist höchst ungewöhnlich, da es
nur selten vorkommt, daß ein niederländisches Buch bereits vor
seinem Erscheinen in Deutschland ausführlich in den dortigen Fachzeitschriften
besprochen wird. Denn schließlich mutet man dem Publikum ein Urteil
über ein Buch zu, das in einer Sprache abgefaßt ist, die die
allermeisten nicht beherrschen. Und was für Psyche gilt, trifft erst
recht auf die Leser der führenden psychoanalytischen Zeitschrift in
der angelsächsischen Welt, dem International Journal of Psycho-Analysis
zu: denn bei der Rezension in Psyche handelte es sich um die Übersetzung
eines Beitrags, der zwei Jahre zuvor bereits im International Journal veröffentlicht
worden war.
Die Tatsache, daß dem Gros ihrer Leser der
Inhalt des rezensierten Werkes aufgrund der Sprache verschlossen bleiben
mußte, stellte für die beiden international renommierten psychoanalytischen
Fachzeitschriften keinen Hinderungsgrund dar, eine ausführliche Besprechung
abzudrucken - dazu war der Inhalt des Buches für sie offenbar zu wichtig.
[<224]
Diejenigen unter Ihnen, die nun aber glauben, ein
- zumindest nach Auflassung jener Zeitschriftenredaktionen - wissenschaftliches
Meisterwerk in Händen zu halten, muß ich allerdings enttäuschen.
Der Tenor der betreffenden Rezensionen ist eine nachdrückliche Warnung
vor dem Inhalt des Werks.
»Der Fall Freud: 1. Schöpfungsgeschichten,
wie der Titel des Buches von Han Israels in der Übersetzung lautet,
beschäftigt sich mit Freuds frühen Kokain- und Hysterie-Forschungen.
Es will jedoch diese berufliche Phase in Freuds Leben keineswegs ernsthaft
dokumentieren und beurteilen, sondern läßt im Gestus des investigativen
Journalismus nichts unversucht, den Menschen Sigmund Freud zu diskreditieren.
In dieser Hinsicht gehört es also zu der gegenwärtig modischen
Literatur, die den Charakter und die wissenschaftliche Integrität
des Begründers der Psychoanalyse zerstören will.«
So beginnt der Text, und in diesem Ton geht es sieben
Seiten lang weiter, um schließlich mit den Worten zu enden:
»Auf der Grundlage des bisher Gesagten empfehle
ich den Lesern, die an einem genauen Bericht und einer ausgewogenen Einschätzung
dieser faszinierenden Zeit in Freuds beruflichem Leben interessiert sind,
sich an eine der vielen anderen verfügbaren Quellen zu halten.«
Eine sonderbare Empfehlung! Denn angesichts der
geringen Verbreitung des Niederländischen wird es kaum einen Leser
bei Psyche oder dem International Journal of Psycho-Analysis gegeben
haben, der tatsächlich der offenbar als gefährlich erachteten
Versuchung ausgesetzt war, das Buch in die Hand zu nehmen.
Diese Reaktion auf das Buch ist bemerkenswert. Man
stelle sich einmal vor, daß in irgendeiner normalen wissenschaftlichen
Disziplin, sagen wir: der Biologie oder der Physik, ein niederländisches
Buch über Darwin oder Einstein erscheint, das nach Ansicht der Redaktionsmitglieder
ausländischer Fachzeitschriften wissenschaftlich unter Niveau ist,
dann ist es undenkbar, daß man einem solchen Machwerk aus einem kleinen,
exotischen Sprachraum ausführliche Besprechungen widmen würde.
Doch offenbar handelt es sich bei der Psychoanalyse um keine normale wissenschaftliche
Disziplin." [<225]
Inhalt
EINLEITUNG 7
I. KOKAIN 19
Carl Koller: Verunglimpfung 20
Muskelkraft: Die erste Selbstanalyse 37
Kokain für Morphinisten 45
II. HYSTERIE 125
Sexualität und Josef Breuer 130
Anna O.: Breuers Schweigen 152
Frühe Verleugnungen 164
Resumee 173
Die Verführungstheorie 180
NACHWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE:
Solms und Hirschmiiller 224
ANHANG
Danksagung 233
Literatur 236
Personenregister 245
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z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Freud Kritik site:www.sgipt.org. |