Wissenschaft, Planung, Vertreibung
Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten
Eine Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Information des Erlanger Stadtmuseums zur Ausstellung:
"Wissenschaft, Planung, Vertreibung
Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten Text vorlesen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und ihre Vergangenheit
Eine Ausstellung in Erlangen erinnert an die Verstrickungen der Wissenschaft in die Machenschaften der Nationalsozialisten
Im Juni 1942 übergab der Berliner Agrarwissenschaftler Prof. Konrad Meyer den Nationalsozialisten eine als „Generalplan Ost“ bekannt gewordene Denkschrift zur „Germanisierung“ der Ostgebiete. Der Plan sah vor, innerhalb von 25 Jahren fast fünf Millionen Deutsche im annektierten Polen und im Westteil der eroberten Sowjetunion anzusiedeln. Millionen slawischer und jüdischer Bewohner dieser Region sollten versklavt, vertrieben und ermordet werden. Die Pläne der Nationalsozialisten waren bezeichnend für den verbrecherischen Charakter ihrer Politik. Zugleich belegen sie die Skrupellosigkeit der daran beteiligten Experten, deren Arbeiten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in beträchtlichem Umfang finanziert wurden.
Unter dem Titel „Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“ zeigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft vom 1. März bis 26. April 2009 im Stadtmuseum Erlangen eine Ausstellung, die von der engen Verbindung akademischer Forschung, rationaler Planung und Forschungsförderung im Dienste der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik berichtet. In drei Abteilungen skizziert die Ausstellung die Vorgeschichte des Generalplans Ost, beleuchtet die Rolle der Wissenschaft sowie die Planungen für eine ethnische Neuordnung Osteuropas während des Zweiten Weltkriegs und wirft einen Blick auf die Realitäten von Umsiedlung, Vertreibung und Völkermord zwischen 1939 und 1945.
Zur Aufarbeitung ihrer Geschichte hat die DFG eine Forschungsgruppe unter Leitung der Historiker Prof. Rüdiger vom Bruch (Berlin) und Prof. Ulrich Herbert (Freiburg) eingerichtet, deren Ziel es unter anderem ist, die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft während der Zeit des Nationalsozialismus aufzuklären. Die von Dr. Isabel Heinemann, PD Dr. Willi Oberkrome, Dr. Sabine Schleiermacher und Prof. Patrick Wagner wissenschaftlich ausgearbeitete Ausstellung ist ein Teil dieser Bemühungen, die zugleich einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert leisten wollen.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 1. März 2009 um 11.00 Uhr von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis, dem Kulturreferenten der Stadt Erlangen, Dr. Dieter Rossmeissl und dem stellvertretenden Vorstandsmitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Dr. Robert Paul Königs eröffnet. Dr. Willi Oberkrome vom Historischen Seminar der Universität Freiburg spricht in seinem Vortrag zum Thema „Wissenschaft und Planung: Landwirtschaftliche Ostforschung im ‚Dritten Reich’“.
„Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“, eine Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom 1. März bis 26. April 2009, im Stadtmuseum Erlangen, geöffnet dienstags und mittwochs von 9 bis 17, donnerstags von 9 bis 13 und 17 bis 20 Uhr, freitags von 9 bis 13 sowie samstags und sonntags von 11-17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein kostenloser Katalog."
Kritik der Konzeption und Ausführung
Die Ausstellung ist gut gemacht und die Führung, die auch deutlich macht, dass nicht glaubhaft ist, dass das deutsche Volk nichts gewusst haben will, sehr informativ. Aber es fehlen wesentliche Aspekte einer echten und wirklichen Aufarbeitung, nämlich der Bezug zum Nachkriegsdeutschland, wie aufgearbeitet und geahndet wurde - weitgehend gar nicht (> VGH) - und was sich heute verändert hat, damit sich Ähnliches morgen nicht so leicht wiederholt. Etwas zu kurz kamen auch die früheren deutschen Versuche, den Osten zu erobern (Deutscher Orden > W; polnische Teilungen > W) bzw. zu besiedeln (Rumäniendeutsche > W; Russendeutsche > W;). Besonders erschütternd war auch die Filmdokumentation "Die Kinder von Himmlerstadt".
Die Wissenschaft - nicht nur die deutsche (> Kolonialismus; Eliten) - hat immer den Herrschenden gedient, denn von dort bekommt sie ihre Berufungen, ihre Weihen und Ehren und vor allem ihre Aufträge und ihr Geld. Dazu sagt diese Ausstellung überhaupt nichts. Im Grunde wird implizit so getan,. als wäre heute alles anders, als habe sich das deutsche Volk und die Wissenschaft einfach so gewandelt. Man spaltet ab, wenn man "nur" die Vergangenheit ohne Bezug zur Aufarbeitung, Gegenwart und Vorbeugung betrachtet.
Da wird lang und breit der Agrarwissenschaftler Konrad Meyer als "wissenschaftlicher Multifunktionär" - wie man mit solchen umgeht, hat Aristoteles in seiner Staatslehre vor 2300 Jahren abschließend formuliert - gebrandmarkt, dessen "Strafe" von der weitgehend unfähigen Nürnberger Militärjustiz mit der U-Haft als abgegolten gewertet wurde und der seine Karriere wie Abertausende von Juristen, Wissenschaftlern, KZ-Medizinern, Verwaltungsbeamten und Industriebossen unbeschadet in der Bundesrepublik fortsetzen konnte. Doch wie viele "Multifunktionäre" in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft und besonders in den Aufsichtsräten der (Landes-) Banken gibt es heute? Was hat sich denn wirklich geändert?
Das ist leider keine wirkliche Aufarbeitung. Dazu müssten sie ihre heutige Funktion und Rolle für die Gesellschaft. Politik und Menschheit selbstkritisch reflektieren, denn:
Die aktuellen Sünden der WissenschaftlerInnen
Zum Abschluss möchte ich noch kritisch bemerken, dass es -
bald 65 Jahre nach dem Ende des Verbrecher-Reiches - allmählich eine
Schande ist, wie die Universität Erlangen
- besonders auch die Studentenschaft und
die theologische Fakultät - mit ihrer unseligen Geschichte im Dritten
Reich und seiner Vorgeschichte umgeht.
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