Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=15.05.2017 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 17.05.17
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst, Bereich Theater, und hier speziell zum Thema:

    Amt für Utopien
    EXTRA 3: Amt für Utopie - Zwei Beamte räumen auf

    - Stück im Rahmen des Utopienfestes des Theaters Erlangen -


    (c) Jochen Quast

    Eindrücke von Irmgard Rathsmann-Sponsel und Rudolf Sponsel, Erlangen

    "Das „Amt für Utopie“ soll geschlossen werden, weil im 21. Jahrhundert die Nachfrage nach Utopien drastisch gesunken ist. Die zwei letzten Utopie-Beamten der Welt sitzen in Erlangen und müssen nun zusammenpacken und mit der Situation irgendwie umgehen. Beim Aufräumen stoßen sie in alten Kartons auf die Utopien der Jahrhunderte ... "

    Konzept & Regie … Jutta Körner
    Besetzung: Mit Hermann Große-Berg und Ralph Jung
    Spielort 13.05.17: Altstadtmarkt-Passage, "Alte Requisite"
    Hauptstraße 55, Erlangen 14.07.17: Rathaus Erlangen

    Termine
        Sa 04.02.2017, 20:00 Uhr
        Do 23.02.2017, 20:00 Uhr
        Sa 25.03.2017, 20:00 Uhr
        Sa 13.05.2017, 20:00 Uhr
        Fr 14.07.2017, 16:00 Uhr



    Eindrücke
    Wahrnehmung der Handlung (am 13.5.17): Das Amt für  Utopien wird aufgelöst. Vorurteile über Beamtengehabe werden nebenbei witzig bedient. Die Akten werden in drei Gruppen sortiert: "WECH" (entsorgen), "ARSCHIV" (bewahren) und ZUKUNFT (noch wichtig). Daraus ergibt sich ein Potpourri zwischen Ernst und Klamauk durch die Geschichte der Utopien seit Jahrtausenden: Morus, Heinse, El Dorado, Dario Lessing (?), Esther Villar, Europa, Tonbandeinlage Junger Mann im Kittel, Parkplatzeinlage (Nürnberger parkt falsch),  Historische Begegnung 1967 in Haifa mit Marx, Lenin und Mao, Sozialismus und Kommunismus, es folgt die Utopie des Kapitalismus, Geld als Gott, beide Beamte mit einem Halleluja auf dem Schreibtisch stehend, Orwells 1984, Huxleys Schöne neue Welt, Dahrendorfs  postparlamentarische Epoche, Tobandeinlage: Junge mit dem Boot und der Botschaft "Ich bin raus", eine Welt ohne Wachstum, Gesundheit und Bildungsökonomie ("wir können uns keine nichtregenerativen Systeme mehr leisten"), Hertas Liebesbrief an einen Beamten. Es folgt ein Stakkato von Namen, deren Utopieakten im Publikum verteilt werden: der große Bruder aus George Orwells 1984, John Lennon, Arno Schmidt, Campanella, Samjatin, Futur II (Skinner), Verne (die geheimnisvolle Insel), Ernst Jünger, veggieday, Fritz Langs Metropolis, "Anrufbeantwortereinlage" zur Orientierung von möglichen AnruferInnen über die Amtsabschaffung, die Beamten fragen sich zum Schluss, wo sie denn gerne wären, einer will von Gipfel zu Gipfel wandern, beide begeben sich in den Seitenraum und tanzen zu Musik im farbigen Licht, das Licht geht aus.
        Das Potpourri ist zu Ende und wird mit  langanhaltendem Beifall mit Johlen und mehreren "Vorhängen" durch das Publikum gewürdigt.
    Assoziationen zum Stück (am 13.5.17):
    • Ein Amt für Utopien: paradoxe und widersprüchliche Anmutung. Utopien passen nicht zu einem Amt und nicht zur Bürokratie.
    • Aber Utopien brauchen Menschen, die sich trauen, sie zu fordern und zu leben, also: Das Theater als Ermutigung und Unterstützung der Menschen, Ihre Träume und Fantasien zu leben.
    • Auflösung: Utopien haben ihren Dienst getan, ein eigenes Amt braucht es nicht mehr.
    • Form und Umstände der Auflösung: Es wird begründungslos verfügt. Was mit den Beamten wird, bleibt offen.
    • Am Ende ihrer Auflösungsarbeit sind sie befreit (Tanz).
    • Utopien, die großen Träume und Sehnsüchte der Menschen, sind veraktet, verstaubt, des Lebendigen beraubt.
    • Es gibt eine große Vielfalt an Utopien: was haben wir nicht schon alles erträumt, ersehnt und gewünscht ...?
    • Was machen wir mit all den Utopien? Sind sie noch relevant? Brauchen wir sie noch? Welche können wir entsorgen ("WECH"-Ablage), welche heben wir auf ("ARSCHIV"-Ablage), welche haben noch Zukunft (Ablage ZUKUNFT)?
    • Leben braucht Utopien.
    • Ein Utopienfest stellt den Wert der Utopien als motivationale Kraft für Veränderungen heraus.
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    Beispiele und Materialien
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    Beispiel Verne Die geheimnisvolle Insel

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    Platon - ganz und gar kein Vorbild der griechischen Demokratie
    Swoboda (1972) schreibt im kommentierten Reader "Der Traum vom besten Staat", S. 11f: "Nichts liegt den platonischen Idealstaaten ferner als demo[>12]kratische Gleichheit. Im Gegenteil, eine Reihe von Institutionen läßt sie weit eher als totalitäre Staaten strengster Observanz erscheinen: Auslandsreisen sind nur älteren Bürgern - und nur zum Zwecke der Spionage in den Nachbarstaaten - gestattet; die Kunst unterliegt strengen Regeln in der Wahl der Themen und deren Behandlung; eine Unzahl von Aufsehern überwacht und kontrolliert alles öffentliche und private Leben; das staatliche Erziehungswesen sorgt dafür, daß von frühester Jugend an die traditionellen Normen des Idealstaates gepflegt werden."
        Im Lexikon der Antike heißt es: "Schon im 4. Jh. v. u. Z. hatte Platon in seinem Werk über den Staat ein reaktionäres aristokrat. Wunschbild eines Idealstaates entwickelt." [Lexikon der Antike: Staatsutopie. Lexikon der Antike, S. 5420 (vgl. LdA, S. 560) https://www.digitale-bibliothek.de/band18.htm ]

    Zenon von Kition (um 333-262 v. Chr.)
    "Der [Stoa] Gründer Zenon aus Kition entwarf eine Utopie, und zwar einen Weltstaat ohne Unterschiede von Sklaven und Freien, Griechen und Barbaren, Armen und Reichen, Männern und Frauen. Der Staat wird von Weisen bevölkert sein, die ein naturgemäßes Leben führen."
    [Lexikon der Antike: Stoa. Lexikon der Antike, S. 5477 (vgl. LdA, S. 566) https://www.digitale-bibliothek.de/band18.htm ]
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    Beispiel Thomas Morus Utopia (1516) "26. Gesetze und Gerichte
    Gesetze gibt es nur sehr wenige, aber bei ihren vortrefflichen Einrichtungen genügen diese auch. Denn was sie bei andern Völkern hauptsächlich tadeln, das ist dass sich unzählige Folianten von Gesetzen und Kommentaren derselben immer noch als unzulänglich erweisen. Sie betrachten es als die größte Unbilligkeit, dass Gesetze für die Menschen verbindlich sind, deren Anzahl entweder größer ist, als dass die Leute sie durchzulesen vermöchten, oder dunkler und unklarer, als dass sie von jemand verstanden werden könnten.
        Daher sind die Advokaten, welche einen Rechtsfall arglistig behandeln und über die Gesetze verschmitzt disputieren, bei ihnen sämmtlich ausgeschlossen, denn sie halten es für ratsamer, dass jeder seine Sache selbst führe und dem Richter direkt mitteile, was er einem Rechtsbeistand sagen würde. So gebe es weniger Weitläufigkeiten und die Wahrheit komme leichter an den Tag, weil, wenn einer spreche, dem der Advokat keine Kniffe beigebracht habe, der Richter jedes schlichte Wort aus seinem Munde gründlicher erwägt und naiven Geistern gegen die abgeseimten Entstellungen des wahren Sachverhaltes zu Hilfe kommt. Dies Verfahren zu beobachten, ist bei andern Völkern mit einem Wuste verworrener Gesetze nur schwer möglich.
        Übrigens ist bei ihnen jeder Einzelne gesetzeskundig. Denn wie gesagt, es gibt der Gesetze nur sehr wenige und die simpelste Auslegung derselben halten sie für die am meisten der Billigkeit entsprechende. Denn da, wie sie behaupten, alle Gesetze nur zu dem Zwecke publicirt werden, dass Jeder durch sie ermahnt werde seiner Pflicht eingedenk zu bleiben, so enthält eine feinere Auslegung diese Mahnung nur für sehr Wenige, (denn nur Wenige vermögen ihr zu folgen), während eine einfachere Auslegung und ein deutlich zu Tage tretender Sinn der Gesetze für Alle verständlich ist, denn was verschlägt es dem gemeinen Volke dessen Kopfzahl die größte ist und das am meisten der belehrenden Ermahnung bedarf, ob überhaupt keine Gesetze gegeben würden, oder ob ihnen eine solche Auslegung gegeben wird, dass nur ein glänzender Geist und eine langwierige Erörterung ihr auf den Grund kommen kann, die anzustellen der unverfeinerten Urteilskraft des Volkes nicht gut möglich ist und wozu ein ausschließlich nur der Erwerbung des Lebensunterhaltes gewidmetes Leben keine Gelegenheit bietet?" [Quelle:  https://www.textlog.de/34379.html]
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    Thomas Campanella
    Lebenslauf: https://gutenberg.spiegel.de/buch/vorlaufer-des-neueren-sozialismus-dritter-band-9129/8
    Philosophie: https://gutenberg.spiegel.de/buch/vorlaufer-des-neueren-sozialismus-dritter-band-9129/9
    Politik: https://gutenberg.spiegel.de/buch/vorlaufer-des-neueren-sozialismus-dritter-band-9129/10
    Utopie Der Sonnenstaat: https://gutenberg.spiegel.de/buch/vorlaufer-des-neueren-sozialismus-dritter-band-9129/11

      S. 15f: "DER GROSSMEISTER. Aber erzähle mir, Freund, Näheres über die Obrigkeiten, die Aemter, ihre Funktionen, über die Erziehung und Lebensweise, und ob die Staatsform eine republikanische, monarchische oder aristokratische ist?
      DER GENUESE. Dieser Menschenschlag stammt aus Indien, von wannen er vor der Unmenschlichkeit der Magier, Briganten und Tyrannen, die die Landstriche verheeren und veröden, geflohen war. Hier haben sie nun eine philosophische, gemeinschaftliche Lebensführung einzuhalten beschlossen. Obwohl Weibergemeinschaft bei den andern Einwohnern des Landes nicht existirt, ist sie doch bei ihnen Brauch wie das werde ich sofort auseinandersetzen. Alles ist Gemeingut; die Zutheilung aber ist Sache der obrigkeitlichen Behörden. Die Wissenschaft jedoch, die Ehrenstellen und die Lebensgenüsse sind in der Art gemeinschaftlich, daß Keiner sich vor den Andern etwas aneignen kann. Sie behaupten, daß die Idee des Eigenthums bei uns nur dadurch habe aufkommen und sich befestigen können, weil wir individuelle Heimstätten und eigene Kinder und Gattinnen haben. Daraus entspringt die Selbstsucht, die bewirkt, daß wir, um einen Sohn zu Reichthum und Würden emporzubringen und als unsern Erben vieler Güter zu hinterlassen, zu Räubern am öffentlichen Gute werden, wenn Einer reich und mächtig durch sein Geschlecht, sich der Furcht entschlägt; dessen Kräfte aber gering sind, und der von unansehnlicher Herkunft ist, der wird geizig, hinterlistig, ein Heuchler. Wenn sich aber die Selbstsucht, zwecklos geworden, (da es kein Eigenthum gibt) verliert, so bleibt nur die Liebe zum Gemeinwesen zurück. ... ...."
          Quelle: https://www.linke-buecher.de/texte/romane-etc/Campanella--Der%20Sonnenstaat.pdf
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    Beispiel Heinse Ardinghello und die glückseligen Inseln - 1787
    "Heinses Hauptwerk, fertiggestellt 1785 nach einem dreijährigen Aufenthalt in Venedig, Florenz und Rom. Der im Italien des 16. Jh. spielende Roman übte durch individualistische  Persönlichkeitsauffassung, sozialem Gemeinschaftsideal und Propagierung der freien Liebe noch auf Frühromantik und Junges Deutschland einen starken Einfluß aus. In diesem utopisch-gewagten Roman, zwei Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution erschienen, gründet Ardinghello auf zwei Inseln im Ägäischen  Meer einen Staat, der die Verwirklichung von Freiheit und Menschenwürde ermöglicht: individueller Besitz und Ehe sind abgeschafft, Frauen haben Stimmrecht, es herrscht völlige Gleichberechtigung in sozialer und politischer Hinsicht - "... das wertvollste Zeugnis des Geniekultes und das große Vorbild zahlloser Künstlerromane ... " [Quelle: heinse-ardinghello]
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    Duden zur Utopie
    "undurchführbar erscheinender Plan; Idee ohne reale Grundlage
    Beispiele
    • eine soziale, politische Utopie,
    • das ist doch [eine] Utopie!"
    https://www.duden.de/rechtschreibung/Utopie
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    Utopie [griech. Neubildung aus »u«, »nicht«, und »topos«, »Ort«, »Platz«; »Nirgendland«]: von dem engl. Humanisten Thomas Morus geprägter Titel für seine Schrift »Utopia« von 1516, in der er, indirekt im Anschluß an Platons »Staat«, mehr aber beeinflußt von den Problemen seiner eigenen Zeit, einen gesellschaftl. Idealzustand schilderte. Der Antike selbst waren Wort wie Sache fremd, wenn auch Ansätze mit z. T. realpolit. Anliegen (Hippodamos von Milet, Platon, Euhemeros, Iambulos, Zenon) nicht zu verkennen sind. Nach dem Staatsroman von Morus werden alle ähnl. literar. Entwürfe und Erzählungen, die ideale gesellschaftl. Verhältnisse als gegenwärtig oder in Zukunft als real existierend beschreiben, U.n genannt. – Übertragen auch Idee, die nicht zu verwirklichen ist.
    [Lexikon der Antike: Utopie. Lexikon der Antike, S. 5952 (vgl. LdA, S. 611-612), DigBib]
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    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
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    GIPT = General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Eindrücke  Unsere "Eindrücke" von Theateraufführungen sind zwar an manchen Stellen gelegentlich kritisch, sind aber nicht als traditionelle Theaterkritiken misszuverstehen. Hierzu sind wir gar nicht ausgebildet und haben auch zu wenig Theaterkenntnis und -erfahrung. Wir können also die vielfältige Leistung von Dramaturgie, Regie, Musik, Bühnentechnik und Darstellung, besonders der SchauspielerInnen gar nicht angemessen bewerten. Und deshalb möchten wir uns auch mit Eindrücken begnügen. Wir verlangen vom Theater nicht mehr, als dass es Interesse weckt, berührt und zur Auseinandersetzung mit der Aufführung und dem ihm zugrunde liegenden Stück anregt.
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    Kunstinterpretation und Kunst-Kritik
      Wollen uns KünstlerInnen etwas sagen und wie ist zu ergründen, was sie uns sagen wollen? Mit dieser Frage wurden und werden Milliarden von SchülerInnen und StudentInnen - seit es entsprechende Bildungseinrichtungen gibt - konfrontiert. Die Wahrheit dürfte nicht selten sein: es gibt vermutlich ebenso viele Deutungsmöglichkeiten für ein Werk, wie es Erfassende gibt, die allesamt ihre individuelle Bildungs- und Persönlichkeitsgeschichte mitbringen. Ob Werkschaffende oder KunstproduzentInnen immer wissen, was sie sagen wollen, ist nicht minder zweifelhaft. Manche wollen vielleicht auch gar nichts sagen. Andere können es nicht oder sagen etwas (teilweise) Falsches. Nicht selten geben KünstlerInnen - wie ihre KritikerInnen - Unsinn von sich (z.B. in der Reihe 100(0)  Meisterwerke oder hier). Nicht wenige KünstlerInnen schaffen einfach, geben sich ihren Fantasien und Gestaltungen hin. Jedes Werk, könnte man vermuten, wirkt nach seiner Schaffung weitgehend unabhängig von seiner SchöpferIn. Etwas bildungspathetisch formuliert: es wirkt durch sich. Aber durch sich wirkt bei genauer Betrachtung gar nichts. Es sind immer zwei, die einen Eindruck konstituieren: das Werk und seine ErfasserIn (Reiz und Reaktion). Die Interpretation ist vielleicht selbst eine individuelle Schöpfung. Und wie etwas auf eine Erfassende wirkt, kann nur die Erfassende selbst wissen und sagen, wobei auch hier viele nichtbewusste, kaum in Worte fassbare Faktoren, mitspielen. Bei genauer Betrachtung haben wir also sowohl auf der SchöpferInnen- als auch auf der ErfasserInnenseite viele subjektive, teils nicht bewusste, teils gar nicht angemessen in Worte fassbare Momente. Was ist dann aber ein Kunstwerk? Was ist eine angemessene Interpretation?  Gibt es keine objektiven Kriterien? Die Antwort ist ein klares Jein. Eine allgemein akzeptable Regel könnte lauten: Wenn eine Schöpfung anregt, berührt, bewegt, dann hat sie einen wichtigen Zweck erfüllt.


       

      • Querverweise: Wertfunktion Kunst, Definition der Kunst, Wovon hängt das sinnlich-geistige Werterleben bei der Kunstbetrachtung ab?
      • Interessant und verallgemeinerungsfähig auch Prinzhorn: Die psychologischen Grundlagen der bildnerischen Gestaltung.
      • Die Sprache der Kunst ist analog, symbolisch, "rechtshemisphärisch": Allgemeine und Integrative Symboltheorie, Einführung.
      • Einführung: Literatur und Kunst - Psychologie und Psychotherapie.
      • Absurdität, Antinomie, Aporie, Konfusion, Paradoxie, Pseudo-Paradoxie, Sophisma, Widerspruch, X-Strittiges/Sonstiges.
      • Dali: Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit
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      Interpretation des (vermeintlich) Irrationalen, Surrealen, Absurden und Unfassbaren
      Hier muss zunächst unterschieden werden, ob es (1) um die Interpretation der Schöpfungsgeschichte eines so erlebten Werkes geht, wie es also zustande kommt, wie man seine Entstehung verstehen kann. Oder (2) kann der subjektive Faktor der Wirkung gefragt sein, also warum das Werk auf den Erfassenden so wirkt. Werke können so und so interpretiert werden und das mag sich für verschiedene Interpretierende auch ganz unterschiedlich darstellen. Leichter wird es im allgemeinen, wenn man spezifische Fragen zu spezifischen Werkinhalten stellt, um sich nicht im Allgemeinen und damit meist Nebelhaften zu verlieren. Ein Werk ist ein Werk, so wie es gemacht ist und vorliegt. Das Werk selbst ist ein Objekt der Realität. Ihm kann so gesehen gar nichts Irrationales, Surreales, Absurdes oder Unfassbares anhaften. Diese Wirkung kommt erst mit den Erfassenden ins Spiel, die sich der Interaktion der Wirkung aussetzen. Die Charakterisierung Irrationales, Surreales, Absurdes oder Unfassbares ist in der Hauptsache ein Akt der Erfassenden, womit sie ihr Wirklichkeitsverständnis zum Ausdruck bringen.
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    Werkorientierte Interpretation ist eine natürliche Idee, die sich viele KünstlerInnen auch wünschen, woran sich aber viele InterpretInnen nicht halten. Bei der werkorientierten Interpretation wird bewusst auf Rückgriffe auf andere Werke und die Biographie der KünstlerIn verzichtet.
        Jede Kritik ist eine Bewertung und verlangt daher, streng betrachtet, ein Bewertungsverfahren, das im allgemeinen aber unbekannt ist. So haftet der Kritik nicht selten etwas Willkürlich-Zufälliges und Subjektiv-Persönliches an. Daher besteht seit jeher ein spannungsvolles Verhältnis zwischen KünstlerIn und KritikerIn. Häufig spielen auch ganz profane - wenn auch selten zugegebene - Fragen eine Rolle: wie viel Platz steht für die Kritik zur Verfügung, wie schnell muss sie geschrieben sein, wie hoch ist das Honorar, was erwartet der Finanzier, die Redaktion, die LeserIn? Ist die KünstlerIn berühmt, hat sie Einfluss? Versteht, schätzt oder mag man sie?
        Die von uns bevorzugten 4 Grundsätze und Regeln werkorientierter Interpretation sind: (1) Inhaltsangabe, Hintergrund, Zeit- und Rahmenbedingungen und Verlauf der Handlung. (2) Leitmotive und Hauptthemen des Werkes. (3) Ausdrucksmittel: Sprache, Stil, Erwähnen und weg lassen, Dramaturgie und Spannung. (4) Besondere Analyse spezieller Themen. (5) Werkorientierte Wirkung und Interpretation der LeserInnen (Hierzu bringt W ein interessantes Zitat von Marcel Proust: "„In Wirklichkeit ist jeder Leser, wenn er liest, ein Leser nur seiner selbst. Das Werk des Schriftstellers ist dabei lediglich eine Art von optischem Instrument, das der Autor dem Leser reicht, damit er erkennen möge, was er in sich selbst vielleicht sonst nicht hätte erschauen können. Dass der Leser das, was das Buch aussagt, in sich selber erkennt, ist der Beweis für die Wahrheit eben dieses Buches und umgekehrt.“  – Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit 7: Die wiedergefundene Zeit".)
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    Querverweise
    Standort: Amt für Utopien.
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    Beitrag attac Erlangen am 14.7.17, 18-9.30  Utopie echte Demokratie.
    Theater in der IP-GIPT.
    Überblick Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst in der IP-GIPT.
    Literatur- und Link- Liste zu den Seiten: Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Theater site: www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Eindrücke zum Theaterstück Amt für Utopien. EXTRA 3: Amt für Utopie Zwei Beamte räumen auf. Stück im Rahmen des Utopienfestes Erlangen. Aus unserer Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/kunst/theater/Utopie/AfU.htm
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    korrigiert: irs 15.05.2017



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    17.02.17   "Sanyasin" korrigiert in "Samjatin".
    15.05.17   Ins Netz gestellt. Linkfehler geprüft und keinen gefunden.