Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=15.07.2012 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 01.04.15
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright_

    Anfang_Angst von Stefan Zweig__Überblick__Rel. Aktuelles __Rel. Beständiges  _ Titelblatt__ Konzept__ Archiv__ Region__Service-iec-verlag___ Wichtiger Hinweis zu Links
    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst, Bereich Theater, und hier speziell zum Thema:

    Angst
    Novelle von Stefan Zweig, 1910 (Wien)

    Eindrücke von der Inszenierung am 14.7.12 im Markgrafentheater Erlangen
    [und einer Demonstration einer Performancegruppe von Theaterleuten anlässlich des ARENA-Festivals ... ]

    von Irmgard Rathsmann-Sponsel und Rudolf Sponsel, Erlangen


    Das Spiel der Täuschung und Entfremdung  - Bildrechte: Fotograf © Jochen Quast: Dirk Lange, Anne Cathrin Buhtz



    Theaterinfo und Handlung * Themenstichworte * Inszenierung  und  Interpretation * Das Kernproblem und seine Lösung * Literatur und Links * Querverweise * Zitierung * Extra: Protest-Demo der Theaterleute  *

    Theaterinfo

    REGIE:  Wolfgang Gropper.
    BÜHNE & KOSTÜME: Ulrike Schlemm.
    MUSIK: Ralf Schurbohm.
    DRAMATURGIE:  Katja Prussas.
    MIT: Anne Cathrin Buhtz,  Linda Foerster,  Dirk Lange,  Steffen Riekers,  Winfried Wittkopp.
    TRAILER: https://www.youtube.com/watch?v=4IVPoUhJ3tQ

    Handlung: "Die gedankenlose Müdigkeit ihrer Ehe mit dem Strafverteidiger Fritz Wagner lässt Irene Wagner ein Verhältnis mit dem jungen Musiker Eduard eingehen. Trotz Vorstadtvilla, gutbürgerlicher Existenz und zwei Vorzeigekindern ist sie im Trott des ehelichen Daseins gefangen und sehnt sich nach Abenteuern und Aufregung. Vermutlich empfindet sie daher vor jedem ihrer geheimen Rendezvous mit Eduard, dass sie sich „über den Rand ihrer täglichen Gefühle beugt“. Als aber eine unbekannte Frau, ihre vermeintliche Vorgängerin, die heimlichen Begegnungen mit Eduard beobachtet und Irene zu erpressen beginnt, verliert diese vibrierende Affaire ihren geheimnisvollen Reiz. Die Erpresserin fordert zunehmend mehr Geld für ihr geheimes Wissen, so dass Irene auf deren überzogene Forderungen unwillig eingehen muss. Doch die Angst, dass ihre heimliche Affäre entdeckt wird, steigert sich von Mal zu Mal und sie verschanzt sich furchtsam in ihrem Haus. Statt sich ihrem Mann zu erklären und ihre sich ins Unermessliche steigernde Angst so zu überwinden, versucht sie sich in der nahe gelegenen Apotheke Gift zu verschaffen:


    Letzter Ausweg Selbstmord?  - Bildrechte: Fotograf © Jochen Quast:  Winfried Wittkopp, Anne Cathrin Buhtz

        Der Weltbürger Stefan Zweig wirft in seiner Novelle ANGST aus dem Jahre 1912 mit genialem psychologischem Raffinement einen sezierenden Blick in die Innenräume der Seele einer Frau. Irene Wagners selbst gezimmertes Lügengebäude wird zu einem Labyrinth der Angst und sie wird zunehmend in einen gefährlichen Strudel der Empfindungen hineingezogen.
        Über den österreichischen Schriftsteller, Erzähler, Lyriker und Essayist Stefan Zweig (1881–1942) sagte Thomas Mann: „Was ich am meisten an ihm bewundere, ist die Gabe, historische Epochen und Gestalten psychologisch und künstlerisch lebendig zu machen.“ Zweig gilt für viele als „Psychologe aus Leidenschaft“."



    Themen-Stichworte des Stückes: > Das Kernproblem und wie man es lösen kann.
    • Grundlegende Fragen der Beziehungsethik: welche Mittel sollen erlaubt sein: sie täuscht und hintergeht mich, darf ich da zu dem Mittel einer inszenierten Erpressung mit einer Schauspielerin greifen, um meiner Frau die Untreue auszutreiben?
    • Angst, Scham, Schuldgefühle (hier wenig tief und echt dargestellt), Leben in Straferwartung bei Unsicherheit, wann die Bombe platzt. Entwicklung einer phobischen Angststörung (auffliegen) mit gelegentlich zugespitzten paranoiden Zügen (alle sähen ihr an, was mit ihr los sei).
    • Ausgeliefert fühlen und sein, Hilflosigkeit, allein mit seinem Problem sein. In der Falle: es gibt keine gute oder einfache Lösung mehr. Verzweiflung und Entwicklung bis hin zum Plan eines Selbstmordes.
    • Fehler, Unzulänglichkeit, Mängel und Schwächen und ihre Handhabung: eingestehen ("beichten" ... und dann?). Die Angst entdeckt zu werden, bloßgestellt sein, "alles" verlieren (gesellschaftliche Stellung, Ehemann, Kinder und Familie).
    • Liebe, Verliebtheit, Erotik, Sex, Lust, Erregung, Befriedigung, Erfüllung, Sehnsüchte nach begehrt werden (sich als Frau fühlen)
    • Beziehung, Partnerschaft, Partnerschaftskonzept, Rechte und Pflichten, insbesondere Treue und Untreue: was tun, wenn ...?
    • Ehe, Familie, Kinder, Rollenverteilung, Frauenrolle (fehlender Sinn und Aufgabe). Ehefrust, Ehealltag, Eheglück.
    • Gesellschaftliche (sozio-kulturelle) Rahmenbedingungen, Regeln der Schicht, in der man lebt.
    • Handlungsfolgen: alles hat seinen Preis (Untreue und Fremd gehen wird mit der Angst vor dem Auffliegen und der Zulassung der Erpressung im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt), Schuld und Sühne, Strafe.
    • Kommunikation: Sprachlosigkeit, Oberfläche, echte Kommunikation nicht richtig gelernt
    • Lebenslüge(n), sich etwas vormachen, sich mit sich und den anderen nicht richtig auskennen. Lügen, verbergen, verleugnen. Aufrechterhalten des Scheins, leben in einer "gut"bürgerlichen Scheinwelt (obere Mittelschicht).
    • Lebenskonzept, Lebensgestaltung, Lebenssinn; echte Aufgaben, die erfüllen können.
    • Lebensalltag, Gewöhnung, Routine, Schwinden der sexuellen Lust mit dem Ehemann (so wie die Schwiegermutter einen Tag hat, so hat der Geliebte einen Tag und auch das wird allmählich banal) insbesondere Verlust der Erotik und sexuellen Lust, Erfahrung der Banalität und Handhabung der Langeweile.
    • Konfliktfähigkeit, nicht richtig gelernt, mit Konflikten umzugehen und sie einer angemessenen Lösung zuzuführen. Unangenehmes vor sich herschieben.
    • Selbstbild, Selbstwert wahren, (oberflächlicher) Stolz, Angst vor der Bloßstellung und daher reaktiv Scham (nicht die Tat scheint schlimm, sondern nur ihr Aufkommen, das Erwischt werden).
    • Verstehen: sich selbst und die anderen. Entfremdungsgefühl; neue existenzielle Erfahrung mit dem eigenen Selbst im Erleben des Allein- und Ausgeliefertseins.
    • Ungewissheit, Unsicherheit. Leben in Angst und Straferwartung ist schlimmer als die eigentliche, konkrete Strafe, wo man sich dann auskennt und darauf einrichten kann. Die eigentliche Hölle des Erlebens findet im Vorfeld statt.
    • Vertrauen und Verantwortung.
    • Wahrheit, Geständnis, Beichte (entlasten nach Meinung des Ehemannes, eines renommierten Strafverteidigers); vergeben und verzeihen.


    • Die Gerichtsverhandlung der Tochter: verdeckte Botschaft an die Gattin  - Bildrechte: Fotograf © Jochen Quast
      Anne Cathrin Buhtz, Finlay Deavin-Spindler, Dirk Lange, Salome Hoeness, Linda Foerster


    Aufgefallen ist uns in der Darstellung des Ehemannes: er scheint weder verletzt, gekränkt oder eifersüchtig. Vielmehr wirkt er strategisch kühl. Es scheint ihm in erster Linie darum zu gehen, seiner Ehefrau eine Lektion zu erteilen und sie damit in die Ehe und Familie zurückzuholen. Das Gelingen dieser zweifelhaften, schwarzen "Rechtspädagogik" bleibt am Ende offen (sie lässt den Verlobungsring auf dem Tisch liegen).



    Inszenierung  und  Interpretation
    Angst und Beziehungsprobleme gehören zum "Kerngeschäft" der PsychotherapeutInnen. Daher zog es uns quasi wie von selbst zu dieser Inszenierung der Novelle Angst des berühmten Freud-Bewunderers Stefan Zweig.


    Die Aussprache misslingt - wieder einmal  -  Bildrechte: Fotograf © Jochen Quast: Dirk Lange, Anne Cathrin Buhtz

    Die Inszenierung transportierte das Thema in die Gegenwart, so dass so nicht erkennen war, dass der Stoff schon über 100 Jahre alt ist. Das ist nicht ganz einfach und in mancher Hinsicht inzwischen schwer möglich. Selbst wenn man von der Beschränkung auf die "gut"bürgerliche obere Mittelschicht absieht, hat sich die Rolle der Frau doch deutlich und nachhaltig verändert. So gesehen gilt die gesellschaftliche und eheliche Situation, insbesondere der Ehefrau (attraktive, unausgelastete Schickeria) nur noch für wenige. Doch die großen Beziehungs-, Partnerschafts- und Ehethemen, die in diesem Stück eindrucksvoll dargestellt und verhandelt wurden, gelten immer noch. So betrachtet erscheint der Stoff zeitlos (siehe Themenliste). Die meisten Menschen haben nicht richtig gelernt, offen und klar zu kommunizieren und mit Beziehungs-Konflikten, die niemand erspart bleiben, einen angemessenen Umgang zu finden.

        Regie und SchauspielerInnen haben die Situation, Thema und Probleme klar und eindrucksvoll dargestellt, so dass das Publikum zu wohlverdientem Applaus fand, besonders stark für Irene, die mit einem wilden erotischen Tanz - ein Höhepunkt der Inszenierung - zum Ausdruck brachte, worum es im Grunde ging: wenn sie schon keine richtige Aufgabe im Leben hat, sollte wenigstens Erotik, Sex und Leidenschaft stimmen. Doch auch der Tag mit dem Liebhaber einmal in der Woche wurde zur Routine (die Moral von der Geschicht: sexuell-erotische Erfüllung alleine bringt es auch nicht). Der Ausgang blieb offen - und das war gut so. Man muss weder Freud, Stefan Zweig, noch das Wien um 1910 oder gar das Fin de siècle kennen, um das Stück zu verstehen und die Problematik zu begreifen. Und das ist gute und anregende Theaterarbeit, die eben für sich selber spricht.



    Exkurs: Das Kernproblem und wie man es lösen kann
    Abstrahiert man von der Rolle der Ehefrau, denn es betrifft die Ehemänner oder Partner genauso, so geht es im allgemeinen um Lebenserfüllung und im besonderen um die Erfüllung in der Ehe durch erlebte Liebe. Fast jede längere Partnerschaft oder Ehe hat im Laufe der Zeit damit zu kämpfen, dass die Erregung, Leidenschaft, Befriedigung und Erfüllung durch Erotik und Sexualität nachlässt, wobei man vielleicht drei Bedingungsumgebungen unterscheiden sollte: (1) Liebe, (2) Verliebtheit (> Partnerschaftskonzept, Liebestest), (3) Funktionsbeziehung (> Ehemotive). Einbußen im Liebeserleben machen natürlich dann besonders zu schaffen, wenn ansonsten wenig Befriedigendes geschieht und wenig Sinnerfüllung vorliegt. Bedenkt man die wichtige Einsicht, dass die Problemlösung mit der Problemwahrnehmung beginnt, so steht dem natürlich Verleugnung, Abwehr, Abwiegeln grundlegend im Wege. Die "gut"bürgerliche Scheinwelt und mehr oder minder bewusste Verlogenheit hat hier ein großes Handicap. Die meisten Menschen haben nicht gelernt, wie man richtig kommuniziert (> Kommunikationsregeln für Nahestehende). Und noch weniger haben die meisten von uns gelernt, wie man Konflikte bearbeitet, handhabt und tragfähige Lösungen findet.
        Zusammengefasst könnte die Beachtung folgender Empfehlungen helfen (Hilfe in Nordbayern):
    • Wahrnehmen der Beziehungsrealität und ihrer Defizite oder Konflikte.
    • Kommunizieren der Beziehungsrealität, der Defizite und Konflikte.
    • Gemeinsames Suchen nach Wegen und Möglichkeiten, mehr Erfüllung sowohl in der Beziehung als auch darüberhinaus zu finden.




    Demonstration einer Performancegruppe von Theaterleuten anlässlich des ARENA-Festivals gegen unwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen
    Nach der Vorstellung fand am Theaterausgang eine Protestdemonstration - die sich nicht gegen das Theater Erlangen richtete - einer Performancegruppe von Theaterleuten anlässlich des ARENA-Festivals statt (mit bald mehr Polizei als Protestierenden). Mehrere Theaterleute lagen am Boden - einige standen - mit Protestschildern, auf denen sie auf ihre untragbare, würdelose und prekäre Lage hinwiesen. Eine Protestierende sagte uns, dass sie mit 6000 Euro im Jahr - umgerechnet weniger als Hartz IV - lebe. Die Arbeitssituation und Ausbeutung von jungen KünstlerInnen im Theaterumfeld hat inzwischen wohl unerträgliche Ausmaße angenommen, auf die die Aktion aufmerksam machte. Nur wir alle kennen das Phänomen: zuerst trifft es Kunst, Kultur und Soziales. Gut, dass die KünstlerInnen sich hin und wieder bemerkbar machen.



    Literatur (Auswahl)


    https://www.reclam.de/detail/978-3-15-006540-2/Zweig__Stefan/Angst
     

    Allgemeine Theaterliteratur.
    Sucher, C. Bernd  (1996). dtv-Lexikon Theater. Sachlexikon. München: dtv.
    Sucher, C. Bernd  (1999). dtv-Lexikon Theater. Personenlexikon. München: dtv.
    Beide Bände vereinigt in der Digitalen Bibliothek Bd. 64.



    Links (Auswahl: beachte)

    Links zu Stefan Zweigs Angst

    • Wikipedia:  Angst (Novelle), Stefan Zweig.
    • https://www.stefanzweig.de/
    • https://www.dieterwunderlich.de/Zweig_angst.htm
    • Deutschland Radio Kultur: https://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1235596/.
    • https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kulturwelt/stefan-zweig-angst-theater-erlangen100.html
    • Stefan Zweig bei Projekt Gutenberg.
    • Stefan Zweigs Novelle "Angst", auf der Bühne erzählt bei den Salzburger Festspielen. Eine noch junge, noch schöne Frau, verheiratet mit einem bedeutenden Anwalt, Mutter zweier Kinder, beginnt aus purem Überdruss am eigenen Glück eine Affäre mit einem jungen Pianisten. Ihr Ehemann bekommt von der Affäre Wind. Er stellt seine Frau aber nicht zur Rede, er wirft sie auch nicht aus dem Haus, er fleht sie nicht an, ihm treu zu sein. Nein, da er Jurist ist und seine größte Freude darin besteht, fremden Menschen dabei zuzusehen, wie sie unter ihrer Schuld zusammenbrechen und den Zustand der "Geständigkeit" erreichen, und da seine eigene Frau ihm im Lauf der Ereignisse auch recht fremd geworden ist, beschließt er, sie mit einer Intrige an den Abgrund ihrer Schuld zu führen. An diesem Abgrund soll sie dann stehen und sich entscheiden: für den Sprung – oder zur Heimkehr in die Familie, zur "Pflicht". ..." [Zeit 5.8.10]
    • Münchener Kammerspiele: https://www.muenchner-kammerspiele.de/programm/angst/. Stefan Zweig, der Meistererzähler und Weltbürger, der seinem Freund Sigmund Freud in London die Grabrede hielt, wirft in seiner Novelle ANGST einen hellen Blick auf die Pathologien einer Gesellschaft, die nur den verlogenen Umgang mit der Dialektik von Lüge und Wahrheit kennt. Mit feinem psychologischem Spürsinn leuchtet er die Innenwelt einer Frau aus, die in einer nicht unglücklichen, aber "trägen, windstillen" Ehe lebt. Von ihrem Geliebten kommend, wird sie eines Tages von einer heimlichen Mitwisserin abgefangen und fortan mit stetig wachsenden Forderungen erpresst. Immer größer wird das Bedürfnis der Ehefrau, sich in einem befreienden Akt dem Mann anzuvertrauen. Doch je häufiger sie den erlösenden Moment ungenutzt verstreichen lässt, desto unmöglicher scheint es, jemals zur Wahrheit zurückzufinden. Das selbstgezimmerte Lügengebäude wird mehr und mehr zu einem Labyrinth der Angst.
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    Allgemeine Theater-Links:
        Veränderte URLs ohne Weiterleitung wurden entlinkt.
    • Die Deutsche Bühne * Perlentaucher. * Theater Heute * Theater-Index. * Theaterkritik (Kultur Online). * Theaterlexikon: [PDF] * Theater Online , DU, (Links). * Theater-Paradies-Deutschland. * ZDF-Theaterkanal. * SR-Online. * Berliner Schauspielschule Theaterkritiken: Online.* 3sat Theater. * Dramaturgie: [W] * Theaterstück [W.Drama]




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
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    GIPT = General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    BÜHNE. Das Liebesnest in die Zuschauerplätze verlagern mag eine originelle Idee sein. Die Bühne selbst war für die vorderen Reihen aber zu hoch. Wir saßen in der zweiten Reihe und sahen zu Beginn den zeitunglesenden Ehemann mangels physikalischer Perspektive gar nicht.
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    Eindrücke. Unsere "Eindrücke" von Theateraufführungen sind zwar an manchen Stellen gelegentlich kritisch, sind aber nicht als traditionelle Theaterkritiken misszuverstehen. Hierzu sind wir gar nicht ausgebildet und haben auch zu wenig Theaterkenntnis und -erfahrung. Wir können also die vielfältige Leistung von Dramaturgie, Regie, Musik, Bühnentechnik und Darstellung, besonders der SchauspielerInnen gar nicht angemessen bewerten. Und deshalb möchten wir uns auch mit Eindrücken begnügen. Wir verlangen vom Theater nicht mehr, als dass es Interesse weckt, berührt und zur Auseinandersetzung mit der Aufführung und dem ihm zugrunde liegenden Stück anregt.
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    Werkorientierte Interpretation ist eine natürliche Idee, die sich viele KünstlerInnen auch wünschen, woran sich aber viele InterpretInnen nicht halten. Bei der werkorientierten Interpretation wird bewusst auf Rückgriffe auf andere Werke und die Biographie der KünstlerIn verzichtet.
        Jede Kritik ist eine Bewertung und verlangt daher, streng betrachtet, ein Bewertungsverfahren, das im allgemeinen aber unbekannt ist. So haftet der Kritik nicht selten etwas Willkürlich-Zufälliges und Subjektiv-Persönliches an. Daher besteht seit jeher ein spannungsvolles Verhältnis zwischen KünstlerIn und KritikerIn. Häufig spielen auch ganz profane - wenn auch selten zugegebene - Fragen eine Rolle: wie viel Platz steht für die Kritik zur Verfügung, wie schnell muss sie geschrieben sein, wie hoch ist das Honorar, was erwartet der Finanzier, die Redaktion, die LeserIn? Ist die KünstlerIn berühmt, hat sie Einfluss? Versteht, schätzt oder mag man sie?
        Die von uns bevorzugten 4 Grundsätze und Regeln werkorientierter Interpretation sind: (1) Inhaltsangabe, Hintergrund, Zeit- und Rahmenbedingungen und Verlauf der Handlung. (2) Leitmotive und Hauptthemen des Werkes. (3) Ausdrucksmittel: Sprache, Stil, Erwähnen und weg lassen, Dramaturgie und Spannung. (4) Besondere Analyse spezieller Themen. (5) Werkorientierte Wirkung und Interpretation der LeserInnen (Hierzu bringt W ein interessantes Zitat von Marcel Proust: "„In Wirklichkeit ist jeder Leser, wenn er liest, ein Leser nur seiner selbst. Das Werk des Schriftstellers ist dabei lediglich eine Art von optischem Instrument, das der Autor dem Leser reicht, damit er erkennen möge, was er in sich selbst vielleicht sonst nicht hätte erschauen können. Dass der Leser das, was das Buch aussagt, in sich selber erkennt, ist der Beweis für die Wahrheit eben dieses Buches und umgekehrt.“  – Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit 7: Die wiedergefundene Zeit".)
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    Team (Auswahl):
     
      Buhtz, Anne Cathrin "absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. 1997 schloss sie ihr Studium mit dem Alfini-Syllwasschy-Preis, als beste Schauspielerin ihrer Abschlussklasse ab. Im Anschluss folgten Engagements am Staatsthea-ter Braunschweig und am Schauspiel Stuttgart. Anne Cathrin Buhtz arbeitete u. a. mit Hasko Weber, Annette Pullen, Anna Maria Krassnigg, Hansjörg Utzerath und Heinz Kreidl. Bei Film und Fernsehen spielte sie in diversen Produktionen u.a. TATORT – HEIMSPIEL, SOKO LEIPZIG.
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      Foerster, Linda  "Linda Foerster wurde 1984 in Gütersloh geboren und beendete 2006 ihre Schauspielausbildung am Schauspielstudio Frese in Hamburg. Dort gastierte sie nach ihrer Ausbildung am Altonaer Theater und arbeitete als Theaterlehrerin an einer Hamburger Grundschule. Von 2007 bis 2009 war sie festes Ensemblemitglied am Staatstheater Braunschweig und arbeitete u.a. mit Christian Tschirner, Mario Portmann, Dominik Günther und Katja Ott. Sie gehört seit der Spielzeit 2009.2010 zum Ensemble des Theater Erlangen. 2011 erhielt Linda Foerster den Erlanger Theaterpreis für herausragende künstlerische Leistungen, der jährlich vom Förderverein des Theater Erlangen vergeben wird." [W].
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      Gropper, Wolfgang  "Wolfgang Gropper war 13 Jahre Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig. Er wurde in Oberbayern in Prien am Chiemsee geboren. Der Jurist führte Regie in München (Kammerspiele, Volkstheater, Gärtnerplatz-Theater), Krefeld, Saarbrücken, Hannover und Braunschweig. Auf Einladung des Goethe-Instituts inszenierte er 1982 in Santiago de Chile Goethes URFAUST. Seine Inszenierung VOR DEM RUHESTAND (Münchner Kammerspiele, 1980) und RITT AUF DIE WARTBURG (Hannover, 1984) wurden zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. 1983 – 1988 war er Oberspielleiter des Schauspiels am Staatstheater Hannover. Von 1988 -1991 war er Schauspieldirektor des Staatstheaters Braunschweig. 1991-1997 ging er als Generalintendant an die Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach. Seit einigen Jahren inszeniert er zudem Oper u. a. LA BOHÈME von Puccini, Beethovens Oper FIDELIO, 2012 ERWIN UND ELMIRE / DER ZERBROCHENE KRUG, ein Opern-Einakter nach Goethe und Kleist. ANGST von Stefan Zweig ist seine erste Arbeit am Theater Erlangen." [W]
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      Lange, Dirk "Geboren in Wolfsbüttel studierte Dirk Lange deutsche Literaturwissenschaft an der TU Braunschweig. Es folgte eine Schauspielausbildung bei Doris Kirchner in Hamburg. Nach fünf Jahren am Theater Braunschweig wechselte er von 2002 bis 2007 zum Schauspiel Köln. Dirk Lange verkörperte unter anderem Salieri in "Amadeus" und Schillers Franz Moor. Bei den Freilichtspielen in Wunsiedel war er als Karl Moor zu sehen. Zudem spielte er in verschiedenen Produktionen, wie beispielsweise in "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht. In der Dramatisierung Armin Petra´s von "Der Schimmelreiter" ist er seit 2008 am Maxim Gorki-Theater Berlin zu sehen. Seit der Spielzeit 2008/09 gehört er dem Ensemble des Chemnitzer Theaters an. Am Theater Erlangen ist er in ANGST zu sehen. Premiere ist am 5. Juli 2012 im Markgrafentheater." ___
      Prussas, Katja  "Katja Prussas studierte Germanistik und Politikwissenschaft in Saarbrücken und Wien (Magister 1999). Sie war Regieassistentin und Regisseurin an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen. Seit 2001 erste Dramaturgien für Performanceprojekte und spartenübergreifende Produktionen in Saarbrücken und Stuttgart. Seit 2005/2006 Dramaturgin zunächst am Theater Osnabrück und 2007/2008 am Staatstheater Braunschweig. Seit der Spielzeit 2009.2010 ist sie Leitende Dramaturgin am Theater Erlangen und seit 2010 Lehrbeauftragte für Dramaturgie am Institut für Theater- und Medienwissenschaften der Friedrich-Alexander Universität in Erlangen.
      PREMIEREN: LEONCE UND LENA, NIPPLEJESUS, DER MANN DER DIE WELT Aß, DAS VERSPRECHEN, BENEFIZ – JEDER RETTET EINEN AFRIKANER, ANGST.
      WIEDERAUFNAHMEN: FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL, EIN SOMMERNACHTSTRAUM, SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD
      (Publikumspreis der Bayerischen Theatertage 2011), MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER, MUTWERK – Ein Theaterprojekt über Zivilcourage (Nominierung für den BKM Preis 2011 für kulturelle Bildung der Bundesregierung)
      SONSTIGE: WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?, DIE FRAU VOM MEER, KASPAR HÄUSER MEER (Preis der Bayerischen Theatertage 2010), WERKSCHAU: Ibsen 2010, 1. und 2. jet – TAGE für Kinder und Jugendliche, DER THEATERMACHER, WERKSCHAU: Dürrenmatt 2012
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      Riekers, Steffen "Steffen Riekers wurde 1984 in Bremen geboren und studierte an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Während seines Studiums spielte er am Staatsschauspiel Dresden in der Inszenierung WILHELM TELL bei Wolfgang Engel, in MEPHISTO und A CRISTMAS CAROL bei Holk Freytag und in TARTUFFE bei Kay Voges. Er gehört seit der Spielzeit 2009.2010 zum Ensemble des Theater Erlangen."  [W, H]
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      Schlemm, Ulrike. "Ulrike Schlemm studierte in der Bühnenbildklasse von Jürgen Rose an der Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. Im Anschluss an ihr Studium war sie als Assistentin an den Münchner Kammerspielen beschäftigt. Seitdem arbeitet sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin u. a. an den Münchner Kammerspielen, Gärtnerplatztheater München, Theater der Jugend München, Nürnberg, Braunschweig, Bern, Dortmund, Karlsruhe, Mainz und hat Lehraufträge an der FHNW Basel."
          "Ulrike Schlemm ist für Bühne und Kostüme in Shakespeares EIN SOMMERNACHTSTRAUM in der Regie der Intendantin Katja Ott verantwortlich. "Ulrike Schlemm wurde in Bremen geboren. Sie studierte in der Bühnenbildklasse von Jürgen Rose an der Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. Im Anschluß an ihr Studium war sie als Assistentin an den Münchner Kammerspielen beschäftigt. Seitdem arbeitet sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin u.a. an den Münchner Kammerspielen, dem Theater der Jugend/Schauburg München sowie an den Städtischen Bühnen Krefeld/ Mönchengladbach, Nürnberg und Augsburg. Am Staatstheater am Gärtnerplatz entwarf sie die Kostüme für eine Reihe von Opern-Inszenierungen von Peer Boysen (Mozarts DIE GÄRTNERIN AUS LIEBE, die Uraufführung von Vladimir Tarnopolskis WENN DIE ZEIT ÜBER DIE UFER TRITT und Strawinskys THE RAKE'S PROGRESS sowie für die Uraufführung des Barock-Pasticcios EIN THEATER NACH DER MODE im Juni 2002 - für die beiden zuletzt genannten Produktionen auch Bühnenbild) und in Zusammenarbeit mit Regisseur Franz Winter das Bühnenbild für Lehárs DIE LUSTIGE WITWE und Zellers DER VOGELHÄNDLER sowie Bühnenbild und Kostüme für Emmerich Kálmáns DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN." [Quelle]
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      Schurbohm, Ralf  "Ralf Schurbohm studierte Schulmusik sowie Kirchenmusik in Oldenburg und Hamburg. Schon während des Studiums gründete und leitete er diverse A-Cappella sowie Jazz-Pop-und Rockband-Formationen und arbeitete als Schauspielmusiker u.a. für die Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach sowie für die Landesbühne Wilhelmshaven. Von 1997 bis 2003 leitete er die Abteilung Schauspielmusik am Staatstheater Braunschweig unter dem damaligen Intendanten Wolfgang Gropper. Seit 2003 ist Ralf Schurbohm freiberuflich als musikalischer Leiter, Schauspielmusiker und Sounddesigner an verschiedenen deutschsprachigen Theatern tätig. Er schrieb über 70 Bühnenmusiken u.a. für Theater in Braunschweig, Koblenz, Konstanz und Zürich, darunter Die Frau vom Meer, Hamlet Geschichten aus dem Wienerwald, Nathan der Weise, Republik Vineta, Arsen und Spitzenhäubchen, 1913, Faust I, König Lear, Don Karlos, Doktor Shivago, Penthesilea, Oedipus, Die rote Antilope, Port u.v.a.
      Dazu war er u.a. musikalischer Leiter von The Black Rider, Mütter, Die Comedian Harmonists, Im Weissen Rössl und gestaltete zahlreiche eigene Liederabende und Projekte. ANGST von Stefan Zweig ist seine erste Bühnenmusik für das Theater Erlangen.
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      Wittkopp, Winfried.  "Der gebürtige Erlanger Winfried Wittkopp feierte sein 30jähriges Bühnenjubiläum am Theater Erlangen. In einer Vielzahl von Rollen, in eigenen Inszenierungen und als Musiker ist er dem Erlanger Publikum seit langem bekannt." [W]
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    Querverweise
    Standort: Stefan Zweig Angst.
    *
    Theater in der IP-GIPT.
    Überblick Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst in der IP-GIPT.
    Literatur- und Link- Liste zu den Seiten: Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Theater site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Angst von Stefan Zweig. Eindrücke von der Inszenierung am 14.7.12 im Markgrafentheater Erlangen. Aus unserer Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/kunst/theater/AngstSZ.htm
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    korrigiert: 15.07.12 irs



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    01.04.15    Linkfehler geprüft und korrigiert.
    25.07.12    Klärung zur Demo.