Die folgenden Daten sind nicht mehr ganz aktuell, obschon noch weitgehend - vor allem im Groessenordnungsbereich - zutreffend da eine neue neue und vollstaendige Rechnung seit dem 25.8.1999 vorliegt. Da ich aber fruehestens in den Weihnachstferien 1999/ 2000 dazu komme, die neuen Ergebnisse - zumindest teilweise mitzuteilen und zu aktualisieren - werden sie noch nicht aus dem Programm genommen. Rudolf Sponsel 12.9.1999 Aktuelle Informationen |
Depressionswerte und AD-H-D-Mittelwerte
Erste Ergebnisse GIPT-AD-H-D-Test
Analyse fuer
Jugendliche und Erwachsene
von Rudolf Sponsel, Erlangen, den 10.1.1999
Zur
Inhaltsuebersicht und Uebersicht der AD-H-D-Test-Studie
Zum
Selbstbild-Test
Hauptergebnis
Service iec-verlag
Borderline Unruhe
Operationalisierung "der" Depression im GIPT-AD-H-D Test: Es
wurden zwei Depressions-Varianten unterschieden und erhoben: (1) die agitiert
(motorisch unruhige) Depression und (2) depressive Befindlichkeit. Ist
jemand agitiert (unruhig) depressiv, dann er ist er auch depressiv befindlich,
aber man muss nicht agitiert (unruhig) depressiv sein, wenn man depressiv
befindlich ist. Bei der Item-Konstruktion kam es daher entscheidend darauf
an, agitiert depressive Unruhe von der allgemeinen (bei A D-H-D) und nicht
depressiv bedingten Unruhe zu unterscheiden, weil man sonst agitierte Depressionsmerkmale
faelschlicherweise AD-H-D zurechnen wuerde. Dies wurde methodisch-technisch
durch eine Verknuepfung geloest, z. B. mit dem Item "Ich bin oft voller
Unruhe und zugleich ist alles grau und leer".
Die Verknuepfung "und zugleich ist alles grau und leer" stellt sicher,
dass dieses Item nur von solchen Unruhe- BearbeiterInnen bestaetigt wird,
bei denen die Unruhe mit depressiver Befindlichkeit einhergeht und nicht
von BearbeiterInnen, die zwar oft Unruhe spueren, aber sich dabei nicht
unbedingt
depressiv fuehlen wie etwa auch bei verstimmt-reizbaren (hypo-) maniformen
Zustaenden. Hohe Werte in den Depressions-Dimensionen bedeuten natuerlich
nicht unbedingt, dass man an einer Depression oder depressiven Stoerung
leidet, aber sie sollten evtl. zu verstaerkter Exploration und weiterer
Untersuchung aufmerksam machen.
Die
wichtigsten Kennwerte im Vergleich auf einen Blick
Norm \\ Faelle |
|
|
|
ADHD |
|
|
|
Agitiert Depressiv |
|
|
|
Depressiv Befindlich |
|
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|
Mittel & PR | Mittel & PR | Mittel & PR | |
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|
Lesebeispiele:
Zeile 3, Spalte 4: .394
\\
.6473. Das bedeutet, dass die lineare Korrelation in der Ideal-Norm-Kontroll-Gruppe
zwischen AD-H-D Auspraegungen und Agitiert Depressiv .6473 und in der AD-H-D
Fallgruppe .394 betraegt.
Zeile 8, Spalte 3: Waehrend man in der Fallgruppe bei
Agitiert Depressiv mit einem Wert von 33 erst einen Prozentrang von 32
erzielt, bekomtm in der Ideal-Norm-Kontrollgruppe da schon einen mit 84.
Hauptergebnis: Sowohl agitierte Depression als auch Depressive Befindlichkeit sind in der Fallgruppe gegenueber der Ideal-Norm-Kontrollgruppe relativ Gesunder und Zufriedener drastisch erhoeht (Faktor 5 bzw. 2,5). Aber die linearen Korrelationen sind gering ausgepraegt. D. h. wer AD-H-D hat, hat auch ein erhoehtes Risiko, depressive Symptome zu produzieren, was in unseren Stichproben aber nicht von der Auspraegung des AD-H-D abhaengt und das bedeutet, dass die Depressivitaet sehr stark einzelfallabhaengig ist.
Ueberraschendes Nebenergebnis: Nur die Depressionsskalen haengen
deutlicher linear positiv zusammen, ueberraschenderweise deutlich hoeher
in der Ideal-Norm-Kontrollgruppe mit r = .6473
gegenueber der Fallgruppe mit r = 394, d. h. depressiv befindlich relativ
Gesunde und Zufriedene werden oefter oder eher agitiert depressiv als AD-H-D
SyndromtraegerInnen.
Kontroll-Gruppe Relativ Gesunde und Zufriedene (Ideal-Norm-Kontrollgruppe)N=20
Dimension Agitiert Depressiv Kontrollgruppe
Mittelwert
= 11,1 Standardabweichung
= 22,36
Empirisches Minimum
= 0
Empirisches Maximum = 78
Theoretisches Minimum = 0
Theoretisches Maximum = 100
Prozentrang ErgebnisseIdeal-Norm-Kontrollgruppe
Agitiert-Depressiv
|
78
|
56
|
33
|
22
|
0
|
|
100
|
95
|
84
|
79
|
0
|
Lesebeispiel zum Verstaendnis:
Mit einem Test-WERT von 22 in der Dimension Agitiert
Depressiv erzielt man, verglichen mit einer Stichprobe relativ gesunder
und zufriedener Menschen ("Ideal"-Norm-Kontrollgruppe), einen ProzentRANGplatz
von 79, d.h. mit einem Wert von 22 uebertrifft man in einer hinreichend
grossen und differenzierten Ideal-Norm-Kontrollgruppen-Stichprobe 78% mit
diesem Wert und wird selbst von 21% mit hoeheren Werten uebertroffen.
Dimension Depressive Befindlichkeit Kontrollgruppe
Mittelwert
= 18,6 Standardabweichung
= 20,537
Empirisches Minimum
= 0
Empirisches Maximum = 83
Theoretisches Minimum = 0
Theoretisches Maximum = 100
Prozentrang ErgebnisseIdeal-Norm-Kontrollgruppe
Depressive Befindlichkeit
|
83
|
61
|
42
|
39
|
28
|
25
|
22
|
19
|
11
|
8
|
6
|
0
|
|
100
|
95
|
89
|
84
|
79
|
74
|
68
|
63
|
58
|
42
|
26
|
0
|
Lesebeispiel zum Verstaendnis:
Mit einem Test-WERT von 22 in der Dimension Depressive
Befindlichkeit erzielt man, verglichen mit einer Stichprobe relativ
gesunder und zufriedener Menschen ("Ideal"-Norm-Kontrollgruppe), einen
ProzentRANGplatz von 68, d.h. mit einem Wert von 22 uebertrifft
man in einer hinreichend grossen und differenzierten Ideal-Norm-Kontrollgruppen-Stichprobe
67% mit diesem Wert und wird selbst von 33% mit hoeheren Werten uebertroffen.
Lineare Korrelationsanalysen Ideal-Norm-Kontrollgruppe
Ergebnissaetze
Kontrollgruppe:AD-H-D-Mittelwert
und Agitiert Depressiv
Ergebnissatz: In der Ideal-Norm-Kontrollgruppe
der relativ gesunden und zufriedenen Menschen besteht zwischen der
Auspraegung der AD-H-D-Mittelwerte und Agitierter Depression eine lineare
Korrelation von r= 0,2637, also eine ziemlich geringe und praktisch
nahezu unbedeutende positive lineare Korrelation.
Kontrollgruppe:AD-H-D-Mittelwert
und Depressive Befindlichkeit
Ergebnissatz: In der Ideal-Norm-Kontrollgruppe
der relativ gesunden und zufriedenen Menschen besteht zwischen der
Auspraegung der AD-H-D-Mittelwerte und Depressiven Befindlichkeitswerten
lineare Korrelation von r= 0,2346, also eine ziemlich geringe und
praktisch nahezu unbedeutende positive lineare Korrelation.
Kontrollgruppe:Agitiert
Depressiv und Depressive Befindlichkeit
Ergebnissatz: In der Ideal-Norm-Kontrollgruppe
der relativ gesunden und zufriedenen Menschen besteht zwischen der
Auspraegung der AD-H-D-Mittelwerte und Agitierter Depression eine lineare
Korrelation von r= 0,6473, also eine erwartungsgemaess deutlich ausgepraegte
positive lineare Korrelation.
Verdachtsdiagnose AD-H-D Fallgruppe (N=48)
Statistische Werte Dimension Agitiert Depressiv
Mittelwert
= 56,208 Standardabweichung
= 31,757
Empirisches Minimum
=
Empirisches Maximum =
Theoretisches Minimum = 0
Theoretisches Maximum = 100
Prozentrang ErgebnisseAgitiert
Depressiv Fallgruppe AD-H-D (N=48)
|
100
|
89
|
78
|
67
|
56
|
39
|
33
|
22
|
17
|
11
|
0
|
|
91
|
70
|
62
|
55
|
40
|
38
|
32
|
13
|
9
|
2
|
0
|
Lesebeispiel zum Verstaendnis:
Mit einem Test-WERT von 22 in der Dimension Agitiert
Depressiv erzielt man, verglichen mit einer AD-H-D-Fallgruppen-Stichprobe
einen ProzentRANGplatz von 13, d.h. mit einem Wert von 13
uebertrifft man in einer hinreichend grossen und differenzierten Fallstichprobe
12% mit diesem Wert und wird selbst von 87% mit hoeheren Werten uebertroffen.
Dimension Depressive Befindlichkeit AD-H-D-Fallgruppe
Mittelwert
= 49,75 Standardabweichung
= 24,95
Empirisches Minimum
= 6
Empirisches Maximum = 100
Theoretisches Minimum = 0
Theoretisches Maximum = 100
Prozentrang ErgebnisseDepressive
Befindlichkeit Fallgruppe AD-H-D (N=48)
|
100
|
94
|
83
|
78
|
72
|
69
|
67
|
64
|
61
|
58
|
56
|
47
|
|
100
|
98
|
94
|
85
|
79
|
74
|
66
|
64
|
57
|
53
|
51
|
47
|
|
44
|
42
|
39
|
36
|
31
|
28
|
25
|
22
|
19
|
11
|
8
|
6
|
|
45
|
43
|
36
|
30
|
26
|
21
|
17
|
13
|
11
|
9
|
4
|
0
|
Lesebeispiel zum Verstaendnis:
Mit einem Test-WERT von 72 in der Dimension Depressive
Befindlichkeit erzielt man, verglichen mit einer AD-H-D-Fallgruppen-Stichprobe
einen ProzentRANGplatz von 79, d.h. mit einem Wert von 72
uebertrifft man in einer hinreichend grossen und differenzierten Fallstichprobe
78% mit diesem Wert und wird selbst noch von 21% mit einem noch hoeheren
Wert uebertroffen.
Zusammenhang Depressive Befindlichkeit und AD-H-D-Mittelwert AD-H-D-Fallgruppe
Reihe 1 =: AD-H-D Mittelwert in der AD-H-D Fallgruppe
Reihe 2 =: Depressiver Befindlichkeitswert in der AD-H-D
Fallgruppe
Bemerkung: Man sieht es der Grafik sehr deutlich an, dass die Werte
zum Teil sehr drastisch auseinanderklaffen, d. h. die lineare Korrelation
und damit der lineare Zusammenhang kann nicht hoch sein.
Ergebnissaetze
AD-H-D-Mittelwert
und Agitiert Depressiv AD-H-D Fallgruppe
Ergebnissatz Lineare Korrelation AD-H-D-Fallgruppe (N=48)
AD-H-D Mittelwert und Agitiert Depressiv Werte: In der AD-H-D-Fallgruppe
(N=48) besteht zwischen der Auspraegung der AD-H-D-Mittelwerte
und Agitierter Depression eine lineare Korrelation von r = 0,2715,
also eine geringe und praktisch wenig bedeutsame positive lineare Korrelation.
AD-H-D-Mittelwert
und Depressive Befindlichkeit AD-H-D Fallgruppe
Ergebnissatz: In der AD-H-D-Fallgruppe (N=48)
besteht zwischen der Auspraegung der AD-H-D-Mittelwerte und Depressiven
Befindlichkeitswerten lineare Korrelation von r = 0,2015,
also eine ziemlich geringe und praktisch nahezu unbedeutende
positive lineare Korrelation.
Agitiert
Depressiv und Depressive Befindlichkeit AD-H-D Fallgruppe
Ergebnissatz: In der AD-H-D-Fallgruppe (N=48) besteht
zwischen der Auspraegung der AD-H-D-Mittelwerte und Agitierter Depression
eine lineare Korrelation von r = 0,394 ,
also eine nur maessig ausgepraegte positive lineare Korrelation.
Hauptergebnis: (1) Sowohl agitierte Depression als auch Depressive
Befindlichkeit sind in dieser Fallgruppe gegenueber dieser Ideal-Norm-Kontrollgruppe
relativ Gesunder und Zufriedener drastisch erhoeht (Faktor 5 bzw. 2,5).
(2) Weiter laesst sich fuer diese Stichproben sagen, dass nur einen
schwachen positiven linearen Zusammenhang zwischen Auspraegungen
in Agitierter Depression oder mit Depressiver Befindlichkeit und dem AD-H-D
Mittelwert sowohl in dieser AD-H-D Fallgruppe als auch in dieser Ideal-Norm-Kontrollgruppe
gibt.
D. h. wer AD-H-D hat, hat auch ein erhoehtes Risiko, depressive Symptome zu produzieren, was in unseren Stichproben aber nicht von der Auspraegung des AD-H-D abhaengt. |
(3) Waehrend der lineare Zusammenhang zwischen den beiden Depressionsformen Agitiert Depressiv und Depressive Befindlichkeit in der Ideal-Norm-Kontrollgruppe der relativ Zufriedenen und Gesunden mit r = .6473 deutlich ausgepraegt ist, sinkt dieser lineare Zusammenhang in der AD-H-D-Fallgruppe auf r = .394. Dieses Ergebnis finde ich ueberraschend. Ich haette erwartet oder vermutet, dass der lineare Zusammenhang in der AD-H-D-Fallgruppe hoeher als in der Ideal- Norm- Kontrollgruppe der relativ Gesunden und Zufriedenen ist.
Was kann das bedeuten? Es bieten sich mehrere Ideen an: Die (1) Unruhe
[Zur Psychologie und Psychoapathologie der Unruhe]
hat bei AD-H-D auch andere Ausdrucksmoeglichkeiten. (2) Die erhoehten Geschwindigkeitsablaeufe
bei AD-H-D sorgen zugleich fuer eine staerkere Abfuhr. (3) Moeglicherweise
gibt es bei AD-H-D eine Art Moderator- Kern- Stoerungs- Variable, die depressive
Agitiertheit in andere AD-H-D spezifische symptomatische Ausdrucksformen
ueberfuehrt (Symptom- Transformation oder Symptom-Wandlung). (4) Die bei
AD-H-D verminderten Hemmungen ermoeglichen eine staerkere Abfuhr als bei
(agitiert) Depressiven. (5) Andere Moeglichkeiten.