38 Wenn ein ähnlicher
Sachverhalt schon einmal aufgetreten ist, ist er eher plausibel,
z.B. verschiedenes vor sich herschieben, weil es unangenehm ist.
38-Methodische Konstruktionsüberlegungen
> Zur Ähnlichkeitsrelation.
Die für das Item 38 entworfene Methodik der Plausibilitätsbeurteilung
gibt hier vor, dass man einen Sachverhalt S eher für plausibel hält,
wenn ein zu S ähnlicher Sachverhalt schon einmal aufgetreten ist.
Das ist die allgemeine und abstrakte Regel (R38) für diesen Fall.
Sie wird durch ein Beispiel aus der Lebenspraxis, etwas Unangenehmes
vor sich herschieben, illustriert und nahegebracht. Verschiedene Unannehmlichkeiten,
z.B. Steuererklärung machen, aufräumen, putzen, absagen, missliebige
Mitteilung machen [nicht liefer- oder machbar], repräsentieren den
ähnlichen Sachverhalt Unangenehmes, der zu einem
vor
sich herschieben führt. Allen diesen Unannehmlichkeiten ist
gemeinsam, dass sie für viele Menschen gute Kandidaten für ein
vor
sich herschieben sind. Der begriffliche Zusammenhang kann formal-strukturell
wie folgt dargestellt werden:
R38-Regel-Modell
Hier steht zunächst an, Ähnliche Sachverhalte zu präzisieren
durch Konkretisieren, was man operationalisieren
nennt. Zimmer sind sich z.B. darin ähnlich, dass sie mehrere Wände,
einen Boden, eine Decke, eine Tür und meist auch Fenster haben. Verschiedene
Erlebnisse können unangenehmer Natur sein. Sie sind sich in dieser
Unannehmlichkeit ähnlich. Man kann aus verschiedenen Gründen
daheim bleiben: weil das Wetter schlecht ist, weil man keine Lust hat,
weil man einen Zuhause-Termin hat oder weil man gerade in einer Beschäftigung
steckt. Das Wetter ist nicht immer gleich schlecht, aber es ähnelt
sich in seinem schlecht befunden sein.
Anwendungs- und Interpretationsbeispiel: Ein Familienmitglied A teilt
einem anderen Familienmitglied B mit, dass Familienmitglied C heute daheim
blieb. B: ist ja schon öfter vorgekommen, dass das Wetter schlecht
war. Plausibilitätsforscher P: plausibel. A: kann man so sagen.
38-Befragungsergebnisse
K38-Kommentar zu den Beurteilungswahlen
Die Auffassungen, ob ein ähnlicher Sachverhalt, der schon einmal
aufgetreten ist, plausibler ist, sind geteilt. Wahl "7" kommt gar nicht
vor. Man kann die Bearbeitungen in drei "Fraktionen" einteilen
Wenig plausibel (Wahlen 0,1,2 mit 19.2%)
Deutlich bis durchschnittlich plausibel (Wahlen 3,4 mit 38.5%)
Überdurchschnittlich bis viel Plausibilität (Wahlen 5,6 mit
42.3%, das ist die stärkste Fraktion. "7" kommt nicht vor.
38-Bemerkungen, Anregungen, Probleme und
Kommentare der BearbeiterInnen
Es gab 2 "?-Weiß nicht" Wahlen, die jeweils mit dem Mittelwert
der BearbeiterIn bewertet wurden. Beide äußerten sich nicht
weiter zu ihrer Wahl.
Ähnlichkeitsrelation
Die Ähnlichkeitsrelation ist reflexiv (S1 ist sich selbst ähnlich),
symmetrisch (S1 ähnlich S2 <=> Sw \g ähnlich S1) und transitiv
(Wenn S1 ähnlich S2 ist und wenn S2 ähnlich S3 ist, dann ist
S1 ähnlich S3), also eine Äquivalenzrelation.
Historisch-philosophisch-wissenschaftstheoretische
Anmerkung: Rudolf Carnaps Ähnlichkeitserinnerung
Rudolf Carnap
baut 1928 in Der logische Aufbau der Welt seine Theorie auf der
Ähnlichkeitserinnerung auf. S. 110 (Index P für psychologische
Sprache, Index K für konstitutionale Sprache, bei Carnap g e s p e
r r t hier fett):
"78. Die Ähnlichkeitserinnerung als Grundbeziehung
78 Wir könnten die KTeilähnlichkeitK
als Grundrelation aufstellen, wollen aber statt dessen lieber eine Teilrelation
von ihr nehmen, aus der sie leicht abzuleiten ist. Diese Teilrelation ist
auch erkenntnismäßig grundlegender. PWenn das Bestehen
der Teilähnlichkeit zwischen zwei Elementarerlebnissen x und y erkannt
wird, so muß eine Erinnerungsvorstellung des früheren von beiden,
etwa x, mit y verglichen werdenP. Dieser PErkenntnisvorgangP
ist also nicht symmetrisch, x tritt dabei in anderer Weise als auf y. Das
PErkenntnisergebnisP
wird daher genauer durch eine asymmetrische Relation wiedergegeben als
durch die symmetrische Relation der KTeilähnlichkeitK.
Diese asymmetrische Relation wollen wir als Grundrelation aufstellen;
wir nennen sie „KÄhnlichkeitserinnerungK“
und geben ihr das Zeichen Er . „x Er y“ oder „Kzwischen
x und y besteht die ÄhnlichkeitserinnerungK“ besagt also:
„Px und y sind Elementarerlebnisse, die durch Vergleich einer
Erinnerungsvorstellung von x mit y als teilähnlich erkannt sindP“,
was wir kurz so ausdrücken können: „Pdie Elementarerlebnisse
x und y sind durch Ähnlichkeitserinnerung verbundenP“.
(Unter „PErinnerungP“ ist hier nicht nur die PReproduktion
eines schon entschwundenen ErlebnissesP verstanden, sondern
auch Pdie Retention eines kurz vorher gewesenen, noch nicht
entschwundenen, sondern nachklingenden Erlebnisses, z. B. einer WahrnehmungP.)"
Literatur (Auswahl)
Carnap, Rudolf (1928, 1961) Der logische Aufbau der Welt. Hamburg:
Meiner.
Links (Auswahl: beachte)
Glossar, Anmerkungen
und Endnoten > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
1)
GIPT= General and
Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Querverweise
Standort: Einzelanalyse 38 Ähnlicher
Sachverhalt.
*
Verteilerseite Plausibilitätsanalysen_
Gesamtergebnisse
Pilotstudie.
Haupt- und Verteilerseite
Begriffsanalysen * Methodik
der Begriffsanalysen nach Wittgenstein *
Überblick
Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik,
Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie
und Psychotherapieforschung.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, R. (DAS). Einzelanalyse
38 Wenn ein ähnlicher Sachverhalt schon einmal
aufgetreten ist zum Verständnis und
Gebrauch des Wortes „plausibel“ oder „Plausibilität“. Internet Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT. Erlangen:
https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/Plausib/Studie/EA38.htm
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/ 16.10.2021 gelesesn
Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
28.09.21 Erste
Grundversion ins Netz gestellt.
23.09.21 Angelegt.