Krieg und Frieden 1
In der SPD mit Willy Brandt (1913-1992)
- Friedensnobelpreis vor 30 Jahren -
"Ob man allerdings die Herrscher straft, indem man ihre Opfer trifft, darf nicht nur im Hinblick auf Entwicklungsländer bezweifelt werden." [209]
von Rudolf Sponsel, Erlangen
(Letztes update 10.11.1, 10.00)
Die SPD ist mit Bundeskanzler Schröder, der die Amerikaner regelrecht um eine Kriegsteilnahme anbettelte, verglichen etwa mit Willy Brandt nicht mehr wieder zu erkennen. Ein deutscher National- Konservativer könnte diesen Job nicht besser machen. Die echte Deutsche Sozialdemokratie scheint weitgehend verschwunden und zu einem Hollywood- Wahlverein mutiert. Es herrschen mehr und mehr amerikanische Verhältnisse. Einst und noch gar nicht so lange her war es ganz anders: vor ganzen 16 Jahren schrieb der Sozialdemokrat und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt ein bedeutsames Buch, indem er auch sehr kritisch zur Politik der USA Stellung nimmt. Zunächst seien jedoch einige wichtige Vergleiche und grundlegenden Aussagen zum Thema Krieg und Frieden dargelegt. Zum Schluß folgen Auszüge aus dem Vortrag anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises. Wir haben zwei Anlässe, daran zu erinnern: das 30jährige Jubiläum und die aktuelle Situation, in der ein angeblicher sozialdemokratischer Bundeskanzler regelrecht um eine aktive deutsche Kriegsteilnahme buhlt und sie in schwerer Zeit zu seinem vorrangigen politischen Ziel macht [warum]. |
"Die meisten von uns haben keine Ahnung, auf einen wie alarmierenden Rekord die Menschheit 1985 losmarschiert. Wahrscheinlich werden weltweit eine Billion, also eintausend Milliarden Dollar, für militärische Zwecke unterschiedlicher Art ausgegeben. ...Wenn man diesen gewaltigen Aufwand an Mitteln umrechnet, heißt das: Jede Minute - tagaus, tagein, feier- wie wochentags werden von den Staaten dieser Welt an die sechs Millionen Mark in die Rüstung gesteckt oder für andere militärische Ausgaben verwendet." |
"Und gleichzeitig sollten
wir wissen: Jede Minute sterben an die 30 Kinder im Alter unter fünf
oder sechs Jahren, weil sie nicht genug zu essen bekommen. Oder weil es
für sie kein sauberes Wasser gibt. Und weil ihnen jede medizinische
Versorgung versagt bleibt.
1974 wurde das hehre Ziel verkündet, im Laufe eines Jahrzehnts es dahin zu bringen, daß kein Kind mehr hungrig zu Bett gehen müsse. Es war unmittelbar nach den damaligen Hungerkatastrophen in der Sahelzone und in Bangladesch. 1984 rechnete man bei UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. mit täglich 40.000 Toten unter den Kindern der erwähnten Altersgruppe." |
"Mit dem Gegenwert eines Kampfflugzeuges ließen sich 40.000 Dorfapotheken einrichten." |
"Prinzipiell seit Hiroshima
und Nagasaki, aktuell seit den frühen sechziger Jahren, stellt sich
das Problem von Krieg und Frieden radikal neu. ...
Aber was ist mit begrenzten Kriegen, die der nationalen und sozialen Freiheit gelten? Was mit der Verteidigung gegen kriegerische Einmischung in die eigenen Angelegenheiten? Was mit dem Schutz vor Aggressoren? Darf man einen bedrohten kleinen Staat der Schutzlosigkeit preisgeben? Soll es dem Osten überlassen bleiben, Freiheitsbewegungen im südlichen Afrika materiell auszustatten? Schafft nicht Mangel an Eesen und Medizin einen [207] Kriegszustand eigener Art ? Ich kann auch an dieser Stelle nicht auf, den Hinweis verzichten, daß gewaltsame Konflikte neuer und umfassender Art immer wahrscheinlicher werden, wenn man den Hungerregionen den Rücken zuwendet. Und die Schlacht gegen den Hunger läßt sich nur auf der Erde gewinnen." |
"Demokratie wird nicht gesichert, indem Geheimagenten im Widerspruch zum Völkerrecht für Geheimoperationen eingesetzt werden. Freiheit wird nicht durch Bombenanschläge, Erschießungen oder andere Formen von Terrorismus errungen. Doch wer wollte den schelten, der den sozial-militanten Weg geht, wenn der friedliche Weg verbaut ist?" [208] |
"Wo ein weltweiter Krieg
sich verbietet, weil er das Ende bedeutete hat der Kampf welcher Bewegung
auch immer seine Grenze dort wo die Verantwortung gegenüber der Menschheit
und der Menschlichkeit beginnt. Aber die Gefahr für den allgemeinen
Frieden liegt gewiß nicht in der Maßlosigkeit des Freiheitsstrebens
von benachteiligten Völkern und noch nicht einmal in schwer verständlichen
Irrationalismen, dieser oder jener Region, sondern in der Neigung Dritter,
sich in fremde Angelegenheiten einzumischen oder den Ost-West-Konflikt
zu exportieren. Dem zu begegnen, bedarf es einer globalen Friedenspolitik
und überprüßarer Verpflichtungen.
Nationalistische und hegemonistische Gründe, auch moralische Überzeugungen mögen bisweilen nahelegen, den Geschundenen - notfalls mit äußersten Mitteln - zu Hilfe zu eilen. Und doch gebieten Erfahrung und Einsicht, die mitmnenschliche wie die ideelle Verbundenheit politisch zu zügeln und sie nicht nur mit Leidenschaft, sondern auch mit Verstand zu üben. Dabei muß klar sein: Die Verantwortung jedes Staates wächst mit dem Gewicht seiner Macht." [208] |
"Das Recht auf Leben ist
das grundlegendste aller Menschenrechte, und dagegen verstoßen zunächst
einmal diejenigen, die Kinder und Erwachsene nicht vor dem Verhungern zu
bewahren vermögen.
Dies ist vorauszuschicken, wenn von Menschenrechten die Rede ist. Was denn bedeuten Freiheit und Gerechtigkeit und Würde für den, der heute hungrig zu Bett geht und nicht weiß, ob er morgen satt wird? Mit anderen Worten: soziale und liberale Menschenrechte gehören zusammen." |
"Die Menschenrechte werden in vielen Ländern der Welt mit Füßen getreten. Was also können wir tun, damit nicht immer wieder und immer noch mehr Menschen schrecklich leiden müssen?" |
"Soll Terror Entwicklungshilfe ausschließen? Kann man das Thema nicht stärker vor die Vereinten Nationen bringen? Und können sich nicht wenigstens die Europäer auf eine gemeinsame Haltung verständigen?" |
Wir sollten uns jedenfalls nicht zu sehr in die Brust werfen und vergessen, wie die europäische Geschichte aussieht und daß deutsche Verbrecher noch vor wenig mehr als einer Generation Pein und Blut und Tod über die Menschheit brachten. Auch heute wäre es eine unerlaubte Vereinfachung, aus den Menschenrechten allein einen Schlagstock gegen nicht-demokratisch regierte Staaten zu machen. Oder den Eindruck aufkommen zu lassen, es seien »american rights« gemeint, wo von »human rights« gesprochen wird. |
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"Demokratie wird nicht gesichert, indem Geheimagenten im Widerspruch zum Völkerrecht für Geheimoperationen eingesetzt werden." |
USA, Mittelamerika und die Karibik aus der Sicht Willy
Brandts
"Die USA haben Mittelamerika und die Karibik immer schon als ihren Hinterhof und als Domäne ihrer großen Unternehmen betrachtet. Der Monopolanspruch auf Einmischung, den sie geltend machten, stützte sich auf heimische Oligarchien und »freundlich gesinnte« Regierungen, auch wenn diese brutalen Machtmißbrauch betrieben und sich allen Erfordernissen einer demokratischen und sozialen Erneuerung widersetzten. Aus engen ökonomischen Gründen und ideologischer Voreingenommenheit - Ost-West-Brille, Mangel an Verständnis für Befreiungsbewegungen - haben sich die Vereinigten Staaten auch sonst immerwieder Chancen in der Dritten Welt entgehen lassen." [S. 195] |
"Der Einsicht in die Abgründe eines globalen Krieges
folgte die Erkenntnis, daß Probleme globalen Ausmaßes uns bedrängten:
Hunger, Bevölkerungsexplosion, Umweltgefahren, Abnahme der natürlichen
Vorräte. Diese Dimensionen kann nur ignorieren, wer den Untergang
dieser Welt akzeptiert oder gar mit Wollust erwartet.
In unseren Jahren liefern die Gelehrten uns Bücher,
die ausgezeichnet sind durch Sachkenntnis und tiefen Ernst. Da geht es
nicht mehr nur um die Gegensätze zwischen Ideologien und Gesellschaftssystemen;
da geht es um die Zukunft des Menschen, und ob er überhaupt eine Zukunft
hat. Da geht es um Aufgaben, die die Grenzen jedes Staates und Kontinents
überschreiten. Da wird Politik selber zur Wissenschaft und diese Wissenschaft
ist eine, an der gerade die reichen, die zivilisatorisch überlegenen
Mächte gemeinsam teilnehmen müssen; es kann sie kein Staat mehr
für sich allein betreiben."
Aus Abschnitt VI:
"Wenn ich mich nun einigen Elementen eines möglichen
europäischen Friedenspaktes zuwende, so halte ich mich nicht bei institutionellen
Vorstellungen auf, die sich auf kürzere Sicht doch nicht verwirklichen
lassen. Aber ich bekenne mich nachdrücklich zu den universellen Prinzipien
des allgemeinen Völkerrechts, so oft sie auch mißachtet werden.
Sie haben in den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen ihren
verbindlichen Ausdruck gefunden: Souveränität - territoriale
Integrität - Gewaltlosigkeit - Selbstbestimmungsrecht der Völker
- Menschenrechte.
Diese Grundsätze sind unabdingbar, auch wenn es
an ihrer Erfüllung so oft mangelt da und dort; das weiß ich.
Übrigens gehört es zu den Härten im Leben eines Politikers,
besonders eines Regierungschefs, daß er nicht immer alles sagen darf,
was er denkt; daß er, um des Friedens willen, seinen Gefühlen
nicht immer freien Lauf lassen kann. ...
Weiter will ich sagen: Europa und Amerika sind nicht
zu trennen. Sie brauchen einander als selbstbewußte, gleichherechtigte
Parmer. Unsere Freundschaft wird den Vereinigten Staaten um so mehr gehören,
je schwerer dieses große Land an seinen Bürden trägt.
Die Punkte, die ich skizziere, gehen realistisch davon aus, daß wir die Welt mit ihren Ordnungen und Gedankenkräften zunächst so nehmen müssen, wie sie heute ist. Wohl wissend, mit wieviel Unvollkommenem wir es zu tun haben, muß trotzdem der Versuch gemacht werden, ein Gebäude des Friedens zu errichten, das gegenüber alten Systemen und Egoismen Bestand haben kann und das sich ausbauen läßt.
Erstens heißt dies: Unsere gesamteuropäische Politik kann über die jahrhundertealten Identitäten von Nationen und Staaten nicht hinweggehen. Wir müssen vielmehr ein Gleichgewicht zwischen den Staaten und Staatengruppen schaffen und wahren, in dem die Identität und die Sicherheit eines jeden von ihnen geborgen sein kann. Ein solches Gleichgewicht muß aber mehr sein als nur em ausgewogenes System militärischer Machtmittel.
Zweitens
Wir müssen der Gewalt und der Androhung von Gewalt
im Verkehr der Staaten entsagen, endgültig und ohne Ausnahme. Das
schließt die Unverletzlichkeit bestehender Grenzen notwendig ein.
Unantastbarkeit der Grenzen kann jedoch nicht heißen, sie als feindliche
Barrieren zu zementieren.
Drittens
Über den allgemeinen Gewaltverzicht hinaus - sei
er bilateral oder multilateral ausgesprochen - können wir mehr Sicherhelt
erreichen durch gleichberechtigte europäische Teilnahme an speziellen
Vereinbarungen über Rüstungsbegrenzung und Rüstungskontrolle.
Uber den ausgewogenen Abbau von Truppenstärken in der Mitte Europas
muß konkret verhandelt werden.
Viertens
Das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Verhältnisse
anderer Staaten muß respektiert werden, aber Nichteinmischung ist
nicht genug. Ein Europa des Friedens braucht die Bereltschaft zum Hinhören
auf die Argumente des anderen, denn das Ringen der Überzeugungen und
Interessen wird weltergehen. Europa braucht Toleranz. Nicht moralische
Gleichgültigkeit, sondern Gedankenfreiheit.
Fünftens
Die Zeit ist reif, neue Formen der wirtschaftlichen und
technisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu entwickeln und eine gesamteuropäische
Infrastruktur auszubauen. Und vor allem auch dies: Europa ist als Kulturgemeinschaft
gewachsen; es sollte wieder werden, was es war.
Sechstens
Soziale Gerechtigkeit gekört zu den Grundlagen eines
dauerhaften Friedens. Materielle Not ist konkrete Unfreiheit. Sie muß,
jedenfalls in Europa, durch Evolution überwunden werden.
Siebtens
Europa muß seiner weltweiten Verantwortung gerecht
werden. Dies ist Mitverantwortung für den Weltfrieden. Dies hat auch
Mitverantwortung für Gerechtigkeit nach außen zu bedeuten, um
Hunger und Elend in der Welt zu überwinden. Friede ist mehr als Abwesenheit
von Krieg, obwohl es Völker gibt, die hierfür heute schon dankbar
wären. Eine dauerhafte und gerechte Friedensordnung erfordert gleichwertige
Entwicklungschancen für alle Völker. Hier geht es nicht um abstrakte
Fernziele, sondern um die mögliche Versachlichung der Gegensätze
heute. Ich weiß, daß dies manchen, gerade in der jungen Generation,
zu wenig ist und daß es vielen überhaupt zu langsam geht. Es
ist nicht schädlich, sondern hilfreich, wenn junge Menschen aufbegehren
gegen das Mißverhältnis zwischen veralteten Strukturen und neuen
Möglichkeiten. Wenn sie protestieren gegen den Widerspruch von Schein
und Wirklichkeit. Ich halte nichts davon, der Jugend nach dem Mund zu reden.
Aber ich werbe um die kritische und verantwortungsbewußte Mitarbeit
ihrer unverbrauchten Kräfte.
Wir brauchen Augenmaß, Beharrlichkeit und Ausdauer.
Wir brauchen natürlich auch Sinn und Kraft für die neuen Dimensionen.
Angesichts der Größe der Aufgaben bedarf es einer gesunden Mischung
von Zukunftsglauben und nüchternem Realismus. Kann es im übrigen
etwas Wichtigeres geben, als die Organisierung Europas und des Friedens
mitzugestalten?"
...
Aus Abschnitt VIII.
"Der Organisierung des Friedens stehen starke Kräfte entgegen. Wir haben erfahren, in welche Barbarei der Mensch zuruckfallen kann. Keine Religion, keine Ideologie, keine glanzvolle Entfaltung der Kultur schließt mit Sicherheit aus, daß aus den seelischen Tiefenschichten der Menschen Haß hervorbrechen und Völker ins Unheil reißen kann. Der Frieden ist so wenig wie die Freiheit ein Urzustand den wir vorfinden: Wir müssen ihn machen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Dazu müssen wir noch mehr wissen über den Ursprung des Unfriedens. Auch hier liegen große Aufgaben für die Friedens- und Konfliktforschung. Ich meine: neben vernünftiger Politik ist Lernen in unserer Welt die eigentlich glaubhafte Alternative zur Gewalt.
Als Gegenkraft haben wir auch mit dem sacro egoismo zu rechnen, den großen geheiligten Egoismen der Gruppen. Wir sehen sie in Europa praktisch noch jeden Tag. Und der ungebändigte Nationalegoismus in den jungen Staaten entfaltet sich so schnell, daß es ihm keine Schwierigkeiten zu bereiten scheint, den jahrhundertelangen Vorsprung der alten Nationen einzuholen.
Ideologien, ihre Verkünder und Gläubigen, setzen
sich immer wieder über ethische Grundnormen des Zusammenlebens hinweg,
weil sie die Menschheit »besser« machen, die Reinheit der Lehre
wahren oder andere Lehren überwinden wollen. Zwischen solchen Kräften
ist kein dauernder Friede zu stiften. Zur Friedenspolitik gehört,
sie zur Einsicht zu bringen, daß weder Staaten noch Ideologien Selbstzweck
sind, sondern daß sie dem einzelnen Menschen und seiner sinnvollen
Selbstverwirklichung zu dienen haben.
Der Anspruch
auf das Absolute bedroht den Menschen. Wer sich im Besitze der ganzen
Wahrheit glaubt, wer das Paradies nach seinen Vorstellungen heute und hier
haben will, der zerstört nur zu leicht den Boden, auf dem eine menschenwürdige
Ordnung wachsen kann. Auch in der Tradition der europäischen Demokratie
lebt neben einem humanitären ein doktrinärer Zug, der zur Tyrannis
führt; Befreiung wird dann zur Knechtschaft.
Junge Menschen erwarten oft von mir das ungebrochene
Ja, das deutliche Nein. Aber mir ist es unmöglich geworden, an eine
einzige, an die Wahrheit zu glauben. Also sage ich meinen jungen Freunden
und anderen, die es hören wollen: es gibt mehrere Wahrheiten, nicht
nur die eine, alles andere ausschließende Wahrheit. Deshalb glaube
ich an die Vielfalt und also an den Zweifel. Er ist produktiv. Er stellt
das Bestehende in Frage. Er kann stark genug sein, versteinertes Unrecht
aufzubrechen. Der Zweifel hat sich im Widerstand bewiesen. Er ist zäh
genug, um Niederlagen zu überdauern und den Sieger zu ernüchtern.
Heute wissen wir, wie reich und wie begrenzt zugleich der Mensch in seinen Möglichkeiten ist. Wir kennen ihn in seinen Aggressionen und in seiner Brüderlichkeit. Wir wissen, daß er imstande ist, seine Erfindungen für sein Wohl, aber auch selbstzerstörerisch gegen sich anzuwenden. Nehmen wir Abschied von all den schrecklichen Überforderungen. Ich glaube an tätiges Mitleid und also an die Verantwortung der Menschen. Und an die unbedingte Notwendigkeit des Friedens.
Als demokratischer Sozialist zielen mein Denken und meine Arbeit auf Veränderung. Nicht den Menschen will ich ummodeln, weil man ihn zerstört, wenn man ihn in ein System zwängt; aber ich glaube an die Veränderbarkeit menschlicher Verhältnisse.
In meinem Leben habe ich viele Illusionen wachsen und schwinden sehen. Viel Verwirrung, Eskapismus und Simplifikation. Hier mangelte Verantwortungsbewußtsein, dort fehlte Phantasie. Aber ich habe auch erfahren, was Überzeugungstreue, Standhaftigkeit und Solidarität bedeuten können.
Ich weiß, wie sich moralische Stärke gerade in größter Bedrängnis entfaltet. Manches was totgesagt war, hat sich als lebendig erwiesen.
Alfred Nobel dachte ursprünglich daran, den Friedenspreis nur sechsmal alle fünf Jahre verteilen zu lassen, danach würde er nicht mehr nötig sein. Es hat länger gedauert Sonst würde ich heute auch keine Gelegenheit gehabt haben; zu Ihnen zu sprechen.
Bertha von Suttner, Friedenspreisträgerin des Jahres 1905 hatte das positive Echo auf ihr Buch »Die Waffen nieder« überschätzt. Ich gehöre noch zu denen, auf die es einen starken Emdruck gemacht hat, und nach allem anderen bekenne ich mich gern auch zu dem naiven Humanismus meiner ganz jungen Jahre.
Aber ich kann nicht aufhören, ohne Sie und mich an
die zu erinnern, die in diesem Augenblick im Krieg leben und leiden, vor
allem auf dem indischen Subkontinent und in Vietnam. Ich beziehe die Menschen
im Nahen Osten und in anderen Krisengebieten mit ein. Mir ist nicht nach
dem lauten Appell zumute. Es ist leicht, von anderen Maß, Vernunft,
Bescheidung zu fordern. Aber diese Bitte kommt mir aus dem Herzen:
Alle, die Macht haben, Krieg zu führen, möchten der Vernunft mächtig sein und Frieden halten." |
Internationales Geheimdienst-Völkerrechtsgesetz:
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