Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=29.01.2023 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 23.11.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Anfang
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis bei Moritz Schlick


    Bild-Quelle 1930: Wikipedia. * Eintrag. * Wiener Kreis. * Persönlich

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem* Zusammenfassung Hauptseite *
    Begriffscontainer (Containerbegriff)  * Begriffsverschiebebahnhof




    Zusammenfassung-Schlick-1926-Erleben, Erkennen, Metaphysik
    Schlick, Moritz: „Erleben, Erkennen, Metaphysik", Kant-Studien 31 (1926), S. 146-158."
    • Darin auf von Schlick hingewiesene Teile aus seiner Allgemeinen Erkenntnislehre 2. Auflage 1925
    • Analyse von Gottfried Gabriel Kennen und Erkennen.
    _
    Schlick, der Begründer des  öffentlichen  Wiener Kreises 1928, behauptet gleich auf der ersten Seite nach dem Titel seiner Abhandlung, dass erleben und Erlebnisse nicht kommunizierbar sind:
     
      SE2f: "Es wird allgemein zugestanden, daß die Frage, ob ein Rot, das ich SE2e2.5erlebe [>3]
      ein Rot, das ein anderer SE3e2.1erlebt (z. B. wenn wir gleichzeitig denselben roten
      Gegenstand betrachten), dieselbe Farbe sind, daß diese Frage schlechthin unbeantwortbar
      ist. Es gibt keine Methode, es ist keine denkbar, mit Hilfe
      deren die beiden Rot verglichen und die Frage entschieden werden könnte.
      Die Frage hat also keinen angebbaren Sinn, ich kann nicht erklären, was
      ich eigentlich meine, wenn ich behaupte, daß zwei verschiedene Individuen
      qualitativ gleiche SE3E2.1Erlebnisse haben. "
    __
        Dazu ist zunächst allgemein folgendes zu sagen:
    1. RS1-SE2f: Schlick macht zwar seine Behauptung am Beispiel die Farbe rot erleben verständlich, wobei es aber eine Behauptung bleibt, ebenso wie die im Anschluss erfolgte Verallgemeinerung, dass es keinen Sinn habe, davon zu sprechen, dass zwei verschiedene Individuen qualitativ gleiche Erlebnisse hätten.
    2. RS2-SE2f:  Schlick definiert, erklärt oder erörtert einerseits bis auf das Farbenbeispiel nicht, was erleben oder Erlebnis(se) in seinem Verständnis bedeutet. Andererseits könnte man seine Behauptung auch als Definition verstehen: erleben ist gerade das, was sich nicht in Worte, Begriffe, Definition und Erklärungen fassen lässt, aber dann wäre es banal, zu behaupten, erleben und Erlebnisse sei nicht kommunizierbar, wenn er es so einführt.
    3. RS-SE3E2.2 Seite 3 kann man später entnehmen, dass zum Erleben und zu den Erlebnissen die "SE3E2.2erlebten Qualitäten, Farben, Töne, Gefühle, kurz alle inhaltlichen Bestimmungen des Bewußtseinsstromes" gehören. Damit kommuniziert Schlick Erlebens oder Erlebnisinhalte ("Qualitäten, Farben, Töne, Gefühle") und widerspricht sich selbst.
    4. RS3-SE2f:  Dass noch nicht einmal eine Methode denkbar sein sollte, ist ebenfalls eine Behauptung. Ich hege z.B. nicht geringsten Zweifel daran, dass der  natcode(erleben/Erlebnis(...)) in einigen Jahren gefunden sein wird.
    5. RS4-SE2f: Im strengen Sinne hatte Schlick mit seinen Behauptungen 1926 und auch aktuell, 2023, recht, im angewandten wissenschaftlichen und praktischen Sinne aber nicht: weder damals noch heute. Denn es wäre überhaupt kein psychosoziokulturelles Zusammenleben möglich, könnten sich die Menschen nicht über ihr Erleben austauschen. Schlick kann also höchstens nur zum Teil recht haben. Wo und wieso er nicht recht hat, sei daher an einigen konkreten Beispielen dargelegt und im Anschluss erörtert.
    _
       Beispiele zur Frage der Kommunizierbarkeit des Erlebens und der Erlebnisse:
    1. Man nehme seinen Zeigefinger und benetze ihn mit Salz, sodann führe man den Zeigfinger zur Zunge und schmecke daran. Es sollte sich bei verschiedenen Individuen das Erlebnis salzig einstellen.
    2. Man halte seine Hand vor das Gesicht, und sage, was man sehe. Es sollte sich bei verschiedenen Individuen das Erkennungserlebenis ich sehe meine Hand einstellen.
    3. Man streife mit dem Zeigerfinger der rechten Hand leicht über den Handrücken der linken Hand: Es sollten sich bei verschiedenen Individuen - meist eher angenehme als unangenehme - Berührungserlebnisse einstellen.
    4. Man presse im Stehen den rechten Fuß fest auf den Boden. Es sollten sich bei verschiedenen Individuen muskuläre Spannungsempfindungen in den Unterschenkeln einstellen.
    5. Man schließe die Augen und stelle sich ein weißes gleichseitiges Dreieck vor. Es sollte sich bei verschiedenen vorstellungsfähigen Individuen das Vorstellungserlebnis weißes Dreieck einstellen
    6. Man schließe die Augen und erzeuge in der Vorstellung das Lied O Tannenbaum, O Tannenbau. Es sollte sich bei verschiedenen akustisch vorstellungsfähigen Individuen das akustische Vorstellungserlebnis der Melodie O Tannenbaum, O Tannebaum eingestellt haben.
    7. Man denke die Zahlen1 und 3. Damit sollten sich bei verschiedenen Individuen die Denkerlebnisse 1 und 3 eingestellt haben.
    8. Man nehme drei Gefäße, eine mit kaltem Wasser (10°), eine mit heißem Wasser (35°) und eine mit Zimmertemperatur (20°). Man lege die linke Hand ins kalte, die rechte Hand ins heiße Wasser. Sodann tauche man beide Hände in das Gefäß mit Zimmertemperatur. Die linke Hand sollte bei verschiedenen Individuen das Wasser mit Zimmertemperatur als wärmer erleben als die rechte Hand, für die es sich kälter anfühlt. Damit hat sich ein Kalt-Warm-Unterschiedserlebnis eingestellt.
    9. Man stehe bei Tageslicht auf, gehe zum Fenster und blicke hinaus. Verschiedenen Individuen sollten dann das  Wahrnehmungslebnis vom Blick aus dem Fenster.
    10. Verschiedene Individuen gehen in sich und fragen sich, wie wach, klar und fit man ist. Mit der inneren Wahrnehmung sollten die verschiedenen Individuen nun ein wach-klar-fit Erlebnis haben (wie wach-klar-fit sie sich fühlen).
    11. Verschiedene Individuen gehen in sich und fragen, auf was sie Appetit haben.. Damit sollte sich bei den verschiedenen Individuen ein Appetiterlebnis einstellen.
    12. Verschiedene Individuen gehen in sich  fragen sich, was sie am Wochenende unternehmen könnten oder möchten. Damit solche sich bei den verschiedenen Individuen gehen in sich ein Wunsch- und möglicherweise ein Planerlebnis eingestellt haben.
    13. Verschiedene Individuen stehen auf und strecken sich. Verschiedenen Individuen sollten hierbei erlebt haben, wie es ist, sich zu strecken, es sollte sich bei den verschiedenen Individuen damit ein Streckerlebnis eingestellt haben.
    14. Verschiedene Individuen gehen in sich  fragen sich, ob sie Hunger haben? Bejaht man, hat man drei Erlebnisse: ein Frageerlebnis, ein Hungererlebnis und ein Antwort- oder Ja-Erlebnis.
    15. Verschiedenen Individuen gehen in sich fragen sich, ob sie tanzen gehen möchten? Verneint man, hat drei Erlebnisse: ein Frageerlebniss, ein Wunschprüfungserlebnis und ein Antwort-Nein-Erlebnis.
    16. Verschiedene Individuen gehen in sich fragen sich, ob sie das nächste Jahr noch erleben werden? Mit dieser Frage hat man drei Erlebnisse: das Frageerlebnis, das Frageprüfungserlebnis und das Ergebnis/Prognoserlebnis, z.B. Weiß nicht.
    17. Verschiedene Individuen gehen in sich und frage sich, ob die Menschen den Mars noch besiedeln werden? Hält man das für möglich, hat man ein Frageerlebnis, ein Frageprüfungserlebnis und ein Prognose-Ergebniserlebnis (z.B. möglich)
    _
    Diskussion der Beispiele
    Alle Beispiele nutzen Worte, die Kleider der Begriffe, was unter Umständen per definitionem, erleben ausschließt. Erleben und ein Erlebnis ist nach Schlick etwas Persönliches, Privates, das in seinem Verständnis seinem Wesen nach nicht kommunizierbar ist. Aber das bleibt erst einmal eine Behauptung. So stellt er immer wieder fest, was er behauptend einführt und festlegt.

    Ende der Zusammenfassung


    SE-Fundstellen Erleben, Erkennen, Metaphysik

    Fundstellen: erleb 78, erleben 16, erlebt(e,en,es) 20, Erlebnis 41, innere Wahrnehmung 0.

    Fundstellen im Kontext
    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem* Zusammenfassung Hauptseite * Begriffscontainer (Containerbegriff)  *  Begriffsverschiebebahnhof

    Name-Werkkennung-Seite-ed/Ed- "." -AnzahlErwäh/Seite
    S                 E               z    Typ  Trenner         z
    Indizierung: SEzed.z
    Lesebeispiel SE2E2.1Erlebnis Der Ausdruck Erlebnis stammt von Moritz Schlick aus seiner Arbeit Erleben, Erkennen, Metaphysik (1926), die erste Erwähnung auf Seite 2 mit der Bedeutung E2 Erlebnis als innere Wahrnehmung.
     
    e <  Erleben      Differenzierung     > Erlebnis E
    e0
    wach, erlebnisfähig
    E0
    e1
    dabei, zugegen, Zeuge
    E1
    e2
    innere Wahrnehmung
    E2
    e3
    besonderes 
    E3
    er
    reines Erleben, Erlebnis
    Er
    epr
    praktisch reines Erleben, Erlebnis
    Epr
    es
    spezielles
    Es
    e?
    unklar
    E?

    E-Fundstellen im Kontext erleben, erkennen, Metaphysik

    SE1: "Gorgias, der große Nihilist, hat behauptet, daß wir, selbst wenn es77: "
    Erkenntnis gäbe, sie doch nicht mitteilen könnten. Er hat unrecht. Denn
    es liegt im Wesen der Erkenntnis, daß sie mitteilbar sein muß. Mitteilbar
    ist, was auf irgendeine Weise formuliert, das heißt, durch irgendwelche
    Symbole ausgedrückt werden kann, seien es Worte der Sprache oder
    sonstige Zeichen. Jede Erkenntnis besteht nun aber darin, daß ein Gegenstand,
    nämlich der zu erkennende, zurückgeführt wird auf andere Gegenstände,
    nämlich auf diejenigen, durch welche er erkannt wird; und dies
    findet darin seinen Ausdruck, daß der erkannte Gegenstand mit Hilfe
    derselben Begriffe bezeichnet wird, welche schon jenen anderen Gegenständen
    zugeordnet waren. Es ist also für das Wesen der Erkenntnis
    gerade diese symbolische Beziehung des Bezeichnens, der Zuordnung,
    charakteristisch, welche zugleich immer schon Ausdruck, symbolische
    Darstellung, ist. Erkenntnis ist also das Mitteilbare kat exochn [schlechthin], jede
    Erkenntnis ist mitteilbar und alles Mitteilbare ist Erkenntnis."

    SE2: "Was ist nicht mitteilbar? Wenn ich eine rote Fläche anschaue, so
    kann ich niemandem sagen, wie das SE2E2.1Erlebnis des Rot beschaffen ist.

      RS-SE2E2.1:
      (1) Nein. Ich kann sagen ein schwaches, mattes, knalliges, helles, dunkles,
      samtiges, grelles, tiedes, schreiendes, intensives, ... rot erleben und auch kommunizieren.
      (2) Ich kann überhaupt den Namen der Farbe sagen
      (3) Und ich kann eine Bestätigung der Farbe rot durch andere einholen
      (4) Der Eindruck rot und damit das Erleben von Rot kann systematisch
      hervorgerufen und damit auch kontrolliert werden


    SE2E2.2: Der Blindgeborene kann durch keine Beschreibung eine Vorstellung von dem
    Inhalt eines SE2E2.2Farbenerlebnisses bekommen.

      RS-SE2E2.2: Dass den Farberlebnissen Wahrnehmungen zugrunde liegen
      bestreitet ja niemand.


    SEe2.1                                                        Wer nie Lust gefühlt hätte,
    würde durch keine Erkenntnis davon unterrichtet werden können, was
    man SE2e2.1erlebt, wenn man Lust SE2e2.2erlebt.

      RS-SEe2.1: Auch das bestreitet im Grundsatz niemand: man muss
      etwas selbst oder zumindest etwas Ähnliches erlebt haben, um
      einen Erlebensbegriff davon zu haben. Man kann es nicht über
      Erkenntnis ohne Erlebensbasis unterrichten, aber eben mit schon.


    SE2e2.3:                                         Und wer es einmalSE2e2.3 erlebt und dann
    vergessen hätte und nie wieder zu fühlen imstande wäre, dem könnten es
    auch etwaige eigene Aufzeichnungen niemals sagen.

      RS-SE2e2.3:  Auch das bestreitet im Grundsatz niemand, dass nicht mehr
      Erlebbares nicht mehr erlebt werden kann wiewohl man auch das Phänomen
      der Phantomschmerzen berücksichtigen muss.


    SE2e2.4:                                                                                Und das Gleiche gilt,
    wie jeder sofort zugibt, von allen Qualitäten, die als Inhalte des Bewußtseinsstromes
    auftreten. Sie werden nur durch unmittelbares SE2e2.4Erleben
    bekannt.

      RS-SE2e2.4:
      (1) Nein, ich gebe das nicht zu. Es ist zwar richtig, dass
      die Inhalte des Bewusstseinsstromes durch unmittelbares Erleben
      bekannt werden, aber dieses Erleben kann durch unsere psycho-
      soziokulturelle Entwicklung auch durch Denken und Sprache
      erkannt und damit kommuniziert werden.


    Wir kennen sie schlechthin, und der Inhalt des Kennens kann
    durch keine Erkenntnis vermittelt werden; er ist nicht ausdrückbar,
    nicht mitteilbar. Der Gegensatz von Kennen und Erkennen, auf den ich
    mit so großem Nachdruck hinzuweisen pflege, deckt sich mit dem Gegensatz
    des Nichtmitteilbaren und des Mitteilbaren.

      RS-SE2e2.4:
      (2) Das ist eine interessante, aber sehr fragliche Unterscheidung und noch
      mehr die Behauptung, dass zwischen kennen und erkennen ein Gegensatz
      bestehen soll. Spätestens das Wieder-Kennen ist ein Erkennen - mit
      oder ohne Namen.
         
    SE2e2.5:
    "Es wird allgemein zugestanden, daß die Frage, ob ein Rot, das ich SE2e2.5erlebe [>3]
    ein Rot, das ein anderer SE3e2.1erlebt (z. B. wenn wir gleichzeitig denselben roten
    Gezenstand betrachten), dieselbe Farbe sind, daß diese Frage schlechthin unbeantwortbar
    ist. Es gibt keine Methode, es ist keine denkbar, mit Hilfe
    deren die beiden Rot verglichen und die Frage entschieden werden könnte.
      RS-SE2e2.5:  Wie RS-SE2E2.1:
      (1) Nein. Ich kann sagen ein schwaches, mattes, knalliges, helles, dunkles,
      samtiges, grelles, tiedes, schreiendes, intensives, ... rot erleben und auch kommunizieren.
      (2) Ich kann überhaupt den Namen der Farbe sagen
      (3) Und ich kann eine Bestätigung der Farbe rot durch andere einholen
      (4) Der Eindruck rot und damit das Erleben von Rot kann systematisch
      hervorgerufen und damit auch kontrolliert werden


    SE3E2.1: Die Frage hat also keinen angebbaren Sinn, ich kann nicht erklären, was
    ich eigentlich meine, wenn ich behaupte, daß zwei verschiedene Individuen
    qualitativ gleiche SE3E2.1Erlebnisse haben.

      RS-SE3E2.1:
      Das geht mit den grundsätzlichen Einschränkungen natürlich nur,
      wenn der Erlebnisbegriff klar ist, z.B. so wie ich ihn gefasst und
      differenziert habe:
          Ein Ausschnitt aus dem Erleben heißt Erlebnis.
      • Erlebnis0  Wacherlebnis, ich bin wach, aufnahme- oder erlebnisfähig  (>Landgrebe). Erleben in dieser grundsätzlichen, elementaren Bedeutung bedeutet so viel wie ein- oder angeschaltet; an ("on", "online"), offen, bereit, mich diesem oder jenen Erlebnisinhalt zuzuwenden (intentionsfähig), leere Bühne, Projektionsraum, Projektor eingeschaltet. Widerspricht dem phänomenologischen Intentionalitätsdogma, denn Erlebnis0 ist gerade nicht gerichtet - wie die freischwebende  Aufmerksamkeit  auch nicht.
      • Erlebnis1 eines äußeren Geschehens, bei dem ich dabei war.
      • Erlebnis2 eines inneren Geschehens durch die innere Wahrnehmung.
      • Erlebnis3 ein besonderes, nicht alltägliches Erlebnis
      • Erlebnisr ein reines Erlebnis, eine Konstruktion (entkognitiviert) von der noch weitgehend unklar ist, ob oder wie sie möglich und sinnvoll ist. > Nur_empfinden.
      • Erlebnispr ein praktisch reines Erlebnis. Diese Kategorie ist eine bewusste Abmilderung des gedachten reinen Erlebnisses, von dem  noch gar nicht sicher ist, ob und wie es das gibt. Sicher ist, dass es ein mehr oder minder von Störelementen freies Erlebnis gibt.  Den Index "pr" kann man lesen als praktisch rein (so gut es eben in der Wirklichkeit geht) oder auch als phänomenologisch rein. Beispiel: wenn ich mich auf ein Telefonat konzentrieren will, schalte ich das Störelement Radio aus.
      • Erlebniss [1. Version Index a] mit spezifischer Bedeutung, z.B. Flow-Erlebnis nach  Csikszentmihalyi  [Indizierung: Flow-ErlebnissF] oder Erlebnistypus im Rorschachtest.
      • Erlebnis?   ein Erlebnis unklarer Bedeutung.


    SE3E2.2                                 Es fragt sich, ob man solche Fragen,
    die prinzipiell keine Antwort zulassen, selbst als sinnlos bezeichnen soll,
    oder ob man sagen soll: sie haben einen Sinn, wir vermögen nur nicht, ihn
    anzugeben. Wie man sich auch entscheiden möge, auf jeden Fall wäre es
    zwecklos, solche Fragen in der Wissenschaft oder in der Philosophie aufzuwerfen,
    denn es ist ja zwecklos zu fragen, wo man weiß, daß man keine
    Antwort erhalten kann.
        Zu diesen Fragen gehört auch die, ob im angegebenen Beispiel der
    Mitmensch überhaupt ein SE3E2.2Farbenerlebnis, ja überhaupt irgendein
    SE3E2.3Erlebnis, ein Bewußtsein hat; mit anderen Worten, die Frage nach der
    Existenz des fremden Ich. Es gehört ferner dazu das Problem der „Existenz"
    einer Außenwelt überhaupt. Was Existenz, was Wirklichkeit eigentlich
    sei, läßt sich nicht begrifflich formulieren, nicht durch Worte ausdrücken.
    Natürlich lassen sich Kriterien angeben, durch die man in Wissenschaft
    und Leben das „wirklich Existierende" vom bloßen „Schein" unterscheidet
    — aber in der Frage nach der Realität der Außenwelt ist bekanntlich
    mehr gemeint. Was jedoch dieses Mehr eigentlich sei, was man meint,
    wenn man der Außenwelt Existenz zuschreibt, ist auf jeden Fall gänzlich
    unaussprechbar. Wir haben nichts dagegen, daß man einer solchen Frage
    einen Sinn beimesse, mit allem Nachdruck müssen wir aber behaupten,
    daß dieser Sinn nicht angegeben werden kann.
    Wir finden dennoch, daß sich die Philosophen mit Problemen dieser
    Art unablässig beschäftigen, und unsere Behauptung ist, daß der Inbegriff
    solcher Fragen sich völlig mit dem deckt, was man von altersher unter
    Metaphysik zu verstehen pflegte. Diese Fragen kommen aber dadurch
    zustande, daß das, was nur Inhalt eines Kennens sein kann, fälschlich für
    den möglichen Inhalt einer Erkenntnis gehalten wird, das heißt, dadurch,
    daß versucht wird, das prinzipiell nicht Mitteilbare mitzuteilen, das nicht
    Ausdrückbare auszudrücken. [>4]
     

        RS: bis zu dieser Stelle, S.3, kommentiert
        sowie S.7 eine Anmerkung zu Schlicks
        Berufung auf Carnap.


    SE4 "Was aber läßt sich denn nun ausdrücken, wenn der eigentliche Inhalt
    des SE4e2.1Erlebens jenseits aller Beschreibung ist? Was bleibt übrig, wenn alle
    SE3E2.2erlebten Qualitäten, Farben, Töne, Gefühle, kurz alle inhaltlichen Bestimmungen
    des Bewußtseinsstromes als schlechthin subjektiv und unbeschreibbar
    für eine Mitteilung nicht in Frage kommen? Man möchte zunächst
    glauben, daß überhaupt nichts übrig bleibt, da wir doch wohl
    unsere SE4E2.1Erlebnisse und Gedanken von allem Inhalt nicht ganz und gar befreien
    können. Oder sind etwa die Beziehungen zwischen den Bewußtseinsinhalten
    etwas, das der subjektiven Sphäre entrückt ist und daher
    mitgeteilt werden kann?
        Ich weiß zwar nicht, ob jemand, der einen roten Gegenstand betrachtet,
    dabei das Gleiche SE4e2.2erlebt wie ich, aber ich stelle fest, daß er diesen Gegenstand
    auch stets als rot bezeichnet (wenn er nicht farbenblind ist). Wir
    können hieraus schließen, daß wir zwar nicht wissen, ob das Wort „rot"
    für ihn denselben Sinn hat, wie für mich, daß aber für ihn jedenfalls sich
    mit dem Worte „rot" immer der gleiche Sinn verbindet. Wir könnten
    also versucht sein zu sagen, daß jedenfalls die Beziehung der Gleichheit
    zwischen zwei SE4E2.2Erlebnissen von ihm ebenso SE4e2.3erlebt würde wie von mir. Aber
    dies wäre nicht richtig formuliert, denn wiederum braucht das SE4E2.3Gleichheitserlebnis
    qualitativ, inhaltlich, beim anderen nicht dasselbe zu sein wie
    bei mir. Das SE4E2.4Beziehungserlebnis, das er hat, wenn er etwa zwei gleiche
    Gegenstände sieht, könnte von meinem SE4E2.5Beziehungserlebnis unter gleichen
    Umständen verschieden sein — immer vorausgesetzt, daß es einen Sinn
    hätte, hier von Gleichheit oder Verschiedenheit überhaupt zu reden. SE4E2.6Erlebnisse
    von Beziehungen nämlich enthalten — wie alle SE4E2.7Erlebnisse — auch
    immer qualitative Momente, sie sind inhaltlich verschieden. Wodurch
    z. B. sich das SE4e2.8Erlebnis eines räumlichen Nebeneinander von demjenigen
    eines zeitlichen Nacheinander unterscheidet, läßt sich nicht auf Begriffe
    bringen, sondern es muß in letzter Linie SE4e2.3erlebt werden. Die anschaulich
    räumlichen und die anschaulich zeitlichen Beziehungen haben qualitativ
    verschiedene Inhalte und dasselbe gilt von allen unmittelbar SE4e2.4erlebten
    Beziehungen. Wenn also weder die Inhalte des Bewußtseins, noch die
    Beziehungen zwischen ihnen ausdrückbar sind, was bleibt dann als mitteilbar
    übrig?
    Daß merkwürdigerweise tatsächlich noch etwas übrig bleibt, zeigt uns [>5]

    SE5: "die logische Lehre von der „impliziten Definition". Denn das Wesen dieser
    Art von Definition besteht darin, daß sie Begriffe festlegt, ohne im geringsten
    auf etwas Inhaltliches hinzuweisen, ohne auf irgendwelche qualitativen
    Merkmale zurückgreifen zu müssen. Diese Lehre, welche hier
    nicht näher dargestellt werden kann1), bestimmt die Begriffe dadurch,
    daß sie rein formale, jeglichen Inhaltes entkleidete Beziehungen zwischen
    ihnen aufstellt. Das Wesen der implizit definierten Begriffe besteht darin,
    diesen rein formalen Beziehungen zu genügen. (Z. B. die Beziehung
    "zwischen", die in der impliziten Definition der Grundbegriffe der ab-
    strakten Geometrie auftritt, enthält in keiner Weise irgend etwas von dem
    anschaulichen Sinn, den wir mit diesem Worte verbinden, sondern be-
    deutet nur eine Beziehung überhaupt, ohne über ihr „Wesen", über ihre
    "Natur" irgend etwas vorauszusetzen; es wird nur erfordert, daß das
    Wort immer eine und dieselbe Beziehung bezeichne.) Die implizite
    Definition stellt aber die einzige Möglichkeit dar, zu gänzlich inhaltleeren
    Begriffen zu gelangen (denn sowie ich die Begriffe nicht, wie die
    implizite Definition es tut, durch ihre gegenseitigen Relationen definieren
    wollte, könnte ich sie nur durch Zuordnung zu etwas Wirklichem festlegen,
    und dadurch wäre ihnen ein Sachinhalt beigelegt), folglich können
    wir aus ihr die Lösung unseres Problems entnehmen und dürfen sagen:
    da nichts Inhaltliches aus der ungeheuren Mannigfaltigkeit unserer SE5E2.1Erlebnisse
    zum Gegenstand einer Aussage gemacht werden kann, so läßt
    sich mit irgendwelchen Aussagen kein anderer Sinn verbinden als der,
    daß sie rein formale Beziehungen ausdrücken. Und was dabei unter einer
    „formalen Beziehung" oder „Eigenschaft" zu verstehen ist, muß der Lehre
    von der impliziten Definition entnommen werden.
        Diese Bestimmung ist schlechthin fundamental und von unabseh-
    barer Tragweite für die ganze Philosophie. Ihre Richtigkeit muß jeder
    zugeben, der sich von der unbezweifelbaren Tatsache überzeugt, daß alles
    Qualitative und Inhaltliche an unseren SE5E2.2Erlebnissen ewig privatim bleiben
    muß und auf keine Weise mehreren Individuen gemeinsam bekannt zu
    werden vermag. Es ist, so paradox es klingen mag, buchstäblich wahr,
    daß alle unsere Aussagen von den gewöhnlichsten des täglichen Lebens
    bis zu den kompliziertesten der Wissenschaft, immer nur formale Bezie-
        1) Vgl. meine Allgemeine Erkenntnislehre. 2. Aufl. 1925. § 7. [>6]

    SE6: "hungen der Welt wiedergeben, und daß schlechthin nichts von der Qualität
    der SE6E2.1Erlebnisse in sie eingeht. Man hat oft von der Physik gesagt, meist
    mit der Absicht eines Vorwurfes, daß sie die qualitative Seite der Welt
    gänzlich unberücksichtigt lasse und an deren Stelle ein Gebäude vori
    leeren abstrakten Formeln und Begriffen gebe. Jetzt sehen wir, daß die
    Aussagen der theoretischen Physik sich in dieser Hinsicht nicht im geringsten
    von allen anderen Aussagen des täglichen Lebens und auch denen der
    Geisteswissenschaften unterscheiden. Nur scheinbar geht in die letzteren
    -etwas von der qualitativen Buntheit des Universums ein, weil in ihren
    Sätzen viele Worte vorkommen, welche unmittelbar SE6e2.1Erlebtes bezeichnen.
    Dem Physiker scheint es versagt zu sein, mit dem Dichter von einer grünen
    Wiese und einem blauen Himmel zu sprechen, oder mit dem Historiker
    von der Begeisterung eines Helden der Geschichte oder der Verzückung
    eines Religionsstifters. Es ist richtig, daß er diese Worte nicht verwendet,
    aber es ist nicht richtig, daß er mit Hilfe seines Begriffssystems prinzipiell
    nicht imstande wäre auch alles das auszudrücken, was den mitteilbaren
    Sinn der Äußerungen des Historikers und des Dichters bildet. Denn der
    Sinn jener vom Dichter oder Psychologen gebrauchten Worte kann unter
    allen Umständen nur durch Zurückgehen auf die formalen Beziehungen
    zwischen den Gegenständen angegeben und erklärt werden. Das Wort
    „grün" ist nicht reicher (im Gegenteil, sogar ärmer) als der Begriff der
    Frequenz der Lichtschwingungen, welchen der Physiker an seine Stelle
    setzt. Das Wort „grün" drückt ja nicht wirklich aus, was man beim Anschauen
    einer grünen Wiese SE6e2.2erlebt, das Wort ist dem SE6E2.2Grünerlebnis nicht
    inhaltllich verwandt, sondern es drückt nur eine formale Beziehung aus,
    durch die alle Gegenstände, die wir grün nennen, miteinander verbunden
    sind'). Die Geisteswissenschaften und die Dichtung unterscheiden sich nicht
    dadurch von der exakten Erkenntnis, daß sie etwas ausdrücken könnten,
     

      FN6.1) Man vgl. die scharfsinnigen und unwiderleglichen Ausführungen von R. Carnap
      in seinem Werk „Der logische Aufbau der Welt", in dem er dartut, daß alle wissen-
      schaftlichen Urteile sich auf reine Strukturaussagen — dieser Begriff entspricht
      unseren „Formalen Beziehungen" — beschränken müssen. Wir fügen hinzu, daß
      dies von allen sinnvollen Urteilen überhaupt gilt, denn die Argumente bleiben für alle,
      auch die nichtwissenschaftlichen Aussagen gültig. Vgl. ferner Ludwig Wittgenstein,
      „Tractatus logico-philosophicus", deutsch und englisch, London 1922. [>7]
       
      Wie kann sich Schlick 1926 auf ein Werk - Der logische Aufbau der Welt von Rudolf Carnap - berufen, das erst zwei Jahre später, nämlich 1928, erscheint?
      Nun, Der logische Aubau der Welt ist zwar 1928 erschienen, aber lag bereits 1926 als Habilitationsschrift in Wien vor und damit auch Schlick.
        _
        Carnap in Der Logische Aufbau der Welt, 1928, RNr 16, S. 20:
        "Alle wissenschaftlichen Aussagen sind Strukturaussagen
        ... Nun besagt eine Grundthese der Konstitutionstheorie (vgl.
        § 4), deren Nachweis in den folgenden Untersuchungen erbracht werden
        soll, daß es im Grunde nur ein Gegenstandsgebiet gibt, von dessen Gegenständen
        jede wissenschaftliche Aussage handelt. Damit fällt die
        Notwendigkeit der Angabe des Gegenstandsgebietes in jeder Aussage
        fort, und wir erhalten das Ergebnis, daß jede wissenschaftliche Aussage
        grundsätzlich so umgeformt werden kann, daß sie nur
        noch eine Strukturaussage ist. Diese Umformung ist aber nicht
        nur möglich, sondern gefordert. Denn die Wissenschaft will vom Objektiven
        sprechen; alles jedoch, was nicht zur Struktur, sondern zum
        Materialen gehört, alles, was konkret aufgewiesen wird, ist letzten
        Endes subjektiv."
            Andererseits finde ich in Carnap Aufbau, z.B. unter Rnr 76, S. 108:
          "... So heißen also zwei Farbempfindungen übereinstimmend, wenn
          sie in Farbton, Sättigung, Helligkeit und im Lokalzeichen, also damit
          auch in der Stelle des Sehfeldes, übereinstimmen; ..."
        Hier sehe ich weiteren grundsätzlichen Klärungsbedarf, den ich bei der
        Präsentation und Analyse von Erleben und Erlebnis bei Rudolf Carnap
        in Der logische Aufbau der Welt angehen werde.
    _
    SE7: "was dieser versagt ist (sie können im Gegenteil nur weniger aussagen), sondern
    dadurch, daß sie nicht nur ausdrücken, sondern zugleich et was anderes
    erreichen wollen. Sie wollen nämlich in letzter Linie SE7E2.1Erlebnisse anregen
    und hervorrufen, das Reich des SE7e2.1Erlebens in bestimmten Richtungen bereichern;
    die Erkenntnis ist für die Geisteswissenschaften (obwohl sie dies
    manchmal ungern zugeben) nur Mittel zum Ziel; die Dichtung erreicht das
    Ziel sogar ohne jedes Mittel durch direkte Erregungen. Nicht mit Unrecht
    stellt man daher manchmal dem Erkennen der exakten Wissenschaften
    das „Verstehen" der Geisteswissenschaften gegenüber, welch letzteres
    eine Art von SE7e2.2Erleben ist, das sich an gewisse Erkenntnisse anschließt.
    Der Historiker hat einen geschichtlichen Vorgang „verstanden", wenn er
    sich die SE7E2.2Erlebnisse verschafft (SE7e2.3nacherlebt) hat, von denen er glaubt, daß
    sie auch in den an jenem Vorgange beteiligten Personen stattgefunden
    haben. Über das Wertverhältnis mag man denken wie man will — mir
    persönlich versteht es sich von selbst, daß Bereicherung des SE7e2.4Erlebens
    immer die höhere Aufgabe, ja die höchste überhaupt bildet — nur hüte
    man sich vor der Verwechslung dieser so scharf getrennten Sphären:
    tiefes SE7e2.5Erlebenist nicht deshalb wertvoller, weil es eine höhere Art der
    Erkenntnis bedeutete, sondern es hat mit Erkenntnis überhaupt nichts
    zu tun; und wenn Welterkenntnis nicht mit SE7E2.3Welterlebnis identisch ist, so
    nicht deshalb, weil die Erkenntnis ihre Aufgabe nur schlecht erfüllte,
    sondern weil dem Erkennen seinem Wesen und seiner Definition nach von
    vornherein seine spezifische Aufgabe zufällt, die in ganz anderer Richtung
    liegt als das SE7e2.6Erleben.
        SE7E2.4Erlebnis ist Inhalt, das Erkennen geht seiner Natur nach auf die reine
    Form. Unbewußte Einmengung des Wertens in reine Wesensfragen verführt
    immer wieder dazu, beides zu vermischen. So lesen wir bei H. Wey11)
    „Wer freilich in logischen Dingen nur formalisieren, nicht sehen will —
    und das Formalisieren ist ja die Mathematikerkrankheit —, wird weder
    bei Husserl noch bei Fichte auf seine Rechnung kommen." Aber uns ist
       
      1) Jahresber. d. deutsch. Mathemat. Vereinigg. 28, 1919. S. 85. Aus der neuesten
      Publikation Weyls jedoch (ich füge dies bei der zweiten Korrektur hinzu), seiner vor-
      trefflichen „Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft" in dem „Handbuch
      der Philosophie", München und Berlin 1926, geht hervor, daß er mit den Voraussetzungen
      unserer obigen Ausführungen im Grunde völlig übereinstimmt. a. a. 0. S. 22, Zeile 9-30. [>8]


    SE8: "klar: wenn das Formalisieren eine Krankheit ist, so kann niemand gesund
    sein, der überhaupt irgendeine Erkenntnis um ihrer selbst willen gewinnen
    will. Die rein formale Aufgabe und Funktion der Erkenntnis wird vielleicht
    am besten ausgedrückt, indem man sagt: alles Erkennen ist stets ein
    Ordnen und Berechnen, niemals ein Schauen und SE8e2.1Erleben der Dinge.
        Alle Erkenntnis ist also ihrem Wesen nach Erkenntnis von Formen,
    Beziehungen, und nichts anderes. Nur formale Beziehungen in dem definierten
    Sinn sind der Erkenntnis, dem Urteil im rein logischen Sinne des
    Wortes zugänglich. Dadurch aber, daß alles Inhaltliche, nur dem Subjekt
    Angehörige, nicht mehr darin vorkommt, haben Erkenntnis und Urteil
    zugleich den einzigartigen Vorteil gewonnen, daß nunmehr ihre Geltung
    auch nicht mehr auf das Subjektive beschränkt ist.
        Zwar könnte man argumentieren: die Relationen, die ein Urteilender
    auszudrücken vermöge, seien zunächst doch eben Beziehungen zwischen
    seinen SE8E2.1Erlebnissen, darüber komme er nicht hinweg und man müsse also
    bei der Ansicht stehen bleiben, die in der Kantschen Formulierung lautet:
    Erkenntnis ist nur von Erscheinungen — das heißt nur von Immanentem
    — möglich. Aber in Wahrheit steht es damit so: entweder man stellt
    sich auf den Standpunkt des Instantan-Solipsismus, für den nur das
    jeweils im Augenblick von mir SE8e2.2Erlebte „wirklich" ist, oder man macht
    auch Aussagen über andre Gegenstände als unmittelbare SE8E2.2Erlebnisse.
    Wir nennen die nicht SE8e2.3erlebten Gegenstände „transzendent", unbekümmert
    darum, ob man sie (mit dem strengen Positivismus) als logische Konstruktionen
    auffaßt, oder (mit dem Realismus) ihnen „selbständige Realität"
    zuschreibt. Der Unterschied zwischen beiden Standpunkten betrifft ja
    nach dem früher Gesagten nur Unaussprechbares, kann also selbst nicht
    formuliert werden. Es ist gleichgültig, ob sich der Sinn der Behauptung,
    daß diese transzendenten Gegenstände wirklich seien, angeben läßt oder
    nicht, auf jeden Fall werden sie zu den SE8E2.3Erlebnissen in bestimmten Relationen
    stehend gedacht. Das gilt auch von Kants Ding an sich. Denn in dem
    Terminus „Erscheinung" liegt schon eine bestimmte Beziehung auf etwas,
    das da erscheint. Wollte man diese Beziehung nicht als eine feste anerkennen,
    so würde das Vorhandensein der Erscheinung gar nicht an ein bestimmtes
    Ding gebunden sein, sie wäre also gar nicht seine Erscheinung, sondern
    etwas Selbständiges, die Rede von der „Erscheinung" wäre überhaupt [>9]

    SE9: "sinnlos. Diese bloß formale Beziehung der Zuordnung der gegebenen SE9E2.1Erlebnisse
    zu nicht gegebenen (transzendenten) Gegenständen, die stets angenommen
    werden muß, um von den letzteren Gegenständen überhaupt reden
    zu können, genügt aber, um auch sie restlos erkennbar zu machen. Denn
    wenn irgendwelche Gegenstände der Welt der SE9E2.2Erlebnisse eindeutig zuge:,
    rdnet sind, so ist jede Aussage über die letzteren, da sie ja nur die formalen
    Beziehungen trifft, zugleich eine Aussage über die ersteren. Die formalen
    Relationen der „transzendenten" Gegenstände nämlich sind durch jene
    Zuordnungen ja vollkommen mitbestimmt. Die „Dinge an sich" sind
    also in genau demselben Sinne und Maße erkennbar wie die „Erscheinungen",
    diese sind der Wissenschaft nicht um ein Haar besser zugänglich
    als jene. Freilich sind nur die immanenten Gegenstände kennbar (= eriebbar),
    die transzendenten nicht — aber dieser Unterschied ist für die
    Erkenntnis weder interessant noch faßbar. Kant kam zu seiner Lehre der
    Unerkennbarkeit der Dinge durch eine Verwechslung von Kennen und
    ErkennenFN1) . . . Klar findet man die hier gewonnene Einsicht formuliert
    bei B. Russe1lFN2: „ Jeder Satz, der einen mitteilbaren Sinn hat, muß von
    beiden Welten gelten oder von keiner: der einzige Unterschied muß in
    jenem Wesen des Individuellen liegen, das nicht durch Worte wiedergegeben
    werden kann und der Beschreibung spottet, und das eben aus
    diesem Grunde für die Wissenschaft irrelevant ist."
        Nach dem Vorhergehenden ist kein Zweifel, daß echte Erkenntnis der
    transzendenten Welt sehr wohl möglich ist und von jedem zugegeben
    werden muß, der nicht überhaupt auf dem Standpunkt des Instantan-
    Solipsismus steht und es daher überhaupt ablehnt, von transzendenten
    Dingen zu sprechen. (Wir erinnern noch einmal daran, daß es gleichgültig
    ist, ob man unter diesen Dingen bloße logische Konstruktionen
    oder selbständige Wirklichkeiten versteht, denn zwischen beiden Auffassungen
    ist kein ang ebb ar er Unterschied.) Definiert man also, wie
    es gewöhnlich geschieht, die Metaphysik als die Wissenschaft vorn Transzendenten,
    so ist sie nicht bloß möglich, sondern die allerleichteste Sache
    von der Welt. Dann wäre jede Wissenschaft Metaphysik und jedes Kind
    machte fortwährend metaphysische Aussagen. Denn alle Sätze, die wir
     

      FN9.1) Vgl. auch meine „Allgemeine Erkenntnislehre", § 27 der 2. Auflage.
          FN9.2) B. Russell, „Introduction to Mathematical Philosophy". S. 61.


    SE10: "überhaupt aussprechen, haben ja einen über das unmittelbar Gegebene,
    SE10e.1Erlebte hinausgehenden Sinn, also nach unserer Terminologie eine transzendente
    Bedeutung.    ...  Während
    wir nämlich diesseits der Grenze nur das unmittelbar SE10e.2Erlebte, schlechthin
    Gegebene, Bekannte ansetzen und alles andere zum Transzendenten
    rechneten, nehmen die Vertreter der induktiven Metaphysik eine alte
    Ansicht unkritisch auf, die alle jene Gegenstände, über welche Einzelwissenschaft
    und Alltag gültige Aussagen machen, durchaus nicht dem
    Transzendenten beizählt, sondern zusammen mit dem Gegebenen einer
    erweiterten „empirischen Welt" zurechnet.

    SE12: " .... Dann aber
    würde das Wort Metaphysik als Wissenschaft vom Transzendenten keine
    gegen die Einzelwissenschaften grundsätzlich abgegrenzte oder je von
    ihnen scharf zu trennende Disziplin bedeuten, sondern Metaphysik würde
    nur den Inbegriff der allgemeinsten Hypothesen darstellen, welche zwar
    auf Grund der SE12E.1Erfahrungserlebnisse aufgestellt werden, über deren Richtigkeit
    sich aber die Wissenschaft zur Zeit der Aussage enthalten muß."

    SE13f: "Diese besondere Erkenntnisart der Metaphysik
    ist die Intuition. Diese Intuition ist nicht etwa jene ahnende Vorwegnahme
    eines Erkenntnisresultates, die bei allen großen Entdeckungen
    der gedanklichen Ableitung vorherzugehen pflegt, nicht jenes Erraten
    verborgener Zusammenhänge, das nur dem genialen Forscher gelingt,
    und mit Recht „intuitive Erkenntnis" im empirischen Sinne heißen darf, [>14]
    sondern sie ist nichts anderes als das schlichte Vorhandensein eines Bewußtseinsinhaltes,
    ein bloßes Gegenwärtigsein, das vor aller geistigen Verarbeitung,
    vor aller Erkenntnis liegt, kurz sie ist einfach das, was wir oben
    SE14e.1Erleben nannten. Diese metaphysische Intuition soll dort vorliegen,
    wo das Bewußtsein mit dem zu erkennenden Gegenstand eins wird, sich
    mit ihm identifiziert, verschmilzt, oder, wie der bildliche Ausdruck lautet,
    in sein Inneres eindringt. Wir sehen also: der Metaphysiker will die Dinge
    gar nicht erkennen, sondern er will sie SE14e.2erleben. Daß er dies SE14e.3Erleben
    mit dem Worte Erkennen bezeichnet, steht ihm schließlich frei, aber
    das bedeutet natürlich eine Äquivokation. Dieser Äquivokation fällt er
    auch zum Opfer, indem er glaubt, daß beide irgend etwas gemein hätten,
    z. B. ein gemeinsames Ziel. Daß dies nicht der Fall ist, habe ich oben angedeutet
    und an anderem Orte') ausführlich dargetan.
    Nun heißt etwas SE14e.4erleben, es als Bewußtseinsinhalt haben. Der Metaphysiker
    will also die Gegenstände dadurch erkennen, daß er sie zu Inhalten
    seines Bewußtseins macht. Aus diesem Grunde ist die am meisten
    typische und verbreitete Art der Metaphysik der Idealismus in seinen
    verschiedenen Formen, welcher behauptet, die transzendente Wirklichkeit
    sei irgendwie von der Art der Idee, der Vorstellung, als des typischen Bewußtseinsinhaltes.
    So erkennen wir bei Platon das Transzendente, indem
    wir die Idee schauen, das heißt teilweise in unser Bewußtsein aufnehmen;,
    so stellt sich der Voluntarismus (etwa Schopenhauers) vor, daß das SE14E.2Erlebnis,
    welches wir haben würden, wenn ein transzendentes Ding in unsere
    Seele einträte, stets ein SE14E.3Willenserlebnis sein müsse; in derselben Weise
    ist auch Bergsons elan vital aufzufassen; so ist auch Spinozas metaphysische
    Substanz dasjenige, „quod per se concipitur" usw. Aber auch der Materialismus,
    dessen Grundgedanke auf den ersten Blick in der entgegengesetzten
    Richtung zu liegen scheint, geht in Wahrheit denselben Weg.
    Denn bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß die Materie, welche er zur
    metaphysischen Substanz erhebt, von ihm durchaus sinnlich vorstellbar
    gedacht wird; ihm ist der Inhalt des Begriffs Materie ein Letztes, unmittelbar
    Gegebenes. Seiner Anschauung liegt der dunkle Glaube zugrunde,
    daß er durch das SE15E.4Erlebnis, das er beim Anschauen oder Betasten, [15]
     

      1) Vgl. auch meine „Allgemeine Erkenntnislehre'', § 12 der 2. Auflage.


    SE15 "eines Körpers hat, des „wahren Wesens" der Substanz direkt inne werde. —
    Genug der Beispiele. Sie alle zeigen, daß das Streben der Metaphysik
    in der Tat immer auf Intuition des Transzendenten gerichtet ist.
        Und wie steht es mit der Erfüllbarkeit dieses Strebens, mit der Mög-
    lichkeit dieser metaphysischen „Erkenntnis"? Nun, da Intuition SE15E.1Erlebnis
    ist und da der Inhalt eines SE15E.2Erlebnisses eben ein Bewußtseinsinhalt, also
    lefinitionsgemäß etwas Immanentes ist, so folgt, daß „intuitive Erkenntnis
    des Transzendenten" ein Nonsens, eine widerspruchsvolle Wortverbindung
    ist. Intuition ist ihrem Wesen nach auf das Immanente beschränkt
    (und sie ist keine Erkenntnis des Immanenten). Die transzendente
    Wirklichkeit kann nicht erlebt werden, sie ist nur insofern und
    solange transzendent, als sie nicht SE15e.1erlebt wird; dies ist ja ihre Definition.
    Wer etwa mit dem Voluntarismus behauptet, die metaphysische Natur
    des transzendenten Seins sei der Wille, — der sagt in Wahrheit: wäre das
    nicht SE15e.2Erlebte erlebt, so wäre es Wille — und spricht damit gleichfalls
    Nonsens, denn die Hypothesis enthält einen Selbstwiderspruch. Wer
    ferner z. B. sagt, wie der Spiritualismus oder Psychomonismus es tut,
    metaphysisch sei das Transzendente psychischer Natur, der sagt in
    Wahrheit : wenn das Transzendente nicht transzendent, sondern immanent
    - wäre, so wäre es Bewußtseinsinhalt — und das ist teils eine Contradictio,
    eine Tautologie. (Soll aber mit der spiritualistischen Behauptung gemeint
    sein, daß es eben gar kein transzendentes Sein gäbe, daß alles Wirkliche
    immanent sei, daß nur Bewußtseine und ihre Inhalte existieren
    (Berkeley) — so gehört diese Behauptung — gesetzt sie hätte einen Sinn —
    zu denjenigen oben erwähnten, deren Sinn jedenfalls nicht angebbar, aussprechbar
    ist, jedes Wort darüber wäre leerer Schall.)
        Und hierzu gesellt sich der zweite Widerspruch. Gesetzt nämlich, das.
    Unmögliche sei möglich geworden, der Metaphysiker habe das Unschaubare
    geschaut; so glaubt er dieses sein Erlebnis nun in Worten und Begriffen
    darstellen zu können (denn wozu schriebe er sonst seine Bücher ?)
    — und wir wissen schon, daß dies heißt: er wünscht das prinzipiell Unausdrückbare
    auszudrücken. Nach dem früher Gesagten müßte bei dieser
    Übersetzung in Worte und Symbole gerade das wieder verloren gehen,
    was das Spezifische am SE15E.3Erlebnis war, nur die formalen Relationen würden
    übrig bleiben und allein aus den Symbolen wieder ablesbar sein; diese [>16]

    SE16: "aber hätte er auch ohne jenes SE16E.1Erlebnis, ohne Intuition, genau so gut ge-
    winnen können, denn wir hatten ja eingesehen, daß die formalen Bezie-
    hungen des Transzendenten durch die gewöhnliche diskursive Erkenntnis
    der empirischen Wissenschaften bereits restlos erreichbar sind. Durch
    die Methoden der Einzelwissenschaften wird prinzipiell alle Erkenntnis
    vom Seienden gewonnen; jede andere „Ontologie" ist leeres Geschwätz.
    Der Philosoph mag noch so viele Worte für das SE16E.2Erlebnis suchen: er kann
    mit ihnen nur die formalen Eigenschaften desselben treffen, der Inhalt
    entschlüpft ihm stets. Selbst wenn es also eine „intuitive Erkenntnis" in
    seinem Sinne gäbe, bliebe dem Metaphysiker nichts als — Schweigen.
    Wir können leicht verstehen, warum wir uns nicht des Gefühles erwehren
    können, es sei doch nicht schlechthin sinnlos, eine solche Aussage
    zu machen wie etwa die des Voluntarismus „alles Wirkliche ist Wille". Sie
    ist sinnlos als metaphysische Aussage, das heißt, wenn wir mit dem
    Worte Wille das unmittelbare SE16E.3Erlebnis des Wollens selbst seinem Inhalt
    nach bezeichnen. Aber dies ist nicht seine einzige Bedeutung, es können
    auch die formalen Eigenschaften des Willensvorganges damit gemeint
    sein, und dann bekommt jener Satz sofort einen empirischen Sinn;
    durch diskursive Erkenntnis kann prinzipiell seine Richtigkeit bestätigt
    oder widerlegt werden. Hätte man nämlich festgestellt, daß die in jedem
    SE16E.4Willenserlebnis auftretenden Sukzessionen und Koexistenzen seiner psychologischen
    Komponenten einer bestimmten Strukturformel gehorchen,
    so würde der Inhalt des wissenschaftlichen Begriffes „Wille" nunmehr
    eben diese bestimmte formale Struktur sein, und die voluntaristische Behauptung
    „alles ist Wille" würde besagen: alles Geschehen in der Welt
    ist von der Art, daß es durch eben jene Strukturformel beschrieben werden
    kann (ein physikalisches Analogon: die Behauptung „alle Materie ist elektrischer
    Natur" bedeutete „alles materielle Geschehen läßt sich durch die
    Grundgleichungen der Elektrizitätslehre beschreiben"). Man sieht, dies
    ist jetzt keine metaphysische Behauptung mehr, sondern ein Satz der
    Wissenschaft, der auf empirischem Wege geprüft werden könnte. In ähnlicher
    Weise kann man andere metaphysische Sätze in empirisch-wissenschaftliche
    umwandeln, indem man ihren Worten die entsprechenden
    formalen Bedeutungen gibt — wobei sich dann allerdings fast in allen
    Fällen herausstellt, daß man keinen Grund dafür findet, diese Sätze zu be-

    EEM17: "haupten. Sobald wir die Sätze aber metaphysisch verstehen, also unmittelbare
    SE17E.1Erlebnisinhalte als Bedeutung der Worte festsetzen, und darauf
    diese Worte doch auf Transzendentes anwenden, dann werden jene Sätze
    nicht bloß falsch, sondern durch den zwiefachen Widerspruch in ihnen
    von Grund aus unsinnig.
        Metaphysik ist also unmöglich, weil sie Widersprechendes verlangt.
    Strebte der Metaphysiker nur nach SE17e.1Erleben, so wäre sein Verlangen er-
    füllbar, nämlich durch Dichtung und Kunst und durch das Leben selber,
    welche durch ihre Erregungen den Reichtum der Bewußtseinsinhalte, des
    Immanenten vermehren. Indem er aber durchaus das Transzendente
    SE17e.2erleben will, verwechselt er Leben und Erkennen und jagt, durch doppelten
    Widerspruch benebelt, leeren Schatten nach. Nur ein Tröstliches ist
    dabei: daß nämlich auch die metaphysischen Systeme selbst Mittel zur
    Bereicherung des Innenlebens sein können, auch sie regen ja SE17E.2Erlebnisse
    an und vermehren dadurch die Mannigfaltigkeit des Immanenten, des
    Gegebenen. Sie vermögen gewisse Befriedigungen zu gewähren, weil sie
    wirklich etwas von dem geben können, was der Metaphysiker sucht, nämlich
    SE17e.3Erleben. Freilich ist es nicht, wie er glaubt, ein SE17E.3Erlebnis des Transzendenten.
    Wir sehen, in welchem präzisen Sinne die oft geäußerte Meinung
    richtig ist, daß metaphysische Philosopheme Begriffs-Dichtungen
    seien: sie spielen im Kulturganzen in der Tat eine ähnliche Rolle wie die
    Dichtung, sie dienen der Bereicherung des Lebens, nicht der Erkenntnis.
    Sie sind als Kunstwerke, nicht als Wahrheiten zu werten. Die Systeme
    der Metaphysiker enthalten manchmal Wissenschaft, manchmal Poesie,
    aber sie enthalten niemals Metaphysik."


    Fundstellen-27 Allgemeine Erkenntnislehre 2. Auflage 1925

    Querverweis Schlick aus SE9: "          .... Kant kam zu seiner Lehre der
    Unerkennbarkeit der Dinge durch eine Verwechslung von Kennen und
    Erkennen1)"

      [Fußnote "1) Vgl. auch meine „Allgemeine Erkenntnislehre", 27 der 2. Auflage."
        27 der 2. Auflage, trägt die Überschrift Wesen und Erscheinung S. 214-224.
        Dort wird aber die "Verwechslung" von kennen und erkennen gar nicht thematisiert
      In 27 Wesen und Erscheinung, der 2. Auflage gibt es 10 Fundstellen "kennen",
      davon 2 Pseudo (anerkennen), 2 kennen und 6 erkennen, also inhaltlich relevante 8.
      Fundstellen Erkenntnis 15 (24, davon 3 im Vorkapitel 26, 1 im übergeordneten Titel B.,
      und 5 in den Kopfzeilen des 27: 216, 218, 220,  222, 224).
      Fundstellen Erleben 2, erlebt 3, Erlebnis...5 :
          SA215: "Obwohl der Begriff der Wirklichkeit letztlich aus dem SA27e.1Erleben
      stammt, weil das gegebene Reale das einzige ist, das wir SA27Ken.1kennen, so wird
      doch bereits bei seiner bewußten Bildung sein Gültigkeitsbereich auf ein
      Sein jenseits des SA27e.2Erlebens ausgedehnt; von der Philosophie aber wurde
      alsbald - wie das bei solchen Entwicklungen zu gehen pflegt - diejenige
      Sphäre des Begriffs als die vorzüglichste und wesentlichste proklamiert,
      welche von seiner Quelle am weitesten entfernt liegt. Das
      heißt also in unserem Falle: das Wirkliche jenseits des Bewußtseins wird
      für eine Realität höherer Ordnung erklärt, für ein echteres Sein, dem
      gegenüber die Welt des Bewußtseins nur ein Schatten und flüchtiger
      Abglanz ist."
          SA.216: "Die Dinge an sich sind bei KANT unerkennbar, und auf die Frage:
      was SA27Erk.1erkennen wir denn? antwortet er: nur Erscheinungen! ..."
          SA.217: "                                                   ....Denn was soll es
      heißen, zu sagen, die seelischen Realitäten würden gar nicht so SA27e.3erlebt
      wie sie sind, sondern wir lernten nur ihre Erscheinungen kennen? Gerade
      diese Bewußtseinswirklichkeit, der unser Begriff des Seins überhaupt
      entstammt, würde damit für ein Sein zweiter Ordnung erklärt, denn es
      soll ja nicht in sich selbst genugsam existierend, nicht reines Wesen,
      sondern nur Erscheinung eines andern sein! ...."
          SA220 Pseudo: "anzuerkennen"
          SA221: "Der Phänomenalismus1), welcher ja dem Begriff der "Erscheinung"
      seinen Namen verdankt und behauptet, daß wir nur diese und nicht das
      Wesen der Dinge SA27Erk.2erkennen, ist überhaupt gänzlich unhaltbar; es kann
      mit aller Strenge bewiesen werden, daß seine Position in sich selbst
      widerspruchsvoll ist.
          Wir haben wiederholt betont, daß die Dinge an sich freilich als SA27Erk.3unerkennbar
      angesehen werden müßten, wenn man mit KANT glaubte, daß
      zur Erkenntnis eines Gegenstandes seine unmittelbare Anschauung notwendig
      erfordert werde, und jedesmal haben wir dargetan, daß man dies
      eben nicht glauben dürfe, weil das SA27Erk.4Erkennen so nicht definiert werden
      kann, sondern prinzipiell mit Anschauen nichts zu tun hat. Durch die
      nähere Betrachtung des Phänomenalismus wird das noch bestätigt.
      Denn es zeigt sich bald, daß die Behauptung, wir könnten von den Dingen
      an sich gar nichts weiter aussagen als ihre Existenz, sich nicht aufrecht
      erhalten läßt."
          SA222: "Mit einem ·Wort: es muß angenommen werden, daß jedem Bestimmungsstück
      der "Erscheinungen" irgend etwas an den Dingen an
      sich korrespondiert, eindeutig zugeordnet ist. Und dies genügt vollkommen,
      um die Welt an sich nicht nur zu SA27Erk.5erkennen, sondern auch in
      demselben Grade und Umfang zu SA27Erk.6erkennen wie die Sinnenwelt, weil zur
      SA§27Erk.7Erkenntnis nichts anderes erfordert wird als die Möglichkeit der eindeutigen
      Zuordnung. Ja wir müssen sogar erklären und haben es früher
      schon ausgesprochen, daß überhaupt jede SA27Erk8Erkenntnis der Sinnendinge
      zugleich eine solche der transzendenten Wirklichkeit ist; denn unsere
      Begriffe sind Zeichen für die einen sowohl wie für die andere."

          SA223: "Noch von einer anderen Seite her können wir die Unmöglichkeit der
      phänomenalistischen Position einsehen. Da nämlich das Kennzeichen
      alles Wirklichen darin besteht, daß es zeitlich eingeordnet vorgestellt
      werden muß, so besagt die Behauptung des Phänomenalismus: es gibt
      Dinge, von denen wir wissen, daß sie zu einer bestimmten Zeit da sind,
      sonst aber weiter nichts. Die Möglichkeit eines gerade in dieser Weise
      beschränkten Wissens ist nun aber durch die Natur des SA27Erk9Erkennens
      schlechthin ausgeschlossen. Denn die empirischen Regeln, die zur zeitlichen
      Einordnung eines Ereignisses oder Dinges führen, setzen zu ihrer
      Anwendung bereits mannigfache Kenntnis der Beziehungen des Ereignisses
      zu andern voraus. "

      Aus SA§3 Allgemeine Erkenntnislehre:
      "§ 3. Das SA3Erk.1Erkennen in der Wissenschaft. ...
      SA11: "Häufig findet man auch die Formulierung, SA3Erk.2Erkennen sei "Zurückführung
      des Unbekannten auf Bekanntes". Dies ist aber eine verkehrte
      Ausdrucksweise. Das zu Erklärende muß uns immer bekannt sein -
      denn wie könnten wir es erklären wollen, wenn wir nichts von ihm
      wüßten? Man begeht hier eine Verwechslung von SA3Ken1Kennen und SA3Erk3Erkennen,
      die, wie wir später sehen werden, an manchen Stellen die schlimmsten
      Folgen für die Philosophie haben kann (siehe auch unten § 12)."

      SA77 Aus § 12 Was SA12Erk1Erkenntnis nicht ist:
      "Und damit ist der große Fehler aufgedeckt, den die Intuitionsphilosophen
      begehen: sie verwechseln SA12Ken1Kennen mit SA12Erk2Erkennen. SA12Ken2Kennen lernen
      wir alle Dinge durch Intuition, denn alles, was uns von der Welt gegeben
      ist, ist uns in der Anschauung gegeben; aber wir SA12Erk3erkennen die
      Dinge allein durch das Denken, denn das Ordnen und Zuordnen, das
      dazu nötig ist, macht eben das aus, was man als Denken bezeichnet.
      Die Wissenschaft macht uns mit den Gegenständen nicht SA12Ken3bekannt, sie
      lehrt uns nur, die SA12Ken4bekannten verstehen, begreifen und das heißt eben
      SA§12Erk4Erkennen. SA12Ken5Kennen undSA12Erk5Erkennen sind so grundverschiedene Begriffe,
      daß selbst die Umgangssprache dafür verschiedene Worte hat; und doch
      werden sie von der Mehrzahl der Philosophen hoffnungslos miteinander
      verwechselt. Der rühmlichen Ausnahmen sind nicht allzu viele 1).
          Der Irrtum ist zahlreichen Metaphysikern verhängnisvoll geworden.
      Es lohnt sich wohl, das an einigen besonders deutlichen Beispielen zu
      zeigen.
          Wenn wir auch im allgemeinen durch Anschauung die Dinge nicht
      in uns oder uns in die Dinge hineinversetzen können, so gilt das doch
      nicht von unserem eigenen Ich. Zu ihm stehen wir tatsächlich in dem
      Verhältnis, welches die Mystiker für die Erkenntnis sich ersehnten: dem
      der völligen Identität. Es ist uns im strengen Sinne vollständig SA12Ken6bekannt.
      Wer nun den Unterschied zwischen SA12Ken7Kennen und SA12Erk6Erkennen vergißt, der
      muß glauben, daß wir das Wesen des Ich auch schlechthin vollkommen [>78]
      SA12Erk7erkannt hätten. Und das ist in der Tat eine weitverbreitete These. Zahlreiche
      metaphysische Denker würden den Satz unterschreiben, der in
      unserer Zeit so formuliert worden ist 1): "Sofern das Ich sich selbst im
      Selbstbewußtsein erfaßt, SA12Erk8erkennt es ein Wirkliches, wie es an sich selber
      ist ... " Der Satz ist falsch, so oft er auch in irgendeiner Form ausgesprochen
      wird. Denn die psychischen Gegebenheiten, deren wir im
      Bewußtsein inne werden, sind damit nicht im geringsten SA12Erk9erkannt, sondern
      bloß einfach gesetzt, gegeben: das Bewußtsein SA12e.4erlebt sie, sie haben
      teil an ihm, sie werden im SA12E.1Erlebnis dem Bewußtsein SA12Ken8bekannt, nicht
      von ihm SA12Erk10erkannt. Erkannt im echten Sinne des Wortes können sie
      höchstens werden durch eine wissenschaftliche, d. h. klassifizierende
      begriffsbildende Psychologie; wenn die Bewußtseinsinhalte durch bloße
      Intuition restlos SA12Erk11erkannt würden, so müßte ja überhaupt alle Psychologie
      entbehrlich sein.
          In dem soeben zitierten Satze wurde das SA12Erk12Erkennen als ein "Erfassen"
      bezeichnet. Das ist nun eine Redewendung, die nur wenige Denker zu
      vermeiden wußten, wenn sie das Wesen der SA12Erk13Erkenntnis zu bestimmen
      unternahmen. Immer wieder liest man, das Erkennen sei ein "geistiges
      SA12Erf1Erfassen". Aber natürlich ist dies keine Definition des SA12Erk14Erkenntnisprozesses,
      sondern nur eine Vergleichung desselben mit dem physischen
      Akt des Anfassens, Betastens, Begreifens, und zwar ist der Vergleich
      nicht sonderlich glücklich, denn wenn ich einen Gegenstand mit der
      Hand ergreife, so bedeutet das nur die Herstellung einer Beziehung
      zwischen jenem Objekte und mir selber; beim SA12Erk15Erkennen jedoch ist das
      Wesentliche gerade die Schaffung einer Beziehung zwischen mehreren
      Gegenständen durch den SA§12Erk16Erkennenden. Die Rede vom SA12Erk14Erkennen als
      einem SA12Erf2Erfassen ist also im allgemeinen ein irreführendes Bild; nur dann
      hat es Berechtigung, wenn es so verstanden wird, daß es sich dabei um
      ein Einfangen, ein Einschließen des erkannten Objektes durch Begriffe
      handelt, durch das ihm ein Platz in ihrer Mitte eindeutig zugewiesen
      wird.
          An keinem Punkte der Geschichte der Philosophie läßt sich der in
      dem Unbegriff der intuitiven SA12Erk17Erkenntnis verborgene Irrtum nebst seinen
      Folgen wohl so deutlich aufweisen wie in der Lehre des DESCARTES. Sein
      Satz, daß wir die Existenz des eigenen Ich (oder, um ihn in modernerem
      Sinne zu korrigieren: der eigenen Bewußtseinsinhalte) intuitiv einsehen,
      und daß diese Einsicht eine SA12Erk18Erkenntnis ist, und zwar von fundamentaler
      Bedeutung, scheint eine ganz unwiderlegliche Wahrheit zu sein. Und
      sie scheint gesichert zu sein durch das bloße SA12e.5Erleben der Bewußtseinsinhalte,
      ohne daß irgendeine begriffliche Verarbeitung, irgendein Vergleichen
      und Wiederfinden zuvor stattfinden müßte. Was hätten wir
      also hier vor uns, wenn nicht eine echte intuitive SA12Erk19Erkenntnis?
      PAULSEN, im Bande "Systematische Philosophie" der "Kultur der
      Gegenwart", 1907. S.397
       

        1) Als solche möchte ich anführen A. RIEHL, der dem Begreifen das
        unmittelbare Wissen gegenüberstellt (Der philos. Kritizismus, II, I, S. 221),
        und B. RUSSELL, welcher sehr richtig unterscheidet zwischen knowledge of
        things (Kennen) und knowledge of truths (Erkennen). (The problems of
        philosophy, p. 69). Ferner v. ASTER, Prinzipien der Erkenntnislehre. 1913.
        S.6f.
          RS: von Aster schreibt in seiner Erkenntnislehre (1913) S. 7:
          ".... wissenschaftlich bestimmt kann nur ein uns Bekanntes werden - wie
          soll ich etwas, das ich noch in keiner Form kennen gelernt habe, vergleichen
          und beurteilen? Alles wissenschaftliche Erkennen und Beurteilen setzt also
          geradezu eine andere Art von „Erkennen“ voraus, das unmittelbare
          Bekanntsein, das unmittelbare Gegebensein."
          RS: Riehl ist mit "II, I" etwas unklar zitiert. Wenn gemeint ist der 1. Teil
          vom zweiten Band, so finde ich auf S. 221 im letzten Absatz:
          "Die Natur des Denkens setzt dem Erkennen des Wirklichen
          bestimmte Grenzen; obschon das Denken innerhalb dieser Grenzen
          einer unbeschränkten Erweiterung fähig sein mag. Es besteht
          keine Gleichung zwischen Sein und Denken; es kann eine solche
          nur zwischen der Formdes Seins und der Denkform bestehen.
          Das Denken ist nicht alles Sein; aber das Sein erscheint nur,
          oder wird erfahren, einerseits insofern es empfindbar und andrer-
          seits insofern es denkbar ist. In der That sehen wir, wie die
          Wissenschaft den Inhalt der Erfahrung auf das Gesetzliche in
          ihr, auf das gleichförmig Wiederkehrende, das quantitativer Be-
          stimmung Zugängliche, folglich durch Grössenoperationen Dar-
          stellbare, kurz auf das Begreifliche reducirt. Alles Uebrige
          bildet kein Object des Begreifens, sondern des unmittelbaren
          Wissens, also des Gefühls, der Empfindung und der Wahr-
          nehmung."
              Andererseits sagt Riehl S. 219: "Es besteht zwischen Wissenschaft
          und gewöhnlicher Erfahrung kein Gegensatz. Die Wissenschaftist die
          Erfahrungselbst, insoferne ihre Elemente systematisch verbunden und
          womöglich nach Maass und Zahl bestimmtsind. Demnachist die Wis-
          senschaft die exacte Erfahrung. Ihr Material ist statt der Wahrnehmung
          die Beobachtung oder die kritische Wahrnehmung, nach gewissen
          Gesichtspunkten ausgewählt und befreit von den Zufälligkeiten
          der Anschauungder Sinne."
          _
          Wir antworten, daß natürlich eine Intuition hier vorliegt, aber trotz
      allem keine SA12Erk20Erkenntnis.
          Allerdings drückt das Urteil "cogito, ergo sum" (nach Anbringung
      aller erforderlichen Korrektionen) eine unumstößliche Wahrheit aus,
      nämlich eben die Tatsache der Existenz der Bewußtseinsinhalte. Wir
      sahen aber längst, daß nicht jede Wahrheit eine SA12Erk21Erkenntnis zu sein
      braucht; Wahrheit ist der weitere, SA12Erk22Erkenntnis der engere Begriff. Wahrheit
      ist Eindeutigkeit der Bezeichnung, und die kann nicht nur durch
      SA12Erk23Erkenntnis, sondern auch durch Definition erreicht werden. Und so
      liegt es hier. Der Satz des DESCARTES ist eine versteckte Definition, er
      ist eine uneigentliche Definition des Begriffes Existenz, nämlich das,
      was wir früher als "konkrete Definition" bezeichnet hatten. Wir haben
      einfach die Festsetzung vor uns, das SA12E.2Erlebnis, das Sein der Bewußtseinsinhalte
      durch die Worte zu bezeichnen: "ego sum" oder "die Bewußtseinsinhalte
      existieren". Wenn uns aus sonstigen Anwendungen der
      Begriff des Daseins, der Existenz bereits bekannt wäre, und wenn wir
      nun bei genauerer Betrachtung unserer Bewußtseinsvorgänge fänden,
      daß sie alle Merkmale dieses Begriffes aufweisen, und wenn wir erst auf
      Grund dieses Wiederfindens den Satz aussprechen könnten: "Die Bewußtseinsinhalte
      sind" -, dann und nur dann wäre der Satz des DEs-
      CARTES eine SA12Erk24Erkenntnis, aber dann stellte er ja auch keine intuitive
      SA12Erk25Erkenntnis mehr dar, sondern würde sich vollkommen demjenigen
      SA12Erk26Erkenntnisbegriff unterordnen, den wir bis hier entwickelt haben. Aber
      natürlich war so nicht die Meinung des großen Metaphysikers, und es
      wäre töricht, seinen Satz so zu interpretieren; er soll vielmehr nur auf
      die unumstößliche Tatsache des Gegebenseins der Bewußtseinsinhalte
      hinweisen, er soll das Fundament alles weiteren Philosophierens sein,
      es soll ihm weiter gar kein Wissen vorausgehen. In der Tat ist das SA12e.5Erleben
      der Bewußtseinszustände (wir kommen im dritten Teile des Buches
      darauf zurück) die ursprüngliche und einzige Quelle des Existenzbegriffes,
      also nicht ein Kasus, auf den der bereits fertige Begriff nachträglich
      angewandt werden könnte. Das "Ich bin" ist schlechthin
      Tatsache, nicht SA12Erk26Erkenntnis I).
          Durch die Verfehlung dieses wichtigen Punktes werden bei DESCAR-
      TES die bekannten weiteren Irrwege unvermeidlich. Da er nämlich seinen
      Grundsatz für eine SA12Erk27Erkenntnis ansah, so durfte und mußte er nach einem
      Kriterium fragen, das ihm ihre Gültigkeit verbürgte. Er glaubte ein
      solches in der Evidenz zu entdecken (oder, wie er es nannte, in der
      Klarheit und Deutlichkeit der Einsicht); die Garantie für die Untrüglichkeit
      der Evidenz aber vermochte er nur in der Wahrhaftigkeit Gottes
      zu finden, und so bewegte er sich haltlos im Kreise, denn die Existenz
       
        1) Dieselbe Wahrheit liegt der etwas umständlichen Bemerkung zugrunde,
        die KANT über den DESCARTEsschen Satz macht: Kr. d. r. V. KEHR-
        BACH S.696. [>80]


      dessen, der ihm für die Zuverlässigkeit der Evidenz garantiert, ist ihm
      allein durch eben diese Evidenz verbürgt.
      In einen ähnlichen Zirkel muß jeder verfallen, der den CARTESIANIschen
      Satz für eine SA12Erk28Erkenntnis hält. Er kann nur als Definition, als Bezeichnung
      einer fundamentalen Tatsache aufgefaßt werden. Das ego
      sum, das Sein der Bewußtseinsinhalte, bedarf keiner Begründung, weil
      es keine SA12Erk29Erkenntnis ist, sondern eine Tatsache; und Tatsachen bestehen
      schlechthin, sie haben zu ihrer Sicherung keine Evidenz nötig, sie sind
      weder gewiß noch ungewiß, sondern sind schlechthin, es hat gar keinen
      Sinn, nach einer Garantie ihres Bestehens zu suchen.
      Der CARTESIANische Irrtum wurde in neuerer Zeit zum Prinzip einer
      Philosophie erhoben in der Evidenz-Psychologie, wie sie von BRENTANO
      begründet wurde. Nach der Meinung dieses Denkers I) ist jeder psychische
      Akt von einer darauf gerichteten BrentanoErkenntnis begleitet. Er sagt"):
      "Wir denken, wir begehren etwas, und erkennen, daß wir dieses tun.
      BrentanoErkenntnis aber hat man nur im Urteile." Folglich, so schließt er, ist
      in allen psychischen Akten ein Urteil enthalten! Wir lesen ferner 3) :
      "Mit jedem psychischen Akte ist daher ein doppeltes inneres Bewußtsein
      verbunden, eine darauf bezügliche Vorstellung, und ein darauf
      bezügliches Urteil, die sogenannte innere Wahrnehmung, welche eine
      unmittelbare evidente BrentanoErkenntnis des Aktes ist." Nach BRENTANO
      zählt jede Wahrnehmung zu den Urteilen4 ): "ist sie ja doch eine BrentanoErkenntnis
      oder doch ein, wenn auch irrtülnliches, Fürwahrnehmen".
      Von einer Psychologie "vom empirischen Standpunkte" sollte man
      doch erwarten, daß in jedem psychischen Akt ein Urteil als erfahrenes,
      erlebtes Moment aufgewiesen werde, bevor sein Vorhandensein darin
      behauptet wird; statt dessen wird geschlossen: weil Wahrnehmung SA12Erk30Erkenntnis
      ist, so muß sie ein Urteil enthalten. Der richtige Schluß aber
      lautet offenbar: weil Wahrnehmung erfahrungsgemäß kein Urteil enthält,
      so ist sie auch keine SA12Erk31Erkenntnis5 ). Die Verwechslung von Erkennen
      und Kennen an· den Zitierten Stellen ist nur allzu deutlich.
      Die reine, unverarbeitete Wahrnehmung (Empfindung) ist ein bloßes
      SA12Ken9Kennen; es ist ganz falsch, von einer "Wahrnehmungserkenntnis" zu
      sprechen, wenn man sie im Auge hat; die Empfindung gibt uns keinerlei
      SA12Erk31Erkenntnis, sondern nur eine Kenntnis der Dinge. Nun kommen aber
      isolierte reine Wahrnehmungen bekanntlich im entwickelten Bewußtsein
       

        1) BRENTANO, Psychologie vom empirischen Standpunkt. S.185.
        2) Ebenda. S. 181. 3) Ebenda. S. 188. 4) Ebenda. S.277.
        5) Entgegengesetzt schließt L. NELSON (Die Unmöglichkeit der Erkenntnistheorie.
        Abhandl. d. FRIEsschen Schule 1912. Bd. III. S. 598), da
        die Wahrnehmung eine Erkenntnis sei, aber kein Urteil, so brauche nicht
        jede Erkenntnis ein Urteil zu sein. Damit steht auch er ganz auf dem Boden
        des Irrtums der "unmittelbaren Erkenntnis", den wir hier zu widerlegen
        suchen. Er sagt (a. a. O. S. 599): Die Wahrnehmung "ist eine unmittelbare
        Erkenntnis". [81]


      so gut wie gar nicht vor, sondern es schließt sich an die Empfindung
      assoziativ ein sogenannter Apperzeptionsprozeß an, d. h. die Empfindung
      oder der Empfindungskomplex verschmilzt mit verwandten Vorstellungen
      alsbald zu einem Gesamtgebilde, das sich im Bewußtsein als
      .etwas schon früher SA12Ken10Bekanntes darstellt. So werden etwa die Schwarz-
      Weiß-Empfindungen beim Blick auf das vor mir liegende Papier ohne
      weiteres zur Wahrnehmung von Schriftzeichen. Hier haben wir natürlich
      eine Erkenntnis, wenn auch primitivster Art, vor uns, denn es
      bleibt ja nicht bei dem bloßen Sinneseindruck, sondern er wird sogleich
      in den Kreis früherer Erfahrungen eingeordnet, als der und der SA12Erk32wiedererkannt.
      Wenn man also den Ausdruck "Wahrnehmung" auf den
      apperzipierten Sinneseindruck beschränkt, dann allerdings, aber nur
      dann, darf man von einer SA12Erk33Wahrnehmungserkenntnis sprechen. Will
      man diese SA12Erk34Erkenntnis, solange sie noch nicht in (vorgestellte oder gesprochene)
      Worte gefaßt ist, von der sprachlich formulierten dadurch
      unterscheiden, daß man die erstere als "intuitive" bezeichnet I), so läßt
      sich dagegen natürlich nichts einwenden; es bedarf keiner Erwähnung,
      daß dieser Begriff der intuitiven SA12Erk35Erkenntnis mit dem oben behandelten
      und zurückgewiesenen (wie wir ihn bei BERGSON und HUSSERL fanden)
      nicht das geringste zu tun hat.
          KANT hat die Wahrheit, daß das reine Anschauen ohne apperzeptive
      oder begriffliche Verarbeitung keine SA12Erk36Erkenntnis ist, nicht in ihrer vollen
      Tragweite eingesehen und sie daher in seinem berühmten Satze "Anschauungen
      ohne Begriffe sind blind" nur unvollkommen zum Ausdruck
      gebracht; beginnt er doch die Untersuchungen der Kritik der
      reinen Vernunft mit den Worten: "Auf welche Art und durch welche
      Mittel sich auch immer eine KantErkenntnis auf Gegenstände beziehen mag,
      so ist doch diejenige, wodurch sie sich auf dieselben unmittelbar bezieht,
      und worauf alles Denken als Mittel abzweckt, die Anschauung." Hier
      zeigt sich deutlich, daß KANT den innigen Konnex, den die Anschauung
      zwischen Objekt und Schauendem herstellt, doch für ein wesentliches
      Moment des KantErkennens ansah. Dies hinderte ihn auch, das Problem
      der Erkenntnis der Dinge an sich als ein bloßes Scheinproblem zu entlarven.
      Er glaubte nämlich, eine solche Erkenntnis müßte eine Anschauung
      von der Art sein, "daß sie Dinge vorstellte, so wie sie an sich
      selbst sind", und er erklärt sie für unmöglich, weil die Dinge "nicht in
      meine Vorstellungskraft hinüberwandern können". Wir wissen aber
      jetzt: selbst wenn dies möglich wäre, wenn also die Dinge eins würden
      mit unserem Bewußtsein, dann würden wir die Dinge wohl erleben, aber
      das wäre etwas ganz anderes als SA12Erk37Erkenntnis der Dinge. "SA12Erk38Erkenntnis
      der Dinge an sich" ist so lange einfach eine contradictio in adiecto, als
       

        1) Das tut z. B. BENNO ERDMANN in seiner schönen Abhandlung "Erkennen
        und Verstehen". Sitzungsberichte der kgl. preuß. Akad. d. Wiss.
        LIII. S. 1251. Dort gebraucht er auch den Ausdruck "wahrnehmende Erkenntnis"
        stets nur in der oben erläuterten einzig zulässigen Bedeutung.


      man unter Erkennen irgendein Anschauen oder anschauliches Vor-
      stellen versteht, denn es würde ja der Widersinn gefordert, Dinge vorzustellen,
      wie sie unabhängig von allem Vorstellen sind. Die Frage nach
      der Möglichkeit solcher SA12Erk39Erkenntnis darf also gar nicht gestellt werden.
      Wie steht es aber mit dieser selben Frage, nachdem wir uns über
      das wahre Wesen der SA12Erk40Erkenntnis klar geworden sind? Nun, hätte man
      immer gewußt und es sich vor Augen gehalten, daß SA12Erk41Erkenntnis durch
      ein bloßes Zuordnen von Zeichen zu Gegenständen entsteht, so wäre
      man niemals darauf verfallen, zu fragen, ob ein SA12Erk42Erkennen der Dinge
      möglich sei, so wie sie an sich selbst sind. Zu diesem Problem konnte
      nur die Meinung führen, SA12Erk43Erkennen sei eine Art anschaulichen Vorstellens,
      welches die Dinge im Bewußtsein abbilde; denn nur unter dieser
      Voraussetzung konnte man fragen, ob die Bilder wohl dieselbe Beschaffenheit
      aufwiesen wie die Dinge selbst.
          Wer das SA12Erk44Erkennen für ein anschauliches Vorstellen hielt, durch
      welches wir die Dinge "erfassen" oder "in unsern Geist aufnehmen",
      oder wie die Ausdrücke sonst lauten mögen, der mußte immer von
      neuem Ursache finden, über das Unzulängliche und Vergebliche des
      SA12Erk45Erkenntnisprozesses zu klagen, denn ein so beschaffener SA12Erk46Erkenntnisprozeß
      konnte seine Objekte doch nicht wohl ins Bewußtsein überführen
      ohne sie mehr oder weniger gründlich zu verändern, und mußte somit
      seinen letzten Zweck stets verfehlen, nämlich die Dinge unverändert,
      eben wie sie "an sich" sind, zu erschauen.
          Der wahre SA12Erk47Erkenntnisbegriff, wie er uns jetzt aufgegangen ist, hat
      nichts unbefriedigendes mehr. Nach ihm besteht das SA12Erk48Erkennen in
      einem Akte, durch den in der Tat die Dinge gar nicht berührt oder
      verändert werden, nämlich im bloßen Bezeichnen. Eine Abbildung
      kann niemals ihre Aufgabe vollkommen erfüllen, sie müßte denn ein
      zweites Exemplar des Originals, eine Verdoppelung sein; ein Zeichen
      aber kann restlos das von ihm Verlangte leisten, es wird nämlich bloß
      Eindeutigkeit der Zuordnung von ihm verlangt. Abgebildet kann ein
      Gegenstand niemals werden wie er an sich ist, denn jedes Bild muß von
      einem Standpunkte aus und durch ein abbildendes Organ aufgenommen
      werden, kann also nur eine subjektive und gleichsam perspektivische
      Ansicht des Gegenstandes bieten; bezeichnen dagegen läßt sich jeder
      Gegenstand selber, wie er ist. Die verwendeten Zeichen und die Methoden
      der Zuordnung tragen zwar subjektiven Charakter, der ihnen
      vom SA12Erk49Erkennenden aufgedrückt wird, die vollzogene Zuordnung aber
      zeigt keine Spuren mehr davon, sie ist ihrem Wesen nach unabhängig
      von Standpunkt und Organ.
          Deshalb können wir getrost sagen: in Wahrheit gibt uns jedes SA12Erk50Erkennen
      eine SA12Erk51Erkenntnis von Gegenständen, wie sie an sich selbst sind.
      Denn was das Bezeichnete auch immer sein mag, ob Erscheinung oder ..."

      SA192: "Aber diese Forderung, nur SA12Erk52kennbare Elemente als wirklich zuzulassen,
      ist erstens gänzlich ungerechtfertigt, denn sie ist nichts als ein Überrest
      des Vorurteils, als gehöre das SA12Ken10Kennen zum SA12Erk53Erkennen und sei der bessere
      Teil davon; - zweitens aber ist jene Forderung in der besprochenen
      Ansicht selbst schon gar nicht erfüllt - denn ein "nichtwahrgenommener
      Aspekt" kann nicht schlechthin dasselbe sein wie ein" wahrgenommener
      Aspekt", da ja sonst diese Distinktion sinnlos. wäre. Und noch in einem
      tieferen Sinne müssen beide Arten von Komplexen verschieden sein.
      Von den Aspekten nämlich, die z. B. dieses Zimmer bilden, wenn niemand
      darin ist, kann keiner mit einem Aspekt identisch sein, den jemand
      SA12e.6erlebt, der das Zimmer betritt; denn der letztere Aspekt ist, wie natürlich
      auch RUSSELL (S. 88) anerkennt, "conditioned by the sense-organs,
      nerves and brain of the newly arrived man" ... , und alles, was man
      vemünftigerweise annehmen kann, ist" that some aspect of the universe
      existed from that point of view, though no one was perceiving it". Man
      sieht, daß die hypothetisch hinzugefügten Komplexe unter allen Umständen"
      SA12Ken11unbekannt" sind. - So ist dieser Kampf der Immanenzphilosophie
      gegen die realistische Annahme der Dinge an sich vergeblich,
      denn sie kann selbst nicht ohne vollständig äquivalente Annahmen auskommen."

      SA212: "Der Grund dieses Verhaltens aber liegt darin, daß sie sich noch nicht
      ganz los machen können von jenem alten SA12Erk54Erkenntnisbegriff, zu dessen
      Überwindung sonst gerade das positivistische Denken am meisten beigetragen
      hat. Sie verwechseln an diesem einen Punkte immer noch SA12Erk55Erkennen
      mit SA12Ken12Kennen, d. i. mit reinem SA12e.7Erleben, bloßem Gegebensein; sie
      suchen an dieser Stelle immer noch Antwort auf die Frage, was denn das
      Reale eigentlich "ist", und diese Antwort könnte uns nur ein unmittelbares
      SA12Ken13Kennen, SA12e.8Erleben verschaffn. Was die "Elemente" bei MACH und
      AVENARIUS "sind", wissen wir unmittelbar; Farben, Töne, Gerüche sind
      uns schlechthin gegeben, kein Urteil, keine Definition, sondern das Erleben
      gibt uns über ihr "Wesen" Aufschluß .... aber SA12Erk56erkannt sind die
      Elemente und ihr Wesen damit nicht (siehe oben I § 12). Die richtige
      Einsicht in diesen Sachverhalt finden wir auch bei Vertretern des Posi-[213]

      SA213: "tivismus gelegentlich mit aller Deutlichkeit ausgesprochen. So sagt VAI-
      RINGER (Die Philosophie des Als Ob', S. 94): "Das Sein ist nur wißbar
      in der Form von unabänderlichen Sukzessionen und Koexistenzen: begreifbar
      ist es nicht, weil begreifen heißt: etwas auf ein anderes zurückführen,
      was doch beim Sein selbst nicht mehr der Fall sein kann". In
      dieser Weise können wir also die Dinge an sich freilich niemals SA12Ken14kennen
      lernen, wißbar sind sie nicht (sie sind ja definitionsgemäß nie gegeben),
      aber wenn wir das unbefriedigend finden, so haben wir unser Ziel aus den
      Augen verloren. Wollten wir denn die Welt SA12Ken16kennen lernen? Wollten wir
      sie nicht vielmehr SA12Erk57erkennen? Das letztere allein ist die Aufgabe der
      Philosophie und der Wissenschaft.
          Daß uns ein Teil der Welt unmittelbar gegeben ist, ein anderer,
      größerer dagegen nicht, ist gleichsam als zufällige Tatsache hinzunehmen,
      als SA12Erk58Erkennende haben wir gar kein Interesse daran, sondern
      nur als in der Welt Lebende. Gerade dem SA12Erk59Erkennenden ist nicht damit
      gedient, wenn er bei der Frage, was denn eigentlich ein Gegenstand ist,
      auf das reine SA12e.9Erleben verwiesen wird; für ihn bedeutet die Frage ganz
      allein: durch welche allgemeinen Begriffe läßt der Gegenstand sich bezeichnen?
      Darauf aber kann er bei den Dingen an sich um so eher antworten,
      als er doch überhaupt nur durch eben diese Begriffe zu ihnen
      geführt wird. Die Einzelwissenschaften liefern uns gerade die Begriffe
      von realen Gegenständen, die nicht gegeben sind und die wir deshalb
      als "an sich" existierende bezeichneten. Durch jene Begriffe SA12Erk60erkennen
      wir also wahrhaftig, was die Dinge an sich sind, und die Verleumdung
      dieser Dinge wegen ihrer Unerkennbarkeit ist in Wahrheit nur eine
      Klage über ihre SA12Erk61Unkennbarkeit, Nichterlebbarkeit, also ihre Unanschaulichkeit
      - kurz, es ist ein Rückfall in den mystischen SA12Erk62Erkenntnisbegriff.
      Das Schauen der Dinge ist nicht SA12Erk61Erkennen und auch nicht
      Vorbedingung des SA12Erk63Erkennens. Die Gegenstände der SA12Erk64Erkenntnis müssen
      widerspruchslos denkbar sein, d. h. sich durch Begriffe eindeutig bezeichnen
      lassen, aber sie brauchen nicht anschaulich vorstellbar zu sein.
          Daß das letztere von positivistisch gerichteten Denkern noch so oft
      gefordert wird, ist ein sonderbares Vorurteil. Der Umstand, daß psychologisch
      jeder Gedanke mit anschaulichen Bewußtseinsvorgängen verknüpft
      ist und ganz ohne solche nicht stattfinden kann, führt leicht zu
      einer Verwechslung des begrifflichen Denkens und des anschaulichen
      Vorstellens im SA12Erk65erkenntnistheoretischen Sinne. In dem mehrfach zitierten
      Buche von PETZOLDT tritt die durchgehende Verwechslung von Denken
      und Vorstellen, d. h. von bloßem Bezeichnen auf der einen Seite und
      anschaulichem Ausmalen auf der andern, besonders deutlich immer
      wieder zutage, und es ist die Hauptquelle seiner Fehlschlüsse, daß er
      unter Denken statt einem begrifflichen Zuordnen ein bildhaftes Vorstellen
      versteht. In einem Satze auf S. 201 des "Weltproblems" ist der
      Grundirrtum auf seinen prägnantesten Ausdruck gebracht: "Die Welt [>214]

      SA214: "vorstellen oder (1) sie denken bedeutet eben, sie mit Qualitäten vorstellen
      oder denken, während die Frage nach der Welt an sich ausdrücklich
      von allen sinnlichen Qualitäten absieht." Wir müssen uns die Verhältnisse
      von Begriffen zueinander wohl irgendwie anschaulich repräsentieren,
      um sie überblicken zu können, aber das kann auf beliebig viele
      Weisen geschehen, und auf welche Art es geschieht, ist erkenntnistheoretisch
      gleichgültig. Der erfolgreiche Forscher hat meist einen starken
      Trieb zum Anschaulichen, eine Menge deutlichster Bilder schweben
      ihm als Illustration der durchdachten Begriffsbeziehungen vor; ihm
      liegt es nahe, sie für das Wesentliche der SA12Erk66Erkenntnis zu halten und
      allein das anschaulich Vorstellbare als ihr Objekt anzuerkennen. In
      Wahrheit sind aber die sinnlichen Vorstellungen etwas mehr oder weniger
      Zufälliges und Nebensächliches bei der SA12Erk67erkenntnistheoretischen Fragestellung,
      nur bei der psychologischen Betrachtungsweise bilden sie das
      Wesentliche.
      Die Unvorstellbarkeit nicht gegebener Realitäten ist also kein Einwand
      gegen ihre Existenz oder gegen ihre SA12Erk68Erkennbarkeit."
       



    Gabriel, Gottfried (2010) Kennen und Erkennen. In (43-55) Bromand, Joachim & Kreis, Guido (2010) Was sich nicht sagen lässt : das Nicht-Begriffliche in Wissenschaft, Kunst und Religion. Berlin: Verlag: Akademie-Verl.

    Zusammenfassung-Gabriels-Schlicks-Kritik: Echte Argumente gegen Schlicks Auffassung konnte ich nicht finden.

    "Kennen und Erkennen
    GOTTFRIED GABRIEL

    G48: "Wie es ist, eine Depression zu haben, weiß wohl nur derjenige, der selbst in einer solchen
    Situation gewesen ist, die Depression am eigenen Leibe erlebt bzw. in der eigenen
    Seele gefühlt hat. Dann erst kennt man sie wirklich. "

    G50: "Schlicks Kritik gilt in erster Linie der Auffassung, dass es „zwei Arten des Erkennens"
    gebe, „das begriffliche, diskursive und das anschauliche, intuitive".22 Im Blick
    hat er dabei, obwohl auch Husserl erwähnt wird, vornehmlich H. Bergson, der selbst von
    dem Gegensatz zwischen den Methoden der "Analyse" und der „Intuition" spricht, die
    „sich gegenseitig ergänzen müssen".23 Wenn Schlick Bergson soweit entgegen kommt,
    die Intuition als ein bedeutsames "Kennen" anzuerkennen, so möchte man meinen, damit
    sei der Schritt zur Akzeptanz eines kognitiven Zugangs zum Nicht-Propositionalen
    bereits vollzogen. Auffällig ist aber der terminologische Schachzug, bereits die elemen-[>51]
    taren Wahrnehmungsinhalte (die „Empfindungen"24) „Erlebnisse" zu nennen und z. B.
    von dem "Erlebnis des Rot" zu sprechen.25 Was ich erlebe, gehört der Sphäre des Lebens
    an, und das Leben setzt Schlick dem Erkennen entgegen. Schlick beschreibt das
    Erlebnis der Farbe Blau so, dass „ich zum wolkenlosen Himmel aufschaue und mich
    ganz und gar der Blauempfindung hingebe".26 Damit deutet er trefflich einen kontemplativen
    Aspekt in der Farbwahrnehmung an, wie er von modernen Künstlern (Barnett
    Newman und Yves Klein) ästhetisch in monochromen Gemälden vergegenwärtigt
    worden ist. Sogleich bestreitet er aber der kontemplativen Einstellung ihren kognitiven
    Wert, indem er hinzufügt, dass das „Wesen des Blau" nur physikalisch erkannt werden
    könne.27 Letztlich versteigt sich Schlick zu der Auffassung, dass Qualitäten insgesamt
    als Objekte der Erkenntnis ausscheiden und wird so zu einem Vertreter der von G. Th.
    Fechner so genannten „Nachtansicht" der Welt.
        Im weiteren geht Schlick über die exemplarische Betrachtung der sinnlichen Anschauung
    weit hinaus, indem er andere Formen des Schauens bis hin zur unio mystica
    einbezieht. Obwohl er dem Versuch Bergsons, in der Intuition eine Erkenntnis eigenen
    Rechts zur Anerkennung zu bringen, entschieden widerspricht, fällt seine Kritik insgesamt
    wohlwollender aus, als man dies auf den ersten Blick von einem logischen Empiristen
    erwarten würde. Er verwirft die Intuition nicht als mystifizierenden Unsinn,
    sondern grenzt sie lediglich aus der Sphäre der Erkenntnis aus und weist sie stattdessen
    dem "Erleben" und dem Leben selbst zu: "Durch Erleben, durch Schauung begreifen
    und erklären wir nichts. Wir erlangen dadurch wohl ein Wissen um die Dinge, aber niemals
    ein Verständnis der Dinge."28 Schlick gesteht Bergson hier sogar ein intuitives
    Wissen zu und bindet somit nur den Erkenntnisbegriff, aber nicht den Wissensbegriff
    an den propostionalen Wahrheitsbegriff. Dabei trifft er dieselbe Unterscheidung wie
    Bergson, allerdings in Verkehrung der traditionellen Terminologie, der gemäß die
    cognitio circa rem als Erkenntnis ‚um' das Ding (in seinen Beziehungen zu anderen
    Dingen) und die cognitio rei als die Erkenntnis des Dings selbst verstanden wird. So
    charakterisiert Bergson, diese Unterscheidung aufgreifend, die Differenz zwischen wissenschaftlicher
    und intuitiver Erkenntnis mit den Worten: „Die erste geht gleichsam um
    ihren Gegenstand herum, die zweite dringt in ihn ein."29

    "Schlicks Position stellt sich — überraschend genug — als eine Radikalisierung oder
    Überbietung der Lebensphilosophie dar, indem geradezu von einer Kluft zwischen Leben
    und Erkenntnis ausgegangen wird. Wir haben es hier mit einem ähnlichen Phänomen
    wie im Falle Rudolf Carnaps zu tun, bei dem man lange den nachhaltigen Einfluss
    der Lebensphilosophie übersehen hat. Die Übereinstimmung kommt besonders in der
    Einschätzung der Metaphysik zum Tragen, wobei in beiden Fällen sicher auch der Einfluss
    von Wittgensteins Tractatus erkennbar ist. Die spezifische Wendung, dass die Metaphysik
    den verfehlten Versuch darstelle, ein „Lebensgefühl" — so Camap32 — oder ein
    „Erleben" — so Schlick33 — propositional mitzuteilen und zu begründen, verweist aber
    auf einen lebensphilosophischen Hintergrund. Schlick geht sogar so weit, das „Welterlebnis"
    über die „Welterkenntnis" zu stellen.34 Daran wird deutlich, dass sein Ausgrenzungsversuch
    keineswegs mit einer Abwertung verbunden ist, sondern geradezu ein
    Reservat von Unmittelbarkeit außerhalb der Erkenntnissphäre zu sichern sucht. Bei
    Camap besteht eine ähnliche Tendenz. In der Beurteilung seiner Metaphysikkritik wird
    häufig übersehen, dass diese sich weniger gegen bestimmte Inhalte der Metaphysik, die
    Camap in der Kunst aufgehoben sieht, als vielmehr gegen deren Darstellung in propositional-
    argumentativer Form richtet. Schlick und Camap sind daher gegen den Vorwurf
    eines bornierten Szientismus in Schutz zu nehmen. Szientistisch ist zwar ihr
    Erkenntnisbegriff, nicht aber ihre Einstellung zur Welt und zum Leben. Problematisch
    ist allerdings die absolute Disjunktion zwischen Leben und Erkenntnis sowie Kunst

      30 Schlick (1918), S. 66.
      31 Schlick (1926), S. 146.
      32 Carnap (1931), Abschnitt 7 (S. 238-241): "Metaphysik als Ausdruck des Lebensgefiihls". Der
      Ausdruck "Lebensgeffffil" ist ein zentraler Terminus der Diltheyschen Lebensphilosophie.
      33 Schlick (1926), S. 156. Vgl. Carnaps Rede von "Elementarerlebnissen" (Carnap 1928, §§ 67f.).
      34 Schlick (1918), S. 150."




    Erleben, Erlebnis und Innere Wahrnehmung in der Allgemeinen Erkenntnislehre 2.A. 1925
    Fundstellen erleben 61, Erlebnis 194, innere Wahrnehmung  18 (eigener Abschnitt  "20. Die sogenannte innere Wahrnehmung" S.139-148)
     



    Literatur (Auswahl)
    • Bibliographie: https://vcs.univie.ac.at/Schlick-Projekt/english/schlick_bibliographie.pdf
    • Schlick, Moritz (1925) Allgemeine Erkenntnislehre. 2. Auflage.
    • Schlick, Moritz (1926) „Erleben, Erkennen, Metaphysik", Kant-Studien 31 (1926), S. 146-158. [Online]
    • Gabriel, Gottfried (2010) Kennen und Erkennen. In (43-55) Bromand, Joachim & Kreis, Guido (2010) Was sich nicht sagen lässt : das Nicht-Begriffliche in Wissenschaft, Kunst und Religion. Berlin: Verlag: Akademie-Verl.
    *
    • Schlick, Moritz (1904) Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht, Diss. Berlin 1904.
    • Schlick, Moritz (1908) Lebensweisheit. Versuch einer Glückseligkeitslehre. Becksche Verlagsbuchhandlung, München 1908.
    • Schlick, Moritz (1909) Das Grundproblem der Ästhetik in entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung. In: Archiv für die gesamte Psychologie. Jg. 14, 1909, S. 102–132.
    • Schlick, Moritz (1910a) Die Grenze der naturwissenschaftlichen und philosophischen Begriffsbildung. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie. Jg. 34, 1910, S. 121–142.
    • Schlick, Moritz (1910b) Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie. Jg. 34, 1910, S. 386–477.
    • Schlick, Moritz (1913) Gibt es intuitive Erkenntnis?. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie. Jg. 37, 1913, S. 472–488.
    • Schlick, Moritz (1915) Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik. Jg. 159, 1915, S. 129–175.
    • Schlick, Moritz (1916) Idealität des Raumes, Introjektion und psychophysisches Problem. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie. Jg. 40, 1916, S. 230–254.
    • Schlick, Moritz (1922) Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie. Verlag von Julius Springer, Berlin 1917 (4. Auflage 1922).
    • Schlick, Moritz (1917) Erscheinung und Wesen (Vortrag in Berlin 1917). In: Kant-Studien. Jg. 23, 1918, S. 188–208.
    • (1918 Erkenntnislehre) Allgemeine Erkenntnislehre (= Naturwissenschaftliche Monographien und Lehrbücher Bd. 1), Berlin: Springer 1918. IX + 346 S
    • Schlick, Moritz (1925) Allgemeine Erkenntnislehre. Verlag von Julius Springer, Berlin 1918 (2. Auflage 1925).
    • Schlick, Moritz (1920) Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip. In: Die Naturwissenschaften. Jg. 8, 1920, S. 461–474.
    • Schlick, Moritz (1921a) Einsteins Relativitätstheorie. In: Mosse Almanach, 1921, S. 105–123.[22]
    • Schlick, Moritz (1921b) Kritizistische oder empiristische Deutung der neuen Physik? In: Kant-Studien. Jg. 26, 1921, S. 91–111.
    • Schlick, Moritz (1921c) Hermann von Helmholtz. Schriften zur Erkenntnistheorie. Hrsg.: Moritz Schlick & Paul Hertz. Springer, Berlin 1921.
    • Schlick, Moritz (1921d) Helmholtz als Erkenntnistheoretiker (Vortrag n Berlin 1921). In: Helmholtz als Physiker, Physiologe und Philosoph. Karlsruhe 1922, S. 29–39.
    • Schlick, Moritz (1922) Die Relativitätstheorie in der Philosophie. (Vortrag in Leipzig 1922). In: Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Jg. 87, Leipzig 1922, S. 58–69.
    • Schlick, Moritz (1925) Naturphilosophie. In: Max Dessoir (1925, Hrsg.), Die Philosophie in ihren Einzelgebieten. (Lehrbuch der Philosophie, II). Berlin 1925, S. 395–492.
    • Schlick, Moritz (1926)  Erleben, Erkennen, Metaphysik. In: Kant-Studien. Jg. 31, 1926, S. 146–158. Nachgedruckt (mit einer Ergänzung in der Fußnote auf Seite 7) in dem Band „Gesammelte Aufsätze 1926–1936“ S. 1–17.
    • Schlick, Moritz (1927) Vom Sinn des Lebens. In: Symposion. Philosophische Zeitschrift für Forschung und Aussprache. Jg. 1, 1927, S. 331–354.
    • Schlick, Moritz (1929a) Erkenntnistheorie und moderne Physik. In: Scientia. Jg. 45, 1929, S. 307–316.
    • Schlick, Moritz (1929b) Philosophie und Naturwissenschaft. (Vortrag in Wien 1929). In: Erkenntnis. Jg. 4, 1934, S. 379–396 .
    • Schlick, Moritz (1930a) Die Wende der Philosophie. In: Erkenntnis. Jg. 1, 1930, S. 4–11.
    • Schlick, Moritz (1930b) Fragen der Ethik (=Schriften der wissenschaftlichen Weltauffassung, 4). Verlag Julius Springer, Wien 1930.
    • Schlick, Moritz (1930c) The Future of Philosophy. In: Proceedings of the Seventh International Congress of Philosophy/Oxford 1930, London 1931, S. 112–116.
    • Schlick, Moritz (1930d) Gibt es ein Materiales Apriori? (Vortrag in Wien 1930). In: Wissenschaftlicher Jahresbericht der Philosophischen Gesellschaft an der Universität zu Wien für das Vereinsjahr 1931/32, Wien 1932, S. 55–65.
    • Schlick, Moritz (1931a) Die Kausalität in der gegenwärtigen Physik. In: Die Naturwissenschaften. Jg. 19, 1931, S. 145–162.
    • Schlick, Moritz (1931b) The Future of Philosophy (Vortrag in Stockton, Cal.). In: College of the Pacific Publications in Philosophy. Jg. I, 1931, S. 45–62.
    •  Schlick, Moritz (1931c) A new Philosophy of Experience (Vortrag in Stockton, Cal.). In: College of the Pacific Publications in Philosophy. Jg. I, 1931, S. 63–78.
    • Schlick, Moritz (1932)  Causality in Everyday Life and Recent Science (Vortrag in Berkeley, Cal.). In: University of California Publications in Philosophy. Jg. XV, 1932, S. 99–125.
    • Schlick, Moritz (1932) Positivismus und Realismus. In: Erkenntnis. Jg. 3, 1932, S. 1–31.
    • Schlick, Moritz (1934a) Über das Fundament der Erkenntnis. In: Erkenntnis. Jg. 4, 1934, S. 79–99.
    • Schlick, Moritz (1934b) Über den Begriff der Ganzheit. In: Erkenntnis. Jg. 5, 1934, S. 52–55.
    • Schlick, Moritz (1934c) Ergänzende Bemerkungen über P. Jordans Versuch einer quantentheoretischen Deutung der Lebenserscheinungen. In: Erkenntnis. Jg. 5, 1934, S. 181–183.
    • Schlick, Moritz (1935a) Über den Begriff der Ganzheit (Vortrag in Wien). In: Wissenschaftlicher Jahresbericht der Philosophischen Gesellschaft an der Universität zu Wien für die Vereinsjahre 1933/34 und 1934/35, Wien 1935, S. 23–37.
    • Schlick, Moritz (1935b) Facts and Propositions. In: Analysis. Jg. 2, 1935, S. 65–70.
    • Schlick, Moritz (1935c) Unanswerable Questions? In: The Philosopher. Jg. 13, 1935, S. 98–104.
    • Schlick, Moritz (1935d)  De la Relation entre les Notions Psychologiques et les Notions Physiques. In: Revue de Synthèse Jg. 10, 1935, S. 5–26.
    •  Schlick, Moritz (1936) Sind Naturgesetze Konventionen? In: Actes du Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris 1935, IV: Induction et Probabilité (= Actualités Scientifiques et Industrielles 391), Paris 1936, S. 8–17. 2, 1935, S. 65–70.
    • Schlick, Moritz (1936a) Gesetz und Wahrscheinlichkeit In: Actes du Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris 1935, IV: Induction et Probabilité (= Actualités Scientifiques et Industrielles 391), Paris 1936, S. 8–17. 2, 1935, S. 46–57.
    • Schlick, Moritz (1936b) Meaning and Verification. In: The Philosophical Review 45, 1936, S. 339–369.
    • Schlick, Moritz (1936c) Über den Begriff der Ganzheit. In: Actes du Huitième Congrès International de la Philosophie à Prague, 2-7 September 1934 Prag 1936, S. 85–99.
    • Schlick, Moritz (1937a) Quantentheorie und Erkennbarkeit der Natur. In: Erkenntnis. Jg. 6, 1937, S. 317–326.
    • Schlick, Moritz (1937b) L’École de Vienne et la Philosophie Traditionelle. In: Travaux du IXème Congrès IOnternational de Philosophie, IV: L'Unité de la Science: la Méthode et les Méthodes (=Actualités Scientifiques et Industrielles 533), Paris 1937, S. 199–107.
    • Schlick, Moritz (1938) Gesammelte Aufsätze 1926-1936. Gerold & Co., Wien 1938. Online Archive
    • Schlick, Moritz (1948a) Gesetz, Kausalität, und Wahrscheinlichkeit. Gerold & Co., Wien 1948.
    • Schlick, Moritz (1948b) Grundzüge der Naturphilosophie, hg. von W. Hollitscher und J. Rauscher, Wien 1948.
    • Schlick, Moritz (1986) Die Probleme der Philosophie in ihrem Zusammenhang. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1986.
    • Schlick, Moritz (2006ff) Moritz Schlick Gesamtausgabe. Springer Verlag, Wien/ New York 2006 ff. — Annähernd vollständige Autorenkopie von Bd. I/1, I/2, I/3, I/5, I/6




    Links(Auswahl: beachte)
    https://ia800703.us.archive.org/1/items/GesammelteAufsaumltze1926-1936/Moritz_Schlick_Gesammelte_Aufsaetze.pdf
     



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___
    1926
    Die meisten Bibliographien geben 1926 als Veröffentlichungsjahr an. Im Artikel selbst wird aber 1930 falsch genannt. Denn in den Kant-Studien von 1930 findet man die Arbeit nicht gelistet, wohl aber 1926.

    __
    __


    Querverweise
    Standort: Erleben und Erlebnis bei Moritz Schlick.
    *
    Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
    Zur  Methode der Fundstellen-Textanalyse.  * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis bei Moritz Schlick. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Schlick.htm

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    korrigiert:



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    23.11.2023    Erfasst: Erleben, Erlebnis und Innere Wahrnehmung in der Allgemeinen Erkenntnislehre 2.A. 1925
    04.03.2023    Kleine Korrekturen.
    30.01.2023    Auklärung Schlicks Berufung auf Carnaps Der logische Aufbau der Welt (Habilitation 1926).
    29.01.2023    Eingestellt.
    00.01.2023    Erfassungen, Analysen.
    15.01.2023    Angelegt.