Erleben und Erlebnis in Theodor
Lipps'
Bewusstsein und Gegenstände (1905)
Originalrecherche von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Zur Haupt- und Verteilerseite Theodor Lipps
Methode der Fundstellen-Textanalyse
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis * Signierungssystem
* Zusammenfassung Hauptseite
* Dimensionen des Erlebens
* Begriffscontainer
(Containerbegriff) * Begriffsverschiebebahnhof
* Unterscheidungen
für die Kommunikation über Farben
Zusammenfassung-LTB-1905 Erleben
und Erlebnis:
Aus der PDF habe ich ein Inhaltsverzeichnis
der 15 Kapitel erstellt.
0.LTB Fundstellen Erleben 68 (3.8 pro Seite), erlebt 64 (3.6 pro Seite), Erlebnis 69 (77-8 Kopfzeilen). Hohe Fundstellendichte (4.3 pro Seite). Ich habe die ersten 109 Fundstellen einschließlich Seite 7 erfasst, markiert und ausgewertet und dann abgebrochen, weil ich annehme, was bis dorthin nicht geklärt ist, wird auch weiterhin nicht geklärt werden.
1.LTB Bewusstseinserlebnisse sind der Gegenstand der Psychologie. ("Die LTB2E2.1Bewußtseinserlebnisse sind der Gegenstand der Psychologie."). Ja.
2.LTB Als erste Aufgabe ergibt sich aus 1., a) zu
klären, was Bewusstseinsinhalte sind und b) welche es gibt ("Sind
LTB2E2.2Bewußtseinserlebnisse
der Gegenstand der Psychologie, dann ist die erste Frage des Psychologen,
was LTB2E2.3Bewußtseinserlebnisse
seien und welche LTB2E2.4Bewußtseinserlebnisse
aufgefunden werden können.").
Ja, dem ist zuzustimmen - es sollte dann aber auch gemacht werden.
3.LTB Obwohl Lipps es als die erste Aufgabe wertete, werden Erleben und Erlebnis nicht definiert, erklärt oder beschrieben, auch nicht durch Fußnote, Anmerkung, Quer- oder Literaturverweis.
4.LTB In der 18-Seiten-Arbeit (1. Kapitel des Buches, > Inhalt) geht es wie im ganzen Buch grundsätzlich um zwei Betrachtungen und Sprechweisen von Sachverhalten: Das Erleben und der sachliche Gehalt eines Erlebens. Kurz und bündig sagt er das auch in einem Satz S.5:
5.LTB: "Dies hindert doch nicht, daß in diesem LTB5e2.13Erleben die zwei Seiten unterschieden werden können, nämlich einmal das LTB5e2.14Erleben des Inhaltes und zum anderen der Inhalt des LTB5e2.15Erlebens."
5.LTB-blau Mit vielen Beispielen zur Farbe blau (allein 71 Fundstellen im ersten hier untersuchten Kapitel, im ganzen Buch 158 Fundstellen), versucht Lipps Erleben und Erlebnis aufzuhellen, was für mich zu keinen überzeugenden Ergebnissen führt, weil Lipps klare und differenzierte Begrifflichkeiten zur Farbe blau fehlen. Schon die, aktuell 22, Grundunterscheidungen legen die Kompliziertheit und Komplexität mit vielen Fallstricken nahe. Bezöge man auch noch Farbton, Sättigung und Helligkeit ein, kämen noch einmal 3 * 22 = 66 Unterscheidungen hinzu, also insgesamt dann 88. Aber, es sind viele Beispiele, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Deshalb habe ich seiner Analyse der Farbe blau auch eine eigene Untersuchung und Seite gewidmet.
LTB6e2.5-2.16: Hier behauptet Lipps, dass
es ein Erleben des Erlebens gibt, also nicht nur ich erlebe den blauen
Himmel, sondern
auch ich erlebe, dass ich den blauen Himmel erlebe. Damit gibt es nach
Lipps ein Meta-Erleben. Diese starke Behauptung wird nicht begründet
und empirisch gestützt.
6.LTB-Fazit (a) Ein großes Verdienst
der Arbeit ist, herausgearbeitet zu haben, dass viele, im Alltag wohl die
allermeisten Vorgänge im Bewusstsein sachlicher, "gegenständlicher"
Art sind. In der Arbeit wird ein wichtiger Unterschied ausgearbeitet: Erleben2
als Bewusstseinserlebnis und Erlebeng
sachlich-gegenständlicher Art, das gerade vom Bewusstseinserleben
absieht. Lipps hat seine zentrale Botschaft insgesamt sehr kompliziert
und weitschweifig verpackt, obwohl er S. 5 eine prägnante Unterscheidung
liefert: Es gibt LTB5e2.14Erleben des Inhaltes
und zum anderen den Inhalt des LTB5e2.15Erlebens,
wobei er aber mit dem Inhalt des Erlebens nicht die Dimensionen
des Erlebens meint, sondern den Sachgehalt und die sachliche
Auseinandersetzung mit dem Inhalt unabhängig vom Bewusstsein. Wozu
es für diese zentrale Aussage, die sich in einem Satz ausdrücken
lässt, eines Buches von 203 Seiten bedarf, hat sich mir nicht erschlossen.
Aber es erklärt vielleicht ein wenig, warum an der Bewusstseinspsychologie
so viele PsychologInnen verzweifelten. (b) Seine Blau-Beispiele für
Erleben und Erlebnis, die ich auf einer eigenen
Seite noch einmal - konzentriert auf den Bedeutungsgehalt von blau
- gründlich analysiere, waren für mich nicht überzeugend,
aber für die zentrale Botschaft auch unerheblich. (c) Es fehlt an
klarer und differenzierter und referenzierter Begrifflichkeit, insbesondere
des Grundbegriffs
Bewusstseinserlebnis. (d) Dass das Erleben selbst viele Dimensionen
hat, die das Erleben bilden geht in Lipps' Ausführungen in Kapitel
I völlig unter. (e) Die Behauptung (LTB6e2.5-2.16), dass es ein Erleben
des Erlebens gibt, wird nicht begründet und empirisch gestützt.
(f) Die Erlebnispsychologie ist in diesem Kaptitel begrifflich und methdisch
nicht klar und fundiert entwickelt.
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LT
B
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Lesebeispiel: LTB3E2.2Bewußtseinserlebnis
LT
Thodor Lipps, B für den Titel Bewusstsein und Gegenstände 1905,
Seite 3, E := Erlebnis, E2 in psychologischer Bedeutung (innere Wahrnehmung),
2 die zweite Erwähnung auf Seite 3.
e | < Erleben Differenzierung > Erlebnis | E |
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Anmerkung Carnap: hier ist EE für Elementarerlebnis vorgesehen, obwohl unklar ist, was ein Elementarerlebnis von einem Erlebnis unterscheidet.
I. Kapitel Bewußtseinserlebnisse und Inhalte S.1-18
Hinweis: Hier geht es nur um erleben und Erlebnnis. Lippsens Ausführungen
zur Farbe blau wird in einer eigenen Arbeit analysiert.
LTB2: "Die LTB2E2.1Bewußtseinserlebnisse
sind der Gegenstand der Psychologie.
Dieser Satz, den ich auch an die Spitze meines »Leitfadens der
Psychologie«
gestellt habe, scheint einem Kritiker desselben nicht eingeleuchtet
zu haben. Ich möchte diesen Kritiker bitten mir mitzuteilen,
was ihm damals, als er seinen Zweifel äußerte, als Gegenstand
der
Erkenntnisbemühungen der Psychologie vorschwebte.
Sind LTB2E2.2Bewußtseinserlebnisse
der Gegenstand der Psychologie, dann
ist die erste Frage des Psychologen, was LTB2E2.3Bewußtseinserlebnisse
seien
und welche LTB2E2.4Bewußtseinserlebnisse
aufgefunden werden können. Es
drängt sich aber jetzt mehr als je der Gedanke auf, daß
der weitere
Fortgang der psychologischen Wissenschaft in erster Linie von der
ernsten und immer ernsteren Stellung dieser Frage abhängig sei.
—
Ich beginne hier mit einem einfachen Beispiel:
Ist etwa Blau ein LTB2E2.5Bewußtseinserlebnis?
Einige scheinen dies zu
meinen. Aber man bedenke: Wenn ich Blau sehe , so »sehe«
ich
doch nicht ein LTB2E2.6Bewußtseinserlebnis.
Wenn ich Blau an einem
Körper vorhanden denke, so denke ich an ihm nicht ein LTB2E2.7Bewußtseinserlebnis
vorhanden. Ich sage von einem Körper, der Farbe
hat, oder über den irgendwelche Farbe ausgebreitet ist, nicht,
er
habe LTB2E2.8Bewußtseinserlebnisse
oder es seien über ihn LTB2E2.9Bewußtseinserlebnisse
ausgebreitet. Wenn ich ein rötliches oder verschossenes Blau
denke, so denke ich nicht ein rötliches oder verschossenes
LTB2E2.10Bewußtseinserlebnis.
Dies gilt, mag das Blau real oder ein bloßer Phantasiegegenstand
sein. Auch wenn ich lediglich in meiner Phantasie eine Landschaft
mit allerlei Farben ausstatte, so statte ich sie doch nicht mit eben
so vielen LTB2E2.11Bewußtseinserlebnissen
aus. [>3]
LTB3: Wie man sieht, rede ich hier von dem Blau und sonst von
nichts; d. h. ich rede von dem »Blau«, das ich meine, wenn
ich
nur einfach, ohne Zusatz, das Wort »Blau« ausspreche. Oder,
ich
rede von dem Blau»selbst« oder dem Blau »an sich«.
Daß aber
dies kein LTB3E2.1Bewußtseinserlebnis
ist, muß am Ende selbstverständlich
heißen [RS: sein?]. Das Blau »selbst« oder das
Blau »an sich«, das ist offenbar
das für sich betrachtete Blau. Und daß ich das Blau für
sich betrachte,
dies kann hier nur heißen, ich betrachte es abgesehen
davon, daß oder ob es LTB3E2.2Bewußtseinserlebnis
ist.
Was ist dann das Blau? Oder welchem allgemeinsten
Begriff
ordnen wir es unter? Darauf antworte ich, indem ich einfach darauf
hinweise, daß ich jetzt von dem Blau rede oder geistig mich damit
beschäftige. Indem ich dies tue, ist das Blau für mich »Gegenstand«.
Es ist »Gegenstand« meiner Frage und meiner Überlegung.
Dies könnte es aber natürlich nicht sein, wenn es nicht überhaupt
für mich »Gegenstand« wäre, d. h. wenn es nicht
»mir« geistig oder
innerlich »gegenüberstände« oder wenn nicht ich
»mich« ihm geistig
»gegenüberstellte«.
Nun, alles was »mir« oder dem Ich
gegenübersteht, ist eben damit
»Gegenstand«. Es ist für mich Gegenstand, wenn es
bewußt
mir gegenübersteht. Damit ist der allgemeine Begriff gewonnen,
dem wir das Blau unterordnen können. Es ist, was es
auch sonst sein mag, in jedem Falle ein Gegenstand. Es ist ein
solcher jederzeit an sich. Es kann aber auch jederzeit für mich
zum Gegenstande werden.
Wir wollen hier aber gleich etwas genauer sein:
Das Blau ist [>4]
LTB4: nicht nur ein Gegenstand, sondern es ist ein »objektiver«
Gegenstand;
dies einfach darum, weil in ihm, wie soeben gesagt, gar nichts vom
»Bewußtsein« liegt. Es liegt darin, so kann ich auch
sagen, gar
nichts vom »Subjekt«.
Aber auch LTB4E2.1Bewußtseinserlebnisse
können Gegenstand meiner
Frage oder Überlegung sein. Dann hat mein Fragen oder Überlegen
»Subjektives« zum Gegenstande. LTB4E2.2Bewußtseinserlebnisse
sind also
subjektive Gegenstände.
Doch lassen wir einstweilen diesen Begriff des
»Gegenstandes«
und vor allem »des objektiven« Gegenstandes. Vorerst ist
eine Zweideutigkeit
zu beseitigen, die im Worte »LTB4E2.3Erlebnis«
liegt.
Dieselbe ist analog einer Zweideutigkeit, wie sie
etwa auch das
Wort »Erkenntnis« in sich schließt. Erkenntnis ist
einmal der Akt des
Erkennens, zum andern verstehen wir darunter auch das Erkannte,
die erkannte Tatsache oder den »Inhalt« der Erkenntnis,
nämlich der
»Erkenntnis« in jenem ersteren Sinne des Wortes.
So nun kann auch unter dem LTB4E2.4Erlebnis
zunächst das einzelne
LTB4e2.1Erleben verstanden
werden, oder der einzelne Fall, das einzelne
Beispiel des LTB4e2.2Erlebens;
dann aber auch das einzelne LTB4e2.3Erlebte
oder
der einzelne Inhalt des LTB4e2.4Erlebens.
Halten wir diesen Unterschied fest, dann müssen
wir sagen:
Blau kann zweifellos ein LTB4E2.5Bewußtseinserlebnis
sein im zweiten Sinne []
des Wortes, d. h. es kann bewußterweise LTB4e2.5erlebt
sein. Aber es
braucht dies nicht zu sein. Es hört darum doch, für das naive
Bewußtsein
wenigstens, nicht auf da zu sein und dasselbe Blau zu sein.
Ich weiß vielleicht, oder glaube, ein Objekt
war blau in einem Moment,
in dem es niemand sah oder vorstellte. Dann war das Blau
in diesem Momente zweifellos kein LTB4E2.6Bewußtseinserlebnis
im zweiten
Sinne des Wortes, d. h. es war nicht LTB4e2.6erlebt.
Und doch war es da,
und war eben dieses Blau.
Nehmen wir dagegen das Wort »LTB4E2.7Erlebnis«
im ersteren Sinne,
dann leuchtet ein, Blau ist niemals und nirgends ein LTB4E2.8Bewußtseinserlebnis,
d. h. so gewiß Blau LTB4e2.7erlebt
werden kann, so gewiß ist es?
niemals zugleich das LTB4e2.8Erleben
desselben?
oder überhaupt ein LTB4e2.9Erleben,
sondern das LTB4e2.10erlebte Blauist
eine Sache, das LTB4e2.11Erleben
desselben?
ist
eine andere Sache.
Das LTB4e2.12Erleben
des Blau ist entweder Empfinden oder bloßes [>5]
LTB5: Ich kann das Blau einmal in der Weise LTB5e2.1erleben,
daß ich es empfinde, zum andern so, daß ich es nur vorstelle.
Nun,
niemand zweifelt, daß »Blau« weder der Name ist für
ein Empfinden
noch auch der Name für ein Vorstellen. Daß ein Blau irgendwo
in der Welt vorgefunden wird, dies heißt nicht, daß da
ein Empfinden
oder Vorstellen vorgefunden wird.
Statt zu sagen, daß ich das Blau in der
Weise, die den Namen
»Empfindung«, oder in derjenigen, die den Namen »Vorstellung«
trägt, LTB5e2.2erlebe,
kann ich aber auch sagen: Ich habe den Empfindungs- bezw.
Vorstellungsinhalt »Blau« oder, wenn wir beides in eines
zusammenfassen:
Ich habe den Bewußtseinsinhalt »Blau«.
Dann gewinnen wir für den Gegensatz des LTB5e2.3Erlebens
und des LTB5e2.4Erlebten
andere Namen. Es ist dann zu unterscheiden der »Inhalt«
Blau und das »Haben» dieses Inhaltes. Dabei ist das »Haben»
des
Inhalts nichts anderes als das Erlebnis
im Sinne des LTB5e2.5Erlebens,
der
Inhalt nichts anderes, als das Erlebnis
im Sinne des LTB5e2.6Erlebten.
In welchem Sinne nun nehmen wir das Wort »Bewußtseinserlebnis«,
wenn wir sagen, die Psychologie habe Bewußtseinserlebnisse
zum
Gegenstand? Es wäre unrichtig, zu sagen, sie habe irgendwie das
»Blau
selbst« zum Gegenstand. Dies heisst aber nicht, daß das
Blau überhaupt
sie nichts kümmert, sondern es ist damit nur gesagt, daß
sie
sich damit einzig beschäftigt, sofern es LTB5e2.7erlebt
wird
oder Inhalt eines
LTB5e2.8Erlebens ist.
Mit anderen Wendungen, sie beschäftigt sich nicht
mit dem Empfindbaren und Vorstellbaren, auch nicht mit dem
Empfundenen oder Vorgestellten, abgesehen davon, daß es empfunden
oder vorgestellt ist, sondern mit den Empfindungs- und Vorstellungsin-
halten als solchen, d. h. sofern sie eben empfundene oder vorgestellte
Inhalte sind.
Das Inhaltsein aber ist das LTB5e2.9Erlebtwerden;
das Wort »Inhalt«
schließt das LTB5e2.10Erlebtsein
oder schließt mein LTB5e2.11Erleben
in sich. Indem
ich mich also mit dem Inhalte als solchem wissenschaftlich beschäftige,
beschäftige ich mich implizite auch mit dem LTB5e2.12Erleben
desselben.
Dies hindert doch nicht, daß in diesem LTB5e2.13Erleben
die zwei Seiten unterschieden
werden können, nämlich einmal das LTB5e2.14Erleben
des Inhaltes
und zum anderen der Inhalt des LTB5e2.15Erlebens.
Und ich kann die beiden
Seiten in meiner Betrachtung scheiden. Ich kann mein Interesse
richten das eine Mal auf den Inhalt, der LTB5e2.16erlebt
wird, zum anderen [>6]"
LTB6: "auf das LTB6e2.1Erleben dieses
Inhaltes. Wir könnten diese beiden Seiten
auch unterscheiden als die objektive und die subjektive Seite der
Inhalte der Empfindung und Vorstellung.
Immerhin ist diese Unterscheidung nur eine solche
im abstrahierenden
Denken. Im »Inhalte« liegt implizite immer das LTB6e2.2Erleben
desselben,
da das Inhaltsein eben mein LTB6e2.3Erleben
des Inhaltes ist.
Es sind aber, wenn ich Inhalte der Empfindung oder
Vorstellung
habe oder LTB6e2.4erlebe,
nicht nur diese Inhalte, sondern es ist auch das
LTB6e2.5Erleben derselben
wiederum erlebt. Und auch dies LTB6e2.6Erleben
ist
— wie überhaupt alles LTB6e2.7Erleben,
um das es sich in dieser psychologischen
Untersuchung handelt, — bewußtes LTB6e2.8Erleben.
LTB6e2.9Erlebe
ich aber einen
Inhalt bewußterweise, so ist auch das LTB6e2.10Erleben
im Bewußtsein; es
ist also gleichfalls bewußterweise LTB6e2.11erlebt.
LTB6e2.12Erlebe
ich einen Empfindungs oder
Vorstellungsinhalt, so ist auch dies, daß ich ihn LTB6e2.13erlebe,
von
mir LTB6e2.14erlebt.
So ist, wenn ich das Blau vorstelle, nicht nur das Blau
in meinem Bewußtsein, sondern auch das Vorstellen desselben,
oder,
nicht nur das Blau ist LTB6e2.15erlebt,
sondern auch das LTB6e2.16Erleben
desselben.
Dies ist gewiß eine sonderbare Sache. Aber diese Sonderbarkeit
haftet nun einmal den Bewußtseinserlebnissen an, vielmehr sie
macht
dieselben zu »Bewußtseinserlebnissen«.
Gesetzt nun, wir bezeichneten alles, was bewußterweise
LTB6e2.17erlebt
wird,
als Inhalt, nämlich als Inhalt des LTB6e2.18Erlebens,
so müßten wir nach
obigem auch das LTB6e2.19Erleben
der Bewußtseinsinhalte wiederum als Bewußtseinsinhalt
bezeichnen. Und in diesem Falle könnte gesagt
werden, die Psychologie habe es allgemein mit »Bewußtseinsinhalten
und nur mit solchen« zu tun.
Indessen diesen Sprachgebrauch wollen wir uns hier
nicht aneignen,
sondern wir wollen unterscheiden, was verschieden ist, d. h. wir
wollen die zwei Arten des LTB6e2.20Erlebtseins
auseinanderhalten. Zunächst
sind die Empfindungs- und Vorstellungsinhalte »LTB6e2.21erlebt«.
Und, indem
diese LTB6e2.22erlebt werden,
ist zugleich das Erleben derselben, das Empfinden
und Vorstellen, mit LTB6e2.23erlebt.
Aber bei diesem mit den Inhalten zugleich LTB6e2.24erlebten
Empfinden
und Vorstellen besteht nun nicht wiederum der Unterschied oder
Gegensatz zwischen dem LTB6e2.25Erlebten
und dem LTB6e2.26Erleben
desselben. Das
Empfinden und Vorstellen wird also nicht ebenso »LTB6e2.27erlebt«,
wie
die Inhalte des Empfindens und Vorstellens LTB6e2.28erlebt
werden." [>7]
LTB7: "Dies sagen wir genauer so: Das LTB7e2.1Erlebtwerdendes
Empfindungsinhaltes
ist nicht einfaches Dasein desselben im Bewußtsein, sondern
es ist Dasein desselben als Inhalt eines LTB7e2.2Erlebens.
Das Erlebtwerden
dieses LTB7e2.3Erlebens
dagegen ist einfaches Dasein oder Stattfinden, nämlich
bewußtes Dasein oder Stattfinden, oder Dasein oder Stattfinden
im
Bewußtsein.
Während dort, beim LTB7e2.4Erleben
der Empfindungs- und Vorstellungsinhalte,
zwei Momente, nämlich diejenigen, die ich bezw.
als Inhalt und als LTB7e2.5Erleben
des Inhaltes unterschied, einander gegenüberstehen,
ist in diesem zweiten Falle von einem solchen einander Gegenüberstehen
keine Rede mehr, sondern das LTB7e2.6Erlebte
und das LTB7e2.7Erleben fällt
in
eines zusammen. Das LTB7e2.8Erlebte
ist
selbst das LTB7e2.9Erleben
und umgekehrt. Es
findet nicht mehr jener Gegensatz statt zwischen einer subjektiven
und objektiven Seite, sondern die Sache hat nur eine Seite, die
subjektiv ist und objektiv zugleich. Das LTB7e2.10Erleben
ist subjektiv als
das LTB7e2.11Erleben,
und es ist objektiv, sofern sein Dasein zugleich ein
LTB7e2.11Erlebtsein ist.
Damit ist aufs neue jene Sonderbarkeit bezeichnet,
von der ich sagte, sie hafte nun einmal dem Bewußtsein an.
Und nun werden wir sagen dürfen, die Psychologie
hat es zu
tun mit dem Bewußtsein und den LTB7E2.1Bewußtseinserlebnissen,
aber mit
dem Zusatz, daß sie dabei die beiden Momente wohl unterscheidet,
nämlich einmal das bewußte LTB7e2.13Erleben,
das, als bewußtes, zugleich
LTB7e2.14erlebt ist,
und zum anderen die Inhalte dieses LTB7e2.15Erlebens.
Zugleich
ist sie sich bewußt, daß sie auch mit diesen zu tun hat,
nur so fern
sie LTB7e2.16erlebt werden.
Im übrigen ist mit dem Obigen zugleich genügend
deutlich
zu verstehen gegeben, was ich unter dem »LTB7e2.17Erleben«
und was ich
unter dem »Empfinden« und »Vorstellen« in diesem
Zusammenhange
einzig verstehe. Nicht etwa einen dem Bewußtsein jenseitigen
Prozeß,
durch welchen es geschieht oder geschehen mag, daß ich einen
Empfindungs- oder Vorstellungsinhalt habe, sondern einzig von diesem
Haben, oder diesem Dasein des Inhaltes als Inhalt des Bewußtseins.
Vielleicht haben diejenigen recht, die das Dasein eines Empfindungs-
oder Vorstellungsinhaltes im Bewußtsein, oder mein bewußtes
Haben desselben, auf einen realen »Vorgang« in einer realen
»Seele« zurückführen, oder die diesem Dasein
einen solchen realen
Vorgang denkend zu Grunde legen, und meinen, dies tun zu müssen.
[>8]
Hier habe ich nach der detaillierter Erfassung, Markierung und Auswertung von 109 Fundstellen abgebrochen, weil ich nicht mehr damit rechnete, dass Lipps die offenen Fragen noch aufklärt und weil abzusehen war, dass das Kapitel 1 für eine fundierte Erlebnispsychologie nicht viel hergibt. |
I. Kapitel. Bewußtseinserlebnisse und Inhalte. 1-18
II. Kapitel. Das Denken und die Gegenstände. 18-33
III Kapitel. Inhalt und Gegenstand. »Wahrnehmung« und »Vorstellung«.
33-39
IV. Kapitel. Die innere Wahrnehmung und die Identität des Ich.
39-52
V. Kapitel. Das Urteil. Die Denkbarkeitsurteile. 52-64
VI Kapitel. Urteile über Gegenstände. 64-76
VII. Kapitel. Die »Forderungen« der Gegenstände 76-91
VIII. Kapitel. Erkenntnistheoretisches. 91-107
IX. Kapitel. Das qualitative oder Adäquatheitsurteil. 107-133
X. Kapitel. Streben und Tätigkeit. 133-146
XI. Kapitel. Die Tätigkeit und ihre Stufen. 146-159
XII. Kapitel. Fortsetzung. Stadien der Tätigkeit. 159-181
XIII. Kapitel. Die »körperliche« Tätigkeit. 181-187
XIV. Kapitel. Die Tätigkeit und die Gefühle. 187-196
XV. Kapitel. Vom Zusammenhang des Bewußtseinslebens. 196-203
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
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z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. |
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