Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=04.12.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 08.12.22
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
    E-Mail: sekretariat@sgipt.org  _ Zitierung  &  Copyright
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    _Intentional / Intentionalität in Husserls Phänomenologischer Psychologie_Datenschutz_Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie,
    Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Intentional / Intentionalität in Husserls
    Phänomenologischer Psychologie (1925)
    2. korrigierte Version

    Ausgewertet und kritisch kommentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Zum Geleit:
    _

    "... Nun müssen diejenigen, 
    welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, 
    etwas voneinander verstehen; 
    denn wie könnte denn,
    wenn dies nicht stattfindet,
    ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
    möglich sein? 
    Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
    und etwas, und zwar eins
    und nicht mehreres, bezeichnen;
    hat es mehrere Bedeutungen, 
    so muß man erklären, 
    in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..."

    Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5 Kap., S. 244 
    (Rowohlts Klassiker 1966)

    Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren  können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit  und  Evidenz). Begriffsbasis  Damit werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen sind keine Lösung, sondern eröffnen lediglich Begriffsverschiebebahnhöfe. Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangs- problem  praktisch-pragmatisch und andererseits das  Begriffsverschiebebahnhofsproblem  lösen.



    Husserl, Edmund (1925, 2003) Phänomenologische Psychologie. Herausgegeben und eingeleitet von Dieter Lohmar. Text nach Husserliana Band IX. Hamburg: Meiner. Kürzel: HPP

    Zusammenfassung Intentionalität mit 22 Fundstellen - von insgesamt 63 im reinen Husserltext - auf den ersten 47 Seiten der Phänomenologischen Psychologie
    Intentionalität wird in den ersten 22 Fundstellen der ersten 47 Seiten nicht definiert, nicht erklärt, geklärt oder erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder (genauen) Literaturhinweis. Husserl beruft sich nur allgemein auf Brentano und seine eigenen Logischen Untersuchungen - die ich bei Gelegenheit diesbezüglich noch gesondert untersuchen werde. Ich gehe davon aus, dass, was auf den ersten 47 Seiten nicht geklärt wird, auch weiterhin so bleibt. Nicht einmal Beispiele hält Husserl für nötig.
        Intentionalität wird als grundlegender Allsatz behauptend in den Raum gestellt. Und damit wäre ein Beweis fällig - was er als gelernter Mathematiker ja wissen sollte - oder eine Deklaration als Axiom mit Begründung, das wird aber noch nicht einmal thematisiert. Mit  wissenschaftlichem Arbeiten  hat das nichts zu tun und mit empirischer wissenschaftlicher Arbeit erst recht nicht. In meiner weiteren Bearbeitung und Auswertung der Fundstellen zu Erleben und Erlebnis in den Ideen zu einer reinen Phänomenologie, ist mir ein Widerspruch zum Brentano-Husserl-Dogma der Intentionalität aufgefallen. Husserl führt dort S.65 nämlich aus:
     

      "Unter Erlebnissen im weitesten Sinne verstehen wir alles und jedes im Erlebnisstrom Vorfindliche; also nicht nur die  intentionalen Erlebnisse, die aktuellen und potentiellen cogitationes, dieselben in ihrer vollen Konkretion genommen; sondern was irgend an reellen Momenten in diesem Strom und seinen konkreten Teilen vorfindlich ist."


    Grundlegende Probleme mit Husserls Fundamentalansatz - trotz m.E. vieler fruchtbarer Anregungen für die Psychologie - ergeben sich aus seiner Ablehnung empirischer Psychologie, z.B. S. 40:
     

      "  ...  Zum ersten Mal
          wurde hier evident, daß eine Theorie der Vernunft, als eines
          Systems in der denkenden Subjektivität sich vollziehender Ver-
          nunftleistungen, nimmer zustande gebracht werden kann durch
      23 vage, sachferne apriorische und empirische Diskussionen, wie
          das bisher üblich war, auch nicht durch eine bloß empirisch de-
          skriptive Psychologie auf dem Grunde innerer Erfahrung; viel-
          mehr evident wurde, daß an Stelle der empirischen Psychologie
          treten muß eine neuartige, rein apriorische und doch zugleich
      30 deskriptive Wissenschaft vom Psychischen, nämlich eine Wis-
          senschaft, die in unbedingter und eingesehener (direkt erschau-
          ter) Notwendigkeit es verständlich macht, wie psychisches Leben
          und speziell erkennendes in sich selbst und gemäß seiner aprio-
          rischen Wesensart HPP40.17intentionale Leistungen vollzieht und im be-
      35 sonderen die Leistung des Typus idealer Gültigkeit, die da
          wahres Sein und Wahrheit heißt""


      Selbst wenn man diesen - m.E. völlig absurden - Ansatz als Ziel- und Arbeitshypothese einer rein apriorischen Psychologie stehen lässt, müssen doch die Begriffe definiert, erklärt, wenigstens nachvollzieh- und prüfbar beschrieben und formuliert werden [Zum Geleit]. "Direkt erschauen" ist keine wissenschaftliche Methode, auch nicht in der Logik und der Mathematik, allenfalls in der Mystik.

        Belegkürzel zu den ersten 22 Fundstellen "intentional..." S. 6 bis 47. Zunächst Kurzzitate der Fundstellen:

    1. blind gegen alle Wesensformen des Spezifischen der Geistigkeit als einer HPP6.1intentional
    2. Entdeckung der HPP31.2Intentionalität als Grundcharakter des Psychischen.>
    3. mit dem Worte  HPP31.3I n t e n t i o n a l i t ä t . Zum ersten Male war
    4. Man konnte sich nicht der Erkenntnis entziehen, daß HPP31.4Intentionalität
    5. Schon in der Scholastik war die HPP32.5Intentionalität gesehen wor-
    6. sich und für sich seienden, und bloß HPP32.6intentionalen Gegenständen,
    7. feststellte, daß die HPP32.7Intentionalität der deskriptiv zu erfassende
    8. HPP32.8Intentionalität. Aber solche scheinbar geringen Wendungen
    9. nderes sei als die deskriptive Wissenschaft von der HPP33.9Intentionalität,
    10. 10 innerer Erfahrungsforschung zu behandeln, wie HPP33.10intentionale
    11. über hinwegsehen konnten, daß HPP33.11Intentionalität die Grundeigen-
    12. Einmal ) klar gesehen, mußte die HPP33.12Intentionalität ein psycho-
    13. bedeutende Psychologen, die deskriptiv der HPP33.13Intentionalität Rechnung tragen wollten.
    14. Bedeutung der HPP33.14Intentionalität spielt bei ihm bezeichnen-
    15. der HPP35.15Intentionalität in
    16. ter jeder HPP37.16intentionalen Innenpsychologie, jeder im echten Sinne
    17. 30 dem die Eigenart HPP39.17intentionaler Analyse,
    18. HPP39.18intentionaler Implikationen
    19. Wesensart HPP40.19intentionale Leistungen vollzieht und im be-
    20. mochten , weil sie zu keinem echten HPP42.20Intentionalanalysen durch-
    21. subjektive Leben in allen Gestalten seiner HPP43.21Intentionalität er-
    22. 5 die HPP47.22Intentionalitat. ..."


        Ende der Fundstellenkürzel-Belege zur Zusammenfassung



    Die Fundstellen im Kontext

    HPP6: "... Ja diese Skepsis wendet sich in ihrer späteren gereifteren
        Gestalt schon gegen die methodische Art, psychische Tatsachen
        als psychologische festzustellen, was heißt: Erfahrungstatsachen
        nicht nur als Tatsachen ohnehin sichtlich zu machen, sondern
    5 in expliziter innerer Erfahrung auseinanderzulegen, daraufhin
        sie unter Begriffe zu bringen, die die strukturelle Wesensart
        dieser Tatsachen als psychischer zum Ausdruck bringen. Und
        hier entspringt zugleich der radikalste Vorwurf. Dieser Psycho-
        logie wird vorgeworfen, daß sie geradezu blind sei gegen die
    10 eigentümliche Wesensart seelischen Lebens, blind gegen alle
        Wesensformen des Spezifischen der Geistigkeit als einer HPP6.1inten-
        tional sich betätigenden und geistige Gebilde, aber auch geistige
        Gemeinschaft konstituierenden Subjektivität. Darum sei sie
        ganz unfähig, das zustande zu bringen, was überall sogenannte
    15 exakte und erklärende Wissenschaft zu leisten hat; denn alle
        Erklärung ist Erkenntnis aus Wesensbegriffen und am Leitfaden
        der in ihnen gründenden Wesensnotwendigkeiten."

    HPP31: "         <d) Brentano als Wegbereiter
                    für die Forschung in innerer Erfahrung—
                                   Entdeckung der
        HPP31.2Intentionalität als Grundcharakter des Psychischen.>

            Reformversuche vor allem der Logik und Erkenntnistheorie
        und ebenso der Ethik und Ästhetik waren an der Tagesordnung.
        An ihnen beteiligte sich in seiner Weise B r e n t a n o , und
        energisch trat er, vor allem in seinen Wiener Vorlesungen, dafür
    5 ein, daß alle gesunde Reform hier zurückführe auf eine rein
        deskriptive Analyse der logischen und aller sonstigen Bewußt
        seinsgegebenheiten in innerer Erfahrung, zuletzt innerer Wahr-
        nehmung. Und von da aus forderte er für die Psychologie über-
        haupt, der alle solche Analysen einzuordnen seien, eine allen
    10 erklärenden Theorien zugrunde zu legende rein deskriptive
        Psychologie, die er später auch Psychognosie nannte.
        So heftig Brentano in seiner Zeit bekämpft wurde, er hat in
        dieser Hinsicht, und nicht nur für Deutschland, sondern auch
        für England und so überhaupt international außerordentlich
    15 starke Impulse gegeben. Besonders bedeutsam war ein, selbst
        schon aus der Innenschau geschöpfter, allgemeiner Gesichtspunkt
        für alle psychologischen Deskriptionen: wir bezeichnen ihn heute
        mit dem Worte  HPP31.3I n t e n t i o n a l i t ä t . Zum ersten Male war
        damit das Grundwesen alles psychischen Lebens, das Bewußt-
    20 sein als Bewußthaben von etwas, in den Brennpunkt gestellt,
        und zwar als der allgemeinste, aus der Evidenz der inneren Er-
        fahrung direkt zu schöpfende Wesenscharakter psychischen
        Lebens deskriptiv herausgestellt worden.
            Man konnte sich nicht der Erkenntnis entziehen, daß HPP31.4Intenti-
    25 onalität eine Grundeigenschaft des psychischen Lebens sei, die
        vor allen Theorien ganz unmittelbar und evident gegeben sei.
        Wenn ich ein Haus wahrnehme, so ist, werde ich mir zunächst
        vielleicht sagen, was hier vorliegt, das Haus draußen, und in mir
        ein psychisches Erlebnis des Wahrnehmens, etwa ein Wahr-
    30 nehmungsbild als entfernte Wirkung des Hauses selbst auf
        meine psychophysische Subjektivität. Aber wie immer es mit
        dieser kausalen Beziehung stehen mag und ob gegen sie etwas zu
        sagen <ist> , ist es doch evident zu machen, daß im Wahrnehmungs-
        erlebnis selbst eine Bewußtseinsbeziehung liegt, und zwar auf [>32]
        das in ihm selbst wahrgenommene Haus. Es kann sein, daß ich
        späterhin rechtmäßig zur Überzeugung komme, daß ich einer
        Illusion zum Opfer gefallen bin. Aber vorher hatte ich doch rein
        das Bewußtsein „dort-seiendes-Haus", deskriptiv ist gar nichts
    5 unterschieden von einem sonstigen Wahrnehmen. Von einer
        äußerlich-innerlichen psychophysischen Kausalität ist natür-
        lich keine Rede, wenn das Haus eine bloße Halluzination ist.
        Aber es ist klar, das momentane Erleben an sich selbst ist nicht
        nur überhaupt ein subjektives Erleben, sondern eben Wahr-
    10 nehmen v o n diesem Haus. Also deskriptiv gehört zum Er-
        leben die Objekt-Beziehung, ob nun das Objekt wirklich existiert
        oder nicht. Ebenso ist, wenn ich mir einen Zentauren fingiere,
        das Erleben der Fiktion selbst Phantasie von dem und dem Zen-
        tauren; in dem Erleben, das wir Erinnerung nennen, liegt ebenso
    15 selbst die Beziehung auf Vergangenes, im Lieben selbst die Be-
        ziehung auf das Geliebte, im Hassen auf das Gehaßte, im Wollen
        auf das Gewollte usw.
            Schon in der Scholastik war die HPP32.5Intentionalität gesehen wor-
        den; es war zwischen wahrhaft wirklichen Gegenständen, als an
    20 sich und für sich seienden, und bloß HPP32.6intentionalen Gegenständen,
        als innerhalb des Vermeinens vermeinten, innerhalb des Erfahrens
        erfahrenen, innerhalb des Urteilens geurteilten, unter-
        schieden worden. Darin lag, daß das psychische Leben als Be-
        wußtsein in sich die Eigenheit hat, sich auf Gegenständlichkeit
    25 zu beziehen. Es ist aber grundverkehrt zu sagen, daß  B r e n -
        t a n o  eine alte scholastische Lehre nur wiederentdeckt habe;
        seine große Entdeckung und seine wahre Originalität bestehen
        darin, daß er — geleitet von der Idee einer deskriptiven Psycho-
        logie, die er noch, naturalistisch eingestellt, als Untergrund
    30 einer in naturwissenschaftlicher Art erklärenden Psychologie
        dachte — nach einem deskriptiven Prinzip der Scheidung zwi-
        schen Physischem und Psychischem suchte und dabei als erster
        feststellte, daß die HPP32.7Intentionalität der deskriptiv zu erfassende
        Wesenscharakter des spezifisch Psychischen sei. Scheinbar ist
    35 das eine geringe Wendung der scholastischen Lehre von der
        HPP32.8Intentionalität. Aber solche scheinbar geringen Wendungen
        machen Geschichte und entscheiden das Schicksal der Wissen-
        schaft. Es war die folgenreiche und nun selbstverständliche
        Konsequenz dieser deskriptiven Grundfeststellung, daß die [>33]
        Psychologie zunächst anheben müsse als eine rein deskriptive
        Wissenschaft vom psychischen Leben und daß sie so begrenzt
        nichts anderes sei als die deskriptive Wissenschaft von der HPP33.9Inten-
        tionalität, von den mannigfaltigen Gestaltungen des Bewußt-
    5    seins als Bewußtsein von etwas, mit allen an ihm in innerer
        Anschauung unterscheidbaren Gehalten.
        Freilich war diese Lehre, trotz ihrer evidenten deskriptiven
        Verwurzelung im Seelenleben mit größten Schwierigkeiten und
        Dunkelheiten behaftet: wie Bewußtes als solches in konkreter
    10 innerer Erfahrungsforschung zu behandeln, wie HPP33.10intentionale
        „Analyse" durchzuführen, welche Art Allgemeinheit in dieser
        Sphäre möglich und anzustreben sei und wie von hier aus Psy-
        chologie als Tatsachenwissenschaft eines psychophysisch realen
        Seelenlebens zu begründen sei, das alles war im Dunkeln. So
    15 reagierte die herrschende Psychologie im ganzen ablehnend.
        Trotzdem konnte man sich den B r e n t a n oschen Impulsen
        nicht ganz entziehen. Es gab doch vorurteilsfreie Forscher, die
        nun nicht mehr, nach der B r e n t a n oschen Aufweisung, dar-
        über hinwegsehen konnten, daß HPP33.11Intentionalität die Grundeigen-
    20 schaft des psychischen Lebens sei, als das vor allen Theorien in
        ganz unmittelbarer innerer Erfahrungsevidenz Gegebene.
            Einmal ) klar gesehen, mußte die HPP33.12Intentionalität ein psycho-
        logisches Thema, nämlich das psychologische Zentralthema sein.
        So finden wir schon seit den 70er Jahren in und später außerhalb
    25 Deutschlands bedeutende Psychologen, die deskriptiv der HPP33.13In -
        tentionalität Rechnung tragen wollten. Zugleich fand die all-
        gemeinere Forderung einer deskriptiven Psychologie als psycho-
        logischer Fundamentaldisziplin verschiedene Fürsprecher.  D i 1-
        t h e y  scheint darin nicht von  B r e n t a n o  bestimmt ge-
    30 wesen zu sein. Vielmehr dürfte er ganz von selbst und zwar von
        seiner geisteswissenschaftlichen Interessensphäre geleitet zur
        Forderung einer reinen Beschreibung gekommen sein. Die zen-
        trale Bedeutung der HPP33.14Intentionalität spielt bei ihm bezeichnen-
        derweise keine Rolle.
    35 Dagegen sind die „Logischen Untersuchungen" eine volle
        Auswirkung B r e n t a n oscher Anregungen, wie das selbst-
        verständlich ist, da ich unmittelbarer Schüler B r e n t a n o s ..."

    HPP35: "             <e) Die Fortentwicklung des Gedankens
                                         der HPP35.15Intentionalität in
                                  den „Logischen Untersuchungen".
                          Der Leistungscharakter des Bewußtseins.
                                          Übergang von einer
                                            rein deskriptiven
                                 Psychologie zu einer apriorischen
                                            (eidetisch-intuitiven)
                    Psychologie und ihre Bedeutung für die Erkenntnistheorie.>

    HPP37: "Damit ist auch bezeichnet, was den radikal Charak-
    ter jeder HPP37.16intentionalen Innenpsychologie, jeder im echten Sinne
    beschreibend-zergliedernden ausmacht - fremdartig gegenüber
    all der experimentellen und psychophysischen und sonstigen
    Außenpsychologie, die nur den  induktiven Außenbereich des
    objektivierenden seelischen Seins umspannt.

    HPP39: "... Diese aprio-
        rische (eidetisch-intuitive) Psychologie war erst möglich, nach-
    30 dem die Eigenart HPP39.17intentionaler Analyse, HPP39.18intentionaler Implika-
        tionen konkret herausgestellt und in Stücken durchgeführt war; ...."

    HPP40: "... Zum ersten Mal
        wurde hier evident, daß eine Theorie der Vernunft, als eines
        Systems in der denkenden Subjektivität sich vollziehender Ver-
        nunftleistungen, nimmer zustande gebracht werden kann durch
    23 vage, sachferne apriorische und empirische Diskussionen, wie
        das bisher üblich war, auch nicht durch eine bloß empirisch de-
        skriptive Psychologie auf dem Grunde innerer Erfahrung; viel-
        mehr evident wurde, daß an Stelle der empirischen Psychologie
        treten muß eine neuartige, rein apriorische und doch zugleich
    30 deskriptive Wissenschaft vom Psychischen, nämlich eine Wis-
        senschaft, die in unbedingter und eingesehener (direkt erschau-
        ter) Notwendigkeit es verständlich macht, wie psychisches Leben
        und speziell erkennendes in sich selbst und gemäß seiner aprio-
        rischen Wesensart HPP40.19intentionale Leistungen vollzieht und im be-
    35 sonderen die Leistung des Typus idealer Gültigkeit, die da
        wahres Sein und Wahrheit heißt"

    HPP42: "... Dazu kommt,
    daß die unterbauenden deskriptiven und oder psychogenetischen
    Untersuchungen notwendig ergebnislos waren, nämlich zu einem
    Verständnis des Logischen und Ethischen nicht zu führen ver-
    mochten , weil sie zu keinem echten HPP42.20Intentionalanalysen durch-
    zudringen vermochten. Wären sie das, so hätte auch das echte
    psychologische Apriori sich leicht aufdrängen müssen, wozu ja
    eben die dann selbstverständliche Rückbeziehung auf das Kon-
    stitutive Anregung bot."

    HPP43: "Was sich im dringenden und schon von der for-
    malen Universalitat der mathesis universalis erweckenten Bedürfnis
    und universeller Erweiterung von den Lohischen Untersuchun-
    gen aus darbieten musste, war die Erweiterung der apriorischen
    und formalen Logik und Mathematik zur Idee eines Gesamt-
    systems apriorischer Wissenschaften für jede erdenkliche Kata-
    gorie von objektiven Gegenständen, also zuhöchst die Forderung
    lad»10 eines universalen Apriori möglicher Welten überhaupt neben
    dem der formalen Mathematik, andererseits und korrelativ
    die Erweiterung der rein apriorischen Betrachtung des nur for-
    male Allgemeinheiten berücksichtigenden erkennenden Bewußt-
    seins und das inhaltlich bestimmtere erkennende Bewußtsein,
    15 bezogen auf jede besondere Kategorie vom Gegenständlichkeiten
    überhaupt; und schließlich mußte von da aus apriorisch
    reine Bewußtseinslehre in voller Universailität erwachsen, die
    auch jederlei wertendes, strebendes, wollendes und so überhaupt
    Bewußsein jeden Typus umspannte, also das ganze konkrete
    subjektive Leben in allen Gestalten seiner HPP43.21Intentionalität er-
    faßte und die Totalitätsprobleme der Welt und
    der Einheit der Bewußtseinssubjektivität, der einzelpersonalen
    und vergesellschafteten eröffnet."

    HPP47: "3. Ferner, durch solches Verfahren wird der allgemeinste
        Wesenscharakter psychischen Seins und Lebens herausgestellt.
    5 die HPP47.22Intentionalitat. ..."

    Ende der Funstellendoku der ersten 47 Seiten.
     



    Literatur (Auswahl)
     
    • Husserl, Edmund (1925, 2003) Phänomenologische Psychologie. Herausgegeben und eingeleitet von Dieter Lohmar. Text nach Husserliana Band IX. Hamburg: Meiner. Kürzel: HPP
    • Husserl, Edmund (1913, 1971, 1976, 1992)  Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie.




    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___
    Wahrnehmen in der Phänomenologie
      Lohmar (Einleitung IX): Was heißt es, ein Ding wahrzunehmen?
          "Um die Fragerichtung der Phänomenologie zu
      charakterisieren, betrachten wir ein Beispiel: Was heißt es, ein Ding
      wahrzunehmen? Das, was sich meinen Sinnen darbietet, ist auf verschiedene
      Sinnesfelder verteilt, die kaum eine einsichtige Verbindung
      untereinander aufweisen. So muß von unserem Bewußtsein
      eine Verbindung von visuell zweidimensional gegebenen Dingen
      mit taktil dreidimensionalen gegebenen Dingen hergestellt werden.
      Bei der synthetischen Vermittlung beider Erfahrungsbereiche spielen
      weiter die Körperempfindungen eine wichtige Rolle, die mir
      meine Sinnesorgane bei der Wahrnehmung bieten, z. B. das Akkomodieren
      der Augenlinse (Scharfstellen), das mir zusätzliche Informationen
      über die Entfernung gibt, meine Empfindungen eigener
      Leibesbewegungen (Kinästhesen) usw. Reale räumliche Dinge
      geben sich in ineinander überfließenden Perspektiven, die immer
      anderes und dies auch immer anders geben. Hier zeigt sich die bodenlose
      Tiefe der einfachsten Begriffe, von denen die Geistes- und
      Naturwissenschaften ausgehen, als seien sie das bestbekannte und
      zuverlässigste Fundament."

     


    Querverweise
    Standort: Intentional / Intentionalität in Husserls Phänomenologischer Psychologie.
    *
    Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
    Zur  Methode der Fundstellen-Textanalyse.  * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Inhaltsverzeichnis site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Intentional/ Intentionalität in Husserls Phänomenologischer Psychologie (1925) IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/IntHusPP.htm

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    korrigiert: 06.12.2022 irs Rechtschreibhprüfung und gelesen





    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    08.12.22    Hinweis auf den Widerspruch zum Brentano-Husserl-Dogma der Intentionalität in den Ideen zu einer reinen Phänomenologie. Korrektur der Indices-Zählungen.
    06.12.22    irs Rechtschreibhprüfung und gelesen * 2. korrigierte und ergänzte Version
    04.12.22    angelegt, ausgewertet und ins Netz gestellt (noch nicht Korrektur gelesen)