(rs, irs 15.12.1998)
Gestern hatte die KVB Bezirk Mittelfranken eingeladen und informierte ueber die Umsetzung des PsychThG und die Zulassung. Es ging teilweise hoch her. Ca. 230 PsychotherapeutInnen hatten sich eingeschrieben. Formale Freundlichkeit und Beflissenheit der KV-Funktionaere, konnten nicht darueber hinwegtaeuschen, dass die KVB alles versucht, moeglichst wenig KostenerstattlerInnen zuzulassen. Einerseits, so hiess es, wolle man die alten Querelen vergessen und den KostenerstattlerInnen die Hand reichen, andererseits scheute man sich nicht, neue Huerden und Schikanen bekannt zu geben, so dass die KollegInnen ob dieses Widerspruchs teilweise sprach- und fassungslos waren und das Blut zur Wallung brachte.
Gerhard Fischl vom BDP wandte sich entschieden gegen die neuen Nadelöhre und gegen die durch das Gesetz nicht abgedeckten restriktiven Interpretationen der KVB.
Als die groesste grundgesetzwidrige Perfidie geisselten Gerhard Fischl und mehrere andere RednerInnen die Forderungen, Nachweise zu erbringen, die im Nachweiszeitraum weitgehend verunmoeglicht wurden. Er brandmarkte das Verfahren der KVen, sogar ihren aerztlichen Mitgliedern gedroht zu haben, Notwendigkeitsbescheinigungen / Befuerwortungen auszustellen, um die Kostenerstattungsalternative auszuhungern und unter KV-Kuratel zu bringen.
Die neuesten Huerden und Schikanen sind:
(1) Am 14.12.1998 - einem Zeitpunkt, zu dem viele ihre Antraege schon eingereicht haben, eine gute Woche vor dem praktischen Endtermin - gibt die KVB Bezirk Mittelfranken auf ihrer Veranstaltung bekannt, dass ausfuehrliche inhaltliche Falldokumentationen (60, 30) - u. a. Verlaufsdarstellungen - erwartet werden, was allerdings dem Antrag, den die KVB verschickte, nicht zu entnehmen ist.
Diese Forderung ist sachlich nicht nachvollziehbar. Der Hauptsinn der Falldokumentation ist 1. der Existenznachweis, dass eine Behandlung stattfand und 2. dass Krankenbehandlung stattfand. Wer dies nachweist, hat inhaltlich natuerlich keinerlei Probleme, ausfuehrlicher zu dokumentieren, gibt es doch eine Akte, in die man schauen kann. Eine ausfuehrlichere Dokumentation ist daher auch unnoetig und reine Schikane, um die KostenerstattlerInnen zu entnerven. Wir halten dieses Ansinnen auch im Hinblick auf die Schweigepflicht und den Datenschutz fuer rechtlich fragwuerdig.
(2) Als besitzstandsrelevant sollen mindestens 250 -50-Minuten Stunden (bei 60 Minuten waeren es dann 208 Stunden) in einem 6-12 Monate Zeitraum in der Zeit vom 25.6.1994 bis 24.6.1997 nachgewiesen werden. Gerhard Fischl vom BDP und andere RednerInnen wiesen darauf hin, dass dies 1. vom Gesetz gar nicht gedeckt ist und 2. vielfach gar nicht moeglich war, weil die Politik der KVen ja gerade darauf abzielte, Kostenerstattung zu verunmoeglichen. Es werden also Nachweise verlangt, die man weitgehend verunmoeglichte. Diese Perfidie brachte das Blut vieler KostenerstattlerInnen deutlich zum Wallen. Gerhard Fischl vom BDP kuendigte fuer den Fall, falls die KVen diese restriktiven, gesetzeswidrigen und schikanoesen Forderungen nicht lassen, an, dass zahlreiche Klagen eingereicht werden.
Gerhard Fischl vom BDP erntete fuer seinen mutigen und klaren Auftritt viel Beifall. Aber auch Mitglieder des DPTV aeusserten ihren Unmut ueber diese last-minute-Methoden.
Wir empfehlen KEINEN vorauseilenden Gehorsam. Nach unserer Rechtsauffassung kommt es bei der Falldokumentation wesentlich darauf an nachzuweisen: 1) dass behandelt wurde und 2) dass es sich um Krankenbehandlung handelte. Weitergehende Falldokumentationen sind unserer Meinung nach nicht noetig. Es waere gut, wenn sich daran die meisten hielten, sonst schaden wir uns selbst.
Und nicht vergessen KollegInnen aus der Kostenerstattung: wir haben rund 25 Jahre fuer ein PsychThG gekaempft und ohne uns KostenerstattlerInnen haette es das PsychThG niemals gegeben.
Wir haben viel ausgehalten und wir sind erprobt im Wettbewerb. Wir haben uns niemandem unterworfen und einen wirklich freien Beruf ausgeuebt. Wir lassen uns nicht so einfach ausbooten und auch nicht ins Bockshorn jagen.
Also Ruhe bewahren, keinen vorauseilenden Gehorsam, jetzt solidarisch zusammenhalten. Nichts wird so heiss gegessen wie's gekocht wird. Und Ostern kommt bestimmt.
Trotz allem - oder gerade deswegen - eine Gute Zeit wuenschen
Irmgard Rathsmann-Sponsel, SGIPT, SEPI, BDP
Rudolf Sponsel, SGIPT, SEPI, BDP
P.S. Wir haben unsere KV-Antraege gestern abgegeben und heute die Approbationsantraege versandt. Herrgott, was machen wir jetzt bloss mit unserer Zeit :-) ?