Exkurs Negative Dialektik (Adorno)
Materialeine zur Begriffsanalyse
und Untersuchungen zur Dialektik
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Zur Einführungs,
Haupt- und Verteilerseite Dialektik.
Information zu den Signierungen.
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Originalarbeit von Rudolf
Sponsel, Erlangen
_Aufgrund gelegentlicher
Ergänzungen und Korrekturen mit F5-Taste updaten empfohlen
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Exkurs Negative Dialektik (Adorno). Textstellen aus
Adornos Negative Dialektik. [s]
Wissenschaftlicher Apparat:
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Textstellen
aus Adornos Negative Dialektik.
Adorno, Theodor W. (1966) Negative Dialektik. Suhrkamp, Frankfurt aM:
Suhrkamp.
Im folgenden gebe ich die Textstellen wieder, in
denen "negative Dialektik" vorkommt:
Vorwort
"Die Formulierung Negative Dialektik
(DialNegD) verstößt
gegen die Überlieferung. Dialektik will bereits bei Platon, daß
durchs Denkmittel der Negation ein Positives sich herstelle; die Figur
einer Negation der Negation benannte das später prägnant. Das
Buch möchte (DialFSubj)
Dialektik von derlei affirmativem Wesen befreien, ohne an Bestimmtheit
etwas nachzulassen. Die Entfaltung seines paradoxen Titels ist eine seiner
Absichten. (Dialunklar)
...
Spricht man in der jüngsten ästhetischen
Debatte vom Antidrama und vom Antihelden, so könnte die Negative
Dialektik (DialNegD),
die von allen ästhetischen Themen sich fernhält, Antisystem (Dialmerkm)
heißen. ...
Die Einleitung exponiert den Begriff philosophischer
Erfahrung. Der erste Teil geht vom Stand der in Deutschland dominierenden
Ontologie aus. Über sie wird nicht von oben her geurteilt, sondern
sie wird aus dem seinerseits problematischen Bedürfnis verstanden
und immanent kritisiert Von den Ergebnissen schreitet der zweite Teil fort
zur Idee einer negativen Dialektik (DialNegD)
und ihrer Stellung zu einigen Kategorien, die sie festhält sowohl
wie qualitativ verändert. Der dritte Teil dann führt Modelle
negativer
Dialektik (DialNegD)
aus. Sie sind keine Beispiele; erläutern nicht einfach allgemeine
Erwägungen. Indem sie ins Sachhaltige geleiten, möchten sie zugleich
der inhaltlichen Intention des zunächst, aus Not, allgemein Behandelten
gerecht werden, im Gegensatz zu dem Gebrauch von Beispielen als einem an
sich Gleichgültigen, den Platon einführte und den die Philosophie
seitdem wiederholte. Während die Modelle verdeutlichen sollen, was
negative
Dialektik (DialNegD)
sei, und diese, ihrem eigenen Begriff gemäß, ins reale Bereich
hineintreiben, erörtern sie, nicht unähnlich der sogenannten
exemplarischen Methode, Schlüsselbegriffe philosophischer Disziplinen,
um in diese zentral einzugreifen. Für die Philosophie der Moral will
das eine Dialektik der Freiheit leisten; 'Weltgeist und Naturgeschichte'
für die der Geschichte; das letzte Kapitel umkreist tastend die metaphysischen
Fragen, im Sinn einer Achsendrehung der Kopernikanischen Wendung durch
kritische Selbstreflexion.
Ulrich Sonnemann arbeitet an einem Buch, das den
Titel Negative Anthropologie tragen soll. Weder er noch der Autor wußten
vorher etwas von der Übereinstimmung. Sie verweist auf einen Zwang
in der Sache.
Der Autor ist auf den Widerstand gefaßt, dem
die Negative Dialektik () sich aussetzt.
Ohne Rancune läßt er all denen, hüben und drüben,
ihre Freude, die verkünden werden, sie hätten es immer gesagt
und nun sei der Autor geständig.
Frankfurt, Sommer 1966."
S.59: "Womit negative Dialektik
(DialNegD) ihre verhärteten
Gegenstände durchdringt, ist die Möglichkeit,
um die ihre Wirklichkeit betrogen hat und die doch aus einem jeden
blickt."
S.135 Dritter Teil: Negative
Dialektik (DialNegD)
Begriff und Kategorien.
S.167: "Wo eine Kategorie - durch negative Dialektik
die der Identität und der Totalität - sich verändert, ändert
sich die Konstellation aller und damit wiederum eine jegliche. Paradigmatisch
dafür sind die Begriffe Wesen und Erscheinung."
S.272: "Negative Dialektik
(DialNegD) hält ebensowenig
inne vor der Geschlossenheit der Existenz, der festen Selbstheit des Ichs,
wie vor ihrer nicht minder verhärteten Antithesis, der Rolle, die
von der zeitgenössischen subjektiven Soziologie als universales
Heilmittel benützt wird, als letzte Bestimmung der Vergesellschaftung,
analog zur Existenz der Selbstheit bei manchen Ontologen. "
S.356: " Erheischt negative
Dialektik (DialNegD)
die Selbstreflexion des Denkens, so impliziert das handgreiflich, Denken
müsse, um wahr zu sein, heute jedenfalls, auch gegen sich selbst denken."
S.380: "Die Dialektik von Praxis verlangte auch:
Praxis, Produktion um der Produktion willen,
universales Deckbild einer falschen, abzuschaffen. Das ist der materialistische
Grund der Züge,
die in negativer Dialektik (DialNegD)
gegen den offiziellen Lehrbegriff von Materialismus rebellieren.
"
S.395: "Sagt nicht, wer vom Absoluten handelt, notwendig,
es sei das denkende Organ, das dessen mächtig sei, eben dadurch
selbst das Absolute; verginge andererseits Dialektik, im Übergang
zu einer Metaphysik, die nicht einfach der Dialektik gliche,
sich nicht gegen ihren strengen Begriff von Negativität? Dialektik,
Inbegriff negativen Wissens, möchte kein anderes neben sich haben;
noch als negative schleppt sie das Gebot der Ausschließlichkeit aus
der positiven, dem System, mit sich fort. Sie hätte nach solchem
Raisonnement nichtdialektisches Bewußtsein zu negieren als endlich
und fehlbar."
S.396: "Ohne Identitätsthese ist Dialektik
nicht das Ganze; dann aber auch keine Kardinalsünde, sie in einem
dialektischen Schritt zu verlassen. Es liegt in der Bestimmung negative
Dialektik (DialNegD),
daß sie sich nicht bei sich beruhigt, als wäre sie total; das
ist ihre Gestalt von Hoffnung."
S.407: "Geschrieben ist die Negative Dialektik
(DialNegD) von 1959 bis
1966."
"Dialektik, negative (DialDefiniendum),
von T. W. Adorno zur allgemeinen Charakterisierung seines Philosophierens
verwendeter Ausdruck, der auch als Titel seines Hauptwerkes (Negative
Dialektik (DialNegD),
Frankfurt 1966) Verwendung findet. Das Konzept einer n.n
D. (DialDefiniendum)
wird auf mehrfache Weise ausgedrückt. Es expliziert immanente philosophiehistorische
moderne (Dialunklar),
() Problemstellungen als gesellschaftsbezogenes Korrelat und intendiert
Gesellschaftskritik (DialNDaGK)
Negative Dialektik als Gesellschaftskritik, eine Deutung Blasches.
im Medium philosophisch tradierter Sprache (Dialunklar).
Die n. D.
(DialNegD) ist in erster
Linie eine begrifflich vollzogene Kritik an der Schließung der Philosophie
jeglicher Provenienz zum System (Dialmerkm),
(Dialunklar). Sie
überspringt (DialAuto)
dabei nicht naiv realistisch den sprachgebundenen Artikulationshorizont,
sondern versichert sich einer prinzipiell systemtranszendierenden unbegrifflichen
Realität als Korrektiv durch sprachliche Mittel allein. Hierin unterscheidet
sie sich von der Kunst, die begriffslose Mittel für die Fixierung
transzendierender Realität verwendet. In Adornos Habilitationsschrift
(Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen, Tübingen 1933) wird
vor allem S. Kierkegaard (neben L. Feuerbach und K. Marx, a.a.O., 119)
mit seiner >Lehre vom Existieren< als >Realismus ohne Wirklichkeit<,
die »die Identität von Denken und Sein (bestreitet), ohne doch
Sein anderswo zu erfragen als im Bereich von Denken selber<< (a.a.O.,
97), zur Zentralfigur systemkritischer Philosophie. Bereits in dieser frühen
Schrift Dialektik, negative Adornos wird das Hauptthema der n.n.
D. (DialNegD).
und die Hauptgegnerschaft gegen G. W. F. Hegels Systemschluß angeschlagen.
In der 1944 von Adorno und M. Horkheimer verfaßten »Dialektik
der Aufklärung. Philosophische Fragmente<< (Amsterdam 1947)
wird die wissenschaftskritische Position der >kritischen Theorie< (>Theorie,
kritische), wie sie von Horkheimer vor allem in seinem Aufsatz über
»Traditionelle und kritische Theorie<< (Z. f. Sozialforschung
6 [ 1937], 245-294) entwickelt wurde, zur allgemeinen Aufklärungskritik
ausgeweitet. Naive Aufklärung ist totalitär. Sie unterdrückt
in der ihr eigentümlichen instrumentalistischen (tlnstrumentalismus)
Verkürzung des Emanzipationsanspruchs ( >Emanzipation) von Vernunft
den Geltungsanspruch von Totalitäten, die sich dem Kriterium der >Berechenbarkeit
und Nützlichkeit< entziehen (a. a. 0., 16). Ihr Kriterium ist die
Machbarkeit, was die Stellung des Subjekts außerhalb der von ihr
je vorgefundenen Welt als methodischen Ausgangs oft festschreibt. Sein
Denken wird auf das berechenbar Machbare reduziert; Vorgefundenheit - und
sei es die des Denkens als eines Faktums selbst - tritt nur in dem durch
Berechenbarkeit und Nützlichkeit definierten vorgeprägten Raster
in den Blick, welches das >Inkommensurable< wegschneidet. Die Identität
von Denken und Welt (>Subjekt und Objekt<) ist nicht die der >Versöhnung<,
in der beiden Instanzen ihr Recht wird, sondern eine der >Verdinglichung<.
Zunächst nämlich macht das Denken die Welt sich gleich (>Abstraktion<
als >Liquidation<, a.a.O., 24), um sich dann in die so geordnete Welt
bruchlos erkenntnis- und lebensmäßig selbst einzufügen
(a.a.O., 38). Die n. D. (DialNegD).
befindet sich kritisch gebrochen in der Tradition der dialektischen Philosophie
(>Dialektik), und hier liegt auch ihre Nähe zu Hegel, insofern diese
Philosophie gewissermaßen per definitionem mit einem nicht-instrumentalisierten
Vernunftbegriff die totalisierenden Tendenzen der 1. Aufklärung kritisiert.
Die Dialektik zum Totalitarismus, der die Aufklärung
und die tradierte aufklärungskritische Dialektik durch ihre Schließung
zum System verfallen, entspricht der gesellschaftlich vollzogenen Reduzierung
des Menschen auf das >Äquivalent< (a.a.O., 18). Die entqualifizierte
Gleichheit des Menschen in der modernen Tauschgesellschaft ist über
den Markt vermittelt, auf dem nicht die konkreten Eigenschaften des Menschen
und seiner Produktionen zählen, sondern nur die >abstrakte< vergegenständlichte
Arbeit, die den Tauschwert definiert. Die n. D.
(DialNDaGK) als Gesellschaftskritik
wendet sich gegen die totalisierende Tendenz des 'Tauschwerts'; hier liegt
ihre Nähe zu K. Marx (>Warenfetischismus). Ihre philosophischen Kategorien
haben unmittelbar eine gesellschaftskritische Relevanz.
In der »Negativen Dialektik«
(DialNegD) unterscheidet
Adorno die idealistische Dialektik (DialIdeal),
die durch den »Vorrang des Sub[>188]jekts« definiert
ist (a. a. O., 182 ff.), von der n.n. D.
(DialMatObj), die materialistisch
objektorientiert verfahrt. Ihr Interesse geht auf das »Begriffslose«,
das dem identifizierenden Begriff sich entziehende oder entzogene Heterogene
(a. a. O., 17 f.). Ihr Ziel ist als festgehaltenes Bewußtsein des
Begriffslosen die >Entzauberung des Begriffs« (Dialunklar).
Die »Richtung der Begrifflichkeit zu ändern, sie dem Nichtidentischen
zuzukehren, ist das Scharnier n.n D.
(Dialunklar) < (a.a.O.,
22). Da sie im Unterschied zur Kunst ȟber den Begriff
durch den Begriff hinaus zu gelangen« (a. a. 0., 25) trachtet,
ist sie unhintergehbar paradox. Sie reicht an das Begriffslose niemals
heran und versucht doch, sich ihm als dem Heterogenen ohne gewaltsame Reduktion
anschmiegend gewachsen zu zeigen. So ist sie »negativ«
nur eine Aufgabe in Permanenz, kein bruchlos einlösbares Programm:
»Die Utopie der Erkenntnis wäre, das Begriffslose mit Begriffen
aufzutun, ohne es ihnen gleichzumachen« (a.a.O., 19). S.B."
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noch nicht end-korrigiert
20.11.19 Grundversion
erstmals ins Netz gestellt.
22.10.19 Vorläufiger
Abschluss, noch nicht endkorrigiert.
03.12.18 Unterbrochen
bis 5.1.19
11.10.18 Spezifikationslinks
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10.11.18 Zerlegt
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07.11.18 Vorläufiger
organisatorischer Abschluss
01.11.18 angelegt