Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=25.07.2022 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: TT.MM.JJ
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Begriffsanalyse Satz bei Wittgenstein in der Philosophischen Grammatik

    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    Editorial zur Philosophischen Grammatik
        In der Wiener Ausgabe wird bei Amazon (Abruf 25.07.22) ausgeführt:

      Mit der Publikation des fünften Bandes der WIENER AUSGABE liegt erstmals das in sich geschlossene Korpus von Bemerkungen und Betrachtungen der ersten zehn Manuskriptbände vor, die Wittgenstein mit seiner Rückkehr nach Cambridge am 2. Februar 1929 begonnen hatte.
      Im August 1931 bittet er G.E. Moore um die Beurlaubung von seinen Lehrverpflichtungen, zunächst nur für das Michaelmas Term, das Winter Trimester 1931/32, um sich ganz seiner eigenen Arbeit widmen zu können: der Zusammenfassung seiner neuen Gedanken in ein Buch. Er kehrt am 4. Oktober aus Wien nach Cambridge zurück, wo er am 5. Oktober den achten Manuskriptband beginnt. Der letzte Eintrag vom 28. November endet mitten im Satz, der dann unmittelbar im Band IX. Philosophische Grammatik. fortgesetzt wird. Über Weihnachten ist Wittgenstein wieder in Wien, wo er sich sechs Mal zu Diktaten mit Waismann trifft. Im März erkundigt er sich bei Schlick, der das Wintersemester in Kalifornien verbringt, ob dieser Waismanns Aufzeichnungen zum Dogmatismus und zur Philosophie der Mathematik erhalten habe. Während der folgenden Osterferien trifft er Waismann zehn Mal zu Diktaten. Am 19. April kehrt Wittgenstein mit dem Beginn des Easter Term nach Cambridge zurück, wo er am 23. Mai den Band IX abschließt. Den Manuskriptband X. Philosophische Grammatik. beginnt er am 27 Mai; das letzte Datum ist vom 5. Juni und findet sich auf der Seite 44, der letzte Eintrag zum Korpus der ersten zehn Manuskriptbände steht auf der Seite 60.
      Auf der folgenden Versoseite beginnt Wittgenstein einen völlig neuen Text, den er mit 1 beginnend durchgehend bis 228 paginiert, und den er nachträglich mit einer Überschrift versieht: Umarbeitung. Zweite Umarbeitung im großen Format: eine Umarbeitung des Buchprojektes Philosophische Bemerkungen, basierend auf den Manuskriptbänden I bis X. "
        In der Suhrkampausgabe wird auf der linken Umschlagseite erläutert:
      "Teil I: Satz. Sinn des Satzes
       Teil II: Über Logik und Mathematik
      Herausgegeben von Rush Rhees
      Langsam füllt sich der leere Raum, der lange Zeit zwischen dem Tractatus und den Philosophischen Untersuchungen .... klaffte und der Wittgenstein-Forschung viele Rätsel aufgab: wie verlief der Weg von der, »ersten« zur »zweiten« Philosophie Wittgensteins, von der Philosophie der idealen zu der der normalen Sprache?
      Schon die Philosophischen Bemerkungen (Schriften 2) hatten einen Nachlaßtext vorgelegt, ein 1930 entstandenes Maschinenskript, das als erster Entwurf zu dem gelten kann, was Wittgenstein wiederholt »mein Buch« nannte und erst 15 Jahre später als abgeschlossen betrachtete. 1931 notierte er: »Mein Buch könnte auch heißen: Philosophische Grammatik. Dieser Titel hätte zwar den Geruch eines Lehrbuchtitels, aber das macht ja nichts, da das Buch hinter ihm steht.« Die in den folgenden Jahren, bis 1933, geschriebenen Manuskripte tragen in der Tat diesen Titel (oder die Version Bemerkungen zur Philosophischen Grammatik«). Sie überschneiden sich in einzelnen Passagen mit den Philosophischen Bemerkungen in anderen mit dem 1933/34 diktierten Blue Book [>rechte Umschlagseite] wichtiger aber ist, daß diese Manuskripte in Methode und Argumentation von den früheren und späteren Entwürfen abweichen.
          Die beiden Teile der vorliegenden Ausgabe, die aus verschiedenen Manuskriptbänden mit zum Teil unterschiedlichen Stufen der Überarbeitung zusammengestellt wurden, könnten zunächst relativ zusammenhanglos erscheinen. Es bestehen jedoch enge innere Verbindungen. Der erste Teil behandelt vor allem die Themen »Verstehen«, »Sinn«, »Grammatische Regel und allgemeiner Satz«, der zweite Teil die Komplexe »Allgemeinheit«, »Reihe«, »Logischer Schluß« etc. Gemeinsam geben sie Auskunft über Wittgensteins Weg von der Konzeption einer Idealsprache zur Theorie der Sprachspiele und zur mathematischen Grundlagenforschung der Spätzeit. Philosophie ist die Tätigkeit, die jeder Kommunikation zugrunde liegende Grammatik zu erkennen und zu beschreiben."




    Die inaltlichen Ausführungen beginnen nach dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis S. 39 und da mit dem Thema Satz

    Zusammenfassung-Begriffsanalyse-Satz in der Philosophischen Grammatik S. 39:
    Satz ist ein  allgemein-abstrakter metasprachlicher Ausdruck  der Grammatik. Will man also wissen, was ein Satz "ist" (Was-ist-Fragen sind meistens falsch), muss man in die Grammatikbücher, z.B. hier in den Duden, schauen. Warum W. als ehemaliger Lehrer und Verfasser eines Wörterbuches, das nicht macht, bleibt dunkel und unerklärt. W. bleibt weit davon entfernt, zu klären, was ein Satz ist und damit hinter seiner im Titel enthaltenden Anforderung an eine Philosophische Grammatik.
        Kommentare zu den Fundstellen im einzelnen:

    • K-WPG39.1-2 W. fragt, ob ein sprachliches Gebilde, das Satz heißt, nicht erst dann zum Satz werden kann, wenn man ihn versteht. Die Frage ist unklar und mindestens zweideutig. Meint W. den allgemein-abstrakten metasprachlichen Ausdruck Satz oder meint er das, was irgendein Satz für einen Inhalt hat?
    • K-WPG39.3  Eine Baumgruppe sagt nichts, sie ist eine Baumgruppe und nichts sonst. Sie kann aber möglicherweise mit ihrer Anordnung oder Baumart ein Informationsträger sein, kann also Sinn enthalten oder auch eine geheime Botschaft. Warum denn nicht. Dafür sollte es aber, wenn es zu solchen Überlegungen kommt, Anhaltspunkte geben, sonst lassen sich beliebige und die absurdesten Phantasien auf eine solche Baumgruppe projizieren. Aber Baumgruppen werden niemals Sätze, ob sie der Pflanzer verstanden hat oder nicht. Eine Baumgruppe bleibt eine Baumgruppe und ein Satz bleibt ein Satz.
    • K-WPG39.4-5 W. erklärt weder, was er unter einem halben Satz noch was er unter verstehn versteht. Besteht ein Vorgang aus zwei Vorgängen, wie der Rösslsprung im Schach, so kann man natürlich von einem halben Sprung sprechen, wobei zunächst offen bliebe, ob gerade oder schief.
    • K-WPG39.6 Verstehen eines halben Satzes. Das geht natürlich nicht, so lange man nicht erklärt, was unter einem halben Satz zu verstehen ist. W. stellt hier keine sinnvolle Frage.
    • K-WPG39.7-8 Es bleibt mir unklar, was diese Trivialität (ein Halbes ist nicht das Ganze) leisten soll. Grundsätzlich spräche nichts dagegen von einem halben Rösslsprung, von denen es 6 Möglichkeiten gibt, zu sprechen: gerade nach vorne (links, rechts), gerade nach hinten (links, rechts), dann wären die jeweils halben: gerade nach vorn, gerade nach hinten, vorne links, vorne rechts, hinten links, hinten rechts.
    • K-WPG39.9-10: Satz bedeutet in der Mathematik eine bewiesene Behauptung. Versteht man die Behauptung, versteht man den bewiesenen Satz.
    Auswertung der 10 Fundstellen WPG-I, S. 39

    Kürzel des Gebrauchs

    WPG39.1 "1 Wie kann man vom »Verstehen« und »Nicht verstehen« eines WPG39.1Satzes reden;
    WPG39.2  ist es nicht erst ein WPG39.2Satz, wenn man es versteht?
    WPG39.3  WPG39.3Sätze« wird man dann die Baumgruppen nennen
    WPG39.4-5 »Fängt das Verstehen nicht erst mit dem WPG39.4Satz an, mit dem ganzen WPG39.5Satz?
    WPG39.6 Kann man einen WPG39.6halben Satz verstehn?
    WPG39.7-8 Ein halber WPG39.7Satz ist kein ganzer WPG39.8Satz.
    K-WPG39.9-10 Es ist doch seltsam, daß die Wissenschaft und die Mathematik die WPG39.9Sätze gebraucht: aber vom Verstehen dieser WPG39.10Sätze nicht spricht."
     

    Fundstellen im Kontext

    WPG39.1-2  "1 Wie kann man vom »Verstehen« und »Nicht verstehen« eines WPG39.1Satzes reden; ist es nicht erst ein WPG39.2Satz, wenn man es versteht?
     

      K-WPG39.1-2 W. fragt, ob ein sprachliches Gebilde, das Satz heißt, nicht erst dann zum Satz werden kann, wenn man ihn versteht. Die Frage ist unklar und mindestens zweideutig. Meint W. den allgemein-abstrakten metasprachlichen Ausdruck Satz oder meint er das, was irgendein Satz für einen Inhalt hat?


    WPG39.3  Hat es Sinn auf eine Baumgruppe zu zeigen und zu fragen: »Verstehst Du, was diese Baumgruppe sagt?« Im allgemeinen nicht; aber könnte man nicht mit der Anordnung von Bäumen einen Sinn ausdrücken, könnte das nicht eine Geheimsprache sein?
    WPG39.3Sätze< wird man dann die Baumgruppen nennen, die man versteht, aber auch andere, die man nicht versteht, wenn man annimmt, daß der Pflanzer sie verstanden habe.
     

      K-WPG39.3  Eine Baumgruppe sagt nichts, sie ist eine Baumgruppe und nichts sonst. Sie kann aber möglicherweise mit ihrer Anordnung oder Baumart ein Informationsträger sein, kann also Sinn enthalten oder auch eine geheime Botschaft. Warum denn nicht. Dafür sollte es aber, wenn es zu solchen Überlegungen kommt, Anhaltspunkte geben, sonst lassen sich beliebige und die absurdesten Phantasien auf eine solche Baumgruppe projizieren. Aber Baumgruppen werden niemals Sätze, ob sie der Pflanzer \g verstanden oder nicht. Eine Baumgruppe bleibt eine Baumgruppe und ein Satz bleibt ein Satz.
    WPG39.4-5 »Fängt das Verstehen nicht erst mit dem WPG39.4Satz an, mit dem ganzen WPG39.5Satz? Kann man einen WPG39.6halben Satzverstehn?  — Ein halber WPG39.7Satz ist kein ganzer WPG39.8Satz. - Aber, was die Frage meint, kann man vielleicht so verstehn: Denken wir uns der Rösslsprung im Schachspiel würde immer durch zwei Verschiebungen des Rössels ausgeführt (eine gerade, eine schief); dann könnte Einer sagen: »im Schachspiel gibt es keinen halben Rösslsprung«, und meinen: ein halber Rösslsprung verhält sich zu einem ganzen nicht wie eine halbe Semmel zu einer ganzen. Man will sagen: es ist kein Unterschied des Grades.
     
      K-WPG39.4-5 W. erklärt weder, was er unter einem halben Satz noch was er unter verstehn versteht. Besteht ein Vorgang aus zwei Vorgängen, wie der Rösslsprung im Schach, so kann man natürlich von einem halben Sprung sprechen, wobei zunächst offen bliebe, ob gerade oder schief.


    WPG39.6  Kann man einen WPG39.6halben Satz verstehn?  —
     

      K-WPG39.6 Verstehen eines halben Satzes. Das geht natürlich nicht, so lange man nicht erklärt, was unter einem halben Satz zu verstehen ist. W. stellt hier keine sinnvolle Frage.


    Ein halber WPG39.7Satz ist kein ganzer WPG39.8Satz. - Aber, was die Frage meint, kann man vielleicht so verstehn: Denken wir uns der Rösslsprung im Schachspiel würde immer durch zwei Verschiebungen des Rössels ausgeführt (eine gerade, eine schief); dann könnte Einer sagen: »im Schachspiel gibt es keinen halben Rösslsprung«, und meinen: ein halber Rösslsprung verhält sich zu einem ganzen nicht wie eine halbe Semmel zu einer ganzen. Man will sagen: es ist kein Unterschied des Grades.
     

      K-WPG39.7-8 Es bleibt mir unklar, was diese Trivialität (ein Halbes ist nicht das Ganze) leisten soll. Grundsätzlich spricht nichts dagegen von einem halben Rösslsprung, von denen es 6 Möglichkeiten gibt, zu sprechen: gerade nach vorne (links, rechts), gerade nach hinten (links, rechts), dann wären die jeweils halben: gerade nach vorn, gerade nach hinten, vorne links, vorne rechts, hinten links, hinten rechts.
    WPG39.9-10  Es ist doch seltsam, daß die Wissenschaft und die Mathematik die WPG39.9Sätze gebraucht: aber vom Verstehen dieser WPG39.10Sätze nicht spricht."
     
      K-WPG39.9-10: Satz bedeutet in der Mathematik eine bewiesene Behauptung. Versteht man die Behauptung, versteht man den bewiesenen Satz.

     



    Literatur (Auswahl)
    • Wittgenstein, Ludwig (1969) Philosophische Grammatik. Schriften 4. Frankfurt: Suhrkamp.




    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Querverweise
    Standort: Begriffsanalyse Satz in Wittgensteins Philosophischer Grammatik.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Begriffsanalyse Satz bei Wittgenstein in der Philosophischen Grammatik Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/BA_SatzWittg.htm
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