Der Mossad
Ein Ex-Agent enthüllt Aktionen und Methoden des israelischen Geheimdienstes * Israels geheimster Dienst * Fünftausend für Lotz * Wie wird man Spion? * Literaturliste Geheimdienste
Mitgeteilt von Rudolf Sponsel, Erlangen
Mossad ARD 18.10.2021, 20.15 Film von Amit
Goren
"Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad gehört zu den bekanntesten
und zugleich umstrittensten Geheimdiensten der Welt. Seine spektakulären,
nicht selten brutalen Operationen verbreiteten in den 1970er- und 1980er-Jahren
nicht nur in Europa, sondern auch im Nahen Osten oft Angst und Schrecken.
Der preisgekrönte Regisseur Amit Goren versucht mit seinem Film "Mossad"
hinter die Fassade des Geheimdienstes zu schauen. Mit exklusiven Interviews
und sorgsam recherchierten Archivbildern rekonstruiert er die Geschichte
der Organisation von seiner Gründung 1949 bis heute. ..."
Kommentar: Auch der Mossad ist ein klarer Beleg
dafür, dass Geheimdienste Verbrecherorganisationen im Auftrag ihrer
jeweiligen Regierungen sind, was nichts anderes heißt als dass auch
die Regierungsverantwortlichen als Verbrecher zu beurteilen sind. Was unterscheidet
diese Regierungen dann noch von Mafia?
Ostrowsky, Viktor (dt.1991, engl. 1990). Der Mossad. Ein Ex-Agent enthüllt Aktionen und Methoden des israelischen Geheimdienstes. Hamburg: Hoffmann & Campe und Gütersloh: Bertelsmann.
"Zum ersten Mal hat im Herbst 1990 ein ausländischer Staat versucht, gegen ein in den USA erscheinendes Buch per Einstweilige Verfügung einzuschreiten. Der Staat war Israel, und das Buch liefert einen aufregenden Insider- Bericht über den schlagkräftigsten und skandalumwittertsten Geheimdienst der Welt: den Mossad.
Vier Jahre lang arbeitete Victor Ostrovsky für den Mossad, bis er aufgrund politisch- moralischer Bedenken den Geheimdienst verließ. Detailliert beschreibt der Ex-Agent das strenge Rekrutierungs- und Auswahlverfahren, in präzisen Schilderungen erfährt der Leser genaueste Fakten über die Ausbildung und Schulung der Agenten. Den eigentlichen Sprengstoff des Buches bilden jedoch die Enthüllungen Ostrovskys über spektakuläre Aktionen aus den letzten zwanzig Jahren, die vom Mossad durchgeführt wurden - bis zum Erscheinen des Buches teilweise unerkannt. Dazu zählt »Operation Sphinx« - die Zerstörung des irakischen Atomversuchsreaktors im Juni 1981 durch israelische Kampfflugzeuge, die vom Mossad durch Spionage, Sabotageaktionen und Morde vorbereitet wurde.
Der Ex-Agent gibt zahlreiche weitere brisante Details
preis: Zum Beispiel, daß eine Spezialeinheit des Mossad bei amerikanischen
Flugzeugherstellern einbrach, umfür Israels Industrie Produktionspläne
zu besorgen - entgegen allen Beteuerungen des Geheimdienstes, in den USA
nicht tätig zu sein. Oder Informationen zu den Hintergründen
des furchtbaren Autobombenattentats in Beirut im Jahr 1983, bei dem 2,41
amerikanische Soldaten ums Leben kamen. Der Mossad hat von den Vorbereitungen
eines schweren Anschlags gewußt, diese Information jedoch nicht exakt
an US-amerikanische Stellen weitergegeben, um die arabischamerikanischen
Beziehungen zu beeinträchtigen."
Aus dem Buch geht klar hervor, daß der Staat Israel mit dem Mossad eine Mörderbande befiehlt und deckt, die im höchsten politischen Auftrag handelt - vorbei an den Justizorganen. Wodurch unterscheidet sich nun ein israelischer Premier von einem Mafia-Boss und der Mossad von einer Mafia-Bande? Eine Frage, die jeder angeblich demokratischen Regierung zu stellen ist, die CIA- und Mossad-ähnliche Geheimdienste betreibt. |
"Victor Ostrovsky, geboren 1949 in Kanada als Sohn einer Israelin und eines Kanadiers jüdischer Abstammung. Er verbrachte seine Jugend in Israel, wurde mit 18 Jahren der jüngste Offizier in der israelischen Armee uind wurde Anfang der achtziger Jahre vom Mossad rekrutiert. Er arbeitete vier Jahre im Geheimdienst, bevor er desillusioniert die Organisation verließ und nach Kanada zurückkehrte.
Claire Hoy, 1940 geboren, ist einer der bekanntesten Journalisten Kanadas. Er hat vier Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller »Friends in High Places«, ein Enthüllungsbuch über den politischen Filz in der Regierungszeit von Brian Mulroney."
Payne, Ronald (dt. 1993, engl. 1990). Mossad. Israels geheimer Dienst. München: Piper.
Inhalt
Erster Teil: Die Spionagegesellschaft
l. Das Institut 11
2. Der Anfang 20
3. Die Gegenwart 34
4. High-tech und rohe Gewalt 45
Zweiter Teil: Immer weiter
5. Die Abwehrpanne 55
6. Vom Gazastreifen zum Suezkanal 65
7. Auf Nazi-Jagd 70
8. Duell der Spionagechefs 75
9. Damaskus 83
Dritter Teil: Die Weltpolizei
10. Der elektronische Krieg 89
11. Der Terrorkrieg 95
12. Vergeltung 110
13. Buße 125
Vierter Teil: Gewalt im Libanon
14. Die Massaker 137
15. Das iranische Abenteuer 147
16. Grauzonen 157
Fünfter Teil: Verbündete
17. Sadats Rettung 171
18. Verbindungen zur CIA 184
Sechster Teil: Das Atomprogramm
19. Lechaim Lakam 197
20. Der Einzelgänger 206
21. Dimona 219
22. Nieder mit Osis und Osiris! 228
23. Der "Verräter" 235
Siebter Teil: Die Außenstelle in London
24. Ein Afrikaner im Diplomatengepäck 247
25. Tod eines Karikaturisten 258
26. Vorwürfe aus Whitehall 268
27. Der Bruch der Tabus 275
Anhang
Die Leiter der israelischen Geheimdienste 290
Literaturhinweise 291
Register 292
Lotz, Wolfgang (dt. 1975, orig. 1972). Fünftausend für Lotz. Der Bericht des israelischen Meisterspions Wolfgang Lotz. Frankfurt: Fischer.
"Über dieses Buch: Als wichtigster Agent Israels in Agypten führte Wolfgang Lotz ein Leben wie James Bond. In der Maske eines reichen deutschen Pferdezüchters und Reiters, der sich wegen seiner Wehrmadusund Nazivergangenheit lieber im Ausland aufhält, gelingt es ihm, bis in die höchsten politischen, militärischen und gesellschaftlichen Kreise Ägyptens vorzudringen. Er führt ein gastfreies Haus, auf seinen Parties trifft sich, was in Ägypten Rang und Namen hat; durch wertvolle Geschenke macht er sich überall Freunde. Hohen Offizieren leiht er bereitwillig Geld, wenn sie über ihre Verhältnisse leben. Als Gegenleistung bürgt man natürlich für die Vertrauenswürdigkeit des deutschen Ex-Offiziers, selbst wenn er sich mit dem Wagen mal verfährt und sich plötzlich mitten in den geheimsten Militäranlagen am Suez-Kanal befindet. Daß er jeden Morgen einen Bericht an den israelischen Geheimdienst funkt, erfährt man erst einige Jahre später. Lediglich die Tatsache, daß man während des großangelegten Schauprozesses noch immer glaubt, daß er Deutscher und kein Israeli sei, bewahrt ihn vor der Todesstrafe. In einem großangelegten Prozeß wird Lotz zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach fast 4 Jahren Haft wird er gegen 5000 im Sechs-Tage-Krieg gefangengenommene Ägypter ausgetauscht.
Der Autor: Wolfgang Lotz wurde 1921 in Deutschland geboren. 1933 wanderte er mit seiner jüdischen Mutter nach Israel aus. Sieben Jahre lang diente er in der britischen Armee, davon vier Jahre in Ägypten, wo er fließend arabisch lernte. Im Sinai-Feldzug von 1956 kommandierte er eine israelische Infanteriekompagnie. 1960 kehrte er unter dem Vorwand, sich wieder in Deutschland niederlassen zu wollen, nach Berlin zurück. Als deutscher Staatsbürger, versehen mit echten Papieren, taucht er ein Jahr später in Ägypten auf und beginnt sein abenteuerliches Doppelleben. Heute lebt Wolfgang Lotz nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst zurückgezogen in Tel Aviv."
Vom psychologischen Standpunkt ist der autobiographische Bericht von Lotz insofern von besonderem Interesse, weil er Einblicke in die Seele des Spions gewährt. Spione, was sind das für Menschen? Ganz andere als Du und ich? Nun, ich meine, wie alle Menschen zum Morden befähigt sind, so sind auch alle zum Spionieren in der Lage: Lug und Trug als richtiger Beruf, das hat auch seine Reize und gehört zu jedermanns Leben. Die besondere Begabung und Unterstützung durch den Lebenshintergrund ergibt sich bei Lotz aus seinem Elternhaus. Lassen wir ihn selbst erzählen (aus S. 8-10):
"Ich bin 1921 in Mannheim geboren. Mein Vater Hans
war Theaterregisseur in Berlin und später Gastregisseur am Hamburger
Staatstheater. Meine Mutter Helene war eine jüdische Schauspielerin.
Von beiden erbte ich ein gewisses Maß an Schauspieltalent - eine
lebenswichtige Hilfe bei meiner Tätigkeit in Ägypten. Ich entwickelte
eine Art von sprödem Charme, war ein ausgezeichneter Erzähler
und Unterhalter und konnte mich gut verstellen. Ich spielte die Rolle eines
wohlhabenden, charmanten und großzügigen Mannes mit Verbindungen
und viel Sinn für Humor.
Da meine Eltern nicht sehr religiös waren und
mein Vater ein Goi, war ich nicht beschnitten - ein Umstand, der sich später
als lebenswichtig herausstellen sollte, der meine Tarnung bestätigte
und mir mein Leben rettete. Ich wuchs in Berlin auf und besuchte von 1931
an das Mommsen-Gymnasium. Kurz nachdem ich auf das Gymnasium kam, trennten
sich meine Eltern und bald nach der Scheidung starb mein Vater. 1933 emigrierte
meine Mutter nach Palästina und nahm mich mit. Sie war Jüdin,
und da die Nazis gerade an die Macht gekommen waren, wußte sie, was
ihr in Deutschland bevorstand. Als wir in Palästina ankamen, fand
meine Mutter nach einigen Mühen eine Anstellung als Schauspielerin
am Habimah Theater. Wie viele andere Einwanderer empfand sie das Leben
in Palästina als sehr hart. Sie war an das Leben in der Berliner Gesellschaft
gewöhnt und fand sich nun quasi in der Wildnis, in einem unterentwickelten
Land sozusagen, das von den Einwohnern verlangte, daß sie sich als
Pioniere betätigten. Sie sprach nicht Hebräisch und verstand
es auch nicht. Ich hatte mit zwölf Jahren weniger Schwierigkeiten
als sie. Bald nach meiner Ankunft besuchte ich eine Landwirtschaftsschule
in Ben-Shemen, wo ich Pferde und alles, was damit zusammenhing, kennen
und lieben lernte - ohne zu ahnen, was für eine wichtige Rolle sie
in meinem späteren Leben spielen sollten.
Im Laufe der Jahre verschärften sich die Feindseligkeiten
zwischen Arabern und Juden. 1937, als ich sechzehn war, schloß ich
mich der Haganah an, der jüdischen Untergrundarmee in Palästina.
Zu dieser Zeit war Ben-Shemen völlig von arabischen Siedlungen umgeben
und konnte nur mit einem schwerbewaffneten Bus erreicht werden. Zu unseren
Aufgaben gehörte es, diesen Bus zu bewachen (und seine illegale Ladung,
die meist aus Waffen und Munition bestand), ebenso der Schutz von Ben-Shemen
und der näheren Umgebung, meist zu Pferde. Als der Zweite Weltkrieg
ausbrach, fälschte ich mein Geburtsdatum und trat als Freiwilliger
in die britische Armee ein. Ich sprach jetzt Hebräisch, Arabisch,
Deutsch und Englisch, was für die Engländer von großem
Nutzen war, die mich sogleich nach Ägypten versetzten. Den Krieg erlebte
ich also in Ägypten und Nordafrika, am Schluß war ich Feldzeugmeister.
Zu jener Zeit trug ich einen rötlichen Schnauzbart, der mir den Spitznamen
»Rusty« eintrug. Nach und nach entwickelte ich Fähigkeiten
auf einigen Spezialgebieten, die eigentlich nach einem anderen Betätigungsfeld
verlangten, als der Verwaltungsposten bei den Ulraffinerien in Haifa, den
ich nach dem Krieg erhielt. Daher beteiligte ich mich am Waffenschmuggel,
den die Haganah organisierte. So begann mein Doppelleben.
Dieser Abschnitt meines Lebens dauerte drei Jahre,
bis 1948, als der erste arabisch-israelische Krieg ausbrach. Ich meldete
mich, wurde zum Leutnant befördert und durfte eine nur unzureichend
ausgebildete Einheit von Einwanderern befehligen. Unsere Kompanie wurde
im Latrun-Gebiet in heftige Kämpfe verwickelt, als wir um die sogenannte
Burma-Straße südlich von Latrun und um die Freilegung der Straße
nach Jerusalem kämpften. Am Ende des Krieges war ein unabhängiger
Staat Israel schließlich Wirklichkeit geworden. Da ich nun an das
Soldatenleben gewöhnt war und nicht recht wußte, was ich im
Zivilleben anfangen sollte, blieb ich als Offizier in der Armee und befehligte
sowohl Kampf- als auch Ausbildungseinheiten. Ich wurde Major und nahm am
Suez Feldzug von 1956 als Kommandeur einer Infanterie-Brigade teil, die
die Stadt Rafah in der Negev-Wüste eroberte.
Mit der Zeit aber wurden meine militärischen
Aufgaben immer mehr Routine, vor allem Verwaltungsarbeit. Im Laufe von
zwanzig Jahren war ich zweimal verheiratet und zweimal geschieden. An diesem
Punkt, als das Leben langsam langweilig wurde, trat der israelische Geheimdienst
an mich heran. Ich war zuerst sehr erstaunt und bevor ich mich endgültig
entschloß, wollte ich noch den Rat eines guten Freundes einholen,
der einen gehobenen Posten im Geheimdienst innehatte. Ich wollte ihn fragen,
ob er der Meinung wäre, ob das etwas für mich wäre. »Nach
meinen Erfahrungen«, meinte er, »wird eine von zwei Möglichkeiten
eintreten. Entweder gehen Sie nach kurzer Zeit nach Hause, weil Ihnen der
dauernde Streß auf die Nerven geht, oder aber Sie fühlen sich
in kurzer Zeit so wohl wie ein Fisch im Wasser.«
Ich aber begann wirklich zu schwimmen. Wenn ich
jetzt zurückblicke, wird mir klar, daß es wirklich kein Zufall
war, daß der israelische Geheimdienst gerade auf mich kam, sondern
vielmehr zeigte, wie schlau man dort war. Obwohl ich nur Halbjude war,
galt ich als Nationalist, und war bereit, meinem Land zu dienen. Durch
meine deutsche Vergangen-heit konnte ich mich leicht als Deutscher ausgeben.
Ich war blond, kräftig gebaut und von der ganzen Erscheinung her typisch
teutonisch in Gesten, Aussehen und Benehmen. Ich war trinkfest und entsprach
ganz den Vorstellungen, die man gemeinhin von einem deutschen Offizier
hat. Diese Eigenschaften, die noch durch mein ererbtes Schauspielertalent
ergänzt wurden, ließen mich tatsächlich als äußerst
geeignet für diese Aufgabe erscheinen. Ich war gewohnt, Befehlen zu
gehorchen, und nicht so leicht einzuschüchtern.
Die Ausbildung begann. Sie war ebenso intensiv wie
erschöpfend. Das Faszinierendste daran war, daß es wie eine
militärische Operation geplant wurde, wie eine Invasion nach Ägypten.
Zuallererst war es nötig, die komplizierten und paradoxen Tatsachen
der ägyptischen politischen Situation zu verstehen - was mir im Grunde
erst nach einigen Wochen in Ägypten richtig klar wurde. Allerdings
lernte ich schon während meines Trainings viele Einzelheiten der Situation
in Ägypten quasi auswendig, eine einfache Vorbedingung dafür,
daß ich den Israelis später alle zusätzlich notwendigen
Informationen liefern konnte."
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end-korrigiert: