Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=00.03.2023 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
    E-Mail: sekretariat@sgipt.org  _ Zitierung  &  Copyright
    Anfang
    _Erleben und Erlebnis bei Walther Rathenau_Datenschutz_Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis bei Walther Rathenau

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem* Zusammenfassung Hauptseite *
    Begriffscontainer (Containerbegriff)  * Begriffsverschiebebahnhof




    Rathenau Mechanik des Geistes
    Rathenau, Walther (1918) Zur Mechanik des Geistes. Berlin: S. Fischer. [Online8u9A] Kürzel RM.

    ZRM Zusammenfassung Rathenau Mechnik des Geistes
    Walter Rathenau gelernter Chemiker und Physiker, Philosoph und Schriftsteller (Zeitgeistkritiker), Fabrikant und Unternehmer und vor allem Politiker war ein vielbegabter und sehr gebildeter Mann - aber von Psychologie hatte er leider keine Ahnung. Ich wurde auf das Buch, das ich in der Literaturliste meiner Denkseite zwar schon erfasst aber noch nicht eingesehen hatte, durch eine Besprechung Robert Musils 1914 (die erste Auflage war 1913 erschienen) aufmerksam; insbesondere Musils Bezugnahme zum mystischen Erleben hat mich neugierig gemacht. Zunächst irritierte mich der Titel "Zur Mechanik des Geistes" und ich fragte mich: was soll das denn sein? Die ersten Eindrücke der Einleitung und Rechtfertigung erinnerten mich an Klages (Der Geist als Widersacher der Seele) und die lebensphilosophische Bewegung dieser Zeit: Im Werk fand ich die Namen Dilthey, Bergson, Klages, Schopenhauer aber nicht, 1 Fundstelle für Nietzsche als revolutionäres Talent (S.277). Kant  wird einmal aufgeführt, Goethe hat 11 Fundstellen,  Shakespeare 7. Es ist ein zeitgeist- und kulturkritisches Buch, das die Mechanisierung des Lebens und der Geisteskultur beklagt und gegensteuern will.
     

    • ZRM0: Fundstellen erleb 100 (davon 2 Pseudos), erleben 47, erlebt 21, Erlebnis...30, also reichlich ausgestattet.
    • ZRM1: Erleben und Erlebnis wird nicht näher erklärt, auch nicht durch Fußnote, Anmerkung, Quer- oder Literaturhinweis.
    • ZRM2: mystisches Erleben.
    • ZRM3: "Ich erhebe keinen Anspruch, ein philosophisches Buch zu schreiben; ich versuche meine inneren Erlebnisse zu ordnen und zu deuten. Ich bediene mich der deutschen Sprache, so wie ich sie überkommen babe und zu beherrschen glaube; wenn ich bewußt ein ungewöhnliches Wort gebrauche, so suche ich es zu erläutern. (S.37)
    • ZRM4 "Geist nenne ich den Inbegriff alles innerlich Erlebenden."
    • ZRM3: Die lebensphilosophische Bewegung (Dilthey) - und mit ihre auch Rathenau hat zwar einesteils Recht -, wenn sie die einseitige rationale Orientierung in den Sozial- und Geisteswissenschaften beklagt, andererseits ist sie aber auch eine gefährliche Wissenschaftsideologie und Nährboden für Faschisten, Chauvinisten und alle Arten von irrationalen Bewegungen. Hier fehlt es an klarer Abgrenzung.
    • ZRM-Fazit:

    Zum Hintergrundverständnis aus der Einleitung und Rechtfertiging
     

      11: "Jede Frage, die wir zu Ende denken, führt ins Überirdi-
      sche. Von jedem Punkt, auf dem wir stehen, ist nur
      ein Schritt bis zum Mittelpunkt der Welt. Die Dinge
      des Tages vergleichen sich dem Spiegelbild auf einer
      Glaskugel: im engen Bezirk, dem Auge zunächst, scheinen
      die Gegenstände deutlich und wirklich; im Umkreise löst
      sich das Bild in verschwimmende Flächen."

      15: "Wissenschaft kann Tatsachen feststellen, Zusammenhange
      ermitteln, Gesetze erweisen; sie kann nicht
      Glauben und innere  Gewissheit zeugen; sie  wirkt  kausal,
      nicht final. Dert iefste Irrtum des sozialen Denkens
      unserer Zeit lag darin, daß man glaubte, von der
      Wissenschaft Willensimpulse und Idealziele verlangen
      zu dürfen. Was wir glauben, was wir erhoffen, wofür
      wir leben, wofür wir uns opfern, das wird uns niemals
      der Verstand verkiinden; Ahnung und  Gefiihl, Erleuch-
      rung und Intuition fiihren uns in das Reich der Mächte
      die den Sinn unserer Existenz beschließen. Sinnlos, zu-
      fällig und ungerechtfertigt bleibt jegliches Leben und
      Lebenswerk, wenn es sich auf die Krafte des rechnen-
      den und planenden Geistes stützt; und hierin liegt der
      tiefe transzendente Trost des Daseins, daß der selbst-
      bewußte Verstand seine letzte Aufgabe darin findet, [>16]
      sich selbst zu beschränken und zugunsten tief innerer,
      geheimnisvoller Kräfte zu entsagen, die wortlos unser
      Gemüt beriihren."


    Name-Werkkennung-Seite-ed/Ed- "." -AnzahlErwäh/Seite
                                      z    Typ  Trenner         z
    Lesebeispiel

    Signierungssystem (Quelle)    Links Erleben/Erlebnis geprüft und korrigiert am 09.03.2023
     
    e <  Erleben      Differenzierung     > Erlebnis E
    e0
    wach, erlebnisfähig
    E0
    e1
    dabei, zugegen, Zeuge
    E1
    e2
    innere Wahrnehmung
    E2
    e3
    besonderes 
    E3
    er
    reines Erleben, Erlebnis
    Er
    epr
    praktisch reines Erleben, Erlebnis
    Epr
    es
    spezielles
    Es
    e?
    unklar
    E?
    eg
     sachlich-gegenständlich (Lipps 1905)
    Eg
    ea
     affektives Erleben, Erlebnis
    Ea
    ek
     kognitives Erleben, Erlebnis
    Ek
    eak
     sowohl affektiv als auch kognitiv
    Eak
    ez
    zentriert auf den Erlebnischarakter
    Ez

    Anmerkung Carnap: hier ist EE für Elementarerlebnis vorgesehen, obwohl unklar ist, was ein Elementarerlebnis von einem Erlebnis unterscheidet.
     



    Fundstellen
    erleb 100 (davon 2 Pseudos), erleben 47, erlebt 21, Erlebnis...30

    Fundstellen im Inhaltsverzeichnis

      Erstes Buch DIE EVOLUTION DES ERLEBTEN GEISTES 25-71
      Umschwung des Erlebens.— [im Text keine Fundstelle]
      Reaktion und Rückschritt des Erlebens.— [im Text keine Fundstelle]
      Kritik der erlebenden Seele. [im Text keine Fundstelle]

    Fundstellen-im-Textkontext

    16: "Dann werden sich Stimmen erheben, schüchterne,
    von Zweifel und Schamlange zurück gedämmte; zage
    Hande werden die pressierte Geschäftigkeit am Armel
    halbbewußten Mitklingens und der Assoziationen.
    fassen und Gehor für die Angste des Herzens erbitten.
    Ohne Scheu vor dem Bannstrahl orthodoxer Wissen-
    schaft werden Menschen auf hellem Markte zusammen-
    treten, um ihreSehnsucht und Glaubensnot zu bekennen,
    erleuchtete Geister werden dasWort ergreifen und der
    Menge nicht alte Mythen, trockene Wunder, lüsterne
    Erweckungen und geile Ekstasen, sondern Zuversichten
    des Geistes und Erlebnisse der Seele verkiinden."

    27: "Geist nenne ich den Inbegriff alles innerlich Erlebenden."

    36: "Menschenliebe, die Liebe  Gottes regt sich nun." Es er-
    wacht die Liebe des Franziskus, die alle Kreatur mit-
    samt denGestirnen umspannt, die in die Spharentont
    unddie Gottheit herabzwingt.
        Denn diese Liebe ist transzendent. Sie ist Ahnen
    und Begreifen des Sichtbaren und Unsichtbaren, sie ist
    Hingabe und Opfer, sie ist aber auch Erfiillung und Ver-
    klärung. Sie faßt die Welt nicht mit den Krallen des
    Verstandes, sie löst sich auf, geht unter, vereinigt sich,
    wird Eines, und begreift, indem sie Eines wird.
        So wird aus Natur und Schaffen, Liebe und Trans-
    zendenz im Menschen die Seele geboren, ja wesentlich
    gesprochen: sie  wird nur aus Liebe geboren, denn  Liebe
    umfaßt die anderen drei Krafte insgesamt.
        Indem ich dies wundervolle Wort Seele nieder-
    schreib, zum ofteren seitdem Beginn dieses Buches, will
    es mir nicht in den Sinn, warum in so anderer Bedeutung
    die Wissenschaft sich dieses reinen Klanges deutscher
    Sprache bedient. Sie nennt es Seelenkunde, Psychologie,
    wenn sie die Begriffe des Bewufitseins, des Denkens, der
    Assoziation und andere Dinge des intellektualen Geistes
    behandelt. Wenn die Jahrtausende von den geheimen
    Kräften, der Göttlichkeit und der Unvergänglichkeit der
    Seele sprachen, so haben sie an eine Unsterblichkeit der
    Bewußtseinsphänomene nicht in erster Linie gedacht. In
    Übereinstimmung, wie ich glaube, mit dem alten Geist der
    Sprache, der sich der Worte seelisch, seelenhaft, seelen-
    voll im Gegensatz zu geistig, geistreich und geistvoll
    bedient, der seelenlos und geistlos in richtigem Verständ-
    nis gegeniiberstellt, der von Seelsorge, Seelenrettung,
    nicht von Geistsorge und Geistesrettung spricht, der mit
    Recht geisteskrank, nicht seelenkrank sagt, fasse ich den [37]
    Begriffder Seele als den Komplex der höchsten Geistes-
    kräfte, die uns bekannt sind, und die, wie ich überzeugt
    bin und darzutun versuchen werde, aus den niederen
    Geisteskraften sich nicht analytisch berleiten lassen.
        Da ich nun mit den Distinktionen der Wissenschaft
    in Widerspruch geraten bin und ein gleiches noch mehr-
    fach geschehen wird, so sei dieser Schrift der Geständ-
    nisse ein Wort gelegentlichen Bekenntnisses gestattet.
    Ich» ehre und bewundere die philosophische Dis-
    ziplin, der ich durch Erziehung und Berufein dankbarer,
    aber nicht vorbildlicher Gast war. Ich erhebe keinen
    Anspruch, ein philosophisches Buch zu schreiben; ich
    versuche meine inneren Erlebnisse zu ordnen und zu
    deuten. Ich bediene mich der deutschen Sprache, so wie
    ich sie überkommen babe und zu beherrschen glaube;
    wenn ich bewußt ein ungewöhnliches Wort gebrauche,
    so suche ich es zu erläutern. Verstoße ich damit gegen
    Schulausdriicke, so ist mir das nicht von Wichtigkeit.
    Betrachte ich als wahr, was die Wissenschaft widerlegt
    zu haben glaubt, so tröste ich mich mit dem Gedanken,
    daß schon manche verstoßene Wahrheit wiedergekehrt
    ist. Ich erwarte nicht und hoffe kaum, daß philosophische
    Schulen und Organe sich mit meiner Schrift befassen;
    sie ist bestimmt für meinesgleichen, Menschen aller Be-
    rufe, die sich mit sich und dem Leben geplagt haben.
    Bei aller Ehrfurcht vor der  Wissenschaft konnte ich mir
    von ihr keine Lebensweisung holen, so wenig wie der
    Geschaftsmann aus Lehrbüchern der Ökonomie und der
    Staatsmannaus Werken der Staatskunst seine Entschlüsse
    ziehen kann. Ich betrachte das Denken nicht als ein
    Monopol, und glaube, daß mehr fruchtbare Gedanken in
    dieWelt kämen, wenn nicht die Furcht vor Schulen und [>38]
    Lexikographien manches gesunde Nachdenken und manche
    berechtigte Aussprache im Keime erstickte.

    "
     
     
     

    241: "Die Frage nach der Zentralbewegung der Kunst und
    Natur verbietet uns, bei der geschichtlichen Einzelbe-
    trachtung zu verweilen. Unser Blick bleibt zerstreut,
    auch wenn wir den Parallelwegen folgen und darzu-
    stellen suchen, wie neben der bildenden Kunst, welche
    die Gesetze des Erschauens offenbart, die Künste der
    Dichtung und Musik die Gesetze des Erlebens und der
    inneren Bewegung Schritt für Schritt enthüllt haben und
    senthüllen.  Wir miissen den Blick auf zusammenfassende
    Fernen richten und zunächst Grundsätzliches sondern,
    um kontrastierende Rhythmen zu empfinden."

    245: "Ist diesem königlichen Anspruch gegenüber eine
    höhere Transzendenz denkbar? Noch heute glauben viele,
    und werden Zauber Griechenlands erlebt, glaubt es von
    [>246] neuem: die Idealität irdischer Vollendung sei durch
    menschliche Vorstellungskraft nicht zu übertreffen"

    247: "Die seelenlose Seite des Respekts vor dem Einzel-
    wesen lebt in der abendländischen Forschung; die seelen-
    hafte Seite ward der Kunstzuteil. Versenkt sich diese
    subjektive Kunst in das einzelne Geschöpf, das besondere
    Erlebnis, die zeitliche Stimmung, das einmalige Ereignis,
    so vermag sie in ihrer Liebe so tief zu dringen, daß un-
    bekannte, ewige Gesetze mit ihr emporsteigen."

    248: "Zu Unrecht hat man deshalb Goethes höchst subjektiven
    Geniusden antiken Schöpfern beigesellt; die diametral
    verschiedene Art des Erlebens und Schaffens durchdringt
    alle Fasern seiner Produktion, und diese Verschiedenheit
    kann man nicht anders als durch den Richtungsgegensatz
    vonaußen nach innen und von innen nach außen bezeichnen.

    249f: "Nicht einfache Kausalitatsempfin-
    dungen wie die antike Furcht vor der Unheimlichkeit
    des unfruchtbaren Meeres und Freude an wohl bewässer-[>250]
    dern Gefilde, sondern eine Neubildungdes Spiels der
    Elemente in unserem Herzen, eine seltsame Spiegelung,
    in welcher Kindheitserinnerungen, Träumerei, Hoffnung
    und Unruhe, Trauer und Vergessen zu ahnungsvoller
    Einheit sich verweben: dies ist das subjektive Gesetz
    des Erlebens, das Regen und Schneefall, Herbst und
    Brandung, Wiese und Waldbach, Grofistadt und Hafen
    durchgeistet.
        Die Stimmung vertieft sich zu dunkleren Gesetzen.
    Das Tageserlebnis ist sinnlich klar, es entzieht sich nicht
    der Auflösung in leuchtende und zart verwobene Züge,
    es widersteht nicht dem Wort und der Farbe.

    251: "Ein seltsames, doch allen Künsten gemeinsames
    Gebiet innerlich erlebter Gesetzmäßigkeiten ist das des
    halbbewufiten Mitklingens und der Assoziationen.

    252: ".... Damit wahre
    Lyrik entstehe, muß ein siebenfaches Wunder geschehen;
    ein tiefes inneres Erlebnis muß einheitlich losgelöst,
    vom Vergangenen und Künftigen befreit, eigenes Leben
    und Objektivierbarkeit gewonnen haben. ..."

    253: "... Die einfiihlende Kraft unserer naturbedürftigen Zeit
    hat die Neigung, ganzin das Wesen des betrachteten
    Gegenstandes, mit allen ausdeutenden, mitempfinden-
    den, erlebenden Kräften einzudringen und überzu-
    gehen, aufs höchste gesteigert. ..."

    255: "... Wir sehen,
    wiesie vom Handwerk und der Beobachtung, von der
    Erfassung des Gültigen und Typischen im objektiven Sein
    und Geschehen, also von vorwiegend intellektualen Fak-
    toren ausgehend, zur Belebung der Natur, zur Einfüh-
    lung in das urspriinglich feindlich Fremde, zur Versenkung
    in das eigene Empfinden und somit durch Verwischung
    der Grenzen zur lebendigen Einheit der Schöpfung und
    zu ihrem intuitiven Erleben gelangt. ..."

    261: "... nach Art von provinziellen Exkursionen, Reiseerlebnissen
    oder ethnologlschen Kuriositiiten behandelte."

    262: "...  Hiermitist freilich nicht die ungliicklicheVor-
    stellung gemeint, dafi große künstlerische Momente
    durch eine zur Begleitung oder Illustration erniedrigte
    Musik gesteigert werden können; es ist vielmehr einer-
    seits auf eine überirdische Verwandtschaft der Künste
    hingewiesen, die in ihren andächtigsten Stunden den
    gleichen innersten Punkt unseres Wesens berühren,
    andererseits auf die übersinnliche Tendenz unseres
    geistigen Erlebens, die in einer vom Sinnenreiz und
    vorgänglichen Zufall sich lösenden musikalischen Ge-
    setzmaßigkeit ihre Sprache sucht. ..."

    267. ".... Die Subjektivität neuerer
    Kunst in Anschauung und Ausführung läßt aber eine so
    vollkommene Uberdeckung und Analogic des Dargestell-
    ten mit der Darstellung nicht zu, daß auch das Kunst-
    werksich auflösen ließe; das Eindringen wird auf die
    gewollteWirkung beschränkt, und dem naheren Zusehen
    bietet der breite Pinselstrich Halt. Uberdies ist, je star-
    kerund leidenschaftlicher das schaffende Erlebnis ver-
    lauft, seine Dauerbeschrankter, und so führt subjektive
    Produktion zur summarischen, unausführlichen, schein-
    bar skizzenhaften Darstellung, die abermals der mecha-
    nisch suchenden Priifung widerstrebt."

    268: "... Aber bei verschiedener Geschwindigkeit zweier
    Fortschreitenden wachst der Abstand des Zuriickbleiben-
    den dauernd; vielleicht ist Geschmack und Verstand-
    nis der mittleren Zivilisation dem Höhenmaß jener alten
    Gemeinschaften naher gerückt als wir glauben, aber dem
    Weg zur Kunst des persönlichen Erlebens sind die Massen
    nicht gefolgt, und so entsteht das paradoxe Bild, daß in
    alien zivilisierten Ländern die der Stände Kunst feindlich sind."

    271: "„Süßes kommt vom Starken," heißt es in der
    Schrift, und nur unter diesem Wahrspruch ist subjektive
    Kunst denkbar, denn ihr Gesetzist das Erlebnis. Das
    Erlebnis desSchaffenden wird zum Erlebnis des Betrach-
    tenden und zur Enthüllung des absoluten Gesetzes; das
    Erlebnis jedochist nur dann ein reines und gültiges,
    wennes einer gültigen, das heißt organisch-gesetzhaften
    Natur widerfahren und offenbart, und mit derKraft der
    Wesentlichkeit gestaltet ist. Liegt die Gefahr der typi-
    schen Kunst in der Trivialitat, der handwerklichen Kälte,
    der Schxilmeisterei und Manier, so liegt die Gefahr des
    subjektiven Schaffens in der Talentkunst, in der Halb-
    heit und Schiefheit, der Spitzfindigkeit, Verstiegenheit
    und Unwahrhaftigkeit des Ästhetentums."

    272: "Echte Kunst macht die Gesetze des Organischen, des
    Schicksals, der Seele und des Göttlichen fühlbar: sie
    stammt aus dem Erlebnis echter Menschlichkeit, ist ge-
    staltet in der Erkenntnis des Wesentlichen, ausgedriickt
    in der Sprache der Persönlichkeit und fiihrt zur Er-
    schütterung der Seele. "

    282: "Keiner der Formenschöpfer wurde durch Nachfor-
    mende übertroffen, kein Grofier hat Endgültiges geleistet,
    er sei denn selber ein Formschöpfer gewesen; undsolafit
    jenes Gesetz sich in dem Sinne umkehren, daß wir behaup-
    ten: keine Kunstperiode mit feststehenden Formen könne
    mehr erleben als hier und da eine verspätete Nachblüte."

    297: Pseudo: "Überlebte"

    307: "... Tief unter
    den Fiifien dieser zwar bedriickten, doch existenz-
    bewufitenSchicht bewegtesich dieVolksmasse derLeib-
    eigenen, Knechte, Maäde, Vagabunden, jene anonyme
    Menge, Erbin der Unfreiheit, von der die Geschichte
    ier Jahrhunderte schweigt, als wäre sie nie geboren,
    and deren Schicksal nur aus den Erlebnissen ihrer
    Herren sich uns erschließt."

    311: "... In dem Maße, wie
    mit wachsender Solidaritat die Tendenz des gemein-
    schaftlichen Besitzens, Beschauens und Erlebens fort-
    schreitet, wird abermals der begehrlichen Eigenlust ein
    Stachel genommen und das edlere Bedürfnis nachein-
    samer Betrachtung an die Vereinigung mit der Natur
    verwiesen, die auch bei zehnfach bevölkertem Erdball
    jedem ihrer Kinder stille Zuflucht schenken wird."

    321: "... Hat die Welt nicht Wunderbareres unerstaunt erlebt?  ..."
     

    In seinem Buch von kommenenden Dingen, 1922, hat Rathenau zu seinem Werk "Zur Mechnaik des Geistes", S. 13f Stellung genommen:

      "Göttererfinden, Zeichenerzwingen, Sakramentever-
      ordnen — diese gut gemeinten Ränke sind eitel. Freilich
      bedarf es im Tiefsten richtungschaffender Kräfte; doch
      keine kunstvoll humane Umdeutung kann das alte
      Fundament handgreiflicherWunder durch ethische
      Begriffe ersetzen; transzendente Überzeugungen bleiben in un-
      aern Herzen lebendig, aber sie verlangen neue Sprache,
      neue Vorstellungen und neue Erleuchtung. Steigen wir
      hinab in die Schächte unsres unberührbaren innersten
      Bewußtseins, so finden wir die dunklen Tiefen nicht
      leer; wir kehren heim mit der Gewißheit des Unend-
      lichen, der Gottseite der Schöpfung, mit der Ver-
      kündung des Berufes unsrer Seele, unsrer über-
      intellektualen Mächte, und mit dem Geheimnis des
      Seelenreiches.
          Von diesen Dingen ist in dem Buche „Zur Mechanik
      des Geistes'^ gehandelt; fürunsre Erwägungen wird nur
      die dneVoraussetzung in Anspruchgenommen: daß alles
      [>14] irdische Handeln und  Zielen in dem einen Sinne seine
      Rechtfertigung findet, in der Entfaltung der Seele und
      ihres Reiches»"




    Rathenau, Walther (1908) Reflexionen. Leipzig: Hirzel. [Online]
    erleb 32 (davon ca. 8 Pseudos wie z.B. überleben), erleben 10, erlebt 6, Erlebnis...8



    Literatur (Auswahl)
    Rathenau, Walther (1913: hier [Online8u9Auflage] ) Zur Mechanik des Geistes. Erste Auflage 1913. Berlin: S. Fischer.
    Besprechung von Robert Musil (1914) in Anmerkung zu einer Metapsychik (Walther Rathenau: Zur Mechanik des Geistes) [1914]

        Impressionen. 1902.
        Reflexionen. 1908.
        Zur Kritik der Zeit. 1912 (Digitalisat).
        Zur Mechanik des Geistes. 1913.
        Vom Aktienwesen. Eine geschäftliche Betrachtung. Berlin 1917.
        Von kommenden Dingen. 1917.[21]
        An Deutschlands Jugend. 1918 (überarbeitete Ausgabe: Maximilian Hörberg (Hrsg.), München 2009, ISBN 978-3-00-023407-1).
        Die neue Wirtschaft. 1918.
        Die neue Gesellschaft. 1919.
        Der neue Staat. 1919.
        Der Kaiser. Eine Betrachtung. Fischer, Berlin 1919.
        Kritik der dreifachen Revolution. Apologie. S. Fischer, Berlin 1919.
        Was wird werden? 1920 (Digitalisat).
        Gesammelte Reden. 1924 (Digitalisat).
        Briefe. 2 Bände, 1926.
        Neue Briefe. Reissner, Dresden 1927.
        Briefe an eine Liebende. Reissner, Dresden 1931.
        Politische Briefe. 1929 (Digitalisat).



    Links(Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:  > Wissenschaftlicher Standort  * Weltanschaulicher Standort
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___

    __
     


    Querverweise
    Standort: Erleben und Erlebnis bei Walther Rathenau..
    *
    Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem* Zusammenfassung Hauptseite *
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis bei Walther Rathenau. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Rathenau.htm

    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das direkte, zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen ist nicht gestattet, Links und Zitate sind natürlich willkommen. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.


    __Ende_Erleben und Erlebnis bei Walther Rathenau__Datenschutz_Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * Mail:sekretariat@sgipt.org_ _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    korrigiert:






    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    13.02.2023    Angelegt.