Erlebnisregister
Erlebnis Orgasmus
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Anregungen und Kritik erwünscht
__
Erleben und Erlebnis des Orgasmus spielt in der sexologischen Forschung
weitgehend keine Rolle (Zur Kritik Egidi & Bürger),
so fehlen Sachregistereinträge in vielen Werken (Belege).
Selbst Empfindungen werden selten genannt, einige empfindungsnahe Verhaltensweisen
werden aber im Schülerduden Sexualität (hier fett kursiv von
mir hervorgehoben) genannt: "... Der weibliche O. ist im Wesentlichen gekennzeichnet
durch mehrere (meist 5 bis 10) rhythmische Zusammenziehungen
der Scheiden- und Gebärmuttermuskulatur, ..." ... "Begleitet wird
der O. i.A. von einer Anspannung fast der gesamten Körpermuskulatur,
... Dabei können die unterschiedlichsten Reaktionen auftreten, von
lautem
Stöhnen, Schreien, Kichern, Kitzligkeit und heftigem
Zusammenzucken bis hin zu
regelrechten Weinkrämpfen,
in
denen sich die Spannung auch
psychisch löst."
Wollust, Geilheit, Begierde, Wonne, Glücksgefühl z.B. werden
im Schülerduden nicht erwähnt, aber auch nicht bei Kinsey oder
Masters & Johnson, in deren Werken Erleben und Erlebnis so gut wie
keine Rolle spielt. Meist beschränken sich die SexologInnen auf "Erregung,
Höhepunkt, Entladung" und die technisch-physiologische Perspektive.
Nachdem die Auswertung wichtiger sexualwissenschaftlicher
Werke hinsichtlich Erleben so unergiebig war (Ausnahmen Barbach,
Meulenbelt),
habe ich mich entschlossen aus unserer psychotherapeutischen Praxis authentische
Beispiele zum Orgasmuserleben in diese Zusammenfassung aufzunehmen.
Begriff des Orgasmus
Im Alltag wird der Orgasmus trefflich mit Höhepunkt als der bis
zum äußersten gesteigerten Lust beschrieben, dem eine Phase
der zufriedenen Entspannung und des Wohlbefindens folgt.
Orgasmuserleben in zwei Anamnesefragebogen
unserer psychotherapeutischen Praxis
Orgasmuserleben Frage 02 und 36 der ersten zwei Anamnesefragenbogen
(entwickelt Ende der 1970er Jahre)
Einbettung der Orgasmusfrage in der Abfrage 02 SEXUALKULTUR und Frage 36 eingebettet in den Bereich Liebe, Partnerschaft Sexualität, Fragen 26-39
Liebe, Partnerschaft Sexualität hat in unserem Anamnesefragen eine bedeutende Rolle gespielt. Im allerersten Anamnesefragen war es Frage 2 der Ergänzung SEXUALKULTUR. Im zweiten war es dann Frage 36. Von den insgesamt 73 Fragen gehen 14, also 16%, an Liebe, Partnerschaft Sexualität. Die Orgasmusfrage (36) ist ein gebettet in den Bereich LIEBESBEZIEHUNGEN-PARTNERSCHAFT-EHE-SEXUALITÄT.
26. Wie war Ihre Sexualerziehung? Wurden Sie aufgeklärt? Schildern Sie bitte kurz und stichwortartig, was Sie in Ihrer Kindheit/Jugend über Liebe, Sexualität, Ehe erfahren haben.
27· Können Sie sich an sog. "Doktor-Spiele" erinnern? Wie kamen Sie mit der Selbstbefriedigung (Onanie, Masturbation) zurecht? Hatten Sie womöglich Schuldgefühle?
28. LIEBESBEGRIFF IN DER PUBERTÄT (12-18)
Wenn Sie an Ihre Jugend zurückdenken, was hatten Sie seinerzeit,
als Sex, Liebe usw. auf Sie zukamen, für eine Vorstellung von der
Liebe? Schildern Sie bitte kurz und stichwortartig, was Sie seinerzeit
unter Liebe verstanden:
29. LIEBESBEZIEHUNGEN IN DER JUGENDZEIT
Welche Liebesbeziehungen hatten Sie in Ihrer Jugendzeit (auch sog.
Liebe aus der Ferne, über die Sie gern phantasierten) :
LIEBESBEGRIFF DER ERWACHSENENZEIT UND HEUTE
30. Was verstehen Sie heute kurz und stichwortartig unter Liebe, einen
Menschen lieben?
31. Wie wichtig ist für Sie die Liebe und warum? Bzw. wie unwichtig ist für Sie die Liebe und warum?
32. Welche Liebesbeziehungen hatten (haben) Sie seit Ihrem (ungefähr)
18. Lebensjahr?
Vorname (Alter, verh, gesch. getrennt leb. ledig, anderweitig gebunden | Zeitdauer ungefähr von-bis | Austausch von Zärtlich- keiten (Streicheln, Kuß, petting="fummeln",
Ge-
schlechtsverkehr=GV) |
Gründe der Beendi- gung, von wem ausgegangen? |
|
33. Hatten Sie viele flüchtige "Bett-Beziehungen”? Wenn ja, haben Sie eine Erklärung dafür?
34· Wie ist Ihre gegenwärtige Partnerschaft/Ehe (Probleme, Schwierigkeiten, was läuft gut, was schlecht)?
35. Wie würden Sie Ihre Einstellung zur Sexualität kurz und
stichwortartig bezeichnen?
36. FÜR FRAUEN Wie würden Sie den Orgasmus beschreiben (z.B. mir bleibt die Luft weg; alles zieht sich in mir zusammen; mir wird so wohlig heiß; ab einem bestimmten Punkt merke ich, daß es gleich kommt; unwillkürlich muß ich schreien oder weinen; danach könnte ich lachen; wenn es nicht geht, so könnte ich heulen vor Wut etc. ...) |
37. FÜR MÄNNER
Was glauben Sie ist für eine Frau in der Sexualität besonders wichtig? Empfindet Sie den Höhepunkt anders als der Mann? |
38. Sind Sie mit Ihrer sexuellen Beziehung zufrieden (ist er/sie zu schnell, zu langsam, zu wenig zärtlich, geht er/sie zu wenig auf Sie ein, möchte er/sie zu oft oder zu selten, klappt es nicht richtig, haben Sie besondere Wünsche, die Sie sich nicht vorbringen trauen usw.)?
39· Befriedigen Sie sich manchmal selbst?
Beispiele zu Frage 02 im ersten
und 36 im zweiten Anamnesefragebogen.
36. FÜR FRAUEN Wie würden Sie den Orgasmus beschreiben (z.B.
mir bleibt die Luft weg; alles zieht sich in mir zusammen; mir wird so
wohlig heiß; ab einem bestimmten Punkt merke ich, daß es gleich
kommt; unwillkürlich muß ich schreien oder weinen; danach könnte
ich lachen; wenn es nicht geht, so könnte ich heulen vor Wut etc.
...)
36-01 "Fühle mich nicht mehr richtig anwesend und habe das Bedürfnis zu schreien" (verheiratet)
36-02 "Es ist mir, als ob ich alles um mich herum als nicht mehr existent nehmen würde, außerdem ist mir sehr heiß" (Ledig, vor Heiratswahl)
02-03 "Mensch, ist das schöööön!"
36-04 "Ab einem bestimmten Punkt merke ich, dass es mir gleich kommt. Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. Manchmal stöhne ich dabei."
02-05 "Welcher Orgasmus ist gemeint? Ich glaube, dass jeder etwas anderes darunter versteht - ich jedenfalls habe etwas gegen Orgasmuszwang als Leistungsdruck im Bett. Ich hatte noch nie einen Orgasmus, wenn ich mit einem Mann zusammen war.
36-07 "Ich bin zu verkrampft, um ihn richtig genießen zu können. Mein Mann geht sehr auf mich ein. Leider bin ich trotzdem verkrampft.
36-08 "Das ist sehr verschieden. Manchmal ist es einfach eine große Wärme, ein anderes mal wieder merke ich, dass es gleich kommt, es wird alles heiß und ich werde fast ohnmächtig."
36-09 "Wie eine Tür, die sich öffnet, darhinter so etwas wie Schwerelosigkeit."
Ende der Zusammenfassung
Die Sprache während
des Aktes
Hierzu hat der Luststeigerungsatlas für Fortgeschrittene
einen Abschnitt, S.76-78, hieraus:
"Es gibt Ehepaare oder Paare, denen selbst nach langjähriger Gemeinsamkeit
noch kein „hartes”, ,,ordinäres” oder gar „schmutziges” Wort über
die Lippen gegangen ist. Im Grunde ist das nicht weiter tragisch — wenn
es nur nicht bei vielen Menschen das Verlangen gäbe, einen solchen
„Kraftausdruck” im Hochgefühl der Lust zu gebrauchen!
Wer in normalen Situationen und im normalen Sprachgebrauch
etwa das wohl am weitesten verbreitete Wort für Geschlechtsverkehr
ausüben — Ficken — verwendet, der muß sich wohl gefallen lassen,
als Rüpel zu gelten. Es ist ja auch wirklich unverschämt, in
Gegenwart fremder Leute, diesen oder andere Ausdrücke in den Mund
zu nehmen. Denn obzöne Ausdrücke sind nur dann angebracht bzw.
erzielen die gewünschte Reaktion, wenn der oder die Gegenüber
damit einverstanden und empfänglich sind.
Im übrigen kommt hinzu, daß die permanente
Verwendung eines solchen Begriffes im alltäglichen Sprachgebrauch
zwangsläufig zur Abnutzung führt und im Laufe der Zeit nichts
Besonderes mehr darstellt.
Zweifellos steht fest, daß Liebende ihr Glücksgefühl
durchaus steigern können, indem sie sich Obzönitäten sagen.
Um es gleich vorweg zu sagen: Es ist ganz und gar nicht unnatürlich
oder unanständig, wenn die Partner in der Ekstase gelegentlich sexuelle
Kraftausdrücke benutzen.
Auch während des Liebesspiels, wenn beide Partner
stark erregt sind, wenn Seelen und Körper der Liebenden sich nach
inniger und hemmungsloser Vereinigung sehnen, gehören obzöne
Reizworte dazu — ja, sie liegen einem regelrecht auf der Zunge. ...
... Obzöne Worte haben nun mal etwas Erniedrigendes an sich. Zur
Stimulanz werden solche Worte erst dann, wenn das Einverständnis des
Partners vorhanden ist, und er somit die eigentliche Liebkosung bzw. Bewunderung
dieser Worte versteht.
Haben sie also das Bedürfnis, solche Worte
in ihr Liebesspiel mit einzubeziehen — was nur allzu verständlich
ist —, dann fragen sie doch einfach ihren Partner oder tasten sie sich
erst mit harmlosen ordinären Worten vor. Es kann sich dabei leicht
herausstellen, daß ihr Partner diesen Wunsch auch schon lange hatte,
sich aber schämte oder nicht getraut hatte, mit ihnen darüber
zu sprechen.
Lehnt der Partner allerdings strikt ab, dann sollten
sie diesen Wunsch respektieren. Niemand hindert sie allerdings daran, während
des Aktes obzön zu denken! Aber schade wäre es schon, denn sich
lieben bedeutet auch, sich völlig frei zu entfalten und ungezwungen
zu geben.
Obzöne Worte im richtigen Moment gehören
eigentlich ebenso zur Luststeigerung wie Liebkosungen an den Geschlechtsorganen.
Ja, sie haben sogar noch eine besondere Bedeutung — sie machen frei, sie
lösen die innere Spannung, sie fördern die Konzentration auf
den Partner und können wie eine sich öffnende Schranke zu dem
hemmungslosen Akt sein.
Denn nur derjenige ist eigentlich fähig zur
höchsten Luststeigerung, der in der Lage ist, sich in der Liebe einfach
treiben zu lassen und seinen Gefühlen zu folgen."
"Orgasmus
Der O. (von griech. organ, heftig verlangen) ist der Höhepunkt
der sexuellen Lust mit dem nachfolgenden Gefühl einer bes. angenehmen
Entspannung (»Befriedigung«). Der O. ist ein vielschichtiges
körperliches und seelisches Geschehen mit erheblichen Geschlechtsunterschieden.
Beim Mann tritt er zusammen mit dem erst in der Pubertät möglichen
>Samenerguss ein, er wird gewöhnlich mit der Ejakulation gleichgesetzt.
Der weibliche O. ist im Wesentlichen gekennzeichnet durch mehrere (meist
5 bis 10) rhythmische Zusammenziehungen der Scheiden- und Gebärmuttermuskulatur,
manche Frauen haben dabei ebenfalls eine >Ejakulation. Der Mann benötigt
im Anschluss an den O. eine Erholungsphase bis zu einem erneuten O., während
viele Frauen ohne die so genannte Rückbildungsphase (>Erregung)
zu einem neuen Höhepunkt bereit sind. Außerdem können bei
der Frau mehrere Orgasmen kurz hintereinander erfolgen oder auch
unmerklich ineinander übergehen; darüber hinaus sind viele Frauen
fähig, den O. über eine relativ lange Zeit (von etwa 20 bis mehr
als 60 Sekunden) aufrechtzuerhalten.
Begleitet wird der O. i.A. von einer Anspannung fast der gesamten Körpermuskulatur,
von einer vermehrten Durchblutung verschiedener Organe und Körperregionen
(bes. im Becken- und Genitalbereich) und von einer deutlichen Erhöhung
der Puls- und Atemfrequenz, bei einem heftigen O. kann sogar eine (unbedenkliche)
kurzfristige Bewusstseinstrübung (petite mort) eintreten, Solche Erscheinungen
sind schon bei Kleinkindern beiderlei Geschlechts beobachtet worden, wenn
sie sich intensiv an einem Kuscheltier o.Ä. gerieben haben.
Die Intensität des O. hängt außer von der unterschiedlichen
genitalen Ausstattung entscheidend von der Persönlichkeit und der
seelischen Einstellung des Einzelnen ab, des Weiteren von der angestauten
sexuellen Antriebsenergie, der äußeren Stimulierung des Körpers
wie auch vom Ausmaß der seelisch-geistigen Beteiligung. Dabei können
die unterschiedlichsten Reaktionen auftreten, von lautem Stöhnen,
Schreien, Kichern, Kitzligkeit und heftigem Zusammenzucken bis hin zu regelrechten
Weinkrämpfen, in
denen sich die Spannung auch psychisch löst. Manche Menschen schlafen
kurz nach dem O. ein.
Zum Teil wird bei der Frau noch immer zw. einem Vaginal-O.,
der sich auf den Geschlechtsverkehr bezieht, und einem (durch vorrangige
Reizung des >Kitzlers erreichbaren) Klitoral-O. unterschieden;
neueren sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist eine solche
Trennung jedoch nicht haltbar, da die kleinen Schamlippen und der Kitzler
beim O. physiologisch immer mit einbezogen sind. Allerdings erreichen viele
Frauen den O. über die Stimulation dieser bes. empfindsamen Organe
(ihre eigentlichen Lustorgane) wesentlich leichter (>Entwicklung der Geschlechtsorgane).
Nach wie vor glauben viele Menschen, beide Partner müssten bei
jedem
Geschlechtsverkehr einen O. haben. Dieser irrigen Meinung wegen haben nicht
wenige Frauen ihren Partnern oft jahrelang Orgasmen vorgetäuscht;
auch die Medien haben eine solche Annahme gestärkt, indem sie immer
wieder über die Wichtigkeit des O. berichtet und seine Regelmäßigkeit
beinahe zur Pflicht erhoben haben. Dabei ist es keineswegs »notwendig«,
jedes Mal einen O. zu haben, und schon gar nicht gleichzeitig. Letzteres
gelingt den meisten Paaren nicht einmal nach viel Übung. Man sollte
sich daher nicht unter Leistungsdruck setzen. So kann es Situationen geben,
in denen es einem wichtiger ist, dem Partner/der Partnerin sexuelle Befriedigung
zu bereiten, als unbedingt selbst einen O. zu erleben,
oder aber man ist beruflich, familiär oder gesundheitlich derart belastet,
dass man trotz vorhandenen sexuellen Begehrens den Geschlechtsverkehr (oder
auch den Oralverkehr bzw. die erotische Stimulierung) nicht bis zum O.
zu genießen vermag. Ein gelegentliches Ausbleiben sollte daher nicht
überbewertet oder gar als Zeichen für eine Beziehungskrise interpretiert
werden. Nicht wenige junge Frauen müssen sogar erst nach und nach
lernen, den O. zu erleben. Wenn man
jedoch das Gefühl hat, dass das Ausbleiben des O. seine Ursache in
Partnerschaftsproblemen hat, so sollte man dies offen besprechen. Bei länger
anhaltenden >Orgasmusstörungen sollte man zur Klärung etwaiger
körperlicher Ursachen allerdings (eventuell gemeinsam) einen Arzt
aufsuchen und/oder psychotherapeutische Hilfe (>Partnertherapie) in Anspruch
nehmen. - >auch Anorgasmie, Impotenz, sexuelle Reaktion."
Ekstase
"allgemein ein rauschhafter, tranceartiger Zustand, eine Entrückung
aus der Realität. E. stammt von griech. Ekstasis, das Verzückung
bedeutet;
in der Psychologie das Erlebnis
des »Außersichseins«. Man unterscheidet beim Menschen
unvermittelt auftretende E. von einer künstlich, etwa durch Askese,
Musik, Tanz oder Drogen herbeigeführten E. Im rauschartigen Zustand
einer E. treten oft optische oder akustische Halluzinationen auf; die Ansprechbarkeit
für Sinneseindrücke ist reduziert. E. wird häufig bei starker
nervlicher Erregung (z.B. affektiven Erlebnissen
wie Wut oder auch einem bes. intensiv empfundenen sexuellen
Erlebnis) beobachtet. - Eine gesteigerte Neigung zu E. findet
[>] sich bei manchen Psychosen (schweren seelischen Erkrankungen);
in der Religionswissenschaft Sammelbez. für religiös
interpretierte körperliche und seelische Ausnahmezustände, deren
spezifisches Kennzeichen ein erweitertes oder »höheres«
Bewusstsein ist. ..."
Sexualität Die Wissenschaft vom Höhepunkt: Wie Frauen und
Männer den Orgasmus erleben
[Abruf
18.12.2022]
11 Fundstellen von formal 16 : 2 Im Titel 2 in einer Anzeige 1 Pseudo
in Überlebensvorteil.
In den 11 Fundstellen gibt es nur eine, die inhaltlich etwas aussagt:
"orgastischen Rausch GEOe7erleben."
"Kaum etwas empfinden Menschen als so beglückend wie einen Orgasmus. Doch was genau löst in unserem Körper jenen berauschenden Höhepunkt aus? Warum erreichen ihn manche leicht, andere mitunter gar nicht? Und GEOe1erleben Männer und Frauen jene Sekunden tiefster Befriedigung unterschiedlich?"
"Es gibt wohl nur wenige erwachsene Menschen, denen das GEOe2Erleben des sexuellen Höhepunkts gleichgültig ist. Zu leidenschaftlich erscheinen jene seligen Sekunden, zu begehrenswert ist die Befriedigung, die ein Orgasmus verschafft."
"Über Sinn und genauen Verlauf des weiblichen Orgasmus ist noch weniger bekannt. Evolutionsbiologen fragen sich, warum es ihn überhaupt gibt. Sexualwissenschaftler streiten darüber, wie viele unterschiedliche Arten von Orgasmen Frauen GEOe3erleben können."
"Und Psychologen sowie Neurowissenschaftler versuchen zu ergründen, weshalb es für viele Frauen so schwierig ist, einen Höhepunkt beim Geschlechtsverkehr zu GEOe4erleben."
"Zudem haben sie in den vergangenen Jahrzehnten Tausende Menschen dazu befragt, wie sie den Höhepunkt GEOe5erleben – oder was sie davon abhält."
"Bereits die körperlichen Voraussetzungen zum GEOe6Erleben des Hochgefühls sind höchst unterschiedlich. Bei Männern beginnt die sexuelle Erregung mit erotischen Gedanken oder intimen Berührungen, die bestimmte Nerven im Rückenmark aktivieren. Die verbinden das Gehirn mit den Schwellkörpern im Penis."
"Ohnehin ist über den männlichen Höhepunkt mehr bekannt als über den weiblichen. Das liegt zum einen daran, dass sich die (früher vor allem männlichen) Wissenschaftler mit dem eigenen Geschlecht gründlicher beschäftigten. Zum anderen ist ein Vorgang, der für die Fortpflanzung nötig ist, für Forscher offenbar interessanter als ein scheinbar nutzloser – denn damit ein Spermium eine Eizelle befruchtet, muss die Frau keinen orgastischen Rausch GEOe7erleben. Und weil der weibliche Höhepunkt nicht mit einer eindeutigen körperlichen Reaktion wie dem Samenerguss verbunden ist, sind sich die Wissenschaftler nicht einmal einig, wie er zu definieren, geschweige denn zu messen sei."
"Da Sigmund Freud diese sexuelle Spielart einst aber als Zeichen mangelnder Reife abgewertet und behauptet hat, erwachsene Frauen kämen allein durch das rhythmische Eindringen des Penis zur höchsten Lust, hieß es jahrzehntelang: Wenn eine Frau keine vaginalen Orgasmen GEOe8erlebte, lag das nicht etwa an anatomischen Details oder wenig einfühlsamen Liebhabern, sondern die Frau galt als frigide, unreif – sie war also selber schuld."
"Auch bei ihren Problemen mit dem Höhepunkt unterscheiden sich die beiden Geschlechter: Männer haben selten Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu GEOe9erleben. Knapp ein Prozent – junge häufiger als ältere – leiden allerdings darunter, zu früh zu ejakulieren."
"Evolutionsbiologen erklären sich das mit den Lebensumständen
der Frühmenschen: In einer Welt voller Gefahren war es ein Überlebensvorteil,
schnell zum Samenerguss zu kommen. Für junge Männer galt dies
umso mehr, da sie womöglich fürchten mussten, von Ranghöheren
entdeckt und verjagt zu werden.
Vielen Frauen fällt es dagegen schwer, beim Geschlechtsverkehr
überhaupt einen Höhepunkt zu GEOe10erleben.
Eine umfangreiche Studie ergab, dass ein Viertel bis gut ein Drittel der
Befragten beim Sex trotz großer Erregung nicht, spät oder nur
zu einem enttäuschend schwachen Orgasmus kommen; maximal die Hälfte
von ihnen verspüren regelmäßig beim Liebesakt die höchste
Lust."
"Bei Männern kann das Erektionsprobleme bewirken, gegen die es inzwischen wirksame Mittel gibt. Bei Frauen führt es dazu, dass sie sich nicht ausreichend entspannen können, um einen Orgasmus zu GEO1e11erleben."
Die Philosophie des Orgasmus - Der sexuelle Höhepunkt, philosophisch betrachtet [Abruf 18.12.2022]
Augenblick und Ewigkeit
Dabei werfe der Orgasmus etliche philosophische Fragen auf, so Mahnkopf:
«Wie ist eine Einheit der Zweiheit zu denken? Was bedeuten reine
Präsenz, Zeitstillstand – oder der emphatische Augenblick? Und wie
lange dauert ein Augenblick?»
"Weil die Wissenschaft darauf keine klaren Antworte habe, könnte der einzige Zweck des weiblichen Orgasmus eben im Erleben dieses schönen Gefühls bestehen, meint Mahnkopf: «Dann ist das die reine Lust, dann ist das eben nur zum Vergnügen da.»"
Welcher Mensch will schon ohne Orgasmus leben? Keine Erfahrung ist lustvoller, intensiver – und auch rätselhafter. Die Sexologin Ann-Marlene Henning und der Philosoph Claus-Steffen Mahnkopf erkunden im Gespräch mit Wolfram Eilenberger die wahre Bedeutung des Orgasmus für unser Leben.
Der Orgasmus gehört zu den schönsten und denkwürdigsten Erfahrungen unserer Existenz. Denn in ihm verbinden sich scheinbare Gegensätze auf lustvolle Art: höchste Anspannung und tiefste Gelassenheit, vollendete Lebendigkeit und „kleiner Tod“, feinste Kulturtechniken und allzu natürliche Abläufe. Seltsamerweise ist die Philosophie in Hinblick auf diesen Höhepunkt weitgehend stumm geblieben. Dabei benennt die Klimax ein Zentrum jeder Paarbeziehung. Und nicht selten auch deren unerreichten Sehnsuchtspunkt. Wie kommt das? Reden wir – gerade heute – viel zu viel über den Orgasmus? Oder noch immer viel zu wenig? Worin besteht seine evolutionäre Funktion? Ist er eher weiblich oder männlich? Verbirgt sich in ihm gar eine politische Utopie? Fragen, denen die Sexologin Ann-Marlene Henning sowie der Philosoph Claus-Steffen Mahnkopf im Gespräch mit Wolfram Eilenberger lustvoll nachgehen.
Literatur:
* Claus-Steffen Mahnkopf, Philosophie des Orgasmus,
Suhrkamp, 2019
* Ann-Marlene Henning, Liebespraxis – Eine Sexologin
erzählt, Rowohlt Polaris, 2017
Kinsey Institute
FAQ (Abruf 18.12.2022)
"orgasm
GÜ:
Swanson, Janice M. & Forrest, Katherine
A. (1987, Hrsg.) Die Sexualität des Mannes Köln: Deutscher
Ärzte Verlag.
Erleben und Erlebnis kein Sachregistereintrag. Obwohl
Orgasmus der Frau einen Sachregistereintrag hat, fehlt ein entsprechender
für den Mann (beim Titel Die Sexualität des Mannes!).
Es gibt auch keinen Abschnitt zum Thema Orgasmus des Mannes.
Zusammenfassung-Meyer: Bei den Sachregistereinträgen "Orgasmus" S. 204 wird im Wesentlichen nur Kinsey zitiert ohne Angaben zum Erleben und zu Erlebnissen.
Sachregistereinträge:
S. 5: "Sexualität als psycho-physischer Prozeß
Mit dem Begriff "Sexualität" bezeichnet man meist einen physischen
Vorgang. Auch hier wird in erster Linie auf Somatisches hingewiesen, um
den Bereich der Sexualität zu beschreiben. Dies geschieht unter anderem
aus methodischen Gründen, nämlich zur Objektivierung und zur
empirischen Nachvollziehbarkeit der Begriffsbestimmung. Im Bewußtsein
bleibt freilich, daß Sexualität stets auch ein psychischer Prozeß
ist, daß das Erleben nicht nur
ein Additiv des körperlichen Vollzugs darstellt, daß es sich
vielmehr als integrale Komponente eng mit dem Physischen verbindet, daß
es im psycho-physischen Handlungssystem der ausschlaggebende Faktor sein
und sich des körperlichen Austauschs als Medium, das heißt,
zum Ausdruck des Psychischen, bedienen kann. Es reicht nicht aus, einen
leiblichen "Teil" der Liebe von einem geistigen zu unterscheiden. Der Verflechtung
der Körperlichkeit und des Erlebens
wird man eher gerecht, wenn man nicht von "Teilen", sondern von unterschiedlichen
Komponenten eines komplexen psycho-physischen Vorgangs spricht.
Den biologischen Zweck im engeren Sinne thematisierten
Wickler und Seibt (1983), als sie die Sexualität als den "Austausch
und das Neukombinieren von genetischem Material" (p 47), als "alles das,
was im Dienste der Zusammenführung zweier Keimzellen" (p 35) oder
als "Austauschen und Rekombinieren von Erbmaterial" (p 53) definierten.
Die menschliche Sexualität geht in der Regel über diesen Zweck
hinaus; sie wird hier daher weiter und nicht mit dem Blick auf nur eine
ihrer verschiedenen Funktionen bestimmt.
Haeberle (1978, 139ss.) unterschied drei Grundbedeutungen
des Begriffs "Sexualverhalten": Nach der ältesten, einfachsten und
engsten Definition werden mit ihm "alle Handlungen und Reaktionen" bezeichnet,
"die zu einer Befruchtung führen können". Diese Bestimmung ist
am biologischen Zweck der Sexualität im engeren Sinne orientiert;
sie wird der Variabilität, den unterschiedlichen menschlichen Zwecken
und Erlebnissen sowie den unterschiedlichen,
die Befruchtung häufig ausschließenden Sexualtechniken nicht
gerecht. Als zu weit erscheint demgegenüber die auf die psychoanalytische
Theorie Freuds zurückgehende Definition, die "alle Handlungen und
Reaktionen, die der Lustbefriedigung dienen", in die Sexualität einbezieht.
Bei dieser weiten Fassung wären Handlungen wie das Essen, das Trinken,
das Rauchen, das Fahrradfahren, das Spazierengehen, das Sammeln von Kunstwerken
und vieles "Lust"volle mehr als Sexualität zu verstehen. Eine solch
ideologische Ausweitung des Begriffs ignoriert die Bedeutung der unterschiedlichen
Arten respektive "Quellen" von Lust; sie kollidiert mit dem Ziel der differenzierten
empirischen Erörterung des Phänomens."
S. 204f: "Kinsey et al. (1948, 149) unterschieden sechs Hauptquellen
des Orgasmus respektive sechs Modalitäten sexueller Aktivität,
die mehr oder minder regelmäßig bis zum Orgasmus praktiziert
werden, nämlich nächtliche Träume mit Samenerguß (Pollutionen),
Masturbation, heterosexuelles Liebesspiel, heterosexueller Geschlechtsverkehr
(vorehelich, ehelich, nebenehelich, nachehelich), homosexueller Geschlechtsverkehr
und Kontakte mit Tieren.
Der Orgasmus des Mannes ist zwar nicht unbedingt
an die Ejakulation gebunden, nach der Pubertät läßt er
sich aber in der Regel an dieser deutlich erkennen. Ohne Ejakulation verläuft
der Orgasmus bei Jugendlichen vor der Pubertät und beim Erwachsenen
bei weiteren Höhepunkten nach einer Ejakulation. Der Mann beschränkt
sich üblicherweise auf eine Ejakulation. In den Befragungen von Kinsey
et al. (1948, 151 et 533; 1953, 480ss.) gaben allerdings etwa 15 Prozent
der verheirateten Männer unter 20 Jahren an, bei fortgesetzter Reizung
über eine begrenzte Periode zu zwei und mehr Ejakulationen fähig
zu sein. Es gibt freilich auch Ejakulationen ohne körperliches Orgasmusgefühl;
diese sind vor allem von Querschnittgelähmten bekannt. (Sevely 1987,
178)
Ein so offenbares Indiz wie die Ejakulation existiert
bei der Frau nicht. Entwicklungsgeschichtlich ist es, wie gesagt, bemerkenswert,
daß von keiner Tierart eindeutige Anzeichen für eine Klimax
des Weibchens vorliegen. (Ford/Beach 1951, 45) Orgasmusähnliche Spannungen
und Entspannungen werden allerdings von verschiedenen Säugetierarten
beschrieben (Kinsey et al. 1953, 480), insbesondere von Tieren in Gefangenschaft
(Vincent 1986, 326). Die vaginalen Kontraktionen der menschlichen Frau
sind bald ausgeprägt, bald weniger ausgeprägt. Die ersten Kontraktionen
des Orgasmus verlaufen bei beiden Geschlechtern in Intervallen von etwa
0,8 Sekunden. (Masters/ Johnson/Kolodny 1982, 79) Bei beiden Geschlechtern
führen die Anspannungen und die Entspannungen des Orgasmus zu einer
generellen Spannungsreduktion und zu einem allgemeinen Wohlbefinden, das
ein bemerkenswertes Motiv für weiteres sexuelles Handeln darstellt.
Der Orgasmus der Frau ist sehr viel variabler als
der des Mannes. Er besteht in einer Folge von mindestens drei bis fünf
und maximal zehn bis fünfzehn Kontraktionen, und zwar Kontraktionen,
die nicht einsaugend, sondern austreibend wirken. Nach Masters und Johnson
(1966, 69ss.) besteht kein Unterschied zwischen einem Klitoral- und einem
Vaginalorgasmus, das heißt, bei den Klitoral- und den Vaginalkontraktionen
handelt es sich nicht um unterschiedliche biologische Einheiten. Die Reaktionen
seien unabhängig davon, ob die Stimulierung durch die Manipulation
der Klitoris oder des vestibulum vaginae, durch natürlichen oder artifiziellen
Koitus oder durch eine spezifische Stimulierung einer anderen erogenen
Zone des weiblichen Körpers erfolgt. Wenn aber an der Vorderwand der
Vagina entlang der Harnröhre doch eine besonders erregbare, etwa pfenniggroße
Zone, nämlich die Gräfenberg- oder Grafenberg-Zone -[>205] der
aus Deutschland stammende und in die USA emigrierte Gräfenberg publizierte
unter dem Namen Grafenberg - liegt, dann ist es doch sinnvoll, klitorale
und vaginale Orgasmen zu unterscheiden. (Haeberle 1978, 559) Diese Differenzierung
ist ferner dann sinnvoll, wenn der Orgasmus nicht nur durch sanfte Reize
der Hautoberfläche, sondern auch durch intensive der tieferliegenden
Gewebe ausgelöst werden kann. Morgan (1972, 87) wies in diesem
Zusammenhang insbesondere auf die Muskelgewebe unterhalb der ventralen
Wandung der Vagina hin.
Die vordere Wand der Vagina ist nach Masters, Johnson
und Kolodny (1982, 43) bei vielen Frauen erotisch sensitiv, ein für
die sexuelle Stimulation besonders empfänglicher G-Punkt aber nur
bei weniger als 10 Prozent auffindbar. Die Existenz der Grafenberg-Zone
wird in der derzeitigen Sexualforschung ebenso diskutiert wie die schon
in der Antike gestellte Frage, inwieweit die bei manchen Frauen mit dem
Orgasmus einhergehende Flüssigkeitsabsonderung in der Harnröhre
ein Analogon zur männlichen Ejakulation darstellt. (Pfäfflin
1984, 95) Aristoteles (Tierkunde X, 2ss 664b et 637a) hatte neben dem männlichen
einen weiblichen Samen und weiter dessen Ausstoß beim Koitus angenommen."
Egidi, Karin & Bürger, Gislind (1984) Das Gefühl der Befriedigung. Frauen aktuell. Was Sexualforscher nicht erfassen können, sagen die Frauen selbst. Reinbek: Rowohlt.
S. 129: "Neben der Einmaligkeit jeder einzelnen Biographie muß auch nach gemeinsamen Tendenzen gesucht werden. Aus dem Vergleich der Frauenerfahrungen ergeben sich Anhaltspunkte, um die aus männlicher Sicht gestalteten Theorien zu überprüfen. Es wird deutlich, wie wenig die Realität von Frauen in den bisherigen Theorieansätzen berücksichtigt wurde. So müssen auch die Therapien unbefriedigend sein, wenn sie diese wichtigen Bedürfnisse von Frauen gar nicht kennen.
Was ist das Gefühl der Befriedigung?
Von den 18 befragten Frauen unterscheiden 16 zwischen «körperlicher» Befriedigung, dem Orgasmus und «psychischer», «seelischer», «richtiger» Befriedigung.
S.97-99: "1. Die Schlacht um den Orgasmus
Die meisten von uns sind in der Epoche der Ideen von Vater Freud aufgewachsen.
Auch ohne seine schwierigen Bücher gelesen zu haben, sind wir von
seinen Auffassungen über die weibliche Sexualität beeinflußt.
Die meisten Ärzte sind von ihnen beeinflußt, Berater auch, und
in Büchern über Sexualität werden seine Ideen übernommen.
Kurz zusammengefaßt läuft seine Auffassung darauf hinaus, daß
Männer eine aktive »Libido«, einen sexuellen Trieb, hätten
und Frauen nicht; daß Frauen auf den Penis der Männer eifersüchtig
seien und eine gesunde, erwachsene, ausgeglichene Frau ihre sexuelle Empfindsamkeit
von der Klitoris auf die Vagina übertragen habe. Wenn ein kleines
Mädchen von drei oder vier Jahren zum ersten Mal den Pimmel eines
Jungen sieht, würde es sogleich von einer tiefgehenden Eifersucht
überwältigt werden, die es niemals mehr überwinde. Folglich
würde es erkennen, daß ihre Klitoris, womit es so wunderbar
spielen kann, doch nur ein armseliges Surrogat für den Penis des Jungen
sei. Dieser Schock führe dazu, so meint Freud, daß die Frau
für den Rest ihres Lebens mit dem Penisneid belastet sei, daß
sie eitler sei als Kompensation für das Fehlen dieses wunderlichen
Organs und daß sie ein Verlangen nach Babys habe. Natürlich
ganz besonders nach Jungen-Babys, um ihren Mangel wiedergutzumachen. Und
sie würde ihre Liebe von ihrer Mutter, ihrem ersten »Sexualobjekt«,
der sie die Schuld daran gibt, daß sie keinen Penis hat, auf ihren
Vater übertragen, den stolzen Besitzer von dem Organ. Im Laufe ihres
Erwachsenwerdens würde sie ihr erotisches Gefühl von ihrem kindlichen
»Penis-Surrogat«, der Klitoris, auf ihre Vagina verlagern,
wodurch der Penis eines Mannes das Werkzeug würde, das ihr Lust schenken
wird.
Wir brauchen nicht einmal tiefer darüber nachzudenken,
um festzuhalten, wieviel Unsinn in so einer Theorie zusammengebracht ist.
Es gibt keinen einzigen Grund dafür, daß Mädchen ihre eigene
Klitoris als zweitrangiges Organ erfahren sollten. Viele kleine Mädchen
finden [>98] es herrlich, ihre Möse zu streicheln, das Treppengeländer
hinunterzurutschen oder sich im Bett an einer Decke zu reiben. Es ist weit
hergeholt, daß kleine Mädchen glauben sollten, Jungen hätten
ein schöneres Gefühl, weil sie einen Pimmel haben, oder daß
sie denken könnten, ihr schöner Punkt sei ein Miniaturpenis.
Man sollte sich eigentlich eher ausdenken können, daß Jungen,
die sehen, daß Frauen Brüste haben, aus denen Milch kommen kann,
und einen Bauch haben, in dem Kinder wachsen können, eifersüchtig
auf diese Fähigkeiten sind. Aber auf die Idee eines »Gebärmutterneids«
sind die gelehrten Herren niemals gekommen.
Sehr wahrscheinlich jedoch erkennen Mädchen
schon früh, daß Jungen eine Reihe von Vorrechten genießen,
die sie nicht haben. Sie sehen, daß Jungen viel mehr ermuntert werden,
tüchtig zu sein, daß sie wilder sein und öfter draußen
spielen dürfen. Da Mädchen mehr »beschützt«
werden, glauben sie schnell, sie seien schwächer als Jungen. Und in
einer traditionellen Familie, in der die Mutter den von der Arbeit heimkehrenden
Vater versorgt, werden kleine Mädchen, von denen mehr dienende Tätigkeiten
erwartet werden als von Jungen, diese Verhaltensmuster übernehmen.
Irgendwann werden sie natürlich das Gefühl bekommen, der Besitz
des Penis führe dazu, mehr Macht über andere zu haben. Offensichtlich
bewirkt er, daß du nicht abzuwaschen brauchst, mehr Geld hast und
deine Klamotten herumliegen lassen kannst.
Es ist dann auch nicht zufällig, daß
mehr Mädchen lieber Jungen sein möchten als umgekehrt. »Penisneid«
hat, soweit er besteht, also kein biologischen Ursachen, sondern gesellschaftliche:
Die Penisbesitz dieser Welt haben das Sagen - wenn auch keine echten Gründe
gefunden werden können, warum du nur Ministerpräsident werden
kannst wenn du im Stehen pinkeln kannst. Die Idee, daß Frauen ihre
Sexualität von der Klitoris auf ihre Vagina übertragen müssen,
ist eine der barbarischsten Auffassungen der patriarchalischen Kultur dieser
Männergesellschaft. Scharen von Frauen sind dadurch sehr unglücklich
geworden, und wir sind noch immer damit beschäftigt, gegen diese Mißverständnisse
anzugehen.
Die Auffassung, daß gesunde Frauen einen vaginalen
Orgasmus haben müssen, ist nicht einfach nur ein technisches Mißverständnis.
Sie [>99] ist ganz wesentlich damit verbunden, wie über Frauen und
Männer gedacht wird. Lange Zeit wurde geleugnet, daß Frauen
und Männer eine eigene Sexualität haben. Das waren auch die Zeiten,
als von Frauen erwartet wurde, fügsam zu Hause zu bleiben und auf
allen wesentlichen Gebieten die Führung ihrer Männer zu akzeptieren.
Da sich das nun langsam ein bißchen verändert und Frauen nicht
mehr ganz so automatisch als unselbständige Wesen gesehen werden,
verändern sich auch die Auffassungen über die Sexualität
von Frauen. Aber Erfahrungen und Ideen, mit denen wir erzogen wurden, sind
zählebig. Darum habe ich mir mal die Bücher vorgenommen, mit
denen unsere Mütter, und manchmal auch noch wir selbst, großgeworden
sind. Die Bücher, die wir oft hinter den »guten« Büchern
oder versteckt in einer Schublade fanden - Bücher, die immer wieder
neu gedruckt und gelesen wurden, die aber fast niemand vorn im Schrank
stehen hatte."
Es folgt eine kritische Analyse
S.114: "1. Wie es sich anfühlt
»Ich finde es furchtbar schwierig zu beschreiben, wie sich ein Orgasmus anfühlt. Früher glaubte ich manchmal, daß ich einen Orgasmus, hatte, wenn ich mich beim Freien sehr froh und erregt fühlte. Doch, nun weiß ich, daß das viel mehr mit emotionaler Spannung zu tun hatte als mit einem Orgasmus. Jetzt weiß ich ganz genau, wann ich einen Orgasmus habe, es ist mit nichts anderem zu verwechseln. Es beginnt mit sanften Wellen von Vergnügen, die wieder abebben, bis die Spannung wirklich irrsinnig groß ist. Und wenn ich denke, nun geht es nicht weiter, dann fühle ich tief in mir, wie sich meine Möse [>115] zusammenzieht, einige Male, und dann ebbt die Spannung wieder ab.«
»Bei mir ähnelt das Ansteigen der Spannung ein bißchen dem Gefühl, das du im Bauch hast, wenn der Fahrstuhl ganz schnell nach unten geht, aber es ist viel schöner, erst vor allem an meiner Klitoris und dann geht es beinahe durch meinen ganzen Körper. Ich merke, daß ich von selbst meinen ganzen Körper anspanne, kurz bevor ich auf dem Höhepunkt bin.«
»Ich empfinde es immer noch als ein ganz besonderes Gefühl,
das ich schwer beschreiben kann. Nur mit den sonderbaren Bildern von Wellen
und Feuerwerk, die du manchmal im Film siehst, hat es nichts zu tun. Es
ähnelt ein bißchen solchen Augenblicken, wenn ich dringend pinkeln
muß, und dann auch mehr dem Moment, wenn du es wirklich laufen läßt.
Oder einem Niesanfall, wenn du in die Sonne guckst, aber dann einem ganz
herrlichen, dicken, wundervollen Niesanfall.«
Für einige Frauen fühlt sich jeder Orgasmus
gleich an. Aber viele Frauen finden, daß es da ziemliche Unterschiede
zwischen dem einen oder anderen gibt.
»Für mich ist ziemlich wichtig, wie ich zum Orgasmus komme. Wenn ich meine Finger nehme, dann kann ich es sehr gut regulieren. Dann lasse ich es anschwellen und wieder ein bißchen abebben. Dann dauert es sehr lange, bis er kommt, und kommt ganz tief. Wenn jemand anders mir einen Orgasmus macht, empfinde ich das wieder ganz anders. Dann ist vielmehr mein ganzer Körper beteiligt. Aber dann kommt er nicht so tief, und dann sind die Zuckungen auch nicht so stark.«
»Manchmal ist es enttäuschend, dann ist es auf einmal vorbei, ganz schnell. Ein andermal kann ich es richtig hinauszögern, länger und länger und dann, haa! So, als ob du mit einem Flugzeug immer schneller rollst und dann auch einmal steigt es auf.« [>116]
»Ich habe meine besten Orgasmen, wenn ich meine Tage habe. Dann fühle ich richtig, wie sich meine Gebärmutter zusammenzieht. Es hilft auch gegen Bauchschmerzen, wenn ich Menstruationskrämpfe habe.«"
S. 172: "DER ORGASMUS
Der Höhepunkt eines jeden geschlechtlichen
Verkehrs zwischen Mann und Frau ist der Orgasmus.
Beide stoßen auf dem Gipfel der Lust Flüssigkeiten
ab — der Mann seinen Samen (Sperma), die Frau ein Drüsensekret.
Rein äußerlich kündigt sich der
Orgasmus eines Paares durch schnelleres Atmen, heftigere Stoßbewegungen
der Becken und Schweißbildung am ganzen Körper an.
Der Mann liegt — nur um eine Position zu erwähnen
— über der Frau und treibt sein extrem steifes Glied mit kräftigen
Stößen in immer kürzeren Abständen in die nasse Scheide
der unter ihm liegenden Frau.
Die erregte Partnerin verleiht den Stößen
des Gliedes mehr Wirkung, indem sie dem Partner ihr Becken im gleichmäßigen
Geschlechtstakt entgegen stößt.
Sie krallt sich an ihrem Partner fest und fordert
ihn zu immer wilderen Stößen auf. Ihr Körper bebt und zittert,
wie ein glühender Eisenstab reibt das Glied des Mannes sich zwischen
ihren Beinen.
Ihre Afterschließmuskeln ziehen sich krampfhaft
zusammen, Drüsen sondern ein Sekret ab, der Körper bäumt
sich auf, ein lauter Schrei oder ein leises Stöhnen — je nach Temperament
— entfährt ihrem Mund.
Langsam, viel langsamer als beim Mann, klingt ihre
Erregung ab. Dann spürt sie, wie es auch dem Mann kommt.
Wie von Sinnen bewegt er sein Glied in ihrer Scheide,
knetet ihre Brüste und spritzt seinen Samen in rhythmischen Zuckungen
in ihre empfangsbereite Scheide.
Das Rückenmark beider Liebenden fungiert als
Lustverteiler und schickt die Wollust durch den ganzen Körper, wobei
das Herz wesentlich schneller schlägt, und die Sinne sprichwörtlich
schwinden. ..."
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korrigiert: 20.12.2022 Ende irs
Recchtschreibprüfung und gelesen /
19.12.2022 Beginn irs Rechtschreibprüfung
und gelesen