Begriff, Begriffsanalyse und Gebrauchsbeispiele in den Kognitionswissenschaften
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Begriffsanalyse Begriff..
Signierung
Begriffe und Begriffsmerkmale (BM). * Methodik
*
Begriff
im Woerterbuch der Kognitionswissenschaft
Strube, Gerhard; Becker, Barbara; Freska, Christian; Hahn, Udo
& Klaus Opwis, Klaus & Palm, Günther (1996, Hrsg.) Wörterbuch
der Kognitionswissenschaft. Stuttgart: Klett-Cotta.
"Begriff (concept) (BMDefiniendum)
(1) B., B.-Bildung. Begriffe
(BMBelEWis) sind die
elementaren Einheiten des Wissens. Deshalb ist in der gesamten Tradition
der Philosophie die Lehre von der Bildung der Begriffe
(BMphilosB) und deren
Beziehung zu komplexeren Wissenseinheiten wie Urteilen, Schlüssen
und Aussagensystemen in Form von Theorien als die grundlegende Problemstellung
der Erkenntnistheorie und Logik angesehen worden.
Als heute noch immer relevante Grundlage der Begriffstheorie
(BMTheNam:Aristoteles)
gilt die Aristotelische Lehre von der Bildung der Begriffe
durch Abstraktion (BMabsgen).
Abstraktion ist das Verfahren der Hervorhebung gemeinsamer Merkmale von
Gegenständen, Sachverhalten oder Ereignissen und deren Verbindung
zu einer Einheit. Erst dadurch ergibt sich der allgemeine
Begriff (BMallgB),
der nach antiker Lehre zugleich auch das Wesen eines individuellen Dinges,
Gegenstandes, Sachverhaltes oder eines Ereignisses ausmacht. Auf dieser
Theorie der Begriffsbildung durch Abstraktion
(BMabsgen) beruht auch die Definittonslehre
der aristotelisch-scholastischen Logik. Ein Begriff
(BMGatArt) wird definiert
durch die Angabe der übergeordneten Gattung (genus) und des spezifischen
oder wesentlichen Merkmals (differentia specifica). Abstraktion und Definition
sind daher nach der aristotelischen Begriffslehre
(BMTheNam:Aristoteles)
systematisch eng verbunden: Durch Abstraktion werden Begriffe
(BMabsgen) gebildet und durch Definitionen
festgelegt und voneinander abgegrenzt. An die aristotelisch-scholastische
Abstraktions- und Definitionslchre knüpft das in der »Logik
von Port Royal“ aufgcstellte Gesetz von der umgekehrt proportionalen
Beziehung von Inhalt und Umfang der Begriffe
(BMÍnhUmf) und
die hierarchische Gliederung der Begriffe
(BMhierar) nach der Abstraktionshöhe,
nach der Begriffe einander über oder untergeordnet werden (> Subsumtion).
... ...
(2) Unter einem B. (BMDefCha)
versteht man allgemein die Zusammenfassung von Objekten und Ereignissen
zu Klassen aufgrund gemeinsamer Merkmale und Beziehungen. Dabei werden
die folgenden psychologischen Theorien zur Struktur von B.
(BMtheoPsy)diskutiert
(Komatsu, 1992; Smith & Medin, 1981): (i) die klassische Theorie, (ii)
die Theorie der Familienähnlichkeit, (in) die >Exemplartheorie, (iv)
schematheoretische Ansätze (>Schema) und (v) die noch weniger ausgearbeiteten
theoriebasierten Ansätze. Obwohl es seit den fünfziger Jahren
kaum noch Anhänger der klassischen Theorie gibt, besitzt sie einige
Eigenschaften, die attraktiv sind bzw. für bestimmte B.
(BMuonS) angemessen sein
könnten. Die grundlegende Annahme .der klassischen Theorie besteht
darin, daß ein B. (BMDefCha)
aus einer Menge notwendiger Merkmale besteht, die in ihrer Gesamtheit hinreichend
für die Spezifizierung des B. (BMDefCha)
sind. Als Beispiel möge der B.Junggeselle
() dienen, den man sich als dahingehend definiert vorstellen kann, daß
ein Junggeselle ein Mann ist, der unverheiratet ist. ..."
Anmerkung: Die Behauptung des Gesetzes
von der umgekehrt proportionalen Beziehung von Inhalt und Umfang
der Begriffe ist nur eine Regel und nicht allgemeingültig, also kein
Gesetz.
_
Begriffsanalyse
im Woerterbuch der Kognitionswissenschaft
"Begriffsanalyse (conceptual analysis)
(BMDefiniendum)
Von Sokrates bis zur analytischen Philosophie der Gegenwart nimmt B.
(BMAnalyse) einen ausgezeichneten
Platz in der Philosophie ein, ohne daß hinreichend klar ist, was
eine solche Analyse auszeichnet und worin ihr Ziel besteht. Darüber
hinaus ist es bedauerlich, daß die anzutreffenden Verwendungsweisen
von „B. (BMAnalyse)“,
„Definition“ und „Explikation“ so unterschiedlich ausfatlcn, daß
dadurch weitere Verwirrung entsteht.
Was ist Gegenstand einer B.
(BMAnalyse) Ideen, Vorstellungen,
Eigenschaften, natürliche Arten, Bedeutungen, Propositionen, sprachliche
Ausdrücke und Sätze gehören zu den wichtigsten möglichen
Kandidaten. Was Gegenstand wird, hängt von den jeweiligen philosophischen
Positionen sowie von dem Ziel und der Methode einer B.
(BMAnalyse) ab.
Was ist Ziel einer B.
(BMAnalyse) Auch hier
gibt es eine Vielzahl von Antworten. Besonders einflußreich geworden
sind die Entschlüsselung der Natur oder die Enthüllung des Wesens
eines Begriffs (Platon) (BMWesen),
eine Therapie begrifflicher Verwirrungen
(BMtherBV) mit dem Ergebnis
einer übersichtlichen Darstellung (Ludwig Wittgenstein), die Erstellung
einer logischen Landkarte systematisch mißverständlicher Ausdrücke
(Gilbert Ryle), die Entwicklung einer deskriptiven Metaphysik, welche die
grundlegenden Beziehungen zwischen zentralen Bestandteilen unseres Begriffsrepertoires
(BMBRep) aufzudecken versucht
(P. F. Strawson), sowie die Differenzierung und Revision alltagssprachlicher,
wissenschaftlicher und philosophischer Begriffe
(BMBdid), so daß diese
für den systematischen Aufbau einer Theorie geeignet sind (Rudolf
Carnap, W. V. Quine). Von diesen und anderen unterschiedlichen Zielen ist
die Wahl der geeigneten Methode und die Art der B.
(BMAnalyse) abhängig.
Worin bestehen die Methoden einer B.
(BMAnalyse) Um diese
Frage zu beantworten, ist es hilfreich, das Verhältnis von B.
(BMAnalyse) zu Begriffsdefinition
einerseits und zu Begriffsexplikation
andererseits genauer zu bestimmen, ln der Geschichte der Philosophie ist
B.
(BMAnalyse) häufig
so verstanden worden, daß ihr Ziel in der Angabe einer Realdefinition
besteht, die das Wesen oder die essentiellen Attribute einer Entität
bestimmen soll. Der einer solchen Auffassung zugrundeliegende Essentialismus
scheint vielen Philosophen inakzeptabel. Infolgedessen ist
B.
(BMAnalyse) insbesondere
im 20. Jahrhundert als Bedeutungsanalyse interpretiert worden. Was ist
die Pointe einer solchen Bedeutungsanalyse? Ihre klassische Form besteht
in einem Definitionsverfahren von einzeln notwendigen und zusammengenommen
hinreichenden Bedingungen, die anhand unserer Intuitionen zu wirklichen
und mehr noch zu vorgestellten Beispielsfällen überprüft
werden. Ziel ist somit die Angabe der expliziten Intension
eines Begriffs (BMinhalt),
die mit seiner intuitiven Extension übereinstimmt (>Intension-Extension).
Eine der seit Platon meistdiskutierten B.
(BMAnalysePlaton) betrifft
das Analysandum „propositionales Wissen“, für das viele Erkenntnistheoretiker
das Analysans „gerechtfertigte, wahre Meinung“ und eine weitere, bis heute
umstrittene Bedingung vorgeschlagen haben (> Erkenntnistheorie). ... ...
"
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