KGB
Das Schwarzbuch des KGB
Moskaus Kampf gegen den Westen
Mitgeteilt von Rudolf Sponsel, Erlangen
Erstausgabe 05.04.2002, Letztes Update TT.MM.JJ
Das Buch beruht u.a. auf Quellen, das
durch den Überläufer Wassili Mitrochin gewonnen werden konnten.
Ein umfangreiches Dokument mit 848 Seiten, Bibliographie und Namen- und
Decknamenregister. Es enthält zugleich eine deutliche Kritik an den
HistorikerInnen, die weitgehend durch Desinteresse und Unkenntnis glänzen,
was die Rolle der Geheimdienste betrifft und für die Geschichtsschreibung
der Internationalen Beziehungen bedeutet. Soweit zitiert wird, sind die
Fußnoten weggelassen.
Andrew, Christopher & Mitrochin, Wassili (dt.1999, engl. 1999). Das Schwarbuch des KGB. Moskaus Kampf gegen den Westen. Berlin: Propyläen. |
"»Die Philosophen«, schrieb Marx in den Thesen über Feuerbach, »haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.« Dementsprechend sammelte der KGB nicht nur politische Informationen und leitete sie in politisch korrekter Aufbereitung weiter, sondern versuchte auch, durch eine Vielzahl von »aktiven Maßnahmen (aktiwnyje rneroprilatila) den Gang der Weltereignisse zu beeinflussen. Diese Maßnahmen reichten von der Manipulation der Medien bis zu gewalttätigen »Sonderaktionen« unterschiedlichen Grades. Von übertriebenen Berichten über die eigenen Erfolge bei der heroischen Zerschlagung von konterrevolutionären Verschwörungen in der Zwischenkhep zeit angespornt und im Wunsch, die politische Führung zu beeindrucken, überschätzte der KGB regelmäßig seine eigene Leistungsfähigkeit." (S. 316) |
"Vom Einparteienstaat zur Präsidentschaft Jelzins.
Die Rolle des russischen Geheimdienstes.
Die meisten Historiker haben nie so recht erkannt, welche Rolle die Geheimdienste in den internationalen Beziehungen und in der Politik des 20. Jahrhunderts spielten. Die Geschichte der Fernmeldeaufklärung ist dafür ein auffälliges Beispiel. Von 1945 an haben fast alle Geschichtswerke über den Zweiten Weltkrieg erwähnt, daß es den Amerikanern mehr als ein Jahr vor dem Überfall auf Pearl Harbour gelungen war, den diplomatischen Hauptcode der Japaner zu knacken. Bekannt ist auch der Erfolg, den die Briten im Ersten Weltkrieg mit der Entschlüsselung deutscher Geheimcodes erzielten; der von den Briten gelieferte Klartext des sogenannten Zimmermann-Telegramms, in dem Deutschland Mexiko territoriale Gewinne zu Lasten der USA versprach, falls es an Deutschlands Seite in den Krieg eintrete, führte sogar dazu, daß sich die USA 1917 beeilten, Deutschland den Krieg zu erklären. Aber bis zur Bekanntgabe des Geheimnisses um das Projekt ULTRA im Jahre 1973 war es fast keinem Historiker (mit Ausnahme ehemaliger Geheimdienstoffiziere, denen es allerdings verboten war, das Projekt zu erwähnen) in den Sinn gekommen, daß vielleicht bedeutende Erfolge auf dem Gebiet der Fernmeldeaufklärung gegen Deutschland und Japan erzielt worden waren. Selbst als bekannt wurde, welche wichtige Rolle ULTRA während des Krieges bei den britischen und amerikanischen militärischen Operationen im Westen gespielt hatte, dauerte es noch weitere fünfzehn Jahre, bis irgendein Historiker die ziemlich offensichtliche Frage aufwarf, ob es vielleicht auch ein russisches ULTRA an der Ostfront gegeben habe. Viele Historiker, die inzwischen die Bedeutung der Fernmeldeaufklärung im Zweiten Weltkrieg anerkannten, ignorierten sie am Ende des 20. Jahrhunderts jedoch noch völlig in ihren Studien über den Kalten Krieg. (...) [>654] (...)
Die Bibliographie des neuesten (1998 erschienenen) wissenschaftlichen Werkes zur Geschichte der russischen Auslandsbeziehungen von 1917 bis 1991, das von einem britischen Fachmann als »beste allgemeine Geschichte der sowjetischen Außenpolitik« gepriesen wurde, enthält - abgesehen von einer Biographie Berijas - unter mehr als 120 Titeln nicht ein einziges Werk über die sowjetische Spionage.'
Zwar läßt sich diese Blindheit
führender Historiker teilweise dadurch erklären, daß die
Archive der Geheimdienste, und ganz besonders die der Fernmeldeaufklärung,
einer übermäßigen Geheimhaltung unterliegen, doch im Grunde
ist sie auf etwas zurückzuführen, was die Psychologen »kognitive
Dissonanz« nennen - die Schwierigkeit, die wir alle haben, wenn wir
neue Konzepte erfassen sollen, die nicht in unser bisheriges Weltbild passen.
Für viele Historiker, Politikwissenschaftler und Fachleute auf dem
Gebiet der internationalen Beziehungen war die Welt der Geheimdienste ein
solches Konzept. Während nunmehr ein neues Jahrhundert heraufdämmert,
ist die traditionelle Mißachtung der Spionage von seiten der Historiker
jedoch im Abschwung begriffen, wenn sie auch noch nicht völlig verschwinden
wird. Eine neue Generation von Forschern bildet sich heran, die sich weniger
als die meisten ihrer Vorgänger
von der Rolle der Spionage und deren Nutzung (oder Mißbrauch)
durch die Politik irritiert fühlen wird. Ein weites Feld neuer
Forschungsaufgaben liegt vor ihnen."
Die
KGB- Vorsitzenden von 1917- (Quelle: S. 687:)
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Ende