Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=25.03.2010 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 01.04.15
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright_

    Anfang_Studiobühne: Geschlossene Gesellschaft__Überblick__Rel. Aktuelles __Rel. Beständiges  _ Titelblatt__ Konzept__ Archiv__ Region__Service-iec-verlag___ Wichtiger Hinweis zu Links

    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst, Bereich Theater, und hier speziell zum Thema:

    Geschlossene Gesellschaft
    von Jean Paul Sartre
    Uraufführung 1944

    Eine Aufführung der Studiobühne Erlangen im E-Werk


     Marie-Christin Schwab, Dany Knechtel, Martin Seeburg.
    Bildrechte  Studiobühne Erlangen.
     

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Info Studiobühne: "Stück in einem Akt von Jean-Paul Sartre. Regie: David Becker und Matthias Nadler.
        Drei Menschen, die sich nicht kennen, landen nach ihrem Tod in der Hölle, einer Hölle, die sie sich jedoch anders vorgestellt hatten. Sie werden zusammen in einen Raum gesperrt, den sie sich auf ewig teilen müssen, der sie ausweglos aneinander kettet und schon bald reift in ihnen die Erkenntnis, dass es für die Hölle keine Folterinstrumente braucht …
    „Wenn meine Beziehungen schlecht sind, begebe ich mich in die totale Abhängigkeit von anderen. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle. Und es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen.“ Jean-Paul Sartre
        Es spielen: Dany Knechtel, Marie-Christin Schwab, Michael Hörner und Martin Seeburg."

    Werkorientierte Interpretation: Zum Höllenerleben bedarf es nicht viel: Ein karger, enger Raum und drei Menschen, die sich wechselseitig ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht erfüllen können oder wollen, ständig auf einander hocken, sich ununterbrochen wechselseitig ausgesetzt sind, die nicht schlafen dürfen, aber noch mitkriegen können, was auf der Erde in ihrem früheren Lebensumfeld vor sich geht. So muss die zentrale Aussage des Stückes auch gar nicht mühsam gesucht und interpretiert werden, sondern sie wird im Stück selbst direkt verkündet: "Die Hölle, das sind die anderen." Dieser Satz allein hätte wahrscheinlich genügt, um das Stück berühmt zu machen. Damit gerät die Höllenvorstellung ziemlich in die Nähe des gewöhnlichen Lebens auf der Erde. Die Hölle ist gar nicht so weit weg und damit wird ein wenig mit dem ewigen Leben als ewiger Hölle gespielt und mit der atheistischen Idee, wie schön doch ein "richtiger"  Tod als wirkliches und endgültiges Ende sein könnte.
        Aber auch ein Kernelement der existentialistischen Philosophie kommt nicht zu kurz, wenn  klar verkündet wird, was einer gewollt hat, wird dadurch bewiesen, wie er gehandelt, was einer gemacht hat. Radikal formuliert: Der Mensch ist nichts anderes als seine (Nicht-) Handlungen. Er ist nicht, was er wünscht, sehnt, begehrt, fantasiert oder tagträumt, er existiert nur in der Tat.
        Ein "gefundenes Fressen" für die PsychologIn ist natürlich Sartres Unglücksdiagnose: der Mensch (selbst) in seinem Unvermögen, befriedigende Beziehungen zu gestalten. Und selbst der Titel spricht schon interpretative Bände: die geschlossene - nicht offene - Gesellschaft beinhaltet die Hölle. Und eine Steigerung ist noch: das Sehen der Möglichkeiten bei gleichzeitigem Unvermögen, sie zu nutzen.

    Eindrücke: Mit sparsamsten Mitteln, wie schon in der Konstruktion des Stückes vorgegeben war, wurde eine überzeugende Darstellung geboten, die das Publikum am Ende zu lange anhaltendem Beifall (mit pfeifen, rufen, johlen, trampeln) veranlasste.



    Literatur (Auswahl)


     

    • Sartre, Jean-Paul (1986).  Geschlossene Gesellschaft: Stück in einem Akt. (Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Theaterstücke 3). Übersetzt von Traugott König. Reinbek: Rowohlt.
    • Krauss, Bernd (2008). Lektüreschlüssel zu Jean-Paul Sartre: Huis clos von Jean-Paul Sartre. Dietzingen: Reclam.


    Allgemeine Theaterliteratur.

    • Sucher, C. Bernd  (1996). dtv-Lexikon Theater. Sachlexikon. München: dtv.
    • Sucher, C. Bernd  (1999). dtv-Lexikon Theater. Personenlexikon. München: dtv.
    • Beide Bände vereinigt in der Digitalen Bibliothek Bd. 64.




    Links (Auswahl: beachte)

    Allgemeine Theater-Links:
        Veränderte URLs ohne Weiterleitung wurden entlinkt.

    • Die Deutsche Bühne * Perlentaucher. * Theater Heute * Theater-Index. * Theaterkritik (Kultur Online). * Theaterlexikon: [PDF] * Theater Online , DU, (Links). * Theater-Paradies-Deutschland. * ZDF-Theaterkanal. * SR-Online. * Berliner Schauspielschule Theaterkritiken: Online.* 3sat Theater. * Dramaturgie: [W] * Theaterstück [W.Drama]
     
    Theaterlinks Erlangen: Studiobühne * Theater Erlangen *

    Links zum Stück (Auswahl):
        Veränderte URLs ohne Weiterleitung wurden entlinkt.

    • Kritik in den Erlanger Nachrichten am Samstag, den 20.3.2010.
    • Sartre-Gesellschaft:
    • Wikipedia. * Bildungsserver *
    • Odyseetheater.
    • Besprechung Maxim Gorki Theater, Berlin (mp3).
    • Schaubühne Sindelfingen.
    • Tourneetheater Hamburg: "Geschlossene Gesellschaft. "Drei Menschen, zwei Frauen und ein Mann, die sich nie in ihrem Leben begegnet sind, müssen für immer in einem Zimmer zusammenbleiben. Sie sind in der Hölle. Jean – Paul Sartres aufschlussreiches Stück über die menschlichen Beziehungen und Abhängigkeiten ist in der Inszenierung des Tourneetheater Hamburg in eine moderne Spielart der Unterwelt übertragen worden. In dem „wohligen“ Ambiente einer „Wellness - Landschaft“ erleben die drei Verdammten ihre Abhängigkeit und Unfähigkeit, einander etwas zu geben. Angeödet von drei Fitnessgeräten loten sie bei den anderen die Schwächen aus und bereiten sich in wechselnden Bündnissen alle Qualen der Demaskierung. Jeder von ihnen ist davon abhängig, wie der andere ihn sieht, gefangen in dem Bild, das andere sich von ihm machen. Daraus entsteht die Neigung zur Unaufrichtigkeit, zur Täuschung des anderen. Garcin, der frauenquälende Feigling, Estelle, die Kindermörderin, die selbst so gerne ein Kind wäre, Ines, die abgebrühte Lesbe, die das Elend am schärfsten analysiert, aber nicht aus ihrer Haut kann – die Charaktere sind von der Unterwelt so ausgewählt, dass sie einander nicht helfen können. Das Stück bietet Raum für alle möglichen menschlichen Zustände und Abgründe und die Inszenierung lotet sie aus – bis hin zu tragikkomischen und absurden Momenten. Es ist ein Theaterstück mit Tango, Tanz und Musik."
    • theaterszene KÖLN.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT = General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___
    Eindrücke. Meine "Eindrücke" von Theateraufführungen sind zwar an manchen Stellen gelegentlich kritisch, sind aber nicht als traditionelle Theaterkritiken misszuverstehen. Hierzu bin ich gar nicht ausgebildet und habe auch zu wenig Theaterkenntnis und -erfahrung. Ich kann also die vielfältige Leistung von Dramaturgie, Regie, Musik, Bühnentechnik und Darstellung, besonders der SchauspielerInnen gar nicht angemessen bewerten. Und deshalb möchte ich mich auch mit Eindrücken begnügen. Ich verlange vom Theater nicht mehr, als dass es Interesse weckt, berührt und zur Auseinandersetzung mit der Aufführung und dem ihm zugrunde liegenden Stück anregt.
    ___
    Werkorientierte Interpretation ist eine natürliche Idee, die sich viele KünstlerInnen auch wünschen, woran sich aber viele InterpretInnen nicht halten. Bei der werkorientierten Interpretation wird bewusst auf Rückgriffe auf andere Werke und die Biographie der KünstlerIn verzichtet.
        Jede Kritik ist eine Bewertung und verlangt daher, streng betrachtet, ein Bewertungsverfahren, das im allgemeinen aber unbekannt ist. So haftet der Kritik nicht selten etwas Willkürlich-Zufälliges und Subjektiv-Persönliches an. Daher besteht seit jeher ein spannungsvolles Verhältnis zwischen KünstlerIn und KritikerIn. Häufig spielen auch ganz profane - wenn auch selten zugegebene - Fragen eine Rolle: wie viel Platz steht für die Kritik zur Verfügung, wie schnell muss sie geschrieben sein, wie hoch ist das Honorar, was erwartet der Finanzier, die Redaktion, die LeserIn? Ist die KünstlerIn berühmt, hat sie Einfluss? Versteht, schätzt oder mag man sie?
        Die von uns bevorzugten 4 Grundsätze und Regeln werkorientierter Interpretation sind: (1) Inhaltsangabe, Hintergrund, Zeit- und Rahmenbedingungen und Verlauf der Handlung. (2) Leitmotive und Hauptthemen des Werkes. (3) Ausdrucksmittel: Sprache, Stil, Erwähnen und weg lassen, Dramaturgie und Spannung. (4) Besondere Analyse spezieller Themen. (5) Werkorientierte Wirkung und Interpretation der LeserInnen (Hierzu bringt W ein interessantes Zitat von Marcel Proust: "„In Wirklichkeit ist jeder Leser, wenn er liest, ein Leser nur seiner selbst. Das Werk des Schriftstellers ist dabei lediglich eine Art von optischem Instrument, das der Autor dem Leser reicht, damit er erkennen möge, was er in sich selbst vielleicht sonst nicht hätte erschauen können. Dass der Leser das, was das Buch aussagt, in sich selber erkennt, ist der Beweis für die Wahrheit eben dieses Buches und umgekehrt.“  – Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit 7: Die wiedergefundene Zeit".)
    ___


    Querverweise
    Standort: Studiobühne: Geschlossene Gesellschaft.
    *
    Überblick Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst in der IP-GIPT.
    Literatur- und Link- Liste zu den Seiten: Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Theater site:www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Studiobühne: Geschlossene Gesellschaft. Aus unserer Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/kunst/theater/SartreGG.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das direkte, zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen ist nicht gestattet. Zitate und Links sind natürlich willkommen. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.


      Ende_Studiobühne: Geschlossene Gesellschaft_Überblick_Rel. Aktuelles _Rel. Beständiges _Titelblatt_Konzept_ Archiv_ Region_Service-iec-verlag__Mail: sekretariat@sgipt.org___ Wichtiger Hinweis zu Links

    korrigiert: irs 25.03.10



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    01.04.15    Linkfehler geprüft und korrigiert.