Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPTDAS=16.12.2022
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 05.10.24
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
E-Mail: sekretariat@sgipt.org
_ Zitierung
& Copyright
Anfang_Erleben
und Erlebnis bei Gendlin und im Focusing_Datenschutz_Überblick__Rel.
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English
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* _ Wichtige
Hinweise zu Links und Empfehlungen
Willkommen in unserer Internet-Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine
Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:
Erleben und Erlebnis bei Gendlin
und im Focusing
Originalrecherche von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Zusammenfassung-Gendlin-und-Focusing
Bei Gendlin (1926-2017) geht es um ein ganz spezielles körperliches
Erleben ("Körperbewusstsein"), wofür er neue Worte und Begriffe
erfinden musste, den "felt sense" (körperliches Gefühl eines
möglichen Problemfeldes) und den "body shift", später "felt shift",
(körperliches Erleichterunggefühl nach dem Durcherleben und Verarbeiten
eines Problemfeldes), das typisch für Therapiefortschritte oder natürliche
und gesundheitsförderliche Lebensformen ist. Wesentlich ist das Weg
von den Worten, weg vom Intellektualisieren, weg vom Kognitiven, rational
Verkopftem. Spüren und erleben auf vorbegrifflichem
Niveau sind angesagt. Aufgrund der Bedeutung, die dieses Spüren
für Entwicklung, Heilung und Gesundheit nach jahrelangen Auswertungen
von Tonbandprotokollen hat, war es Gendlin ein Anliegen, hierfür einen
methodischen Zugang zu entwickeln, den jede lernen kann, u.a. durch sein
hier vorgestelltes Buch "Focusing", dt. 1981. Die auf jahrelanger Erfahrung
nach Auswertung von 1000enden von Therapietonbandprotokollen gegründete
Idee ist wohl, dass ein guter Draht zu seinem Körper und seinen Regungen
ein wichtiger Heil- oder Wohlbefindlichkeitsfaktor ist. Die Aufmerksamkeit
und Zuwendung zu den körperlichen Regungen kann eine Katharsis
("body/ felt shift") bewirken, die verhindert, dass Körperregungen
mehr und mehr einmauern und in der Folge womöglich sogar quasitraumatisierende
Wirkungen entfalten. Das DFI erläutert:
"Die erfolgreichen Klienten verlangsamten immer wieder ihr Sprechtempo
und drückten sich weniger klar aus. Sie begannen nach Worten zu suchen,
um das zu beschreiben, was sie im Moment DFIe2erlebten.
Sie hörten sich etwa so an: „ Hmm, ja, ... da ist Ärger ... hm,
nein, … es ist anders … ich bin wütend – ja das ist es, ich bin wütend!“
Ein DFIE2Aha-Erlebnis!" In
diesem Beispiel geht es allerdings nicht um Körperbewusstsein, sondern
um Worte und Begriffe für das Erleben zu finden, vielleicht
geht es eher um genau das. Man könnte sagen, dass es das große
Verdienst der Humanistischen
Psychologie und Psychotherapie war und ist, die Bedeutung
des Erlebens in den Mittelpunkt ihrer Theorie und Praxis gestellt zu haben.
Erleben im Englischen, Anglo-Amerikanischem
5 Beispiele der 60 Erwähnungen in https://www.focusingtherapy.org/PDFs/Gendlin/FOTbookexcerpts.pdf
-
Die Methode heißt im anglo-amerikanischen "Focusing-Oriented Psychotherapy:
A Manual of the Experiential Method"
-
There are many thousands of clients who experience
no major change through years (9 years, 14 years . . . ) of therapy, several
sessions a week
-
Two kinds of dead ends can happen in psychotherapy: The first occurs when
the therapy consists only of interpretation and inference without an experiential
process.
-
The field of psychotherapy today is very diverse. In recent years it has
been increasingly recognized that interpretations are not sufficient to
bring change because they usually lead to a dead-end discussion. The newer
therapies all have ways to engender actual experience, which can bypass
dead-end discussions. (These therapies often fall prey to the second dead
end; I discuss it in the next section.) Some therapists of the older orientations
are also adopting the newer techniques. Some contemporary psychoanalytic
authors are quite aware of the pitfall of dead-end discussions and add
ways to cope with it in their methods. Kohut's addition of Carl Rogers'
"reflection of feeling" enables patients to sense their concrete present
experiencing
and enter further into it. Many Jungian therapists have added Gestalt therapy's
"two chair" method (see Chapter 13). In every method there are some therapists
who are concerned with "the process" of therapy, that is to say, with just
how anything concrete actually happens.
-
In each method there are some therapists who know the bodily dimension
I speak about and some who do not. We are going to discuss exactly what
client and therapist can do when there is a dead end discussion in order
to bring about the concrete steps of experiential processing.
Fundstellen in Focusing
Zur Methode der Fundstellen-Textanalyse.
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis
Gendlin (1981) II, "4. Focusing-Manual
Der innere Akt des Focusing läßt sich in sechs Hauptteile
oder -bewegungen auf teilen. Sobald Sie darin einige Erfahrung haben, werden
Sie den Prozeß als ein Ganzes und nicht mehr in verschiedene Teile
zergliedert durchführen können. Diese Aufteilung läßt
ihn mechanischer erscheinen, als er ist oder als er Sie später anmuten
wird. Ich habe den Prozeß auf diese Weise unterteilt, weil ich aus
jahrelanger Erfahrung zu der Einsicht gekommen bin, daß es eine gute
Methode ist, Focusing zu vermitteln.
Betrachten Sie dieses Kapitel lediglich als Einführung. Später
werden wir diese Grundkenntnisse erweitern, vertiefen und aus anderen Blickwinkeln
betrachten. Schließlich - vielleicht nicht beim ersten Versuch, aber
am Ende - werden Sie die bereichernde neue Erfahrung einer inneren Bewegung
erleben
können. Zu Beginn gebe ich Ihnen die Anleitung zum Focusing in kurzer
Form, im nächsten Kapitel beschreibe ich die sechs Schritte ausführlicher,
erkläre und vertiefe sie.
-
1. Einen Raum schaffen. Erst bitte ich Sie, einmal ganz ruhig zu
sein. Entspannen Sie sich einen Moment. Nun achten Sie auf Ihr Inneres,
auf Ihren Körper, vielleicht auf Ihren Magen oder Ihre Brust. Achten
Sie darauf, was dort vor sich geht, wenn Sie fragen: „Wie steht es mit
meinem Leben? Was ist im Moment für mich das Wichtigste?“ Horchen
Sie auf Ihren Körper und lassen Sie die Antworten langsam von dort
kommen. Wenn etwas auftaucht, dringen Sie nicht hinein. Treten Sie einen
Schritt zurück, sagen Sie: „Ja, das ist da. Ich kann es hier fühlen.“
Lassen Sie einen kleinen Raum offen zwischen ihm und Ihnen. Dann fragen
Sie, was Sie sonst noch fühlen. Warten Sie erneut auf die Antwort.
Normalerweise sind es mehrere Dinge.
-
2. Felt Sense. Wählen Sie eines unter den soeben aufgetauchten
Probleme aus. Dringen Sie aber nicht hinein. Treten Sie einen Schritt zurück.;
Natürlich hat das Problem, mit dem Sie sich beschäftigen, viele
Aspekte - zu viele, um an jeden davon einzeln zu denken. Sie können
aber all diese Aspekte gleichzeitig fühlen. Achten Sie auf die Stelle,
an der Sie gewöhnlich Gefühle empfinden und sehen Sie, welches
Gefühl das Problem in seiner Gesamtheit in Ihnen auslöst. Lassen
Sie dieses komplex Gefühl auf sich wirken.
-
3. Finden eines „Griffs“. Welcher Artist dieser unklare „felt sense?“
Lesen Sie ein Wort, einen Satz, ein Bild aus dem „felt sense" entstehen,
kann ein Eigenschaftswort sein wie „eng, schmutzig, angsteinflößend,
blockiert, schwer, nervös", ein Satz oder ein Bild. Bleiben Sie in
Berührung mit dem „felt sense", bis Worte oder Bilder kommen, die
genau dazu passen.
-
4. Vergleich. Gehen Sie hin und her zwischen dem felt sense und
dem Wori (oder Satz oder Bild). Prüfen Sie, wie gut beide zusammenpassen.
Achten Sie darauf, ob ein kleines körperliches Signal Ihnen bestätigt,
daß Sie das richtige Wort gefunden haben.
Um das herauszufinden, müssen Sie sich sowohl den „felt sense"
als auch das Wort vergegenwärtigen.
Wenn sich der „felt sense" verändert, muß sich auch das
Wort oder das Bild verändern, bis es genau die Eigenschaft des „felt
sense" trifft.
-
5. Fragen. Nun fragen Sie: „Woran liegt es, daß dieses Problem
in mir dieses bestimmte Gefühl hervorruft? “(das Sie soeben benannt
oder mit einem Bild umschrieben haben).
Achten Sie dabei darauf, daß Sie den „felt sense" wieder spüren,
frisch; und lebendig (und nicht nur in der Erinnerung). Wenn er da ist,
berühren Sie ihn, fühlen Sie ihn, fragen Sie: „Was ist in diesem
Gefühl?" Sollten Sie darauf eine schnelle Antwort erhalten, ohne daß
ein „shift" im „felt sense" eintrifft, lassen Sie diese Antwort an sich
vorübergehen. Wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder Ihrem Körper
zu und suchen^ Sie den „feit sense" erneut. Dann fragen Sie wieder. Bleiben
Sie in Kontakt mit dem „feit sense", bis die Antwort mit einem „shift",
einer körperlichen. Erleichterung und Entspannung, eintrifft.
-
6. Aufnahme. Empfangen Sie alles, was mit einem „shift“ kommt, in
einer K entgegenkommenden Haltung. Lassen Sie es eine Weile auf sich wirken,
K uelbst dann, wenn es nur eine leichte Entspannung war. Was auch immer
kommt, es handelt sich nur um einen einzelnen „shift" unter mehreren, die
noch eintreffen werden. Nach einer kleinen Weile werden Sie Weiterfahren
wollen, doch vorerst halten Sie einen Moment ein.
Wenn Sie beim Lesen dieser Instruktionen irgendwo eine
kleine Weile damit verbracht haben, auf ein unklares, umfassendes körperliches
Empfinden eines Problems zu horchen, dann war das Focusing. Es spielt dabei
keine Rolle, ob ein „body shift" eintrat oder nicht. Er kommt ohne unser
Dazutun. Wir haben keine Kontrolle darüber."
Gebrauchsbeispiele
DFI Deutsches Focusing Institut (Abruf
15.12.2022) Kürzel DFI
"Focusing (von lat. focus „Mittelpunkt, Brennpunkt“) wurde von dem
amerikanischen Psychotherapeuten und Philosophen Eugene T. Gendlin entwickelt.
Die Focusing- Therapie fokussiert auf eine bestimmte Kategorie des DFIe1wkörperlichen
Erlebens dem Felt Sense, the vague behind awareness."
...
Gene Gendlin nannte im Jahr 1966 seine Weiterentwicklung des klientenzentrierten
Ansatzes nach Carl Rogers „experiential psychotherapy“ (DFIE1„erlebensorientierte
Psychotherapie“).
Jedoch beanspruchten immer mehr Therapeuten der unterschiedlichsten humanistischen
Schulen diesen Begriff ebenfalls für ihre Therapieformen. So änderte
Gendlin 1973 die Bezeichnung für seinen Ansatz in „focusing-oriented
psychotherapy“. In Deutschland haben Johannes Wiltschko und Klaus Renn
diesen Ansatz im intensiven persönlichen Austausch mit Gene Gendlin
weiterentwickelt. Seit 1988 nennen wir ihn „Focusing-Therapie“.
...
Nach dieser Vorarbeit verglichen die Forscher die Tonbänder, um
herauszufinden, was den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachte.
Die Hypothese des Teams war, die zentrale Ursache für Erfolg
oder Misserfolg liege beim Therapeuten: Je empathischer, authentischer
und warmherziger usw. der Therapeut, desto erfolgreicher die Therapie.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich folgerichtig beim Abhören
der Aufnahmen zunächst auf die Therapeuten. Sie konnten jedoch zwischen
den Therapeuten der erfolgreichen und nicht erfolgreichen Klienten keine
signifikanten Unterschiede feststellen. Daraufhin wandten sie sich stärker
den Klienten zu – und machten eine faszinierende Entdeckung: Diesmal fanden
sie Unterschiede, die schon in der ersten oder zweiten Therapiesitzung
erkennbar waren. Die erfolgreichen Klienten verlangsamten immer wieder
ihr Sprechtempo und drückten sich weniger klar aus. Sie begannen nach
Worten zu suchen, um das zu beschreiben, was sie im Moment DFIe2erlebten.
Sie hörten sich etwa so an: „ Hmm, ja, ... da ist Ärger ... hm,
nein, … es ist anders … ich bin wütend – ja das ist es, ich bin wütend!“
Ein DFIE2Aha-Erlebnis!
...
Dieser kleine Veränderungsschritt der Klienten war im Tonfall
ihrer Stimme zu hören. Die erfolgreichen Klienten sprachen aus gegenwärtigem
DFIe3Erleben
heraus und drückten sich vage-suchend aus. Sie machten mehr Sprechpausen
und formulierten nach diesem Innehalten etwas Genaueres mit frischen Bedeutungsnuancen.
Sie lokalisierten körperliche Empfindungen: „Hier im Brustraum drückt
es“, oder: „Dazu habe ich ein komisches Gefühl im Bauch“, oder: „Da
bekomme ich einen Kloß im Hals.“
Die erfolgreichen Klienten hatten zu ihrem gegenwärtigen
DFIe4Erleben
eine Beziehung und symbolisierten ihr DFIe5Erleben
bildhaft, sprachlich und gestisch. Sie waren empathisch zu sich selbst,
und sie bezogen sich auf ihr direktes DFIe6Erleben.
Die erfolglosen Klienten sprachen die ganze Therapiestunde über klar.
Sie teilten nichts von gegenwärtigen Körperempfindungen mit und
auch nichts von Gefühlen, die sich während der Sitzung wandelten.
Einige konnten ihre eigenen Probleme analysieren, sprachen über vergangene
Gefühle und Situationen. Andere weinten oder gingen ganz in Gefühlen
auf. Im Endeffekt war jedoch keine Veränderung bemerkbar. Diese Klienten
sprachen „über“ etwas oder gingen ganz in die Gefühle. Sie sprachen
„aus etwas heraus“, sie fanden keinen Ausdruck, der aus ihrem Herzens-
Bauchraum kam
Aus Siems (1986), S. 18f: "3. Was Focusing nicht ist
Leider neigen wir häufig dazu, in schwierigen oder problematischen
Situationen so destruktiv mit unserem inneren Erleben
umzugehen, daß Focusing und Veränderung unmöglich werden.
Mit diesen destruktiven Arten unserer Selbstkommunikation wollen wir uns
in diesem Kapitel auseinandersetzen. Vielleicht hast du diese destruktiven
Weisen in deinem Leben schon überwunden, dann kannst du dich freuen,
daß du heute anders mit dir umgehst. Vielleicht aber macht dieses
Kapitel einige Punkte deutlich, die bisher verhinderten, daß du so
weiterwächst, wie es dir gemäß ist.
Das Suchen nach Gründen
Wenn Menschen über sich nachdenken oder versuchen, ein persönliches
Problem zu lösen, beschäftigen sie sich meist mit der Frage:
«Warum ist das so?» Irgendwie scheinen sie davon auszugehen,
daß die Erkenntnis des Grundes irgend etwas verändern würde.
Auch wenn es dich schockiert oder verwirrt:
Das Erkennen von Gründen, ganz egal, wie richtig
oder falsch sie sind, verändert nichts
Die Tatsache, daß du weißt, daß du jetzt diese Angst
hast, weil dein Vater dich damals geschlagen hat oder: daß du jetzt
traurig bist, weil dein Über-Ich dir kritische Sätze sagt oder:
daß du weißt, daß du einen Ödipuskomplex hast usw.
usw. - das alles macht keinen Unterschied. Das einzige, was durch dieses
Analysieren und Suchen nach Gründen erreicht wird, ist, daß
dein Verstand etwas zu tun hat. Aber es verändert nichts in deinem
Erleben.
Es ist verständlich, daß wir so funktionieren.
Unser Verstand hat sich unter dem Zwang, unsere Umwelt zu bewältigen,
entwickelt, und daher rührt sein kausales Denken: A ist der Grund
von B, und B der Grund von C usw. Auf diese Weise hat unser Verstand u.
a. auch die Naturwissenschaften entwickelt, und wir haben gelernt, die
Natur be-greifen und beeinflussen zu können.
Dort hat der analytische Verstand auch seine Berechtigung
- aber unser inneres Erleben verändert
sich auf Grund von anderen Gesetz-[>19]mäßigkeiten. Und es ist
eher so, daß das Suchen nach Gründen geradezu die Funktion hat,
nicht mit unserem Erleben direkt in
Kontakt zu kommen. Anstatt zu spüren, wie es sich eigentlich genau
anfühlt, wenn wir verletzt wurden oder Schmerz spürten, fragen
wir uns, warum das wohl passiert ist. Das Suchen nach Gründen lenkt
uns von unserem Erleben ab.
Und was ist mit all den Berichten, die man aus der
populären psychologischen Literatur kennt, wo jemand ein Kindheitstrauma
erinnert oder ein anderer ein Geburtstrauma oder ein Trauma aus einem früheren
Leben, und sich dann ganz viel verändert?
Es ist zwar wahr, daß manche Menschen ein Kindheitstrauma oder
Geburtstrauma oder ein Trauma aus einem früheren Leben erinnern und
sich auf Grund des Erlebens dieser Erfahrungen
verändern. Das hat aber nichts damit zu tun, daß sie nun den
Grund für irgend etwas erkennen, sondern daß die Erinnerung
an die betreffende traumatische Szene sie so mit ihrem inneren
Erleben in Kontakt bringt, daß sich dieses bewegen
und verändern kann.
Erst ist unser inneres Erleben
da, etwa das Gefühl, ständig bedroht zu sein, und wenn wir dann
mit diesem felt sense arbeiten und ihn sich ausdrücken lassen, dann
kann eine Kindheitsszene helfen, daß sich dieses Implizite explizieren
kann und dadurch verändert. Aber wir können für dieses Explizieren
des vagen Gefühls die verschiedensten «psychischen Bühnen»
benutzen: Wir können mit Kindheitserinnerungen arbeiten, wie es die
Psychoanalyse tut. Wir können mit der Geburt arbeiten, wie es viele
Therapeuten tun, die das Geburtstrauma in das Zentrum der Arbeit stellen;
wir können das frühere Leben als Bühne der Explikation benutzen,
wie es Reinkarnationstherapeuten tun, und wir können auf der Ebene
des kollektiven Unbewußten und der Archetypen arbeiten, wie es die
Jungianischen Therapeuten tun. Aber auf all diesen Ebenen finden wir keine
Gründe für unser Erleben;
diese Ebenen können lediglich Bühnen sein, auf denen wir unser
vages Implizites sich explizieren lassen.
Wenn aber nun unser Gehirn so daran gewöhnt ist, Gründe zu
suchen, daß sich dieses Analysieren immer wieder einschleicht? Wir
brauchen nicht dagegen anzugehen und diese Neigung zu bekämpfen. Es
genügt, diesen Hang zum Analysieren zwar bewußt wahrzunehmen
, sich aber nicht mit diesem «Analysierer» in uns zu identifizieren.
Es ist ein Teil von uns - aber wir sind mehr als dieser Teil."
143 Fundstellen "erleb" in Strukturgebundenes Erleben
https://www.deutsches-focusing-institut.de/images/artikel-ueber-focusing/wiltschko-strukturgebundenes-erleben.pdf
Literatur
(Auswahl)
[Quelle]
In le Coutre, Christine (2016) findet man eine ausführliche, aktuelle
Literaturliste.
-
Bense, Alfons (1977) Erleben in der Gesprächspsychotherapie: d. Experiencing-Theorie
Gendlins in d. klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie. Beltz-Monographien:
Psychologie. Weinheim: Beltz.
-
Gendlin, E. T. (1973). Experiential Psychotherapie. In: CORSINI, R. (1973,
Ed.). Current psychotherapies. Itaca, Ill.
-
Gendlin, E. T. (dt. 1981, orig. 1978). Focusing. Salzburg: Müller.
-
Gendlin ET (1996) Focusing-Oriented Psychotherapy: A Manual of the
Experiential Method. Guildord Press. Auszug in wayback: https://web.archive.org/web/20230616053131/https://www.focusingtherapy.org/PDFs/Gendlin/FOTbookexcerpts.pdf
-
Gendlin ET [1996] Focusing-Orientierte Psychotherapie. Ein Handbuch der
erlebensbezogenen Methode. München, Pfeiffer
Gendlin, E.T. (1998). Focusing-orientierte Psychotherapie. Ein Handbuch
der erlebensbezogenen Methode. Stuttgart: Klett-Cotta.
-
Gendlin ET, Wiltschko J (1999) Focusing in der Praxis. Stuttgart, Pfeiffer
-
Gendlin, E. T. (1986). What comes after traditional psychotherapy research?
American Psychologist 41, 131 - 136.
-
Gendlin, Eugene T. , Schoeller, Donata (2016) Ein Prozess-Modell. 2.v.A.
Freiburg: Karl Alber
-
le Coutre, Christine (2016) Focusing
zum Ausprobieren. Eine Einführung für psychosoziale Berufe.
München. Reinhardt.
-
Siems, Martin (1986) Dein Körper weiß die Antwort. Focusing
als Methode der Selbsterfahrung. Eine praktische Anleitung. Reinbek: Rowohlt.
-
Sponsel, R. (1995) Handbuch Integrativer
Psychologischer Psychotherapie. Zur Theorie und Praxis der schulen- und
methodenübergreifenden Psychotherapie. Ein Beitrag zur Entmythologisierung
der Psychotherapieschulen. Mit einem 74-teiligen Reader zur Psychotherapie,
ihrer Geschichte, Forschung und Methodologie und 43 Fallbeispielen zur
Demonstration der allgemeinen psychologischen Heilmittellehre. Erlangen:
IEC-Verlag.
-
Wiltschko J (1991) Anfänger-Geist. Hinführungen zur Focusing-Therapie
I. Würzburg, DAF
-
Wiltschko J (1992) Von der Sprache zum Körper. Hinführungen zur
Focusing-Therapie II. Würzburg, DAF
-
Wiltschko J (1995) Focusing-Therapie. Studientexte 4. Würzburg: DAF
-
Wiltschko, Johannes (2008). Focusing und Philosophie : Eugene T.
Gendlin über die Praxis körperbezogenen Philosophierens. Wien:
Facultas.wuv
_
Links
(Auswahl)
https://www.deutsches-focusing-institut.de/weiterbildungen/focusing-therapie/was-ist-focusing-therapie
Heilmittel Focusing.
https://christianegeiser.ch/wp-content/uploads/2017/06/Der-Ko%CC%88rperbegriff-bei-Gendlin.pdf
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten:
GIPT= General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
BODY SHIFT {körperlich
empfundene Veränderung}:
"Es ist ein bestimmtes physisches Gefühl der Veränderung,
das Sie immer wieder erkennen werden, sobald Sie es einmal erlebt haben."
(1978, S. 18) Dem Veränderungserleben folge ein angenehmes Gefühl
und ein Gefühl der Erleichterung." Und S. 97: "9. Wenn Sie keinen
„shift“ erleben
Der „body shift“ findet meist in der dritten, vierten oder fünften
Focusing-Bewegung statt. Die dritte Bewegung ist diejenige, in welcher
Sie nach der Crux eines „felt sense" fragen, in der vierten und fünften
Bewegung lassen Sie neue Worte und Bilder aus der Crux kommen und prüfen,
ob diese Worte und Bilder ihrem „felt sense" entsprechen. (Wie ich schon
sagte, finden diese drei Bewegungen bei vielen Menschen gleichzeitig oder
in so [>98] schneller Folge statt, daß es nicht möglich- und
natürlich auch nicht nötig ist, sie auseinanderzuhalten.
Falls Sie in einer der Bewegungen steckenbleiben
oder überhaupt nicht damit beginnen können, soll Ihnen dieses
Kapitel weiterhelfen."
__
Felt sense Körperbewusstsein
(S.41). Der Felt Sense ist eine begriffliche Neuschöpfung für
vorbegriffliches Erleben. Der Felt sense ist kein Gefühl und keine
Empfindung, sondern ein körperlicher Regungskomplex, der (noch) keinen
Namen hat und vielleicht auch gar keinen bekommt, und nur mit metaphorischen,
symbolischen Um- und Beschreibungen kommuniziert werden kann.
Gendlin (1978), S. 97:
"DIE UNTERSCHEIDUNG EMOTION/,,FELT SENSE" IST
WESENTLICH
Wenn Sie einen „felt sense“ haben, ist es möglich,
daß weitere Emotionen daraus entstehen. Der „felt sense“ selbst ist
jedoch keine Emotion wie Wut, Angst, Haß, Freude oder Sorge. Er ist
eine Wahrnehmung der gesamten Gefühlslage, die viele Dinge umfaßt.
Eine Emotion kann darin enthalten sein oder daraus entstehen."
Gendlin (1978), S. 41:
"Ein „felt sense" ist keine geistige, sondern
eine physische Erfahrung, ein körperliches Wahmehmen einer Situation,
einer Person oder eines Ereignisses. Eine innere Aura, die alles umgibt,
was Sie zu einem bestimmten Gegenstand zu einer bestimmten Zeit fühlen
und wissen - sie umgibt es und teilt es Ihnen mit, nicht eines nach dem
andern, sondern alles auf einmal. Sie können es als Geschmack bezeichnen,
wenn Sie wollen, oder als musikalischen Akkord, den Sie als mächtigen,
vollen, runden Klang empfinden."
Gendlin
(1978), S. 42:
"Ein „felt sense“ tritt nicht in Form von Worten
oder Gedanken oder anderen getrennten Einheiten auf, sondern als umfassendes
(wenn auch oft. verwirrendes und komplexes) körperliches Gefühl.
Da sich ein „felt sense" nicht in Worten mitteilt, läßt er sich
auch nicht leicht in Worte fassen. Es ist, eine unbekannte, tiefliegende
Ebene des Bewußtseins, die die Psychotherapeuten (wie auch die meisten
andern Leute) bisher nicht beachtet haben.
Lassen Sie es mich anhand
eines Beispiels schildern. Denken Sie an zwei Personen, die eine wichtige
Rolle in Ihrem Leben spielen. Zwei ganz beliebige Personen. Nennen wir
sie John und Helen, aber Sie können diese Namen durch andere ersetzen.
Lassen Sie Ihre Gedanken um
diese beiden Leute kreisen. Achten Sie auf die innere Aura, die auftaucht,
wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf John richten, das Gefühl von „alles
über John". Dann achten Sie auf die ganz andere Aura von Helen.
Wenn Sie an jede dieser Personen
denken, setzt sich diese innere Aura nicht aus verschiedenen Daten zusammen,
die Sie in Ihren Gedanken bewußt aneinanderreihen. Wenn Sie an Helen
denken, fügen Sie nicht alle ihre äußeren und charakterlichen
Eigenschaften und Merkmale eines nach dem andern sorgsam zusammen. Sie
denken nicht: „Ah ja, Helen ist 1,65 m groß, hat blondes Haar und
braune Augen und ein kleines Muttermal neben ihrem Ohr, spricht mit hoher
Stimme, regt sich leicht auf, möchte Theaterstücke schreiben,
ißt gern chinesisch, sollte abnehmen.. Ebensowenig zählen Sie
alle Einzelheiten Ihrer Beziehung zu Helen auf.
Zweifellos gibt es Tausende
solcher Daten, die Helen so beschreiben, wie Sie sie kennen, doch diese
Tausende Einzelheiten werden nicht eines nach dem andern, als Gedanken,
geliefert. Nein, sie tauchen alle auf einmal auf, als Gefühl. Sie
kommen nicht aus Ihrem Bewußtsein. Die Empfindung „alles über
Helen“ - die all die tausend Einzelheiten einschließt, die Sie über
all die Jahre ihrer Beziehung zu ihr gesehen, gefühlt, erlebt und
in Erinnerung behalten haben - kommt als Einheit, als einzige große
Aura, die Sie in Ihrem Körper wahmehmen.
Bei dem Gefühl „alles
über John“ ist es ebenso. Es besteht aus einer langen Reihe von Daten:
wie John aussieht, wie er spricht, wie Sie ihn zum ersten Mal sahen, was
Sie von ihm erwarten, was er gestern sagte und was Sie ihm antworteten.
Die Menge der Informationen ist unüberblickbar - aber wenn Sie an
John denken, kommen alle wichtigen Erfahrungen und Empfindungen als Ganzes.
Wo sind alle diese Tausende
von Daten gespeichert? Nicht in Ihrem Gedächtnis, sondern in Ihrem
Körper. Der Körper ist ein biologischer Computer , der [>43]diese
ungeheure Ansammlung von Daten speichert und sie Ihnen sekundenschnell
liefert, wenn Sie sie abrufen oder wenn sie durch ein äußeres
Ereignis abgerufen werden. Ihr Gedächtnis ist nicht fähig, alle
diese Informationen zu bewahren, oder sie Ihnen in solcher Geschwindigkeit
zu liefern. Es würde alle Jahre Ihres restlichen Lebens beanspruchen,
wollten Sie alle Einzelheiten, die Sie über Helen und Ihre Beziehung
zu ihr wissen, aufzählen. Ihr Körper aber liefert „alles über
Helen“ in einer einzigen großen reichen, komplexen Empfindung, einem
einzigen „feit sense“.
Denken Sie nun an Ihre eigenen
Reaktionen, wenn Sie mit Helen sprechen oder wenn Sie mit John sprechen.
Sie ve rändern sich innerlich - nicht wahr? Sie können
den Unterschied in sich fühlen. Wenn Sie mit Helen al¬lein sprechen
und John unerwartet das Zimmer betritt, können Sie fühlen, wie
Sie sich verändern. Ihr „feit sense" über John ist nun auch da,
neben dem „feit sense“ über Helen.
Diese Veränderungen in
Ihnen werden nicht bewußt erzeugt. Sie denken nicht: „Ah ja, das
ist Helen, bei ihr muß ich mich so und so verhalten.“ Wenn Sie sich
selber fragen: „Weshalb verhalte ich mich bei Helen so und bei John so?“,
liegt die Antwort nicht in Ihrem Bewußtsein. Nur Ihr Körper
weiß es.
Ein „felt sense" ist keine
Emotion. Er enthält emotionale Komponenten wie auch sachliche Komponenten.
Aber er ist mehr als eine bloße Emotion, komplexer — und viel schwieriger
in Worte zu fassen.
Ihr „felt sense“ über
Helen zum Beispiel schließt wahrscheinlich eine ganze Reihe von Emotionen
ein, die Sie bei verschiedenen Gelegenheiten, da Sie mit ihr zusammen waren,
empfunden hatten. Vielleicht ist eine dieser Emotionen in Ihrer Beziehung
zu ihr zu diesem bestimmten Zeitpunkt vorherrschend. Nehmen wir an, die
momentan dominierende Emotion sei Ärger. Sie stritten gestern abend
heftig mit ihr, und jetzt ist das erste, das Ihnen in den Sinn kommt, wenn
Sie an Helen denken, der Ärger. Diese Emotion ist aber nicht der „feit
sense“ — ist nicht „alles über Helen“. ..."
__
Körpererleben
Aus dem Körpererleben einen Fokus auswählen,
der interessiert.
1. Aufmerksamkeit auf
das Körperinnere lenken und die Empfindungen, Gefühle und das
Körpererleben erfassen.
Versuchen Sie bitte, vom Denken und Verstand in Ihrem Bewusstsein
wegzukommen. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit bitte auf Ihren Körper.
Spüren und horchen Sie in Ihren Körper hinein. Lassen Sie alles
zu. Versuchen Sie Ihre Empfindungen, Gefühle, Ihr Körperbefinden
zu erfassen. Lassen Sie alles zu. Schließen Sie absichtlich nichts
aus. Nehmen Sie bitte alles was kommt. Bleiben Sie bitte 1 - 2 Minuten
dabei. [Quelle]
__
Querverweise
Standort: Erleben und Erlebnis bei Gendlin
und im Focusing.
*
Heilmittel Focusing.
Haupt- und Verteilerseite
Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
Zur Methode der Fundstellen-Textanalyse.
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Erleben und Erlebnis bei Gendlin und im Focusing. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Gendlin.htm
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korrigiert:
Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
05.10.2024 Nachtrag
wayback quelle für Auszug 1996.
16.12.2022 Vorläufiger
Abschluss. Ins Netz (muss noch kontrolliert und korrigiert werden)
15.12.2022 Ausarbeitungen,
Anlage Zusammenfassung.
14.12.2022 Angelegt,
erste Ausarbeitungen.
Intern: Erste Sichtung nicht überzeugend:
-
Sachse, Rainer & Fasbender, Jana () Focusing: Eine Therapietechnik
zur Repräsentation affektiver Schemata [Online]