Galerie der Uroboros = Ourobórus
in Alchemie, Kultur, Kunst,
Mythos und Religion
Illustrationen zur Arbeit Symbolik der Uroboros
(gr. Schreibweise: Ourobórus)
aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
Überblick:
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Westafrikanischer Uroboros Darstellung (nach J. C. Cooper) |
Grabplatte Johann Gottfired von Herder (1744-1803) mit Uroboros Symbol in der Stadtkirche St. Peter und Paul in Weimar. |
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Oben: Vergrößerter Ausschnitt aus einem Kupferstich aus Michael Maiers (1568-1622) Buch Viatorium, das als Meisterwerk alchemistischer Ikonographie gilt. Untypischer Äsculabstab (oder Hermesstab?) mit zwei Schlangen, uroborosartig verschlungen. Maier war Leibarzt Kaiser Rudolfs II, er soll in der Tradition des Paracelsus gestanden haben und ein führender Anhänger der Rosenkreuzer gewesen sein. Sekundärquelle (auch für das Bild links): Krätz, Otto (1990). 7000 Jahre Chemie. München: Callwey. Links: Alchemistische Handschrift 1550 (Universitätsbibliothek Basel). Aus dem Uroboros, Symbol des Werdens und Vergehens, gehen die Blumen der Weisheit hervor, Symbole des Steins der Weisen. |
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Aus Eleazaris, R. Abrahami (1760). Uraltes Chymisches Werk. Sekundärquelle Karl Scherf (1965), S. 176. Links: Doppel- Uroboros, offenbar ein Repräsentant des Bösen, Teuflischen und einer des Guten, Göttlichen miteinander verbunden. |
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Uroboros Drachen: In Asien werden Drachen und Schlangen meist zusammengefaßt. |
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Quellen und Fundstellen zur Uroboros Symbolik:
Der Uroboros war Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende ein wichtiges Symbol der Alchemie und viele Alchemiebücher enthielten Uroborosdarstellungen. Auf diese historische Tatsache weisen Karl Scherf (1965), S. Mahdihassan, H. E. Fierz-David und J. Read hin. In Karl Scherf (1965) sind zwei Abbildungen aus dem Werk: Eleazaris, R. Abrahami (1760). Uraltes Chymisches Werk. Leipzig. Auch Otto Krätz (1990, 1999, S. 158) führt aus: "Neben dem Ouroborus war keine Allegorie der Alchemie so wichtig wie jene von der chymischen Hochzeit."
Aus: Lurker,
Manfred (1983, S. 723f). Uroboros in: Wörterbuch der Symbolik.
Stuttgart:
Kröner.
"Uroboros (griech. oura = Schweif, boros = verschlingend),
sich in den Schwanz beißende Schlange. Vor allem Symbol der > Ewigkeit:
auf altägyptischen Särgen, in der Gnosis, in der Emblematik und
in esoterischen Bünden (Freimaurer, Theosophen); auch > alchemistisches
Symbol der sich wandelnden Materie. Als U. erscheint der ringförmige
Ozean im Mythos westafrikan. Stämme und bei den Germanen (die Midgardschlange
als jörmungard = Erdumgürterin). Der U. kann auch
ein Bild dessen sein, was vor der Schöpfung war, als die Gegensätze
noch nicht unterschieden waren, im kosmischen wie im psychischen Sinne
ein Symbol des Ursprungs. Bei Horapollo (selecta hieroglyphica, 1597)
wird der die Gegensätze (Sonne und Mond) vereinigende U. als ringförmig
gebogener Vogel mit dem Unterkörper einer Schlange dargestellt. [Lr]
K. Preisendanz Aus der Geschichte des U. (Brauch u. Sinnbild
Fs. E. Fehrle), 1940; W. Kemp, U. (LChrI 4) 1972."
Aus: Cooper,
J. C. (dt. 1986, orig. 1978, S. 202f). Uroboros in: Illustriertes
Lexikon der traditionellen Symbole. Ohne Ort: Drei Lilien. Kulturen
(im Originaltext kursiv) fett von mir gekennzeichnet.
"Uroboros. Dargestellt als Schlange oder Drache, sich in den
eigenen Schwanz beißend. »Mein Ende ist mein Anfang«.
Symbolisiert das Undifferenzierte; die Totalität; uranfängliche
Einheit; Selbstgenügsamkeit. Er zeugt, ehelicht, befruchtet und tötet
sich selbst. Er ist der Zyklus von Desintegration und Reintegration; von
Kraft, die sich fortwährend verbraucht und erneuert; der ewige Kreislauf,
zyklische Zeit: die vereinten uranfänglichen Eltern; der Androgyn;
die uranfänglichen Wasser; die Finsternis vor der Schöpfung;
die Behinderung der vollen Entfaltung des Universums vor dem Kommen des
Lichts; die Möglichkeit vor der Verwirklichung. In der Grabkunst stellt
der Uroboros Unsterblichkeit, Ewigkeit und Weisheit dar. In vielen Mythen
umschließt er die ganze Welt und ist der Lauf der Wasser, die die
Erde umkreisen. Er kann die Welt tragen und auch erhalten und kann Tod
in das Leben bringen, aber auch Leben in den Tod. Scheinbar unbeweglich,
ist er andererseits ein perpetuum mobile, immerzu auf sich selbst
zurückprallend. In der orphischen Kosmologie umschließt
er das Welten-Ei. Macrobius bringt ihn mit der Bewegung der Sonne in Verbindung.
Alpha und Omega werden häufig mit dem Uroboros dargestellt. Ägypt.:
Der Kreis des Universums; der Pfad des Sonnengottes. Alchimist.:
Die ungeminderte Kraft der Natur; verborgene Macht; die nicht geformte
materia;
das opus circulare von chemischen Substanzen im hermetischen Gefäß.
Buddhist.:
Das Rad des samsara.
Griech.: In der orphischen Symbolik
ist er der Kreis um das Welten-Ei und ist das Äon, die Lebensspanne
des Universums. Hinduist.: Das Rad des samsara. Als verborgene
Energie teilt der Uroboros die Symbolik des kundalini. Sumero-semit.:
Das All-Eine."
Aus: Bonin,
Werner F. (1981). Stichwort Uroboros. In: Lexikon der Parapsychologie
und ihrer Grenzgebiete. Frankfurt: Fischer (Seite 512): "Uroboros, die
sich in den Schwanz beißende Schlange, kosmisch und psychisch ein
Symbol des Anfangs, als die Gegensätze noch nicht unterschieden waren.
Zugl. ist der U. ein Zeichen der Ewigkeit (Ring ohne Anfang und Ende) und
— bei den Germanen (Mitgardschlange) und in Westafrika — das die Erde ringförmig
umspielende Meer. Gelegentlich wird der Tierkreis als U. gedeutet.
Literatur: Eliade (M. Kosmos und Geschichte. Reinbek) 1966;Evola
(J. La tradition hermétique. Paris) 1962"
1. Geometrie, Raum, Topologie:
1.1 Ring, Kreis, Kreisring. Ringförmig, kreisförmig,
rund.
1.2 Umhüllung. Innen und außen.
1.3 Kopf = Anfang (nicht zwingend)
1.4 Schwanzende = Ende (nicht zwingend)
2. Biologie, Verhalten:
2.1 Lebewesen, Tier, Reptil, Schlange
2.2 Organisch-1: Das Leben lebt von sich selbst.
2.3 Organisch-2: Das Leben verzehrt sich selbst.
2.4 Organisch-3: Autoaggressive Hypothese: ein Lebewesen frißt
sich selbst.
3. Allgemeine symbolische Hypothesen (teilweise richtungsabhängig):
3.1 Anfang und Ende berühren sich
3.2 Anfang und Ende vereinen sich
3.3 Anfang und Ende gehen ineinander über.
3.4 Der Anfang kehrt zum Ende zurück.
3.5 Das Ende ist wieder ein Anfang.
3.6 Kreislauf der Vorgänge. Ewige Wiederkehr
4. Kulturell-Symbolische Hypothesen
Zur Allgemeinen und Integrativen
Symboltheorie
Sie hängen ab von der Kultur, die den Erlebnisraum prägt
und beeinflußt.
Der Uroboros ist neben dem Stein der Weisen das wichtigstes und häufigste
Symbol in der Alchemie, die den Chemikern und überhaupt den wissenschaftliche
Gebildeten des 19. Jahrhunderts, so der Wissenschaftshistoriker Meinel,
völlig geläufig war. Zum Beispiel zur Symbolik des sich in
den eigenen Schwanz beißend für den Kulturraum Deutschland
(um das Jahr 2000). Sprichwörtliches: zu keinem Ergebnis kommen, unlösbar,
nicht fertig werden, zu keinem Ende kommen, wieder zum Anfang zurückkehren,
da stehen, wo man schon war, nicht weiterkommen. Eine andere Deutungslinie
ist: ohne Anfang und Ende, Kreislauf, ewig, zirkulär und Zirkularität.
Oder: Sich selbst verzehren, sich selbst genug sein. Oder: rund, vollkommen
... ... ...
Fachspezifische Anmerkung: Kreisförmige Prozesse, bei denen es keinen Sinn macht, nach einem Anfang, nach Vorgänger und Nachfolger, nach Ursache und Wirkung zu suchen, spielen als methodologische Grundidee in der Kommunikations- und Familientherapie (Watzlawick et al.) eine wichtige Rolle. Die Idee eines kreisförmigen Prozesses erlaubt und gebietet nämlich sofort, von der Diskussion wer schuld ist oder angefangen hat, wegzukommen. Aus dem Nutzen der Idee darf man natürlich nicht schließen, daß es allgemein und immer falsch wäre, nach einem Anfang, Vorgänger, Schuldigen oder nach einer Ursache zu suchen. Das wiederum hieße, das Kind mit dem Badewasser auszuschütten und in Vulgärkonstruktivismus zu verfallen.
5. Sozialisationsbedingte Hypothesen
Sie hängen ab von der Erziehung und dem Aufwuchsmilieu.
6. Individuelle Hypothesen
Sie hängen von der individuellen Erfahrung, Bildung und Interessenlage
ab.
Zusammenfassung: GIPT-Deutung des Uroboros in Kekulés Halbtraum
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